FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek der Erzabtei St. Peter

Adresse. St. Peter Bezirk, Mühlenhof, 5010 Salzburg;
Postadresse: Postfach 113, 5010 Salzburg
Telefon. (0662) 84 45 76-58

Unterhaltsträger. Benediktiner-Erzabtei St. Peter
Funktionen. Öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliothek; Stiftsbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Ordensgeschichte, Geisteswissenschaften. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Musikalien.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr und 14-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte.
Gedruckte Information. Bibliotheksordnung (Faltblatt).
Hinweise für anreisende Benützer. Der St. Peter-Bezirk liegt in der (linken) Altstadt in Dom-Nähe. Buslinien 1 und 2 bis Station Herbert-von-Karajan-Platz, Fußweg über den Kapitelplatz in Richtung Petersfriedhof. Bibliothekseingang im Mühlenhof, mittleres Arkadentor.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Ein Gründungsdatum der Bibliothek ist nicht überliefert. Wenn man nach dem ältesten, im Kloster verwahrten Kodex, dem 784 geschriebenen Verbrüderungsbuch von St. Peter urteilte, so könnte sie unter Abtbischof Virgil (reg. 746/747-784) gegründet worden sein. Traditionell wird die Gründung der ersten Bibliothek mit dem Salzburger Erzbischof und Abt von St. Peter, Arno (reg. 785-821), in Verbindung gebracht. Sowohl in seiner Vita als auch in einem Carmen Alcuini ist davon die Rede, daß 150 Kodizes angeschafft wurden bzw. daß nahe dem Peterskeller der Eingang zur Schulbibliothek läge.

1.2 Im Laufe des 10. Jhs wurde der den Domkanonikern und Mönchen gemeinsame Bücherschatz aufgeteilt. Eine Liste aus dem 12. Jh führt 244 Nummern an und differenziert zwischen der Mönchsbibliothek und der Schulbibliothek von St. Peter; dazu kam im 13. Jh eine separate Registratur, in welcher ebenfalls Kodizes verwahrt wurden. Die Einführung der sogenannten Melker Reform 1431 wirkte sich auch auf das Bibliotheksgeschehen aus; im zweiten Viertel des 15. Jhs wurde fast der gesamte Handschriftenbestand neu gebunden und mit Signaturen versehen.

1.3 Abt Wolfgang Walcher (reg. 1502-1518) veranlaßte den Bau eines neuen Bibliotheksraumes. Neben dem Ankauf von 164 Drucken gab er ebenso noch Hss. an die Libreria in Auftrag. Abt Martin Hattinger (reg. 1584-1615) ließ um 1603 die Bibliothek in das Attikageschoß des am heutigen Kapitelplatz gelegenen Noviziatstraktes über dem Studiersaal, dem sogenannten Musäum, bringen. Er richtete sich in der Prälatur eine eigene Bibliothek ein, für die er um 3000 Gulden Bücher anschaffte.

1.4 Seit der Errichtung des (späteren Akademischen) Gymnasiums (1617) unter Fürsterzbischof Marcus Sitticus von Hohenems (reg. 1612-1619) und der Gründung der Salzburger Benediktiner-Universität (1622) unter Fürsterzbischof Paris Graf Lodron (reg. 1619-1653) unterstützten die Äbte von St. Peter diese Lehranstalten und überließen der Universität Bücher und finanzielle Mittel. Zahlreiche Konventualen des 17. und 18. Jhs erhielten hier ihre akademische Ausbildung, hatten Lehraufträge und waren oft gleichzeitig in der Stiftsbibliothek tätig, unter ihnen z. B. Franz Mezger (Bibliothekar 1659-1666), Oddo von Gutrath(er) (1735 Bibliothekar der Stifts-, 1744-1748 der Universitätsbibliothek), Beda Seeauer (Bibliothekar 1769-1775) und der letzte Rektor der Benediktiner-Universität, Corbinian Gärtner (Bibliothekar 1812-1824).

1.5 1639 vermachte die Witwe des Juristen Jeremias Knoll dessen Bibliothek dem Stift unter der Auflage, daß sowohl Advokaten als auch arme Studenten Zugang zu den Büchern erhalten sollten. 1653 wurde der erste Saal der Oberen Bibliothek über der mittelalterlichen Veits- oder Marienkapelle der Benützung übergeben. 1660 erweiterte Abt Amand Pachler (reg. 1657-1673) die Räumlichkeiten um einen zweiten Saal. Er fertigte auch zwei Kataloge an, die heute verschollen sind.

1.6 Um 1700 genügte die Obere Bibliothek nicht mehr den Anforderungen. Ein Teil der Bücher fand in der Unteren Bibliothek, der sogenannten Zellenbibliothek - 7 Räume mit offenem Durchgang - Aufstellung. Die Obere Bibliothek wurde in 20 Armarien, nach den vier Fakultäten geordnet, aufgeteilt; auch die Anordnung der Unteren Bibliothek dürfte diesem Schema tsprochen haben. Die bis 1772 abgeschlossene Ausgestaltung der Räume mit Deckenbildern, Emblemen, Lemmata und den Wappen der Barockäbte belief sich auf 6000 Gulden. Darüber hinaus wurden die Bestände nochmals einer Neuordnung unterzogen, wobei die Gliederung nach dem theologischen Stellenwert der Werke in sieben Kategorien erfolgte: (I) Sacra Scriptura, (II) Patres, Theologia, (III) Jus, (IV) Historia, (V) Philosophia, (VI) Philologia, (VII) Miscellanea und Libri prohibiti. Der Umgruppierung tsprechend entstand ein siebenbändiger Katalog. Auch für die bisher unzureichend erfaßten Hss. und Frühdrucke wurden Kataloge erstellt.

1.7 1790 ließ sich Abt Dominikus von Hagenauer (reg. 1786-1811) in der Prälatur einen Bibliotheksraum für seine eigene, 935 Volumina umfassende Büchersammlung einrichten. Die 1793 erschienene Beschreibung der hochfürstlich-erzbischöflichen-Salzburgischen Haupt- und Residenzstadt von Lorenz Hübner erwähnt die Stiftsbibliothek und gibt den Umfang mit etwa 32.000 Bdn an (17.000 oder 18.000 Bde in der Oberen Bibliothek, 14.000 in der neuen Unteren Bibliothek). Im Zuge der Napoleonischen Kriege verlor die Bibliothek u. a. 36 Kodizes, die sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek befinden. 1803 öffnete Abt Hagenauer die Stiftsbibliothek - gleichzeitig mit der Universitäts- und Hofbibliothek - auch für Studenten.

1.8 Im selben Jahr beschloß der neue Landesherr, Kurfürst Ferdinand I. von Salzburg, die Lange Galerie bey Hof, die im Konventtrakt von St. Peter untergebracht ist, als seine Hofbibliothek zu benützen und erbat vom Kloster dafür personelle Unterstützung. Die damals angefertigten Schränke schenkte Kaiser Franz I. 1822 dem Stift; sie dienten zur Aufstellung einer reichhaltigen Mineralien- und Vogelsammlung. In der ersten Hälfte des 19. Jhs wurden mehrere Kataloge angelegt. Grundlegende Neuordnungen waren jedoch erst mit der Erstellung eines 13bändigen Gesamtkataloges (1872-1886) durch Johann Baptist Naef verbunden. Über diese Bestände wurden 1910 bzw. 1912 Teil-Kataloge angefertigt, die bis heute in Gebrauch sind.

1.9 Abt Willibald Hauthaler (reg. 1901-1922) ließ den gesamten Handschriftenbestand in das Abtei-Archiv bringen und einheitlich signieren. Der Versuch, den Druckschriftenkatalog auf handschriftliche Zettelkataloge nach den Preußischen Instruktionen umzustellen, mißlang, da die Kataloge 1942 immer noch nicht abgeschlossen waren und heute nur mehr Relikte vorhanden sind. Mit der Auflösung des stiftseigenen Chores 1923 wurden erstmals auch die Musikalienbestände, die bereits 1822 katalogisiert worden waren, in die Bibliothek einbezogen. Von 1926 bis 1942 führte das Kloster eine eigene Buchbinderei.

1.10 In der Zwischenkriegszeit erlitt die Stiftsbibliothek durch Notverkäufe ihre größten Verluste. In der Amtszeit Abt Jakobus Reimers (1931-1956) mußten 586 Bde Inkunabeln und Hss. verkauft werden. Während der Zeit der Aufhebung des Klosters durch die Nationalsozialisten 1942-1945 wurden die Bestände von Archiv und Bibliothek dem Reichsgauarchiv und der Studienbibliothek Salzburg bzw. die Musikalien dem Mozarteum übertragen. Die Hss. und Teile des Archivs mußten in den letzten Kriegstagen in das Dürrnberger Salzbergwerk ausgelagert werden. Diese Bestände gelangten erst 1948 zurück, ein Teil fiel Plünderungen zum Opfer.

1.11 1949 wurde mit der Arbeit an einem Gesamtkatalog nach den Preußischen Instruktionen begonnen (noch nicht abgeschlossen). 1958 erhielt die Obere Bibliothek einen modernen Bücherspeicher. Ein mit Sicherheitstüren und Alarmanlage ausgestatteter Handschriften- und Inkunabelraum wurde 1973 geschaffen, 1987 ein Bibliotheksraum zur Aufstellung der Frühdrucke adaptiert. Seit der Übersiedlung des Salzburger Landesarchives 1969 und dem damit verbundenen Freiwerden von Räumlichkeiten hat die Stiftsbibliothek einen außerhalb der Klausur liegenden Eingang, seit 1975 steht der erste Saal der Oberen Bibliothek als Lesesaal zur Verfügung. Die Musikaliensammlung bzw. das Stiftsarchiv sind seit 1987 öffentlich benützbar. Nicht öffentlich zugänglich sind lediglich die Klerikatsbibliothek und die Bibliothek des Liturgischen Institutes.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand von rund 90.000 Titeln verteilt sich auf mehrere Aufstellungsorte bzw. Sammlungen. Die Untere Bibliothek (Zellenbibliothek) weist 12.239 Titel auf. Die Obere Bibliothek umfaßt den Bibliotheksspeicher (7796 Titel), den Lesesaal (3000 Titel) und die Novissima (21.028 Titel); nicht katalogisiert sind ca. 18.000 bibliographische Einheiten bzw. 1500 Frühdrucke. Das Musikarchiv enthält 2493 Hss. und etwa 15.000 Drucke, von denen 2890 bereits katalogisiert sind. Dazu kommen die Klerikatsbibliothek (5000 Titel) und die Bibliothek des Institutum Liturgicum (976 katalogisierte Werke, etwa 3000 nicht erfaßt) sowie 2000 Periodika.

2.2 Der historische Bestand - die 884 Inkunabeln und das Musikarchiv ausgenommen - beläuft sich auf ca. 43.500 Titel (7200 Werke aus dem 16. Jh, 8200 aus dem 17. Jh, 17.000 aus dem 18. Jh und 11.000 aus dem 19. Jh). 21.700 Titel entfallen auf die lateinische Sprache, 18.700 sind in Deutsch, 1150 in Italienisch, 1100 in Französisch und 380 in Griechisch verfaßt. 490 liegen in anderen Sprachen vor. Die Zahlen wurden anhand der Einträge des Naef-Kataloges nach den Buchstaben A bis O (ca. 65 Prozent des Gesamtbestandes) erhoben, hochgerechnet und gerundet.

Systematische Übersicht

2.3 Als Quelle zur systematischen Beschreibung des Bestandes diente der thematische Zettelkatalog der Oberen Bibliothek vom Ende des 19. Jhs, der diesen Teil der Sammlung nach 134 Stichwörtern aufschlüsselt, jedoch nur ca. 13.500 Titel verzeichnet. Einen vollständigen thematischen Katalog der Unteren Bibliothek glaubte man bis ins 20. Jh durch die traditionelle Materien-Einteilung entbehren zu können. Nur vereinzelt existieren Spezialkataloge zu Teilbeständen. Daher konnten nicht alle 43.500 vor 1900 erschienenen Werke systematisch zugeordnet werden.

Obere Bibliothek

2.4 Zur Oberen Bibliothek zählen 800 Biblica, inklusive der exegetischen Literatur. 270 Titel gehören der Patristik an, 160 der Dogmatik und 170 der Apologetik. Dazu kommen 80 kontroverstheologische Werke und 60 Titel zur Reformation. 160 Werke sind der Moraltheologie zuzurechnen, 300 der Pastoraltheologie, 290 der Katechetik, 700 der Homiletik, 90 der Liturgik und 240 dem Kirchenrecht. 1620 Titel betreffen die Aszetik.

2.5 Die Kirchengeschichte ist mit 280 Titeln vertreten. 50 Titel gehören zur Hagiographie, 540 fallen in unterschiedliche Wissensgebiete (Diversa). Als Besonderheit sind 35 Thesenschriften der Universität Salzburg zu erwähnen. Philosophie und Pädagogik sind mit 670 Werken repräsentiert. Zur Profanhistorie sind 520, zur Geographie 570 Titel verzeichnet. Außerdem liegen 460 juridische Drucke vor.

2.6 2000 Werke widmen sich der Literatur, davon 380 der Altphilologie, 290 der deutschen, 100 der französischen und 110 der italienischen Literatur. Mehr als 300 Werke sind Sprachlexika und Grammatiken. 990 Titel sind zu den naturwissenschaftlichen Disziplinen vorhanden, davon 500 zur Medizin. Schließlich besitzt die Bibliothek 2665 Kalendarien.

Untere Bibliothek

2.7 Als Spezialkataloge der Zellenbibliothek finden sich 5 Verzeichnisse zu folgenden Fachgebieten: Predigtwerke (288 Titel), Medizin (576) und andere naturwissenschaftliche Schriften (485), fremde Sprachen (300) und Salisburgensien (348).

Sondersammlungen

Inkunabeln

2.8 Von den 1470 im Katalog von 1910 verzeichneten Inkunabeln besitzt die Bibliothek noch 884 in 598 Bdn. Bei den Anonyma (rund 210 Titel), die in der folgenden Zählung nicht berücksichtigt wurden, handelt es sich vor allem um Bibelausgaben, Liturgica, Decreta und Vocabularia. Unter den restlichen 680 Inkunabeln sind folgende Fachgebiete vertreten: Allgemeine Theologie (inklusive Dogmatik, Moraltheologie, Polemik; 130 Titel), Biblica (30 Titel), Patristik (20 Titel), Homiletik (70 Titel), Aszetik (50 Titel), Liturgik (inklusive Pastoraltheologie; 40 Titel), Kirchenrecht (70 Titel), Profanrecht (30 Titel), Philosophie und Pädagogik (50 Titel), Profan- und Kirchengeschichte (40 Titel), Literatur- und Sprachwissenschaft (75 Titel), Altphilologie (Ausgaben der Klassiker; 35 Titel), Naturwissenschaften und Medizin (40 Titel). Die meisten Drucke stammen aus Venedig (130), 80 aus Straßburg, 65 aus Nürnberg, 55 aus Basel und 31 aus Augsburg. Über 20 Druckorte sind mit jeweils weniger als 10 Titeln nachgewiesen (zusammen etwa 200 Titel), rund 120 Inkunabeln tragen keinen Erscheinungsvermerk. Bis auf wenige (rund 10) Inkunabeln sind alle Werke in lateinischer Sprache verfaßt.

2.9 Zu erwähnen sind naturwissenschaftliche Werke, wie C. Julius Hyginus' Von den XII zaichen und XXXVI pildern des hymels mit yedes stern Auch die natur von eygenschafft der menschen so die darundter geborn werden (Augsburg: Erhard Ratdolt 1491) und Georg von Peurbachs Algorismus (Wien: Johannes Winterburg o. J.). Darüber hinaus sind Mahomets Epistolae Turci magni ad multos scripte (Straßburg: unbekannter Drucker o. J.), Francesco Petrarcas Werke (Basel: Johannes de Amerbach 1496) und Giovanni Boccaccios Genealogia deorum (Vicenza: Simon Bevilaqua 1487) vorhanden. Ludolph von Sachsens Vita Christi siue meditationes secundum seriem euangelistarum (Nürnberg: Anton Koberger 1495), Thomas von Kempens Tractatus de ymitatione cristi cum tractatulo de meditatione cordis (Ulm: Johannes Zainer 1487) und Sebastian Brants Expositiones omnium titulorum legalium (Basel: Michael Furter 1500) fehlen nicht. Von Antonius de Carnaros De executione instrumentorum (Mailand: Ulrich Scinzenzeller um 1495/1500) ist im Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW) nur das Exemplar in St. Peter nachgewiesen.

2.10 Unter den rund 500 bereits katalogisierten Frühdrucken finden sich eine Ausgabe der Utopia von Thomas Morus (Basel: Froben 1518), Raimund von Penyaforts Summula (Straßburg: Knoblouch 1518), der Liber specialis gratiae von Mechthild von Hackeborn (Leipzig 1503), Martin Luthers Von Anbeten des Sacraments des heyligen leychnams Christi (Wittenberg 1524), die Chronica des Hochberumbten Stiffts zu Saltzburg wie vil Bischoff sind gewesen und geregirt haben (o. O. 1519) sowie Konrad Peutingers Sermones convivales ...de mirandis Germaniae antiquitatibus (Straßburg: Schurer 1506).

Adolf Hahnl

Musikalienarchiv

2.11 Das Musikalienarchiv gliedert sich in zwei Teile: die Musikhandschriften (Hauptbestände von 1750 bis 1920) und die Musikdrucke. Von den bisher aufgenommenen Drucken (2890 bibliographische Einheiten), ungefähr einem Fünftel des Bestandes, sind 4 aus dem 17. Jh, 37 aus dem 18. Jh, 1015 (35 Prozent) aus dem 19. Jh und 1834 (63 Prozent) aus dem 20. Jh. Die Drucke der Werke älterer Komponisten sind verlorengegangen. So besaß St. Peter Werke von Orlando di Lasso, Heinrich Franz Biber und Georg Muffat. Durch Zufall sind ein Exemplar des Antiphonarium Marianum (Kempten 1687) von P. Thomas Eisenhuet und seine Harmonia sacra (Kempten 1674) erhalten geblieben, weiters die von Rickenbach herausgegebenen Sacres Concentus (Überlingen 1671) des Francesco Vignali, Philip Jacob Baudrexels Psalmi Vespertini (Kempten 1668) und Johann Kaspar Kerlls Delectus Sacrarum Cantionum (München 1669). Eine lokale Besonderheit ist ein gedrucktes Antiphonar, das 1704 von der Erzabtei St. Peter bei Haan in Auftrag gegeben wurde.

2.12 Der Wert der Sammlung liegt nicht nur in der Vielzahl der Zimelien; in ihrer Gesamtheit stellt sie einen Beleg für die Verbindung bedeutender Musiker mit dem Stift dar. Leopold Mozart ist mit der Erstausgabe seiner Violinschule (Augsburg 1756) und mit der Sammlung Der Morgen und der Abend (Augsburg 1759) vertreten; von Wolfgang Amadeus Mozart gibt es 9 Drucke aus dem 18. Jh und 33 aus dem 19. Jh. Von Joseph Haydn sind 10 noch zu Lebzeiten erschienene Drucke seiner Kompositionen vorhanden, dazu kommen 14 Drucke aus dem 19. Jh. Auch das offizielle Kirchengesangbuch der Erzdiözese Salzburg liegt in mehreren Fassungen vor (Salzburg 1781, 1783 und 1790). Das Werk Johann Michael Haydns ist ebenfalls sehr gut dokumentiert: 4 Drucke entstanden noch zu seinen Lebzeiten (dazu kommen seine musikalischen Visitenkarten und Exlibris), von den 36 Drucken des 19. Jhs erschien die Mehrzahl bei Diabelli in Wien. Ein Konventuale und Schüler Michael Haydns, P. Martin Bischofreiter, brachte posthum das Partiturfundament (Salzburg 1833) seines Lehrers heraus. Die Kompositionen des ehemaligen Stiftsorganisten Ignaz Assmayr sind in 31 Drucken vertreten, jene Joseph Eyblers (er komponierte eine Messe für das Abtsjubiläum von Abt Albert Nagnzaun 1835) in 34 Drucken. Mönche, die aus dem Innviertel stammten, sammelten die Werke von Robert Führer (194 Drucke). Der Salzburger Sigismund von Neukomm (1778-1858) schenkte dem Stift 23 Drucke seiner Werke, und der Chorregent zu St. Peter, Karl Santner (1819-1885), hinterließ dem Kloster seinen gesamten kompositorischen Nachlaß, darunter 110 gedruckte Werke.

Petrus Eder

3.KATALOGE

3.1 Moderner allgemeiner Katalog

Autorenkatalog

[mschr. Zettelkatalog nach PI, in Arbeit seit 1949, angelegt durch Franz Ruedl, Walter Pirich, Jakobus Trattner und Adolf Hahnl]

Notendrucke sind z. T. im RISM (Répertoire international des sources musicales) nachgewiesen.

3.2 Moderner Sonderkatalog

Schmid, Manfred Hermann: Die Musikaliensammlung der Erzabtei St. Peter in Salzburg. Katalog. Teil 1: Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph und Michael Haydn. Mit einer Einführung in die Geschichte der Sammlung. Salzburg 1970 (Publikationen des Instituts für Musikwissenschaft der Universität Salzburg - Schriftenreihe der Internationalen Stiftung Mozarteum, 3/4)

3.3 Historischer allgemeiner Katalog

Autorenkatalog

[13 Bde zu den Beständen der Unteren und Oberen Bibliothek, angelegt von Johann Baptist Naef 1872-1880, Ergänzungen bis 1942]

3.4 Historische Sonderkataloge

Untere Bibliothek:

Systematischer Autorenkatalog

[5 Bde, hschr., verfaßt von Abt Beda Seeauer 1769-1778]

Systematischer Autorenkatalog

[hschr. Kopie des ersten Faszikels des Seeauer-Kataloges durch P. Heinrich Waitzenbeck, 1808]

Systematischer Autorenkatalog

[nicht gebundene Listen, um 1820]

Systematischer Autorenkatalog

[7 Bde, Vordrucke nach dem Schema des Seeauer-Kataloges, hschr., angelegt 1817-1819]

Autorenkatalog zur Medizin

[Bandkatalog, hschr., angelegt von P. Martin Bischofreiter, erste Hälfte des 19. Jhs]

Autorenkatalog zur Predigtliteratur

[Bandkatalog, hschr., erstellt von P. Martin Bischofreiter, bis 1841 ergänzt]

Autorenkatalog der naturwissenschaftlichen Werke

[Bandkatalog, hschr., angelegt von PP. Jacob und Johann Gries um 1830]

Autorenkatalog zu den Salisburgensien

[Bandkatalog, hschr., angefertigt von P. Franz Esterl um 1835]

Autorenkatalog zu den Fremdsprachen

[Bandkatalog, hschr., erstellt um 1840]

Obere Bibliothek:

Systematischer Autorenkatalog

[Bandkatalog zu den Drucken des Zeitraums 1500-1600, hschr., angelegt von P. Benedikt Kamml 1790]

Systematischer Katalog

[hschr. Zettelkatalog, aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, fragmentarisch]

Systematischer Katalog

[hschr. Zettelkatalog, nach 134 Schlagworten geordnet, Ende 19. Jh, bis 1942 in Verwendung]

Autorenkatalog [2 Bde, um 1850]

Autorenkatalog

[ein Band, zeitgenössische Abschrift des Kataloges um 1850]

Inkunabelkatalog

[Autorenkatalog, ein Band, hschr., nach dem System des Augsburgers Georg Wilhelm Zapf, erstellt von P. Joseph Waldvogel und P. Roman Licht 1829]

Jungwirth, Augustin: Die Wiegendrucke des Stiftes St. Peter. Salzburg 1910

[gedr. Inkunabelkatalog, nach Hain-Copinger-Burger]

Die Kataloge der ehemaligen Abtei-Bibliothek bzw. der Pfarrhofbibliothek in Abtenau haben nur mehr archivalischen Wert, da die Bestände in die Stiftsbibliothek integriert wurden (s. u. 4.1).

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Klosterarchiv:

Katalog der Abteibibliothek [zwischen 1806 und 1811, Archiv HsA 546]

Catalogus librorum RDD. Dominici Abb. p. m. ad S. Petri [systematischer Katalog um 1811, Archiv HsA 547/1]

Bücher Verzeichnis der Abtey Bibliothek unter Abt Albert IV. Nagnzaun 1819 [Archiv HsA 547]

Katalog der Pfarrhofbibliothek in Abtenau [erstellt 1901-1903, dieser Bestand wurde 1973 in die Stiftsbibliothek integriert]

Katalog der weltlichen Musikalien [1906, Akt 685]

Abteirechnungen 1350-1899, Abteidiarien, Personalakte der Bibliothekare [allgemeine Archivalien]

Expensarium pro bibliotheca antiquo nova [Abt Beda Seeauer, 18. Jh, HsA 72]

Erwerbung der Graf-Königseggschen Bibliothek 1663 [Akt 663]

Erwerbung der Linderschen Bibliothek 1703 [Akt 664]

Abt Dominikus Hagenauer: Über St. Peter für Lorenz Hübners Beschreibung. Salzburg 1793 [Akt 666]

. Benedikt Kamml: Abgabe von Manuskripten und Inkunabeln an die Franzosen 1800 [Akt 667]

Kurfürst Ferdinand I. von Salzburg: Schenkung der Kästen in der Langen Galerie an St. Peter 1805 [Akt 670]

Inkunabelverkauf 1924 [Akt 697]

4.2 Darstellungen

Hahnl, Adolf: Conservando cresco. Die Bibliotheksräume von St. Peter in Salzburg. In: Barock in Salzburg. Festschrift für Hans Sedlmayr. Hrsg. von Johannes Graf von Moy. Salzburg, München 1977, S. 9-56

Pomper, Ivo: Bibliographie von St. Peter. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens 93 (1982) [zur Bibliothek S. 907-950]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hahnl, Adolf; Hayer, Gerold: Die Bibliothek der Salzburger Juristen Jeremias und Heinrich Knoll. In: Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. Gründer des barocken Salzburg. Katalog zur 4. Salzburger Landesausstellung. Hrsg. vom Amt der Salzburger Landesregierung-Kulturabteilung. Salzburg 1987, S. 278-280

Rößner, Maria Barbara: Konrad Braun [ca. 1495-1563] - ein katholischer Jurist, Politiker, Kontroverstheologe und Kirchenreformer im konfessionellen Zeitalter. Münster 1991 (Reformationsgeschichtliche Studien, 130)

Trattner, Jakobus: Bücher aus dem Besitz Johann Michael Haydns in der Bibliothek von St. Peter. In: Das Benediktinerstift St. Peter in Salzburg zur Zeit Mozarts. Hrsg. von der Erzabtei St. Peter in Zusammenarbeit mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Salzburg. Salzburg 1991 [zur Bibliothek S. 187-193]

Stand: Dezember 1994

Adolf Hahnl

Petrus Eder


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.