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Erzbischöfliche Diözesan- und Dom-Bibliothek

Adresse. Kardinal-Frings-Str. 1-3, [Karte]
Postfach 10 06 90, 5000 Köln
Telefon. (0221) 1642-781 (Sekretariat) oder -721 (Auskunft/Ausleihe)
Telefax. (0221) 163 12 15
Bibliothekssigel. <Kn 28; AKThB 2>

Unterhaltsträger. Erzbistum Köln
Funktion. Diözesanbibliothek.
Sammelgebiete. Katholische Theologie und Grenzgebiete, Rheinische Kirchen- und Landesgeschichte. Benutzugnsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-18 Uhr. Leihverkehr: DLV, kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Reader-Printer. Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof. U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (mehrere Linien) bis Appellhofplatz. Parkmöglichkeit im Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die heutigen Bestände der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek gehen auf mehrere Wurzeln zurück, die sich in der aktuellen Aufstellung teilweise erhalten haben. Sofern Sammlungen heute noch separat aufgestellt sind, werden sie erst in der Bestandsbeschreibung vorgestellt.

1.2 Die Bibliothek des Erzbischöflichen Priesterseminars (heute " ehemalige Priesterseminarsbibliothek" oder " Altbestand") läßt sich als kleine Handbibliothek bis in das Jahr 1627 zurückverfolgen, entstand also wahrscheinlich mit der Gründung des Seminars (1615) selbst. In den nächsten hundert Jahren wuchs die Bibliothek vor allem durch Schenkungen und Vermächtnisse, wie die des Weihbischofs Georg Pauli-Stravius (1650) und des Stifters des früheren Seminars am Domhof, Johann Christoph Rensing (Präses 1735-1766), der u. a. eine umfangreiche Sammlung aszetischer und homiletischer Literatur aus seiner Zeit am Collegium Germanicum in Rom mitbrachte. Zugleich wurden die Bestände des Oratoriums, das an der Stelle des Seminars gestanden hatte, inkorporiert. Die eigentliche Gründung der Bibliothek erfolgte im Jahre 1738 durch Rensing. Sie ging einher mit der Überführung der wertvollen Büchersammlung des vermögenden Amtmannes Johann Jakob von Broich († 1727), der mit diesem Vermächtnis die wissenschaftliche Arbeit der Geistlichen fördern wollte. Zu von Broichs Beständen gehörten auch die heute noch gesondert aufgestellte Bibliothek Bignon (s. u. 2.45 ff.) sowie die Bücher seines Verwandten J. H. Lintermann. Letztere sind heute ebenso in den Bestand eingegliedert wie die Erwerbungen und Schenkungen der nächsten hundert Jahre (nennenswert die Hinterlassenschaften des Kanonikus Tilman Joseph Godesberg und des Präses Johann Sorgnit). Die geringen Verluste während der französischen Besatzung wurden durch die Überlassung zahlreicher Werke aus den Bibliotheken aufgelassener Klöster ausgeglichen. Durch die vielfach sehr alten Bestände der Minoriten, Unbeschuhten Karmeliter und Kreuzbrüder, aber auch durch die Übersendung von Büchern durch den Aachener Bischof Markus Antonius Berdolet (1802-1809) konnte der Buchbestand, namentlich an Inkunabeln, vermehrt werden.

1.3 Im ersten Drittel des 19. Jhs erfuhr der Bestand durch die umfangreiche Bibliothek des gelehrten Pfarrers Johann Anton Hubert Harzheim aus Kraudorf (handschriftliche Besitzervermerke in seinen vorwiegend der Praktischen Theologie angehörenden Büchern) sowie die Sammlungen des Kanonikus Moulan aus Aachen (erworben 1825) und des Dompropstes M. W. Fonck (erworben 1830) bedeutende Zuwächse. 1827 bezogen Seminar und Bibliothek unter Erzbischof Ferdinand August Graf von Spiegel die Räume des Jesuitenkollegs. Die von nun an erfolgende Mittelbewilligung ermöglichte den systematischen Ausbau als theologische Bibliothek. Hinzu kamen weitere beträchtliche Schenkungen und Hinterlassenschaften, z. B. die Bibliotheken von Christian Franz Weidenfeld (1856; als Assessor am Reichskammergericht in Wetzlar hinterließ er vorwiegend Zivil- und Kirchenrecht), Präses Johann Lambert Severin Weitz (1858; ca. 1200 Bde, darunter eine fast vollständige Sammlung der Literatur über die " Kölner Wirren"), Dompfarrer Franz Michael Vill (1863; ca. 560 Titel), Pfarrer Johann Josef Hubert Schumacher von St. Maria in der Kupfergasse (ca. 900 Titel, dabei zahlreiche Orientalia) und Theologieprofessor Laurenz Max Roth aus Bonn (ca. 1200 Titel).

1.4 Nach der Schließung von Seminar und Bibliothek während des Kulturkampfes (1875-1886) erfolgte 1888 ein erster Ansatz zu einer umfassenden Neuordnung mit der Anlage eines alphabetischen Bandkataloges und der Aufstellung nach Sachgruppen, die sich heute noch findet. Zu Beginn des 20. Jhs erweiterte sich der Bestand außer durch die fortlaufende Aufnahme einzelner Pfarrbibliotheken durch die Übernahme der Bibliothek des Generalvikariats (1908; ca. 2500 Bde) und mehr noch durch die Inkorporation der Büchersammlung von Erzbischof Antonius Kardinal Fischer (ca. 5000 Bde). Unter Kardinal Fischer gelangten auch die Pfarrbibliotheken von St. Martin, St. Maria Lyskirchen und St. Kolumba in das Seminar, vor allem letztere bedeutend durch zahlreiche Drucke des 16. Jhs und einige Inkunabeln. Durch die gezielte Heranziehung der Pfarrbibliotheken sowie durch private Zuwendungen kamen von 1908 bis 1911 15 Bibliotheken vollständig oder teilweise mit ca. 10.000 Bdn in Seminarbesitz. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Gesamtbestand etwa 40.000 Bde. In diese Zeit fielen auch erste systematische Katalogisierungsversuche. Die Ergebnisse der Katalogisierung von 1906 bis 1914 konnten in den Jahren 1930 bis 1940 zur Anlage eines Zettelkatalogs im internationalen Bibliotheksformat genutzt werden.

1.5 Durch den Umzug des Priesterseminars nach Bensberg (1929) unter Mitnahme von 5000 Bdn für den Lehrbetrieb verselbständigte sich die übrige Bibliothek (jetzt ca. 60.000 Bde) als Diözesanbibliothek. Ein Vertrag zwischen Metropolitankapitel und Erzbischöflichem Stuhl regelte 1930 die Überlassung der Dombibliothek (Handschriftensammlung; Bibliothek Spiegel, s. u. 2.48 ff.; Bibliothek München s. u. 2.69 f.; Leiblsche Sammlung s. u. 2.71 ff.) als Dauerleihgabe und führte zu dem bis heute gültigen Namen Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek.

1.6 Durch Auslagerung der Bestände kam es im Zweiten Weltkrieg nur zu geringfügigen Verlusten, während das Bibliotheksgebäude vollständig zerstört wurde. Da das Bensberger Priesterseminar unzerstört blieb, die dortige Bibliothek durch unglückliche Auslagerung jedoch einen Totalverlust erlitt, erfolgte 1948 die Überführung der Bücher nach Bensberg. Unter der Leitung von Prälat Wilhelm Schönartz kam es seit 1957 zur Errichtung eines neuen Bibliotheksgebäudes in Köln, zu der Vereinigung der in Bensberg nach dem Krieg neu aufgebauten Bibliothek des Priesterseminars mit der Diözesanbibliothek und zum Abbruch des alten Kataloges und der alten Gruppenaufstellung. Heute findet sich ein Teil der ehemaligen Priesterseminarsbibliothek nach wie vor in der alten Aufstellung (ca. 22.800 Bde vor 1900), während ein anderer Teil in die neue chronologische Aufstellung des sogenannten " Hauptbestandes" inkorporiert ist.

1.7 Unter der Leitung von Prälat Schönartz (1957-1985) wurde die Neugliederung der Bibliothek vorangetrieben: eine fünffach unterteilte Aufstellung des Bestandes nach Erscheinungsjahren (16. und 17. Jh; 18. und 19. Jh; 20. Jh bis 1945; ab 1945; dazu eine Interimssignatur für noch nicht abgeschlossene Reihenwerke), innerhalb der Großgruppen nach Formaten, darin nach dem Numerus currens. Dieser Bestand rekrutiert sich sowohl aus den laufenden Neuerwerbungen als auch aus einem nicht unbedeutenden Teil der ehemaligen Priesterseminarsbibliothek, er ist nach modernen Gesichtspunkten alphabetisch (ansatzweise auch sytematisch) erfaßt. Gleichwohl war es nicht möglich, alle Erwerbungen dieser Aufstellung zuzuführen, so daß sich neben den ca. 20.000 Bdn in den Abteilungen 16. bis 19. Jh noch ein bedeutender Bestand von ca. 2400 Bdn findet, der allein nach Akzession aufgestellt und nicht hinreichend katalogisiert ist.

1.8 1985 wurde die Neuorganisation der Bibliothek und vor allem die Zusammenführung der drei bis dahin getrennten Kataloge des Altbestandes (bis 1948), des Akzessionsbestandes (ab 1962) und des Hauptbestandes in Angriff genommen. Sodann wurde dieser weitgehend nach PI angelegte Katalog abgebrochen und seit dem 1. Januar 1986 für alle Neuerwerbungen ein neuer Katalog nach RAK mit Verschlagwortung angelegt. Beim heutigen Erwerb alter Werke wird neben einer retrospektiven Vervollständigung aller Gebiete der Theologie vor allem das Ziel verfolgt, Kölner Drucke des 15. bis 16. Jhs und Werke, die sich auf Köln beziehen, der bereits umfangreichen Sammlung an Coloniensien hinzuzufügen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht

2.1 Insgesamt besitzt die Bibliothek (einschließlich Inkunabeln, Dauerleihgaben und Sondersammlungen) ca. 84.000 Bde, die vor 1900 erschienen sind (Gesamtbestand 387.000 Bde). Die Zahlen wurden durch Auszählen im Magazin gewonnen. Neben ca. 390 Inkunabeln und ca. 58.630 Drucken aus dem 19. Jh stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jhs ca. 780 Bde, aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs ca. 1760 Bde, aus dem 17. Jh ca. 7070 Bde und aus dem 18. Jh ca. 15.300 Bde. Insgesamt sind also ca. 24.900 Bde aus dem 16. bis 18. Jh vorhanden. In diesen Zahlen nicht enthalten sind ca. 520 Blätter Landkarten, Ansichten und dekorative Graphik der Bibliothek Spiegel (s. u. 2.68) sowie 186 Partituren und Klavierauszüge und ca. 12.000 Stimmen der Leiblschen Sammlung (s. u. 2.72). Übersicht nach Sprachen

2.2 Mit über 49.900 Bdn ist die deutsche Sprache am stärksten vertreten, was sich aus dem hohen Anteil der Werke des 19. Jhs erklärt. Dem überwiegend theologischen Charakter der Sammlung entspricht der Bestand von ca. 19.900 Bdn in lateinischer Sprache; aber auch die französische Sprache ist mit über 9700 Bdn gut vertreten. Weiterhin entfallen auf die italienische Sprache ca. 1340, auf die englische ca. 650, auf die niederländische ca. 410 und auf die griechische ca. 350 Bde. Hebräische und andere orientalische Sprachen sind in ca. 105 Bdn vorhanden. Die spanische Sprache liegt mit ca. 980 Bdn zwar sehr reich vor, jedoch handelt es sich hier überwiegend um Südamerika-Literatur aus den Bibliotheken Wallisfurth und Niessen (s. u. 2.78). Slawische Sprachen fehlen fast völlig.

2.3 Eine zu erwartende Verschiebung ergibt sich, wenn für die wichtigsten Bestandsgruppen (Altbestand, Hauptbestand, Spiegel, Bignon, München) nur der Zeitraum des 16. bis 18. Jhs betrachtet wird. Darin überwiegt die lateinische Sprache mit fast 12.000 Bdn gegenüber der deutschen mit etwa 6500 und der französischen mit knapp 3700 Bdn. Bleibt die Bibliothek Spiegel außer Betracht, in der die deutschsprachige Literatur des 18. Jhs überdurchschnittlich stark vertreten ist, so ergibt sich ein noch deutlicheres Übergewicht des Lateinischen (lateinisch: 10.500 Bde, deutsch: 3800 Bde; französisch: 2600 Bde). Systematische Übersicht

2.4 Die folgende Bestandsbeschreibung richtet sich nach der heutigen Aufstellung und damit zumindest teilweise auch nach der Provenienz der Bücher. Inkunabelsammlung

2.5 Sämtliche Inkunabeln (und einige Postinkunabeln) sind heute aus den übrigen Sammlungen herausgezogen und gesondert aufgestellt. Von den ca. 390 Wiegendrucken gehören etwa 300 der Theologie an: ca. 40 Bde Sentenzenkommentare und Summenliteratur, außerdem ca. 20 Bibeln. Hervorzuheben sind die zahlreichen Werke, die sich in Statu ten-, Agenden- oder Missaleform speziell auf die Kölner Verhältnisse beziehen, z. B. das Missale Diocesis Coloniensis (Paris 1520), das Rationale Divinorum Officiorum des Guilelmus Durantis (Mainz 1459). Die Werke von Thomas von Aquin und Augustinus liegen in zahlreichen Ausgaben vor, wie auch zwei frühe Drucke des Malleus maleficarum von J. Sprenger und H. Institoris. Die 15 Titel Philosophica sind fast ausschließlich Traktate, Quodlibeta und Quaestiones disputatae. Autoren sind neben Thomas von Aquin vor allem Bonaventura, Duns Scotus, Franciscus de Mayronis und Gabriel Biel.

2.6 Den Schwerpunkt bilden neben den Werken, die sich auf Köln und das Umland beziehen, vor allem die Inkunabeln der Kölner Drucker (ca. 90 Titel des Inkunabelbestandes, die ca. 7 Prozent der bei E. Voulliéme aufgeführten Drucke entsprechen). Von 28 nachgewiesenen Druckorten befinden sich 13 in Deutschland, neben Köln vor allem Straßburg (42 Drucke) und Nürnberg (35 Drucke). Auch die venezianischen (53) und Baseler (31) Offizinen sind gut vertreten, ebenso Werkstätten aus Flandern und Brabant (ca. 30).

2.7 Die ca. 100 Inkunabeln mit bekannter Provenienz stammen aus Aachen (21 Titel von zusammen 10 Klöstern und Privatleuten, vermutlich über Bischof Berdolet nach Köln gelangt, s. o. 1.2); von den Kreuzherren aus Hohenbusch, Schwarzenbroich und Wickrath (20 Bde), von den Franziskaner-Rekollekten aus Brühl, Aachen und Miltenberg (11 Bde). Von Bignon rühren nur 2 Bde her, darunter jedoch der wertvolle Fasciculus temporum des Werner Rolevinck (Köln 1483). Priesterseminarbibliothek (" Altbestand") Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.8 Von den ca. 23.830 Bdn vor 1900, die sich heute noch in der ehemaligen Bibliothek des Priesterseminars befinden, gehören ca. 14.630 (über 60 Prozent) dem 19. Jh an. Aus der ersten Hälfte des 16. Jhs stammen ca. 345; aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs ca. 740; aus dem 17. Jh ca. 3570; aus dem 18. Jh ca. 4550.

2.9 Die sprachliche Verteilung entspricht dem chronologischen Aufbau. 13.200 deutschsprachige Bde stehen fast 7000 lateinischen und knapp 3000 französischen gegenüber. Das Italienische ist mit 435 Bdn vertreten; niederländische Werke machen ca. 105 Bde aus, englische 90 und griechische Werke ca. 75. Ein signifikant anderes Bild ergibt sich für das 16. bis 18. Jh. Hier übertrifft die Zahl von über 5400 lateinischen Bdn die von ca. 2160 deutschen und ca. 1630 französischen bei weitem. Systematische Übersicht

2.10 Der Bestand der ehemaligen Priesterseminarsbibliothek ist in 16 grobsystematischen Gruppen aufgestellt (7 theologische und 9 nichttheologische). Innerhalb der nichttheologischen Gruppen findet sich jedoch überwiegend Literatur, die sich unmittelbar auf die Theologie bzw. auf allgemein kirchliche Themen bezieht (so enthält die Abteilung " Artes" fast ausschließlich Literatur zu sakraler Kunst und Musik, die Abteilung " Coloniensia" überwiegend zu den Kölner Kirchenverhältnissen).

2.11 Innerhalb der theologischen Bestandsgruppen überwiegt die Praktische Theologie, die vor allem der Abteilung " Pastoraltheologie" zugeordnet ist (4415 Bde). Neben Pastoraltheologie im engeren Sinne findet sich hier ein bedeutender Bestand katechetischer Literatur und zahlreiche homiletische Werke (z. B. Predigtsammlungen und -anleitungen von Hungari, Jais, Scherer, Terrasson, Eberhard, Reinhard, Le Jeune, Vieira, Gretsch, Bossuet und Bourdaloue, nicht zuletzt die Sammlung des Jesuiten Ph. Kiselius). Obwohl Gelegenheitsschriften und Sammelwerke in deutscher Sprache aus dem 19. Jh (ca. 2000 Bde) nahezu die Hälfte des Bestandes ausmachen, ist auch (mit ca. 220 Bdn) das 16. Jh gut repräsentiert. Außer auf die Sacri canonis misse expositio von Gabriel Biel (Lyon 1517) sei auf das Confessionale Hieronymi Savonarolae (Brixen 1581) und das Theologiae practicae compendium des Löwener Kontroverstheologen Johannes Molani hingewiesen (Köln 1585). Wie bei der doch eher zum Kirchenrecht gehörenden Repetitio des weithin unbekannten Antonius de Mattheis (Frankfurt 1576) ist die systematische Zuordnung in vielen Fällen zweifelhaft; so stehen neben juristischen und aszetischen Schriften, namentlich unter den zahlreichen und vielfach recht frühen Breviarien, Agenden, Ceremonialen, Martyrologien etc., manche Coloniensien.

2.12 Einen ähnlich großen Bestand stellt mit 3435 Bdn die aszetisch-mystische Literatur dar. Über 2000 Bde gehören dem 19. Jh an (vorwiegend Erbauung und Paränese), doch sind in ca. 850 Bdn des 16. und 17. Jhs die maßgeblichen Autoren auch in frühen Ausgaben vertreten (z. B. Ludwig von Granada, Bartholomaeus de Martyribus OP, Leonardus Lessius SJ). Vorhanden ist ein reicher Bestand an Jesuitenautoren (Jean Croiset, Jeremias Drexel und Alonso Rodriguez, zusammen ca. 120 Bde), an " Exercitia"-Literatur und an Schriften der großen Mystiker aus dem Orden der Unbeschuhten Karmeliten (neben Theresa von Jesus und Johannes vom Kreuz der Ordensgeneral Joannes a Jesu Maria).

2.13 In der Gruppe Bibel und Bibelwissenschaften (ca. 1300 Bde) stehen neben Voll- und Teilbibeln aller Jhe (unter denen sich fast alle Werke in orientalischen Sprachen befinden, die der " Altbestand" überhaupt besitzt) vor allem die großen exegetischen Werke des 17. und 18. Jhs (z. B. Alphons Salmeron SJ oder Cornelius a Lapide SJ, dessen häufig nachgedruckte Werke in ca. 100 Bdn ab 1614 vorliegen). Auch ein früher Exeget wie Haimo von Halberstadt († 835) fehlt nicht. Sein Kommentar zu den Paulinen (Straßburg 1518) ist der älteste Titel der Gruppe. Auch die biblischen Einleitungs- und Hilfswissenschaften gehören in diese Bestandsgruppe, während die biblische Philologie zum großen Teil in die " Philosophica" eingruppiert ist (z. B. Laurentius Valla). Im 19. Jh treten neben die im engeren Sinne exegetischen Texte vermehrt Jesus-, Marien- und Apostelviten sowie Beschreibungen des Heiligen Landes und biblische Geschichte.

2.14 Der geringe Bestand an patristischer Literatur (ca. 140 Bde) erklärt sich durch die Inkorporation der meisten Schriften in den Hauptbestand (s. u. 2.28).

2.15 Die historische Theologie besteht hauptsächlich aus Literatur zum Kirchenrecht (1200 Bde) und zur Kirchengeschichte (2100 Bde). Aus der Kirchengeschichte sind neben einigen Ausgaben von Panvini vor allem die Annales ecclesiastici zu nennen, die in verschiedenen Ausgaben des 16. und 17. Jhs (Antwerpen 1593 u. ö.) vorliegen. Erwähnung verdient auch die Chronica sacra et profana von Antonius Bosius. Großes Gewicht liegt neben der Papstgeschichte auf der nachtridentinischen Konziliengeschichte (Philippe Labbé SJ, Jean Hardouin SJ und Giov. Dom. Mansi). Die Ordensgeschichte berücksichtigt ganz überwiegend die Societas Jesu (früh und selten: Rerum a Societate Iesu in Oriente Gestarum, Köln 1574), wiewohl etwa die Sammlungen des Mauriners Jean Mabillon OSB nicht fehlen. Häresiologische Werke sind auffallend schwach vertreten (vgl. jedoch z. B. Gabriel Prateolus De vitis, sectis et dogmatibus omnium haereticorum, Köln 1581). Die auch in dieser Bestandsgruppe dominierenden Ausgaben des 19. Jhs (ca. 1400 Bde) führen zum einen die allgemeinen kirchenhistorischen Bemühungen fort, setzen aber zum anderen einen besonderen Akzent auf Regionalgeschichtliches. Neben der historischen Beschreibung einzelner Kirchen, Klöster, Diözesen etc. findet sich hier auch ein großer Teil der Literatur zu den " Kölner Wirren" und vor allem zum Hermesianismusstreit. Die hier ebenfalls zahlreich zu findenden Viten werden ergänzt durch 120 Bde Heiligenviten und Biographien kirchlicher Persönlichkeiten (eigene Bestandsgruppe: Biographica).

2.16 An kirchenrechtlicher Literatur finden sich Kommentare zu den Dekretalen Gregors IX. (Prosper Fagnani), allgemeine Darstellungen des kanonischen Rechts (Joh. Cabassutius) und die Institutiones von Giov. Paolo Lancellotti. Kirchliche Rechtsgeschichte ist schwächer vertreten (z. B. bei den älteren Drucken u. a. durch den Löwener Kanonisten Zeger Bernhard van Espen). Neben den Kommentaren nehmen die kanonistischen Quellenwerke großen Raum ein. Daneben findet sich Literatur zu juristischen Spezialproblemen (Schwerpunkt auf Fragen des Eherechts und des Verhältnisses von Staat und Kirche).

2.17 Dogmatik, Moraltheologie, Fundamentaltheologie und Apologetik bilden zusammen mit den Darstellungen allgemeiner theologischer Themen und mit den theologischen Grundtexten die Bestandsgruppe " Theologica" (ca. 2250 Bde). Stark vertreten ist Kasuistik des 16. bis 18. Jhs (Martin de Azpilcueta, Franz Toletus, Juan Azor, Martinus Bonacina, Antonio Diana, Constantinus Roncaglia, Benjamin Ebel und Georg Gobert, Patritius Sporer und Paul Laymann). Aus dem 19. Jh sind vielbändige theologische, vor allem moraltheologische Summen, meist für Ausbildungszwecke, vorhanden. Besonders gepflegt wurde der Jansenismus (neben dem Augustinus des Cornelius Jansenius ist auf die Opera Omnia von Jean Launoi und auf verschiedene Werke von Du Pin hinzuweisen) bzw. Antijansenismus und -gallikanismus (E. Dechamps, Bossuet; selten ist Melchior Leydeckers Historia Jansenismi von 1695). Auch andere dogmatische Fragen werden apologetisch behandelt (bemerkenswert jedoch die frühe anonyme Haeresiologia, Basel 1556).

2.18 Die umfangreichste nichttheologische Be- standsgruppe ist die " Philosophia" mit annähernd 3200 Bdn. Nur ein knappes Viertel sind philosophische Texte (Klassikerausgaben, scholastische bzw. nachscholastische Literatur, Sekundärtexte), der größere Teil stellt ein Sammelbecken für alle Disziplinen der Geistes- und Naturwissenschaften dar: Sprachlehren (vorwiegend des Griechischen), Ausgaben der Klassiker (Shakespeare, Lessing, Wieland, Herder, Goethe, Schiller) und historische Arbeiten, Werke zur Medizin (Thomas Sydenham, 1696; die Miscellanea Curiosa s. Ephemeridum Medico-Physicorum Germanicarum von 1684 ff.), Physik (C. Schottus, Magia Universalis und Physica/Technica Curiosa, 1657 ff.; Joh. Chr. Sturmius, Collegium Experimentale, 1676 u. ö.; R. Bary, Physique, 1671),Geographie, Botanik, Gartenbau und Mathematik. Hinzu kommt allgemeinbildende Literatur, so Sammlungen von Gottsched und Campe. Das gleiche thematische Profil zeigen die ca. 930 Bde " Varia", jedoch mit dem Unterschied, daß es sich dabei fast ausschließlich um deutschsprachige (814 Bde) und französischsprachige Bücher des 19. Jhs handelt. Thematisch ergänzen sie die Philosophica um Wörterbücher, Reisebeschreibungen, Kameralistik und ältere Naturkunde. Ohne Bedeutung sind die Bestandsgruppen Literatur (ca. 130 Bde), Zivilrecht (ca. 50 Bde) und Allgemeines (25 Bde). Darunter finden sich katholische Belletristik sowie einige Rhetoriken und Poetiken aus der jesuitischen Tradition.

2.19 Größere Bedeutung kommt dem Bestand an Musik- und Kunstliteratur zu (ca. 1270 Bde, fast ausschließlich aus dem 19. Jh). Die über 1000 Bde Musikalien (Bildbände und kunsthistorische Studien machen das übrige aus) stellen eine ansehnliche Sammlung von Partituren und Libretti, ferner von musikgeschichtlichen und biographischen Arbeiten dar, in der nahezu alle bedeutenden Komponisten, nicht nur die Vertreter der sakralen Musik, berücksichtigt sind. Obwohl sich unter den 1750 Bdn zur Profangeschichte auch 80 Bde aus dem 16. Jh und über 330 Bde aus dem 17. Jh befinden, sind hier vor allem die umfangreichen deutschsprachigen Reihenwerke des 18. Jhs zu nennen. Es finden sich gleichermaßen welt- und landesgeschichtliche Darstellungen (Historisches Journal; Hübners Politische Historia, Historische, Genealogische und Geographische Fragen) wie politische Sammlungen (Joh. Chr. Lünings Teutsche Reichs-Kantzley, Nikolaus Gundlings Discours über ... Churfürsten-Staaten, Ludolffs Schau-Bühne der Welt und Joh. Jos. Pockhs Güldener Denck-Ring). Ergänzt durch ähnliche Werke anderer Abteilungen, ergibt sich eine umfangreiche Sammlung zu Politik und Historie des 18. Jhs von einer für eine theologisch orientierte Bibliothek überraschenden Vollständigkeit.

2.20 Die fast 1900 Bde Coloniensien beziehen sich außer auf den Kölner Raum auf Westfalen und das nördliche und südliche Rheinland. Umfangreich dokumentiert ist die gesamte Kölner Kirchen- und Profangeschichte, insbesondere die " Kölner Wirren" und der Hermesianismusstreit, soweit er im Rheinland ausgetragen wurde. Von besonderem Wert sind die Statutensammlungen der Stadt und der Diözese sowie die verschiedenen Liturgica, Agenden u. a. Neben Biographien von Gelehrten und Kirchenleuten stehen Kirchenrecht (Sammlungen ortsbezogener Verordnungen und Erlasse), die Geschichte von Pfarreien, Klöstern und Sakralbauten, aber auch die Orts- und Vereinsgeschichte.

2.21 Die 3830 Bde abgeschlossener Periodika bestehen zu zwei Dritteln (2555 Bde) aus theologischen bzw. religiösen Zeitschriften und Sammlungen, die meistens vollständig vorhanden sind und fast ausschließlich dem 19. Jh entstammen (davon 1600 Bde deutsch, 665 Bde französisch). Daneben ist jedoch mit 1275 Bdn ein hoher Anteil nichttheologischer Reihen vorhanden, die einerseits zum Thema Politik und Geschichte gehören (Europäische Staats-Kantzley oder die von Görres herausgegebenen Historisch-politischen Blätter), zum überwiegenden Teil jedoch zivilrechtliche Gesetzes- und Urteilssammlungen enthalten. Eine Rarität stellen die Jahrgänge 1755-1784 der französischsprachigen Gazette de Cologne dar. Hauptbestand (" Katalogisierter Bestand") Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.22 Der chronologisch aufgestellte Hauptbestand (auch " Katalogisierter Bestand" genannt, im folgenden immer einschließlich der Geschenke und des Akzessionsbestandes ab 1962) umfaßt etwa 23.000 Bde vor 1900, davon ca. 14.220 Bde (ca. 62 Prozent) aus dem 19. Jh. Aus der ersten Hälfte des 16. Jhs stammen 370 Bde, aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs ca. 800, aus dem 17. Jh ca. 2640 und aus dem 18. Jh ca. 4970. Verteilung und Gesamtumfang entsprechen also ungefähr der ehemaligen Priesterseminarsbibliothek.

2.23 Die deutsche Sprache dominiert mit ca. 11.740 Bdn, gefolgt von der lateinischen mit ca. 7470 und der französischen mit ca. 2510 Bdn. Nennenswert sind außerdem die kleineren Bestände an italienischen (ca. 410 Bde), englischen (305) und griechischen Büchern (ca. 255), während die niederländische (ca. 115), die spanische (ca. 85) und die orientalischen Sprachen (95) nur schwach vertreten sind. Systematische Übersicht

2.24 Von den 23.000 Bdn dieses Bestandes gehören etwa 16.500 theologischen und 6500 nichttheologischen Disziplinen an. Da das systematische Profil dieser Sammlung weitgehend dem der Priesterseminarsbibliothek entspricht, wird auf eine detailliertere Beschreibung verzichtet.

2.25 Die Bestandsgruppe Bibel und Bibelwissenschaften (ca. 1750 Bde) enthält etwa 580 Voll- und Teilbibeln bzw. Ausgaben einzelner Bücher (häufig der Psalmen) in allen Sprachen (die ältesten Ausgaben sind die kommentierten Bibeln von Koberger, Nürnberg 1501, und Amerbach, Basel 1502). Zu den ältesten Teilausgaben gehören der bei Quentel (Köln 1535) und der von Martin Luther übersetzte und 1541 in Wittenberg gedruckte deutsche Psalter. Auch die ältesten Kommentare stammen aus dieser Zeit, so die Psalmenkommentare von Augustinus (Lyon 1519), Dionysius d. Karthäuser (Köln 1531), Erasmus von Rotterdam (Basel 1525) und die seltene Arbeit von Johannes Bugenhagen (Basel 1524). Von Erasmus finden sich auch die Kommentare und Ausgaben fast aller anderen Bücher der Bibel vom frühen 16. Jh an. Konkordanzen, Einleitungswissenschaften und biblische Philologie treten dagegen erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs in größerer Zahl auf, wiewohl auch frühe Arbeiten nicht fehlen.

2.26 Eine fast vollständige Sammlung der Werke des Erasmus von Rotterdam (ca. 150 Bde), die zum überwiegenden Teil in Drucken des 16. Jhs vorliegt (über 100 Bde), schließt sich an. Zahlreiche Einzelwerke (als früheste Ausgabe das Enchiridion, Löwen 1515; jeweils in mehr als fünf verschiedenen Drucken des 16. Jhs Adagia, Apophthegmata und die Colloquia), ca. 30 Bibelkommentare (Kommentare zum Neuen Testament von 1519 und deutsch 1552) sowie Editionen griechischer Kirchenväter und antiker Klassiker sind hier zu nennen.

2.27 Die ca. 1180 Bde patristischer Schriften stellen etwa zur Hälfte Standardausgaben des 19. Jhs dar. Daneben stehen als stärkste Bestandsgruppe die Patrologie im 16. Jh mit ca. 140 Bdn, unter denen die von Erasmus von Rotterdam veranstalteten Ausgaben von Cyprian, Hieronymus, Johannes Chrysostomos, Irenaeus, Laktanz, Origenes und Arnobius hervortreten.

2.28 Dogmatische Literatur (ca. 370 Bde) findet sich vorwiegend in Form der theologischen Lehrbücher des 19. Jhs, während die Apologetik bzw. Kontroverstheologie mit fast 1000 Bdn von Anfang an gut vertreten ist (16. Jh ca. 70 Bde; 17. Jh ca. 140 Bde). Die Werke des Luthergegners Johannes Eck finden sich in zahlreichen Drucken des 16. Jhs (De primatu Petri adversus Ludderum, Paris 1521; Enchiridion, Köln 1529 u. ö.), ebenso wie die des Kölner Kontroverstheologen Johannes Gropper (ca. 30 Werke in Ausgaben des 16. Jhs), während der Kölner Dominikaner Jacob von Hoogstraeten mit nur drei Werken schwach vertreten ist (sehr früh jedoch die Apologia und der Libellus Accusatorius, beide Köln 1518). Ebenso sind Werke englischer und italienischer Kontroversisten (John Fisher, d. i. Joh. Roffensis, und Ambrosius Catharinus OP) und von Konzilstheologen (Alfonso a Castro OFM, Andreas de Vega) vorhanden. Aus Frankreich liegen u. a. die Discours ... contre les sectes (Paris 1563) von Claude de Sainctes vor. Die systematischer betriebene Polemik und Kontroverse der nachtridentinischen Zeit ist vor allem in Robert Bellarmin SJ (weit über 100 Bde in Einzel-, Teil- und Gesamtausgaben, deutschen und französischen Übersetzungen), Thomas Stapleton, Adam Tanner und Jakob Gretser repräsentiert. Vollständig vorhanden ist das Werk des am Ende dieser Epoche stehenden Holländers und Kölner Weihbischofs Adrian van Walenburch († 1669).

2.29 Ergänzt wird diese Bestandsgruppe durch allgemeine und spezielle theologische Darstellungen und Untersuchungen (ca. 1160 Bde), vor allem als Grundlagenuntersuchungen, Kompendien und Lehrbücher des 19. Jhs. Erwähnenswert sind die scholastische Summen- und Kommentarliteratur (meist Kommentare zu den " Sentenzen" des Petrus Lombardus) in Drucken des 16. Jhs und das umfangreiche Werk des Scholastik und Mystik miteinander verbindenden Dionysius von Ryckel d. Karthäuser.

2.30 Aus der (naturgemäß schwach vertretenen) protestantischen Theologie sind die Werke Luthers zu nennen (ca. 200 Bde), darunter mehrere Werkausgaben (Wittenberg 1551, 1578; Jena 1560), außerdem etwa 25 Bibelausgaben (5 aus dem 16. Jh) und die umfangreichen Werkausgaben des 19. Jhs. Auch die Schriften anderer Reformatoren (vor allem Melanchthon, Calvin, Zwingli) fehlen nicht.

2.31 In der Moraltheologie (ca. 510 Bde) stehen die kasuistischen Werke neben den späteren Zusammenfassungen, Sammlungen und Lehrbüchern. Alle namhaften Kasuisten sind vertreten (z. B. Azpilcueta, Azor, Diana, Roncaglia, dann auch Sporer und Zech), hinzu kommen noch Werke wie etwa die polemisch orientierte, alphabetisch kasuistische Summa Silvestrina von Silvester Prierias (i. e. S. Mazzolini; Venedig 1593 u. ö.) oder aus dem 18. Jh die gegen den jesuitischen Probabilismus gerichteten Arbeiten des Giovanni Vincenzo Patuzzi.

2.32 Die meisten Werke gehören der praktischen Theologie an, besonders der Pastoraltheologie und Katechese (ca. 2000 Bde). Es handelt sich sowohl um Priesterinstruktionen (vor allem zu Fragen der Sakramentenverwaltung) als auch um Versuche der Laienunterweisung (hierunter bereits aus dem 16. Jh etliche deutschsprachige Werke). Die homiletische Literatur (ca. 600 Bde) umfaßt in erster Linie allgemeine und anlaßgebundene Predigthandbücher und -sammlungen. Zu nennen sind außerdem ca. 280 Gebet- und Gesangbücher, Breviere und Missale sowie 310 Bde liturgischer Texte, Rituale, Pontifikale u. a. Die aszetische und Erbauungsliteratur (ca. 1300 Bde) stammt überwiegend aus dem 18. Jh (ca. 250 Bde) und dem 19. Jh (ca. 800 Bde) und ist dementsprechend überwiegend deutschsprachig. Nennenswert ist eine große Sammlung von Ausgaben der Imitatio Christi des Thomas a Kempis und seiner übrigen Werke (zusammen 137; die Imitatio Christi findet sich in 112 Exemplaren).

2.33 Die größte theologische Bestandsgruppe enthält die kirchengeschichtliche Literatur (3850 Bde), bei der es sich zu einem guten Drittel (ca. 1440 Bde) um kirchenbezogene Viten handelt. Die im 16. Jh beginnende Kirchengeschichtsschreibung ist umfangreich in den Werken von C. Baronius dokumentiert, die Vätergeschichte durch J. Sirmond SJ. Die lateinische Liturgiegeschichte ist ebenso gut vertreten (E. Martène, J. M. Thomasius, L. A. Muratori) wie die griechische und orientalische (die Gebrüder Assemani). Die Papstgeschichte ist u. a. durch E. Baluze, die Konziliengeschichte durch den Jesuiten Ph. Labbé, J. Hardouin und vor allem G. D. Mansi vertreten; nennenswert sind auch die seltenen Gesta Pontificum von Chapeauville (1622). Ebenfalls vorhanden sind die Acta Sanctorum von J. Bollandus, die Untersuchungen seines Mitarbeiters D. Papebroch, Arbeiten zur Kirchen-, Ordens-, Profan- und Sittengeschichte, zu Chronologie, Kirchenvätern und mittelalterlichen Schriftstellern aus den Reihen der Benediktinerkongregation der Mauriner (u. a. J. Mabillon, B. de Montfaucon, J. L. d'Achéry, E. Martène, P. Coustant, G. Gerberon, Th. Ruinart), die Histoire ecclésiastique von Claude Fleury und die España sagrada des Enrique Floréz. Ein besonderer Akzent liegt auf den regionalen Kirchenverhältnissen. Bei den Viten wird neben der regionalen Hagiographie das Andenken von Kirchenleuten des Kölner Raums gepflegt.

2.34 Mit über 1800 Bdn zählt das Kirchenrecht zu den drei größten theologischen Bestandsgruppen und ist bereits im 16. Jh mit mehr als 100 Bdn vertreten. Drei Gruppen treten hervor: Gesetzes- und Verordnungssammlungen (Bullarien, Statuten, Regesten, Ordensregeln etc.), Kommentare und Compendia (wichtig die von A. Barbosa, P. Fagnani, M. Gonzalez Téllez, J. Cabassutius, G. P. Lancellotti) und Monographien zu speziellen Rechtsfragen; dazu Geschichte des Kirchenrechts (J. Doujat und vor allem L. Thomassin). Literatur zu über 220 Diözesansynoden und Provinzialkonzilen (davon 52 aus dem 16. Jh, 54 aus dem 17. Jh, 42 aus dem 18. Jh und 75 aus dem 19. Jh), die alle europäischen Länder, deren überseeische Besitzungen und die USA berücksichtigen, darunter als Rara die Constitutiones aus Portugal und seinen Kolonien (in portugiesischer Sprache).

2.35 Unter den ca. 720 Bdn philosophischer Literatur besitzt die aus dem Nachlaß von Bernhard Meller (1880-1971) stammende Sammlung spätscholastischer Texte in Drucken des 16. und teilweise des 17. Jhs besonderen Wert (Johannes von Jandun, Thomas ab Argentina, Richard von Mediavilla, Heinrich von Gent, Durandus von San Porciano, Guillelmus de Alvernia, Petrus de Alliaco, Alexander von Hales, Franciscus Suarez, Franciscus Toletus), zumal viele dieser Werke nicht in modernen Ausgaben vorliegen. Einen anderen Schwerpunkt bilden im 17. und 18. Jh die vorwiegend von jesuitischer Seite unternommenen Auswertungen und Verteidigungen der thomistischen Philosophie. Aus dem 19. Jh finden sich überwiegend Werkausgaben der mittelalterlichen (Albertus Magnus, Thomas von Aquin) und neuzeitlichen Klassiker, Lehrbücher und philosophiegeschichtliche Darstellungen. Ergänzt wird der philosophische Bestand durch ca. 350 Bde zur Pädagogik und allgemeinen Bildung (meist 19. Jh), unter denen sich neben pädagogischen Arbeiten im engeren Sinne vor allem Schriften zum Schulwesen und zur Schulreform, Programme, aber auch populäre Sachliteratur und Lexika finden.

2.36 Die belletristische Literatur umfaßt ca. 1270 Bde, fast ausschließlich aus dem 19. Jh. Bei den deutschen Texten (ca. 670 Bde) handelt es sich zum größten Teil um Klassikerausgaben, zu einem geringeren Teil um katholische Literatur; hinzu kommen ca. 190 Bde deutsche Übersetzungen und etwa 410 Bde fremdsprachliche Texte in der Originalsprache (vor allem romanische Literaturen). Dieser Bestand überschneidet sich vielfach mit den 860 Bdn zur Philologie (400 Bde Alt-, 460 Bde Neue Philologie), unter denen eine bedeutende Gruppe lateinischer Jesuitendichtung aus dem 17. und beginnenden 18. Jh auffällt. Bei der Klassischen Philologie finden sich neben Lehr- und Wörterbüchern der klassischen und biblischen Sprachen auch Textausgaben griechischer und römischer Autoren.

2.37 Innerhalb der Belletristik ist die Dante-Sammlung hervorzuheben (ca. 140 Bde). Außer Gesamt- und Teilausgaben (z. B. die Werkausgabe von Zapata de Cisneros, Venedig 1757) sowie Ausgaben der Einzelwerke aus dem 19. Jh sind ca. 50 Ausgaben der Divina Commedia zu verzeichnen, davon 4 aus dem 16. Jh, von denen eine (Venedig 1516) ein Rarum darstellt. Die übrigen entstammen meist dem 19. Jh (oft illustriert), ebenso die sich darunter befindenden deutschen (ca. 40 Bde) und sonstigen Übersetzungen (ca. 10 Bde).

2.38 Die 500 Bde zu Kunst und Musik, die nahezu geschlossen dem 19. Jh angehören, bieten neben einigen Bildbänden (vorwiegend architekturhistorisch) und Musikalien in erster Linie kunst- und musikgeschichtliche Sekundärliteratur sowie einen reichen Bestand an Biographien (meist Komponisten), Tagebüchern und Briefwechseln.

2.39 Die umfangreichste nichttheologische Be- standsgruppe ist die Profangeschichte (ca. 1375 Bde), deren Schwerpunkt zwar im 19. Jh liegt (ca. 800 Bde), die aber auch in der älteren Zeit auffallend reichlich vertreten ist. Überwiegt im 17. Jh noch die Herrschergeschichte, so treten spätestens im 18. Jh die historisch-politischen Sammlungen und Gesamtdarstellungen einzelner Territorien, Reiche oder Erdteile in den Vordergrund. Gut ausgestattet sind auch die historischen Quellen- und Hilfswissenschaften (vor allem Genealogie, Wappenkunde, Epigraphie und Diplomatik) sowie, vorwiegend im 19. Jh, Spezialgebiete der Orts- und Landesgeschichte, außerdem westeuropäische Universitätsgeschichte. Ausgezeichnet dokumentiert sind die Folgen der Französischen Revolution und der Befreiungskriege, wobei die Verhältnisse in der Rheinprovinz besondere Berücksichtigung finden. Hierzu treten noch einmal ca. 300 Bde geographische und Reiseliteratur, ein durch zahlreiche illustrierte Werke besonders wertvoller Bestand. Reden und Traktate zu meist kirchenpolitischen Streitfragen des 19. Jhs schließen sich an (95 Bde).

2.40 Zum Zivilrecht liegen ca. 260 Titel vor, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh und in deutscher oder französischer Sprache (Kommentare, Gesetzes- und Urteilssammlungen, speziell auch Ausgaben und Erläuterungen des napoleonischen Code Civil und amtliche Verlautbarungen aus der Besatzungszeit).

2.41 Die über 700 Bde Coloniensien umfassen Proklamationen und Appellationen des Metropolitankapitels (z. B. die an Karl V. anläßlich des Wormser Reichstages gerichtete Bitte um Protektion, Mainz 1545) und des bischöflichen Stuhls, wichtige Quellentexte zu den " Kölner Wirren" (M. van Isselt, De Bello Coloniensi, Köln 1584 u. ö.), außerdem das bistumsgeschichtliche Quellenwerk von M. Mörckens (Köln 1745) sowie im 19. Jh zahlreiche Dissertationen und Gutachten der Bonner Universität, vornehmlich zu kirchenrechtlichen Fragen.

2.42 Ein kleiner Bestand (ca. 70 Bde) zu Naturwissenschaft und Medizin (meist 19. Jh) weist keinen Schwerpunkt auf.

2.43 An Zeitschriften und Periodika, die vor 1900 beginnen, liegen 112 Reihen in 2720 Bdn (bis 1900 berücksichtigt) vor. Es handelt sich überwiegend um theologische Periodika, wobei ein besonderes Gewicht Personalschematismen, amtlichen kirchlichen Verlautbarungen und den Reihen der katholischen Orden zukommt. Daneben finden sich philosophische, juristische, philologische und historische Reihenwerke. In der Regel liegen die Reihen vollständig vor. Sondersammlungen Bibliothek Bignon

2.44 Es handelt sich um etwa 275 Bde, die meist ein Supralibros " Bibliothec Bignon" tragen. Die Geschichte dieses Bestandes liegt noch weitgehend im Dunkeln, namentlich die Fragen nach dem ursprünglichen Besitzer und nach Art und Zeitpunkt des Erwerbs. Auch der ehemalige Bibliothekar, Franz Baeumker, der in seiner handschriftlichen Chronik (1916) diese Fragen untersucht hat, muß seine seitdem tradierte Auffassung, daß es sich um die Bibliothek des Abbé Jean Paul Bignon handelt (1662-1743; u. a. Sekretär und Hofprediger Ludwigs XIV., seit 1718 Bibliothekar Ludwigs XV.), mit einem Fragezeichen versehen. Die Antwort wird dadurch erschwert, daß sowohl J. P. Bignons Vater (Jércome (II) Bignon, 1627-1697) als auch sein Großvater (Jércome (I) Bignon, 1589-1656) wie er selbst Bibliothekare des Königs waren. Für Jean Paul scheint aber neben verschiedenen Gründen, die Baeumker anführt vor allem zu sprechen, daß 126 Bde der Sammlung dem 18. Jh entstammen (ein handschriftlicher Eintrag " J. P. Bignon" der Histoire de l'Eglise von Jean de Sueur besitzt keine Beweiskraft, da er nicht authentisch sein muß); davon abgesehen war er wohl der am meisten bibliophil und wissenschaftlich gesonnene Sproß seiner großen Familie (Mitglied verschiedener französischer Akademien und der Royal Society, London). Allerdings wirft dieses wahrscheinliche Ergebnis neue Fragen hinsichtlich der Gelegenheit und des Zeitpunkts des Erwerbs der Bibliothek auf.

2.45 Der zeitliche Schwerpunkt der Sammlung liegt im 18. (126 Bde) und 17. Jh (106 Bde); aus dem 16. Jh stammen 43 Bde. Die lateinische Sprache ist mit 178 Bdn am stärksten vertreten, gefolgt von der französischen mit 56 Bdn. Die deutsche (26 Bde) und italienische Sprache (13 Bde) fallen dagegen kaum ins Gewicht.

2.46 Etwa zwei Drittel der Sammlung gehören der Theologie an (177 Bde), wovon allgemeine Kirchengeschichte (43 Bde) und Ascetica (41 Bde) den größten Teil ausmachen. Daneben finden sich Dogmatik, Moraltheologie und Apologetik (zusammen 41 Bde), Pastoraltheologie, Katechese und Homiletik (23 Bde). Nennenswert ist auch ein kleiner Bestand kirchenrechtlicher Literatur (12 Bde). Die knapp 100 Bde nichttheologischer Literatur verteilen sich fast vollständig auf die Profangeschichte (51 Bde) und die Philosophie (31 Bde), neben denen nur noch 9 Bde geographischer Literatur nennenswert sind. Trotz des recht geringen Umfangs dieser Sammlung bietet sie unter den Drucken des 16. Jhs manche seltenen Titel, so Alvarus Pelagius De planctu ecclesiae (Lyon Anfang 16. Jh); Absalon A. Sprinckissbacusis Sermones Festivales (Köln 1534); M. Ficinus, Opera (Basel 1576); eine Sentenzensammlung Plutarchs " vnnd anderer" (Straßburg 1534); App. Alexandrinus, Romanarum Historiarum (Basel 1554); P. Jovius, Warhafftige Beschreibung aller Chronick (Frankfurt 1570) und Strabons Geographia (Basel 1523). Bibliothek Spiegel

2.47 Die Bibliothek von August Ferdinand Graf Spiegel zum Desenberg und Canstein (1764-1835), dem späteren Erzbischof von Köln, stellt mit ihren nahezu 14.000 Bdn aus sämtlichen Wissenschaftsgebieten die wertvollste Sondersammlung dar. Spiegel wurde im Geiste des Febronianismus erzogen, so daß sich bei ihm rationalistisch-aufgeklärte mit katholischen Reformideen mischten. Als Bischof von Münster (1813-1815) gewann er ein positiveres Verhältnis zum katholischen Glauben und zur Kirche. Nachdem es ihm nicht gelungen war, preußischer Minister für die Angelegenheiten der katholischen Kirche zu werden, trat er nach anfänglichen Widerständen im April 1825 das Amt des Erzbischofs von Köln an, das er bis zu seinem Tode bekleidete.

2.48 Den weitaus größten Teil seiner Bibliothek erwarb Spiegel durch direkten Kauf, wie die für eine Privatbibliothek überaus zahlreichen bibliographischen Hilfsmittel zur Buchbestellung bezeugen (Rezensionsorgane, C. Gesners Bibliotheca Universalis und andere Bibliographien). 1793 vermachte ihm sein Onkel Goswin Anton seine Bibliothek, deren Umfang und Bestand jedoch nicht mehr rekonstruierbar sind. Auch der Anteil an Geschenken war wohl groß, da ihm zumal während seiner Kölner Zeit viele Theologen ihre Arbeiten zuschickten.

2.49 Am Zusammenhalt seiner umfangreichen und kostbaren Bibliothek, die er zweimal katalogisieren ließ (s. u. 2.52 und 3.3) war Spiegel stark interessiert. Deshalb vermachte er sie testamentarisch nicht einer einzelnen Person, sondern dem Kölner Domkapitel (nur der medizinische Bestand ging an seinen Arzt B. Nückel). Spiegels Nachfolger, Klemens August Freiherr von Droste zu Vischering, zeigte als entschiedener Gegner des Hermesianismus kein Interesse an der Bibliothek und veranlaßte das Domkapitel nachdrücklich, sie aus dem bischöflichen Palais zu entfernen. Die Sammlung gelangte so in die Räume des Priesterseminars (ungeordnet). Durch den Vertrag vom 24. Oktober 1930 wurde sie dem Erzbischöflichen Stuhl leihweise überlassen und befindet sich seitdem unter der Verwaltung der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek.

2.50 Von den ca. 13.780 Bdn gehören ca. 8340 (etwa 60 Prozent) dem 19. Jh an. Aus dem 16. Jh stammen ca. 150 Bde, aus dem 17. Jh ca. 480 Bde und aus dem 18. Jh ca. 4800 Bde. Sprachlich überwiegt das Deutsche (ca. 9240 Bde), dem etwa gleich starke französische und lateinische Bestände gegenüberstehen (ca. 2060 und ca. 2000 Bde). Die italienische Sprache ist mit ca. 290 Bdn und die englische mit ca. 170 Bdn vertreten.

2.51 Die heutige systematische Aufstellung entspricht der Einteilung in 18 systematische Gruppen, die der Kölner Bibliothekar Franz Ferdinand Pape in seinem maßgeblichen Katalog (1830-1835) vorgenommen hat. Er gliedert den Bestand folgendermaßen: I. Bibliotheca propaedeutica ca. 1220 Bde; II. Philologia ca. 310 Bde; III. Litterae & artes elegantiores ca. 840 Bde; IV. Theologia ca. 3570 Bde; V. Jurisprudentia ca. 1680 Bde; VI. Disciplinae Politicae & Camerales ca. 1830 Bde; VII. Philosophia & Paedagogica ca. 490 Bde; VIII. Mathesis ca. 65 Bde; IX. Medicina 2 Bde; X. Scientia naturalis ca. 340 Bde; XI. Historia ca. 2670 Bde; XII. Scripta oblata solemni occasione edita ca. 720 Bde; XIII. Acta judicialia & Edicta principalia ca. 40 Bde; XV. Tabulae geographicae 16 Bde, 244 Blätter; XVI. Index Artium 277 Blätter.

2.52 Der Bestand der Abteilung " Bibliotheca propaedeutica" zeigt Spiegel als einen über den literarischen Markt gut informierten Sammler. Neben Literaturgeschichten, Bibliographien und gedruckten Bibliothekskatalogen fallen die langen Reihen literarischer Zeitschriften und Rezensionsorgane und zahlreiche andere bibliographische Hilfsmittel des 17. und 18. Jhs auf. Außerdem finden sich zeitgenössische Gelehrtenlexika und die vollständige Encyclopédie von Diderot und d'Alembert (1781); aus der gleichen Zeit stammt auch das zu den " Diaria critica" zu zählende Journal Encyclopédique ou universel (1778-1788). Neben kleineren Schriften zu Spezialproblemen (Druckwesen, Briefsteller, Geheimschriften etc.) stellt einen Schwerpunkt die Schul- und Universitätsgeschichte dar, zu der Überblicke über das System der Wissenschaften und die Organisation des Studiums treten.

2.53 In der Abteilung Philologie bilden Einzelausgaben griechischer und römischer Klassiker den wertvollsten (einige Inkunabeln und 13 Drucke des 16. Jhs), Sprachlehren und Wörterbücher den umfangreichsten Bestand. Andere Gebiete der klassischen Altertumswissenschaft, so antikes Recht, Geschichte, Staatswesen, Kunst und Mythologie fehlen nicht.

2.54 In der Abteilung " Litterae et artes elegantiores" finden sich die wertvollen Erstausgaben vorwiegend deutscher Autoren des 18. und 19. Jhs, die der junge Spiegel bereits in den achtziger Jahren des 18. Jhs zu sammeln begann (sein Name findet sich in der Subskribentenliste der Goetheausgabe von 1787-1789 bei Göschen). Auch die anderen Autoren der klassischen Zeit sind, wie der spätere Goethe, meist in ihren ersten Gesamtausgaben vorhanden (Wieland, Herder, Schiller, Gellert, Thümmel), desgleichen die romantische Literatur (Tieck, Voss u. a.). Die deutschsprachige Literatur überwiegt bei weitem (ca. 530 Bde); doch auch Ausgaben französischer Klassiker (ca. 180 Bde, vorwiegend 18. Jh) und ein repräsentativer Bestand an italienischer Dichtung (ca. 80 Bde) sind vorhanden. Die Bestandsgruppe enthält auch neuphilologische Literatur (darunter englische, französische, italienische Wörterbücher und Grammatiken), Arbeiten zur Literaturwissenschaft und -geschichte, Rhetoriken und Poetiken.

2.55 Die Bestandsgruppe " Theologia" ist die umfangreichste und enthält bis auf Kirchenrecht alle Disziplinen der Theologie (von R. Brack abweichende Zahlenangaben beruhen auf der Zählung gebundener Einheiten; für die Zahl der Titel ist R. Brack zu vergleichen). Dem Zeitraum von 1800 bis 1835 entstammen ca. 2450 Bde (davon ca. 1900 deutschsprachig), dem 18. Jh ca. 760, dem 17. Jh ca. 250 und dem 16. Jh etwa 110 Bde.

2.56 Bei der " Theologia isagogica" (mit ca. 130 Bdn kleinste Abteilung) finden sich neben allgemeinen Darstellungen des Christentums und der Theologie etliche Einleitungen in das theologische Studium. Von besonderer Bedeutung sind aber auch für den theologischen Standpunkt Spiegels die Schriften von Georg Hermes und der Vertreter des Hermesianismus (Johann Baptist Baltzer, Johann Wilhelm Braun), die z. T. erst in den dreißiger Jahren des 19. Jhs erschienen sind. Bemerkenswert sind ca. 30 Schriften von oder über Ignaz Heinrich Freiherr von Wessenberg, mit dessen episkopalistisch-nationalkirchlichen Bestrebungen Spiegel sympathisierte; dazu treten weitere Arbeiten über verschiedene zeitgenössische innerkirchliche Auseinandersetzungen.

2.57 Die zur " Theologia exegetica" (ca. 170 Bde) gehörenden Bibeln und Exegesen stammen etwa zur Hälfte aus dem 19. Jh. Von größerem Wert sind vor allem einige der 39 Bibelausgaben (so Speyer 1489). Unter der exegetischen Literatur sind die direkten Kommentare zum Alten und Neuen Testament nur in relativ geringem Umfang vertreten (ca. 40 Bde), so durch Gregorii Papae in septem psalmos poenitentiales explanatio (Paris 1508) oder den Litteralkommentar zur Gesamtbibel von Augustinus Calmet (Würzburg 1789 [sic]-1793).

2.58 Der Bestand zur historischen Theologie macht mit ca. 1300 Bdn über ein Drittel der gesamten theologischen Abteilung aus; etwas weniger als die Hälfte ist vor dem 19. Jh erschienen. Auffallend zahlreich sind die Vätertexte, sowohl in Drucken des 16. Jhs (dazu kommen 6 Inkunabeln) als auch in modernen Ausgaben. Zahlreich vertreten sind Werke zur allgemeinen Kirchengeschichte (meist 19. Jh). Einen umfangreichen Bestand stellen auch die Schriften zur regionalen Kirchengeschichte dar, vor allem zu den Verhältnissen in Frankreich und zur Kölnischen Kirchengeschichte. Daneben finden sich zahlreiche kirchengeschichtliche Standardwerke des 19. Jhs und Schriften von Päpsten bzw. Papst- und Konziliengeschichte (vorwiegend 16. Jh). Mönchswesen, Ordens- und Klostergeschichte sind dagegen bis auf einen reichen Bestand an Schriften über und gegen die Jesuiten recht schwach vertreten, daneben eine Anzahl Heiligen- und Märtyrerviten. Aus den 44 Titeln Reformationsgeschichte und Häresiologie ist ein 1512 in Leipzig gedruckter umfangreicher Sammelband De valdensium secta von Augustinus von Olmütz und Jacob Ziegler hervorzuheben, ansonsten entstammen die meist antireformatorischen Schriften vorwiegend dem 18. und 19. Jh.

2.59 Der Bestand der systematischen Theologie verteilt sich im wesentlichen auf Dogmatik (mit Kontroverstheologie) und Moraltheologie (mit Aszetik). Das erst spät erwachende Interesse Spiegels für diese Thematik erklärt das deutliche Übergewicht der Werke des 19. Jhs (ca. 380 von ca. 500 Bdn). Die im eigentlichen Sinne dogmatische Literatur spiegelt in erster Linie die Fachdiskussion des beginnenden 19. Jhs (Heinrich Klee, Johann Adam Möhler, Theobald Lienhart, C. D. Marianus Dobmayer, Franz Oberthür), zusätzlich findet sich neben dogmatischen Summen (auch einiges von protestantischer Seite) polemisches und irenisches Schrifttum (ca. 140 Bde). Von dem relativ geringen Bestand moraltheologischer Literatur (ca. 100 Bde) erschien ebenfalls mehr als die Hälfte im 19. Jh. Ca. 50 Bde gehören der Moraltheologie im engeren Sinne an (Stapf, Sailer, Schenkl, Vogelsang, Braun). Aszetische und kasuistische Literatur (ca. 20 Bde) spielt in Spiegels Bibliothek keine nennenswerte Rolle (jedoch sind 5 Inkunabeln zur Kasuistik vorhanden).

2.60 Der große Umfang der Gruppe " Theologia practica" (800 Bde), die Pastoraltheologie, Katechetik, Homiletik und Liturgik umfaßt, rührt vor allem von den Katechismen (60), Gesang- und Liederbüchern (50), 124 Andachts-, Gebet- und Erbauungsbüchern und oft vielbändigen Homilien- bzw. Predigtsammlungen (160) her, die vorwiegend dem 19. Jh entstammen. Oftmals handelt es sich um kleine Hefte, die Spiegel während seiner Kölner Zeit von Klerikern der Diözese und befreundeten Gelehrten bekam. In großer Zahl liegt das liturgische Schrifttum in Form von Missalen und Brevieren (80 Bde) vor, dazu treten Diurnale, Rituale, Ceremoniale etc. Namentlich Rituale sind in Drucken des 16. und frühen 17. Jhs aus nahezu allen Diözesen des Rheinlandes und Westfalens vorhanden. Mit knapp 30 Bdn aus dem 19. Jh ist selbst die protestantische Liturgie in überraschendem Maße präsent.

2.61 Die " Miscellanea theologica" (430 Bde) setzen sich zum überwiegenden Teil aus theologischen bzw. religiösen Periodika zusammen. Bei den vermischten theologischen Werken fallen vor allem die Opera von Heinrich Seuse (Köln 1588) und die Opera omnia theologica von F. Suárez (Mainz 1617-1652) auf; für Spiegels innerkirchlichen Standpunkt sind des weiteren die Opere des Serviten Paolo Sarpi (Venedig 1673-1677) bezeichnend.

2.62 Die Abteilung " Jurisprudentia" gehört zu den größten und ist die einzige, in der Drucke des 18. Jhs in größerer Zahl vorhanden sind als solche des 19. Jhs (892 Bde, davon 640 deutschsprachig, gegenüber 711 Bdn, davon 589 deutschsprachig). " Jus civile" und " Jus canonicum" sind gemeinsam aufgestellt. Die kirchenrechtliche Abteilung (290 Bde) enthält in erster Linie Kommentare, Kompendien und systematische Darstellungen, daneben Werke zum Sakramenten-, Benefizien- und kirchlichen Güterrecht, sowie kirchenrechtliche Quellenwerke. Unter den fast 1400 Bdn zum zivilen Recht finden sich die Corpora iuris in vielen Ausgaben, ebenso wie zahlreiche Darstellungen der einzelnen Rechtszweige (so mehr als 70 Bde von Johann Jacob Moser und 50 Bde von Johann August Reuß) und ihrer Geschichte. Bei den Institutiones Iustinians und dem Code Napoléon sind auch die auf die verschiedenen deutschen Länder zugeschnittenen Ausgaben, Übersetzungen und Kommentare vorhanden. Ausführlich gesammelt ist die deutsche Rechtsgeschichte, Privat- und Feudalrecht, das Recht und die Statuten aller deutschen Provinzen und schließlich anderer europäischer Staaten. Eine Abteilung spezieller Rechtsgebiete (Strafrecht, Wirtschaftsrecht, Lehnsrecht, Zunftrecht, Judenrecht, Armenrecht, Jagdrecht etc.) ergänzt die allgemeineren Darstellungen. Hervorzuheben ist eine reiche Sammlung von Edikten, Verordnungen und Erlassen aus dem 18. Jh (Schwerpunkt 1730-1805).

2.63 Ähnlich umfangreich ist der Bestand an staatswissenschaftlicher und volkswirtschaftlicher Literatur (meist deutschsprachig: 1516 Bde, davon 1157 aus dem 19. Jh; daneben 232 französische, 52 italienische und 22 lateinische Bde). Neben allgemeinen Darstellungen politischer Systeme und staatsphilosophischen sowie politisch-historischen Schriften (mit Schwerpunkt auf der französischen Revolution und ihren Folgen bis zum Wiener Kongreß) ist vor allem die staatliche Verwaltung berücksichtigt (Post- und Münzwesen, Polizei und Feuerpolizei, Forst- und Jagdwesen, Grundwesen und Landwirtschaft, Industrie, Handel und Kaufmännisches). Das Interesse Spiegels an den politischen und kameralistischen Themen drückt sich in zahlreichen zeitgenössischen Periodika aus, bis hin zum Journal für Fabrik, Manufakturen, Handlung und Mode (Leipzig 1794ff). Ca. 90 Bde betreffen Kranken- und Armenpflege.

2.64 Die Bestandsgruppen Philosophie und Pädagogik, Mathematik und Naturwissenschaft sind geringeren Umfangs, namentlich der medizinische Bestand, der dem Arzt Spiegels, Medizinalrat B. Nückel, vermacht wurde. Neben Darstellungen der Philosophiegeschichte finden sich vor allem die zeitgenössischen Philosophen von Kant bis Hegel, insgesamt der Deutsche Idealismus und Kantianismus wie Antikantianismus, oft in Erstausgaben. Systematisch sind alle philosophischen Disziplinen vertreten, oft in populären Abhandlungen. Das pädagogische Schrifttum besteht aus historischen Darstellungen einzelner Institutionen, Schulordnungen, Reformentwürfen und Lesebüchern. Außer der im engeren Sinne mathematischen Literatur (vorwiegend Lehrbücher, einige Spezialuntersuchungen) finden sich Arbeiten zur Mathematik der Physik (Astronomie, Statik, Mechanik, Optik, Geographie; 10 Bde) und zur militärischen und nautischen Mathematik (16 Bde). Der naturwissenschaftliche Bestand umfaßt im wesentlichen Physik, Chemie und Naturgeschichte (Mineralogie, Botanik, Zoologie), im allgemeinen Gesamtdarstellungen, Einführungen und Spezialuntersuchungen des frühen 19. Jhs. Beachtenswert ist ein kleiner Bestand " Magia naturalis", darunter das Standardwerk von J. S. Halle (Berlin 1784 ff.).

2.65 Die zweitgrößte Bestandsgruppe bildet nach der Theologie das historische Schrifttum (ca. 2670 Bde), innerhalb dessen sich auch die historische Geographie findet (alle europäischen und deutschen Länder und Provinzen, schwerpunktmäßig die westliche Provinz Preußens mit 92 Werken). Die historischen Hilfswissenschaften, besonders Chronologie, Numismatik, Heraldik, Genealogie, Diplomatik, schließen einen kleinen Bestand an Statistiken und Adreßbüchern ein. Als besondere Sammelgebiete erweisen sich neben der Ortsgeschichte von Köln und Münster deutsche Landesgeschichte, Geschichte der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß und die Geschichte von Orden und Geheimbünden. Der Bestand an biographischer Literatur (116 Bde) enthält Biographien einzelner berühmter Persönlichkeiten als auch und überwiegend vielbändige Sammelwerke, so P. Bayle in mehreren Ausgaben und den Nekrolog von F. Schlichtegroll (Gotha 1791-1806). Reichhaltig sind Quellenwerke zur europäischen und vornehmlich zur deutschen Geschichte repräsentiert.

2.66 Die Abteilung Gelegenheitsschriften enthält überwiegend Hochschulschriften, Dissertationen und Schulprogramme (meist erstes Drittel des 19. Jhs aus Köln, Münster und Bonn), außerdem 111 Vorlesungsverzeichnisse von Bonn, Münster, Berlin, Duisburg, Gießen, Göttingen, Greifswald, Halle, München, Breslau, Wien und Würzburg (außer im Falle von Münster, 1807-1835 und Bonn, 1818-1835 meist unvollständig).

2.67 Die Abteilungen " Acta judicialia et Edicta principalia" ergänzen den juristischen Bestand um staatliche und kirchliche Verordnungen (vorwiegend aus dem Rheinland und Westfalen). Weiterhin finden sich in den letzten Abteilungen 244 Karten (überwiegend des 18. und 19. Jhs) sowie eine Sammlung von 277 Stücken Stadtansichten, dekorative Graphik und Musikalien, darunter wertvolle Lithographien und Chalkographien. Bibliothek München

2.68 Gesondert aufgestellt ist die Bibliothek des Sekretärs von Erzbischof Spiegel und späteren Dompropstes Nikolaus München († 1881), die er der Erzbischöflichen Diözesanbibliothek vermachte. Von ihren ca. 1150 Bdn stammen 845 Bde aus dem 19. Jh, 250 aus dem 18. Jh, 36 aus dem 17. Jh und 18 aus dem 16. Jh. Fast 700 Bde sind deutschsprachig, ca. 365 Bde lateinisch und 63 französisch.

2.69 Fast die Hälfte des Bestandes (ca. 530 Bde) gehört dem Jus an, ca. 340 Bde dem Kirchenrecht und ca. 180 Bde dem zivilen Recht, in beiden Fällen eine relativ kontinuierliche Sammlung von Quellentexten, Rechtsaltertümern und Kommentaren, deren Schwerpunkt im 19. Jh liegt, die aber auch schon im 16. Jh beginnt (Kommentare oder Abhandlungen zu Spezialproblemen). Im übrigen theologischen Bestand (ca. 300 Bde) liegt das Hauptgewicht auf der Systematischen Theologie (125 Bde), während die Praktische Theologie in ihren verschiedenen Zweigen schwach vertreten ist. Nur in der kirchenrechtlichen Literatur zeigt sich eine Vorliebe für die aufklärerische Richtung (Georg Christoph Neller, Johann Kaspar Barthel). Weiterhin sind vor allem ca. 180 Bde alte und neue Philologie (65 Bde deutsche Literatur), 67 Bde Philosophie, 43 Bde Coloniensien und 32 Bde Mathematik und Naturwissenschaften zu nennen. Leiblsche Sammlung

2.70 Die Leiblsche Sammlung enthält die Musikalien der ehemaligen Kölner Domkapelle. Es handelt sich nicht um die Privatsammlung des Domkapellmeisters Carl Leibl (1784-1870), sondern um Musikalien, die zum Gutteil während seiner Amtszeit (1826-1863) angeschafft wurden (u. a. vom Land- und Appellationsgerichtsrat Dr. Erich Heinrich Verkenius).

2.71 Die vorwiegend an der Aufführungspraxis der Domkapelle orientierte Sammlung umfaßt 314 Werke von 74 identifizierten und sechs nicht identifizierten Komponisten in 186 Partituren oder Klavierauszügen und 12.000 Stimmen und Stimmheften, wobei vor allem die Stimmen überwiegend handschriftlich vorliegen (darunter zahlreiche Autographen). Drucke und Hss. stammen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jhs. Von 203 Propriumsgesängen sind 92 in lateinischer, die übrigen in deutscher Sprache.

2.72 Alle Musikalien beziehen sich auf den Einsatz in der Liturgie bzw. auf die verschiedenen Anlässe des Kirchenjahres, formal auf die Gestaltungsmöglichkeiten und -wünsche der Domkapelle. Neben der Wiener Klassik (an erster Stelle Joseph Haydn; davor sind nur 13 Stücke von G. F. Händel und drei Werke von Orlando di Lasso vorhanden) finden sich Arbeiten solcher Komponisten, mit denen Leibl oder Verkenius befreundet oder bekannt waren (Wilhelm Neuland, Thomas Taeglichsbeck, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Friedrich Schneider). Hinzu kommen Werke der Nachklassik, der Romantik und weitverbreitete spätere Werke (z. B. von Joseph Eybler, Sigismund von Neukomm, Ignaz von Seyfried, Abbé Vogler), aber auch viele Stücke meist vergessener Kleinmeister. Besondere Bedeutung kommt den für die Domkapelle geschaffenen Stücken zu (von Bernhard Breuer, Franz Commer, Max von Droste-Hülshoff, Bernhard Klein, Th. Labo, Carl Leibl, Anton Lüttgen, Wilhelm Neuland, Joseph A. Schmittbaur). Deren Aufführungspraxis läßt sich somit mit großer Präzision rekonstruieren. Albertinum

2.73 Die Bibliothek des Bonner Albertinum wurde in den Jahren 1977 und 1987 der Diözesanbibliothek übergeben (in Bonn verblieb nur eine Arbeitsbibliothek mit moderner theologischer Literatur). Es finden sich heute in Köln ca. 7310 Bde vor 1900 (fast ausschließlich aus dem 19. Jh), die vorwiegend deutschsprachig sind (ca. 6210 Bde; ca. 580 lateinisch, ca. 440 französisch).

2.74 Da es sich um eine Bibliothek für die praktische Priesterausbildung handelt, überwiegt theologische Literatur (ca. 5810 Bde gegenüber ca. 1500 Bdn nichttheologischer Literatur) mit Sammelwerken, Lehr- und Handbüchern, geläufigen Quellentexten und anderen Standardwerken. Die theologische Literatur verteilt sich auf Homiletik (ca. 1170 Bde), Dogmatik, Fundamentaltheologie, Apologetik und Moraltheologie (zusammen ca. 970 Bde), Kirchengeschichte (ca. 730 Bde), Aszese (ca. 640 Bde), Pastoraltheologie und Katechese (ca. 580 Bde), Exegese (ca. 520 Bde), Patrologie (ca. 470 Bde), Liturgie und Ritual (ca. 440 Bde) und Kirchenrecht (ca. 290 Bde). Innerhalb des nichttheologischen Bestandes überwiegen die philologischen Werke mit ca. 700 Bdn (davon etwa 600 Bde neuphilologische Literatur). Daneben finden sich zur Profangeschichte ca. 480 Bde (ein großer Teil davon Coloniensien), zur Philosophie ca. 240 Bde, zum " Jus civile" ca. 60 Bde und zur Kunstgeschichte 20 Bde. Leoninum

2.75 Ebenfalls wurde der Altbestand der Bibliothek des Bonner Leoninum 1986 zum größten Teil in die Kölner Diözesanbibliothek gebracht und dort grobsystematisch separat aufgestellt. Umfang und Profil entsprechen in etwa dem Bestand des Albertinum. Von den ca. 6630 Bdn gehören bis auf ca. 535 Bde alle ins 19. Jh (meist in die zweite Hälfte). Aus dem 16. Jh stammen ca. 70 Bde, aus dem 17. Jh ca. 245 und aus dem 18. Jh ca. 220. Es überwiegt die deutschsprachige Literatur (ca. 4430 Bde; ca. 1660 in lateinisch; 500 Bde in französisch).

2.76 Ca. 5150 Bde theologischer Literatur stehen ca. 1360 Bdn nichttheologischer Literatur gegenüber, hinzu kommt ein kleiner Bestand von ca. 120 Bdn überwiegend theologischer Nachschlagewerke. Im einzelnen ergibt sich folgende Verteilung: Pastoral, Katechese und Homiletik (ca. 980 Bde), Fundamentaltheologie (ca. 110 Bde), Dogmatik (ca. 650 Bde), Apologetik (ca. 270 Bde), Moraltheologie (ca. 300 Bde); Aszese (ca. 500 Bde), Liturgie, Gebetbücher und Breviere (ca. 300 Bde), Patrologie (ca. 260 Bde), Exegese (ca. 500 Bde), Kirchengeschichte (ca. 900 Bde) und Kirchenrecht (ca. 380 Bde). Unter den nichttheologischen Gruppen ist die Profangeschichte mit ca. 630 Bdn am besten vertreten; daneben finden sich ca. 350 Bde zur Philosophie und ca. 80 Bde zur Pädagogik, außerdem 300 Bde " Varia", die die Philologien und Schöne Literatur, Wissenschaften und Reisen enthalten. Bibliothek Wallisfurth und Bibliothek Niessen

2.77 Der Bestand weist zwar nur relativ wenige vor 1900 erschienene Werke auf, jedoch dürften sie in Deutschland selten sein. Es handelt sich um die 1985 der Diözesanbibliothek vermachte Lateinamerika-Bibliothek von Dr. Wolfgang Wallisfurth, die insgesamt ca. 43.000 Bücher und Hefte (geschätzt) enthält, von denen ca. 800 vor 1900 erschienen sind. Aus dem 19. Jh finden sich in erster Linie kirchliche, wissenschaftliche und historische Annalen sowie einige Geographica und Reiseberichte, die ganz Lateinamerika, vorwiegend aber Chile betreffen. Seit 1989 wird die Südamerika-Sammlung von Bernhard Niessen sukzessive der Bibliothek übergeben, deren bislang ca. 200 Bde (19. und frühes 20. Jh) sich vor allem der südamerikanischen Sprache widmen; nennenswert ist der wertvolle Bestand an Werken zu verschiedenen Eingeborenensprachen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog I

[bis 1985; in Anlehnung an PI, bestehend aus der Zusammenführung aller bis 1985 separaten Kataloge, s. o. 1.8]

Alphabetischer Katalog II [ab 1986; nach RAK]

Zeitschriftenkatalog

Schlagwortkatalog [ab 1986, bezieht sich auf Alphabetischen Katalog II]

Systematischer Katalog [abgebrochen]

Personalkatalog

[abgebrochen, bezieht sich auf den Systematischen Katalog]

Standortkatalog [nur für den Hauptbestand]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Sonderkataloge

Lesesaalkatalog [alphabetischer Standortkatalog]

Akzessionskartei [ab 1957]

Kartei der Geschenkakzession [ab 1957]

Inkunabelkatalog

[alphabetisch; nach Druckern, Druckorten, Provenienzen, Standort]

Katalog der Bibliothek Spiegel

[alphabetisch; Standortkatalog unvollständig]

Katalog der Bibliothek München

[alphabetisch; Standortkatalog]

Katalog Leoninum [alphabetisch]

Katalog Albertinum

[Alphabetischer Katalog; Systematischer Katalog]

Katalog der Leiblschen Sammlung

[gedruckter Katalog, s. u. 5]

Katalog der Bibliothek Wallisfurth

[alphabetisch, noch ohne Signaturenvergabe]

3.3 Historische Kataloge

Catalogus Bibliothecae Seminarii Archiepiscopalis Coloniensis 1825

[Bandkatalog, 2 Bde; einer Notiz von F. Baeumker vom 2. 4. 1919 zufolge auf Veranlassung von Seminarprofessor Grosman unter Benützung von Vorlagen durch Subdiakon Kreutzer abgeschrieben und mit einer Eingabe vom 1. 9. 1825 Erzbischof Spiegel überreicht; Anlage: (grob-)alphabetisch ohne systematische Einteilung, kurze Angaben von Verfasser, Kurztitel, Ort, Jahr und Format]

Für die Bibliothek Spiegel liegen zwei handgeschriebene Bandkataloge vor, die den Bestand bis etwa 1818 und in seinem Todesjahr 1835 erschließen:

Catalogus librorum Ferdinandi Augusti L. B. Spiegel in Diesenberg [sic] et Kantstein [sic]. Tom. 1: Secundum ordinem scientiarum redactus. Tom. 2: Auctorum operumque seriam alphabeticam continens. 1802

[Verfasser des Katalogs war der Mitarbeiter Spiegels und spätere Professor R. B. Schmitz; in einem gleich aufgebauten Nachtrag wurde der Katalog bis 1818 fortgeführt, hauptsächlich von Spiegel selbst.]

Catalogus realis Bibliothecae Archiepiscopalis Coloniensis, a Ferdinando Augusto Comite de Spiegel in Desenberg & Canstein, Archiepiscopo Coloniensi, etc. fundatae. Scripsit, ordine systematico & passim chronologico disposuit, indices rerum et nominum alphabeticas adiecit, Franciscus Ferdinandus Pape (...). Coloniae ad Rhenum, 1835 [zur Gliederung des Kataloges s. o. 2.60]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Die genetisch verschiedenen Zweige der Bibliothek und ihre diversen separaten Sammlungen werden hier nicht gesondert voneinander behandelt, da sich so, bedingt durch die geschilderte Bestandsgeschichte, unnötige Überschneidungen und Doppelnennungen nicht vermeiden ließen. [Anon.]: Köln. Dombibliothek. In: Westdeutsche Zeitung 1 (1882) S. 405

Arlt, Wulf: Zum Repertoire der Kölner Domkapelle im ausgehenden 18. Jahrhundert. In: Kirchenmusikalisches Jahrbuch 47 (1963) S. 125-136

Baeumker, Franz: Beiträge zu einer Chronik der Bibliothek des Erzbischöflichen Priesterseminars zu Cöln und der zum Seminar in Beziehung stehenden Persönlichkeiten. 2 Bde. 1911-1920 [von dem ehemaligen Bibliotheksleiter hschr. verfaßte Chronik mit Abschriften bestandsgeschichtlich relevanter Dokumente, Exlibris, Stempel etc.; noch immer die gründlichste Darstellung der Bibliotheksgeschichte]

Baeumker, Franz: Beiträge zur Geschichte des Kölner Priesterseminars 1750-1911. In: Kölner Pastoralblatt 46 (1912) S. 97-103

Bléchet, Franccoise: L'abbé Bignon, Bibliothécaire du Roy, et les milieux savants en France an début du XVIIIe siècle. In: Buch und Sammler. Private und öffentliche Bibliotheken im 18. Jahrhundert. Heidelberg 1979, S. 53-66

Frenken, Johann Wilhelm: Das Schicksal der im Jahre 1794 über den Rhein geflüchteten Werthgegenstände des Cölner Domes, insbesondere die Zurückführung der Manuscripten-Bibliothek. Aktenmässige Denkschrift. Köln 1886

Gotzen, Joseph: Die Bibliothek des Erzbischöflichen Priesterseminars in Köln. In: Kölnische Volkszeitung vom 12. Mai 1912, Bl. 3

Hartzheim, Joseph: Bibliotheca Coloniensis, in qua vita et libri typo vel et manuscripti recensentur omnium archi-dioceseos Coloniensis. Köln 1747

Haass, J. B.: Die Kölner Dombibliothek. In: Kölner Domblatt Nr. 259, 260 (1866) Hecker, Hermann Joseph: Chronik der Regenten, Dozenten und Ökonomen im Priesterseminar des Erzbistums Köln 1615-1950. Düsseldorf 1952 (Studien zur Kölner Kirchengschichte, 1)

Heusgen, Paul: Die Bibliothek des Erzbischöflichen Priesterseminars in Köln als Diözesanbibliothek. In: Kölner Pastoralblatt 56 (1922) S. 23-26

Heusgen, Paul: Die Erzdiözesan- und Dombibliothek in Köln. Markkleeberg-Leipzig 1937 (Der Bücherwurm Jg. 22, Beih. 9)

Histoire des bibliothèques franccaises. 2: Les bibliothèques sous l'Ancien Regime. 1530-1789. Sous la direction de Claude Jolly. Paris 1988

Lenn, Paul: Erzbischof Hildebald und die Dombibliothek von Köln. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 25 (1908) S. 153-158

Lipgens, Walter: Ferdinand August Graf von Spiegel und das Verhältnis von Kirche und Staat. 1789-1835. Teil 1.2. Münster 1965 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens 18, Westfälische Biographien, 4)

Mies, Paul: Der Musiker Carl Leibl (1784-1870). Kempen 1938 München, Nikolaus: Einiges aus den Lebens- und Familienverhältnissen des Hochwürdigen Herrn Erzbischofs von Köln, Ferdinand August Grafen Spiegel zum Desenberg und Canstein. In: Zeitschrift für Philosophie und Katholische Theologie 2 (1835) S. 199-215

Rumpf, Peter: Stadt in der Stadt Maternushaus Köln. In: Bauwelt 74 (1983) Heft 22, S. 822-837 Schönartz, Wilhelm: Die Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln. Ihre Geschichte und ihr jetziger Zustand. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt N. F. 10 (1960) S. 144-148

Schönartz, Wilhelm: Die Kölner Dombibliothek. In: Almanach für das Erzbistum Köln 1 (1974/75) S. 93-107

Schönartz, Wilhelm (Hrsg.): Die Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek zu Köln. Festschrift zur Einweihung des Neubaus der Bibliothek am 10. November 1983. Köln 1985

Signon, Helmut: Im Friedensvertrag Dombibliothek gerettet. In: Köln. Vierteljahrsschrift für die Freunde der Stadt Köln, 1974, Heft 4, S. 38-39

Theil, Pia: Geschichtliche Entwicklung der Diözesanbibliothek Köln bis 1958. (Magisterarbeit) Köln 1989 [mschr.]

Trippen, Norbert (Hrsg.): Das Kölner Priesterseminar im 19. und 20. Jahrhundert. Festschrift zur Feier des 250jährigen Bestehens am 29. Juni 1988. Siegburg 1988 (Studien zur Kölner Kirchengeschichte, 23)

Zweihundertfünfzig Jahre Kölner Priesterseminar (1738-1988). Ausstellungskatalog Köln 1988

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Brack, Rudolf: Die Bibliothek des Kölner Erzbischofs Ferdinand August Graf von Spiegel (1764-1835). Assessorarbeit. Köln: Bibliothekar-Lehrinstitut 1973 [mschr.]

Göller, Gottfried: Die Leiblsche Sammlung. Katalog der Musikalien der Kölner Domcapelle. Köln 1964 (Beiträge zur Rheinischen Musikgeschichte, Heft 57), dazu Nachträge in: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte 33 (1968) S. 33-40, und 34 (1969) S. 55-56

Schneider, Notker: Die Diözesanbibliothek ein unvergleichlicher Schatz. In: Köln. Vierteljahresschrift für die Freunde der Stadt, Köln 1988, Heft 4, S. 14-17

Stand: Dezember 1989

Notker Schneider


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.