FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg Erziehungswissenschaftliche Zweigbibliothek - Johannes-Guthmann-Schulbuchsammlung

Adresse. Regensburger Straße 160, 90478 Nürnberg [Karte]
Telefon. (0911) 5302-593
Telefax. (0911) 5302-571
e-mail.ezb.info@bib.uni-erlangen.de
Bibliothekssigel.<N32>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Zweigbibliothek der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg.
Sammelgebiete. Literatur für die Grund- und Hauptschullehrerausbildung, historische und aktuelle Schulbücher.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand)
Öffnungszeiten während der Vorlesungszeit: Lesesaal, Kataloge: Montag bis Freitag, 9-20 Uhr; Samstag 9-14 Uhr.
Öffnungszeiten während der vorlesungsfreien Zeit: Lesesaal, Kataloge: Montag bis Freitag, 9-20 Uhr. - Leihverkehr: DLV
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte im Haus
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Hauptbahnhof S-Bahnverbindung (Linie S 2) bis Haltestelle Dutzendteich. - Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek und ihrer Schulbuchsammlung ist eng verknüpft mit der Geschichte der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät Nürnberg der Universität Erlangen-Nürnberg. Durch Zusammenschluß der Lehrerbildungsanstalten Schwabach (für Lehrer), Erlangen und, etwas später, Neuendettelsau (für Lehrerinnen) wurde im Oktober 1956 das koedukative Institut für Lehrerbildung in Nürnberg begründet, das 1958 aufgrund des bayerischen Lehrerbildungsgesetzes den Status einer autonomen Pädagogischen Hochschule erhielt. Der nächste Schritt war die Integration als Erziehungswissenschaftliche Fakultät in die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (Eingliederungsgesetz vom 25. Juli 1972). Seit seiner Gründung baute das Institut für Lehrerbildung eine eigene Zentrale Bibliothek auf, die mit der Integration der Pädagogischen Hochschule in die Universität zu einer Zweigbibliothek der Universitätsbibliothek wurde.

1.2 Den Grundstock zu der Sondersammlung alter und neuer Schulbücher legte der Bücherliebhaber und Honorarprofessor Dr. Johannes Guthmann (1892-1976), der 1956 nebenamtlich die Leitung der Zentralen Bibliothek übernahm. In den sechzehn Jahren seines Wirkens gelang es ihm, seltene und wertvolle Schulbücher zusammenzutragen, die heute in dieser Ausgewogenheit und Vielfalt kaum zu beschaffen wären. Dabei kam ihm zugute, daß seinerzeit Schulbücher als Literatur minderen Wertes galten, die von den meisten Antiquariaten kaum beachtet, weggeworfen oder billig abgegeben wurden. Als Dank an den Begründer der Schulbuchsammlung beschloß der Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften nach seinem Tod am 26. September 1976, den bis dahin namenlosen Sonderbestand der Zweigbibliothek " Johannes-Guthmann-Schulbuchsammlung" zu nennen. Prof. Guthmanns Intention war vornehmlich auf das Sammeln und Bewahren des Bestandes gerichtet. Zum Katalogisieren, Erschließen und Ordnen der Schulbücher fanden er und die personell unterbesetzte Bibliothek vorerst keine Zeit. Als er die Leitung der Bibliothek der Pädagogischen Hochschule niederlegte, erforderte die Integration in die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg alle Kräfte. An einen weiteren Ausbau der Schulbuchsammlung war daher weder aus personellen noch finanziellen Gründen zu denken.

1.3 Die Verhältnisse besserten sich erst, als Prof. Max Liedtke 1973 den Lehrstuhl für Pädagogik I übernahm. Er zeigte sich an der Sammlung interessiert, zog den inzwischen emeritierten Prof. Guthmann zu Rate und ließ die besonders zahlreichen Deutsch- und Geschichtsbücher aus dem ungeordneten Bestand aussortieren und provisorisch verzeichnen. Auch Neuanschaffungen alter Schulbücher wurden nun wieder aus dem Etat des Lehrstuhls getätigt. Erst im Jahre 1976, nachdem mit dem Verfasser erstmals ein hauptamtlicher Leiter der Bibliothek eingesetzt worden war, konnte die Bibliothek die Sammlung zugänglich machen und weiter ausbauen.

1.4 Die Bibliothek verfügte damals über ca. 4000 Bde unkatalogisierter, auf verschiedene Standorte verteilter Schulbücher. Die verstreuten Bücher mußten zusammengeholt, katalogisiert, nach einer den örtlichen Bedürfnissen angepaßten eigenen Klassifikation systematisiert und aufgestellt werden. Nach zwei Jahren waren diese Arbeiten abgeschlossen und die Schulbücher der Benutzung zugänglich.

1.5 Über der Erschließung der Bücher wurde der weitere Ausbau der Sammlung nicht vergessen. Mit Sondermitteln der Universität und des Universitätsbundes, daneben auch mit bescheidenen laufenden Etatmitteln des Lehrstuhls werden noch bestehende Lücken durch Käufe auf dem Antiquariatsmarkt nach und nach geschlossen. Seit der Wiedervereinigung wurden auch Schulbücher aus Mitteldeutschland und den ehemaligen deutschen Ostgebieten einbezogen. Bei den großen deutschen Schulbuchverlagen wurden in der Vergangenheit Buchspenden für die Aktualisierung der Sammlung erbeten und in der Regel auch gewährt. Schließlich stifteten Privatpersonen, aufmerksam gemacht durch Anzeigen in Lehrerzeitschriften oder Artikel der Tagespresse, oft nicht unbedeutende Buchmengen. Auch von anderen Bibliotheken gingen der Sammlung mit steigendem Bekanntheitsgrad mehr und mehr Geschenke zu. Hatte einst Prof. Guthmann schon Schulbücher der Süddeutschen Lehrerbücherei München übernehmen können, so sind in späterer Zeit besonders die Schenkung von Schulbüchern aus der Stadtbibliothek Nürnberg sowie Verlagerungen aus anderen Bereichen der Universitätsbibliothek - etwa dem Pädagogischen Seminar in Erlangen erwähnenswert. Durch Zukauf und Geschenke konnte der Bestand von ursprünglich 4000 auf über 12.000 Bde ausgebaut werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Sammlung umfaßt insgesamt 12.441 katalogisierte Bände, die sich in eine historische Abteilung mit 5371 Bdn und eine moderne, ab 1945 datierende Sektion mit 7070 Bdn gliedern. Ca. 2000 Bde stammen aus der Zeit bis 1900, ca. 100 Bde aus dem 16. bis 18. Jh. Der gesamte Bestand ist systematisch aufgestellt. Aus Sicherheitsgründen ist die historische Abteilung in einem geschlossenen Magazin untergebracht.

2.2 Um eine größere Übersichtlichkeit zu erreichen und Recherchen zu erleichtern, wurde der Bestand über diese Zweiteilung hinaus in insgesamt 9 Epochen aufgegliedert: (I) bis 1814 (Älteste Zeiten bis zum Wiener Kongress); (II) 1814-1854 (Wiener Kongress bis zum Erlaß der Stiehlschen Regulative); (III) 1854-1872 (Zeit der Stiehlschen Regulative); (IV) 1872-1900 (Erste Phase des Kaiserreichs); (V) 1900-1914 (Erste Phase der Reformpädagogik); 1914-1918 (Erster Weltkrieg); (VII) 1918-1933 (Weimarer Republik); (VIII) 1933-1945 (Zeit des Nationalsozialismus); (IX) ab 1945.

2.3 Innerhalb dieser Epochen stehen die Bestände getrennt nach deutsch- und fremdsprachigen Schul- büchern und Lehrerheften. Die Sprache erscheint als Einteilungskriterium sinnvoller als die staatliche Herkunft. So stehen bei den deutschsprachigen Schulbüchern neben denen der Bundesrepublik Deutschland auch die aus der ehemaligen DDR, aus Österreich und der Schweiz zur Vermeidung von Problemen der staatlichen Zuordnung. In der modernen Sektion schließt sich noch eine dritte Gruppe mit Literatur über Schulbücher an.

2.4 Die deutschsprachigen Schulbücher, das Gros des Bestandes, sind nach Fächern untergliedert. Dabei ist zu berücksichtigen, daß Lehrgebiete gleichen oder verwandten Inhalts im Laufe der Zeit ihren Namen gewechselt haben, so Naturgeschichte, Naturkunde, Zoologie, Botanik, Biologie oder Gemeinschaftskunde, Staatsbürgerkunde, Politische Bildung, Sozialkunde. Andere Fächer sind neu hinzugekommen, wie Verkehrsunterricht und Erziehungskunde. Die Fächersystematik ist insofern offen, als neu auftretende Unterrichtsfächer berücksichtigt werden können.

2.5 Während andere Schulbuchsammlungen den Begriff Schulbuch sehr weit gefaßt haben, hat sich die Johannes-Guthmann-Sammlung bewußt auf solche Bücher beschränkt, die sich an die Lernenden richten. Kenntlich sind diese Werke in der Regel durch Zusätze wie " für Kinder, welche anfangen zu lernen" (Namenbüchlein, um 1750), " zum Gebrauche bey dem ersten Unterrichte der Jugend" (Geschichtsbuch, 1777) oder " zum Gebrauche der Schulen" (Vernunftlehre, 1790). Das älteste Buch der Sammlung ist Luthers Eine Predigt. Das man Kindern zur Schulen halten solle (Wittenberg 1541). Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt bei ABC-Büchern und Fibeln. Als Beispiel sei ein Teutsch-Reformirtes Namensbüchlein, samt den Fünf Hauptstücken. Für die Kinder, welche anfangen zu lernen (Frankfurt a. M. um 1750) genannt. Es handelt sich um ein altes Halblederbändchen auf Holzdeckeln mit leichtkolorierten aufgezogenen Holzschnitten, das Jesuskind mit Weltkugel darstellend, und umfaßt 16 Seiten mit Titelvignette und Bildalphabet auf starkem Karton. Von diesen seltenen frühen ABC-Büchern besitzt die Guthmann-Sammlung mehrere Exemplare. Auch alte Erdkundebücher sind vorhanden, so Karl Andreas Silber, Einleitung zur Erdbeschreibung, welche zum Gebrauch in Schulen besonders zum Unterrichte einer adelichen Jugend größtenteils aus den Werken des Herrn Büschings ausgezogen (Leipzig 1764).

2.6 Unter den zahlreichen alten Geschichtsbüchern ist zu nennen Johann Matthias Schroeckh, Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte zum Gebrauch bey dem ersten Unterrichte der Jugend (Berlin und Stettin 1777). Auch fehlen nicht berühmte Schulbücher wie der Orbis pictus des Johann Amos Comenius (Prag und Königgrätz 1833) oder Der Kinderfreund von Friedrich Eberhard von Rochow (Nürnberg 1798).

2.7 Neben frühen Werken stellen besonders Schulbücher der Kaiserzeit sowie zahlreich vorhandene Exemplare aus der nationalsozialistischen Zeit wichtiges Forschungsmaterial dar. Aus der frühen Nachkriegszeit sind vor allem die von den Alliierten lizensierten Notausgaben, die Nachdrucke von Schulbüchern der Weimarer Republik darstellen, von Interesse, daneben die Schulbücher der ehemaligen DDR, die am Ort ihrer Entstehung mittlerweile massenhaft vernichtet wurden.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach modifizierten PI mit mechanischer Wortfolge; 1986 abgebrochen; im wesentlichen für Titel bis Erscheinungsjahr 1981. Seit 1982 EDV-Katalog der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg; seit Abbruch der Zettelkataloge werden neu erworbene ältere Bücher hier nachgewiesen.]

Schlagwortkatalog [wie beim AK]

Standortkatalog der Johannes-Guthmann-Sammlung [in Zettelform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schroedel, Michael: Aus der Bibliothek. In: Eckhard Meinrad Spannraft (Hrsg.): 1958-1978 Akademische Lehrerbildung in Nürnberg. Nürnberg 1978, S. 48-50

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Schroedel, Michael: Erziehungswissenschaftliche Zweigbibliothek Nürnberg: zweitgrößte Sammlung von Schulbüchern. In: Uni-Kurier. Erlangen 4 (1978) Heft 21, S. 64-66

ders.: Die Schulbuchsammlung der Erziehungswissenschaftlichen Zweigbibliothek Nürnberg der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. In: Bibliotheksforum Bayern 7 (1979) Heft 3, S. 211-223

ders.: Wie Hanselmann marschieren kann. In: Nürnberger Nachrichten, Hochschulreport vom 9. Mai 1980

ders.; Just, Jutta (Hrsg.): Schulbücher aus vier Jahrhunderten: seltene und sehenswerte Werke der Johannes-Guthmann-Schulbuchsammlung. Ausstellung der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg vom 12. Juli bis 29. Juli 1984. Katalog. Nürnberg 1984 (Schriften der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg 16)

Stand: Januar 1996

Michael Schroedel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.