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Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde in der Unterkirche

Adresse. Kantor Bischoff-Platz 8, 06567 Bad Frankenhausen [Karte]
Telefon. (034671) 2614
Telefax. (034671) 2614

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Bad Frankenhausen
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Theologische Literatur des 17. und 18. Jhs.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Zugverbindung von Erfurt über Sömmerda und Bretleben, vom Bahnhof Frankenhausen Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) Richtung Zentrum. A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-West, B 4 nach Straußfurt, B 86 nach Sachsenburg, B 85. Parkmöglichkeiten an der Kirche.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das um 1215 von Graf Friedrich von Beichlingen gestiftete Zisterzienser-Nonnenkloster Sankt Georgii, eines der reichsten Klöster Nord-Thüringens, erlitt während des Bauernkrieges im Mai 1525 großen Schaden. Um 1539/40 wurde das Kloster aufgelöst; über den Verbleib einer möglicherweise vorhanden gewesenen Büchersammlung ist nichts bekannt.

1.2 Die Frankenhäuser Unterkirche entstand als Nachfolgebau der Klosterkirche zwischen 1590 und 1596, als das Gebäude durch Graf Wilhelm von Schwarzburg (1534-1597) neu errichtet wurde. Er war seit 1567 mit der böschen Gräfin Elisabeth von Schlick verheiratet, die bei der Einweihung des Kirchenbaus vermutlich aus ihrer privaten Büchersammlung Werke in die neu einzurichtende Kirchenbibliothek abgab. Das ist einem Hinweis des Rektors der Landschule Johann Hoffmann (1644-1718) von 1703 zu entnehmen.

1.3 Im Jahre 1631 wurde die Kirche während der " Pappenheimischen Plünderung" beschädigt; inwieweit die Bibliothek davon betroffen war, entzieht sich unserer Kenntnis. Aus der ersten Hälfte des 17. Jhs sind zwei Inventarien der Unterkirche überliefert, die aber nur die Bücher in der Sakristei verzeichnen. Das Inventar vom 20. März 1637 enthält 5 Titel (Cantional in folio, Biblia in 4to in 2 theil, defekt, Biblia in octavo teutsch, ebenfalls defekt, Gesang[buch] Rud. Evangelien und Catechismus Lutheri u. Evangelia 8). Am 11. April 1645 hatte sich dieser Bestand geringfügig vergrößert (Zwey Cantional in Folio, Die Bibel in 4to in Zwey Bänden, Biebel in 8vo in Zwey Theil, Gesang undt Evangelien Buch, Alt, Gesang Undt Evangelien Buch, New, Catech. Luth. undt Evangel. in 8to). Im Anschluß an die Aufzählung wird noch Die Weymarische Bibel in groß Folio mit Clausuren genannt ( s. u. 2.11).

1.4 Am 17. September 1689 wurden durch eine Feuersbrunst große Teile der Stadt in Asche gelegt, das Residenzschloß und die Unterkirche fast völlig vernichtet. Im Schulprogramm vom 15. Oktober 1689 wurde der Verlust der wertvollen Bibliotheken in der Unterkirche beklagt. Noch 1703 wies Hoffmann in seinem Programm vom 10. Oktober auf den Verlust der alten, von der Gräfin Elisabeth begünstigten Kirchenbibliothek hin.

1.5 Entgegen den Darstellungen konnten aus der abgebrannten alten Kirchenbibliothek wohl doch einige Bücher gerettet worden, wie die Einbände belegen. Darunter befinden sich z. B. Luthers Kirchen-Postilla (Wittenberg: Lufft 1567) mit gepunztem, goldverzierten Schnitt aus der Provenienz " Hieronimus Schlik, Graf vnd Her zv Passav" und die Teutschen Biblischen Concordantzen (Frankfurt a. M. 1657) von Conrad Agricola, verbessert durch Christian Zeiss (auf dem Einband: " Kirche zu Franckenhausen 1666").

1.6 Der Kirchenneubau, zu dem Graf Albrecht (Albert) Anton I. von Schwarzburg-Rudolstadt (1641-1710, reg. seit 1662) 1000 Taler beitrug, begann 1691. Schon 1696 wurde der Grundstock für die neue Bibliothek gelegt. Am 10. Oktober 1703 konnte die Unterkirche eingeweiht werden. Die Klingelbeutel-Gelder aus den Gottesdiensten in der Rathsfelder Kapelle wurden auch in der Folgezeit für die Anschaffung unentbehrlicher Werke verwendet. Die neue Kirchenbibliothek entstand unter dem Superintendenten Heinrich Christoph Ludwig (1661-1727), der von 1699 bis 1704 im Amt war. Durch die Freigebigkeit der Spender konnten repräsentative Werke gekauft werden. Besonders den neu ordinierten Pastoren wurde nahegelegt, " hier ihr gutes Andencken zu stifften", doch hielten sich viele nicht daran. Vor allem die Prediger auf dem Lande gehörten zu den Restanten. Die Pacht-Stuhlgelder waren zwar der Bibliothek zugewiesen worden, aber diese Einkünfte waren so gering, daß sie keine größeren jährlichen Anschaffungen erlaubten.

1.7 Nachfolger Ludwigs war von 1704 bis 1727 Magister Johann Georg Friscnn († 1727). Von seiner Hand stammen zahlreiche Stifter-Einträge in den Büchern. Seine Amtsnachfolger und Betreuer der Kirchenbibliothek waren von 1728 bis 1754 Magister Johann August Hanckel (1683-1754), von 1755 bis 1768 Magister Johann Christoph Fritsch (1707-1768) und von 1769 bis 1774 Magister Daniel Gottlob Müller (1708-1774).

1.8 Wie aus den sorgfältig ausgeführten Einträgen in den Büchern hervorgeht, gelangte die Bibliothek in dem Zeitraum von 1723 bis 1750 in den Besitz ihrer bedeutendsten Werke. In den fünfziger und sechziger Jahren sind noch kontinuierlich Schenkungen zu verzeichnen, dann werden sie seltener und hören schließlich ganz auf, vermutlich, weil die 1759 gegründete Schulbibliothek an ihre Stelle trat. Die Schloßkirche verfügte übrigens auch über eine kleine Büchersammlung, für die 1769 Anton Friedrich von Beulwitz (1692-1773) ein Bücher-Legat von 25 Reichstalern zur Anschaffung von Gebet- und Gesangbüchern bestimmte. Er übergab außerdem der Unterkirche einige wertvolle Bände.

1.9 Bei der Frankenhäuser Kirchenbibliothek handelt es sich um eine reine " Stifter-Bibliothek", in der die bekannten und begüterten Einwohner der Salzstadt vertreten sind. Die Titel wurden durch die Superintendenten vorgeschlagen und beschafft, das erklärt den hohen Anteil " antiquarischer Werke", die vermutlich in der Absicht gekauft wurden, die alte Kirchenbibliothek wieder zu ersetzen und einen Literaturfonds für gelehrte Studien aufzubauen. Die Stiftungen wurden durch Juristen, Pfarrer, Lehrer, Kaufleute, Brau- und Pfannherren, Bürgermeister und Kirchenangestellte getätigt. So stiftete der Jurist Johann Valentin Gräfe, Brau- und Pfannherr, 1732 14 Bde.

1.10 Der früheste überlieferte handschriftliche Katalog aus der ersten Hälfte des 18. Jhs enthält zahlreiche Drucke aus dem 16. Jh. Für die Sakristei werden 15 Bde aufgeführt. Die gedruckten " Kirchenzettel", die im 18. Jh jeweils zu Neujahr aus den Kirchenbüchern des verflossenen Jahres berichteten, vermeldeten regelmäßig die Neuzugänge der Bibliothek, meist ohne Namensnennung der Stifter. In ihrer Gesamtheit sind sie Zugangsbuch und Bibliothekskatalog in einem.

1.11 Im Jahre 1775 fertigte der Diakon Cornelius Anthon Kolbenach (1723-1805) einen ersten vollständigen " Catalogus" an. Er konnte sich dabei auf Vorarbeiten des Kirchners Johann Jacob Haake (1717-1774) berufen, dessen sachliche Anordnung er weitgehend übernahm. Die damalige Aufstellung in vier Schränken ist noch gültig. In der vom Konsistorium angeforderten Abschrift des Bücherteiles vom 11. April 1780 waren auch die " aufs neue hinzugekommenen" Bücher enthalten.

1.12 Bei der sachlichen Erschließung richtete sich Kolbenach nach dem Catalogus Bibliothecae Reimannianae und nahm Jöchers Gelehrtenlexikon zu Hilfe, zahlreiche Titel verzeichnete er mehrfach. Bei den " Herrnhutiana", die der Superintendent und Konsistorialrat Daniel Gottlob Müller der Bibliothek vermacht hatte, waren die Formate nicht getrennt aufgestellt worden, weil man die " ansehnliche Sammlung" nicht auseinanderreißen wollte. Einer der letzten Zugänge war die von Elisabeth Abigail Axt vermachte und 1781 von ihrer Stieftochter geschenkte kolorierte Wittenberger Bibel von 1576. 1790 erhielt die Bibliothek die Evangelische Kirchen-Harmonie (Wolfenbüttel 1646) des Herzogs August zu Braunschweig, 1814 übergab der Konsistorialrat und Archidiakon Johann Justus Seuberlich (1742-1821) 46 Bde des Journals für Prediger (1770-1804). Mit der Historia Ecclesiastica veteris Testamenti (Halle und Magdeburg 1709-1721) von Johann Franz Buddeus und einer Ausgabe von Luthers Kirchen-Postille setzte er 1819 gewissermaßen den Schlußpunkt unter die jahrhundertelange Erwerbungsgeschichte. Die Zugänge aus dem späteren 19. Jh erscheinen eher zufällig.

1.13 Im Jahre 1856 erregte die Bibliothek die Aufmerksamkeit des Rudolstädter Konsistoriums, das im Dezember 1857 eine gründliche Revision veranlaßte: 1886 wurde der Umfang der Bibliothek mit 450 Bdn angegeben, charakterisiert durch eine " ansehnliche Reihe Zinsendorfiana". Nach Inhalt und Aufstellung hat sich die Bibliothek seitdem nicht mehr verändert. Sie gilt als abgeschlossene historische Sammlung von hohem lokalgeschichtlichem Wert, die durch ihre pietistische Prägung besonders kirchengeschichtlich von Interesse ist.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der am Standort ausgezählte Bestand umfaßt 902 Titel, davon aus dem 16. Jh 67 (7,4 Prozent), aus dem 17. Jh 269 (29,8 Prozent), aus dem 18. Jh 429 (47,6 Prozent) und aus dem 19. Jh 137 (15,2 Prozent). Hinzu kommen 11 Inkunabeln (9 Bde), die in den Jahren 1723 bis 1728 in die Bibliothek gelangten ( s. u. 2.18-2.20).

2.2 In deutscher Sprache sind 614 Titel (68,1 Prozent; 16. Jh 37, 17. Jh 127, 18. Jh 315, 19. Jh 135), in Latein 253 (28 Prozent; 16. Jh 25, 17. Jh 128, 18. Jh 99, 19. Jh einer), in Französisch 16 (1,8 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 14) und in weiteren Sprachen 19 (2,1 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 12, 18. Jh einer, 19. Jh einer). Die 11 Inkunabeln sind in lateinischer Sprache.

Systematische Übersicht

2.3 Die theologischen Werke und Erbauungsschriften umfassen 350 Titel (38,8 Prozent; 16. Jh 39, 17. Jh 154, 18. Jh 136, 19. Jh 21). Unter den Autoren finden sich Franz Budde, Philipp Doddridge, Wolfgang Frantz, Johann Gerhard, Salomon Glass, Christian Kortholt, Friedrich Adolf Lampe, Christian Nolde, Johann Adolf Osiander, Christian Schoettgen und Johann Caspar Schweizer.

2.4 Die 1702 in Leipzig erschienenen Werke von Hieronymus Weller à Molsdorf sind sowohl in der lateinischen als auch in der deutschen Ausgabe vorhanden. Unter den Werkausgaben sind weiterhin die Opera (Basel 1556) des Augustinus hervorzuheben, die Opera (1698-1702) des Johannes Chrysostomus, und John Lightfoots Opera omnia (Utrecht 1699). Die Walchsche Lutherausgabe wurde seit 1740 laufend aus Kircheneinkünften bezahlt.

2.5 Zu den Verfechtern vorpietistischer Reformbestrebungen gehörte u. a. Johann Matthaeus Meyfart, zuletzt Professor in Erfurt. Sein Höllisches Sodoma (Titelblatt fehlt, [Nürnberg 1659], mit gepunztem Goldschnitt) ist im Bestand ebenso wie, aus der Provenienz der Pfalzgräfin Hedwig, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, der Weg zur Seeligkeit (Nürnberg 1647) von Johann Michael Dilherr. Vorhanden ist auch die Christliche Sitten-Lehre (Leipzig 1720) von Benedict Pictet. Neben Predigten von Heinrich Eckardt (1580-1624) sind auch die Predigten Auff alle Sonn- und Feyertage (Frankfurt a. M. 1692) von Johann Tauler und die Kinder-Postilla (Buttstadt 1701) von Cyriacus Schneegass im Bestand. Die Schediasmata sacra (Rostock 1706) von Johann Fecht gehen auf den Schwarzburgischen Kanzler und Konsistorialpräsidenten Anton Friedrich von Beulwitz zurück.

2.6 Einschließlich der Streitschriften liegen zur Kirchengeschichte 183 Titel vor (20,3 Prozent; 16. Jh 10, 17. Jh 45, 18. Jh 127, 19. Jh einer), darunter die Heubtartikel Christliche(r) Lere (Wittenberg 1558) von Melanchthon, die Disputationes De controversiis Christianae fidei adversus huius temporis haereticos (Köln 1628) von Robert Bellarmin und die Clavis Scripturae Sacrae (Frankfurt und Leipzig 1619) des Jenaer Theologieprofessors Matthias Flacius Illyricus. Die von ihm begonnene Centurie Magdeburgensis wurde in der Neuausgabe (Nürnberg 1755-1765) angeschafft.

2.7 1775 gab der Rudolstädter Vizekanzler Carl Gerth von Ketelhodt die mit Holzschnitten versehene Antithesis de praeclaris Christi et indignis Papae facinoribus ([Genf] 1558) des Zacharias Durant [Simon Rosarius] in die Bibliothek. Vorhanden ist auch der Panstratiae Catholicae sive controversiarum de religione adversus Pontificios corpus (Genf 1676) von Daniel Chamier.

2.8 Pietistisches Schrifttum wurde bevorzugt. Unter den " Herrnhutiana et Anti-Herrnhutiana" finden sich die Hodomona Zinzendorffiana (Straßburg 1742) von Christian Moritz Kromayer und Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalkheit (Gießen 1746) von Johann Hermann Benner sowie der Schlüssel zu Herrnhut (Berlin und Potsdam 1755) von August Anton Rhode. Spenden ermöglichten den Kauf der Theologischen Bedencken (6 Teile in verschiedenen Aufl., Halle 1712-1721) von Philipp Jacob Spener. Von dem mit Spener befreundeten Prediger Christian Scriver ist Verlohrnes und wiedergefundenes Schäflein (Magdeburg und Leipzig 1710) im Bestand.

2.9 Die von Carl Hildebrand von Canstein (1667-1719) verfaßte Harmonie und Auslegung der Heiligen vier Evangelien wurde 1718 in der Druckerei des Halle'schen Waisenhauses hergestellt. Der Königl. Dänischen Missionarien aus Ost-Indien eingesandter Ausführlicher Bericht von Bartholomaeus Ziegenbalg u. a. erschien von 1718 bis 1719 ebenfalls in Halle. Von Joachim Lange ist die Exegesis epistolarum apostoli Petri (Halle 1712) vorhanden.

2.10 Die Rudolstädter pietistische Hofdichtung wird durch ihre wichtigsten Autoren repräsentiert. Von Ahasverus Fritsch (1629-1701) sind die Biblischen Seelen-Gespräche (Lüneburg 1687) und die Heilige Liebes- und Andachts-Flamme (Rudolstadt 1691) vorhanden, von Michael Hörnlein (1643-1703) die Bewährteste(n) Kunststücke Wider des Todes Furcht und Bitterkeit (Frankfurt und Leipzig 1707), von der Gräfin Aemilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt (1637-1706), Gemahlin des Grafen Albert Anton, Der Freundin des Lammes Täglicher Umgang mit Gott (Leipzig und Rudolstadt 1714), Kühlwasser In großer Hitze des Creutzes und der Trübsal (Rudolstadt 1714) und Allerley Specerey zum süssen Geruch Für dem Herrn, Das ist: Geistliche Reim-Gebet und Seufftzerlein (Rudolstadt 1714).

2.11 Bibeln und Gesangbücher umfassen 29 Titel (3,2 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 12, 18. Jh 9, 19. Jh 2), darunter eine Lufft-Bibel von 1545, die erwähnte Weimarische Bibel (Nürnberg 1670), die Biblia Novi Testamenti illustrata (Frankfurt a. M.: Wust 1672-1676) und die Biblia Testamentum Veteris (Frankfurt a. M. 1677) von David Clodius. Die 1703 von Reichsgraf Ludwig Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt (1667-1718, reg. seit 1710) geschenkte Quart-Bibel von 1681 fand als Kanzelbibel Verwendung. 1728 gelangte die Gothaer Biblia von 1717 in den Bestand. Hinzu kamen La Sainte Bible (Genf 1685), eine Pfaff-Bibel von 1729 und das Psalterium Davidis aethiopice et latine (Frankfurt a. M. 1701) von Job Ludolf. Aus der Kommentar-Literatur liegen vor das Novum Testamentum sive Novum foedus ([Genf] 1565) von Théodore de Bèze, die Commentaria (Antwerpen 1681-1684) von Cornelius Cornelli a Lapide sowie der Commentarius Hebraicus von Salomon Jarch, hrsg. von Johann Friedrich Breithaupt (Gotha 1710-1713). Aus dem geringen Gesangbuchbestand sind das Christlich neuvermehrt und gebessertes Gesangbuch ([Erfurt] 1663), das Gesangbuch Vieler Geistlicher Lieder (Ellrich und Bleicherode 1707) und Benjamin Schmolcks Mara und Manna (Breslau und Liegnitz 1727) hervorzuheben.

2.12 Konkordanzen und Lexika zählen 22 Titel (2,4 Prozent; 17. Jh 8, 18. Jh 11, 19. Jh 3). Die Concordantiarum Hebraicarum capita (Basel 1556) von Isaac Nathan, übersetzt von Antonius Reuchlin, übergab Adam Günther Schreiber zusammen mit 2 Inkunabeln ( s. u. 2.18) 1723. Das von Gottsched übersetzte Historische und critische Wörterbuch von Pierre Bayle (Leipzig 1741-1744) wurde 1744 erworben.

2.13 Zur Allgemeinen Geschichte und Philosophie sind 53 Titel im Bestand (5,9 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 22, 18. Jh 22, 19. Jh 3), darunter die Hierarchia politica (Frankfurt a. M. 1670) von Georg Albrecht, die Biblische Geschichte (Leipzig 1699) von Joseph Hall, der Geist- und Weltliche Staat von Groß-Britannien und Irrland nach der gegenwärtigen Zeit (Leipzig 1718) von Guy Miège und Die Alten Jüdischen Heiligthümer, Gottesdienste und Gewohnheiten (Hamburg 1722) von Johann Lund. Heinrich Anselm Ziegler von Kliphausens Täglicher Schau-Platz der Zeit (Leipzig 1695) und Historisches Labyrinth der Zeit (Leipzig 1701) wurden 1734 gestiftet, Christoph Ludwig Obbarius' Gründliche(n) und ausführliche(n) Beschreibung der besonders merckwürdigen Geschichte Des Hauses Ahabs (Nordhausen 1754) ist ein Dedikationsexemplar. Das Theatrum humanae vitae (Basel 1586-1587) von Theodor Zwinger stammt aus der Provenienz des Ramslaer Gelehrten Johann Wilhelm Neumair.

2.14 Zum Kirchenrecht besitzt die Bibliothek 40 Titel (4,4 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 15, 18. Jh 11, 19. Jh 9), darunter Unterricht der Visitatorn an die Pfarhern in Hertzog Heinrichs zu Sachsen Fürstenthum (Wittenberg 1539) und die dazu gehörige Agende (Leipzig 1540), Justinians ohne Orts- und Jahresangabe erschienene Institutiones [1536] und das Digestum novum (1537), das Ius ecclesiasticum (Halle 1720-1744) von Justus Henning Boehmer sowie das Vollständige Ober-Sächsische Kirchen-Recht (Frankfurt und Leipzig 1723) von Julius Bernhardt von Rohr.

2.15 Zur Naturgeschichte, Medizin und Geographie sind 7 Titel vorhanden (16. Jh einer, 18. Jh 6), u. a. die von Johann Cyprian fortgesetzte Historia animalium (Frankfurt und Leipzig 1712) von Wolfgang Franz.

2.16 Zeitungen, Zeitschriften und Kalender umfassen 203 Bde (22,5 Prozent; 18. Jh 105, 19. Jh 98). Die neuesten Religionsbegebenheiten mit unpartheyischen Anmerkungen (Jg. 1-13, 1778-1790), hrsg. von Heinrich Martin Gottfried Köster, sind ebenso wie das Journal für Prediger (1770-1804) eine Schenkung. Leichenpredigten und andere Gelegenheitsschriften zählen 15 Titel (17. Jh 13, 18. Jh 2), darunter die Gesammelte(n) Denkmale der treuesten Devotion, welche dem ...

Fürsten ... Johann Friedrich ..., die Fürstl. Schwarzb. Rudolstädt. Unterherrschaft gewidmet hat (Frankenhausen [1768]).

2.17 Ephraim Gotthold Camerarius (Cämmerer), stiftete " meist selten gewordene Bücher" von Schwärmern und Mystikern, darunter das Wunder-Buch ( o. O. 1551) von David Georgius alias Joris (1501-1556), weiterhin den ersten Teil der Confession unnd Erclerung vom Erkandtnus Christi und seiner Göttlichen Herrlich[k]eit ( o. O. 1557) von Caspar Schwenckfeldt von Ossig (1489-1561) mit einem Uffenbach-Exlibris, Werke von Christian Democritus (Johann Konrad Dippel, 1673-1734), Anthoniette Bourignon (1616-1680), der quietistischen Mystikerin Jeanne-Marie de Guyon (1648-1717) und dem Visionär Johann Georg Gichtel (1638-1710), der die erste Gesamtausgabe von Jacob Böhmes Theosophischen Schriften (Amsterdam 1682) veranlaßte. In einem der Kataloge werden diese Autoren unter " Libri fanatici" zusammengefaßt. Außerdem sind vorhanden die Wunder- und Gnaden-volle Bekehrung zweyer in der Irre gegangenen verlohrn gewesenen Schaafe, beschrieben von Georg Rosenbach (1704) und Raphael oder Artzt-Engel (Amsterdam 1676) von Abraham von Franckenberg.

Sondersammlung

Inkunabeln

2.18 Zwei der 11 Inkunabeln, Opuscula des Anselmus, Erzbischofs von Canterbury ([Straßburg: Drucker des Jordanus (Georg Husner), nach 1496 (?)]; GW 2034) und Decreta patrum sive concordia discordantium canonum des Gratianus (Straßburg: [Johann Grüninger] 1490; GW 11374), wurden 1723 von Adam Günther Schreiber, später Pfarrer in Berga, gestiftet.

2.19 Der Kirchner Johann Gräfe übereignete 1725 einen Quartband klösterlicher Herkunft der Kirchenbibliothek, der die Schriften des Aurelius Augustinus De doctrina christiana libri IV ([Köln: Bartholomäus von Unkel, um 1480]; GW 2902), De disciplina christiana ([Köln: Bartholomäus von Unkel, um 1480]; GW 2901) und De moribus ecclesiae catholicae ([Köln: Bartholomäus von Unkel, um 1480]; GW 2914) enthält sowie De vita christiana ([Köln: Bartholomäus von Unkel, um 1480]; GW 3044) des Pseudo-Augustinus und den Tractatus super libros sancti Augustini ([Köln: Bartholomäus von Unkel, um 1480; Goff J-203] des Jacobus de Voragine. Das unvollständige Exemplar der Biblia cum glossa ordinaria des Nicolaus de Lyra (Pars 1, 3, 5 und 6, Basel: [Froben und Petri] 1498; GW 4284) geht auf den Bürgermeister Martin Ritter zurück.

2.20 Drei Inkunabeln wurden von Anna Juliana Schmidin, der Witwe des Bürgers und Buchbinders Jacob Salomon Schmidt, 1728 der Bibliothek geschenkt: Aurelius Augustinus De civitate Dei. Cum commentario Thomae Waleys et Nicolai Trivet (Basel: Johannes de Amerbach 1489; GW 2887) mit dessen angefügter Schrift De trinitate ([Basel: Johannes de Amerbach] 1489; GW 2926), und ein Speculum exemplorum, hrsg. von Aegidius Aurifaber (Straßburg: [Georgius Husner] 1490; HC 14918).

3. KATALOGE

Catalogus librorum in Bibliotheca Francohusana

[in Bandform, bis 1727 geführt]

Catalogus der Bücher in der Bibliothek bey der Unter- oder Haupt-Kirche zu Frankenhausen, und zwar I. wie die Bücher nach der Reihe stehen, II. nach den Materien nebst alphabetischen Register der Autorum. 1775 von Cornelius Anthon Kolbenach, Diakon, verfertigt [in Bandform, nach hauseigenen Regeln]

[Verzeichnis der Bücher, wie sie nach der Aufstellung stehen. Von Cornelius Anthon Kolbenach, 11. April 1780]. [Teil-Abschrift des obigen Kataloges, in Bandform]

Catalogus Bibliothecae Templi Francohusani Inferioris [in Bandform, nach Formaten getrennt, innerhalb systematisch; Zugangsverzeichnis, bis ca. 1766 fortgeführt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Bad Frankenhausen: XXI, 1-3 (Bibliothekskataloge) Stadtarchiv Bad Frankenhausen: 1/Va-17 (betr. von Beulwitz'sches Bücher-Legat von 1769). 1/II-A 97 [enthält von Johann Jacob Haake Grundriß zu einer Geschichte des geistlichen Ministerii allhier von der heilsamen Reformation Lutheri an bis auf gegenwärtige Zeit. 1758/59 mit Ergänzungen]

Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen, Landeskirchenarchiv Eisenach: Frankenhausen 17 (Inventarien von 1637 und 1645); Frankenhausen 18 (Bestandsliste erste Hälfte 18. Jh).

Inspektion Frankenhausen. F 45: Akten der Fürstlich Schwarzburgischen Kirchen- und Schulen-Inspection zu Frankenhausen, die Bibliothek bei der hiesigen Unterkirche betr. 1856/62 [betr. Kolbenach'schen Katalog]

Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt: Vertragsarchiv F 17 [enthält u. a. undatiertes Bruchstück einer Titelliste]

Schloßmuseum Sondershausen: Schwarzburgica-Sammlung AS 1894 [enthält Winkler, F. A.: Zur Geschichte der Friedhöfe und Kirchen in Frankenhausen. Ms.; Ehemals Ratsarchiv Frankenhausen, B. 29]

4.2 Darstellungen

Hoffmann, Johann: Dissertatiuncula physico-politico-historico-theologica de incendiis, actui oratoria ... in memoriam incendii Francohusani d. 17 Sept. Anno MDCLXXXIX ... Langensalza 1689

Hoffmann, Johann: Memoriale ecclesiasticum & scholasticum Francohusanum declamatiunculis ... cum templum Francohusanum inferius A. 1689. d. 17. Sept. exustum ... reaedificatum d. 10. Octobris hujus anni 1703 ...

Erfurt 1703 Hesse, Ludwig Friedrich: Die Stadt Frankenhausen in der untern Herrschaft des Fürstenthums Schwarzburg-Rudolstadt. In: Thüringen und der Harz. Bd 4. Sondershausen 1841, S. 146-179

Wolper, Wilhelm: Nachrichten über das Lyceum zu Frankenhausen (1552-1831). In: Jahresbericht des vollberechtigten Städtischen Real-Progymnasiums zu Frankenhausen 6 (1885) S. 3-57 (Programm-Nr. 647)

Schöne, E.: Geschichte der Unterkirche zu Frankenhausen. Frankenhausen 1886 Lehfeldt, Paul: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Bd 1. Jena 1894 [zur Unterkirche S. 15-23]

Jordan, Reinhard: Zur Schlacht bei Frankenhausen. In: Reinhard Jordan: Zur Geschichte der Stadt Mühlhausen i. Thür. H. 4, 2. Aufl. Mühlhausen 1908, S. 5

Stand: Dezember 1995

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.