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 Sachsen L - Z

Bibliothek der evangelischen Johannes Kirche

Adresse. Kirchplatz 1 (Superintendentur), 02977 Hoyerswerda [Karte]
Telefon. (03571) 42 84 02

Unterhaltsträger. Evangelische Kirchengemeinde St. Johannes
Funktion. Ruhende Traditionsbibliothek.
Sammelgebiete. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Busverbindung ab Hauptbahnhof oder Fußwegnähe (ca. 20 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Bautzen, B 96; A 13 (E 55), Ausfahrt Scharzheide, B 96. A 15 (E 36), Ausfahrt Cottbus-Süd, B 97.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde im Jahre 1717, zur Feier des 200. Jahrestages der Reformation, gegründet. Initiator war der Inspektor der Diözese Hoyerswerda, Magister Samuel Martin (1636-1719), zugleich Pfarrer der Stadtkirche St. Johannes. Er wurde von dem Amtmann Ehrenreich Kotte und anderen Honoratioren der Stadt und der Umgebung unterstützt, die zu diesem Zweck Bücher stifteten. Dadurch kamen zwar ältere Kirchenväter-Ausgaben in die Bibliothek, doch fehlen die großen Lutherausgaben im Bestand. Die Bibliothek war ursprünglich in einem Raum des Westturms untergebracht.

1.2 Der bescheidene Anfang führte dazu, daß auch in den darauffolgenden Jahrzehnten die Pfarrer und Lehrer der Umgebung Geschenke an die Bibliothek machten oder daß ihre Nachlässe überwiesen wurden. Größere Bestände stammen von den Pastoren Daniel Bierling (1586-1647) und Georg Bierling (1623-1692) sowie von dem Magister Johann Gottlob Contius (1717-1797). Dadurch kam die Bibliothek vor allem in den Besitz mehrerer Konvolute von Predigten, Leichenpredigten und Dissertationen. Eine ausgewogene Dienstbibliothek für Pfarrer und Lehrer entstand auf diese Weise nicht. Im 19. und 20. Jh kamen nur noch wenige Einzelstücke hinzu. Durch die Erfassung der Bibliothek durch Dr. Konrad von Rabenau und Dr. Manfred Piechotta im Jahre 1990 wurden auch die in der Gemeinde vorhandenen sorbischen Texte in die Bibliothek eingefügt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt 1176 Titel aus dem 16. bis 19. Jh. Die Hauptmasse des Bestandes (803 Titel) stammt aus dem 17. Jh. Im 18. Jh erschienen 237 Titel, im 16. Jh 98 und im 19. Jh 36.

2.2 Die deutschen Titel (675) überwiegen die lateinischen (453). Leider haben sich in diesem sorbischen Kerngebiet die Hauptkirche war den Sorben vorbehalten nur 37 Bde in ihrer Sprache erhalten: 8 Titel aus dem 18. Jh, der Rest aus dem 19. und frühen 20. Jh. Die 4 griechischen und ein hebräischer Titel betreffen die Bibel im Urtext; ein niederländischer Titel ist eine Bibelübersetzung.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bücher tragen Signaturen, die sich auf die üblichen Formate beziehen und ohne Rücksicht auf eine Sacheinteilung fortlaufend numeriert sind. Bei der Neuerfassung der Bibliothek wurden die Bücher in sorbischer Sprache in einer eigenen Sachgruppe vereint und innerhalb der Gruppe sachlich geordnet.

2.4 Die Bibliothek besitzt 29 Ausgaben der Bibel und ihrer Teile, davon 8 in sorbischer Sprache. 16 Titel betreffen die Bibelauslegung, 10 weitere andere Fragen der Bibelwissenschaft.

2.5 Neben 6 Monographien zur Kirchengeschichte und einer Auswahl von Lutherschriften sind 4 Kirchenväter-Ausgaben, 2 Ausgaben mittelalterlicher Autoren und 8 protestantische Bekenntnisschriften vorhanden. Von besonderem Interesse ist ein Band mit Flugschriften und Predigten zum Tode des Schwedenkönigs Gustav Adolf. Auf die Systematische Theologie entfallen 87 Titel, davon 34 des 17. Jhs auf die Polemik zwischen den christlichen Konfessionen und 3 auf die Ethik.

2.6 Innerhalb der Praktischen Theologie sind die Liturgie (2 Agenden, 16 Gesangbücher, davon 4 sorbische), die Katechetik (4 Katechismen, 2 Religionsbücher), das Kirchenrecht (2 Kirchenordnungen) und die theoretischen Fragen der Praktischen Theologie (4 Bücher zur Homiletik, 3 zum Kirchenrecht) nur in bescheidenem Umfang vertreten. Es dominieren die Perikopenpredigten (155 Titel) und die Erbauungsliteratur (38), vor allem aber die Predigten zu bestimmten Anlässen (361 Leichenpredigten, 8 Hochzeitspredigten, 7 Taufpredigten, 2 Abschiedspredigten). Die erwähnten Personalschriften stammen vorwiegend aus dem Raum Niederschlesien sowie aus der Lausitz, aus Dresden, Freiberg, Leipzig und Wittenberg.

2.7 Die 258 Hochschulschriften Dissertationen und Disputationen des 16. und 17. Jhs behandeln vorwiegend theologische Themen und philosophische Grenzfragen. Diese in Konvoluten zusammengefaßten Schriften stammen aus mittel- und norddeutschen Universitäten: Wittenberg (133), Leipzig (39), Rostock (19), Jena (15), Greifswald (13), Helmstedt (13) und einigen anderen Orten.

2.8 Weitere Wissensgebiete sind nur mit wenigen Schriften vertreten: Lexika, Grammatiken, antike Literatur (17 Titel), Philosophie (8), Naturwissenschaften (2), allgemeine Lexika (2), Jurisprudenz (35) und allgemeine Geschichte (19).

3. KATALOGE

Standortkatalog

[in Zettelform; 1990 abgeschlossen]

Der alphabetische Nachweis ist im Kirchlichen Zentralkatalog beim Evangelischen Zentralarchiv in Berlin enthalten.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schauplatz oder Chronik und Beschreibung der königlichen und churfürstlichen sächsischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda im Markgrafenthume Oberlausitz. Leipzig 1744

Malcher, Ingbert: Die Geschichte der Kirchenbibliothek zu Hoyerswerda. Berlin 1989 (Mschr. Abschlußarbeit der Ausbildung als Bibliothekar im kirchlichen Dienst)

Stand: Februar 1997

Konrad von Rabenau


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.