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Bibliothek der Evangelischen Kirche der Pfalz

Adresse. Große Himmelsgasse 10, 6720 Speyer [Karte]
Telefon. (06232) 10 91 47 oder 10 91 48
Bibliothekssigel. <Ev.Bi. 146>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche der Pfalz
Funktion. . Öffentliche Bibliothek für den weiteren Bereich der Pfalz; Literatur zur Versorgung von Theologiestudenten, Religionspädagogen, Pfarrern und Lehrern.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie und deren Grenzgebiete, Philosophie, Pädagogik, Soziologie. 2. Besonderes Sammelgebiet: Französischer Protestantismus.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 14-16 Uhr, Freitag 9-12 Uhr und 14-14.30 Uhr. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr. Bestellungen können schriftlich oder telefonisch aufgegeben werden. Ausleihe und postalische Zusendung kostenfrei.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 15 Minuten, Richtung Dom). A 6, Ausfahrt Speyer Zentrum. Parkplätze in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Bibliothek liegen im Dunkeln. Einen ersten gesicherten Hinweis auf die Vorläuferin der gegenwärtigen Bibliothek findet sich in einem Schreiben des Kgl. Konsistoriums vom 31. April 1831, das sämtliche evangelische Dekanate und Pfarrämter der Pfalz zur Rückgabe entliehener Bücher aufforderte. Es ist zu vermuten, daß mit der Einrichtung des Kgl. Konsistoriums im März 1816 zugleich auch die einer Handbücherei einherging.

1.2 Im August 1880 begann der damalige Kirchenkanzlist Johann Adam Fehl ein erstes Inventarverzeichnis. Danach erweist sich der größte Teil des damaligen Bestandes entweder als Schenkung aus Privatbesitz bzw. von Buchverlagen oder als Überlassung von amtlicher Seite zum Dienstgebrauch. Die wenigsten Bücher waren käuflich erworben worden. Eine Ausnahme stellt die Bibliothek des Pfarrers und Lokalkonsistorialpräsidenten Georg Friedrich Ludwig Müller (1735-1811) dar, die 1853 für 400 Gulden angekauft wurde. Sie umfaßte auch Werke des 16. und 17. Jhs, nicht nur aus Theologie und Philosophie, sondern auch aus Natur- und Geisteswissenschaften. Pfarrer Müller war vor seiner Berufung Präceptor der Lateinschule in Bergzabern und später Professor in Zweibrücken.

1.3 Weitere Hinweise auf größere Bücherkontingente finden sich erst fast 100 Jahre später. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek des Priesterseminars in Landau zu 85 Prozent vernichtet. Für einen Neuaufbau dieser Bibliothek und die Ergänzung der eigenen verschickte der Landeskirchenrat 1947 ein Rundschreiben mit der Bitte, theologische Bücher dem Landeskirchenrat zu überlassen. Es fand erhebliche Resonanz. Der größte Zugang war die Bibliothek von Oberkirchenrat Jakob Grieß mit 1607 Titeln und 26 Zeitschriften. 1948 erhielt die Bücherei vom Church World Service 124 theologische und kirchengeschichtliche Werke in englischer Sprache in Verbindung mit einer damals unternommenen Aktion der ökumenischen Bücherhilfe.

1.4 Außerdem besitzt die Bibliothek noch eine Sondersammlung zum französischen Protestantismus, die auf eine Initiative französischer und deutscher Protestanten aus dem Jahre 1950 zurückgeht. In der Absicht, eine Brücke der Verständigung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern zu bauen, kamen der damalige französische Feldbischof Marcel Sturm und der pfälzische Kirchenpräsident Hans Stempel überein, eine solche Sammlung aufzubauen. Ihre finanzielle Grundausstattung erhielt die Sammlung von deutscher Seite durch das rheinland-pfälzische Kultusministerium und die Evangelische Kirche Deutschlands, von französischer Seite durch die französische Botschaft in Bonn. Bis 1964 umfaßte der Bestand etwa 2000 Bde; er wurde weiter ausgebaut. Heute ist diese Abteilung ziemlich in Vergessenheit geraten, wird kaum finanziell unterstützt und ist auch unzureichend untergebracht.

1.5 Die Bibliothek insgesamt ist z. Z. provisorisch untergebracht und entspricht nur bedingt modernen Erfordernissen. Mit einer Abhilfe ist erst in vier bis fünf Jahren zu rechnen. Dennoch ist der Zutritt für jeden Interessierten möglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestandsbeschreibung liegt eine Auszählung am Regal zugrunde, da es bislang keinen Katalog zum Altbestand gibt. Die Sondersammlung " Französischer Protestantismus" und die Periodica wurden separat gezählt und beschrieben.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 13.000 Titeln in ca. 40.000 Bdn entfallen 2999 Titel (23 Prozent) auf den historischen Bestand. Davon stammen 350 aus dem 16. Jh, 514 aus dem 17. Jh, 925 aus dem 18. Jh und 1202 aus dem 19. Jh. 8 Titel sind ohne Jahresangabe.

2.3 1982 Titel sind deutschsprachig, 772 lateinisch, 67 griechisch und 22 hebräisch. Französisch ist mit 124 Titeln vertreten, Italienisch mit 15, Englisch mit 12 und Holländisch mit 5. Systematische Übersicht

2.4 Der Bestand ist seit 1948 alphabetisch und systematisch in einzelne Gruppen gegliedert und hat dabei eine zunehmende Ausdifferenzierung erfahren. Er teilt sich in 16 Fachgruppen, die hier in 7 Komplexe zusammengefaßt werden.

2.5 Die Kirchengeschichte (333 Titel) umfaßt die Geschichte der Kirche vom Urchristentum über die Patristik und Scholastik bis in die Gegenwart. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Reformation. Bemerkenswert unter den Werken des 16. Jhs (23 lateinische, 6 deutsche und 2 französische) ist eine frühe deutsche Übersetzung der Schrift Zwinglis, Von warem und valschem Glauben (1526). Aus dem 17. Jh stammen 54 Titel (31 lateinische, 15 deutsche und 8 französische), aus dem 18. Jh stammen 69 Titel (40 deutsche, 28 lateinische, ein französischer), darunter eine Luther-Ausgabe (Jena 1740 ff.). Das 19. Jh zählt 172 Titel in deutscher, 4 in lateinischer und einen Titel in englischer Sprache. 2 Titel weisen keine Jahresangabe auf.

2.6 Im Bereich Altes und Neues Testament (631 Titel) liegen Schwerpunkte bei der Exegese sowie bei Bibelausgaben in verschiedenen Sprachen mit dazugehörigen Grammatiken, Wörterbüchern und Lexika. Erwähnenswert sind eine Historia Critica veteris Testamenti von Rivardo Simonio (Amsterdam 1685), ein Johannesevangelium (Basel 1557) und ein Matthäusevangelium (Basel 1553) in hebräischer Sprache. Das 16. Jh weist 55 lateinische Titel auf, das 17. Jh 52 lateinische Titel, je 5 französische und hebräische sowie 3 deutsche Titel. Das 18. Jh ist mit 257 Titeln (201 deutschen, 34 griechischen, 16 hebräischen, 5 lateinischen und einem französischen) vertreten. 251 deutschsprachige und 2 lateinische Werke entfallen auf das 19. Jh.

2.7 Die Abteilung Dogmatik und Ethik mit 600 Titeln gliedert sich in 97 Titel aus dem 16. Jh (77 lateinische, 16 französische, 4 deutsche), 90 Titel aus dem 17. Jh (36 lateinische und 54 deutsche), 122 Titel aus dem 18. Jh (114 deutsche und 8 lateinische) und 291 deutsche Titel aus dem 19. Jh. In der Gruppe Dogmatik werden alle Fragen katholischer und protestantischer Lehrsätze (vom Abendmahl bis zur Zwei-Reiche-Lehre) behandelt. Bemerkenswert sind aus dem 18. Jh das Compendium Theologiae Dogmaticae et Moralis (Frankfurt 1754) und die Geschichte der Entstehung der Protestantischen Lehrbegriffs (Leipzig 1781). Aus dem 17. Jh ist eine Ausgabe von Augustinus' De Civitate Dei (Frankfurt 1661) erwähnenswert.

2.8 Die Homiletik und Praktische Theologie weisen 481 Titel auf. Hier ist mit 95 Prozent (457 Titel) der Anteil der deutschsprachigen Literatur am höchsten, besonders im 19. Jh (228 Titel) und im 18. Jh (120 Titel). Die restlichen Titel sind lateinisch- und französischsprachig. Erwähnenswert sind M. A. Murets Presbyteri et civis Romani Oratoris (Ingolstadt 1607) und John Tillotsons Auserlesene Predigten (1739).

2.9 Mit 253 Titeln weist die Gruppe Geschichte und Politik den geringsten Bestand auf. Es dominiert hier mit 98 Titeln des 19. Jhs deutlich die deutschsprachige Literatur, während vom 16. bis 18. Jh die lateinischen Werke vorherrschen (90 Titel). Hinzu kommen 31 französische Titel. Erwähnenswert sind Pufendorfs Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten von Europa (1693) und Rankes Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation (Berlin 1852).

2.10 318 Titel machen die Gruppe Philosophie und Psychologie aus, die auch den größten Anteil an fremdsprachiger Literatur aufweist. Im 17. Jh ist neben 51 lateinischen, 10 englischen, 14 französischen, 14 italienischen, 5 holländischen und einem griechischen Titel nur ein deutscher vorhanden. Der Bestand umfaßt Anthropologie, Geschichts-, Natur- und Sozialphilosophie und enthält auch Werke zur Philosophie Ägyptens, Chinas und Indiens. Bemerkenswert sind eine Aristoteles-Ausgabe von Johannes Heruagius (Basel 1563), eine lateinische Platon-Ausgabe (Basel 1561) und Bayles Dictionnaire historique et critique (Basel 1761).

2.11 Die Gruppe " Festschriften, Lexika und Diverses" wird durch 383 Titel repräsentiert. In ihr sind vor allem theologische Festschriften, Bibliographien, Nachschlagewerke und naturwissenschaftliche sowie literaturgeschichtliche Abhandlungen vertreten, aber auch Atlanten und Karten. Unter den 45 lateinischen Titeln sind Werke wie Petrus Ryffs Cosmographia in usum Scholae Mathematicae (1598) und Casparos De Dimensione Terrae et geometricae Numerae (Wittenberg 1554) zu finden. Ähnlich hoch wie im 16. Jh ist auch im 17. Jh der Anteil an lateinischer Literatur. Auch im 18. Jh überwiegt mit 84 Titeln das Lateinische, dazu kommen 49 deutsche, 27 französische und 21 griechische Titel. Zu nennen wären hier Linnés Systema Naturae (1762). Im 19. Jh überwiegt mit 104 Titeln die deutsche Sprache.

2.12 Bei den Periodica ist von 73 Titeln nur ein geringer Teil historisch. Alle 10 Zeitschriften beginnen im 19. Jh und sind deutschsprachig, so z. B. das Allgemeine Kirchenblatt für das evangelische Deutschland (1858-1935/36).

2.13 Die Sondersammlung Französischer Protestantismus weist 461 Titel auf, zu 60 Prozent französischsprachig und zu 40 Prozent deutschsprachig. Nur 10 Prozent sind dem 19. Jh zuzurechnen und nur einzelne Titel dem 17. und 18. Jh. Bei der Anschaffung wurde der Schwerpunkt auf das Gebiet der Kirchengeschichte gelegt, die z. B. mit Théodore de Bèze vertreten ist. Gesammelt wurden hier auch Schriften über den französischen Protestantismus heute, über sein Verhältnis zum Staat und zur katholischen Kirche. Außer kirchengeschichtlichen Monographien finden sich auch Biographien, Memoiren und Briefe von oder über Protestanten, Werke zur Kirchenarchitektur, Predigtsammlungen sowie Werke zur Pädagogik und französischen Profangeschichte.

2.14 Bei einem bislang ungeordneten Bestand von 86 Kisten mit ca. 2500 Titeln handelt es sich um Schenkungen, darunter wertvolle Werke und auch Inkunabeln. Eine Katalogisierung und Aufstellung dieses Bestandes ist nicht vorgesehen, wahrscheinlich wird die Bibliothek diesen Bestand abgeben.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[nach hauseigenen Regeln, erfaßt Verfasser und Sachtitel; umfaßt auch die Sondersammlungen]

Systematischer Katalog

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Baden-Württemberg noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Foltz, Magdalene: Beiträge zu einer Geschichte der Bibliothek des Protestantischen Landeskirchenrates der Pfalz. In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 24 (1957) Heft 5, S. 158-161

Foltz, Magdalene: Begründung, Auftrag und Bestand der Bibliothek über den Französischen Protestantismus in Speyer. In: ibid. 31 (1964) Heft 1/2, S. 82-85

Stand: August 1991

Joachim Meißner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.