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Fakultätsbibliothek für Evangelische Theologie an der Universität Wien

Adresse. . Rooseveltplatz 10/4, 1019 Wien [Karte]
Telefon. . (0222) 42 27 43 oder 43 59 81-26
Telefax. . (0222) 42 27 43
Bibliothekssigel. .<UBW-004>

Unterhaltsträger. . Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Universitätsbibliothek Wien
Funktion. Öffentlich zugängliche Fakultätsbibliothek.
Sammelgebiete. . Protestantische Theologie mit den Schwerpunkten Geschichte des Protestantismus in Österreich und Biblische Archäologie.

Benutzungsmöglichkeiten. . Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag und Freitag 8-16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 8-18 Uhr. Während der Hochschulferien bzw. in der vorlesungsfreien Zeit verkürzte Öffnungszeiten (Anfrage erbeten). - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät, Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Alle Straßenbahn-Ringlinien oder U 2 bis Haltestelle Schottentor, dann eine Station mit den Straßenbahnlinien 37, 38, 40 oder 41 bis Haltestelle Berggasse bzw. Schwarzspanierstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mit der Gründung der k.k. Evangelisch-theologischen Fakultät (Errichtungserlaß vom 3. Oktober 1819, Eröffnung am 2. April 1821) wurde gleichzeitig eine Facultäts-Bibliothek ins Leben gerufen. Ihr Name änderte sich, wie aus den Eigentumsstempeln in den Büchern hervorgeht, mit dem Status der Fakultät mehrmals.

1.2 Im 19. Jh wurde der Ankauf von Büchern aus den Immatrikulationsbeiträgen der Studenten bestritten. Bis 1970 wurde die Bibliothek von Assistenten der Fakultät betreut. Die Bibliotheksleitung war jeweils einem der Professoren übertragen. 1970 wurde erstmals ein ausgebildeter Bibliothekar bestellt und die Katalogisierung nach den Preußischen Instruktionen eingeführt. 1977 kam es mit Inkrafttreten des Universitätsorganisationsgesetzes zur Ausgliederung der Bibliothek aus dem Verband der Fakultät. Seither wird sie als Abteilung der Universitätsbibliothek geführt und verfügt über eigene Budgetmittel.

1.3 Die Evangelisch-theologische Fakultät Wien ist die einzige protestantische Fakultät Österreichs. Aus diesem Grund wurde die Bibliothek von Anfang an reich mit Bücherspenden, vor allem aus den ehemaligen Kronländern der Monarchie, bedacht. Darüber hinaus spiegelt der Bibliotheksbestand die jeweiligen Interessensgebiete der als Bibliotheksdirektoren amtierenden Professoren wider. 1945 ging ein Teil des historischen Buchbestandes durch einen Bombentreffer verloren. Es handelte sich vorwiegend um Dissertationen aus dem 19. und frühen 20. Jh, größtenteils unersetzbare Einzelexemplare.

Martin Hrabe

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 140.000 Bdn umfaßt der historische Bestand 6290 Titel. Davon entfallen 40 Titel auf das 16. Jh, 66 auf das 17. Jh, 642 auf das 18. Jh und 5542 auf das 19. Jh (1777 Titel auf die erste Jahrhunderthälfte). Den Zahlenangaben liegt die Titelzählung anhand des Standortkataloges zugrunde.

2.2 5218 Werke (83 Prozent) sind deutschsprachig. 700 Titel (11 Prozent) sind lateinisch, ca. 130 ungarisch bzw. tschechisch, ca. 50 französisch, 75 griechisch bzw. griechisch-lateinisch, ca. 60 englisch.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bücher sind in Freihandaufstellung systematisch angeordnet, lediglich die Werke aus dem 16. bis 18. Jh sind in einem Sondermagazin untergebracht. Zur Kirchengeschichte ist mit 1528 Titeln der umfangreichste Bestand vorhanden. Unter den Textausgaben (303 Titel) sind Werke von Johannes Chrysostomus, Tertullian, Augustinus, Eusebius, Erasmus von Rotterdam, Calvin, Melanchthon, Zwingli und viele frühe Luther-Ausgaben sowie die Erlanger (1826-1850), Weimarer (1883 ff.) und die Walchsche Ausgabe (1880-1910) in einem Nachdruck (1986 ff.). 78 Titel vornehmlich des 19. Jhs behandeln das Christentum zur Zeit des Römerreichs (Kirchenväter, Glaubensstreitigkeiten, Montanismus). 62 Werke zum Christentum von 500 bis 1500 setzen sich vor allem aus Schriften zur Sektengeschichte (Waldenser), zur Vorreformation und aus Humanistenbiographien zusammen. 247 Drucke betreffen die Reformation, darunter viele Lutherstudien, -biographien und -gedenkschriften sowie Titel über Calvin, Zwingli und katholische Theologen dieses Zeitraums, wie Johannes Tetzel und Martin von Gerstmann.

2.4 Zur Gegenreformation und zum Dreißigjährigen Krieg sind nur geringe Bestände vorhanden. Die Epoche der Aufklärung ist mit 69 Titeln vertreten, die Zeitspanne von der romantischen Reaktion bis 1900 mit 170, darunter auch profangeschichtliche Werke, Darstellungen zur Kultur- und Geistesgeschichte und zahlreiche Biographien. 198 Titel sind der Ländergeschichte und der Kirchengeschichte einzelner Länder (u. a. Historia reformationis polonicae, 1685) zugeordnet. Der österreichischen Kirchengeschichte sind 85 Titel gewidmet. Die Abteilung umschließt ferner kirchengeschichtliche und profangeschichtliche Gesamtdarstellungen (ca. 120 Titel, darunter Friedrich von Maltzans Umriß einer christlichen Weltgeschichte, 1850), Werke zur Dogmengeschichte (29 Titel), Geschichtswissenschaft (20) sowie Zeitschriften, Jahrbücher und Festschriften (143).

2.5 Zur Systematischen Theologie sind 916 Titel verzeichnet. Unter den 249 Werken zur Symbolik finden sich Quellensammlungen und Arbeiten zu den Quellen (102 Titel), Darstellungen zur Symbolik der evangelischen Kirchen (38) und der römisch-katholischen Kirche (46) sowie zu orthodoxen und anderen christlichen Kirchen (9). Hinzu kommen 54 Werke zur vergleichenden Konfessionskunde. Der Bereich Dogmatik weist 203 Titel - 43 des 17. und 18. Jhs - zu Reformation, Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung sowie 103 Darstellungen von Theologien auf. Kleinere Bestandsgruppen bilden Eschatologie (10 Titel), Ekklesiologie (26), Pneumatologie (24), Christologie (30), Schöpfungslehre (8) und Trinitätslehre (5). Bei 52 Titeln handelt es sich um Einzeldarstellungen, etwa zur Erkenntnis Gottes oder zu Schrift und Kanon. Von den 119 Werken zur Ethik behandeln 14 deren Geschichte, 53 Grundfragen, ferner die Gebiete Ehe und Familie sowie Ethik des Sozialen und Politischen (u. a. Philipp Marheineckes Die Reform der Kirche durch den Staat, 1844). Dazu gibt es 40 Enzyklopädien, Wörterbücher und Lexika sowie einige Festschriften und Sammelbände.

2.6 Bei der aus 750 Titeln bestehenden kirchenrechtlichen Abteilung liegt einer der Schwerpunkte naturgemäß bei den Darstellungen zum evangelischen Kirchenrecht (156 Titel), während zur katholischen Kirche und zu anderen christlichen Konfessionen nur geringe Bestände vorhanden sind. Unter den ältesten Werken finden sich Kaspar Zieglers De episcopis (1686) und Justus Henning Boehmers Ius ecclesiasticum protestantium (1717). Die kirchenrechtliche Quellenliteratur (152 Titel) ist ebenfalls auf die reformierten Kirchen ausgerichtet. Ein frühes Beispiel hierfür ist die Kirchenordnung des Herzogtums Mecklenburg (Wittenberg 1552).

2.7 Einen weiteren Bestandsschwerpunkt bilden 163 Titel zum Staatskirchenrecht in Österreich und Deutschland (peripher auch Ungarn), wobei die Primärliteratur besonders gut vertreten ist. 33 Titel sind dem Straf-, Zivil-, Prozeß- und Eherecht zugeordnet, 56 den Bereichen Staatsrecht und Staatslehre, u. a. mit Werken Seckendorffs, Tomasius' und Conrings in Ausgaben des 17. bzw. 18. Jhs. Kleinere Bestände gibt es zur Philosophie, insbesondere Rechtsphilosophie. Unter den 10 Zeitschriftentiteln ist die Zeitschrift für Kirchenrecht (1861 ff.) zu finden.

2.8 Die religionsgeschichtliche Abteilung weist 177 Titel auf. Den höchsten Anteil daran hat die griechische Quellenliteratur mit 67 Titeln (22 aus dem 17. und 18. Jh), darunter Texte von Homer, Xenophon, Platon, Aristoteles und Plutarch. Die lateinische Quellenliteratur, mit Texten u. a. von Ovid, Cäsar, Cicero und Tacitus, beläuft sich auf rund 30 Titel. Von den 57 Darstellungen einzelner Religionen betreffen 7 den Islam, 28 Kultur, Geschichte und Religion der Griechen und Römer und 10 die Religion der Inder. Ca. 20 Titel gehören zur Religionsphänomenologie, darunter Werke über die Gottes- und Jenseitsvorstellung sowie über Mystik und Magie (u. a. Gustav Roskoffs Geschichte des Teufels, 1869).

2.9 Unter den 729 Titeln zur Praktischen Theologie gibt es 411 zur Homiletik. Davon stammen 40 aus dem 17. und 18. Jh (u. a. von Georg Scherer, Johann Kaspar Lavater, Jacob Saurin). 135 gehören zur Liturgik - vornehmlich der reformierten Kirchen -, wie Benjamin Gottfried Eisenschmids Geschichte der vornehmsten Kirchengebräuche der Protestanten (1795) und August Ebrards Versuch einer Liturgik vom Standpunkte der reformierten Kirche (1843). 44 Titel betreffen Kasualien. Die Abteilung thält weiters 25 Werke zur Seelsorge und 114 Lehrbücher und Gesamtdarstellungen zur Praktischen Theologie. Der Religionspädagogik sind - unter Einschluß einiger Werke der allgemeinen Pädagogik und des Schulwesens - 173 Titel zugeordnet. Unter den speziell auf die evangelische Erziehungswissenschaft ausgerichteten Werken seien Friedrich Zanges Didaktik und Methodik des evangelischen Religionsunterrichts (1897), Christian Palmers Evangelische ädagogik (1853) und desselben Evangelische Katechetik (1851) erwähnt.

2.10 Der Bereich Bibel (Altes und Neues Testament) zählt 187 Titel, von denen 20 auf Bibelausgaben entfallen, darunter die Lutherbibel (Wittenberg und Jena 1551-1564) und die Biblia polyglotta von Brian Walton (1653-1657). Dazu gibt es 56 Konkordanzen, Lexika, einleitende Werke sowie Darstellungen zur Textgeschichte und zur Biblischen Theologie. Ca. 30 Werke sind dem Judentum gewidmet, 20 der Geologie, Geographie und Topographie Palästinas. 14 Werke behandeln Theologie und Geistesgeschichte des Judentums, 23 Titel die Geschichte des Judentums und der Juden in verschiedenen Ländern. Von Bedeutung ist hier die Geschichte der Juden von den ältesten Werken bis zur Gegenwart (1874-1878) von Heinrich Graetz. Darüber hinaus sind einige Reisebeschreibungen über Palästina vorhanden.

2.11 427 Titel betreffen das Alte Testament. Davon beziehen sich 104 auf den Bereich Text und Sprache, der neben Textausgaben hauptsächlich Konkordanzen, Wörterbücher und Grammatiken enthält (u. a. Edmund Castells Lexicon hebraicum, chaldaicum, syriacum, samaritanum, aethiopicum, arabicum et persicum, 1669 und Robert Bellarmins Institutiones linguae hebraicae, 1606). 98 Titel gibt es zur Exegese, 83 zur Religionsgeschichte und Theologie des Alten Testaments. 55 Titel liegen zu Kultur und Sprachen des Alten Orients vor, darunter Friedrich Wilhelm Hezels Anweisung zur Arabischen Sprache (1784) und Jakob Altings Synopsis institutionum chaldaeorum et syrarum (1747). Der restliche Bestand verteilt sich auf 49 Titel zu Kultur und Geschichte Israels, einleitende Literatur zum Alten Testament (49 Titel) sowie einige Zeitschriften und Festschriften.

2.12 Die Literatur zum Neuen Testament umfaßt 772 Titel. Davon sind 132 der Theologie des Neuen Testaments zugeordnet, 25 speziell den Paulusbüchern. Unter den 87 Textausgaben finden sich 36 griechische, ferner lateinische, lateinisch-griechische, syrische, tschechische, hebräische, deutsche, etc. Breiten Raum nehmen mit 254 Titeln die Kommentare zum Neuen Testament ein, von denen 33 aus dem 16. bis 18. Jh stammen. Neben 76 einleitenden Werken zum Neuen Testament sind außerdem einige religionsgeschichtliche Studien mit direktem Bezug zum Neuen Testament vorhanden, ferner Synopsen, Apokryphen, Werke zur Textgeschichte und -kritik (50 Titel), 34 Darstellungen zur Geschichte des Urchristentums und 38 exegetische Studien. Hinzu kommen rund 90 Grammatiken, Wörterbücher und Konkordanzen, darunter Karl Friedrich Bahrdts Griechisch-deutsches Lexicon über das Neue Testament (1786).

2.13 263 Titel - 31 aus dem 18. Jh, alle übrigen aus dem 19. Jh - gibt es zur Philosophie. 72 davon sind der Religionsphilosophie zugeordnet. Die Abteilung Hilfswissenschaften (86 Titel) setzt sich aus 38 Werken zur Psychologie sowie aus einigen sozialwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen, mathematischen und medizinischen Werken (u. a. Johannes' von Mailand Schola salernitana, 1657) zusammen. Der Bereich Kunst (126 Titel) weist neben 59 Werken insbesondere zur kirchlichen Kunst und christlichen Archäologie vor allem Enzyklopädien (Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste von Ersch-Gruber, 1818-1850; Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 2. Aufl. 1877-1888, 3. Aufl. 1896-1913) sowie Darstellungen zur Sprachlehre und Literaturgeschichte auf. Eine allgemeine Abteilung enthält Akademieschriften (28 Titel), Wörterbücher und Grammatiken (38 Titel), theologische, biographische und bibliographische Lexika sowie Konversationslexika (37 Titel), außerdem 52 Varia.

Wilma Buchinger

Autorenkatalog

Schlagwortkatalog

Systematischer Standortkatalog

[alle Kataloge in Zettelform und nach PI; seit 1993 als Online-Katalog (BIBOS) geführt]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hrabe, Martin: Von der Facultätsbibliothek zur Fakultätsbibliothek. Prolegomena zu einer Ge- schichte der Fakultätsbibliothek. In: Martin Hrabe (Hrsg.): Zwischen Menschen und Büchern. Wien 1990, S. 46-50 [mschr.]

Klein, Erich: Die Stellungnahme zur Judenfrage an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien in den Jahren 1922- 1945. Wien 1992 (Magisterarbeit an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien) [gibt Auskunft u. a. über Ankaufspolitik der Professoren zwischen 1938 und 1945 und untersucht Bestandsverluste anhand von Interviews ehemaliger Fakultätsangestellter]

Taufrath, Michael: Kurze Nachrichten über die k.k. evangelisch-theologische Fakultät in Wien nebst Biographien ihrer ehemaligen Direktoren und bisherigen Professoren. Wien 1871, S. 10 f. [gibt vor allem Hinweise auf die Größe des damaligen Bestandes]

Stand: Juli 1992

Martin Hrabe

Wilma Buchinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.