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Bibliothek des Evangelischen Diözesanmuseums

Adresse. Evangelisches Diözesanmuseum, 9712 Fresach
Telefon. (04245) 4849 (Leiter Dr. Oskar Sakrausky)

Unterhaltsträger. Verein für evangelische Glaubensüberlieferung in Kärnten (e. V.)
Funktionen. Spezialbibliothek und museale Einrichtung für Protestantica.
Sammelgebiet. Evangelische religiöse und kirchliche Literatur vom 16. bis zum 20. Jh.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: von Pfingsten bis 31. Oktober: Donnerstag 9-12 Uhr und 14-18 Uhr, Sonntag 9-12 Uhr sowie nach Vereinbarung. Fotografieren erlaubt. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Gedruckte Information. Evangelisches Diözesanmuseum Fresach. Klagenfurt o. J.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung erbeten. - Schnellzugstation Feistritz/Drau (Bahnstrecke von Spittal/Millstättersee bis Villach), Busverbindung ab Bahnhof bis Fresach. - A 10, Abfahrt Feistritz/Drau, ca. 6 km bis Fresach; Parkplatz für Busse 100 m entfernt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die evangelische Pfarrgemeinde Fresach ist eine der Toleranzgemeinden, die auf Grund des 1781 von Joseph II. erlassenen Toleranzpatentes entstanden sind. Sie befindet sich in dem - mit Ausnahme des Burgenlandes - größten protestantischen Wurzelgebiet der evangelischen Kirche Österreichs. Das Toleranzpatent erlaubte denjenigen Gläubigen, die sich bei der Herrschaft gemeldet hatten, ein Bethaus und eine Schule zu errichten sowie einen Pastor und einen Lehrer anzustellen, wie es in Fresach geschah.

1.2 Die Geschichte der Bibliothek des Diözesanmuseums setzt in den fünfziger Jahren des 20. Jhs ein: Oskar Sakrausky, zwischen 1955 und 1960 Pfarrer in der Toleranzgemeinde Bleiberg ob Villach, begann mit dem Sammeln geheimprotestantischer Literatur. Bei Bergleuten und Bauern der Kärntner Toleranzgemeinden kamen Bibeln, Postillen, Andachts- und Gebetbücher, teilweise dem 16. und 17. Jh entstammend, zum Vorschein. Diese Schriften und Bücher wurden in das alte Toleranzbethaus gebracht, wo sie in einer Schausammlung den Besucher über die religiöse Vergangenheit Kärntens informieren. Neben besonders bemerkenswerten Büchern zeigt das Museum liturgische Gegenstände, Bilder, Medaillen, Übersichtstafeln, Photographien, Archivalien und Briefe. Evangelisches Diözesanmuseum

1.3 Der Druckschriftenbestand wurde vermehrt durch den Ankauf einzelner wertvoller Werke, wie etwa der Dalmatin-Bibel, aber auch durch Bücher aus einem erst jetzt entdeckten Versteck in Goldeck (bei Schwarzach in Salzburg) und durch den Nachlaß des Pfarrers einer oberösterreichischen Toleranzgemeinde. In theologischer Hinsicht ist die Sammlung für die Erforschung des frühen und späteren Pietismus interessant.

1.4 Von einer Restaurierung der Bücher und Schriften wurde bisher nicht nur aus Kostengründen Abstand genommen. Die Schmutzspuren einer Bibel zeigen, was ihr Besitzer am häufigsten gelesen hat. Viele Drucke weisen Einbände auf, die in der Verbotszeit von hiesigen Sattlern oder Schustern angefertigt wurden, da die Werke selbst oft als Kontrebande-Ware nach Österreich kamen und keine festen, mit Leder überzogenen Holzdeckel hatten. Die Sammlung kann als Dokument der protestantisch-österreichischen Frömmigkeitsgeschichte gelten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Buchbestand umfaßt 850 Werke. 72 Titel sind im 16. Jh, 73 im 17. Jh, 311 im 18. Jh und 394 im 19. Jh erschienen. Aus dem 20. Jh sind 125 Werke vorhanden. Die Mehrzahl der Drucke ist in deutscher Sprache verfaßt. An slowenischen Protestantica finden sich 19 Titel aus dem 16. Jh, an tschechischen 5 aus dem 16. und 19. Jh, an slawischen 10 aus dem 18. Jh. Die Zahlenangaben basieren auf der Auswertung des Autorenverzeichnisses, das allerdings noch nicht fertiggestellt ist; ca. 200 Titel blieben deshalb unberücksichtigt.

Systematische Übersicht

2.2 Die Ausstellung der Schauobjekte, darunter auch Druckwerke, tspricht in ihrer Systematik den Epochen der Geschichte des Protestantismus in Österreich: Reformation - Gegenreformation - Geheimprotestantismus - Toleranzzeit - 19. Jahrhundert. Alle übrigen, nicht als Exponate dienenden Bücher sind nach Formaten aufgestellt, die Inventarisierung nach Sachgebieten ist auch für die Zukunft nicht vorgesehen. Eine inhaltliche Differenzierung der Büchersammlung, die sich schwerpunktmäßig aus evangelischer Literatur augsburgischen Bekenntnisses zusammensetzt, zeigt folgende größere Sachgruppen:

2.3 Mit 139 Titeln bilden die Gesangbücher (5 Drucke aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh, 47 aus dem 18. Jh, 85 aus dem 19. Jh) den größten Bestandskomplex. Aufgrund der politischen Gegebenheiten findet sich darunter für die Zeit bis 1781 kein Druck aus dem Gebiet der habsburgischen Lande. 1783 kam das erste österreichische evangelische Gesangbuch zustande, das aber wegen seiner rationalistischen Geisteshaltung vielfach abgelehnt wurde. Bei der vorhandenen Erbauungsliteratur, welche 126 Titel (3 aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17. Jh, 62 aus dem 18. Jh, 54 aus dem 19. Jh) umfaßt, sowie bei der Predigtliteratur sind mit Philipp Widder (Regensburg) und Josef Schaitberger (Nürnberg) auch Exulanten, d. h. wegen ihres Glaubens vertriebene Österreicher, unter den Autoren. Bei den 121 Predigten (24 Drucke aus dem 16. Jh, 19 aus dem 17. Jh, 49 aus dem 18. Jh, 29 aus dem 19. Jh) begegnen außerdem Werke Johannes Spangenbergs, Johann Arndts und Heinrich Müllers aus der Zeit des Geheimprotestantismus.

2.4 Von den 94 Bibeln (11 aus dem 16. Jh, 4 aus dem 17. Jh, 32 aus dem 18. Jh, 47 aus dem 19. Jh) verdienen die im Original (1584) und in Faksimile vorliegende Dalmatin-Bibel sowie eine utraquistische Bibel (1549, Übersetzung des Sixtus von Ottersdorf) besondere Erwähnung. Die Bibeln des 16. bis 19. Jhs weisen fast alle noch die Vorreden Luthers sowie Summarien auf. Die Gebetsliteratur ist mit 63 Titeln vertreten, wobei 3 Werke aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh, 24 aus dem 18. Jh und 34 aus dem 19. Jh stammen. Zur Theologie gibt es 59 Werke, sämtliche in deutscher Sprache (13 Titel entfallen auf das 16. Jh, 11 auf das 17. Jh, 21 auf das 18. Jh und 14 auf das 19. Jh).

2.5 Der Bereich Schule enthält 49 Titel: 6 aus dem 16. Jh (u. a. Dietrich Veits Summarien christlicher Lehre für das junge Volk, 1557), 2 aus dem 17. Jh (Johann Schröders Nützlicher und in Gottes Wort gelehrter Unterricht, 1607, Daniel Praschs Christliche Kinderlehre, 1627), 7 aus dem 18. Jh und 34 aus dem 19. Jh. 33 Titel sind Darstellungen zur Historie: ein Werk ist im 17. Jh erschienen, 11 im 18. Jh, 21 im 19. Jh. An Kontroversliteratur finden sich 28 Titel; der Schwerpunkt liegt mit 16 Werken bei den Drucken des 18. Jhs (ein Werk aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh, 3 aus dem 19. Jh).

2.6 Ergänzende Bestandskomplexe bilden die Philosophie mit 27 Titeln (2 aus dem 17. Jh, 5 aus dem 18. Jh, 7 aus dem 19. Jh) und die Lexika mit 25 Titeln (einer aus dem 17. Jh, 8 aus dem 18. Jh, 16 aus dem 19. Jh). Sie dürften eher von begüterten Familien oder aus Pastorenhäusern stammen, da sie zumeist die Sprachen Latein und Griechisch betreffen. Abgerundet wird die Sammlung durch weitere 16 Titel über die Kirchenordnung und durch 12 Darstellungen (19. Jh) zur österreichischen Geschichte.

3. KATALOGE

Autoren- und Standortkatalog

[nach hauseigenen Regeln]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Sakrausky, Oskar: Glaubenszeugnis und musealer Gedanke. In: Die Saat 10 (1963) S. 233-235

ders.: Ein bisher unbekannter slowenischer protestantischer Katechismus aus dem Jahr 1580. In: Carinthia I, 1.1 (1981) S. 159-171

ders.: Das evangelische geistliche Lied. In: Carinthia I, 171 (1981) S. 271-287 ders.: Slowenische Protestantica im Evangelischen Diözesanmuseum in Fresach. In: Wiener Slawistischer Almanach. Sonderband 13 (1984) S. 7-15

Stand: Juni 1991

Oskar Sakrausky


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.