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Bibliothek des Evangelischen Pfarrhausarchivs im Lutherhaus

Adresse. Lutherhaus Eisenach, Lutherplatz 8, 99817 Eisenach [Karte]
Telefon. (03691) 2 98 30

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen, Verband der Evangelischen Pfarrervereine
Funktion. . Spezialbibliothek; Forschungsbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur über das evangelische Pfarrhaus; Reformationsgeschichte, kirchliche Regional- und Gemeindegeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, Be- stände ab 1850 bedingt ausleihbar. Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten des Museums im Lutherhaus: täglich 9-17 Uhr. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Hauptbahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) Richtung Markt. A 4 (E 40), Ausfahrt Eisenach-Ost oder -West. Parkmöglichkeit vor dem Haus vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Pfarrhausarchiv wurde 1925 durch den Verband der Evangelischen Pfarrervereine Deutschlands gegründet. Die Initiative hierzu ging von dem Pfarrer August Angermann (1867-1948) aus, dem auch die Ausführung übertragen wurde und der durch Wort und Schrift und durch eigene Spenden für Archiv und Bibliothek warb: " Mit dem Archiv muß sich eine Bücherei verbinden, in der möglichst alles, was an zusammenfassenden und Einzeldarstellungen zur Geschichte des evangelischen Pfarrhauses in älterer und neuerer Zeit erschienen ist und künftig erscheint, vereinigt wird; dereinst ein Ort des Studiums für solche, die sich mit diesem Gebiet genauer beschäftigen wollen."

1.2 Der Plan zu einem Pfarrhausarchiv war erstmals auf dem Pfarrertag in Gießen 1924 bekanntgegeben worden. Er sah vor, Material über das deutsche evangelische Pfarrhaus seit seiner Entstehung in der Reformationszeit zu sammeln, seine Bedeutung als kulturtragende und Familientraditionen prägende Institution zu belegen, eine Berufsgruppen-Dokumentation anzulegen und sowohl Primär- als auch Sekundärliteratur über überregional bedeutende Pfarrer und Pfarrerskinder zu sammeln.

1.3 Das Sammelgebiet ist umfangreich (von den in die Allgemeine Deutsche Biographie aufgenommenen über 1600 Personen stammen 53 Prozent aus einem evangelischen Pfarrhaus). Die Dokumentation umfaßt heute über 20.000 Namen von Pfarrern und deren Familienangehörigen, die in fünf Jahrhunderten auf die verschiedenste Weise Bedeutendes geleistet haben.

1.4 1932 wurden dem Pfarrhausarchiv drei Räume im Alten Schloß zu Wittenberg zur Verfügung gestellt, am 2. November 1934 wurde das Museum eröffnet. Der Bau eines eigenen Hauses wurde durch den Zweiten Weltkrieg verhindert. 1948 wurde das Archiv nach Eisenach gebracht, die wissenschaftliche Leitung hatte von 1948 bis 1968 Pfarrer Willy Quandt (1912-1968) inne. Seit 1956 befindet sich die Forschungsbibliothek im Eisenacher Lutherhaus, einem der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser der Stadt, das sich lange im Besitz der Familie Cotta befand. Einer alten Überlieferung nach hat Martin Luther (1483-1546) während seiner Eisenacher Schulzeit von 1498 bis 1501 in diesem Haus gelebt.

1.5 Am 1. Mai 1956 eröffnete die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen die Luthergedenkstätte und das Evangelische Pfarrhausarchiv als kirchliches Museum. Die unteren Räume sind dem Leben Luthers bis zu seinem Wartburg-Aufenthalt 1521/22 gewidmet. Im Obergeschoß wird die Bedeutung des evangelischen Pfarrhauses für Geschichte, Wissenschaft, Kultur und Politik im deutschen Sprachraum anhand von 100 beispielhaften Lebensläufen veranschaulicht, die nach Wirkungsbereichen gruppiert sind.

1.6 Archiv und Bibliothek ergänzen einander. Gesammelt werden u. a. Lebenszeugnisse wie Porträts (Gemälde, Graphiken, Zeichnungen sowie Fotos, auch auf Münzen, Medaillen, Briefmarken), Autographen, Manuskripte und gedruckte Werke von einer und über eine Person, auch Pfarrhaus-Ansichten und die Darstellung des evangelischen Pfarrhauses in der Literatur. Der Bibliotheksbestand wurde hauptsächlich durch Schenkungen ( z. B. kostenlose Belegexemplare) kontinuierlich erweitert, die Arbeit durch die Landeskirche finanziert.

1.7 Seit 1992 befindet sich die Bibel- und Gesangbuchsammlung der Thüringer Bibelgesellschaft mit Sitz in Eisenach als Depositum im Lutherhaus (s. u. 2.10-2.11).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt rund 10.000 Bde. Dazu kommt eine Zeitungsausschnittsammlung. Der (am Regal ausgezählte) historische Bestand beträgt 2174 Bde (21,7 Prozent des Gesamtbestandes). Aus dem 16. Jh stammen 36 Bde (1,7 Prozent), aus dem 17. Jh 64 (2,9 Prozent), aus dem 18. Jh 365 (16,9 Prozent) und aus dem 19. Jh 1709 (78,6 Prozent).

2.2 2126 Bde (97,8 Prozent) sind in deutscher Sprache erschienen, 36 in lateinischer, 9 in englischer, einer in französischer und 2 in einer weiteren Sprache. Systematische Übersicht

2.3 Der heterogene Bestand spiegelt in 17 Bestandsgruppen die ungewöhnliche, die Biographie in den Mittelpunkt stellende Sammlungskonzeption wider. Auf Geschichte entfallen 430 Bde (19,8 Prozent; 16. Jh 14, 17. Jh 23, 18. Jh 88, 19. Jh 305); auf Literatur und religiöse Erbauung 396 (18,2 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 4, 18. Jh 63, 19. Jh 327); auf Lebensbeschreibungen 256 (11,8 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 2, 18. Jh 23, 19. Jh 230); auf Theologie und Religion 247 (11,4 Prozent; 16. Jh 10, 17. Jh 7, 18. Jh 30, 19. Jh 200); auf Predigten 240 (11 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 11, 18. Jh 47, 19. Jh 177); auf Denk- und Festschriften 128 (5,9 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 12, 19. Jh 114); auf Allgemeines 113 (17. Jh einer, 18. Jh 10, 19. Jh 102); auf Erd-, Länder- und Völkerkunde 70 (3,2 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 5, 18. Jh 12, 19. Jh 52); auf Philosophie 58 (18. Jh 20, 19. Jh 38); auf Pädagogik 50 (2,3 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 48); auf Musik 48 (2,2 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 6, 19. Jh 41); auf Naturwissenschaften 48 (2,2 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 5, 18. Jh 22, 19. Jh 18); auf Bibel und Bibelteile 28 (1,3 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 10, 19. Jh 15); auf Politik und Politikwissenschaft 20 (18. Jh 7, 19. Jh 13); auf Wirtschaft 20 (18. Jh 8, 19. Jh 12); auf Kunst und Architektur 19 (18. Jh 2, 19. Jh 17) und auf Technik 3 (18. Jh).

2.4 Gelegenheitsschriften wie Genealogien, Leichenpredigten, Ehrengedichte, Huldigungs- und Gedächtnispredigten werden bevorzugt gesammelt. Aber auch Gesang- und Gebetbücher, Chroniken und Topographien gehören zum Bestand.

2.5 Die Chronologie des Bestandes beginnt mit der Streitschrift von Bartholomaeus Bernhard, Contra papisticas leges sacerdotibus prohibitens matrimonium, apologia ... (Wittenberg 1521). Bernhard war der erste verheiratete Pfarrer. Es folgen Luthers De votis monasticis (in deutscher Sprache unter dem Titel Von denn geystlichen und Kloster gelubden, beide Wittenberg 1522) und Johann Eberlin von Gün(t)zburgs Predigt Wie gar gfarlich [es] sey, so ain Priester kain Eeweyb hat (o. O. 1522). Für das 16. Jh liegen überdies von Johannes Agricola, einem Freund Luthers und Hofprediger in Berlin, Drey hundert Gemeyner Sprichwörtter der wir Deutschen uns gebrauchen (o. O. 1529) vor.

2.6 Für das 17. Jh sind zu nennen: Johann Jacob Wallhausens Kriegskunst zu Fuß (Oppenheim 1615), David Fabricius' Kurtzer und Gründlicher Bericht von Erscheinung und Bedeutung deß grossen newen WunderSterns [1. Oktober 1604] (Hamburg 1605) und Georg Samuel Dörffels Wahrhafftiger Bericht von dem Cometen, welcher im Mertzen dieses 1672. Jahrs erschienen (o. O. 1672), außerdem Martin Zeillers Itinerarium Italiae nov-antiquae oder Raiß-Beschreibung durch Italien (Frankfurt 1640). Der volkstümliche Erbauungsschriftsteller Johann Arndt (1555-1621) ist mit seinen Sechs Büchern vom Wahren Christenthum vertreten (Erfurt 1736). Von Philipp Jacob Spener sind 3 Werke vorhanden, darunter seine Historia insignium illustrium (Frankfurt a. Main 1680).

2.7 Schwerpunkt der Sammlung sind das 18. und 19. Jh. Autoren wie Johann Caspar Lavater ( u. a. Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe, Leipzig und Winterthur 1775-1778) und Johann Gottfried Herder ( u. a. Von der Auferstehung als Glauben, Geschichte und Lehre, Riga 1794) sind mehrfach vertreten. Zu erwähnen sind weiter für das 18. Jh: Gellerts Fabeln und Erzählungen (Leipzig 1746), Gottscheds Das erhöhte Preußen oder Friedrich der Weise (Leipzig 1750), Lessings Hamburgische Dramaturgie (Stück 1-104, Bremen 1767-1769), Johann Melchior Gözes Theologische Untersuchung der Sittlichkeit der heutigen deutschen Schaubühne (Hamburg 1770), Johann Martin Müllers Siegwart, eine Klostergeschichte (Karlsruhe 1777, Frankfurt a. M. und Leipzig 1777-1778), Gottfried August Bürgers Gedichte (Frankfurt und Leipzig 1778), Matthias Claudius' Sämmtliche Werke des Wandsbecker Boten (Hamburg 1774-1812), Reinhold Forsters Reise um die Welt während der Jahre 1772 bis 1775 (Berlin 1778-1779), Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein (Berlin 1791-1794), Wielands Oberon (Leipzig 1792) und Christian Gotthilf Salzmanns Der Himmel auf Erden (Schnepfenthal 1797).

2.8 Aus dem 19. Jh sind u. a. vorhanden Karl Friedrich Schinkels Sammlung architectonischer Entwürfe (Heft 1, Berlin 1819), Christian Ludwig Brehms Ornis oder das Neueste und Wichtigste der Vögelkunde ( Jena 1824-1826), Friederike Bruns Gedichte ( Wien 1816) und Henriette Davidis' Praktisches Kochbuch für die Deutschen in Amerika (Milwaukee 1897).

2.9 In der Jenaer Luther-Ausgabe (verschiedene Auflagen, Jena 1555-1568) fand sich ein Lesezeichen aus dem 16. Jh mit einem Spruch der Zeit. Zum Bestand gehört auch eine Sammlung von 35 Stammbüchern, das älteste ist das des Studenten Chelius (Straßburg 1560).

Sondersammlung

2.10 Aus der Bibelsammlung der Thüringer Bibelgesellschaft (173 Nummern des 16. bis 20. Jhs, mit Schwerpunkt im 19. Jh) werden in der Ausstellung des Lutherhauses zwei Stücke gezeigt. Der Werkstatt des Dresdener Hofbuchbinders Jakob Krause (1526 oder 1527-1585) entstammt der kostbare Einband für die von Guillaume Roville 1566 in Lyon gedruckte Biblia sacra. Im gleichen Jahr nahm Kurfürst August von Sachsen (1526-1586, reg. seit 1553), dessen Brustbild auf dem Vorderdeckel zu sehen ist, Jakob Krause in seine Dienste. Von der 1599 in Nürnberg durch Elias Hutter gedruckten polyglotten Ausgabe des Neuen Testaments in 12 Sprachen ist Band 2 ausgestellt.

2.11 Erwähnenswert sind außerdem die Concordantiae bibliorum ... (Antwerpen 1612) von Franciscus Lucas, die Bibelübersetzungen des italienisch-schweizerischen calvinistischen Theologen Giovanni Diodati (1576-1649) ins Italienische, La sacra Biblia (Genf 1641), und ins Französische, La sainte Bible (Amsterdam 1669), bearbeitet von Henry und Samuel Desmarets, ferner eine Nürnberger Endter-Bibel von 1670 (6. Aufl. der Weimarischen Herzog-Ernst-Bibel) und eine Onolzbacher Bibel von 1755 mit 128 Kupferstichen und einer Vorrede des Stiftspredigers Georg Samuel Esenbeck. Bibeln mit thüringischen Erscheinungsorten stammen aus Altenburg (1676, in Jena gedruckt), Sondershausen (1716 und 1730), Eisenach (1720), Erfurt (1756), Neustadt/Orla (Schullehrer-Bibel von 1826/27) und Hildburghausen, wo das Bibliographische Institut illustrierte Prachtausgaben herstellte. Vorhanden sind Ausgaben von 1830/31 (12 Kupferstiche), 1831 (50 Kupferstiche), 1832/33 (10 Stahlstiche) und 1837 (24 Stahlstiche).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; in Anlehnung an PI]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; hauseigene Systematik, 61 Fachgruppen]

Standortkatalog

[in Zettelform; Numerus currens]

EDV-gestützter Katalog [im Aufbau]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Schriftwechsel Pfarrhausarchiv 1924 ff.

4.2 Darstellungen

Angermann, August: Ein deutsch-evangelisches

Pfarrhausarchiv. In: Deutsches Pfarrerblatt 29 (1925) Nr. 32 vom 11. August, S. 552-553 [Angermann berichtete regelmäßig im Deutschen Pfarrerblatt über die Entwicklung des Pfarrhausarchivs]

Meister, Hans-Dieter: Führer durch das Eisenacher Lutherhaus. Berlin 1989

Enke, Johann-Friedrich: Das Evangelische Pfarrhausarchiv. Ein Führer durch die ständige Ausstellung im Eisenacher Lutherhaus. Jena 1990 Lutherhaus mit Pfarrhausarchiv und Forschungsbibliothek. In: Museen in Thüringen. Gera [1991], S. 81

Stand: Dezember 1997

Burkhardt Breitsprecher

Ralf Kretschmer

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.