FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Zweigbibliothek Fremdsprachliche Philologien Teilbibliothek Finno-Ugristik

Adresse. Clara-Zetkin-Straße 1, 10117 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 20 93 29 15
Bibliothekssigel. <11/114>

Unterhaltsträger. Land Berlin
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte und Kultur der finno-ugristischen Völker, Ungarische Sprache und Literatur, Finnische und Estnische Sprache und Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek, eingeschränkte Ausleihe. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-15 Uhr, Freitag 9-13 Uhr. Leihverkehr: DLV über ZUB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. U- und S-Bahnhof Friedrichstraße. Parkhaus Clara-Zetkin-Straße 30.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Gegründet wurde die Bibliothek 1916 als Fachbibliothek des Ungarischen Seminars, 1917 erweitert zum Ungarischen Institut. Grundstock der Bibliothek bildeten Hungarica, die von der Universitätsbibliothek übergeben wurden, insbesondere die 1842 auf Veranlassung von János Gáspár von ungarischen Studenten eingerichtete Ungarische Bibliothek, die seit 1844 unter der Verwaltung der Universitätsbibliothek stand. Damit war ein wertvoller historischer Bestand eingebracht worden, der 1921 noch erheblich bereichert wurde durch einen Teil der alten " Bibliotheca Nationis Hungaricae", die " leihweise auf 99 Jahre" von der Universitätsbibliothek Halle nach Berlin gebracht wurde (Cassai-Bibliothek; s. u. 2.6). Bis heute haben beim Aufbau der Institutsbibliothek ungarische staatliche Einrichtungen und Privatpersonen einen hohen Anteil. Das Nationalmuseum in Budapest gab zahlreiche Dubletten nach Berlin ab, die Bibliographische Zentrale und das Statistische Landesamt schickten regelmäßig ihre Publikationen.

1.2 In den Anfangsjahren bestand bereits mit 79 in- und ausländischen Zeitschriftenredaktionen, Instituten und Behörden ein reger Schriftentausch. Nach dem Tod von Prof. Robert Gragger (1887-1926) ging seine Privatbibliothek ebenso an das Institut wie die des Historikers Ferdinand Baumgarten.

1.3 Das Ungarische Seminar sammelte zunächst Literatur zur Sprache und Literaturgeschichte. Das Institut erweiterte die Sammelgebiete auf Geschichte, Rechtswissenschaft, Wirtschaft, Kunstgeschichte und Volkskunde. Im Frühjahr 1922 wurden am Institut eine ural-altaische und 1923 eine estnische Abteilung eingerichtet. Die entsprechenden Bibliotheksbestände wurden weitgehend durch Bücherspenden aufgebaut, so aus den wissenschaftlichen Instituten Finnlands und Estlands und der finnischen Gesandtschaft in Berlin. Die estnische Abteilung erhielt 1931 den umfangreichen Nachlaß mit 2600 Werken von Prof. Albert August von Le Coq, die ungarische Abteilung 100 Bde der Jokai-Ausgabe von M. von Nagy. Über die Veröffentlichungen des Instituts die Zeitschrift Ungarische Jahrbücher und die drei Reihen der Ungarischen Bibliothek kamen zahlreiche Rezensionsexemplare finnisch-ugrischer Literatur aus ungarischen und ausländischen Verlagen in die Bibliothek, jährlich etwa 150 bis 200.

1.4 In den Jahren 1925 bis 1932 schickte das Marx-Engels-Institut in Moskau ca. 500 sowjetische Veröffentlichungen aus dem finnisch-ugrischen und dem türkisch-tatarischen Bereich als Geschenk. Dieses Material wurde in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg von Wolfgang Steinitz (1905-1967) durch weitere Sendungen aus der Sowjetunion ergänzt. Das Institut erwarb auch alle wichtigen alten Zeitschriften und Monographien, die zu seinem Sammelgebiet gehörten, und legte besonderen Wert auf Vollständigkeit bei deutschen Veröffentlichungen zu ungarischen Themen. 1926 besaß die Bibliothek etwa 20.000 Bde, 1929 ca. 30.600 Bde und 170 laufende Zeitschriften, 1937 26.000 Titel, 169 Zeitschriften, 15 Zeitungen und 12 Kartenwerke.

1.5 Die wertvollsten Teile der Bibliothek wurden 1943 nach Sydow bei Berlin ausgelagert und im April 1946 zurückgebracht. Der übrige Buchbestand von etwa 20.000 Bdn war vorübergehend in der Universitätsbibliothek untergebracht. Nach der Zusammenführung hatte die etwa 40.000 Bde umfassende Bibliothek die Kriegswirren fast ohne Verluste überstanden. Seit 1948 erhielt sie weiterhin Zeitschriften und Buchsendungen aus Ungarn und Finnland. Auch der Buch- und Zeitschriftenaustausch ermöglichte einen kontinuierlichen Aufbau. Aufgrund dieser Bestandsentwicklung ist die Bibliothek mit heute etwa 60.000 Bdn eine der größten Sammlungen von Fachliteratur zur Geschichte und Kultur der finnisch-ugrischen Völker, insbesondere zur ungarischen Sprache, Literatur und Geschichte, deren Bestände auch in ungarischen Bibliotheken teilweise zu den Rara gehören.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Ausgezählt wurde am gedruckten Verzeichnis, das einen Auswahlkatalog darstellt, aber den historischen Bestand im wesentlichen verzeichnet; ferner in zwei Abteilungen am Systematischen Katalog. Der separat aufgestellte Bestand der " Bibliotheca Nationis Hungaricae" wurde am Regal ausgezählt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Außer den Gelegenheitsschriften wurde ein historischer Bestand mit 2581 Titeln gezählt (bei einem Gesamtbestand von 60.000 Titeln). Darunter sind eine Inkunabel, 24 Titel des 16. Jhs, 119 des 17. Jhs, 242 des 18. Jhs und 2195 des 19. Jhs. Die Personal- und Gelegenheitsschriften (carmina occasionalia) verzeichnen 1935 historische Titel. Davon stammen ein Titel aus dem 16. Jh, 650 Titel aus dem 17. Jh und 1284 aus dem 18. Jh.

2.3 Am umfangreichsten ist der historische Bestand in Ungarisch mit 1416 Titeln. In Deutsch sind 773 Titel, in Latein 307, in Französisch 46, in Englisch 18, in Finnisch 3, in Italienisch und Tschechisch je 9 (davon die Inkunabel in Tschechisch) und in Niederländisch und Russisch je ein Titel vorhanden. Von den 1935 Gelegenheitsschriften sind 916 Titel in Deutsch und 1015 Titel in Latein, ferner je einer in Griechisch, Französisch und Italienisch.

Systematische Übersicht

2.4 Am umfangreichsten ist der historische Bestand zur ungarischen Geschichte mit 1562 Titeln. Davon beziehen sich 98 Titel auf die historischen Hilfswissenschaften, 878 Titel auf die ungarische Geschichte allgemein. Mit der Lokalgeschichte, der Geschichte der ehemaligen Nebenländer der Ungarischen Krone und der Nachbarländer befassen sich 234 Titel und mit der Ethnographie 101 Titel.

2.5 In der sprachwissenschaftlichen Abteilung der Finno-Ugristik sind 218 Titel vorhanden. Die ungarische Literaturgeschichte verzeichnet 141 Titel. Mit der ungarischen Kunst- und Musikgeschichte befassen sich 61 Titel. Der Ural-altaische Bereich enthält 41 Titel. Eine eigene Abteilung mit seltenen Hungarica-Drucken enthält 38 historische Titel.

2.6 Der Sonderbestand aus der " Bibliotheca Hungariae Nationis" (Wittenberg-Halle) enthält aus verschiedenen Bereichen ( u. a. Lateinische Klassiker, Geographie, Recht, Geschichte) 199 Titel vor allem aus dem 16. bis 18. Jh. In diesem Bestand ist auch die einzigartige Sammlung von Personal- und Gelegenheitsschriften enthalten, die zum größten Teil durch Georg Michaelis, gen. Cassai, während seiner Studien- und Dozentenzeit in Wittenberg (1675-1724) gesammelt wurden. Es handelt sich um Gedichte bei Beerdigungen, Hochzeiten und anderen Gelegenheiten, in erster Linie von oder über Angehörige der ungarischen Nationalitäten. Der größte Teil ist in Wittenberg verfaßt und gedruckt. Ein nicht geringer Teil bezieht sich auch auf das Zittauische Gymnasium, u. a. mit Gedichten von und über Christian Weise (1642-1708), den Rektor des Gymnasiums und Autor. Einige Schulschriften des Elisabethgymnasiums in Breslau sowie der Schulen in Brieg und Torgau sind ebenfalls enthalten. Zu den Hochzeitsgedichten gibt es vier Kompositionen von Christoph Kaldenbach in Königsberg, Johann Ulrich und Johann Christoph Ziegler in Wittenberg.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; bis 1974 nach PI, ab 1975 nach RAK]

Systematischer Katalog

3.2 Gedruckte Kataloge

Roy, Edward: Bestände der Fachbibliothek Finno-Ugristik der Universitätsbibliothek Berlin. Auswahlkatalog. Berlin 1984-

(Schriftenreihe der Universitätsbibliothek Berlin 47)

1. Geschichte. 1984

2. Geschichte. 1984

3. Geschichte. 1985

4. Geschichte. 1986

5. Geschichte/Geographie. 1986

6. Ethnographie. Register für Heft 1-6. 1987

7. Sprachwissenschaft. 1988

8. Literatur. 1989

9. Literatur. 1990

Bucsay, Mihály: Régi magyar könivek a hallei magyar köyvtárban [Altungarische Bücher der Ungarischen Nationalbibliothek in Halle a. d. Saale]. Budapest 1941 [verzeichnet auch die Berliner Bestände]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Gedruckte Quellen

Chronik, 1927-1938

4.2 Darstellungen

Balk, S. 114-115

Szent-Iványi, Béla: Finnisch-ugrische Sprachwissenschaft und Ungarnkunde an der Berliner Universität. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin. Beih. zum Jubiläumsjahrgang 9 (1959/60) S. 45-62

Roy, Edward: Am Beginn: Seminarbibliothek. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 156 (1989) S. 149

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Pálfy, Miklós: Bibliographische Seltenheiten der Hallenser Ungarischen Bibliothek. Halle 1967 (Arbeiten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle a. d. Saale 6)

Roy, Edward: Bestand einer Bereichsbibliothek der Universitätsbibliothek Berlin. In: Die Bestände der Universitätsbibliothek und ihrer Zweigstellen. Berlin 1982, S. 87-89 (Schriftenreihe der Universitätsbibliothek Berlin 40)

Tezlas, Albert: An Introductory Bibliography to the Study of Hungarian Literature. Cambridge, Mass. 1964 [bezieht die Berliner Bestände ein]

Stand: April 1995

Adolf Laminski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.