FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Kroatien > Osijek [Esseg] 

Knjiznica Franjevackog samostana

Bibliothek des Franziskanerklosters


Adresse. Franjevacki samostan, Trg V. Lisinskog 3, 31000 Osijek Telefon und
Telefax. (031) 208 177

Unterhaltsträger. Hrvatska franjevacka provincija Sv. Cirila i Metodija, Zagreb, Kaptol [Kroatische Franziskanerprovinz der Hll. Kyrillus und Methodius, Zagreb-Kaptol]
Funktionen. Spezialbibliothek, Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Philologie, Schöne Literatur, Geschichte und Rechtswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Die Bibliothek ist z. Z. wegen Renovierungs- und Erschließungsarbeiten geschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Von Zagreb direkte Bahnverbindung. Vom Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (Linie 2) Richtung Ulica Brace Radic bis Haltestelle Europska avenija, dort umsteigen (Linie 1) Richtung Unterstadt [Donji grad] bis Haltestelle Tvrda, von dort Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). - Von Zagreb Autobahn 4 (E 70) Richtung Osten über Slavonski Brod bis Ausfahrt Velika Kopanica, von dort Fernverkehrsstraße 7 (E 73) über Dakovo bis Osijek. Parkmöglichkeiten beim Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Franziskaner kamen mit dem kaiserlichen Befreiungsheer nach dem Sieg über die Osmanen im Jahre 1687 nach Osijek und ließen sich zunächst in einem vormals osmanischen Haus bei der bisherigen Moschee nieder. 1699 wurde mit der Errichtung einer ersten Ordensresidenz begonnen, für deren Ausbau zu einem Kloster die Mönche 1705 die Genehmigung erhielten. Im Jahr der Fertigstellung (1719) lebten hier 26 Mönche. Die Existenz einer Bibliothek in der Gründungsphase des Kloster ist nicht belegt.

1.2 Im Laufe des 18. und 19. Jhs entwickelte sich das Kloster zum Kultur- und Bildungszentrum von Osijek sowie Slawoniens und der Franziskanerprovinzen Bosna Srebrna [Silber-Bosnien] und Sv. Ivan Kapistran [Hl. Johannes Capistranus]. Im Jahre 1707 wurde noch bei der Franziskanerresidenz eine philosophische Lehranstalt gegründet, die 1724 von einer theologischen abgelöst wurde. Diese Entwicklung mündete 1735 in der Einrichtung des Studium generale - einer Theologischen Hochschule bzw. Theologischen Fakultät. Hier wirkten der Philosoph und Theologe Antun Tomaševic (1759), der Grammatiker und Theologe Stjepan Vilov (1747), der erste slawonische Schriftsteller der Aufklärung, Josip Paviševic (1734-1803), der Historiker Ivan Velikanovic (1723-1803) und der Lexikograph und Historiker Marijan Lanosovic (1742-1812). Die Bibliothek, über deren Entwicklung wenig bekannt ist, entstand vermutlich durch systematische Erwerbungen im Zusammenhang mit dem Bildungsauftrag des Ordens und wurde durch Nachlässe einzelner Franziskaner, die an den Lehranstalten des Ordens wirkten, ergänzt.

1.3 Im Kloster wurde 1735 eine Druckerei eingerichtet. Beim ersten dort hergestellten und datierten Druck handelt es sich um die Theses theologico-dogmaticae (1742), die Erzbischof Mihovil Suma gewidmet sind. Die Druckerei sollte den Studienbetrieb unterstützen und dem Bedarf der gesamten Franziskanerprovinz nach gedruckter Literatur Rechnung tragen. Dies spiegelt auch die inhaltliche Ausrichtung der ersten Druckschriften wider, bei denen es sich überwiegend um theologisch-philosophische Thesen und Abhandlungen in lateinischer Sprache handelt. 1773 wurde die Druckerei an Ivan Martin Divald verkauft. Am 9. August 1783 verfügte Kaiser Joseph II. die Auflösung der Theologischen Hochschule in Osijek. Die Franziskaner pflegten jedoch weiterhin ihre Bibliothek.

1.4 Nach der Auflösung des Jesuitenordens wurde den Franziskanern das bisher von den Jesuiten in Osijek unterhaltene Gymnasium (1728-1735, 1765-1773) übertragen. Seine Leitung lag zunächst noch bei den Jesuiten Joseph Fischer und Antonio Ustia (bis 1783), später bei den Franziskanern Matija Petar Katancic und Jeronim Jakovcevic (1784-1787). Das Gymnasium verfügte über eine eigene Bibliothek, die z. T. bis heute erhalten ist und in der Bibliothek des Slawonischen Museums [Knjiznica Muzeja slavonije] in Osijek aufbewahrt wird (s. Eintrag dort). Durch ein kaiserliches Dekret wurde das Gymnasium 1855 verstaatlicht, doch die Franziskaner unterrichteten weiterhin dort, und bis 1885 oblag ihnen auch die Leitung. Ihre Tätigkeit endete erst, als 1885 das Gymnasium zum Königlichen Großen Gymnasium [Kraljevska velika gimnazija] ernannt wurde.

1.5 Die eigentliche Klosterbibliothek der Franziskaner wurde laufend ergänzt, bis heute durch aktuelle theologische, religiöse und allgemein-kulturelle Literatur. Aufgrund des breiten Wirkungskreises der Franziskaner ist die Bibliothek heute eine wichtige Quelle für die Erforschung des kulturellen und geistlichen Lebens in Osijek und Slawonien während des 18., 19. und 20. Jhs. Die seit 1945 erworbenen Bücher werden gesondert vom älteren Bestand aufbewahrt. Ein Teil des Altbestandes ist als bewegliches Kulturgut in die Denkmalliste Kroatiens eingetragen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek verfügt über einen Gesamtbestand von ca. 20.000 Bdn. Da der Bestand noch nicht eingehend bearbeitet wurde, muß sich die chronologische Übersicht für das 17. bis 19. Jh auf Stichproben und Hochrechnungen stützen. Es finden sich ca. 40 Bde des 16. Jhs, 800 bis 1000 Bde des 17. Jhs und jeweils ca. 8000 Bde des 18. und des 19. Jhs. Zwei ursprünglich zum Bestand gehörende Inkunabeln sind verschollen. Etwa 15 Prozent des Gesamtbestandes stammen aus dem 20. Jh. Von den Drucken des 17. bis 19. Jhs sind nur insgesamt 342 Titel bearbeitet und verzeichnet, die als Rara gelten. Das Verzeichnis berücksichtigt an nicht-kroatischen Werken jedoch nur solche aus dem 16. Jh. Konkrete Angaben zum gesamten Germanica-Bestand des 17. bis 19. Jhs sind daher nicht möglich.

2.2 Die in den erhaltenen Verzeichnissen und der Fachliteratur (s. u. 5, Badalic, J.) noch angegebenen aber heute verschollenen Inkunabeln sind Guilielmus Ockam, Quaestiones et decisiones in IV libros Sententiarum (Lyon: Johannes Trechsel 1495) und Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam (Bd V, Rom: Sweynheym und Pannartz 1472). Unter den 40 Bdn aus dem 16. Jh überwiegen deutsche Drucke, etwa aus Tübingen, Ingolstadt, Frankfurt a. M., Mainz und Köln. Erwähnt seien Vita et Fabulae Aesopi (Tübingen 1583); Henricus Blyssemius, Tractatus de uno geminoque sacrae Eucharistiae ... (Ingolstadt 1581); Petrus de Fonseca, Institutionem dialecticarum libri octo (Köln 1586); Noe Meurer, Jagd- und Forstrecht ... (Frankfurt 1581); Alle des heiligen römischen Reichs Ordnungen (Mainz 1566) und Martinus Pegius, Dienstbahrkaiten stättlicher und Baeuwrischer Erbaigengütter... (Ingolstadt 1566).

2.3 Vom Bestand des 17., 18. und 19. Jhs sind lediglich kroatische Rara bearbeitet. Dieser Bestandskomplex umfaßt 342 Titel (5 Titel aus dem 17. Jh, 108 Titel aus dem 18. Jh und 229 Titel aus dem 19. Jh), von denen ein Großteil deutschsprachig ist. Als Beispiele seien genannt, Ignac Alojzije Brlic, Grammatik der illirischen Sprache ...in Dalmatien, Kroatien, Slawonien ... (Zagreb 1842), Emil Dornau, Festrede zu Schillers Geburtsfeier (Osijek 1847) und Janko Draškovic, Ein Wort an Illiriens hochherzige Töchter über die ältere Geschichte ...ihres Vaterlandes (Zagreb 1838).

2.4 Inhaltlich überwiegt im Gesamtbestand theologisches Schrifttum mit Werken u. a. zur Kirchengeschichte, Pastoraltheologie und zum Kirchenrecht. Es finden sich jedoch auch zahlreiche Titel zu Literaturwissenschaft, Philologie, Philosophie, Geschichte, Rechtswissenschaften und Bildungswesen.

3. KATALOGE

Inventar

[in Bandform; erstellt 1942; die Einträge berücksichtigen Inventarnummer, Autor, Titel, Druckort, Erscheinungsjahr und Signatur]

Rara-Verzeichnis

[verzeichnet nur den Bestand, der den Status eines beweglichen Kulturdenkmals genießt (342 Titel); 1990 erstellt von Vatroslav Frkin und Miljenko Holzleitner]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; begonnen 1942 von Jerko Knoblehar; nur z. T. erhalten]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Das Archiv des Franziskanerklosters Osijek wird im Staatsarchiv Osijek aufbewahrt (Adresse: K. Firinger 1, 31000 Osijek). Es thält:

Urkunden und Briefe zum Klosterbau

Archivalische Nachlässe einzelner Ordensmitglieder

Professorenverzeichnisse

Diarium sive prothocollum venerabilis conventus Sanctae Crucis inventae essekini intra muros ab anno 1686 usque ad annum 1890

Korrespondenz

4.2 Darstellungen

Bösendorfer, Josip: Franjevci u Osijeku [Die Franziskaner in Osijek]. Osijek 1933 [behandelt auch die Klosterbibliothek]

Cvekan, Paškal: Osjecki franjevci [Die Franziskaner von Osijek]. Osijek 1987 [behandelt auch die Klosterbibliothek]

Osijek: katolicka crkva jucer i danas [Osijek: Die katholische Kirche gestern und heute]. Dakovo 1987 [zur Bibliothek S. 63-68]

Plevnik, Bozo: Stari Osijek [Das alte Osijek]. Osijek 1987 [zur Bibliothek S. 111]

Sršan, Stjepan: Osjecki ljetopisi: 1686-1945 [Osijeker Chroniken: 1686-1945]. Osijek 1993 [enthält auch einen Abdruck des Diarium ..., s. o. 4.1]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Badalic, Josip: Inkunabule u Narodnoj Republici

Hrvatskoj [Inkunabeln in der Volksrepublik Kroatien]. Zagreb 1953 [Katalognummern 517 und 781]

Frkin, Vatroslav: Hrvatske rijetke knjige u knjiznici Franjevackog samostana u Osijeku [Kroatische seltene Bücher in der Bibliothek des Franziskanerklosters in Osijek]. In: Vjesnik Hrvatske akademije znanosti i umjetnosti [Mitteilungen der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste] 1993, Nr. 1-3, S. 75-99

Juric, Šime; Frkin, Vatroslav: Katalozi inkunabula crkvenih ustanova u Hrvatskoj [Inkunabelkataloge der kirchlichen Institutionen in Kroatien]. In: Croatica Christiana 20 (1987) S. 146

Malbaša, Marija: Osjecka bibliografija: tiskarsko-izdavacka djelatnost u Osijeku od 1742.-1978. godine [Osijeker Bibliographie: Das Druck- und Verlagswesen in Osijek 1742-1978]. Bd 1. Osijek 1981

Stand: März 2000

Dragutin Katalenac


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.