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Fürstenbergsche Schloßbibliothek

Adresse. Schloß Weitra 71, 3970 Weitra [Karte]
Telefon. (02856) 3311

Unterhaltsträger. Fürstenbergsche Forst- und Güter-Direktion Weitra, Meierhof 73
Funktion. Private Schloßbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur, Geschichte und Geographie, Juridica, Land- und Forstwirtschaft. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nur nach Vereinbarung, schriftliche Anmeldung erforderlich. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät in der Güterdirektion.
Hinweise für anreisende Benutzer. Wien, Franz-Josefs-Bahnhof bis Station Gmünd, dort Anschluß mit Schmalspurbahn Gmünd-Großgerungs oder Autobuslinie. - E 49 (B 4, 303), B 41 von Wien; A 7, B 38, B 41 von Linz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Familie Fürstenberg ist seit 1607 im Besitz des Schlosses und der Herrschaft, des heutigen Gutes Weitra. Die im Laufe dieser fast vierhundertjährigen Geschichte entstandene Bibliothek umfaßt heute ca. 30.000 Bde und weist Literatur (Belletristik), Geschichte, Geographie und Reiseberichte, Jurisprudenz und Staatswissenschaft, Land- und Forstwirtschaft sowie Jagd als besondere Interessengebiete ihrer Besitzer aus. Im Gesamtrahmen der Fürstenbergschen Sammlungen nimmt die Weitraer Schloßbibliothek jedoch einen untergeordneten Rang ein, da Weitra als Nebenbesitz fungierte, an dem die eigentlichen Herrschaftsinhaber meist nicht residierten: 1607 bis 1716 war es im Besitz der Linie Fürstenberg-Heiligenberg, 1744 folgte Fürstenberg-Mösskirch, bis 1755 Fürstenberg-Stühlingen. Von 1755 bis 1932 bestand eine eigene landgräfliche Linie Fürstenberg- Weitra, worauf die besondere Reichhaltigkeit der Bestände des späten 18. und des 19. Jhs zurückzuführen ist. Ihr Schwerpunkt, die Belletristik, verweist auf die Privatlektüre der Angehörigen dieser landgräflichen Familie.

1.2 Die Bibliothek wuchs aber auch durch Übernahme oder Ankauf von Büchersammlungen aus dem regionalen und persönlichen Umfeld der Besitzer. Die näheren Umstände dieser Erweiterungen sind nicht dokumentiert, sie lassen sich allein aus Besitzvermerken in den Büchern verfolgen. So stammen rund 100 Titel, vorwiegend theologische Werke aus dem 17. Jh, von Daniel Ulin, der sich philosophiae studiosus in Dillingen bzw. Rhetor nannte und neben diesen handschriftlichen Eintragungen seines Namens fallweise auch Kauf- bzw. Bindepreis des jeweiligen Buches vermerkte.

1.3 Eine wesentliche Bereicherung erfuhr die Bibliothek durch die im späten 18. Jh erfolgte Übernahme von über 450 Büchern aus dem Besitz der Brüder Keuffel. Anton Keuffel von Ullberg (†1748) war fürstenbergischer Rat, sein Bruder Franz Joseph (†1765) Rentmeister in Weitra; die Familien Ulin und Keuffel waren miteinander verwandt. Über 310 Titel gehen direkt auf die Sammlung der Brüder, vor allem des Franz Joseph Keuffel zurück, dessen Interessengebiete die Jurisprudenz (90 Titel), die Geschichte (75 Titel), aber auch Theologie und verschiedene Naturwissenschaften (je 40 Titel) waren. Den Rest, gegen 140 Titel, hatte Keuffel von Michael Ignaz Sutor (1684-1735) erworben, der von 1719 bis 1723 das Amt des fürstenbergischen Hofkaplans in Meßkirch ausübte und dann bis zu seinem Tod als Stadtpfarrer in Weitra lebte. Er besaß vor allem Predigtliteratur und etwa 30 juridische Bücher, die sich aufgrund des von Keuffel überklebten Sutorschen Exlibris noch nachweisen lassen. Die Bibliotheken von Sutor und Keuffel umfaßten vor allem Werke aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, einige Bücher stammen aus dem späten 17. Jh.

1.4 Um die Mitte des 19. Jhs kam eine weitere Sammlung von rund 230 Büchern hinzu, die als Schwerpunkte lateinische Philologie (110 Titel), Geschichte (50 Titel) und deutsche Literatur (30 Titel) aufweist. Diese Bücher aus der ersten Hälfte des 19. Jhs (einige wenige auch aus dem späten 18. Jh) tragen den Namensstempel des Vorbesitzers Carl Mannlicher (&dagger1837), Erzieher von Friedrich, Landgraf zu Fürstenberg (1813-1892, 1853 Erzbischof von Olmütz, 1879 Kardinal).

1.5 Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis zum Tod des letzten Angehörigen der Linie Fürstenberg-Weitra, des Landgrafen Eduard Egon (&dagger1932), kamen keine wesentlichen Bestände mehr in die Bibliothek. Erst als Karl Egon Fürst zu Fürstenberg (&dagger 1974), ein Angehöriger der schwäbischen Linie des Hauses, und Fürstin Franziska (&dagger1961) im Laufe der Jahre Schloß Weitra immer mehr zu ihrem Hauptsitz machten, entstand aus ihrer Privatlektüre die Neue Bibliothek mit Beständen des 20. Jhs zu den Fachgebieten Belletristik, Geschichte und Jagd. Verluste erfolgten im Jahr 1945 durch die Einquartierung sowjetischer Besatzungstruppen.

1.6 Im Zuge der Renovierungsarbeiten im Schloß für die niederösterreichische Landesausstellung 1994 wurde die Bibliothek 1991 verlagert: aus dem ersten Obergeschoß, den traditionellen, an das Theater anschließenden Räumen, kam sie ins zweite Obergeschoß, wo Archiv und Bibliothek nun den gesamten Nordostkomplex des Gebäudes einnehmen. Die Alte Bibliothek wird dort in drei für sie adaptierten Räumen nach Fachgebieten, aufgrund der Signaturen des systematischen Zettelkatalogs, geordnet und wiederaufgestellt. Ein anschließender Raum ist als Arbeitszimmer vorgesehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Schloßbibliothek besteht aus rund 30.000 Bdn, die sich auf die Alte Bibliothek mit den Beständen bis zum Ersten Weltkrieg, auf die Französische Bibliothek mit Editionen französischer Belletristik des 19. Jhs und auf die Neue Bibliothek mit Werken des 20. Jhs - Belletristik, Geschichte und Jagd - verteilen. Für die Bestandszählung wurde der Systematische Katalog der Alten Bibliothek herangezogen. Mangels eines Katalogs wurden die ca. 7400-8000 broschierten Bände französischer Belletristik, die unter verschiedenen Herausgebern (Brunhoff, Flammarion, Tallandier u. a.) im 19. Jh in Paris erschienen sind, nicht erfaßt.

2.2 Von den mehr als 4000 katalogisierten Titeln der Alten Bibliothek stammen 2850 aus der Zeit vor 1900. Darunter befinden sich 4 Inkunabeln und 3 Frühdrucke, ca. 40 Titel aus dem 16. Jh, 330 aus dem 17. Jh, 1100 aus dem 18. Jh und 1350 aus dem 19. Jh. Weiters sind eine homiletische Hs. des 15. Jhs, jüngere juridische Hss. sowie eine kolorierte Hs. des Lambert Lambion (1697) vorhanden.

2.3 Von den 2850 Titeln des Altbestandes sind 1800, also 63 Prozent, in deutscher Sprache verfaßt (14 Werke des 16. Jhs, 84 des 17. Jhs, rund 500 des 18. Jhs). In französischer Sprache liegen 560 Titel (19 Prozent) vor, schwerpunktmäßig aus dem 18. Jh; ca. 400 Titel (14 Prozent) sind lateinischsprachig (darunter die 4 Inkunabeln, 22 Titel des 16. Jhs, 162 des 17. Jhs, 177 des 18. Jhs und 39 des 19. Jhs). Nach Berücksichtigung der zweisprachigen Ausgaben, Wörterbücher und Atlanten bleiben etwa 2 Prozent für andere Sprachen, vor allem für Italienisch und Englisch.

Systematische Übersicht

2.4 Die Mehrzahl der Frühdrucke und drei Inkunabeln sind theologischen Inhalts (Summa angelica, gedruckt bei Nicolaus de Franckfordia in Venedig 1487; Johannes de Secubias Concordantiae Bibliae von 1496; die Sermones Quadragesimales des Pelbartus de Temeswar, Hagenau 1499). Das Mariale De excellentiis regine celi von Bernardinus de Busti ist in zwei Ausgaben vorhanden (Straßburg: Martin Flach 1502; Nürnberg: Anton Koberger 1503, in zeitgenössischen Einbänden). Weiters sind eine Ausgabe der Briefe des Aeneas Silvius (gedruckt bei Koberger 1496) und die 2. Auflage des Theuerdank zu nennen, die 1519 in Augsburg bei Johannes Schönsperger erschien.

2.5 Die theologischen Werke, ca. 350 Titel, stammen hauptsächlich aus den Bibliotheken von Daniel Ulin und Michael Sutor bzw. Franz Joseph Keuffel von Ullberg. Der Großteil ist im 18. Jh erschienen (147 Titel), 110 Titel im 17. Jh. 167 Werke sind in Deutsch verfaßt (7 des 16. Jhs), 114 in lateinischer Sprache (darunter die drei Inkunabeln und 12 Bücher des 16. Jhs), 45 in französischer und 13 in italienischer Sprache. Predigtbücher bilden den Schwerpunkt, darunter Mercurialis (1733) und Judas der Ertz Schelm (1689) von Abraham a Sancta Clara sowie zwei Titel des im Waldviertel als Pfarrer wirkenden Johannes Ernestus de Jamaigne. Unter den Bibeleditionen finden sich bekannte Beispiele des 16. Jhs, z. B. Sebastian Münsters hebräisch-lateinische Ausgabe des Alten Testaments (Basel 1534), eine von Erasmus von Rotterdam kommentierte griechisch-lateinische Ausgabe des Neuen Testaments (3. Aufl., Basel 1522), deutsche Bibelübersetzungen von Johann Dietenberger (1582 und 1705) und Johannes Eck (1537), Vulgata-Editionen und Bibelkonkordanzen. Unter diesen katholischen Werken fällt die protestantische Kirchenagenda der österreichischen Stände von 1571 aus dem Rahmen.

2.6 Die Klassische Altertumswissenschaft umfaßt ca. 240 Titel (6 des 16. Jhs, 26 des 17. Jhs, 84 des 18. Jhs und 111 des 19. Jhs). 107 Werke sind in deutscher, 89 in lateinischer, 31 in französischer Sprache gedruckt. Beachtung verdienen eine lateinische Sueton-Ausgabe (Lyon 1539), deutsche Ausgaben der Werke Plutarchs (Colmar 1541) und Flavius Josephus' (Straßburg 1589). Neben Texten und Übersetzungen klassischer antiker Autoren finden sich einige Nachschlagewerke, Kommentare und Darstellungen der antiken Geschichte. Wenn man von einer griechisch-deutschen Pindar-Ausgabe (1820) absieht, sind die Autoren der griechischen Antike nur in Übersetzungen, die römischen Autoren hingegen überwiegend im lateinischen Original, aber auch in deutschen oder französischen Übersetzungen vertreten (vereinzelt in zweisprachigen Ausgaben aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, z. B. Plautus, Vergil, Horaz). Der Großteil dieser philologischen Titel aus dem späten 18. und frühen 19. Jh stammt aus den Beständen von Carl Mannlicher. Unter der Literatur zur Altertumskunde sind z. B. Abbildungen und Kommentare über die Ausgrabungen in Herculaneum von Christoph G. von Murr und Georg Chr. Kilian (1777-1794), Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums (1765, 1776) und die Caesar-Biographie Napoleons III. (1865).

2.7 Von den 31 meist mehrbändigen Wörterbüchern ist eines aus dem 16. Jh, 4 sind aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh. Sie liegen in den Sprachen Griechisch, Latein, Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und Tschechisch vor, je ein Werk ist in Spanisch und Polnisch; 8 der 31 Wörterbücher sind polyglott. Das älteste Buch ist das Dictionarium von Calepinus (Basel: Heinrich Petri 1560). Zu erwähnen sind weiters ein Synonymenwörterbuch für Latein, Tschechisch und Deutsch (Prag 1721) und das Deutsch-böhmische Nationallexikon oder Wörterbuch (1814) von Karl Ignaz Tham.

2.8 Rund 750 Titel behandeln Literatur und Sprachwissenschaft, davon sind ca. 450 deutsch und 270 französisch, die restlichen 30 Werke sind englische und italienische Texte. Bei den deutschen Titeln (5 des 17. Jhs, ca. 100 des 18. Jhs) handelt es sich um Werkausgaben populärer Autoren des 18. und 19. Jhs., u. a. Werke Klopstocks und Wielands in bei Göschen seit 1823 und 1824 erschienenen Ausgaben, Ausgaben der Werke Lessings (1825 bei Voss), Goethes, Herders, Schillers und Grillparzers (Cotta). Zudem ist eine Werkausgabe in 147 Bdn (1872 ff.) von Gregor Samarow (Pseudonym für Oskar Meding) vorhanden. Ignaz Franz Castelli ist mit Gedichten, Dramen und Memoiren gut vertreten. Unter den umfangreichen Reihenwerken in deutscher Sprache sind aus dem 18. Jh z. B. die Wiener Sammlung der vorzüglichsten Werke deutscher Dichter und Prosaisten, die in Karlsruhe erschienene Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter, das Theater der Deutschen, die Wienerische Landesbibliothek zu nennen, aus dem 19. Jh die Neueste Damenbibliothek oder das Belletristische Lese-Cabinet der neuesten und besten Romane aller Nationen. Neben Fabel- und Gedichtsammlungen, Anthologien, Biographien und Romanen sind auch Werke über Eloquenz und Rhetorik vorhanden.

2.9 Bei der fremdsprachigen Belletristik überwiegt das Französische mit 270 Titeln (200 des 18. Jhs), darunter sowohl Ausgaben von Corneille (1692), Racine (1750 und 1768) und Molière (1696, 1716 und 1861) als auch der Hauptvertreter der Aufklärung, Voltaire (in einer 70 Bde umfassenden Basler Ausgabe, 1784-1789) und Rousseau (Londoner Ausgabe, 1781-1782). Eugène Scribe ist mit einer Gesamtausgabe in 77 Bdn vertreten (1874 ff.). Werke glischer Autoren aus dem 18. Jh liegen in französischen bzw. deutschen Übersetzungen vor, im 19. Jh überwiegen Übersetzungen ins Deutsche. Vereinzelt finden sich deutsche bzw. französische Übersetzungen italienischer und spanischer Texte des 18. Jhs und Übersetzungen von Werken russischer und schwedischer Autoren des 19. Jhs. An italienischen Texten sind 2 aus dem 17. und 12 aus dem 18. Jh vorhanden.

2.10 102 Titel sind der Philosophie, Psychologie und Pädagogik zuzuordnen (18 des 17. Jhs, 47 des 18. Jhs, 37 des 19. Jhs), davon 47 in deutscher, 17 in lateinischer und 38 in französischer Sprache. Erwähnt sei das Lexicon philosophicum von Stephan Chauvin (Rotterdam 1692).

2.11 Zu den Fachgebieten Jus und Staatswissenschaft sind 290 Titel vorhanden (6 des 16. Jhs, 65 des 17. Jhs, 137 des 18. Jhs und 82 des 19. Jhs), davon 168 in deutscher Sprache. Neben umfangreichen Sammlungen von Gesetzen, Verordnungen, Verträgen, Reichstagsbeschlüssen finden sich auch Formular- und Kanzleibücher. Erwähnung verdienen J. P. Zwengels Neuw Groß Formular- und Cantzleybuch (1568), Johann Rudolph Sattlers Notariats- und Formular-Buch (1636) und in Köln und Leipzig gedruckte Ausgaben des Corpus iuris civilis (1615, 1720). Aus dem 16. Jh stammen 2 Kommentare zu den Institutiones des Justinian sowie eine Ausgabe des Sachsenspiegel, aus dem 17. Jh Hugo Grotius' De iure belli ac pacis (1680 und 1758), die Peinliche Halß- Gerichts-Ordnung Karls V. (1685) und Georg Lauterbecks Regentenbuch (1600).

2.12 Der Bestand an geographischer Literatur und Reiseberichten umfaßt ca. 150 Titel, deutsche Publikationen (106) überwiegen gegenüber den französischen (30 Titel). Besonders breiten Raum nehmen Reiseberichte aus dem 18. und 19. Jh in deutscher und französischer Sprache ein, darunter Antoine François Prévosts Histoire générale des voyages (76 Bde, 1749-1770), E. A. W. von Zimmermanns Taschenbuch der Reisen (1802 ff.) und Joachim Heinrich Jäcks Taschenbibliothek der See- und Land-Reisen (1827 ff.). Aus dem 18. Jh liegen auch einige englische Texte in französischen Übersetzungen vor. Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs stammen beschauliche Reiseberichte und Landesbeschreibungen bzw. Topographien, wobei Böhmen auffallend stark vertreten ist. Unter den frühen Werken sind Johannes Rauws Cosmographia (Frankfurt a. M.: Nicolaus Bassa 1597) und, in Laibach gedruckt, J. W. Valvasors Ehre des Herzogtums Crain (1689). Unter den Atlanten befinden sich der Atlas minor von Nicolaus Visscher (Amsterdam 1630) und einige französische Atlanten aus dem 17. und frühen 18. Jh.

2.13 Von den 700 Titeln zur Geschichte (2 des 16. Jhs, 45 des 17. Jhs, 198 des 18. Jhs) sind 520 in deutscher, 32 in lateinischer und ca. 120 in französischer Sprache verfaßt. Neben Genealogien und Adelskatalogen (der Gothaische Hof-Kalender in fast geschlossener Reihe seit 1769), Biographien sowie Abhandlungen zur Staaten-, National- und Weltgeschichte nehmen Militaria einen breiten Raum ein. Stark vertreten sind auch Werke aus der Zeit und über die Zeit der Französischen Revolution (u. a. Edmund Burkes Reflections on the revolution, 1790). Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt bildet die Zeit Napoleons bis zu den Revolutionen des Jahres 1848. Aus dem späten 17. Jh stammen einige Titel von Samuel von Pufendorf, aus der ersten Hälfte des 18. Jhs Genealogien von Johann Hübner und ein in Leipzig herausgegebenes historisches Lexikon (1730-1740).

2.14 Unter den vielbändigen allgemeinen historischen Werken des 18. Jhs sind z. B. Claude Fleurys Histoire ecclésiastique (Brüssel 1713-1758), M. Vellys u. a. Histoire de France (Paris 1775 ff.), Jacques Hardions Histoire universelle (1756 ff.), Wilhelm Guthries und Johann Grays Weltgeschichte in deutscher Übersetzung (Troppau 1785 ff.), Andreas Lazarus von Imhofs Historischer Bildersaal (1744 ff.) und J. M. Schröcks Allgemeine Weltgeschichte für Kinder (1779-1784). Als Beispiele aus dem 19. Jh sind die Geschichte der europäischen Staaten (1829 ff.) von A. H. L. Heeren und F. A. Ukert und die Allgemeine historische Taschenbibliothek für Jedermann (1826 ff.) sowie die Geschichte Venedigs von Pierre Daru in französischer und deutscher Ausgabe (1828 und 1824) anzuführen. Obwohl außerhalb des hier dokumentierten Erscheinungszeitraums, soll ihrer Größe und Vielfalt halber auch auf die fast 1000 Titel umfassende Sammlung von Schriften zum Ersten Weltkrieg hingewiesen werden.

2.15 Ca. 50 Titel gelten der Geschichte des Hauses Fürstenberg. Bis zum Ersten Weltkrieg gut vertreten ist die Landeskunde Niederösterreichs, darunter Gottfried Bessels Chronicon Gottwicense (1732), Bernhard Lincks Annales Austrio-Claravallenses (1723) und die Topographien von Salzburg und Niederösterreich des Franz Schweickhardt Ritter von Sickingen (1831-1841 und 1839). Interessante Beispiele für die Bohemica sind Aeneas Silvius' De Bohemorum origine (Köln 1524), Franciscus Pubitschkas Series chronologica rerum slavo-bohemicorum (1769) und Franz Palackys Geschichte von Böhmen (1836-1854). Weiters sind die beiden Werke von Johann Ludwig Gottfried, Historische Chronica (Frankfurt a. M.: Wolfgang Hoffmann 1657) und seine Historia Antipodum oder Newe Welt (Frankfurt a. M.: Meriansche Erben 1655), sowie Robert von Spalarts Versuch über das Kostüm der vorzüglichsten Völker (1796 ff.) zu erwähnen.

2.16 Die Kunstgeschichte ist im Altbestand mit 28 Titeln vertreten (14 des 18. Jhs). Darunter befinden sich G. Eichlers und G. A. Fridrichs Pinacoteca Fuggerorum (1754), Jean Barbaults Denkmäler des alten Roms (1782), Georg Andreas Böcklers Die kunstreiche Wasser-Kunst (Nürnberg, o. J.) und William Hogarths Kupferstiche mit Erklärungen (1835).

2.17 Ca. 250 Titel sind den Naturwissenschaften zuzuordnen (4 des 16. Jhs, 33 des 17. Jhs, 77 des 18. Jhs und 127 des 19. Jhs, davon 191 in deutscher, 35 in lateinischer, 13 in französischer und 2 in englischer Sprache). Neben bekannten Einzelwerken, wie Georges Louis de Buffons Histoire naturelle (1669-1720) und Lorenz Okens Allgemeine Naturgeschichte (1839-1842), sind zahlreiche Bände aus der Leipziger Reihe Internationale wissenschaftliche Bibliothek (1874-1889) vertreten. Interessant sind die Koch- und Arzneibücher, darunter N. Spinds Experiment gewisse rechte und bewährte erfahrung ellerhand Artzney wider allerlei seltzame Gebrästen, Fehl und Kranckhyten (Frankfurt 1566-1570), Kiselischs Gantz neu auffgelegtes Koch- und Artzney-Buch (in Wildberg, der protestantischen Druckerei des Waldviertels 1702 gedruckt), ein unvollständiges Werk des Paracelsus (Operum medico chimicorum, 1603), Levinus Lemnius' De miraculis occultis naturae (1574), Wolff Helmhard von Hohbergs Georgica curiosa (1695 ff.) und Augustinus Quirinus Rivinus' Introductio in rem herbariam (1690-1699).

2.18 Von den Bergbaubüchern ist Georg Agricolas Vom Bergwerck (Basel 1557) das älteste, an frühen Sachbüchern sind z. B. Johann Matthias Beyers Mühlen-Bau-Kunst (1735) und Johannes Kunckels Glasmacher-Kunst (1689) vorhanden. Neben Jagdliteratur finden sich Werke zur Kynologie und Hippologie, darunter Antoine de Pluvinels Die königliche Reitschul (1626), G. de Cavendyths in London erschienene Méthode de dresser les chevaux (1671) und Francois R. de la Guerinières École de cavalerie (1756). Der Großteil der Werke zur Ökonomie und Forstwirtschaft ist noch nicht katalogisiert.

2.19 Von den Zeitschriften stammen 3 aus dem 18. Jh und 5 aus dem 19. Jh. 17 Lexika und Enzyklopädien verteilen sich auf einen lateinischen Titel des 17. Jhs, je 3 französische und deutsche des 18. Jhs und 10 aus dem 19. Jh (3 Brockhaus-Ausgaben).

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Systematischer Katalog, Alte Bibliothek

[Zettelkatalog nach Hausregeln, von 1966 bis 1974 von Wolfgang Katzenschlager angelegt, erfaßt die 4000 Titel der Alten Bibliothek nach 17 Fachgebieten; Gesetzessammlungen, Jagdliteratur und Kinderbücher sind großteils noch aufzunehmen]

Systematischer Katalog, Neue Bibliothek

[Zettelkatalog nach Hausregeln, von Valerie Siegl angelegtes Verzeichnis der Bücher des 20. Jhs zu den Fachgebieten Belletristik, Geschichte und Jagd, ohne Angabe von Erscheinungsort und -jahr]

3.2 Historischer Katalog

Autorenkatalog

[unvollständiger Zettelkatalog aus dem 19. Jh]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Adel im Wandel. Politik-Kultur-Konfession 1500-1700. Katalog zur Ausstellung auf der Rosenburg 1990. Rosenburg 1990 [enthält Bücher der Fürstenbergschen Bibliothek als Exponate, s. 3.12 , 5.08, 6.32, 8.13]

Zwischen Herren und Ackersleuten. Bürgerliches Leben im Waldviertel 1500-1700. Katalog zur Ausstellung. Horn 1990 [s. zu den Büchern 5.09 und 6.07]

Jekal, Gerald: Die protestantische Druckerei auf der Rosenburg im Kamptal. In: Das Waldviertel 16 (1967) S. 204-213

Stand: Dezember 1991

Wolfgang Katzenschlager


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.