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Fürstlich Schaumburg-Lippische Hofbibliothek

Adresse. Schloß, [Karte]
Postfach 13 50, 31675 Bückeburg
Telefon. (05722) 2 10 14
Telefax. (05722) 1289
Bibliothekssigel. <58>

Unterhaltsträger. Niedersächsisches Staatsarchiv in Bückeburg (Verwaltung) und Fürst zu Schaumburg-Lippe als Eigentümer
Funktion. . Universalbibliothek, 1919 abgeschlossener Altbestand. Verwaltung der Fürstlich Schaumburg-Lippischen Hofbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Magazinbestand; Benutzung im Niedersächsischen Staatsarchiv: Montag bis Freitag 8-16 Uhr. - Leihverkehr: DLV. Fernleihe vor 1800 nur in Ausnahmefällen und mit Genegung des Eigentümers.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät; Lesegerät für Mikroformen, Reader-Printer, Fotowerkstatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Die Benutzung der Archivalien des Fürstlichen Hausarchivs (Bestand F 1-3) ist nur mit schriftlicher Erlaubnis des Eigentümers möglich. - Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten, Bundesbahnstrecke Hannover-Minden). A 2, Ausfahrt Bad Eilsen; B 83. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Existenz einer bedeutenden landesherrlichen Büchersammlung in den ersten Jahrzehnten des 17. Jhs, die im Hinblick auf die wissenschaftlichen und künstlerischen Interessen des Fürsten Ernst zu Holstein-Schaumburg (1569-1622) zu erwarten gewesen wäre, läßt sich nicht nachweisen. Er richtete die erste Druckerei des Landes in Stadthagen ein, gründete die Universität Rinteln und entfaltete eine rege Bautätigkeit in Bückeburg und Stadthagen. Dennoch fehlen in der Bibliothek auch in den Altkatalogen z. B. die Architekturwerke, die als Anregung gedient haben könnten. Für 1635 liegt ein Nachlaßinventar vor, das 225 Drucke aufführt, davon 90 lateinische Werke, 90 deutschsprachige (meistenteils populäres Schrifttum) und 20 französische ein relativ bescheidener Bestand.

1.2 Die Einrichtung einer umfangreichen Bibliothek im Bückeburger Schloß geht auf den gebildeten, kunstverständigen Grafen Friedrich Christian zu Schaumburg-Lippe (1655-1728, reg. seit 1681) zurück, der auf seinen Reisen und durch Agenten eine ca. 1150 Bde umfassende Sammlung erwarb, die seinen mathematischen, philosophischen und theologischen Interessen entsprach und seine Vorliebe für Italien spiegelt. Sein Bücherverzeichnis (vor 1728, s. u. 3.2) enthält 23 Prozent deutsche und lateinische, 42 Prozent französische und 35 Prozent italienische Werke.

1.3 Sein Nachfolger Graf Albrecht Wolfgang (1699-1748, reg. seit 1728) setzte aufklärerische Akzente in der Regierung der Grafschaft. Ausgebildet an der Ritterakademie in Wolfenbüttel und der Universität Utrecht wurde er durch seinen mehrjährigen Aufenthalt in England geprägt. In London schloß er sich 1725 der Freimaurerei an. Naturphilosophie, Literatur und Kunst interessierten ihn besonders. Er korrespondierte mit Voltaire, Friedrich II. von Preußen, Albrecht von Haller, Barthold Heinrich Brockes und Eberhard David Hauber (1695-1765). Befreundet war er mit der geistreichen Gräfin Charlotte-Sophie Bentinck (1715-1800). Die vorhandene Büchersammlung erweiterte er systematisch auf 3500 Bde zu einer Universalbibliothek. Der von ihm 1734 angelegte Katalog ( s. u. 3.2) umfaßt Theologie (450 Bde, 13 Prozent), Rechtswissenschaft (220 Bde, 6 Prozent), " Libri Historici" (2000 Bde, 57 Prozent, davon 250 zur Geographie und den Historischen Hilfswissenschaften, 770 zur Geschichte und 940 zur Schönen Literatur) und " Libri Philosophici" (830 Bde, 24 Prozent). Persönliches Interesse, nicht landesherrliche Repräsentation bestimmte die Anschaffungspolitik.

1.4 Besonders deutlich wurde dies bei seinem Sohn Graf Wilhelm (*1724, reg. 1748-1777), dem bedeutendsten und vielseitigsten Regenten Schaumburg-Lippes. Er hatte eine sorgfältige Erziehung erhalten, die nach fünfjährigem Aufenthalt in Genf 1740 mit Studien in Leiden besonders zum Naturrecht bei Ph. B. Vitriarius und zur Mathematik bei W. J. s' Gravesande fortgesetzt wurde. Seine Vorliebe galt den exakten Wissenschaften, der Physik, Mathematik und Astronomie. Der Graf besaß ausgeprägte persönliche Auffassungen in philosophischen und militärtheoretischen Fragen. Am Siebenjährigen Krieg nahm er auf der Seite Englands und Preußens als Kommandeur der Artillerie teil. Nach seinem erfolgreichen Einsatz in Portugal als Reorganisator der portugiesischen Armee wandte er sich verstärkt der Regierung Schaumburg-Lippes zu. Selbst Mitglied der Akademien in Berlin (1749) und Göttingen (1767), bemühte er sich, geeignete Gelehrte nach Bückeburg zu holen, um seine Reformbestrebungen in die Wirklichkeit umsetzen zu lassen. 1765 gewann er den jungen Rintelner Mathematikprofessor Thomas Abbt, der als Nachfolger Lessings von Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn als Mitarbeiter der Briefe, die neueste Litteratur betreffend gewonnen geworden war, als Regierungs- und Konsistorialrat, auch " patronus scholarum", für den Bückeburger Hof. Durch ihn lernte der Graf Mendelssohn kennen, den er gern nach Abbts frühem Tod 1766 als dessen Nachfolger gesehen hätte. Es folgte auf Empfehlung von Abraham Gotthelf Kästner die Berufung des Kameralisten und Mathematikers Christian Friedrich Westfeld und 1771 Johann Gottfried Herders, auf den er durch dessen Nachruf auf Abbt aufmerksam geworden war.

1.5 Diese weitgespannten Interessen und Beziehungen bildeten den Hintergrund seiner Bibliothek, die 5243 Bücher sowie 33 Bde und 578 Mappen Karten umfaßte. In zehn Abteilungen gegliedert, verzeichnet das Inventar von 1779 ( s. u. 3.2) 577 Bde Theologie, 435 Bde Juridica, 136 Bde Medizin, 338 Bde " Libri Philosophici", 260 Bde Mathematik und Militaria sowie 159 Bde Lexika. Den Schwerpunkt bilden 2167 " Historici Libri". Es folgen 786 Bde " Elegantiores Litterae". Auf die " Litteraria Historia" entfallen 186 Bde und auf die " Miscellanei Libri" 199 Bde. In diesem Bestand ist auch die rund 500 Bde umfassende Abbtsche Gelehrtenbibliothek enthalten. Auf der von Graf Wilhelm erbauten Festung Wilhelmstein wurde für die dort errichtete Militärakademie seit 1766 eine ausgesuchte, 450 Bde umfassende Spezialbibliothek zusammengestellt, die neben Militaria als Schwerpunkt mathematische, physikalische und technologische Literatur, aber auch Ökonomie und Reiseberichte enthielt. Dieser Bestand wurde Anfang des 19. Jhs der Hofbibliothek angeschlossen.

1.6 Neue Akzente brachte die Entwicklung im letzten Viertel des 18. Jhs. Graf Wilhelms Nachfolger, Graf Philipp-Ernst aus der Linie Schaumburg-Lippe Alverdissen (*1723, reg. 1777-1787), der nach Studien in Göttingen, u. a. bei Pütter, 1746 in den kur-kölnischen Militärdienst eintrat und vor seinem Regierungsantritt als Generalgouverneur in Münster war, brachte eine eigene, umfangreiche Bibliothek aus Alverdissen und Münster in die Bückeburger Residenz. Er war Ehrenmitglied des Königlichen Historischen Instituts in Göttingen (1768) und seit 1780 Mitglied der Société des antiquités de Cassel. Sein besonderes Interesse galt dem deutschen Staatsrecht und der Reichspublizistik, aktueller politischer Berichterstattung, der Wissenschaftskunde, der Medizin und wohl auch beeinflußt durch Franz von Fürstenberg der Hebung der Volksbildung.

1.7 Diese Linie setzte seine Frau, Fürstin Juliane aus dem Haus Hessen-Philippsthal, als Regentin (*1761, reg. 1787-1799) mit eigenen Schwerpunkten fort. Sie holte 1788 den Mediziner und Philanthropen Bernhard Christoph Faust als Leibarzt und Landphysikus ins Land. Dessen Gesundheitskatechismus, an dem sie mitarbeitete, erlebte zahlreiche Auflagen und Übersetzungen. Die Kunst, Musik (Johann Christian Friedrich Bach stand seit 1756 der Hofkapelle vor) und vor allem das Theater erfreuten sich gesteigerter Wertschätzung. Ihr persönliches Bücherverzeichnis (403 deutschsprachige Titel, davon ein Viertel Schauspiele, und 280 französische Titel) zeigt das deutlich ( s. u. 3.2). Die Volkserziehung, die Beschaffenheit der Landschulen und Bildung der Landschullehrer versuchte sie mit der Gründung eines Lehrerseminars mit eigener Lesebibliothek zu heben (Inspektor war F. G. von der Reck). Sie berief Clemens August von Vagedes aus Münster zum Landbaumeister. Dieser initiierte zusammen mit dem Konsistorialrat Karl Gottlieb Horstig Anfang der neunziger Jahre des 18. Jhs eine Lesegesellschaft in Bückeburg.

1.8 Am Ende des 18. Jhs war die Hofbibliothek mit Zeitungen und Zeitschriften sowie Neuerscheinungen aus Literatur, Mathematik, Ökonomie, Technik, Kriegswissenschaft, Jurisprudenz, Medizin und Pädagogik hervorragend ausgestattet. Im Unterschied zur Bückeburger Hofkapelle, die in den zeitgenössischen Verzeichnissen lobend erwähnt wird, fand jedoch die Bibliothek in den Bibliotheksreiseberichten keine Berücksichtigung ein Hinweis darauf, daß sie in erster Linie Gebrauchsbibliothek war. Philipp-Ernst erließ 1778 die erste detaillierte Bibliotheksinstruktion; der Bibliotheksetat wurde auf 250 Reichstaler festgesetzt. In den neunziger Jahren wurde die Bibliothek aus dem Schloß ins Renthaus in der Stadt verlegt; eine Neuordnung und -katalogisierung wurde begonnen. Die bisherigen Privatbibliotheken der Landesherren wurden zur institutionalisierten Schaumburg-Lippischen Hofbibliothek, die der gebildeten Öffentlichkeit zugänglich war.

1.9 Die Institutionalisierung kam dem Bestand in den Jahren der alleinigen vormundschaftlichen Regierung durch den Grafen Wallmoden-Gimborn (1799-1807) zugute: 900 Bde werden gekauft, der Bezug von Zeitschriften und mehrbändigen Werken fortgesetzt. Seit dem Antritt der Regierung kümmerte sich Fürst Georg Wilhelm (*1784, reg. 1807-1860) persönlich um die Anschaffungen für die Hofbibliothek. Er hatte seine erste Ausbildung im Salzmannschen Institut in Schnepfenthal erhalten, später im Haus seines Vormundes, des Grafen Wallmoden-Gimborn in Hannover, ab 1802 an der Universität Leipzig studiert. Dort stand er unter Anleitung des späteren Leiters der Königlichen Bibliothek Berlin, Friedrich Wilken (1777-1840), und bildete sich bei dem Direktor der Kunstakademie Johann Friedrich August Tischbein weiter, bei dem er wohnte. Vor allem die Geschichte wurde intensiv gepflegt (er war Mitglied des Institut Historique in Paris), ebenso Literatur und Kunstgeschichte. Den Erfordernissen der Landesverwaltung, der Hebung der Landwirtschaft und des Gewerbes sowie der Förderung des Erziehungswesens und der Rechts- und Staatswissenschaften dienten die Neuanschaffungen in diesen Wissensgebieten.

1.10 Ab 1866 wurde die Hofbibliothek dem Hofmarschallamt unterstellt, 1875 mit einem Etat von 400 Talern, 1893 mit 1200 und 1913 mit 1300 Mark dotiert. Der Bestand wurde 1893 mit 60.000, 1913 mit 61.900 Bdn angegeben. Im Zusammenhang mit der Verlegung der Hofbibliothek aus der Stadt in den neuerbauten Ostflügel des Schlosses erfolgte eine Sichtung und Neuordnung. Zugleich wurde ein spezieller Bestand " Romanbibliothek" eingerichtet, der später jedoch wieder aufgelöst wurde. Der 1918 veröffentlichte Katalog der Neuanschaffungen von 1900 bis 1918 ( s. u. 3.2) zeigt deutlich, wie sehr sich das Spektrum der Anschaffungen gegenüber dem 18. Jh inzwischen auf Literatur und Geschichte verengt hatte. Nach der Abdankung des Fürsten Adolf 1918 führte die Bibliothek ein Schattendasein. Sie blieb bis Ende der zwanziger Jahre geöffnet und wurde um 1930 endgültig geschlossen.

1.11 Folgende wesentliche Bestandsverluste hat die Bibliothek erlitten: Fürst Georg Wilhelm stiftete 1842 etwa 250 Bde für die Bibliothek des Bückeburger Gymnasiums. An das 1917 von Fürst Adolf neu gegründete Fürstliche Institut für musikwissenschaftliche Forschung wurde die Musikabteilung der Hofbibliothek abgegeben. Von den 220 Nummern des Verzeichnisses gehören 6 dem 17. Jh und 136 dem 18. Jh an: Opernlibretti, Vokalmusik, Gesangbücher, auch musiktheoretische Werke und Theaterliteratur. Nach der Zusammenlegung des Instituts mit dem Reichsinstitut für deutsche Musikforschung 1936 sind diese Bestände nach Berlin abgegeben worden. Einzelne Stücke befinden sich heute in der Bibliothek des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz (s. Eintrag dort 1.2).

1.12 In den zwanziger Jahren des 20. Jhs wurden bereits wertvolle Werke an das Antiquariat Gerschel, Stuttgart, verkauft. Nach der Schließung der Hofbibliothek für die Öffentlichkeit in den dreißiger Jahren wurde erwogen, die Hofbibliothek aufzulösen. Werke mit engem Bezug zur Geschichte des Fürstlichen Hauses, Schaumburgica und ein Teil der historischen, rechts- und staatswissenschaftlichen Werke sollten an das Hausarchiv kommen, der andere, überwiegende Teil sollte verkauft werden. Dieses Vorhaben wurde so nicht realisiert, allerdings wurden ca. 2000 Bde Theologie und Kirchengeschichte, 263 Bde Leichenpredigten (ca. 5000 Stück), 1000 Bde Klassische Philologie, zahlreiche Erstausgaben vor allem der deutschen Literatur, der Klassik und Philosophie teils an Antiquariate (Gesellius, Berlin; Köhler, Leipzig), teils wohl an die Staatsbibliothek Berlin verkauft.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestand wurde am Standortkatalog ausgezählt ( s. u. 3.1). Bei den nicht neu bearbeiteten Abteilungen wurden durch Stichproben am Bestand teilweise geringfügig höhere Zahlen festgestellt, die aber für die chronologische und sprachliche Gliederung ohne Bedeutung sind und bei den Angaben nicht berücksichtigt wurden. Aufgrund der Katalogsituation erfolgte die Auszählung nach Bänden bis 1930. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 48.000 Bdn umfaßt die Bibliothek 45.200 Bde mit Erscheinungsdatum vor 1930. Sie gliedern sich in 5 Inkunabeln, 210 Bde des 16. Jhs, 2300 des 17. Jhs, 17.800 des 18. Jhs, 17.000 des 19. Jhs und 5500 bis 1930. Der Rest ist undatiert.

2.3 Zur Ermittlung der sprachlichen Aufgliederung wurde ein Viertel des Bestandes (sechs Sachgruppen) ausgezählt und hochgerechnet. Danach beträgt der Anteil der deutschsprachigen Titel im 17. Jh 30 Prozent, im 18. Jh 60 Prozent des Gesamtbestandes. Französischsprachige Titel sind mit 37 Prozent im 17. Jh und 30 Prozent im 18. Jh vertreten. Italienische Bücher, im 17. Jh noch mit 12 Prozent relativ zahlreich, sinken im 18. Jh auf ein Prozent des Bestandes ab. Englische Werke erreichen im 18. Jh einen Anteil von 3 Prozent. Daneben sind auch holländische und portugiesische Titel des 17. und 18. Jhs zu finden. Systematische Übersicht

2.4 Die zu Beginn des 19. Jhs entworfene Systematik umfaßt 26 Repositorien, von denen 8 auf die Kirchen- und Profangeschichte und 5 auf die Jurisprudenz entfallen. 1921 wurde sie durch eine neue, vom niedersächsischen Bibliographen Friedrich Busch entwickelte Systematik ersetzt, die der heutigen Gliederung zugrunde liegt. Die Bestandsübersicht kann nur kursorisch erfolgen, da die systematische Zuordnung sich in vielen Fällen als unzureichend erweist, ein Sachkatalog fehlt und es auch bisher keine inhaltliche Bestandsanalyse gibt.

2.5 Werke allgemeinen Inhalts (A) machen rund 5750 Bde aus. Diese Abteilung wird zum einen durch zahlreiche deutsche kritische und literarische Zeitschriften der Aufklärung (ein Viertel der Gruppe) und Zeitschriften aus Italien, England und Frankreich bestimmt, zum anderen durch die großen deutschen Realenzyklopädien und die französischen Enzyklopädien des 18. Jhs sowie durch die Reallexika, die auch im 19. Jh zahlreich angeschafft wurden (insgesamt 3300 Bde). Das Spektrum der Zeitungen reicht von 57 Exemplaren aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 17. Jhs über einen Band Extraordinariae Relationes (Köln 1666, Rarum) bis zu gebundenen Zeitungen aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs aus Altona, Hamburg, Köln, Lippstadt, Amsterdam, Leiden und London. Bemerkenswert in der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind 3 englische Zeitungsserien aus dem Besitz der Prinzessin Viktoria von Preußen.

2.6 Der zweite Schwerpunkt dieser Abteilung, die allgemeine Wissenschaftskunde, umfaßt Akademieschriften des 18. Jhs aus Göttingen, Berlin, Paris und Schweden und die Abhandlungen der Berliner Akademie im 19. Jh (132 Bde). Biographische Lexika (über 400 Bde) und Biographien, Memoiren und Briefe des 17. bis 20. Jhs, Werkausgaben u. a. von Leibniz, Hermann Conring, Friedrich II. von Preußen, Voltaire und Ulrich von Hutten (1670 Bde) runden den Bestand ab. Eine Sondergruppe bilden 248 Sammelbände mit überwiegend juristischen Dissertationen des 17. und 18. Jhs (ca. 7000 Titel), darunter 650 Stadthagener und Rintelner Dissertationen. Die Bände sind zum größten Teil aus Nachlässen gekauft, u. a. eine größere Anzahl aus der Bibliothek des Hamburger Dichters und Gelehrten Michael Richey (1678-1761).

2.7 Die Buch- und Bibliotheksgeschichte (B; insgesamt 520 Bde) weist für das 18. Jh 70 Bde Kataloge von Gelehrtenbibliotheken sowie deutschen und ausländischen Verlagen auf, darunter eine vollständige Serie der Meyerschen Buchhandlung Lemgo (1737-1777), überdies einige Rezensionsorgane, darunter die Frankfurter Gelehrten Anzeigen (1773 ff.). Im 19. Jh liegt der Schwerpunkt auf den Bücherverzeichnissen, hinzu kommt eine Reihe von Bibliothekskatalogen.

2.8 Im Mittelpunkt der Schaumburgica (C; 2600 Bde) steht die Geschichte des Schaumburg-Lippischen Hauses und die Rechts- und Verwaltungsgeschichte des Territoriums. Ein Pflichtexemplarrecht bestand im Fürstentum Schaumburg-Lippe allerdings nicht. In der Abteilung Bildende Kunst (D) stellen bei insgesamt 1700 Bdn die Werke zur Architektur den bedeutendsten Komplex. Die Klassiker der Architektur sind vertreten, darunter 5 Vitruv-Ausgaben (1575 bis 1796), dazu zahlreiche Kupferstichwerke des 17. und 18. Jhs zu den Etruskern, zur Baukunst der römischen Antike, zu den archäologischen Denkmälern von Herculaneum und Pompeji sowie zu französischen und deutschen Bauten des Barock. Zahlenmäßig überwiegen das 19. und 20. Jh, eine Zeit, in der in Schaumburg-Lippe eine rege Bautätigkeit entfaltet wurde. Auch Werke zur Malerei sind zahlreich.

2.9 Die Geographie (E; insgesamt 1800 Bde, davon 17. Jh 6 Prozent, 18. Jh 43 Prozent, 19. Jh 40 Prozent) umfaßt neben 300 Bdn zur allgemeinen Erd- und Länderkunde Topographien des 16. und 17. Jhs wie Braun-Hogenberg, Merian und Blaeu, zahlreiche Atlanten, Länderkunden Europas und der anderen Erdteile, darunter die von Napoleon I. veranlaßte Beschreibung Ägyptens und Erstausgaben Alexander von Humboldts. Hinzu kommen 750 Bde Reisebeschreibungen, überwiegend aus dem 17. und 18. Jh. Außerdem findet sich hier eine etwa 1000 Blätter umfassende Sammlung von gedruckten Einzelkarten zu deutschen und europäischen Territorien (im 17. und beginnenden 18. Jh überwiegend aus Holland, die deutschen Karten vorwiegend von Homann und Weigel) und z. T. handgezeichneten Schlachten- und Festungsplänen des 17. und 18. Jhs.

2.10 Bei den Historischen Hilfswissenschaften (F) mit insgesamt 1600 Bdn (zu je einem Drittel 18. bis 20. Jh) nehmen die Werke zur Genealogie 730 Bde ein, darunter Genealogien hochadeliger und adeliger Familien sowie das Gothaische genealogische Taschenbuch (19. und 20. Jh), ergänzt von 200 Bdn zur Heraldik und Sphragistik. Bei den 460 Bdn zur Numismatik sind Werke über antike Münzen, Münzen des Papstes, Münzsammlungen des 17. Jhs sowie Münzauktionskataloge aus dem letzten Viertel des 18. Jhs zu finden.

2.11 Den Beständen zur Geschichte (G; ca. 9500 Bde) kommt eine zentrale Bedeutung zu, da sie bis zuletzt gepflegt wurden, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten. Vom 17. Jh an wurde zeitgenössische Literatur gesammelt. Drucke des 16. Jhs sind hier mit einem Prozent, des 17. Jhs mit 8 Prozent, des 18. und 19. Jhs mit 37 bzw. 38 Prozent und des 20. Jhs mit 16 Prozent vertreten. Im 17. und 18. Jh sind Weltgeschichte, Geschichte des Altertums, europäische Geschichte der Neuzeit, Geschichte der Territorien des Deutschen Reiches und der europäischen und außereuropäischen Staaten in gleichem Maße wie Chroniken, Quellenwerke und Darstellungen vorhanden. Im 19. Jh wurde Staatengeschichte, griechische und römische Geschichte, deutsche Geschichte allgemein sowie die Geschichte Norddeutschlands vor allem Preußens angeschafft. Als namhafte Historiker sind Rotteck, Ranke, Mommsen und Treitschke zu nennen.

2.12 Von den Untergruppen entfallen auf allgemeine Werke 850 Bde; Welt- und Staatengeschichte 880; Geschichte des Altertums 650; Geschichte des Mittelalters 120; Geschichte der Neuzeit und der Napoleonischen Kriege 770; deutsche Geschichte allgemein (von den Ritterorden bis zu den Kolonien) 920; Geschichte Nord- und Mitteldeutschlands und einzelner Territorien 800; Geschichte Preußens und seiner Provinzen sowie des Siebenjährigen Krieges 1000 Bde (besonders zahlreich Zeitgenössisches über Friedrich II. von Preußen); Geschichte Süddeutschlands und seiner Territorien 300 Bde.

2.13 Die Geschichte der europäischen Staaten ist gut repräsentiert: Österreich-Ungarn 160 Bde; die Schweiz 26; die Niederlande und Belgien 150 (darunter 3 Sammelbände zum Krieg Holland-England 1778-1781); Großbritannien 230 (56 Prozent aus dem 18. Jh); Skandinavische Staaten 100 Bde (69 Prozent aus dem 18. Jh) und Frankreich 1230 (15 Prozent aus dem 17. Jh, 60 Prozent aus dem 18. Jh; zahlreiche Titel der französischen Revolutionszeit). Italien ist mit 200 Bdn, Spanien und Portugal mit 140, Rußland und Polen mit 120, der Balkan mit 62, Asien und Afrika mit 86, Amerika und Australien mit 56 Bdn vertreten. 500 zeitgenössische Schriften zur Vorgeschichte und Geschichte des Ersten Weltkrieges bilden die letzte Gruppe dieser Abteilung.

2.14 Die 1000 zur Kulturgeschichte (H) gehörigen Bde entfallen jeweils zu einem Drittel auf das 18. bis 20. Jh. Darunter finden sich zahlreiche Werke zu Kostüm und Mode um 1800, einige Titel zum Hexenwesen, z. B. Hermann Goehausen, Processus iuridicus contra sagas et venificos (Rinteln 1630), sowie einige Stücke Freimaurerliteratur.

2.15 Die im 18. Jh besonders gepflegte Sammlung zur Kriegswissenschaft (J) beinhaltet bei insgesamt 1550 Bdn (18. Jh 51 Prozent) Werke zu Organisations- und Uniformfragen, Strategie und Taktik, Befestigungs- und Belagerungstechnik, Waffentechnik sowie Feldzugstagebücher. An Autoren, deren Werke auch zur Pflichtlektüre in der Militärschule auf dem Wilhelmstein gehörten, seien genannt: Bernard Forest de Belidor (8 Titel), Sébastien le Prêtre de Vauban (6 Titel), L. A. Clairac, Turpin de Crissé, A. N. Santa Cruz de Marzenado, K. A. Struensee und P. B. de Grandmaison. Im 19. Jh kommen Zeitschriften dazu, z. B. Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges (1825-1861) und der Soldatenfreund (1849-1865).

2.16 In der Abteilung Sprachwissenschaft (K; 460 Bde) nehmen die Fremdsprachen mit Wörterbüchern, Grammatiken und Stilistiken breiten Raum ein. An erster Stelle stehen die romanischen Sprachen, vorab Französisch mit über 40 allgemeinen und speziellen Wörterbüchern (Oudin 1621, 1616; Miège 1687-1688, Dictionnaire de l'Academie Française 1762). Es folgen Italienisch (Accademia della Crusca 1680), Spanisch und Portugiesisch (Bluteau 1712). Bei den germanischen Sprachen liegt der Akzent auf englischen Werken (Samuel Johnson 1755). Aus anderen Sprachen sind ein Russisches Wörterbuch (1764) und Lomonossows Grammatik in deutscher Übersetzung (1764) sowie ungarische Wörterbücher und Grammatiken des 19. Jhs vorhanden. Die andere Hälfte des Bestandes entfällt auf die deutsche Sprache: Wörterbücher (Josua Maaler 1561, Johann Christoph Adelung 1774-1786, Joachim Heinrich Campe 1807-1811), Grammatiken und Stilistik, Etymologie, Wörterbücher zur niederdeutschen Sprache und ihren Mundarten. Zu erwähnen ist Herders Abhandlung über den Ursprung der Sprache (Berlin 1772).

2.17 Die Schöne Literatur und Literaturgeschichte (L) bilden mit 6000 Bdn die zweitgrößte Abteilung, obwohl es zu erheblichen Bestandsverlusten gekommen ist, da die griechische und römische Literatur bis auf einen unbedeutenden Rest verkauft wurde. Die italienische Literatur umfaßt 260 Bde (Francesco Filelfo, Epistolae, Deventer 1488; Petrarca, Venedig 1503, weitere 9 Bde aus dem 16. Jh, 62 aus dem 17. Jh und 106 aus dem 18. Jh) mit jeweils mehreren Ausgaben von Ariost, Dante und Tasso. Spanische und portugiesische Literatur ist mit 90 Bdn vertreten. Die französische Literatur mit 1400 Bdn (wenig Übersetzungen, 15 Prozent aus dem 17. Jh, 48 Prozent aus dem 18. Jh, 26 Prozent aus dem 19. Jh) bildet die größte Gruppe. Aus dem 16. Jh sind 15 Teile des Amadisromans (Paris und Lyon 1547-1615), außerdem Werke von F. V. Béroalde de Verville (Florinde, Rouen 1596-1601) und Etienne Tabourot vorhanden. Aus dem 17. Jh sind z. B. Theaterstücke von Joseph de Chaucel de la Grange und Florent Dancourt, Romane von Madeleine de Scudéry (französisch und deutsch) und Fabeln von Lafontaine in mehreren Ausgaben und deutscher Übersetzung zu nennen. Die intensive Rezeption französischer Literatur und Kultur im 18. Jh läßt sich beispielhaft an 9 zeitgenössischen Titeln von Montesquieu, 34 von Voltaire und 9 von Rousseau ablesen.

2.18 Die deutsche Literatur umfaßt 2900 Bde. Davon entfallen auf die literarischen Werke von 1500 bis 1830 55 Prozent und die Zeit nach 1830 bis 1919 30 Prozent der Titel. An großen Serien des 19. Jhs sind die Bibliothek des Literarischen Vereins (1843-1937) und Kürschners Deutsche Nationalliteratur (136 Bde) vorhanden. Die ältere Germanistik ist durch Erstausgaben der Gebrüder Grimm vertreten. Die Literatur des Mittelalters ist z. B. durch das Nibelungenlied (in Ausgaben und Bearbeitungen des 18. und frühen 19. Jhs) und die Manessesche Sammlung von Minneliedern nach der Pariser Hs. (Zürich 1758) repräsentiert. An Volksbüchern sind mehrere Bearbeitungen des Reineke Fuchs vorhanden. Bis auf Hans Sachs' Eigentliche Beschreibung aller Stände (Frankfurt 1574) fehlen Werke des 16. Jhs. Das 17. Jh fällt mit 14 Bdn darunter Jacobus Luttendutus' Niederdeutsche Klinggedichte (um 1650), Johann Heinrich Hadewig, Friede erlangtes Deutschland (Hannover 1651) und ein Sammelband von David Caspar von Lohenstein (Breslau 1689) kaum ins Gewicht.

2.19 Dagegen ist der Bestand für die Zeit von 1720 bis 1830 (ca. 1500 Bde, 66 Bde aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, 465 aus der zweiten Hälfte, 887 Bde aus dem 19. Jh) reichhaltig. Es liegen zahlreiche Zeitschriften ( s. o. 2.5), 10 moralische Wochenschriften (darunter Bodmers und Breitingers Discourse der Mahlern, 1721-1723), Einzel- und Werkausgaben von Schriftstellern der Aufklärung, Empfindsamkeit, des Sturm und Drang, der Klassik und Romantik vor. Zur Illustration seien genannt: Barthold Hinrich Brockes, Christian Friedrich Weicnn (Poesie der Niedersachsen, Hamburg 1721), der auch Texte des ersten schaumburg-lippischen Hofbibliothekars Albrecht Jakob Zell (1701-1754) veröffentlichte, Gottlieb Wilhelm Rabener, Karl Wilhelm Ramler, Friedrich von Hagedorn, Christian Fürchtegott Gellert (7 Titel), Friedrich Wilhelm Zachariae und Johann Wilhelm L. Gleim, der bei einem Besuch der Militärschule dem Grafen Wilhelm 11 Exemplare des Halladat (1774) schenkte. Zu nennen sind auch zwei Veröffentlichungen der in Stadthagen geborenen Polyxena Christine Auguste Dilthey (1728-1777), Proben poetischer Übungen eines Frauenzimmers (Altona 1751) und Übungen in der Dichtkunst (Halle 1752), gewidmet Friederike Gräfin zu Schaumburg-Lippe Alverdissen. Lessing (mehrere Titel, ab 1759) wurde ebenso früh gesammelt wie Klopstock (7 Titel, ab 1759) oder Wieland (12 Titel, ab 1770) und Johann Georg Jacobi. Aus dem letzten Viertel des 18. Jhs finden sich zahlreiche Schauspiele ( u. a. August Wilhelm Iffland, 6 Titel 1784-1790, August Friedrich von Kotzebue, 8 Titel), Romane (z. B. J. J. Wilhelm Heinse, Theodor Gottlieb von Hippel) und Essays (Wilhelm Ludwig Wekhrlin, ab 1784). Von Goethe sind, neben der Cottaschen Werkausgabe, 7 Einzeltitel in Erstausgaben und von Schiller ebenfalls einzelne Erstausgaben erwähnenswert. Aus der Literatur der Romantik sind zu nennen: Friedrich de la Motte Fouqué (6 Titel), E. T. A. Hoffmann (3 Erstausgaben), Ernst Moritz Arndt (19 Titel einschließlich historischer). Die Literatur von 1830 bis 1920 (250 Bde aus dem 19. Jh, 620 Bde aus dem 20. Jh) tritt dahinter zurück; vor allem fehlen die Zeitschriften.

2.20 Die englische Literatur (150 Bde, 47 Prozent aus dem 18. Jh, 35 Prozent aus dem 19. Jh) zeigt einen Schwerpunkt um 1725 in der klassischen Literatur (Pope, Works, London 1717; Dryden 5 Titel). Zahlreiche Theaterstücke ( z. B. von William Congreve) und poetische Werke sind vorhanden. Romanliteratur liegt vor mit Defoes Robinson Crusoe (London 1719) und Richardsons Pamela und Clarissa in frühen Ausgaben und deutschen Übersetzungen ebenso wie mit Sternes Tristram Shandy (englisch und deutsch). Die Vorromantik ist z. B. mit MacPherson vertreten. Shakespeares Werke sind in der Edition von Nicholas Rowe (London 1714) vorhanden, die deutschsprachige Rezeption spiegelt sich in den Übersetzungen von Wieland, Johann Joachim Eschenburg, August Wilhelm Schlegel, Johann Heinrich Voss und einer Einzelausgabe des Hamlet (Hamburg 1782). Hervorzuheben sind die Poets of Great Britain from Chaucer to Churchill (Edinburgh 1778-1784). Aus dem 19. Jh sind 219 Bde Tauchnitz-Ausgaben vorhanden und ca. 40 englische Kinderbücher.

2.21 Die Werke zur Mathematik (M; 430 Bde) und den Naturwissenschaften (N; 770 Bde) gehören zu 80 Prozent bzw. 50 Prozent in das 18. Jh. Neben rein theoretischen Werken bestimmen Einführungen in die einzelnen Disziplinen und praktische Anleitungen den Bestand. Als Beispiel sind die Euklid-Ausgaben erwähnenswert (Basel 1546, Mailand 1671, Florenz 1674, Bologna 1689, London 1717, Paris 1720, 1730 und 1737). Von Abraham Gotthelf Kästner sind 16 mathematische und naturwissenschaftliche und von Johann Wilhelm Segner 6 Arbeiten vorhanden, von denen eine dem Grafen Wilhelm gewidmet ist. Es folgen Astronomie und Astrologie (60 Bde, darunter Johann Philipp Engering, De astrologia, Stadthagen 1620), Wetterkunde, ca. 100 Bde Physik (z. B. John Theophilus Desaguliers, Jean Antoine Nollet, Leonhard Euler und Jean Henri Lambert) und 80 Bde Chemie (z. B. Werke von Pierre Joseph Macquer, Nicolas Lefèvre und Johann Heinrich G. von Justi). Dazu kommen 50 Werke zur Geologie und Mineralogie sowie 130 Bde zur Biologie.

2.22 Der Bestand zur Land- und Forstwirtschaft, zum Bergwesen, zum Handel, zu Gewerbe und Technologie (O; insgesamt 3300 Bde) enthält überwiegend Werke zu praktischen Fragen der Landwirtschaft (1200 Bde, davon 28 Prozent aus dem 18. Jh, 66 Prozent aus dem 19. Jh) und Forst- und Wasserwirtschaft (800 Bde, davon 19 Prozent aus dem 18. Jh und 53 Prozent aus dem 19. Jh). Er deckt einen zentralen Bereich der Landes- und Domanialverwaltung ab, der seit dem letzten Viertel des 18. Jhs gesteigertes Interesse gefunden hatte und dem Fürst Georg Wilhelm besondere Aufmerksamkeit widmete. Johann Beckmanns Grundsätze der deutschen Landwirtschaft (Göttingen 1775), die Annals of Agriculture (London 1786-1796) und die Annalen der Niedersächsischen Landwirtschaft (Celle 1799-1804) sowie die Arbeiten von Albrecht Thaer (6 Titel) bilden die Grundlage für eine Vielzahl von Publikationen, auch Kleinschriften. Für die Forstwirtschaft seien Autoren wie Heinrich Christian von Brocke, Ludwig von Burgsdorf und Heinrich Cotta genannt. Bauwesen (Brücken-, Straßen- und Wegebau, Wasserbau, Hochbau mit Ökonomiebauten und Materialkunde; 280 Bde), Handwerk und Gewerbe ( z. B. Braukunst, Branntweinbrennerei, Ofenbau; 270 Bde), Erfindungen und Maschinen (206 Bde), Handel und Wirtschaft (140 Bde) ergänzen diesen Komplex.

2.23 Der noch verbliebene Bestand zur Philosophie (P; 20 Prozent aus dem 17. Jh, 66 aus dem 18. Jh) bietet mit 250 Bdn ein unvollständiges Bild, weil die Hälfte des Bestandes verkauft wurde, u. a. 10 Werke von Christian Wolff, 14 von Kant und 3 von Fichte, meist Erstausgaben. Erhalten blieben 15 italienische, 17 englische, 22 lateinische, 86 französische und 99 deutsche Werke zur Moralphilosophie, zur Naturphilosophie (Jacques Rohault, John Keill) und Ästhetik (Alexander Gottlieb Baumgarten). Für das 16. Jh sind Alessandro Piccolomini, für das 17. Jh Descartes mit mehreren Titeln, Daniel Bartolus, Fabius Albergati und Jakob Böhme zu nennen. Im 18. Jh spielen aus dem französischen Raum Nicole Malebranche (12 Titel) und der Marquis d'Argens eine Rolle, aus dem deutschsprachigen Bereich Isaac Iselin, Moses Mendelssohn, dessen Untersuchungen über die moralischen Empfindungen Abbt ins Französische übersetzte (Genf 1763), und Herders Geschichtsphilosophie (1774). Erwähnt sei auch F. Floravantis L'Abitatore del sole (London 1743), das der Autor im Februar 1748 Graf Wilhelm schenkte.

2.24 Der Schwerpunkt der Abteilung Erziehungswissenschaft (Q; 600 Bde) liegt in der Zeit von 1770 bis 1830. Rousseaus Emile (Paris 1762) und Pestalozzis Lienhard und Gertrud (Berlin 1781-1787) sowie Praktiker wie Johann Bernhard Basedow (6 Titel) und Christian Gotthilf Salzmann (8 Titel), dazu ein halbes Dutzend Zeitschriften verdeutlichen den Rahmen der praktischen Bemühungen um das Schulwesen und die Volksbildung. Für das letzte Jahrzehnt des 18. Jhs ist Bernhard Christoph Faust, Entwurf zu einem Gesundheitskatechismus zu nennen, der, mit dem Religions-Katechismus verbunden, für die Kirchen und Schulen der Grafschaft Schaumburg-Lippe entworfen wurde (Bückeburg 1792; ab 1794 unter dem Titel Gesundheitskatechismus in insgesamt 19 Ausgaben vorhanden). Weiter sind zu nennen Moritz Casimir Potnns Lesebuch vermischten Inhalts für Bürger und Landleute (Bückeburg 1793), Friedrich G. von der Recks Über die Verbesserung der Landschulen (Hannover 1796) sowie Neues ABC und Lesebuch (Bückeburg 1797). 50 Bde ältere Erziehungslehren (insbesondere zur Prinzenerziehung) und 100 Bde zur Geschichte einzelner Universitäten und Schulen gehören ebenfalls zum Bestand.

2.25 Die dritte große Abteilung ist mit 4650 Bdn die Rechtswissenschaft (R; ein Prozent aus dem 16. Jh, 8 Prozent aus dem 17. Jh, 60 Prozent aus dem 18. Jh, 30 Prozent aus dem 19. Jh). Sie ist aus den Bedürfnissen der Verwaltung eines selbständigen Territoriums erwachsen. Das Spektrum ist breit und schließt ein: Römisches Recht (370 Bde), Deutsches Recht (400 Bde), deutsche Partikularrechte (300 Bde), deutsches Privatrecht (mit Adels- und Fürstenrecht, 300 Bde), Lehnsrecht (100 Bde), Strafrecht (150 Bde), Gerichtsverfassung und Prozeßrecht - insbesondere Reichshofrats- und Reichskammergerichtsverfahren - (300 Bde), Kirchenrecht (200 Bde), Landwirtschafts-, Forst-, Fischerei-, Wasser-, Berg- und Gewerberecht (160 Bde) sowie Völkerrecht (140 Bde, darunter Hugo Grotius' De iure belli et pacis in 6 Ausgaben und eine Vorlesungsmitschrift von Vitriarius über Grotius, Utrecht 1718, von Graf Albrecht Wolfgang) und außerdeutsches Recht (200 Bde, besonders zum Code Napoléon). Dazu kommen 730 Bde Allgemeines und Sammelwerke, darunter Entscheidungssammlungen.

2.26 Im Mittelpunkt steht mit 1300 Bdn (75 Prozent aus dem 18. Jh) das Deutsche Staats- und Verwaltungsrecht und die Reichspublizistik. Sammlungen wie Anton Fabers Europäische Staatskanzlei (1697-1782), die Electa iuris publici (1709-1723), Johann Christian Lünigs Deutsches Reichsarchiv (1710-1722) und Deutsche Reichskanzlei (1714), Selecta iuris publici novissima (1740-1770) sowie Johann August Reuss' Deutsche Staatskanzlei (1783-1800) bilden ein Viertel des Bestandes. Nennenswerte Autoren sind Melchior Goldast von Haiminsfeld (1615 bis 1624 Kanzler des Fürsten Ernst in Bückeburg; Reichssatzung, 1609; Collectio constitutionum imperialium, 1610-1643), Theodor Reinking, Hermann Conring, Samuel Pufendorf (12 Titel), Johann Jacob Scuss, Friedrich Karl von Moser (21 Titel), Johann Jacob Moser (75 Titel) und Johann Stefan Pütter (49 Titel), der zwischen 1779 und 1781 achtmal in schaumburg-lippischen Streitigkeiten (Kontributionsstreit, Hessische Okkupation 1787) Gutachten erstellte.

2.27 Die Staatswissenschaften (S) mit insgesamt 950 Bdn (davon 4 Prozent aus dem 17. Jh, 28 Prozent aus dem 18. Jh, 31 Prozent aus dem 19. Jh) enthalten an staatstheoretischen Schriften u. a. Werke von Jean Bodin, Machiavelli, Montesquieu, Friedrich II. von Preußen und Rousseau. An Kameralisten des 18. Jhs seien genannt Daniel Gottfried Schreber (4 Titel), Johann Beckmann (8 Titel) und Johann Heinrich G. von Justi (4 Titel).

2.28 Die durch Verkauf auf ein Fünftel ihres ursprünglichen Bestandes reduzierte Abteilung Theologie (T) umfaßt bei heute nur noch 450 Bdn 42 Bibelausgaben (meistens aus dem Besitz von Mitgliedern des Fürstlichen Hauses). Überdies findet sich vornehmlich Erbauungsliteratur des 18. Jhs aus der Sammlung der Gräfin Ernestine Albertine zu Schaumburg-Lippe aus dem Hause Sachsen-Weimar-Eisenach, so z. B. von Johann Jakob Rambach (8 Titel), Christian Scriver (5 Titel), Johann Friedrich Starck (7 Titel) und Johann Adam Loew. Zu erwähnen sind 5 theologische Werke des schaumburg-lippischen Superintendenten Eberhard David Hauber und Herders Älteste Urkunde des Menschengeschlechts (1774-1776) sowie die Erläuterungen zum Neuen Testament (1775). Zur Kirchengeschichte sind u. a. erhalten geblieben ein Sammelband mit 7 Synodaldekreten der Erzdiözese Köln unter Erzbischof Adolf III. (1548-1551), das Sendschreiben der theologischen Fakultät Rinteln zum Marburger Gespräch 1661 (Rinteln 1666) sowie ein Band mit 11 Schriften zum neuen berlinischen Gesangbuch (1780-1781).

2.29 Die Medizin (U; 3 Prozent aus dem 17. Jh, 62 Prozent aus dem 18. Jh, überwiegend zweite Jahrhunderthälte, 30 Prozent aus dem 19. Jh) umfaßt 1200 Bde und beinhaltet alle Teildisziplinen: Anatomie und Physiologie (70 Bde), Arzneimittellehre (70 Bde), Innere Medizin (40 Bde), Neurologie und Psychiatrie (20 Bde), Chirurgie (75 Bde), Augen-, Ohren- und Zahnheilkunde, Dermatologie (35 Bde), Gynäkologie und Kinderkrankheiten (40 Bde), Medizinalwesen einschließlich Bäderkunde und Mineralquellen (170 Bde) sowie Tierheilkunde (130 Bde). Weiterhin sind Zeitschriften zu nennen (darunter Der Arzt, eine medizinische Wochenschrift, 1763-1764, 1767-1768), Handbücher und Monographien u. a. von Hermann Boerhave (9 Titel), Samuel Auguste André David Tissot (9 Titel), Albrecht von Haller (6 Titel), Johann August Unzer (6 Titel), dazu 3 Bde medizinische Dissertationen des 18. Jhs, zusammengestellt von Graf Philipp-Ernst. Spezialthemen behandeln etwa 100 Schriften zu Seuchen ( u. a. Gelbes Fieber 18 Titel, davon 14 aus den Jahren 1804 und 1805; Cholera 32 Titel, davon 12 aus den Jahren 1831 und 1832, z. B. die Berliner Cholera Zeitung 1831 und Tägliche allgemeine Hamburgisch-Altonaische Nachrichten über Cholera Nr. 1-47) und 60 Bäderschriften. Aus der Bibliothek von C. B. Faust sind 1843 nur wenige Stücke gekauft worden.

2.30 Die Gelegenheitsschriften (V; 112 Bde, darunter viele Sammelbände) enthalten überwiegend Hochzeitsgedichte sowie Glückwunschgedichte zu verschiedenen Anlässen aus dem 18. Jh. Aus dem Nachlaß von Anton Gottfried Schlichthaber (1699-1758, Pastor in Minden) sind 3 Sammelbände (insgesamt etwa 1300 Titel, um 1756 zusammengestellt) mit zahlreichen Rintelner, Bückeburger und Mindener Drucken erworben worden.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [nach PI]

Standortkatalog

Dissertationenkatalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind teilweise im Niedersächsischen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus librorum so illustr. Ihre Hochgräfliche Gnaden [Friedrich Christian, Graf zu Schaumburg-Lippe] zugehörig. o. J.

[vor 1728; Sig. Nds StA Bückeburg K 1 B 409 a]

Catalogus librorum quos bibliotheca illustrissimi comitis ac domini Alberti Wolfgangi S. R. I. comitis a Schaumburg Lippe et Sternberg ... continet. Conscriptus 1734

[Systematischer Katalog mit alphabetischem Verfasserregister; Sig. FHB Ci 29]

Catalogus librorum meorum Alverdissae Ao. 1760 sqq. Philippus Ernestus S. R. I. comes in Schaumburg comes et nobilis dominus Lippiae et Sternbergae

[Alphabetischer Katalog; Sig. FHB Ci 28]

Katalog 1761

[vermutlich zur Bibliothek der Gräfin Ernestine Albertine zu Schaumburg-Lippe, geb. Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach (1727-1769); Alphabetischer und Systematischer Katalog; Sig. FHB Ci 6]

Katalog über die Bibliothek des Grafen Georg Karl Friedrich Ludwig. o. J.

[Lebensdaten 1760-1776; Sig. FHB Ci 5]

Catalogus librorum meorum Carolus Comes Schaumburgo Lippiacu s. o. J.

[Karl Wilhelm Friedrich Ernst Graf zu Schaumburg-Lippe (1759-1780); Sig. FHB Ci 5]

Die Verzeichnisse der Werke Fürstlicher Bibliothek (1807-1817)

[Sig. Nds StA Bückeburg K 2 K 1199]

Nominalkatalog der Fürstlich Schaumburg-Lippischen Hofbibliothek A-Z. 16 Bde

[19. Jh; Sig. FHB Ci 34]

Realkatalog der Fürstlich Schaumburg-Lippischen Bibliothek. 3 Bde

[19. Jh; Sig. FHB Ci 19]

Zugänge der Fürstlichen Hofbibliothek zu Bückeburg. Anschaffungen der Jahre 1900-1918. Bückeburg 1918

[Systematischer Katalog; Sig. FHB Ci 16]

Nachlaßinventare:

Verzeichnis der zur Allodial-Verlassenschaft des Grafen Wilhelm ... gehörenden Bücher- und Land Charten Sammlung, inventarisiert und taxiert von Johann Friedrich Gottfried Grupen und Jacob Catel. Bückeburg, 29. Juli 1779

[systematisch gegliedert; Sig. Nds StA Bückeburg F 1 A XXIV 9 vol. III]

Catalogus der Bücher Manuscripte, Plans, Land-Charten, wie auch mathematischer, physicalischer und chymischer Instrumente, welche sich in der Militair-Bibliotheck auf denen Wilhelms-Insuln befinden. o. J.

[ca. 1774; nach Formaten gegliedert; Sig. Nds StA Bückeburg F 1 A XXXV 18.195]

Mit dem in der Militärschule der Wilhelms-Insuln befindlichen Katalogo ... harmonierender Catalogus. 8. Sept. 1775

[Sig. Nds StA Bückeburg F 2 Nr. 1961]

Verzeichnis der Bücher des Hof- und Regierungsrats Abbt. o. J.

[1766; Sig. Nds StA Bückeburg F 1 A XXXV 18.95 vol. II]

Verzeichnis der Bücher, welche die Fürstin Juliane Wilhelmine Luise zu Schaumburg-Lippe hinterlassen. o. J.

[1799; Sig. Nds StA Bückeburg F 1 A XXIV 12 vol. II]

[Alle historischen Kataloge sind hschr. Bandkataloge; nicht mehr alle in ihnen aufgeführten Titel sind vorhanden.]

S. a. 3.2 Historische Kataloge, Nachlaßinventare mit der Signatur StA Bückeburg F1 und F2

Inventar der Nachlassenschaft des Grafen Jobst Hermann zu Holstein-Schaumburg 1635-36 [Sig. Nds StA Bückeburg F 3 Nr. 173]

Acta Bibliothec in specie einige angekaufte Bücher, Manuscripte und Karten 1740 ff. [Sig. Nds StA Bückeburg K 1 B 409 a]

Verwaltung und Ordnung der Hofbibliothek [18. Jh; Sig. Nds StA Bückeburg F 2 Nr. 927]

Die herrschaftliche Bibliothek auf dem Renthause zu Bückeburg. 6 Bde (1778-1866) [Sig. Nds StA Bückeburg K 2 K 1186-1191]

Hofbibliothek (1800-1914) [Sig. Nds StA Bückeburg F 2 Nr. 928-938; Akten des Hofbibliothekars; enthält u. a. Bibliotheksinstruktionen und Auktionskataloge]

Die Fürstliche Bibliothek. 5 Bde (1869-1929) [Sig. Nds StA Bückeburg K 6 Nr. 56-60; Korrespondenz mit der vorgesetzten Behörde, dem Hofmarschallamt]

Akzessionsjournal 1820; 1822-1838; 1862; 1869-1918 [Sig. FHB Ci 21; Ci 23,4]

Eingangsjournal der Fürstlichen Hofbibliothek, 3 Bde (1839-1919) [Sig. FHB Ci 23]

Ausleihjournal (1914-1927) [Sig. FHB Ci 33]

Fürstliche Hofbibliothek und die dieserhalb geführte Korrespondenz (1926-1964) [Sig. Nds StA Bückeburg K 2 B 5 Nr. 2]

Verkauf von Büchern und dergleichen aus der Hofbibliothek (1938-1966) [Sig. Nds StA Bückeburg K 2 B 5 Nr. 3]

Stand: September 1996

Gunild Nothhoff (†)


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.