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Fachbibliothek für Germanistik an der Universität Graz

Adresse. Universitätsplatz 3 [Karte] und Mozartgasse 8, 8010 Graz [Karte]
Telefon. (0316) 380-2447 Universitätsplatz; (0316) 380-2443 Mozartgasse
Telefax. (0316) 32 16 18
Bibliothekssigel. <UBG-GG>

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Universitätsbibliothek Graz
Funktion. Öffentlich zugängliche Fachbibliothek.
Sammelgebiete. Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Entlehnung bedingt möglich. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-17 Uhr. Im August ca. 3 Wochen geschlossen. Benützung der in der Mozartgasse vorhandenen Bestände nach telefonischer Voranmeldung im Sekretariat. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über UB Graz.
Technische Einrichtungen für Benützer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. s. Universitaetsbibliothek Graz - Hauptbibliothek (Graz); zur Mozartgasse von dort Fußwegnähe (3 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die erste Lehrkanzel für deutsche Sprache und Literatur wurde 1851 in Graz eingerichtet. Die Ursprünge der Bibliothek des Instituts für Germanistik liegen in der Bibliothek des Seminars für deutsche Philologie an der Universität Graz, das im Wintersemester 1873/1874 als erste Einrichtung dieser Art in Österreich von Anton Emanuel Schönbach (1843-1911) gegründet wurde. Bereits der Gründungsantrag Schönbachs vom 20. Juli 1873 enthielt die Forderung nach einer eigenen Fachbibliothek. Er schlug eine Dotation von 200 Gulden jährlich für das Seminar und einen Betrag von 100 Gulden für die Bibliothek vor. Vom Ministerium wurden 300 Gulden für den Aufbau einer Seminarbibliothek und ein jährlicher Betrag von 100 Gulden bewilligt. 1874 wurden 300 Gulden pro Jahr für Neuanschaffungen zugesagt. Fachbibliothek für Germanistik

1.2 Zunächst fanden die Bücher in Schönbachs Privatwohnung Aufstellung, wo sie die Studenten benützen konnten. Mit der räumlichen Erweiterung der Universitätsbibliothek 1877 konnte im Universitätsgebäude ein Raum für die Bestände der Seminarbibliothek für deutsche Philologie gefunden werden. 1879 wurden die Bücherschränke in das Universitätsgebäude transferiert. Sie waren in einem Raum zusammen mit dem Studentenkrankenverein untergebracht. Eine Entlehnung war nur zu gewissen Zeiten möglich, zudem stand den Studenten kein Arbeitsraum zur Verfügung. Erst im Universitätsneubau gab es eigene Räume für das Seminar, die 1894 bezogen werden konnten. Der Bestand umfaßte zum Zeitpunkt der Übersiedlung 600 Werke in 1682 Bdn und 343 Hefte. Durch die Erweiterung des Instituts wurde 1926 mehr Platz für die Bibliothek geschaffen.

1.3 Während des Zweiten Weltkrieges konnte der Studien- und Bibliotheksbetrieb aufrecht erhalten werden. Eine wesentliche Bestandsvermehrung, besonders an vor 1900 erschienenen Werken, erfuhr die Bibliothek durch Geschenke und Nachlässe von am Institut wirkenden Professoren. Von besonderer Bedeutung ist die ca. 5600 Bde zählende Büchersammlung Bernhard Seufferts (1853-1938), welche Erstausgaben von Werken Wielands und seiner Zeitgenossen enthält (s. u. 2.4). Die in den Autorenkatalog integrierten Bücher sind mit dem Signaturenzusatz S gekennzeichnet und gesamt in Sonderaufstellung untergebracht.

1.4 Das Institut besitzt auch einen Teilnachlaß aus den Beständen Prof. Konrad Zwierzinas (1864-1941). Die Bücher sind großteils im Arbeitsbereich für Ältere Deutsche Sprache und Literatur untergebracht (s. u. 2.7). Als weiterer bedeutender Nachlaß ist die Sammlung zum Expressionismus und zur neueren deutschen Literatur zu erwähnen, die dem Institut durch Prof. Hellmuth Himmel (1919-1983) vermacht wurde. Der wertvolle Teil dieser Hinterlassenschaft von ca. 4000 bis 5000 Bdn ist in der Hauptbibliothek gelagert. Einige Werke sind in der Dependance des Instituts für Germanistik in der Mozartgasse im Arbeitsbereich für Neuere Deutsche Literatur aufgestellt. Sonstige Nachlässe und Geschenke waren quantitativ nicht so bedeutend, brachten aber wichtige Ergänzungen der Bibliotheksbestände, wie beispielsweise das Erbe Prof. Hugo Kleinmayrs (1882-1973), das nur 50 Bde umfaßte. Auch der Nachlaß von Anastasius Grün (1806-1876) ist am Institut für Germanistik aufbewahrt. Er enthält Briefe und Hss., aber keine Druckwerke.

1.5 Die Aufstellung der Bände erfolgte zunächst nach einem von Prof. Himmel entwickelten System, das eine grobe Unterteilung in Sachgruppen mit Numerus currens vorsah. Durch den stetigen Bücherzuwachs und die Zusammenführung der einzelnen Abteilungen 1977 mußte eine neue Systematik geschaffen werden. Die Bestände sind seither nach Fachgruppen freihand aufgestellt. Ein neu konzipiertes Nummernsystem ermöglicht laufende Erweiterungen. Die deutsche Literatur ist innerhalb der Epochen alphabetisch nach Autoren geordnet, Primär- und Sekundärliteratur sind nebeneinander gereiht.

1.6 Neben den im Institut aufgestellten Werken steht den Studenten auch im Arbeitsbereich für Linguistik (Mozartgasse 8) eine Handbibliothek samt Arbeitsraum zur Verfügung. Hier findet sich hauptsächlich Literatur zur Dialektologie, Namensforschung und Nordistik. Bereits 1989 kam es zur Gründung des Franz-Nabl-Institutes für Literaturforschung. Es ist in der Humboldtstraße untergebracht. Die Bibliothek des Nabl-Institutes besteht hauptsächlich aus Werken des 20. Jhs, darunter der Nachlaß von Franz Nabl (1883-1974). Die Bestände sind im Hauptkatalog des Instituts für Germanistik nachgewiesen.

1.7 In den achtziger Jahren erfuhr die Bibliothek eine Erweiterung im Zuge von Neubesetzungen der Lehrstühle. Jüngst ins Leben gerufen wurde eine Lehrkanzel für germanistische Linguistik mit besonderer Berücksichtigung von Deutsch als Fremdsprache; der nominierte Professor nahm 1995 seine Tätigkeit auf. 1994 wurde die Institutsbibliothek gemäß Universitätsorganisationsgesetz zur Fachbibliothek für Germanistik. Der jährliche Bestandszuwachs - hauptsächlich Neuerscheinungen - beläuft sich auf ca. 1000 Bde. Seit September 1994 verwahrt das Institut das Archiv der Oswald-von-Wolkenstein-Gesellschaft, das weiterhin vermehrt wird.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Fachbibliothek umfaßt 45.000 Bde inklusive sämtlicher Nachlässe mit Ausnahme der Sammlung Prof. Himmels, die in einem eigenen Katalog erfaßt und außerdem im Hauptkatalog der Universitätsbibliothek enthalten ist. 10.192 Titel sind dem historischen Bestand zuzuzählen (Mehrfachexemplare und Zeitschriften inbegriffen). Aus dem 16. und 17. Jh liegen insgesamt 55 Werke vor, aus dem 18. Jh 1234 und aus dem 19. Jh 8328. Die Zahlenangaben basieren auf einer Titelzählung anhand der Kataloge.

2.2 Die meisten Bücher sind deutschsprachig. 91 Titel liegen in nordischen Sprachen vor, hinzu kommen 77 lateinische Textausgaben. Andere Sprachen sind nur vereinzelt vertreten.

Systematische Übersicht

2.3 Von insgesamt 5107 Textausgaben stammen 3724 aus dem 19. Jh, 941 aus dem 18. Jh, 35 aus dem 17. Jh und 3 aus dem 16. Jh. Daniel Casper von Lohensteins Großmütiger Feldherr Arminius Hermann (Leipzig 1689) zählt zu den ältesten Titeln. Werke Shakespeares, Lord Byrons, Montesquieus oder Voltaires sind in - z. T. frühen - Übersetzungen vorhanden (Shakespeares Schauspiele, Leipzig 1818; Lord Byrons sämtliche Werke, 1830; Des Herrn von Montesquieu Werk vom Geist der Gesetze, Wien 1799; Voltaires vorzüglichste Schriften, Wien 1810). Bei den Werken ohne Erscheinungsjahr (404) handelt es sich vielfach um Titel, die einer Reihe angehören. Auch sie sind größtenteils vor 1900 erschienen (z. B. Volksbibliothek Deutscher Klassiker, Deutscher Novellenschatz, Deutsche Nationalliteratur).

2.4 Besonders umfangreich ist - vor allem aufgrund des Seuffert-Nachlasses (s. o. 1.3) - das OEvre Wielands vertreten. 47 Gesamtausgaben (27 aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh) sowie 162 Einzelausgaben (84 aus dem 18. Jh und 57 aus dem 19. Jh) stehen der Forschung zur Verfügung. Ferner sind 12 Bibliographien und 69 Werke über Wieland vorhanden.

2.5 3034 sprach- und literaturwissenschaftliche Werke sind vor 1900 erschienen: 2812 im 19. Jh, 165 im 18. Jh und 12 im 17. Jh, z. B. Johann Christoph Wagenseils Von der Meister-Singer Origine (Altdorf 1647). 45 Werke enthalten keine Angabe des Druckjahres. An Bibliographien finden sich 24 aus dem 18. Jh und 235 aus dem 19. Jh. Von insgesamt 791 Biographien sind 44 im 18. Jh und 747 im 19. Jh erschienen. Weiters zählen 365 Lexika (2 aus dem 17. Jh, 27 aus dem 18. Jh und 336 aus dem 19. Jh) zum historischen Bestand.

2.6 Unter den 540 Zeitschriftentiteln (474 aus dem 19. Jh und 33 aus dem 18. Jh) befinden sich vollständige Reihen germanistischer Fachzeitschriften und literarische Beilagen zu Tageszeitungen. Erwähnt sei Der Teutsche Merkur (Weimar 1773-1810), der nahezu vollständig vorhanden ist.

Sondersammlungen

2.7 Die Nachlässe der Professoren Seuffert und Zwierzina sind im Katalog mit speziellen Signaturen gekennzeichnet. Der Seuffert-Nachlaß (s. o. 2.4) wird zur Gänze in einer eigenen Magazinabteilung aufbewahrt. Die von Prof. Zwierzina hinterlassenen Bücher und Zeitschriften sind im Arbeitsbereich Ältere Deutsche Sprache und Literatur untergebracht und in einem eigenen Katalog erfaßt. Er weist 651 vor 1900 erschienene Werke aus, davon entfallen 501 Titel auf Primär- und Sekundärliteratur. Justus Georg Schottels Von der Deutschen Haupt Sprache (Braunschweig 1663) ist ebenso vorhanden wie Caspar Stielers (Pseud. Spaten) Teutscher Sprachschatz (Nürnberg 1691) und Johann Schilters Thesaurus Antiquitatum Teutonicarum (Ulm 1727). Auch Die Legende der Heiligen Margaretha (Leipzig 1897) von Konrad Zwierzina ist noch erhalten, obwohl die Auflage mittels Aufkauf durch den Verfasser aus dem Verkehr gezogen wurde. Weiters enthält die Sammlung 11 Bibliographien, 71 Wörterbücher, 42 Biographien und Lexika sowie 26 Zeitschriftentitel.

3. KATALOGE

Autorenkatalog

[in Zettelform, mschr., nach PI]

Fachgruppenkatalog [in Zettelform, mschr.]

Inventarverzeichnis [in Buchform]

Zeitschriftenkatalog

Seit Herbst 1994 erfolgt die Katalogisierung mit EDV (System BIBOS).

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Leitner, Erich: Die neuere Deutsche Philologie an der Universität Graz 1851-1854. Ein Beitrag zur Geschichte der Germanistik in Österreich. Graz 1973 [zur Bibliothek passim]

Müller-Kampel, Beatrix; Müller, Reinhard: Vom Seminar für deutsche Philologie, Universität Graz, zum Institut für Germanistik, Karl-Franzens-Universität Graz. Katalog zur Ausstellung an der Universitätsbibliothek. Graz 1994 [zur Bibliothek passim]

Stand: Oktober 1995

Andrea Pregernig

Diana-Grazia Lauenberg


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.