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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek Geschichte

Adresse. Humboldtstr. 11, 07743 Jena [Karte]
Telefon. (03641) 6-3 65 24
Bibliothekssigel. <J 23>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. . Zweigbibliothek im universitären Bibliothekssystem ThULB, Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Allgemeine Geschichte einschließlich Historische Hilfswissenschaften, Historiographie, Rechts- und Verfassungsgeschichte, Kirchen- und Religionsgeschichte, Kultur- und Geistesgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. 2. Besonderes Sammelgebiet: Landes- und Stadtgeschichte Thüringens.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-20 Uhr, Freitag 9-16 Uhr; in der vorlesungsfreien Zeit: Montag bis Freitag 9-16 Uhr. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Zentrum (ca. 10 Minuten). Busverbindung vom Zentrum (Linie 16) bis Haltestelle August-Bebel-Straße. Vom Westbahnhof Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) Richtung Volkshaus über Klinikum Bachstraße zur B 7 (Humboldt-Straße). A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Lobeda.

1. BESTANDSGESCHICHTE

Allgemeinbestand

1.1 Der Aufbau einer geschichtswissenschaftlichen Präsenzbibliothek vollzog sich im Rahmen der von Johann Gustav Droysen (1808-1884) während seines Jenaer Ordinariats (1851-1859) erfolgten Gründung eines Historischen Seminars an der Philosophischen Fakultät. Durch den Aufbau einer fachwissenschaftlichen Freihandbibliothek versuchte Droysen, Lehre und Forschung auf dem Gebiet der alten, der neueren und der regionalen Geschichte zu verbessern. Dabei wurde er von Franz Xaver Wegele (1823-1897) unterstützt, ebenfalls Professor der Geschichte (1848-1857). Wegele befaßte sich intensiv mit der Landesgeschichte und war einer der Begründer des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde (gegr. 1852). Nach dem Weggang Droysens übernahm Adolf Wilhelm Schmidt (1812-1887) den Lehrstuhl. Sein besonderes Interesse galt der Französischen Revolution und der preußischen Geschichte (1785-1849). Umsichtig förderte er den weiteren Aufbau der Bibliothek, vor allem durch Ankäufe von Literatur zu den Vorlesungsschwerpunkten und Forschungsgebieten. Hinzu kamen kleinere Schenkungen.

1.2 Diese Tradition führte der Schmidt-Schüler Dietrich Schäfer (1845-1929) fort. Von 1877 bis 1885 war er Extraordinarius in Jena. Zugleich übte er die Funktion des Bibliothekars und Konservators im Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde aus. Im Rahmen seiner Forschungen zur Geschichte der Hanse und Dänemarks, später zum deutschen Mittelalter, erwarb er systematisch relevante Quellen- und Literaturbestände. In gewissem Umfange kam ihm bei der Literaturbeschaffung seine aktive und meist führende Mitgliedschaft in mehreren politischen Organisationen, u. a. im Alldeutschen Verband und in der Deutschen Kolonialgesellschaft, entgegen. Schäfer gehörte zu den Mitbegründern der Deutschen Vaterlandspartei. Er entwarf auch den Plan für die Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, die sein Schüler Otto Dobenecker (1859-1938) bearbeitete (Jena 1896-1939).

1.3 Mit Ottokar Lorenz (1832-1904) übernahm 1885 wiederum ein bedeutender Gelehrter den Lehrstuhl. Er wandte sich vornehmlich der Genealogie zu, was sich auf die spezifische Erweiterung der Bestände der Universitätsbibliothek und auch der Seminar-Bibliothek auswirkte. Nachfolger von Lorenz wurde Alexander Cartellieri (1867-1955), der bereits seit 1902 Extraordinarius war und als guter Kenner der mittelalterlichen französischen Geschichte galt. Gemeinsam mit Georg Mentz (1870-1943) bestimmte er von etwa 1890 bis 1935 maßgeblich die Geschichtswissenschaft in Jena und damit auch die Entwicklung der Seminar-Bibliothek. Cartellieri publizierte auch einige Arbeiten zur Geschichte Thüringens. Seine Privatbibliothek wurde von der Universitätsbibliothek erworben.

1.4 Friedrich Schneider (1887-1962) nahm mit seinen Forschungen zur mittelalterlichen deutschen und thüringischen Geschichte schon am Ende der Amtszeit von Cartellieri und Mentz regen Anteil an der weiteren Profilierung des Seminars und seiner Bibliothek. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren er und Hugo Preller (1886-1968), der sich unter den komplizierten Nachkriegsbedingungen besonders um die Beschaffung zeitgeschichtlicher Quellenliteratur bemühte, für die Sicherung und systematische Erweiterung der Buchbestände verantwortlich. Landeskundliche Abteilung Ehemalige Bibliothek der Anstalt für Geschichtliche Landeskunde (1937-1945)

1.5 Die Bibliothek der 1937 unter Leitung der Professoren Günther Franz (1902-1992) und Erich Maschke (1900-1982) eingerichteten Anstalt für Geschichtliche Landeskunde bildet einen Sonderbestand. Die Anstalt für Geschichtliche Landeskunde war im gleichen Jahr wie die Thüringische Historische Kommission unter dem Vorsitz des Direktors der Thüringischen Staatsarchive, Willy Flach (1903-1958), mit großzügiger Unterstützung durch die nationalsozialistische Regierung gegründet worden, um die Geschichte Thüringens eingehender zu erforschen und entsprechende Quellen zu bearbeiten und zu veröffentlichen. Das Arbeitsgebiet beider Einrichtungen waren das Land Thüringen in den Grenzen von 1920 und darüber hinaus das mit Thüringen jahrhundertelang verbundene Coburger Land, die preußischen Enklaven im Inneren der Region sowie im Nordosten eine Grenzzone mit einer Reihe preußischer Kreise.

1.6 Die Anstalt für Geschichtliche Landeskunde bemühte sich im engen Zusammenwirken mit der Bibliothek des Historischen Seminars um den raschen und systematischen Auf- und Ausbau einer eigenen landesgeschichtlichen Freihandbibliothek. Ihren Grundstock bildeten zunächst die 1937 aus der Bibliothek des Historischen Seminars (vorwiegend aus der Sachgebietsgruppe Geschichte der einzelnen Territorien, Landschaften und Orte) übernommenen landesgeschichtlichen Publikationen. Das kontinuierliche Anwachsen des Bestandes sicherten neben gezielten Ankäufen Legate unterschiedlichen Umfangs ( z. B. Landtagsprotokolle, Gesetzessammlungen, Staatshandbücher u. a. aus dem Bestand der ehemaligen Hofbibliotheken der thüringischen Kleinstaaten), Beleg- und Tauschexemplare (Zeitschriften, Jahrbücher, Mitteilungsblätter, Eigenveröffentlichungen) von den Geschichtsvereinen der Region und aus benachbarten Ländern und Provinzen sowie Geschenkexemplare von Gelehrten und Privatpersonen ( u. a. von Otto Dobenecker).

1.7 Nach der Zwangsschließung der Anstalt im Jahre 1945 ging die wertvolle Zeitschriften-, Quellen- und Literatursammlung 1946 als " Landeskundliche Abteilung" in den Bibliotheksbestand des Historischen Seminars bzw. des späteren Historischen Instituts über. Im Jahre 1977 wurde der Gesamtbestand der Landeskundlichen Abteilung neu strukturiert und katalogisiert (Verfasser- und Standortkatalog). Zeitschriftenreihen und die wichtigsten Sachgebiete wurden durch relevante Titel bis in die siebziger Jahre hinein bestmöglich ergänzt. Die Einarbeitung der z. Z. noch gesondert katalogisierten Spezialsammlung in den Gesamtkatalog der ThULB ist vorgesehen.

Weitere übernommene Bestände

1.8 Eine wertvolle Bereicherung, vor allem für den Studienbetrieb, erfuhr die Bibliothek im Sommer 1994 durch die Erwerbung von 9100 Bdn (einschließlich Katalog) von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Damit konnten die Erwerbungslücken der sechziger bis achtziger Jahre des 20. Jhs zur Zeitgeschichte zu einem guten Teil geschlossen werden.

1.9 Der Bestand konnte darüber hinaus durch zahlreiche Dubletten des Historischen Seminars der Universität Köln und Geschenke von Historischen Kommissionen, vornehmlich zur Landesgeschichte, vermehrt werden (ca. 1100 Bde; 20. Jh). Der Erlanger Historiker und Buchhändler Klaus Matthäus übereignete der Bibliothek seine über 700 Bde umfassende Sammlung zur fränkischen Landesgeschichte, die auch ältere Werke enthält und gegenwärtig in den Bestand eingearbeitet wird.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 62.000 Bdn, die in 82 Sachgruppen (davon 10 in der Landeskundlichen Abteilung) aufgestellt sind, umfaßt der historische Bestand einschließlich der Landeskundlichen Abteilung 3577 Titel (etwa 8000 Bde). Davon entfallen 6 Titel auf das 16. Jh, 26 auf das 17. Jh, 184 auf das 18. Jh und 3361 (94 Prozent) auf das 19. Jh.

2.2 Deutschsprachig sind 3132 Titel (87,5 Prozent des historischen Bestandes), 192 (5,4 Prozent) liegen in Französisch vor, 227 in Latein, 17 in Englisch und 9 in anderen europäischen Sprachen. Aus dem 16. Jh liegen 2 lateinische und 4 deutsche Titel vor, aus dem 17. Jh 19 deutsche, 6 lateinische und ein französischer, aus dem 18. Jh 130 deutsche, 34 lateinische, 19 französische und ein anderssprachiger, aus dem 19. Jh 2979 in Deutsch, 227 in Latein, 17 in Englisch, 192 in Französisch und 9 in anderen europäischen Sprachen.

Systematische Übersicht

Allgemeinbestand

2.3 Innerhalb der 16 Sachgruppen zu den Grundlagen der Geschichtswissenschaft und Geschichtsschreibung zählen zum historischen Bestand 269 Titel (7,5 Prozent). Sie verteilen sich auf Geschichte der Geschichtsschreibung, Geschichtsphilosophie, Gegenstand und Methoden der Geschichtswissenschaft (18 Titel), Archivwesen (3), Quellenkunde (17), Chronologie (3), Länderkunde, historische Geographie (2), Literaturgeschichte (einer), Kultur-, Geistes- und Kunstgeschichte (26), Wappen-, Siegel- und Münzkunde (2), Urkundenlehre (5), Allgemeine Weltgeschichte (11), Geschichte des Altertums (2), Militärgeschichte (2), Urkundenbücher, Chroniken (101) und Quellentexte (77).

2.4 Diese Sachgebiete enthalten relativ vollständig die für Lehre und Forschung relevanten Werke bedeutender Historiker. Dazu gehören zahlreiche Werke von Jenaer Ordinarien, u. a. die Grundzüge der Historik (Leipzig 1837) von Georg Gottfried Gervinus, der Grundriß der Historik (Leipzig 1882) von Johann Gustav Droysen, Das eigentliche Arbeitsgebiet der Geschichte (Jena 1883) von Dietrich Schäfer und dessen Geschichte und Kulturgeschichte (Jena 1891), Heinrich Treitschkes Lehr- und Wanderjahre 1834-1867 (München und Leipzig 1898) von Theodor Schiemann, Geschichte der deutschen Historiographie seit dem Auftreten des Humanismus (München und Leipzig 1885) von Franz Xaver Wegele und Die Geschichtswissenschaft in Hauptrichtungen und Aufgaben (Berlin 1886) von Ottokar Lorenz.

2.5 Hinzu kommen zeitgenössische Lexika, Enzyklopädien, Atlanten, Ortsverzeichnisse, Adreß- und Stadtbücher, darunter Johann Sass' Zur Kultur- und Sittengeschichte der sächsischen Kaiserzeit (Berlin 1892), Ernst Bernheims Geschichtsforschung und Geschichtsphilosophie (Göttingen 1890) und Das Jahr 1815, oder: Wie es vor 100 Jahren in der Welt aussah ( o. O. 1815).

2.6 Die Deutsche Geschichte, in 18 Sachgebietsgruppen nach Perioden und Territorien gegliedert, nimmt mit 899 Titeln (25,1 Prozent) den größten Raum ein. Das Sachgebiet Kirchengeschichte enthält u. a. die aus dem Nachlaß des Jenaer Geschichtsprofessors Heinz Herz (1907-1983) stammende Nouvelle traduction françoise de l'institution chrétienne de Jean Calvin (livre second, Bremen 1697). Erwähnenswert sind auch Heinrich Ludens Geschichte des deutschen Volkes (Gotha 1825-1837), Gustav Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit (Leipzig 1867) und Georg Gottfried Gervinus' Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts seit den Wiener Verträgen (Leipzig 1853-1866).

2.7 Unter zahlreichen Chroniken und umfangreicheren Quellenpublikationen sind Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis zum 16. Jh (Leipzig 1862-1931), Briefe und Akten zur Geschichte des 30jährigen Krieges (München 1870-1909), bearb. von Moritz Ritter u. a., die Politische Korrespondenz (Berlin 1879-1939) Friedrichs des Großen, Preußische Staatsschriften aus der Regierungszeit Friedrich II. (Berlin 1877-1892), hrsg. von Droysen u. a., sowie Aus Metternichs nachgelassenen Papieren ( Wien 1880-1884). Eine Quelle für die frühe Arbeiterbewegung ist Der Vorbote. Politische und sozialökonomische Zeitschrift. Zentralorgan der Sektionsgruppe deutscher Sprache der Internationalen Arbeiterassociation (Jg. 1-6, 1866-1871), hrsg. von Johann Philipp Becker. Die Gruppe enthält ferner Schriften von und über Luther, Thomas Müntzer, Ulrich von Hutten, Ulrich Zwingli, Ignatius von Loyola, Karl vom und zum Stein, Gerhard von Scharnhorst, Karl August Fürst von Hardenberg, August Graf Neidhardt von Gneisenau, Wilhelm von Humboldt, Fichte, Franz Hermann Schulze-Delitzsch, Leo Graf von Caprivi, Ernst Ludwig von Gerlach u. a. Eine Sammlung von Festschriften umfaßt 32 Titel, vorwiegend aus dem 19. Jh.

2.8 350 Titel (9,8 Prozent) in den 20 Sachgebietsgruppen zur Geschichte einzelner Länder und Staaten umfassen Quellen und Monographien zur Geschichte der Hanse, zur Geistes- und Kulturgeschichte des Späten Mittelalters, zum Freiheitskampf der Niederlande sowie zur Geschichte der Französischen Revolution. Die Geschichte Großbritanniens ist mit 32 Titeln vertreten, die der skandinavischen Staaten mit nur einem. Auf die Geschichte Belgiens und der Niederlande entfallen 128 Titel. Der Bestand zur Geschichte Frankreichs (112 Titel) hat seinen Schwerpunkt bei den Werken zur Französischen Revolution, darunter eine Werkausgabe des Abbé Gabriel Bonnot de Mably (Lyon 1792) und die Correspondance de Napoléon I. (Paris 1858-1869). Die Dreyfus-Affäre wird z. B. durch das Stenogramm der Verhandlungen im Prozeß gegen den Kapitän Dreyfus vor dem Kriegsgericht zu Rennes (Dresden 1899) dokumentiert.

2.9 Die Sammlung zur Geschichte Italiens (40 Titel) enthält Werkausgaben von Dante sowie Dante-Biographien und Sekundärliteratur, außerdem Darstellungen zur Geschichte von Florenz, Neapel, Genua und Venedig, darunter die Geschichte von Florenz (Berlin 1896-1927) von Robert Davidsohn und dessen Forschungen zur Geschichte von Florenz (Berlin 1876-1908), die auf Anregung der Jenaer Ordinarien und Danteforscher Wegele und Schneider entstanden sind. Hinzu kommen einzelne Titel zur Geschichte Spaniens und Portugals (4), des Vatikans (8), des Vorderen Orients, des byzantinischen Staates und der Kreuzzüge (3) u. a. Heinrich Sybels Geschichte des ersten Kreuzzuges (Leipzig 1884) -, Nordamerikas (2), Rußlands (15), des Baltikums und Polens (3) sowie des Balkans und des Donauraumes (2).

2.10 Die Gruppe Wirtschafts-, Sozial- und Siedlungsgeschichte umfaßt 25 Titel. Zur Rechtsgeschichte sind 9 Titel vorhanden, zur Verfassungsgeschichte 43, zur Staatslehre und politischen Theorie, Volks- und Volkstumskunde 41, darunter Heinrich Ludens Handbuch der Staatsweisheit (Jena 1811). Die Gruppe Geschichte der politischen Parteien und Vereinigungen (9 Titel) enthält überwiegend Lehr- und Handbücher.

2.11 Unter 225 großformatigen Quelleneditionen, Nachschlagewerken, Wörterbüchern, Wappenbüchern und genealogischen Tafeln und Atlanten befinden sich u. a. nahezu lückenlos die Editionen der Monumenta Germaniae Historica (1826 ff.), aber auch Veit Ludwig von Seckendorffs Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo (Leipzig 1694).

Landeskundliche Abteilung

2.12 Der geschlossene Teilbestand umfaßt 1707 Titel (47,7 Prozent des historischen Bestandes). Die Aufstellung in 10 Sachgruppen entspricht der Gliederung der früheren Bibliothek der Anstalt für Geschichtliche Landeskunde. Aus dem 16. Jh stammen 4 Titel, aus dem 17. Jh 21, aus dem 18. Jh 127 (7,5 Prozent) und aus dem 19. Jh 1555 (91,1 Prozent). Davon sind 1626 Titel in Deutsch (95,2 Prozent), 78 in Latein (4,6 Prozent) und 3 in Französisch. Lateinische Werke (17. Jh 4 Titel, 18. Jh 30, 19. Jh 44) sind vor allem Quellenpublikationen sowie rechtsgeschichtliche und allgemeinhistorische Schriften. In Französisch liegen 3 Titel aus dem 19. Jh vor.

2.13 Der Bestand an Zeitschriften und Jahrbüchern (476 Titel; 27,9 Prozent) umfaßt einen großen Teil der im 19. Jh im sächsisch-thüringischen Raum und darüber hinaus erschienenen regionalhistorischen Zeitschriften, Jahrbücher, Kalender und Almanache. Die Neue(n) Mitteilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen (1, 1834 ff.) gab der Thüringisch-Sächsische Verein für Erforschung des vaterländischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale in Halle heraus. Weiter sind u. a. vorhanden Ludwig Bechsteins Deutsches Museum für Geschichte, Literatur, Kunst und Alterthumsforschung (1, 1842 ff.); das Archiv des Hennebergischen Alterthumsforschenden Vereins (4-5, 1842-1845); die Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde (1, Jena 1852 ff.); die Neujahrsblätter (1, 1877 ff.), hrsg. von der Historischen Commission der Provinz Sachsen; die Deutschen Geschichtsblätter (1, 1900 ff.), eine Monatsschrift zur Förderung der Landesgeschichtlichen Forschung, hrsg. von Armin Tille; Saxonia, Museum für Sächsische Vaterlandskunde (1-5, 1835-1841); das Leipziger Archiv für die Sächsische Geschichte (1, 1863-N. F. 6, 1900), fortgeführt als Neues Archiv für die Sächsische Geschichte (1-21, 1880-1900); die Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte (1-14, 1882-1899), hrsg. von Franz Dibelius und Gotthard Lechler. Daran schließt sich eine Reihe von regionalen und regionalkundlichen Zeitschriften an.

2.14 Quellenpublikationen umfassen 134 Titel (7,9 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 2, 18. Jh 16, 19. Jh 115), darunter Quellenwerke zur Geschichte der thüringischen Territorien (83 in Deutsch, 51 in Latein) sowie Amts- und Verordnungsblätter, Weistumspublikationen, Landesordnungen, Gesetzessammlungen und Regesten zur Orts- und Familiengeschichte. Beispiele sind Karl Herrmanns Bibliotheca Erfurtina. Erfurt in seinen Geschichts- und Bildwerken (Erfurt 1863), das Amts- und Verordnungsblatt Reuß jüngere Linie (Gera 1893-1895), Origines Doringicae sive Monumenta solvorum in Doringia investigata (Naumburg 1706), Der Fürstlichen Graffschafft Hennenbergk Landes-Ordnung v. 1. 1. 1539 ( o. O.) und Johannes Schmidts Ältere und neuere Gesetze, Ordnungen und Circular-Befehle für das Fürstenthum Weimar und für die Jenaische Landes-Portion (Jena 1800-1804).

2.15 Bibliographien, Nachschlagewerke, Kataloge und Verzeichnisse, Burgen- und Sagenbücher belaufen sich auf 55 deutschsprachige Titel (3,2 Prozent; 18. Jh 7, 19. Jh 48). Hervorzuheben sind neben den gängigen Literatur- und Quellenübersichten u. a. Friedrich August Gottlob Schumanns Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen (Zwickau 1814-1833). Weiterhin liegen verschiedene Ortsverzeichnisse sowie Behörden- und Statistikhandbücher der thüringischen Kleinstaaten vor, u. a. Carl Heinrich von Roemers Staatsrecht und Statistik des Churfürstenthums Sachsen und der dabey befindlichen Lande (Halle 1787-1803), das Handbuch des Herzoglich Sächsisch-Altenburgischen Privatrechts, bearb. von Christoph August Hesse (Altenburg 1841), Moritz Brueckners Handbuch des Herzoglich Sachsen-Gothaischen Privatrechts (Gotha 1830) und die Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimar 1864). Hinzu kommen Werke wie Walther Lotz' Katalog der Herzoglichen Landesbibliothek in Altenburg (Altenburg 1872-1873) oder Adolf Brinckmanns Die Burganlagen bei Zeitz in tausendjähriger Entwicklung (Halle 1896).

2.16 Zur Ortsgeschichte liegen 308 Titel vor (18 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 23, 19. Jh 284), davon 296 in Deutsch und 12 in Latein. Neben den sächsisch-thüringischen Gemeinden werden einige Orte aus dem benachbarten fränkischen, hessischen und anhaltinischen Raum behandelt. Im Gesamtbestand sind insgesamt 332 Orte vertreten. Die Sammlungen zu Altenburg, Apolda, Arnstadt, Bürgel, Camburg, Dornburg, Eisenach, Eisenberg, Erfurt, Gera, Gotha, Hildburghausen, Jena, Kahla, Meiningen, Mühlhausen, Naumburg, Paulinzella, Plauen, Pößneck, Reinhardsbrunn, Römhild, Saalfeld, Schleiz, Schleusingen, Schulpforta, Schwarzburg, Stadtroda, Wasungen, Weida, Weimar und Zeitz enthalten Publikationen orts- und teilweise auch firmengeschichtlicher Forschungen, z. B. Johann Constantin Kronfelds Geschichte und Beschreibung der Fabrik- und Handelsstadt Apolda und deren nächster Umgebung (Apolda 1871) oder Ernst Piltz' Über die industriellen und gewerblichen Verhältnisse der Stadt Jena und ihrer näheren Umgegend (Jena 1895-1896). Den akademischen Bereich betreffen Werke wie Max Schneiders Die Gelehrtenbriefe der Gothaer Gymnasialbibliothek aus dem 16. und 17. Jahrhundert (Gotha 1897).

2.17 Die Urkundenbücher beziehen sich u. a. auf Arnstadt, Erfurt und Fulda. Erwähnenswert ist auch das Urkundenbuch von Stadt und Kloster Bürgel (Gotha 1895). Vorhanden ist die von Wilhelm Rein herausgegebene Geschichte und Beschreibung der thüringischen Klöster, Thuringia sacra (Weimar 1863-1865). Unter den Regesten sind u. a. die der Grafen von Orlamünde, der Vögte von Weida, Gera und Plauen, der Klöster Paulinzella und Pforta. Hinzuweisen ist auch auf Ortssatzungen, z. B. die Weimarische Stadt-Ordnung (Weimar 1811), und auf Polizei-, Feuer- und Bauordnungen (vor allem im Bestand Saalfeld) sowie auf zahlreiche Schulschriften.

2.18 Die Gruppe Allgemeines zur thüringischen Geschichte und zur Geschichte benachbarter außerthüringischer Regionen umfaßt 522 Titel (30,6 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 11, 18. Jh 58, 19. Jh 451), davon 507 in deutscher, 14 in lateinischer und einer in französischer Sprache. Es handelt sich um Quellenmaterial zur Erforschung der thüringischen Geschichte. Anzuführen sind die Protokolle der Landtage in den Thüringer Kleinstaaten, z. B. die Verhandlungen des zu Weimar versammelten Landtages im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1839-1918). Unter den Regierungs- und Wochenblättern sind das Regierungsblatt für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1837-1918), ein Privilegiertes Jenaisches Wochenblatt auf das Jahr 1849 und ein Weimarisches offizielles Wochenblatt (1809-1829).

2.19 Vorhanden sind auch Gesetzessammlungen und entsprechende Repertorien, Gerichts-, Pro zeß-, Gemeinde- und Landesordnungen. Die Gesetzessammlung von Sachsen-Altenburg ist für die Jahre von 1821 bis 1916 im Bestand, Repertorien über Weimarer Gesetze für die Jahre 1700 bis 1782 (Jena 1783) und 1811 bis 1863 (Jena 1866). Die Gothaer Fürstliche Sächsische Landesordnung wurde 1695 durch Christoph Reyher gedruckt und verlegt, die Gothaer Gerichts- und Prozeßordnungen erschienen 1776. Eine repräsentative Auswahl von Hof- und Staatshandbüchern sowie Hof- und Adreßkalendern aus den thüringischen Kleinstaaten steht zur Verfügung, z. B. das Hof- und Staatshandbuch von Sachsen-Meiningen (Ausgaben von 1838, 1853, 1861, 1864, 1874, 1877, 1885 und 1900) und der Hof- und Adreßkalender von Sachsen-Gotha-Altenburg von 1752. Hinzu kommen eine Reihe von Biographien, meist mit regionalem Bezug.

2.20 Unter den Chroniken oder Werken zur politischen Geschichte und Geographie Thüringens befinden sich Caspar Sagittarius' Antiquitates gentilismi et christianismi Thuringici (Jena 1685), Johann Christoph Olearius' Rerum Thuringicarum syntagma = Allerhand denkwürdige thüringische Historien und Chroniken (Frankfurt und Leipzig 1704-1707), Johann Ludwig Heims Hennebergische Chronica (Meiningen 1762), Johann Georg August Gallettis Geschichte Thüringens (Gotha und Dessau 1782-1785), Friedrich Majors Chronik des Hauses der Reussen von Plauen (Weimar 1811), Ferdinand Wachters Thüringische und Obersächsische Geschichte bis zum Anfalle Thüringens an die Markgrafen von Meißen im Jahre 1247 (Leipzig 1826) sowie Heinrich Doerings Der Thüringer Chronik (Erfurt 1842).

2.21 Zur Landeskunde liegen u. a. vor Georg Brückners Landeskunde des Herzogtums Meiningen (Meiningen 1851-1853) und dessen Volks- und Landeskunde des Fürstentums Reuß j. L. (Gera 1870), Johann Constantin Kronfelds Heimatkunde von Thüringen und dessen nächster Umgebung (Jena 1861), die Landeskunde des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach (Weimar 1878-1879) und Berthold Sigismunds Landeskunde des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (Rudolstadt 1862-1863). Beispiele zur Statistik sind Johann Gerhard Gruners Historisch-statistische Beschreibung des Fürstentums Coburg nebst Saalfelder Anteils (Coburg 1783-1793) und ein Geographisch-statistischer Abriß der Länder des Hauses Sachsen Ernestinischer Linie (Weimar 1819) von [Karl Ernst Adolf von Hoff]. Überdies liegen zu einzelnen thüringischen Territorien oder Fürstentümern landeskundlich-historische Darstellungen vor.

2.22 Der historische Bestand zur Wirtschafts-, Sozial-, Rechts-, Kultur-, Kirchen-, Schulgeschichte und Volkskunde Mitteldeutschlands umfaßt 196 Titel (11,5 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 7, 18. Jh 23, 19. Jh 165). Davon sind 193 deutschsprachig, einer ist lateinisch und 2 sind französisch. Im Bestand befinden sich das Opus decisionum illustrium Saxonicarum (Leipzig 1660) des Leipziger Juristen Benedict Carpzov, der Codex Augusteus Oder Neuvermehrtes Corpus Juris Saxonici (Leipzig 1724) von Johann Christian Luenig und die Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer in Chur-Sächsischen und angräntzenden Landen (Leipzig 1727-1736) von Valentin König. Eine 16 Titel umfassende Schenkung eines Laienhistorikers zur Geschichte der Arbeiterbewegung im 19. Jh (vorwiegend Protokoll- und Memoirenbände) ist separat aufgestellt.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [in Zettelform, nach PI]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenem System]

Die Bestände werden in den OPAC ThULB eingearbeitet.

Stand: März 1996

Erhard Wörfel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.