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Bibliothek des Städtischen Gymnasiums Dionysianum

Adresse. Anton-Führer-Str. 2, 4440 Rheine [Karte]
Telefon. (05971) 5 10 16

Unterhaltsträger. Stadt Rheine
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Anmeldung.

Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Fußwegnähe vom Bahnhof. A 1, Ausfahrt Greven.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Zusammenhang mit einem Klosterneubau fanden 1658 auch Verhandlungen mit den Franziskaner-Observanten in Rheine über die Errichtung eines Gymnasiums statt. Am 14. September 1658 gab der damalige Landesherr, Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen, seine Genegung dazu. Aufgrund seiner Verfügung faßten die Definitoren des Ordens am 5. November 1658 den Beschluß, eine Schule bis zur Syntaxis einschließlich einzurichten. Ob die Franziskaner tatsächlich bereits 1659 mit dem Unterricht begannen oder erst 1660 nach der Einweihung ihres Klosters, ist unbekannt. Am 29. Juli 1675 schlossen dann die städtischen Behörden mit den Franziskanern einen Vertrag, worin diese sich verpflichteten, eine höhere Lehranstalt mit allen Klassen zu errichten. Im Herbst 1675 wurde das Gymnasium von den Franziskanern eröffnet; es bestand unter ihrer Leitung bis 1812 fort. Von 1812 bis 1861 wurde es als Lateinische Schule und als Progymnasium, seit 1861 wieder als vollständiges Gymnasium fortgeführt. Über die Entwicklung des Gymnasiums im 18. Jh liegen nur spärliche Nachrichten vor. Im Zusammenhang mit der Schulreform von 1771, veranlaßt durch die Fürstenbergische Schulordnung von 1770, fand eine für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich reiche Vermehrung des Bestandes der Schulbibliothek statt. Nachrichten darüber finden sich im Catalogus Studiosorum Gymnasii Dionysiani Reformati anno 1676. Dieser Catalogus enthält im zweiten Band (1707-1819) auch ein Verzeichnis der angeschafften Bücher. Während es bis 1769 fast ausschließlich theologische Werke oder lateinische Schulschriftsteller sind, finden sich seit 1770 erstmals auch mathematische, geographische und deutsche Lehrbücher im Catalogus verzeichnet.

1.2 Als aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses die Klöster aufgehoben wurden, blieben die Bettelorden zunächst wohl wegen ihres geringen Besitzes verschont. Doch dann wurde durch ein Dekret Napoleons vom 14. November 1811 auch das Franziskanerkloster in Rheine aufgehoben. Das Klosterinventar, u. a. auch die Bibliothek, wurde beschlagnahmt und in eine Scheune des nahegelegenen Metelen geschafft. 1814 legte der dortige Domänenrentmeister ein Inventarverzeichnis von rund 800 theologischen Büchern aus den Klöstern Rheine und Coesfeld an. Als 1829 die Königliche Regierung in Münster zur Berichterstattung über den Verbleib der Bücher aufforderte, stellte sich heraus, daß nur noch 377 vorhanden waren. Daraufhin wählte der damalige Direktor des Coesfelder Gymnasiums 56 Bde für seine Schulbibliothek aus, die übrigen 321 Bde wanderten 1830 in die Universitätsbibliothek Münster, wo ein Teil verblieb, während der Rest zugunsten des Bibliotheksfonds verkauft wurde. Von 1818 bis 1823 erfolgte die Umgestaltung des Rheiner Schulwesens unter preußischer Herrschaft. Die Stadt war arm, die finanziellen Zuwendungen an die Schule hielten sich in engen Grenzen. 1821 gewährte die Regierung Mittel zur Errichtung einer kleinen Bibliothek.

1.3 Das Progymnasium (1823-1861) litt unter schlechten Finanzverhältnissen, an eine nennenswerte Erweiterung der Bibliotheksbestände war nicht zu denken. 1899 schrieb der damalige Gymnasialdirektor an das Kultusministerium in Berlin: " Die Lehrerbibliothek ist mäßigen Umfangs und enthält keine bemerkenswerten Bestände" eine Einschätzung, die man heute kaum mehr teilen kann.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek besitzt 71 Bücher aus der Zeit vor 1800. Aus der ersten Hälfte des 17. Jhs stammen 2 Werke, aus der zweiten Hälfte 3; aus der ersten Hälfte des 18. Jhs 6 und aus der zweiten Hälfte 60. Aus dem 19. Jh stammen ca. 1200 Werke, davon ca. 200 aus der ersten Hälfte.

2.2 Sprachlich überwiegt bis 1800 das Lateinische mit ca. 50 Prozent; der Rest verteilt sich auf Deutsch und Niederländisch sowie Griechisch. Systematische Übersicht

2.3 Die theologische Literatur umfaßt vor allem die Gebiete Kirchengeschichte, christliche Erziehung und Textausgaben (rund 50 Titel aus dem 19. Jh); erwähnenswert ist ein handgeschriebenes Graduale von 1694 aus dem ehemaligen Franziskanerkloster.

2.4 An Enzyklopädien und allgemeinen Literaturgeschichten enthält die Bibliothek 10 Titel. Die Gruppe Philosophie umfaßt 24 Titel, vornehmlich zur Philosophiegeschichte und zur Logik. Die Abteilung Pädagogik ist mit 30 Titeln bescheiden ausgestattet. Zudem sind 55 Bde des Amtsblattes der Königlichen Regierung in Münster (1833-1899) vorhanden.

2.5 Die Allgemeine Sprachwissenschaft ist lediglich mit 5 Titeln vertreten. Die klassische Philologie ist mit rund 400 Titeln die größte Gruppe des Bestandes (213 Titel beziehen sich auf die griechische, 181 auf die lateinische Philologie). An Einzelausgaben der griechischen Schriftsteller und der Kommentare zu ihnen sind 170 Titel vorhanden, an griechischer Literaturgeschichte 15 Titel, Grammatiken 4 Titel, Rhetorik und Metrik 24 Titel. Dazu kommen ca. 50 Schulausgaben. Bei den lateinischen Schriftstellern finden sich 146 Textausgaben und Kommentare, 25 Titel zur Literaturgeschichte, 6 Grammatiken sowie 4 Lexika, darunter Ambrosius Calepinus, Dictionarium (1656). Hinzu kommen ebenfalls etwa 50 Schulausgaben. Bei den Neueren Sprachen entfallen 189 Titel auf die deutsche Sprache und Literatur, 27 auf die französische, 13 auf die englische Literatur.

2.6 Zur Geschichte sind 157 Titel vorhanden, 26 zur Griechischen und Römischen Geschichte, 18 zum Mittelalter, 91 zur Neueren Geschichte, 12 zur Preußischen Geschichte, 3 zur Westfälischen sowie 7 Quelleneditionen. Unter Allgemeiner Kulturgeschichte sind 53 Titel zu verzeichnen. Die Erdkunde ist mit 126 Titeln vertreten. Erwähnenswert hier einige alte Atlanten, so Ortelius Theatrum Orbis Terrarum (1624); die Geographia Blauiana (1650 ff.) sowie J. B. Homann, Großer Atlas (1753).

2.7 Zur Mathematik sind 60 Titel vorhanden. Von den Naturwissenschaften ist die Physik mit 11, die Biologie mit 25 Titeln vertreten, von letzteren stammen 3 aus dem 18. Jh.

3. KATALOGE

Bandkatalog

[hschr., von den jeweiligen Bibliothekaren geführt; unzureichend]

Zur Zeit werden die Bestände computermäßig erfaßt.

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalische Unterlagen über die Bestandsgeschichte liegen nicht vor. Vereinzelte Hinweise auf Zugänge finden sich in den Jahresberichten über das Gymnasium Dionysianum (1861 ff.).

4.2 Darstellungen

zur Institution Grosfeld, Peter: Festschrift zur 200jährigen Feier des Bestehens. Münster 1875

Führer, Anton: Geschichte des Gymnasiums Dionysianum in Rheine. Festschrift zum 250jährigen Bestehen. Münster 1909

Führer, Anton: Beiträge zur Geschichte des Franziskanerklosters Rheine. Rheine 1911 Kriegschronik (1939-1947). Rheine 1948

Festschrift des Gymnasium Dionysianum in Rheine. Rheine 1959

Tönsmeyer, Josef: Schulgeschichte von Stadt und Amt Rheine. Rheine 1973 Festschrift des Gymnasium Dionysianum (zum 325jährigen Bestehen). Rheine 1984

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Krakhecken, Maria: Alte Atlanten aus der Gymnasialbibliothek. In: Festschrift des Gymnasium Dionysianum. Rheine 1959, S. 208-220

Henkel, Günter: Ein Graduale aus dem ehemaligen Franziskanerkloster. In: Festschrift des Gymnasium Dionysianum (zum 325-jährigen Bestehen). Rheine 1984, S. 96-105

Stand: Juni 1989

Günter Henkel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.