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Bibliothek des Gymnasiums Nepomucenum

Adresse. Holtwicker Str. 8, 4420 Coesfeld [Karte]
Telefon. (02541) 5221

Unterhaltsträger. Stadt Coesfeld
Funktion. Verwaltung der Altbestände des Gymnasiums.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt. Benutzungsmöglichkeiten. Nach schriftlicher oder telefonischer Anmeldung; nicht während der Schulferien. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erbeten. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten). Schülerbus ab Bahnhof. A 43, Ausfahrt Coesfeld/Dülmen; B 474.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1627 wurde das heutige Gymnasium Nepomucenum Coesfeld als Jesuitenkolleg gegründet. Besitzvermerke lassen erkennen, daß von Anfang an Bücher gesammelt wurden; von einem regelmäßigen Etat ist jedoch nichts bekannt. 1696 schenkte der damalige Rektor Caspar Hulsmann anläßlich seiner Amtsniederlegung dem Jesuitenkolleg 200 Taler und verfügte, daß die Zinsen für die Erweiterung der Schulbibliothek verwendet werden sollten. Ein handschriftlicher Katalog aus dem Jahre 1707 verzeichnet bereits 2042 Bde.

1.2 Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde die Schule von Franziskanern übernommen, doch verlor sie schnell an Ansehen und Bedeutung. Der wertvollste Teil der Schulbibliothek wurde nach Münster gebracht und wohl auf andere Bibliotheken verteilt, jedoch ist heute in keiner Bibliothek in Münster eine größere Anzahl von Büchern mit Coesfelder Besitzvermerken bekannt. Der verbliebene Rest wurde bei den alljährlichen Preisverleihungen der Schule verschenkt.

1.3 Im Jahre 1821 wurde die Anstalt zum Progymnasium, 1828 zum Königlichen Gymnasium erhoben und erlebte, besonders unter ihrem Direktor Bernhard Soekeland (1828-1845), einen neuen Aufschwung, der auch der Bibliothek zugute kam, da Soekeland erfolgreich für die Schule, die wissenschaftlichen Sammlungen und die Bibliothek warb. Der Buchbestand vermehrte sich kontinuierlich (1834: 1407 Bde; 1846: 1854 Bde) durch Neuanschaffungen, Zuweisungen des Provinzialschulkollegiums und vor allem durch Schenkungen und Nachlässe (u. a. auch aus der gänzlich zerstreuten Bibliothek von Friedrich Jacobi). Die Liste der Spender wurde in den Jahresberichten der Schule veröffentlicht. Um 1830 wurde in Coesfeld ein Leseverein gegründet, nach gemeinsamer Lektüre gingen die Bücher in den Besitz der Schulbibliothek über.

1.4 Während des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren (1945/1947) ging ca. ein Viertel des Bestandes verloren. Nach dem Umzug der Schule in ein neues Gebäude (1977) war eine Neukatalogisierung des Buchbestandes erforderlich; daher wurde die Bibliothek in den Jahren 1981 bis 1985 neu geordnet. Der Altbestand (Erscheinungsjahr bis 1945 einschließlich) wurde von der aktuellen Lehrerbibliothek getrennt und in einem gesonderten Raum nach dem Muster der Schulbibliothek aus dem 19. Jh aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Beschreibung folgt dem handschriftlichen systematischen Katalog von 1857, in den bis ca. 1960 Nachträge eingearbeitet wurden. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek des Gymnasiums besitzt 2475 Titel aus der Zeit vor 1900, davon 1 Inkunabel, 13 Titel aus der ersten Hälfte des 16. Jhs; 21 Titel aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs; 28 Titel aus der ersten Hälfte des 17. Jhs; 43 Titel aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs; 60 Titel aus der ersten Hälfte des 18. Jhs; 19 Titel aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs; ca. 1180 Titel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und ca. 890 Titel aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Sprachlich überwiegt das Deutsche (ca. 1900 Titel), doch sind auch der lateinische (458 Titel) und griechische Anteil (56 Titel) noch erwähnenswert. Moderne Fremdsprachen sind nur schwach vertreten. Systematische Übersicht

2.3 Bei Theologie und Religionswissenschaft (ca. 100 Titel, überwiegend 18. und 19. Jh) findet sich neben Kirchengeschichte sowie Lehr- und Handbüchern vor allem dogmatische Literatur (von Katholiken und auch von reformierten Autoren), daneben naturphilosophische Werke (Auseinandersetzungen mit naturwissenschaftlich orientierter Weltsicht.) Bei Philosophie und Psychologie (25 Titel) finden sich nur wenig relevante Titel, dagegen ist die Pädagogik (ca. 100 Titel, überwiegend 19. Jh) neben theoretischen Abhandlungen und gedruckten Verordnungen vor allem mit praktisch orientierter Literatur bestückt, besonders zum Turnwesen und zum Turnunterricht. Die Schönen Künste (ca. 50 Titel) enthalten vor allem kunsttheoretische Abhandlungen, daneben Lehrbücher zur Rhetorik, Stilistik sowie Gesamtdarstellungen zur Architektur.

2.4 Die Naturwissenschaften (85 Titel zur Zoologie, Biologie, Geologie und Botanik, zum Teil in älteren illustrierten Ausgaben, sonst überwiegend aus dem 19. Jh) umfassen allgemeine Naturbeschreibungen (auch unter regionalen Gesichtspunkten: z. B. van der Marck), ca. 60 Titel Physik, Chemie (vorwiegend Hand- und Lehrbücher), Astronomie und angewandte Naturwissenschaften (z. B. Prechtls Technologische Encyklopädie) sowie eine Anzahl (ca. 80 Titel) mathematischer Lehrbücher. Bei der Topographie und Geographie (ca. 125 Titel) findet sich neben Handbüchern zur Geographie Griechenlands und Roms eine größere Anzahl von Reisebeschreibungen des 19. Jhs (vor allem Entdeckungsreisen).

2.5 Mit ca. 460 Titeln bildet die Literatur zur Geschichte die umfangreichste Gruppe (Schwerpunkt in der ersten Hälfte des 19. Jhs; doch sind auch die Titel aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs in repräsentativer Auswahl vertreten). Bei der alten Geschichte überwiegen die Standardwerke und Gesamtdarstellungen; dazu gibt es vereinzelt Literatur zu den Germanenkriegen und zur germanischen Frühgeschichte sowie zu den römisch-germanischen Beziehungen (Varusschlacht). Bei mittelalterlicher und neuerer Geschichte überwiegt die Literatur mit lokalem und regionalem Bezug (vor allem Johann Heinrich Niesert). Unter den Westfalica befinden sich viele Stadtgeschichten, gedruckte Chroniken, Literatur zur Gerichtsbarkeit und gedruckte Regierungsverordnungen, außerdem Biographien und Memoirenliteratur, einschließlich populärer Darstellungen von Regenten und Feldherren sowie Literatur zu den Befreiungskriegen und zum Deutsch-Französischen Krieg.

2.6 Bei den Ausgaben Klassischer Autoren sind die ältesten Werke der Bibliothek anzutreffen (u. a. die einzige Inkunabel). Die griechischen Schulautoren des 18. und 19. Jhs (ca. 200 Titel, vor allem Homer, Platon, Sophokles, Thukydides und Xenophon) sind ebenso wie die lateinischen (ca. 260 Titel, vor allem Caesar, Cicero, Horaz, Tacitus und Vergil) in repräsentativer Auswahl vorhanden. Daneben finden sich Grammatiken, Sprachlehren, Wörterbücher und Übersetzungsübungen sowie Kulturgeschichten der griechisch-römischen Welt (ca. 260 Titel).

2.7 Die alt- und mittelhochdeutsche Literatur (ca. 50 Titel) ist in den gängigen Ausgaben des 19. Jhs vorhanden. Bei der neueren Literatur (ca. 90 Titel) sind vor allem Klassiker (oft in Lesebuchausgaben) vertreten, während die romantische Literatur weitgehend fehlt. Grammatiken und Sprachlehren, Übungsbücher, Literaturgeschichten sowie " vaterländische" Lesebücher (ca. 130 Titel) schließen sich an. Aus der ehemaligen Lesegesellschaft (s. o. 1.3) stammt der größte Teil an Unterhaltungsliteratur und gehobener Belletristik (ca. 130 Titel, fast ausschließlich aus der ersten Hälfte des 19. Jhs). Hier finden sich nocls einige allgemeine Titel zur Kulturgeschichte.

2.8 Neben den modernen Fremdsprachen (ca. 90 Titel), die den Schulkanon des 19. Jhs widerspiegeln, sind noch einige allgemeine Literaturzeitschriften und Intelligenzblätter, Sammlungskataloge, Biographien, Autobiographien und gedruckte Briefe sowie Literatur zu den Auseinandersetzungen von Staat und Kirche in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jhs, vor allem zu den " Kölner Wirren" und zum Hermesianismusstreit zu erwähnen. Einige Titel (darunter auch Hss.) zur Kirchenmusik und Chorbücher schließen sich an.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Mit Hilfe von Titelblattkopien wurden zwei Kataloge angelegt. Sie verzeichnen den Bestand bis zum Erscheinungsjahr 1945.

Alphabetischer Katalog [mechanische Wortfolge]

Systematischer Katalog

[nach dem Schema der Stadtbücherei Duisburg, außerdem Stich- und Schlagwortregister]

Alphabetischer Katalog der Periodica

Die Negative der Titelblattkopien sind nach laufender Nummer abgelegt und können dem Benutzer zur Verfügung gestellt werden.

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus librorum Bibliothecae Collegii hujus, confectus Anno 1707, postquam eodem libri in classes suas essent distributi

[hschr. Katalog aus dem Jahre 1707. Verzeichnet 2043 Bde in einem alphabetischen und einem sachlichen Teil.]

Marx, Christoph: Catalog der Bibliothek des Gymnasiums in Coesfeld 1853 [Bandkatalog in 15 Sachgruppen, innerhalb der Sachgruppe wurde nach laufender Nummer weitergeführt bis ca. 1960]

Katalog der Bibliothek des Gymnasiums in Coesfeld 1857

[Zweitschrift des o. g. Kataloges. Eintragungen bis ca. 1930]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Buchhändler-, Buchbinderconto. I 1869-[ca. 1926] Buchhändler-, Buchbinderconto. II 1869-1930

Katalog der Schülerbibliothek des Gymnasiums zu Coesgeld. 1893-[ca. 1911]

Katalog der Schülerbibliothek des Gymnasiums zu Coesfeld. 1893-[ca. 1924]

Bücher für dürftge Schüler am Gymnasium zu Coesfeld. [ca. 1850-1900]

Katalog der Bibliotheca pauperum des Gymnasiums zu Coesfeld. 1893-[ca. 1914]

4.2 Darstellungen

zur Institution Jahresberichte über das Königliche Gymnasium in Koesfeld 1822 Neumüllers, Otto (Hrsg.): 300 Jahre Coesfelder Gymnasium. Festschrift zum Doppeljubiläum. Coesfeld 1928

Marx, Christoph: Geschichte des Gymnasiums in Coesfeld. Coesfeld 1829

Soekeland, Bernhard: Geschichte der Stadt Coesfeld. Coesfeld 1939

Marwedel, Ulrich (Hrsg.): 350 Jahre Gymnasium Nepomucenum Coesfeld. Festschrift zu den Doppelfeiern. Coesfeld 1978 Gymnasium Nepomucenum Coesfeld. Jahresbericht. N. F. Nr. 1 (1978 ff.)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Haller, Bertram: Der Coesfelder Bibliothekskatalog aus dem Jahre 1707. In: Gymnasium Nepomucenum. Jahresbericht. N. F. 7 (1984) S. 92-99

Meisner, Christina: Die Druckkunst verändert die Welt. Ausstellungskatalog. Coesfeld 1984

Stand: Oktober 1988

Reinhard Feldmann

Christina Meisner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.