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Alte Lehrerbibliothek des Gymnasiums Petrinum

Adresse. Herzogswall 29, 4350 Recklinghausen [Karte]
Telefon. (02361) 587-713

Unterhaltsträger. Stadt Recklinghausen
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt. Benutzungsmöglichkeiten. Nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (10 Minuten). A 2, Ausfahrt Recklinghausen; A 43, Ausfahrt Recklinghausen, B 51. Parkplatz und Parkhaus in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die alte Lehrerbibliothek am Gymnasium Petrinum ist in erster Linie eine Schöpfung des 19. Jhs. Ihr Grundstein wurde von Dr. Wüllner gelegt, der von 1829 bis 1832 als erster Direktor des Gymnasiums amtierte. Mit Hilfe einer Stiftung des Herzogs von Arenberg in Höhe von 600 Rtl. erwarb er ca. 350 Bde. Daneben gab es ältere Bestände, die aber erst später mit der Bibliothek vereinigt worden sind: Aus der Klosterbibliothek der Franziskaner, die bis 1820 die Lateinschule in Recklinghausen betrieben, sind vor allem theologische Werke durch Kauf oder Schenkung ans Gymnasium gekommen. Eine genaue Identifikation ist heute nicht mehr möglich. Aus der " Vestischen Schulbibliothek", die 1798 im Zuge der Bemühungen um eine Schulreform im Vest Recklinghausen entstanden war, kamen 12 heute noch an entsprechenden Markierungen erkennbare Bücher in die Gymnasialbibliothek. Aus der Bibliothek des Progymnasiums (1822-1829), die vor allem durch Schenkungen des Königlichen Konsistoriums in Münster ausgestattet wurde, sind einige Dutzend Bde übernommen worden.

1.2 Vor allem in den ersten beiden Jahrzehnten des jungen Gymnasiums wurde die Bibliothek durch Schenkungen ausgebaut. Für das Jahr 1839 wird ein Bestand von ca. 1800 Titeln angegeben, für 1900 wird die Zahl von ca. 5800 Bdn genannt. In dem 1910 gedruckten Katalog sind etwa 7000 Bde verzeichnet (s. u. 3.1).

1.3 Seit dem Umzug der Schule in den ersten Neubau 1911 befindet sich die Bibliothek an ihrem heutigen Standort. Damals wurde eine der aktuellen Nutzung zugedachte Unterrichts- und Handbibliothek abgetrennt und an anderem Ort aufgebaut. Diese Unterscheidung ist bis heute erhalten geblieben. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Schulgebäude und Bibliotheksraum durch Bomben beschädigt. In der Folgezeit wurde eine Anzahl von Büchern entwendet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die alte Lehrerbibliothek besitzt heute etwa 10.000 Bde. Davon stammen 750 aus der Zeit vor 1800 (40 Bücher erschienen im 16. Jh, 80 im 17. Jh, 630 im 18. Jh). Besonders stark sind in dieser Gruppe die lateinische Literatur der Antike (155 Bde), theologische Literatur (117 Bde), historische Werke (100 Bde) und griechische Literatur der Antike (75 Bde) vertreten. Der überwiegende Teil der Bücher (ca. 7500) stammt aus dem 19. Jh. Der Rest erschien im ersten Viertel des 20. Jhs.

2.2 Etwa 90 Prozent der Bücher sind in deutscher Sprache. 615 Bde aus den Abteilungen Religion und Hebräisch und Lateinische Sprache liegen in lateinischer Sprache vor. Ca. 300 sind in griechischer Sprache gedruckt. Daneben gibt es z. T. sehr geringe Bestände in englischer, hebräischer, italienischer und französischer Sprache. Systematische Übersicht

2.3 Die theologische Literatur (ca. 500 Bde) enthält neben lateinischen und deutschen Bibelausgaben bibelkritische und exegetische Schriften und zahlreiche Katechismen und Breviarien. Auch Schriften zur sittlichen Ermahnung der Gläubigen, vor allem aus dem 18. Jh, sind gut vertreten. Nahezu die Hälfte der theologischen Werke befaßt sich mit Kirchen- und Konzilsgeschichte; daneben sind Werkausgaben von Hieronymus (Basel 1516, ältester Bestand der Bibliothek), Johannes Chrysostomus (Basel 1525) und Augustinus (Antwerpen 1700) zu erwähnen. In der Abteilung Philosophie und Aesthetik (180 Bde) finden sich zu einem Drittel Gesamtausgaben.

2.4 Die Abteilung Pädagogik und Schulwesen enthält neben allgemeinpädagogischen Handbüchern, Didaktiken und Methodiken der einzelnen Schulfächer (ca. 200 Bde) auch zahlreiche kleinere Schriften zur Schulreform, zum Schulrecht, zur Bildungspolitik und zu standespolitischen Streitfragen, während die Abteilung " Bibliographisches und Encyclopädisches" 200 Bde enthält.

2.5 Die Abteilung Deutsche Sprache ist mit annähernd 2100 Bdn die umfangreichste. Ca. 1500 Bde gehören zu Textausgaben deutscher Literatur, wobei die Literatur des 18. Jhs und die Literatur der Jahrhundertwende besonders gut vertreten sind. Ca. 125 Bde Briefliteratur (gedruckte Briefwechsel u. ä.), 75 Bde deutscher Literaturgeschichte und über 300 Bde mit sprachgeschichtlichen Themen kommen hinzu. Von den neueren Philologien ist allenfalls die Abteilung Französische Sprache zu erwähnen, die knapp 200 Titel umfaßt, davon etwa 70 in der Originalsprache.

2.6 Mit 730 bzw. 600 Bdn sind die Abteilungen Lateinische Sprache und Griechische Sprache zwei weitere bedeutende Teile der Bibliothek. Grammatiken, Lehr- und Übungsbücher sowie Textausgaben antiker Autoren sind dabei jeweils gut vertreten. Horaz, Livius, Ovid, Cicero und Plinius einerseits, Platon, Sophokles, Thukydides, Aristoteles und vor allem Homer andererseits sind die am häufigsten anzutreffenden Autoren.

2.7 500 Bde finden sich in der Abteilung Altertumskunde und Kunstwissenschaft. Schriften zu Mythologie, Religion, zu Kultur, Wirtschaft und Sittengeschichte der griechisch-römischen Antike überwiegen. Bei den kunstgeschichtlichen Werken sind Handbücher und Tafelwerke und zahlreiche Studien zur Kunstgeschichte des Rheinlandes und Westfalens vorhanden. Zeitlich gehören die Bücher fast ausschließlich in die zweite Hälfte des 19. und in die beiden ersten Jahrzehnte des 20. Jhs. An historischen Werken zur Weltgeschichte und zur Geschichte einzelner Staaten umfaßt die Bibliothek 1500 Bde. Schwerpunkte liegen im Bereich der Weltgeschichte (165 Bde, z. B. Baumgarten), der römischen Geschichte (Gibbon, Mommsen) und der Geschichte der europäischen Staaten.

2.8 Die Abteilung Erdkunde enthält zahlreiche Leit- fäden für den Geographieunterricht, darunter eine Anzahl älterer bedeutender Werke (Mercator/Hondius, Atlas von 1634-1637 oder Bruzen la Martinieres Atlas von 1744-1750). Die Naturwissenschaften sind mit etwa 400 Bdn vertreten, überwiegend aus dem 19. Jh. In der Chemie finden sich grundlegende Werke von Berzelius und von Liebig, in der Biologie die Allgemeine Naturgeschichte von Buffon und von Oken, außerdem auch zahlreiche Tafelwerke zu Insekten, Schmetterlingen und Vögeln (meist aus dem 19. Jh).

2.9 In der Abteilung Mathematik (ca. 200 Bde) sind Arbeiten zur analytischen und zur darstellenden Geometrie, zur Stereometrie, zur Differential- und zur Integralrechnung vorhanden, daneben Aufgabensammlungen für den Schulgebrauch sowie zahlreiche Schriften von Euler (auch aus dem 18. Jh). Die Abteilung Musik umfaßt überwiegend Liederbücher, Musikerbiographien, einige Musikdidaktiken, der Sport in der Mehrzahl Bücher aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs, die sich mit der Methodik einzelner Sportarten und Übungsformen beschäftigen (70 Bde).

2.10 Bei den Zeitschriften sind ca. 100 Titel mit etwa 1400 Bdn vorhanden. Etwa 30 der 100 Titel stammen aus dem 19. Jh. Philologische und pädagogische Zeitschriften (27 Titel), zur deutschen Literatur und Sprache (15 Titel) und zur Geschichte (10 Titel) überwiegen. Noch ungeordnet und nicht verzeichnet befinden sich in der Bibliothek ca. 500 Schulprogramme deutscher und österreichischer Schulen, überwiegend aus dem 19. Jh.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Gärtner, Kurt: Katalog der Lehrer-Bibliothek des Gymnasiums. Recklinghausen 1910

[Beilage zum 80. Jahresbericht des Gymnasiums. Die Ordnung ist in der Grundanlage bis heute beibehalten worden. Auch die 1918/19 entstandene Autoren-Kartothek ist erhalten.]

Katalog der Lehrer-Bibliothek des Gymnasiums

[mschr., in den fünfziger und sechziger Jahren erstellt; 1986 revidiert und mit hschr. Korrekturen versehen]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Systematischer Katalog

[1835, hschr. Bücherverzeichnis in 2 Bdn. Innerhalb der einzelnen Abteilungen sind die Titel nicht nach dem Autorenalphabet aufgeführt, sondern in der Reihenfolge des Erwerbs. Der erste Band dieses Katalogs ist noch erhalten, wenngleich eine Reihe von Seiten fehlt.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Recklinghausen: Acta betreffend die Bibliothek und Unterrichtsmittel [St. A. II 245]

Schularchiv des Gymnasium Petrinum: Akten betreffend die Verwaltung und die Revision der Bibliothek und der anderen Sammlungen; auch Sammlungen im allgemeinen [L. 1] Ibid.: Akten betreffend die der Lehrerbibliothek geschenkten Bücher [L. 5a]

4.2 Darstellungen

Jährliche Berichte in den Schulprogrammen (1830-1927) Caspers, Wilhelm: Zur Geschichte des Gymnasiums zu Recklinghausen. In: Vierter Jahresbericht über das Königliche Gymnasium zu Recklinghausen. Recklinghausen 1833, S. 3-24

Gärtner, Kurt: Die Lehrer-Bücherei des Gymnasiums zu Recklinghausen. In: Vestische Zeitschrift 31 (1922-1924) S. 122-139; 32 (1925) S. 65-76

Gärnter, Kurt: Die Bücherei des Gymnasiums zu Recklinghausen. In: Alt-Recklinghausen. Beilage zur Recklinghäuser Volkszeitung 4 (1923) Sp. 88-94

Gärtner, Kurt: Die Lehrerbücherei des Gymnasiums. In: Recklinghäuser Zeitung Nr. 227 vom 28./29. September 1929 Holle, Joseph: Zur Geschichte des Gymnasiums zu Recklinghausen. In: 71. Jahresbericht des Gymnasiums zu Recklinghausen. Recklinghausen 1901, S. 3-24

Pernhorst, Heinrich: Zur Geschichte des Gymnasiums zu Recklinghausen. In: 77. Jahresbericht des Gymnasiums zu Recklinghausen. Recklinghausen 1907, S. 3-20

Sprenger, Josef: Zur Geschichte des Gymnasiums Petrinum seit 1930. Teil 3. Vom 15. September 1945 bis zum 1. April 1953. In: 125 Jahre Gymnasium Petrinum Recklinghausen. Recklinghausen 1955, S. 12-18

Verres, Paul: Zur Geschichte des Gymnasiums. In: Verres, Paul: Festschrift zur Fünfhundertjahrfeier des Städt. Gymnasiums zu Recklinghausen. Recklinghausen 1929, S. 5-84 [besonders S. 75-77]

Stand: Oktober 1988

Heribert Seifert


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.