FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Gymnasium Philippinum Weilburg

Adresse. Lessingstraße 33, 6290 Weilburg (Lahn) [Karte]
Telefon. (06471) 3 90 57
Bibliothekssigel. <BF 566>

Unterhaltsträger. Landkreis Limburg-Weilburg
Funktion. . Präsenz- und Ausleihbibliothek für Schüler und Lehrer des Gymnasiums sowie für außenstehende Interessenten.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle an der Schule betriebenen Unterrichtsfächer. 2. Besondere Sammelgebiete: Nassovica, Judaica, Geschichte des Kreises Limburg-Weilburg sowie die Geschichte seiner Städte und Gemeinden.

Benutzungsmöglichkeiten. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30-15.30 Uhr. Für Außenstehende Benutzung nach Rücksprache mit der Bibliotheksleitung, vor allem, wenn es sich um die historischen Bestände handelt. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät in der Nähe der Bibliothek. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung unbedingt erforderlich. S-Bahnverbindung von Frankfurt Hauptbahnhof nach Bad Homburg, von dort Busverbindung nach Weilburg. Vom Bahnhof Weilburg bis zur Schule keine öffentlichen Verkehrsverbindungen. A 45, Ausfahrt Wetzlar, B 49 Richtung Limburg bis Abzweigung Weilburg; A 3, Ausfahrt Limburg Nord, B 49 Richtung Gießen, B 456. Ausreichende Parkplätze vor der Schule.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Gedanke, 1685 in der damals fast 150 Jah- re bestehenden Gelehrtenschule in der nassau-weilburgischen Residenz den Grundstock für eine Bibliothek zu legen, kam nicht vom Landesherrn, sondern vom damaligen Rektor der Schule, dem Pfarrer Johann Nikolaus Schlosser. Dieser sammelte Spenden zur Anschaffung von Büchern, vornehmlich Bibeln. 1773 umfaßte die Bibliothek ganze 23 Bde und wuchs nur sehr langsam weiter; über 100 Jahre lang führte sie ein kaum beachtetes Schattendasein.

1.2 Dieser Zustand änderte sich grundlegend, als die alte Gelehrtenschule im Jahre 1817 zum einzigen herzoglich-nassauischen Landesgymnasium erhoben wurde. Der direkte Kontakt des Direktors, Friedrich Traugott Friedemann, zur Wiesbadener Landesregierung war sicher ein wesentlicher Grund dafür, daß der Schuletat kräftig angehoben wurde, was der Erweiterung und Modernisierung der Bücherbestände zugute kam. Im Rahmen eines umfassenden Umbaus des 1780 in der Mauerstraße errichteten Gymnasialgebäudes verbesserte sich auch die räumliche Unterbringung der Bibliothek.

1.3 Einen Einschnitt in der Bestandsgeschichte stellte die Übernahme von Bücherbeständen dar, die im Zuge der Säkularisierung von den aufgelösten Klöstern und kirchlichen Einrichtungen unter anderem an staatliche Schulen überwiesen wurden. Das Weilburger Gymnasium als die einzige Anstalt dieser Art im neu konstituierten Herzogtum Nassau profitierte besonders davon. Da sich diese aus der Zeit zwischen dem 15. und 18. Jh stammenden vornehmlich theologisch-philosophischen und altphilologischen Schriften kaum für den unmittelbaren Unterrichtsgebrauch eigneten, mußte der Akzent zunächst auf eine Modernisierung der Bibliothek gelegt werden. Dies gelang, so daß beim Ausscheiden Friedemanns aus seinem Amt als Schulleiter im Jahre 1840 die Bibliothek auf der Höhe ihrer Zeit war.

1.4 Der Verlust der 17 Jahre dauernden Monopolstellung des Weilburger Gymnasiums und seine Umwandlung in eine achtklassige Schule, die mit den neu gegründeten Gymnasien in Wiesbaden und Hadamar konkurrieren mußte, hatte für die Bibliothek unerfreuliche Konsequenzen. So führte die Neuordnung des nassauischen Bildungs- und Schulwesens im Jahre 1844 zu steigenden Schülerzahlen, in deren Folge auch die Bibliothek in räumliche Umorganisationen zu ihren Ungunsten einbezogen wurde. Das Raumproblem sollte von nun an permanent bestehen bleiben und eine kontinuierliche Bestandspflege erheblich behindern.

1.5 Nachdem über Jahrzehnte hinweg kaum etwas für die Bibliothek getan worden war, belebten gegen Ende des Jahrhunderts der Direktor Dr. Emmanuel Bernhardt und der Bibliotheksverwalter Professor Richard Gropius die Schul- und Bibliothekspolitik unter Hinweis auf den Wert der damals noch in der Bibliothek aufbewahrten mittelalterlichen Hss. neu. Gropius erstellte einen Verfasserkatalog und begann einen Sachkatalog. Diese Arbeiten fanden allerdings zunächst keinen Nachfolger.

1.6 In der Notsituation zwischen den beiden Weltkriegen kam es zu einer schmerzlichen Reduzierung der Bestände. Dies geschah zunächst durch den Ausbau der bereits im 19. Jh eingerichteten " bibliotheca pauperum", der Schülerunterstützungsbücherei, in die fast die gesamten Mittel zur Ergänzung der Hauptbücherei eingingen. Sodann verringerte sich in dieser Zeit das Interesse an den alten Beständen, so daß im Jahre 1928 sogar etwa 2000 Bde der bereits erwähnten theologisch-philosophischen und altphilologischen Literatur aus der Zeit zwischen dem 15. und 18. Jh an die damalige Nassauische heute Hessische Landesbibliothek abgegeben wurden; sie sind als ehemalige Weilburger Schulbestände gekennzeichnet.

1.7 Die Zeit des Nationalsozialismus überstand die Bibliothek ohne größere Schwierigkeiten. Im Unterschied zur Schülerbücherei blieb in den Wirren des Kriegsendes und der Nachkriegszeit die Lehrerbibliothek fast unversehrt erhalten. Dem Bibliotheksverwalter Dr. Hans Georg Böhme (1945-1953) gelang es, die Bibliothek in kurzer Zeit zu reorganisieren, die meisten Abteilungen in Verfasser- und Sachkatalogen zu erfassen und damit fortzusetzen, was Gropius begonnen hatte. Nach Böhmes Tod setzte Oberstudienrat Fritz Glöckner das Werk seines Vorgängers fort. Unter seiner Leitung während der folgenden 20 Jahre, davon 8 Jahre im neuen Schulgebäude auf dem Karlsberg, entwickelte sich die Bibliothek konstruktiv weiter. Seit 1973 leitet Studiendirektor Eugen Caspary die Bibliothek, die anläßlich ihres 300jährigen Bestehens einen Lesesaal erhielt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 46.208 Bdn umfaßt die Bibliothek einen historischen Bestand von 14.312 Bdn. Aus der Zeit vor 1500 besitzt die Bücherei seit 1928 keine Bücher mehr, da in diesem Jahr die seit dem frühen 19. Jh hier aufbewahrten Wiegendrucke und die Mehrzahl der aus dem 16. und 17. Jh stammenden Bde der Nassauischen heute Hessischen Landesbibliothek zu Wiesbaden übergeben wurden (vgl. 1.6). Das 16. Jh ist in der Bibliothek noch mit 26 Titeln vertreten. 33 Titel stammen aus dem 17. Jh, 2537 Bde aus dem 18. Jh und 11.716 Bde aus dem 19. Jh. Hierin nicht enthalten sind die Schulprogramme des 1540 gegründeten Gymnasiums, die für die Zeit zwischen 1761 und 1931 lückenlos vorliegen.

2.2 An den historischen Beständen werden der Charakter der alten Gelehrtenschule und ihr spezifisches Bildungsprogramm offenkundig. Bei Einbeziehung der nach Wiesbaden transferierten über 2000 meist lateinisch abgefaßten Bde aus dem 15. bis 18. Jh, vornehmlich philosophisch-theologischen Inhalts, wird dies noch deutlicher. Von den 26 Titeln des 16. Jhs sind 23 in Latein bzw. Griechisch abgefaßt, für das 17. Jh ist das Verhältnis 33 zu 26. Aus dem 18. und 19. Jh sind neben Werken in lateinischer und griechischer auch solche in englischer und französischer Sprache vorhanden. Im 18. Jh sind von 5 Titeln der Abteilung Englisch alle in englischer Sprache, von den 198 Titeln der Abteilung Französisch 136 in französischer Sprache. In der Abteilung " Antike" stehen 23 Titel, 12 davon in griechischer Sprache; das Verhältnis in den Abteilungen Griechisch und Latein ist 14 zu 163 bzw. 195 zu 119. Für das 19. Jh gelten folgende Zahlen: Englisch 252 zu 149; Französisch 694 zu 600; Antike 124 zu 66; Griechisch 1101 zu 576 und Latein 999 zu 238. Immer noch dominieren die alten Sprachen, doch sind die Bestände in den neusprachlichen Abteilungen beträchtlich angewachsen, überwiegend durch Neuzugänge in den Landessprachen. Insgesamt sind von 14.312 Titeln aus der Zeit zwischen 1500 und 1900 2225 fremdsprachig.

Systematische Übersicht

2.3 Die heutige Gliederung des Bestandes folgt der Systematik, die Hans Georg Böhme bei der Reorganisation der Bibliothek nach 1945 festgelegt hatte. Jede der folgenden Abteilungen ist jeweils durch einen alphabetischen Verfasserkatalog sowie durch einen detaillierten Sachkatalog erschlossen. Die Abteilungen enthalten einerseits Fachliteratur, Schulbücher etc., andererseits dem Charakter der Schule als ehemalige Ausbildungsanstalt für Lehrer entsprechend - Literatur zu Fachdidaktik, Unterrichtswesen und Schulpolitik.

2.4 Die Abteilung Nachschlagewerke enthält vorwiegend Universallexika und Enzyklopädien, insgesamt 687 Bde. Zahlreiche fachspezifische Lexika und Handbücher werden nicht in dieser Abteilung geführt, sondern in den entsprechenden Fachabteilungen. Diese Abteilung enthält allgemeine Werke wie Diderots Enzyklopädie (1777 ff.), Johann Hübners Reales Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexikon (1717) oder Heinrich Friedrich Theodor Kohlrauschs Handbuch für Lehrer höherer Stände und Schulen (1811).

2.5 Etwa die Hälfte der Abteilung Religion ist historischer Bestand. 51 Bde entstammen dem 18. Jh und 497 Bde dem 19. Jh. Die quantitative Relation von Altbestand zu Gesamtbestand weist auf die große Bedeutung des Faches Religion in der älteren Zeit des Weilburger Gymnasiums hin. Unter Religion verstand die Schule vorwiegend die Bereiche evangelische Theologie und Religionspädagogik. In den einzelnen Sachgebieten wie Systematik, Dogmatik, Hermeneutik, Morallehre, Kirchengeschichte und Vergleichende Religionswissenschaften finden sich wichtige Werke des 18. und 19. Jhs. Im Hinblick auf das Sondersammelgebiet Judaica sind hervorzuheben Werke wie Johann David Michaelis' Mosaisches Recht (1775) und Moses Mendelssohns Morgenstunden oder Vorlesungen über das Daseyn Gottes (1786). Hinzu kommen fachdidaktische Literatur sowie eine Reihe von Erbauungsbüchern für Schüler und Theologiestudenten.

2.6 In der Abteilung Philosophie sind 88 Bde des 18. Jhs und 292 Bde des 19. Jhs vorhanden. Der historische Bestand verteilt sich auf Primär- und Sekundärliteratur von und über Philosophen seit der Antike, auf Philosophiegeschichte und die wichtigsten Zweige dieser Wissenschaft. Philosophie bzw. philosophische Propädeutik gehörte im 19. Jh zu den Unterrichtsfächern des Gymnasiums; so erklärt sich die relativ hohe Zahl an philosophischen Schriften zwischen 1750 und 1870 sowie an Publikationen über Philosophiegeschichte aus der ersten Hälfte des 19. Jhs.

2.7 In der Abteilung " Unterricht" ist das 17. Jh mit einem, das 18. Jh mit 50 und das 19. Jh mit 675 Werken vertreten. Der große Bestand an pädagogischer, didaktischer und methodologischer Literatur erklärt sich aus der Tatsache, daß das Gymnasium Ausbildungsanstalt für Lehrer war. Eine Vielzahl von Werken ist von einzelnen Pädagogen und ihrer Lehre bestimmt. Hervorzuheben ist etwa eine Ausgabe der Opera didactica omnia des Comenius (1657) mit handschriftlicher Widmung des Autors. Breiter Raum wurde auch der Literatur über Bildungs- und Schulpolitik, Schularten und Schulreformen eingeräumt, so zum Beispiel Friedrich Thiersch, Über den gegenwärtigen Zustand des öffentlichen Unterrichts in den westlichen Staaten von Deutschland, in Holland, Frankreich und Belgien (1838) oder Wilhelm Harnischs Handbuch für das deutsche Volksschulwesen (1843). Ein Schwerpunkt ist das Schul- und Unterrichtswesen des Herzogtums Nassau.

2.8 In der Abteilung " Antike" stammt von den 23 Bdn des 18. und 124 Bdn des 19. Jhs offenbar ein großer Teil aus der Bibliothek des Altphilologen Johann Philipp Krebs (1771-1850), der am Gymnasium tätig war. Es handelt sich um Werke führender Altphilologen des 19. Jhs, darunter auch Krebs selbst.

2.9 Über 80 Prozent der Bde in den Abteilungen Griechisch und Latein zählen zum Altbestand. Dieses Übergewicht des Altbestandes erklärt sich aus der großen Bedeutung der alten Sprachen im Bildungsprogramm des humanistischen Gymnasiums. In der Abteilung Griechisch stammen zwei Bde aus dem 17. Jh, 214 Bde aus dem 18. Jh und 1101 aus dem 19. Jh. Sie enthält die wichtigsten griechischen Autoren, oft in mehreren, meist lateinisch kommentierten Ausgaben. Darunter befinden sich 42 Bde des Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae (1833 ff.) und die von Wilhelm Mitscherlich herausgegebenen Scriptores Erotici Graeci (1792). Dazu kommen fachwissenschaftliche Werke der griechischen Philologie des 18. und 19. Jhs sowie Wörterbücher, Enzyklopädien und fachdidaktische Werke. Die Abteilung Latein enthält einen Bd des 17. Jhs, 195 Bde des 18. Jhs und 1001 des 19. Jhs. Inhaltlich handelt es sich um die gleichen Sachgebiete wie bei der Abteilung Griechisch, bei hohem Anteil von Unterrichtsmaterial.

2.10 Die Abteilung Geschichte gehört zu den größten und umfaßt 367 Bde des 18. Jhs und 1652 Bde des 19. Jhs. Die Träger der nationalen Geschichtsschreibung seit Beginn des 19. Jhs sind fast vollständig nachzuweisen, ähnliches gilt für die Geschichte des Altertums. Bezüglich des Sammelgebietes Judaica ist eine Reihe älterer Werke über die Geschichte der Juden hervorzuheben, wie z. B. Heinrich Leos Vorlesungen über die Geschichte des jüdischen Staates (1828). Hinzu kommen Quellensammlungen, Biographien, Wörter- und Handbücher, Werke zu den historischen Hilfswissenschaften und zur Fachdidaktik. Unter einer Anzahl von alten Fachzeitschriften finden sich solche wie das Deutsche Museum (1787), das Historische Journal (1799) oder der Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit (1836).

2.11 Sämtliche 93 Bde des Altbestandes der Abteilung Recht sind im 19. Jh erschienen. Neben einschlägigen Lehr- und Handbüchern finden sich Abhandlungen und Dokumentationen zur Rechtsgeschichte, zum Staatsrecht, zu handelsrechtlichen und kriminalrechtlichen Fragen sowie Anleitungen zum Rechtsstudium.

2.12 In der Abteilung " Sprache" stammen 15 Bde aus dem 18. Jh und 153 Bde aus dem 19. Jh. Sie war kein Unterrichtsfach, und die Werke waren für die wissenschaftlich arbeitenden Lehrer bestimmt. Darunter sind Lord Monboddos Werk von dem Ursprunge und Fortgange der Sprache (1784) oder die Anthologia Sanscritica von Christian Lassen (1868). Hier finden sich auch Raritäten wie Friesche Rijmmelerije von R. Posthumus, Predicant To Waaxinsin Brantgum (1824).

2.13 Bei den 18 Bdn Altbestand der Abteilung Politik handelt es sich um Werke zur Volkswirtschaftslehre (z. B. Adam Smith in einer Ausgabe von 1776), aber auch um solche zum kaufmännischen Wissen wie Buchhaltung etc.

2.14 Der Altbestand zur Geographie besteht aus einem Band aus dem 17. Jh, 106 Bdn aus dem 18. Jh und 449 aus dem 19. Jh. Er gliedert sich in Atlanten, Lehrbücher, fachwissenschaftliche und fachdidaktische Werke zu den Sachgebieten Geologie, Morphologie, Allgemeine Erdkunde, Astronomie, Kosmologie, Völkerkunde und Geographie Deutschlands. Erwähnenswert ist die Sammlung von Reisebeschreibungen aus dem Besitz der Weilburger Lesegesellschaft, darunter die Neue Quartalsschrift zum Unterricht und zur Unterhaltung aus den neuesten und besten Reisebeschreibungen (1793 ff.).

2.15 Die kleinste Abteilung " Schrift" enthält an historischem Bestand nur 27 Werke des 19. Jhs, die sich auf die Sachgebiete Geschichte der Schrift, Kalligraphie und Stenographie verteilen, darunter Lehr- und Handbücher zur Stenographie und entsprechende Fachzeitschriften.

2.16 Von den nur 124 Bdn der kleinen Abteilung Literatur gehört weit mehr als die Hälfte zum Altbestand. Die Abteilung enthält u. a. Werke zur allgemeinen Literaturwissenschaft wie Johann Gottfried Eichhorns Allgemeine Geschichte der Cultur und Litteratur des neueren Europa (1796) oder Friedrich Bouterweks Geschichte der Poesie und Beredsamkeit seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts (1801).

2.17 Die im Laufe des 19. Jhs zunehmende Bedeutung des Unterrichtsfaches Französisch spiegelt sich in den 198 Bdn des 18. Jhs und 694 Bdn des 19. Jhs (über die Hälfte des Gesamtbestandes) wider. Unter den Werkausgaben der Abteilung findet sich eine Rousseau-Erstausgabe von 1782. Hinzu kommen sprachwissenschaftliche und literaturwissenschaftliche Fachliteratur, landeskundliche Literatur, Grammatiken, Wörterbücher, Enzyklopädien sowie Schulbücher, fachdidaktische Literatur und Unterrichtswerke.

2.18 Erst Mitte des 19. Jhs erhielten die neuen Sprachen gegenüber den alten Sprachen im Lehrplan stärkeres Gewicht. Die Abteilung Englisch enthält daher nur 5 Titel aus dem 18. Jh und 252 Titel aus dem 19. Jh (ca. 25 Prozent des Gesamtbestandes). Inhaltlich gliedert sie sich wie die Abteilung Französisch. Hervorzuheben sind frühe Wörterbücher wie das Vollständige Taschenwörterbuch der englischen und deutschen Sprache (1799) und eine Reihe von Werkausgaben englischer Autoren aus dem Nachlaß von Krebs, wie die Epigrammata von Johann Owens (1764) und eine Gesamtausgabe Alexander Popes (1778).

2.19 In der Abteilung Deutsch, der umfangreichsten der Bibliothek, stammen 171 Bde aus dem 18. Jh und 1213 aus dem 19. Jh. Die Bibliothek wurde schon vor der Aufwertung des Faches Deutsch zu einem eigenständigen Unterrichtsfach mit entsprechenden Publikationen der Primär- und der Sekundärliteratur ausgestattet. Eine Reihe von Werken wurde gleich bei Erscheinen angeschafft, so z. B. Johann Christoph Adelungs Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart (1774-1780). Die Abteilung enthält Literatur zur Philologie der deutschen Sprache, wie Wörterbücher, Grammatiken, Sprachgeschichten etc., des weiteren Textausgaben der deutschen Literatur mit zugehöriger Sekundärliteratur, Literaturgeschichten und schließlich Unterrichtswerke, Schulbücher und Fachdidaktik.

2.20 Nur 100 Bde der Abteilung Kunst sind historischer Bestand, darunter als einziges Werk des 18. Jhs A secretis de musivis ad SS Patrem Benedictum XIV pontificem maximum (1752). Die 99 Werke aus dem 19. Jh befassen sich mit Kunstgeschichte, vor allem der Antike, und mit didaktisch-methodischen Fragen des Kunstunterrichts wie Bergmanns Schule des Zeichnens (1869).

2.21 In der Abteilung Musik (13 Titel aus dem 18. Jh und 137 Titel aus dem 19. Jh) sind hervorzuheben die Musiklexika, wie Jean-Jacques Rousseaus Dictionnaire de Musique (1768), und die Nachschlagewerke, wie Momus Jacob Adelungs Anleitung zur musikalischen Gelahrtheit (1783). Unter den fachwissenschaftlichen Werken finden sich Titel wie Friedrich Wilhelm Marpurgs Anleitung zur Singcomposition (1858) oder Bernhard Christian Ludwig Natorps Über den Gesang in den Kirchen der Protestanten (1817); zudem Monographien über bedeutende Komponisten und fachdidaktische Werke, Schulbücher und Noten.

2.22 Über die Hälfte der Werke in der Abteilung Mathematik gehören zum Altbestand (23 aus dem 18. Jh und 129 aus dem 19. Jh). Dazu zählen grundlegende Schriften der verschiedenen Wissenschaftszweige der Mathematik, wie die Encyclopädie der reinen Mathematik und praktischen Geometrie von G. E. Rosenthal (1795) oder didaktisch-methodische Fachliteratur, wie Georg Thomas Flügels Aufgaben zum Gebrauch bey mündlichem Unterricht in der Rechenkunst (1780) oder die Schrift des Weilburger Lehrers L. H. Haenle Die Geometrie als Geistesgymnastik (1817).

2.23 In der Abteilung Naturwissenschaften sind die Unterrichtsfächer Biologie, Chemie und Physik mit 55 Werken aus dem 18. Jh und 554 aus dem 19. Jh zusammengefaßt. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhs erhielten die Naturwissenschaften im Bildungskanon stärkeres Gewicht, wie sich an der Gliederung des Bestandes zeigt. Der fachwissenschaftliche Bestand spiegelt die Rezeption der Wissenschaftsentwicklung wider. Hervorzuheben sind die Lehr- und Unterrichtswerke für alle drei Gebiete; ein Kuriosum ist August Johann Rösel von Rosenhofs Insecten-Belustigung (1744).

2.24 In der Abteilung Sport sind 2 Bde im 18. Jh und 91 im 19. Jh erschienen. Sie bieten einen Querschnitt durch die Spezialliteratur nicht nur für die theoretische Grundlegung, sondern auch für die praktische Anwendung der Leibesübungen in der Schule, so beispielsweise die deutsche Übersetzung von Oronzio de Bernadis Schwimmkunst (1797).

2.25 Der Großteil der 123 Bde umfassenden Abteilung Buchwesen ist historisch. Es handelt sich in der Regel um Bibliographien und Kataloge aus verschiedenen, meist wissenschaftlichen Sachgebieten.

2.26 Die 72 Titel Zeitschriften machen insgesamt 1496 Bde aus, von denen 639 aus dem 18. und 857 aus dem 19. Jh stammen. Böhme vermerkt in seiner Bibliotheksgeschichte von 1949, daß in der Bücherei der " illustre Journalismus des 18. Jahrhunderts... nahezu lückenlos" vertreten sei. Zum historischen Zeitschriftenbestand zählen z. B. die Hallische Literaturzeitung (1790-1835), die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (1805-1829), Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen (1756-1782), Neue Zeitungen von gelehrten Sachen (Leipzig 1775-1777), Franckfurtische Gelehrte Zeitungen (1745-1773), Franckfurter Beiträge zur Ausbreitung nützlicher Künste und Wissenschaften (1780) und Der Teutsche Merkur (1785). Unter den Fachzeitschriften finden sich Treitschkes Preußische Jahrbücher, die Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, der Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft, das Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte (von Lichtenberg und Voigt herausgegeben), weiterhin die Jahrbücher für Philologie und Pädagogik, die Zeitschrift für das Gymnasialwesen (ab 1851), Caecilia. Zeitschrift für die musikalische Welt (1824-1862) oder die Allgemein-musikalische Zeitung. Weiterhin liegen 140 Hefte der Cahiers de Lecture und die 110 Nummern des Mercure de France aus der Zeit der Französischen Revolution vor.

Sondersammlung Nassovica

2.27 Die Bestände der Abteilung " Nassau" mit ihren 5157 Bdn Gesamtbestand stellen eine Sondersammlung dar. Das 18. Jh ist mit 48 Bdn und das 19. Jh mit 1096 Bdn vertreten. Die Abteilung besitzt einen differenzierten Sachkatalog. Es handelt sich um Werke zur Territorial- und Landesgeschichte, zur Stadt- bzw. Ortsgeschichte, Geographie, Volkskunde, Naturkunde, Wirtschaft, Rechts-, Kultur- und Kirchengeschichte Nassaus und z. T. auch angrenzender Gebiete im Bereich des heutigen Bundeslandes Hessen. Aus Nassau stammende Schriftsteller sind mit ihren Werken vertreten, so etwa Wilhelm Heinrich Riehl († 1897), Johann Isaak von Gerning († 1837) und Karl Braun († 1893). Das Landwirtschaftliche Wochenblatt für das Herzogtum Nassau liegt von 1835 bis 1848, die Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins ab 1869 vor. Fast lückenlos sind die Verordnungs- und Intelligenzblätter des Herzogtums sowie die Amtsblätter der Königlich-Preußischen Regierung zu Wiesbaden vorhanden.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Verfasserkatalog

[nach PI, teilweise RAK]

Sachkatalog

[nach hausinterner Systematik gegliedert; für jede Abteilung ein spezieller Katalog]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Zeitschriftenkatalog

Katalog der Lexika und Nachschlagewerke

Sonderkataloge Nassovica

[Monographien in Buchform; Zeitschriftenaufsätze; Zeitungsartikel]

Sonderkatalog Gemeinschaftskunde-Sammlung

Sonderkatalog Kulturkundliche Sammlung

Sonderkatalog Kunstsammlung

Sonderkatalog Musiksammlung

Sonderkatalog Audiovisuelle Sammlung

Sonderkatalog Judaica

Sonderkatalog der ältesten Buchbestände der Bibliothek

Moderne Standortkataloge:

Abteilung Deutsch

Abteilung Nassovica

Abteilung Geschichte

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.3 Historische Kataloge

Handschriftliche Kataloge:

Catalog der Programme der Bibliothek des Gymnasiums zu Weilburg und Schriften von Universitäten und anderen Hochschulen [19. Jh; geführt bis ca. 1900]

General-Catalog der Pädagogial-Bibliotheken zu Dillenburg, Hadamar und Wiesbaden. 1838

[enthält Anschaffungen bis zum Jahre 1837]

Catalog der Bibliothek des Gymnasiums Weilburg

[2 Bde; Anfang 19. Jh bis ca. 1941]

Catalogus Liberorum Bibliothecae Gymnasii Weilburgensis [ab 1827]

Gedruckter Katalog:

Katalog der Bibliothek des Königlichen Gymnasiums zu Weilburg von Professor Dr. A. Gundlach. 4 Bde. Weilburg 1906 [I. Geschichte; II. Erdkunde; III. Mathematik und Naturkunde; IV. Deutsche Sprache und Literatur]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten, die Anschaffung und Unterhaltung der Gymnasial-Bibliothek betreffend, 1817-1900 [4 Sammelmappen]

Verzeichnis der Musikalien des Herzoglich-Nassauischen Landesgymnasiums zu Weilburg ab ca. 1830 [2 Sammelmappen]

Diverse Bücherlisten, Schülerhilfsbücherei betreffend für die Zeit zwischen 1817 und 1844 [Spezial-Bibliotheken für Prima, Sekunda und Quarta]

Zeitschriften-Zugangskatalog 1915-1943 Spezial-Verzeichnis Buchbinderarbeiten und Leihverkehr betreffend, Anfang bis Mitte des 19. Jhs Mehrere Spezialverzeichnisse, Anfang bis Mitte des 19. Jhs

4.2 Darstellungen

Bernhardt, Emanuel: Zur Geschichte des Gymnasiums zu Weilburg in den letzten 50 Jahren. Beilage zum Programm für das Schuljahr 1889/90. Wiesbaden 1890

Böhme, Hans Georg: Geschichte der Bibliothek des Gymnasiums zu Weilburg. Weilburg 1949 Böhme, Hans Georg: Epoche der Geschichte des Gymnasium Philippinum zu Weilburg; Beilage zur Matrikel des Gymnasium Philippinum zu Weilburg, von August Schnell. Frankfurt/Main und Weilburg 1950

Brodt, Ortwin: Bildung ist Kapital (Schulwesen). In: Eine Handvoll Welt Der Oberlahnkreis. Weilburg 1967, S. 125-130

Brodt, Ortwin: Gymnasium im Wandel. In: Festschrift zur Einweihung des Neubaus. Weilburg 1965, S. 35-37

Caspary, Eugen: 300 Jahre Bibliothek des Gymnasiums zu Weilburg. In: 300 Jahre Bibliothek des Gymnasiums zu Weilburg 1685-1985. Weilburg 1985, S. 12-63

Caspary, Eugen: 300 Jahre Bibliothek des Gymnasiums zu Weilburg 1685-1985. In: Wilinaburgia 60 (Dezember 1985) Nr. 169

Caspary, Eugen: Weilburger Gymnasialbibliothek contra Wiesbadener Landesbibliothek. In: Wilinaburgia 61 (August 1986) Nr. 171

Eichhoff, Nikolaus Gottfried: Geschichte des Herzoglich-Nassauischen Landesgymnasiums in Weilburg seit seiner Stiftung im Jahre 1540 bis auf unsere Zeit. Weilburg 1840, S. 64-74

Friedemann, Friedrich Traugott: Das Herzoglich-Nassauische Landesgymnasium zu Weilburg nach seiner jetzigen Verfassung und Verwaltung gegen einige Anklagen gerechtfertigt. Hadamar und Weilburg 1832

Götting, Franz; Leppla, Rupprecht: Geschichte der Nassauischen Landesbibliothek zu Wiesbaden und der mit ihr verbundenen Anstalten 1813-1914. Wiesbaden 1963, S. 163-166

Gropius, Richard: Die älteren Handschriften der Gymnasialbibliothek zu Weilburg. In: Programm des Gymnasium Philippinum 1885, S. 3-15

Gymnasium Philippinum. In: Wolfgang Schoppet (Hrsg.): 300 Jahre Bibliothek des Gymnasium zu Weilburg 1685-1985. Weilburg 1985 Heubach, Wolfgang: Geschichte der Bibliothek des Staatlichen Realgymnasiums in Weilburg von 1817-1866. Weilburg 1948 (Wissenschaftliche Arbeit, Pädagogisches Institut Weilburg)

Heymach, Ferdinand: Geschichte des Weilburger Gymnasiums 1540-1817; Beilage zum Jahresbericht. Weilburg 1898, S. 23-27

May, Karl Hermann: 300 Jahre Bibliothek des Gymnasiums zu Weilburg 1685-1985. In: Nassauische Annalen 97 (1986) S. 333-337

Mühlen, Bernt Ture von zur: 300 Jahre Bibliothek des Gymnasiums zu Weilburg 1685-1985. Rezension in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Frankfurter Ausgabe Nr. 102/103/104 vom 24. Dezember 1985

Schwing, Heinrich: Geschichte des Gymnasium Philippinum zu Weilburg 1890-1950. Weilburg 1974, S. 15-20

Stand: September 1989

Eugen Caspary


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.