FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Baden-Wuerttemberg S - Z > Singen
 Baden-Wuerttemberg A - H Baden-Wuerttemberg I - R

Hegau-Bibliothek

Adresse. Schwarzwaldstr. 7, 78224 Singen (Hohentwiel); [Karte]
Postfach 760, 78207 Singen (Hohentwiel)
Telefon. (07731) 6 61 02 Telex. 793726 singn d
Telefax. (07731) 6 65 69
Bibliothekssigel. <296>

Unterhaltsträger. Stadt Singen
Funktion. Spezialbibliothek mit Sammlungsauftrag für Schrifttum über den Hegau und Bodensee.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Landeskunde des Hegaus, Südwestdeutschlands und angrenzender Gebiete; Geschichte; Hilfswissenschaften; Kunstgeschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Badische Verwaltungsliteratur; NS-Literatur; Hegau-Literatur (Hegovia).

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag 10-12 Uhr und 14-19 Uhr, Mittwoch bis Freitag 10-12 Uhr und 14-18 Uhr. Montag und Samstag geschlossen. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Faltblatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Bahnhof. A 81, Ausfahrt Singen. Parkplätze am Rathaus und an der Herz-Jesu-Kirche.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 2. August 1955 wurde in Singen am Hohentwiel eine wissenschaftliche Bibliothek gegründet, die später den Namen Hegau-Bibliothek erhielt. Der zu diesem Zeitpunkt im Stadtarchiv und im Hegau-Museum vorhandene Bestand, der den Grundstock der neuen Bibliothek bildete, umfaßte einige Chroniken und Werke antiker und neuzeitlicher Geschichtsschreiber aus dem 16. bis 19. Jh (21 Titel), badische Verwaltungsliteratur des 19. und frühen 20. Jhs, etwa 200 geschichtliche und heimatkundliche Werke und 2000 Bde aus der Zeit des Nationalsozialismus, d. h. die gesamte ehemalige Volksbücherei des Dritten Reiches. Diese war zwar wie andernorts auf Befehl der französischen Militärregierung sekretiert worden; die Singener Stadtverwaltung kam aber der Anordnung, den ausgesonderten Bestand nach Freiburg abzuliefern, nicht nach, so daß er sich 1955 noch im Keller des Rathauses befand.

1.2 Aus dem vorhandenen Buchbestand entwickelten sich zwei separat aufgestellte Sondersammlungen badische Verwaltungsliteratur und NS-Litera tur -, die mit dem Ziel der Vollständigkeit erweitert werden. Das Hauptsammelgebiet der Wissenschaftlichen Bibliothek in Singen war und ist jedoch die Hegau-Literatur (Hegovia). Man wollte einen Spezialbestand aufbauen, der dem Stadtarchiv als Handbibliothek und dem etwa gleichzeitig gegründeten Hegau-Geschichtsverein als Arbeitsbibliothek dienen konnte. Gesammelt wurden Landeskunde (Hegau, Südwestdeutschland und angrenzende Gebiete), Allgemeine Geschichte, insbesondere Historische Hilfswissenschaften, Zeitgeschichte (z. B. Festschriften und Kataloge), Nachschlagewerke sowie Kataloge, Künstlerbiographien und kunstgeschichtliche Monographien, die im Zusammenhang mit den Singener Kunstausstellungen, den Höri-Malern und der Kunst am Bodensee stehen, ferner literarische und wissenschaftliche Schriften von im Hegau gebürtigen oder im Hegau lebenden Autoren.

1.3 Die nationalsozialistische Volksbücherei, die in Singen 1940 gegründet wurde, umfaßte nach dem 1942 herausgegebenen Bücherverzeichnis etwa 2000 Titel. Sie stellt das Modell einer NS-Bibliothek dar, insofern hier nicht eine bereits bestehende Stadtbücherei im nationalsozialistischen Sinn umstrukturiert, sondern ein reiner NS-Bestand aufgebaut wurde. Nachdem man sich in den fünfziger Jahren dazu entschlossen hatte, die Sammlung als Dokument der NS-Propaganda in der Hegau-Bibliothek wieder aufzustellen, kamen aus den sekretierten NS-Beständen der UB Freiburg etwa 2000 weitere Titel hinzu. Darüber hinaus wird die Sammlung ständig durch Ankäufe, Schenkungen und Nachlässe erweitert. Eine neue Systematik wurde erarbeitet; die Neukatalogisierung ist abgeschlosssen.

1.4 Nach 20 Jahren Sammeltätigkeit waren 1975 35.000 Bde vorhanden; inzwischen ist der Bestand auf ca. 60.000 Bde angewachsen. Neben dem regulären Ankauf trugen auch Bücherspenden und Nachlässe zur Bestandserweiterung bei. Einige hundert Bände Buchspenden Singener Bürger und Geschenke der Stadtbibliothek Schaffhausen - kamen bereits vor der Bibliotheksgründung durch Zeitungsartikel und Spendenaufrufe des Redakteurs J. C. Brunner zusammen. Hinsichtlich des historischen Bestands sind zwei Ankäufe, die in den sechziger Jahren von Herbert Berner (von 1955 bis 1968 Bibliotheksleiter, gleichzeitig Kulturamtsleiter und Stadtarchivar) getätigt wurden, besonders erwähnenswert. 1961 wurden aus der Schloßbibliothek Möggingen 300 Bde Landeskunde und die Broschürensammlung des Grafen Adolf Wilderich von Walderdorff (1835-1919) erworben; 1965 das Verlagsarchiv der Buchdruckerei Friedrich Stadler in Konstanz. Ein neuerer Bestand kunstgeschichtlicher Literatur kam durch den Ankauf der Sammlung des 1957 nach Australien ausgewanderten Bildhauers Arno Knof hinzu. Die 1000 Titel umfassende Bibliothek des Freiherrn Karl von Hornstein (1876-1964, Historiker und Genealoge) ging durch Nachlaß in den Bestand der Hegau-Bibliothek über. Es handelt sich um landeskundliche Schriften, von denen etwa ein Viertel vor 1900 erschienen ist. Viele kleinere Nachlässe und Schenkungen Singener Bürger kamen hinzu.

1.5 Die Bibliothek ist die offizielle Tauschstelle für die vom Hegau-Geschichtsverein herausgebene Zeitschrift Hegau. Zum Hauptsammelgebiet Hegovia erscheint seit 1969 in unregelmäßigen Abständen eine Hegau-Bibliographie, die von Albrecht Salewski, Bibliotheksleiter seit 1968, bearbeitet wird. Beginnend mit dem Berichtsjahr 1968 verzeichnet sie zugleich die in der Hegau-Bibliothek vorhandenen Hegovia-Bestände.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Hegau-Bibliothek verfügt über einen Gesamtbestand von ca. 60.000 Bdn. Davon zählen ca. 4000 Bde zum historischen Bestand. Hinzu kommen etwa 500 Flugschriften und etwa 250 Unterhaltungskalender aus dem 19. Jh. Der Anteil an älteren, vor 1800 erschienenen Werken ist gering. Der Bestand ist überwiegend deutschsprachig.

Systematische Übersicht

2.2 Bei der Hegau-Literatur, die zwei Drittel des Gesamtbestandes ausmacht, handelt es sich zum großen Teil um einen aktuellen Bestand. Durch Ankauf von Sammlungen und Nachlaß (s. o.) sowie durch antiquarischen Kauf von Einzeltiteln sind aber auch die im 19. Jh erschienenen Schriften über den Hegau gut vertreten.

2.3 Die Sammlung " Badische Verwaltungsliteratur" war zunächst auf den Zeitraum von 1803 bis 1918 (von der Gründung des Großherzogtums bis zur Weimarer Republik) begrenzt und wurde inzwischen bis ins Jahr 1952 (Vereinigung von Baden und Württemberg zu einem Bundesland) ausgedehnt. Von den ca. 6000 Bdn (Stand 1986) entfallen ungefähr die Hälfte auf das 19. Jh.

2.4 Die Broschürensammlung des Grafen Adolf Wilderich von Walderdorff besteht aus 25 Kapseln und 527 Einzeltiteln. Die zumeist in der zweiten Hälfte des 19. Jhs erschienenen Flugschriften behandeln Themen der Zeit wie den Kulturkampf und die damit zusammenhängende Schulfrage sowie religiöse Themen (Wallfahrten, Altkatholizismus) und deutsche und auswärtige Politik. Eine Kapsel mit 13 Titeln enthält Flugschriften von Constantin Frantz (1817-1891, Staatsphilosoph, Politiker und Publizist), der die Idee eines mitteleuropäischen Föderalismus propagierte.

2.5 Die Sammlung von Unterhaltungskalendern von 1830 bis heute umfaßt ca. 500 Titel. Sie stammen z. T. aus dem Archiv des Stadler-Verlags ebenso wie einige illustrierte Zeitungen aus der Zeit von 1848 bis 1915. Erwähnenswert ist die in Leipzig 1848 und 1849 erschienene Illustrierte Chronik mit Texten und Stichen über die Ereignisse der Revolution von 1848 und Frank Leslies Illustrierte Zeitung, die in New York 1867-1878 für deutschsprachige Einwanderer erschien.

2.6 Der Ekkehard-Roman des badischen Dichters Joseph Viktor von Scheffel, dessen Schauplatz der Hohentwiel ist, wird in allen historischen und modernen Ausgaben gesammelt. Derzeit sind 40 vor 1900 erschienene Titel vorhanden, wobei es sich z. T. um mehrere Auflagen derselben Ausgabe des Bonz-Verlags in Stuttgart handelt. Weitere 130 Titel stammen aus dem 20. Jh. Die Sammlung wird durch Illustrationen zum Ekkehard und Sekundärliteratur komplettiert.

3. KATALOGE

Gesamtkatalog

[Zettelkatalog, alphabetisch nach Autoren und Sachtiteln, Grundlage PI, vereinfachte mechanische Wortfolge]

Sachkatalog

[nach der Allgemeinen Systematik für öffentliche Bibliotheken (ASB), mit eigener Systemverfeinerung]

Schlagwortkatalog [Auswahl]

Unsere Bücherei. Ein Verzeichnis. Singen [1942, mschr.]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Singen, Aktenzeichen 312: Wissenschaftliche Bibliotheken [enthält u. a. die Korrespondenz mit den Landesbibliotheken Karlsruhe und Stuttgart, mit den Universitätsbibliotheken Freiburg darin auch die Aktennotizen über die Abgabe von NS-Beständen an die Hegau-Bibliothek -, Heidelberg und Tübingen sowie sonstigen überregionalen wissenschaftlichen Bibliotheken; weiterhin die Faszikel: Hegau-Bibliothek, Aufgaben, Organisation; Badische Verwaltungsliteratur; Zeitgeschichtliche Bibliothek " Drittes Reich"; Ankauf von Büchern aus der Schloßbibliothek Möggingen; Ankauf von Büchern aus der Schloßbibliothek Steißlingen; Geschenke von Büchern durch Gemeinden, öffentliche Körperschaften und Private]

4.2 Darstellungen

Verwaltungsbericht des Kulturamts Singen über die städtischen Büchereien, 1963 [mschr.]

Verwaltungsberichte der Stadt, Kulturamt Singen (Htwl.) 1964, 1965, 1966, 1967 [mschr.]

Salewski, Albrecht (Bearb.): Hegau-Bibliographie. Für die Jahre 1968-1972 in: Hegau, Nr. 26-32/33 (1969-75/76)

Hegau-Bibliothek. In: Singener Kulturspiegel 1972/ 73, 1979/80

Hegau-Bibliographie 1973/74 (mit Nachträgen seit 1968) hrsg. vom Hegau-Geschichtsverein. Singen 1978

Hegau-Bibliographie 1975/76 (mit Nachträgen seit 1968) hrsg. vom Hegau-Geschichtsverein. Singen 1979

Berner, Herbert: Kulturelle Institute in Singen (Hohentwiel). Hegau-Museum Städtische Kunstsammlung Hegau-Bibliothek. In: Ziegler, Ernst (Hrsg.): Kunst und Kultur um den Bodensee. Sigmaringen 1986, S. 241-248

Tröndle, Isolde: Die Hegau-Bibliothek in Singen und ihre Sondersammlung " NS-Literatur". In: Bibliothekssystem der Albert-Ludwig-Universität Freiburg i. Br. Informationen Heft 45 (1989) S. 461-463

Stand: Oktober 1990

Isolde Tröndle-Weintritt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.