FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek Altertumswissenschaften - Bibliothek der Hilprecht-Sammlung Vorderasiatischer Altertümer

Adresse. Kahlaische Straße 1, 07745 Jena [Karte]
Telefon. (03641) 94 48 70 und 94 48 71
Telefax. (03641) 94 48 02
Bibliothekssigel. <J 22/Or>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. . Zweigbibliothek im universitären Bibliothekssystem ThULB, Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Sprachen und Kulturen des Alten Orients, Vorderasiatische Archäologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr und nach Vereinbarung. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Westbahnhof (ca. 10 Minuten); Busverbindung vom Saalbahnhof ab Haltestelle E-Werk (Linie 1) bis Brauerei Felsenkeller. A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Lobeda oder -Göschwitz. Parkplatz am Gebäude.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bei seinem Tod hinterließ der Assyriologe Hermann Vollrath Hilprecht (1859-1925) eine Testamentsverfügung, deren Bestimmungen zufolge seine Sammlung von Keilschrifttexten und anderen Objekten aus dem alten Vorderen Orient zum Gedenken an seine in Jena verstorbene erste Frau der Universität Jena zu übergeben sei. Sie sollte den Namen " Frau Professor Hilprecht-Sammlung Vorderasiatischer Altertümer im Eigentum der Friedrich-Schiller-Universität" erhalten. Die Jenaer Universität gehörte zu den ersten, an der Keilschriftforschung und -lehre betrieben wurde.

1.2 Den größten Teil der auf diese Weise im Jahre 1926 nach Jena gelangten Sammlung machen Keilschriftdenkmäler in sumerischer und akkadischer Sprache aus (ca. 3000 Inventarnummern). Die Sammlungsstücke stammen größtenteils aus Grabungen, die die University of Pennsylvania, Philadelphia, von 1888 bis 1900 in Nippur (Südirak, ca. 180 km südlich von Baghdad) durchführte und an denen Hilprecht als Philologe beteiligt war. Eine größere Anzahl erwarb Hilprecht auch im Antikenhandel. Die Sammlung gilt als die bedeutendste dieser Art an einer deutschen Universität. Das berühmteste Sammlungsstück ist wohl eine Tontafel mit dem Plan der Stadt Nippur (um 1400 v. Chr.). Wichtiger noch sind die Textzeugen vieler sumerischer Literaturwerke und die zahlreichen lexikalischen Keilschrifttexte.

1.3 Mit der Sammlung ist eine Bibliothek verbunden, die in ihrem Grundstock auf die Privatbibliothek Hilprechts zurückgeht, deren Exemplare durch ein Exlibris gekennzeichnet sind.

1.4 Ursprünglich war die Bibliothek dem Archäologischen Institut zugeordnet. Im Jahre 1963 zählte sie 1582 Bde und 4 laufende Zeitschriften (Sumerologie, Assyriologie, Orientalische Archäologie). Seit 1969 gehörte sie zur Bibliothek des Instituts für Altertumswissenschaften. Mit der Gründung des Instituts für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients gingen Sammlung und Bibliothek an dieses Institut über. Die Bibliothek wird durch Neuerwerbungen und Schenkungen laufend ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 4000 Bde. Davon zählen 306 Bde (7,7 Prozent) zum historischen Bestand, der ausschließlich aus dem 19. Jh stammt. Hiervon sind 152 Bde (50 Prozent) deutschsprachig, 68 Bde (22,2 Prozent) in Englisch, 51 Bde (16,6 Prozent) in Französisch, 33 Bde (10,8 Prozent) in Latein sowie je einer in Italienisch und Griechisch.

Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand gliedert sich in Allgemeines/Ge- schichte/Kultur (A); Akkadische und sume- rische Sprache (B); Mesopotamien/Keilschrifttexte (C), Monographien (D), Archäologie (E); Hethiter/Urartu, Sprache (F) und Archäologie (G); Iran/Mittelasien, Sprache (H) und Archäologie (I); Syrien/Palästina, Sprache (K), Archäologie, Geschichte (L); Altes Ägypten, Sprache (Q) sowie Kunst, Geschichte (R). Im Bestand sind Anton August Heinrich Lichtensteins Tentamen palaeographiae assyrio-persicae (Helmstedt 1803), Austen Henry Layards Populärer Bericht über die Ausgrabungen zu Niniveh (Leipzig 1852) sowie von Paul Haupt u. a. Die sumerischen Familiengesetze in Keilschrift, Transcription und Übersetzung (Leipzig 1879), Das babylonische Nimrodepos (Leipzig 1884-1891) und Der keilschriftliche Sintflutbericht (Leipzig 1881). Vorhanden sind Heinrich Zimmerns Babylonische Bußpsalmen (Leipzig 1885) und Hugo Wincklers De inscriptione Sargonis regis Assyriae quae vocatur annalium (Berlin 1886), ferner Sumerisch-babylonische Hymnen nach Thontafeln griechischer Zeit (Berlin 1896), hrsg. von George Reisner, The great cylinder inscriptions A & B of Gudea (about 2450 B. C.) (Leipzig 1897-1899), hrsg. von Ira Maurice Price, sowie The letters and inscriptions of Hamurabi, King of Babylon, about B. C. 2200 (vol. 1, London 1898), ediert von Leonard W. King.

2.3 Der Münchener Orientalist Fritz Hommel ist u. a. mit dem Abriß der babylonisch-assyrischen und israelitischen Geschichte (Leipzig 1880) vertreten, Bruno Meissner mit Alexander und Gilgamos (Leipzig 1894). Anzuführen sind weiterhin Johann Nepomuk Strassmaier, Wörterverzeichniss zu den babylonischen Inschriften im Museum zu Liverpool (Leipzig 1886), Friedrich Delitzsch, Assyrische Studien. Heft 1: Assyrische Thiernamen (Leipzig 1874) sowie Knut Leonart Tallquist, Die Sprache der contracte Nabû-Né'ids (555-538 v. Chr.) (Helsingfors 1890).

2.4 Hilprecht edierte u. a. The Babylonian Expedition of the University of Pennsylvania. Series A. Cuneiform texts (vol. 1, pt. 1-2, Philadelphia 1893-1896). Aus seinem Vorbesitz stammen auch Wilhelm Gesenius' Ausführliches grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache (Leipzig 1817) und dessen Übersetzung Der Prophet Jesaja (Leipzig 1820-1821) sowie Eduard Reuss, Die Geschichte der Heiligen Schriften Alten Testaments (Braunschweig 1881), B. A. Mystakidis, Byzantinisch-Deutsche Beziehungen zur Zeit der Ottonen (Stuttgart 1891), Rudolph E[rnst] Brünnow, A classified list of all simple and compound cuneiform ideographs occuring in the texts hitherto published (Leiden 1889) sowie The monument to William Pepper ... its inception, competition, and presentation 1894-1899 (Philadelphia 1900).

2.5 An Fachorganen zu nennen sind die Zeitschrift für Assyriologie (Bd 1, 1886 ff.), Revue d'Assyriologie et d'Archéologie orientale (vol. 1, 1886 ff.), Beiträge zur Assyriologie und (vergleichenden) semitischen Sprachwissenschaft (Bd 1-10, 1890-1913/27), hrsg. von Friedrich Delitzsch und Paul Haupt, sowie Der Alte Orient (Jg. 1-25, 1900-1926), hrsg. von der Vorderasiatisch-Ägyptischen Gesellschaft.

3. KATALOGE

Moderne Kataloge:

OPAC [seit 1991]

Die Bestände sind im Alphabetischen Katalog (AK 2; Berichtszeit ab 1973) und Sachkatalog (geführt bis 1994) der Zweigbibliothek Altertumswissenschaften verzeichnet.

Spezialkatalog:

Institutsinterner EDV-Katalog altorientalischer Fachliteratur der ThULB

[im Aufbau, eigenes Kategorienschema, mit regelmäßigem Ausdruck]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zweigbibliothek Altertumswissenschaften: Inventarbuch/Zugangsbuch [der]

Hilprecht-Sammlung [Berichtszeit 1931/39, 1955/72 und folgende Jahre]

Universitätsarchiv Jena: Bestand M: Philosophische Fakultät, Nr. 704 und 888

4.2 Darstellungen

Oelsner, Joachim: Die Hilprecht-Sammlung Vorderasiatischer Altertümer. In: Reichtümer und Raritäten. Kulturhistorische Sammlungen, Museen, Archive, Denkmale und Gärten der Friedrich-Schiller-Universität Jena. [Bd 1]. Jena 1974, S. 144-149 (Jenaer Reden und Schriften 1974) Museen in Thüringen. Frankfurt a. M. 1995 [S. 110 zur Hilprecht-Sammlung]

Stand: November 1998

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.