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Historische Bibliothek

Adresse. Andreaskirchplatz 10, 06295 Lutherstadt Eisleben [Karte]
Telefon. (03475) 60 21 39
Telefax. (03475) 60 27 75

Unterhaltsträger. Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Eisleben
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Regionalgeschichte des Mansfelder Landes, Reformations- und Kirchengeschichte einschließlich Bibeldrucke, Allgemeine Geschichte, Vor- und Frühgeschichte, Geschichte des Schulwesens, Numismatik, Regionalpresse.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag 10-12 und 13-16 Uhr, Donnerstag 10-12 und 13-18 Uhr und nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV (über die Stadtbibliothek Eisleben).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 25 Minuten). Busverbindung vom Bahnhof (Stadtlinie) Richtung Stadtmitte bis Haltestelle Marktplatz/Mohrenapotheke. A 9 (E 51), Ausfahrt Halle, B 100 bis Halle, B 80 nach Eisleben; Ausfahrt Naumburg, B 180 über Naumburg und Querfurt; oder B 81, B 180 von Magdeburg. Parkmöglichkeit: Siebenhitze und Andreaskirchplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Entstehung der Eisleber Museumsbibliothek ist eng mit der Gründung des Vereins für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfeld im Jahre 1864 verbunden. Gründer waren Pfarrer Karl Krummhaar (1807-1881) aus Helbra, der umfangreiches Quellenmaterial zur Territorial- und Grafengeschichte des Mansfelder Landes veröffentlichte, und der Gymnasialprofessor Karl Immanuel Gerhardt (1816-1899), der sich vor allem mit der Schulgeschichte befaßte. Mit Prof. Hermann Größler (1840-1910) erreichte der Verein seine Blütezeit. Die von 1887 bis 1944 als Mitteilungen des Geschichtsvereins herausgegebenen Mansfelder Blätter wurden im Tauschverkehr mit ca. 120 gleichartigen Vereinen und Institutionen genutzt, um heimatkundliches Schrifttum nicht nur der Nachbarkreise, sondern auch von Geschichtsvereinen im gesamten deutschsprachigen Gebiet zu erhalten.

1.2 Literatur aus dem Nachlaß Eisleber Persönlichkeiten trug wesentlich zum Bestandsaufbau bei. Unmittelbar oder auf dem Umweg über die Eisleber Gymnasialbibliothek und die Mansfeldische Gewerkschaft (Mansfeld A.G.) erhielt die Vereinsbibliothek (später Museumsbibliothek, seit 1999 Historische Bibliothek) Teile der Sammlung des Bergrates Karl Friedrich Ludwig Plümicke (1791-1866), die insgesamt 4300 Bücher, Atlanten, Karten und Handschriften umfaßte. In seinem Testament vom 14. November 1863 überwies er 714 ältere Bücher, Karten und Handschriften der Mansfeldischen Gewerkschaft. Diese überließ die Erbschaft 1868 dem Verein für Geschichte und Altertümer zur Aufbewahrung bis 1928; 273 Nummern davon verblieben später beim Verein. Die Sammlung umfaßte Literatur zu den Gebieten Bergrecht, Bergbau, Länderbeschreibung, Numismatik, Mansfeldica und insbesondere zur Alchemie. Teilweise finden sich diese Titel noch in der Historischen Bibliothek.

1.3 Die Bücherei des Lehrerseminars besaß vor allem Literatur zur Geschichte der Volksschule im 18. Jh und zu den Lehrgebieten der Volksschule. Ein großer Teil dieser Literatur wurde, sofern sie die Mansfelder Geschichte und Landeskunde betraf, dem Altertumsverein übergeben. Aus den Nachlässen der Vereinsvorsitzenden Karl Immanuel Gerhardt und Hermann Größler, des Theologen, Heimatforschers und Schriftstellers Max Könnecke (1855-1911) sowie des Konrektors, Heimatforschers und Stadtarchivars Karl Rühlemann (1864-1947) und des Pädagogen, Heimatforschers und Mundartdichters Franz Kern (1880-1954) erhielt der Bestand vor allem Zuwachs an heimatkundlicher Literatur.

1.4 Den Grundstock des naturkundlichen Bestandes bildete im Jahre 1915 der Nachlaß von Heinrich Eggers (1848-1915). Nach der Auflösung des 1907 gegründeten Vereins für Naturkunde im Jahre 1947 erhielt die Museumsbibliothek eine beachtliche Bestandsergänzung. Der Verein hatte z. T. aus Spenden eine naturkundliche Sammlung aufgebaut und im Verbund mit anderen naturwissenschaftlichen Vereinen und Verlagsgesellschaften deren Drucke und Zeitschriften ( z. B. Kosmos), darunter auch dendrologische, geographisch-geologische, entomologische, botanische und zoologische Mitteilungsblätter, erworben. Außerdem wurde Anfang der fünfziger Jahre ein wertvoller Teil der historischen Bestände des Luthergymnasiums übernommen.

1.5 Die Historische Bibliothek der Eisleber Museen erfuhr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unterschiedliche Zuordnungen und erlebte mehrere Umzüge, die den Raummangel jedoch kaum mildern konnten. Erst die Einbindung in die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und der Umzug in ein ehemaliges Schulgebäude am Andreaskirchplatz brachte 1996 eine sichtbare Verbesserung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand zählt ca. 17.400 Bde, davon ca. 6000 Bde Regionalliteratur und ca. 2400 Bde Lutherana. Der historische Bestand, z. T. durch Auszählung im Magazin, z. T. durch Hochrechnung ermittelt, umfaßt ca. 900 Titel. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den ca. 900 Titeln des historischen Bestandes sind 2 Inkunabeln; ca. 600 Titel stammen aus dem 16. Jh, 50 aus dem 17. Jh, ca. 30 aus dem 18. Jh und ca. 220 aus dem 19. Jh. Der Bestand enthält 600 deutschsprachige Drucke, 250 lateinischsprachige, 25 englische und 10 französische. Der Rest verteilt sich auf einzelne Titel in griechischer, niederländischer und dänischer Sprache. Systematische Übersicht

2.3 Mit insgesamt ca. 6000 Titeln (einschließlich neuerer Literatur) nimmt die heimat- und regionalgeschichtliche Literatur einen vorrangigen Platz ein. Die Tradition der Geschichtsforschung im Mansfelder Land wurde zudem durch die 1551 gegründete Gräflich Mansfeldische Gymnasial- und Konsistorial-Druckerei gefördert. Der lutherische Theologe, Historiker und Liederdichter Cyriacus Spangenberg (1528-1604) ließ den ersten Teil seiner Mansfeldischen Chronica 1572 bei Andreas Petri in Eisleben drucken. Von ihm liegen auch vor die Quernfurtische Chronica. Historischer Bericht von der ... Herrschaft Quernfurt in Sachsen (Erfurt: Georg Baumann 1590), die Ursach und Handelung des sechsischen Krieges bey dem Welphesholz in der Herrschaft Mansfeld geschehen im Jahr 1115 (Wittenberg: Georg Rhawes Erben 1555), das Stammbuch der Edlen von Schwanringen vnd Herren zu Plesse (Mühlhausen: Andreas Hantzsch 1587), die Hennebergische Chronica (Straßburg: Bernhard Jobins Erben 1599) und der Adels-Spiegel (Sclkalden: Michael Schmück 1591-1594) sowie ein Ehe-Spiegel. Das ist: Alles, was vom heiligen Ehestande nützliches nötiges vnd tröstliches mag gesagt werden (Eisleben 1596). Zur griechischen Geschichte ist Spangenbergs Chronicon Corinthiacvm: Historien vnd Geschichte von ankunfft, auffnemen, Regierung vnd abgang der Stad Corinth (Eisleben: Urban Gaubisch 1561) vorhanden.

2.4 Darüber hinaus liegen zahlreiche Darstellungen des 16. und 17. Jhs aus dem mitteldeutschen Raum vor. Aus der rechtsgeschichtlichen Abteilung seien genannt eine von Christoph Zobel (1499-1560) kommentierte Ausgabe des Sachsenspiegel (Leipzig 1582), Das Ganze Sechsische Landrecht (Leipzig 1582), zusammengestellt von Melchior Kling (Klinge; 1504-1571), sowie Johann Spangenbergs (1484-1550) Des ehelichen Ordens Spiegel und Regel (Wittenberg 1573). Die für die mitteldeutsche Landesgeschichtsschreibung bedeutsame Darstellung des Johann Christoph von Dreyhaupt (1699-1768), Pagus Neletici et Nudzici oder Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des ... Saal-Kreises (Halle 1749) findet sich zusammen mit seiner Beschreibung des Saltz-Werks in Halle in Sachsen (Halle 1749). Außerdem sei erwähnt Andreas Angelus (eigentlich Engel; 1561-1598), Annales Marchiae Brandenburgicae: das ist Ordentliche Verzeichnuß vn beschreibung der Historien, so sich ... im Churfürstenthumb Brandenburg zugetragen (Frankfurt/Oder 1598).

2.5 Der numismatische Bestand umfaßt insgesamt 110 Titel. Darstellungen zur Entwicklung des Schulwesens, neben Ausgaben von Lehr- und Schulbüchern des 18. und 19. Jhs, machen 62 Titel aus. Das 1803 als Mansfelder Anzeigen gegründete spätere Eisleber Tageblatt ist bis 1941 vorhanden.

2.6 Die Sachgruppe Lutherana mit den Werken des in Eisleben geborenen und gestorbenen Reformators sowie Schriften zur Reformations- und Kirchengeschichte sowie zur Theologie im weiteren Sinne zählt insgesamt 2400 Bde, darunter knapp 600 Titel aus dem 16. Jh. Neben Werkausgaben Luthers finden sich jedoch nur 2 seiner Einzelschriften, An den Christlichen Adel deütscher Nation von des Christenlichen stands besserung (Basel: Adam Petri 1520) und An die Pfarrherrn Wider den Wucher zu predigen. Vermanung (Wittenberg: Joseph Klug 1540). Die bislang als Wittenberger Originaldruck vom Januar 1524 (Lukas Cranach und Christian Döring) angesehene Schrift Luthers An die Radsherrn aller stedte deutsches lands: das sie Christliche schulen auffrichten vnd hallten sollen ist ein Faksimile von 1883. Von der erstmals 1534 in Wittenberg erschienenen Bibel-Gesamtübersetzung Luthers liegen 26 Ausgaben von 1538 bis 1844 vor. Unter den 16 Ausgaben vor- und nachlutherischer Bibelübersetungen ist eine Inkunabel, eine deutsche Übersetzung der Vulgata (9. deutsche Bibel, Altes Testament; Nürnberg: Anton Koberger 1483).

2.7 Die theologischen Auseinandersetzungen der Reformationszeit spiegeln sich auch in Streitschriften, Rechtfertigungen und Predigtdrucken des 16. Jhs wider. Neben weiteren Schriften Johann Spangenbergs und seines streitbaren orthodox-lutherischen Sohnes Cyriacus Spangenberg ist auch der gebürtige Eisleber Reformator Johann Agricola (Schneider oder Schnitter; 1494-1566), ab 1525 Pfarrer und Leiter der Lateinschule in Eisleben, im Bestand vertreten.

2.8 Literatur ist auch von weiteren Zeitgenossen vorhanden, von Caspar Güttel aus München († 1542), erster evangelischer Pfarrer in Eisleben und " Evangelist der Grafschaft Mansfeld"; Hieronymus Mencel (1517-1590) aus Schweidnitz, ab 1540 in Eisleben in verschiedenen Ämtern als Konrektor und Prediger, seit 1560 als Superintendent tätig; Michael Coelius (Caelius; 1492-1559) aus Döbeln, ein auf Ausgleich bedachter Geistlicher, ab 1525 Schloßprediger in Mansfeld, 1542 Dekan und 1560 auch Stadtpfarrer in Mansfeld. Coelius richtete sich gegen das Augsburger Interim, gegen Johannes Majors " Philippismus" und verfaßte eine lutherische Protestschrift gegen den 1533 als Stadtpfarrer in Eisleben eingesetzten katholischen Georg Wicel (Witzel), Newer jrthumb vnd schwermerey vom Sacrament: sampt etzlichen lügen, so Georg Witzel gepredigt (Wittenberg 1534).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

B. Z.: Wertvolle Bibliothek kann bald wieder genutzt werden. Museen erhielten in der Petristraße neue Räume. Sehr viel Einsatz aller Mitarbeiter. In: Liberal-Demokratische Zeitung Halle, Ausg. Eisleben/Hettstett vom 13. Januar 1987, S. 4 Lohmeier, Helmut: Die Historische Bibliothek der Städtischen Museen in Eisleben. In: Mitteilungsblatt der Bibliotheken in Niedersachsen 77 (1990) S. 54-55

Stand: Mai 1999

Erhardt Mauersberger

Gunter Müller


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.