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Historische Schulbibliothek

Adresse. Staatliche Sonderschule für Sprachbehinderte, 07407 Keilhau, Robert-Birkner-Str. 5-8 [Karte]
Telefon. (03672) 2 27 00, 41 33 82

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur von und über Friedrich Wilhelm August Fröbel, zur Geschichte der Erziehungsanstalt Keilhau, des Unterrichtswesens und der Reformpädagogik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Bahnhof Rudolstadt Busverbindung nach Keilhau (7 km). A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Göschwitz, B 88.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 13. November 1816 gründete der aus Oberweißbach stammende Pfarrerssohn Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852), Pestalozzischüler, Erzieher und Lehrer, in Griesheim bei Stadtilm eine Allgemeine Deutsche Erziehungsanstalt. Sie siedelte im Juni 1817 nach Keilhau über, ein in einem Seitental der Saale in der Nähe von Rudolstadt gelegenes Dorf.

1.2 Schule und Schulbibliothek erwuchsen aus kleinsten Anfängen. Als Erzieher kamen 1817 Johann Wilhelm Middendorff (1793-1853) und Johann Heinrich Langethal (1792-1879) hinzu, beide mit Fröbel befreundet. Alle drei hatten zusammen im Lützower Freikorps gegen Napoleon gekämpft. In der ländlichen Abgeschiedenheit Keilhaus wollten sie eine " pädagogische Provinz" verwirklichen; die Ganzheit der Anstaltserziehung sollte freie, denkende und selbsttätige Menschen hervorbringen, die über ein gründliches Wissen verfügten, das sie im späteren Berufsleben anwenden konnten. Ähnlich wie in Schnepfenthal fühlten sich Lehrkörper und Schüler als eine große Familie. So setzte sich die frühe Schulbibliothek aus Büchern zusammen, die aus dem Besitz von Fröbel, Middendorff und Langethal stammten und durch Barop und seine Nachfolger ergänzt wurden. Die ersten Provenienzvermerke tauchen Anfang der zwanziger Jahre auf.

1.3 Im Jahre 1824 wurde die Keilhauer Anstalt verdächtigt, den verbotenen burschenschaftlichen Verbindungen Vorschub zu leisten. Für die Schule traf das nicht zu (auch im Bibliotheksbestand finden sich hierfür keine Anhaltspunkte, mit von einer Ausnahme, s. u. 2.8), aber Middendorffs Neffe Johannes Arnold Barop (1802-1878) wurde kurz darauf verhaftet. Die Schulentwicklung stagnierte, Fröbel verließ 1831 Keilhau und wandte sich anderen Projekten zu.

1.4 Im Jahre 1826 kehrte Barop nach Keilhau zurück. Er und seine Nachkommen prägten die Entwicklung der Schule über das 19. Jh hinaus. Sie bestand als Landschulheim und Oberrealschule in den zwanziger und dreißiger Jahren bis zu ihrer Schließung 1939. Die Bibliothek blieb in ihrem Grundbestand erhalten, wurde jedoch den jeweils neuen Anforderungen gemäß als Lehrerbibliothek oder als Schülerbibliothek aktualisiert, so daß sich mehrere Bestandsschichten nachweisen lassen.

1.5 Der Gebäudekomplex diente weiterhin schulischen Zwecken. Seit 1956 beherbergt er eine Sprachheilschule, die als die älteste bestehende Fröbelsche Erziehungseinrichtung gilt und die mit Bibliothek, Schulmuseum und Fröbel-Archiv das pädagogische Gesamtwerk ihres Gründers pflegt. Sie tritt damit den Fröbel-Museen in Bad Blankenburg (erster Kindergarten, Vorschulerziehung) und Oberweißbach (Geburtshaus) ergänzend zur Seite.

1.6 Zwischen 1962 und 1992 befanden sich Teilbestände der historischen Schulbibliothek in der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin (Bibliothek der Kommission für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte). Nach der Rückführung der Bücher und ihrer Wiedervereinigung mit dem in Keilhau verbliebenen Teil hatte die Bibliothek annähernd wieder ihre frühere Gestalt angenommen. Sie ist wie das Schulmuseum der Öffentlichkeit zugänglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die historische Schulbibliothek umfaßt 3703 Bde. Zu ihr gehört außerdem ein Bestand von etwa 2000 Bdn neuerer und belletristischer Literatur, der hier keine Rolle spielt. Der Bestand ist grobsystematisch, nach hauseigener Systematik, aufgestellt. Aus dem Zeitraum vor 1900 stammen 2859 Bde: 16. Jh 9, 17. Jh 13, 18. Jh 281 (9,8 Prozent), 19. Jh 2556 (89,4 Prozent).

2.2 2518 Bde (88 Prozent) sind in deutscher Sprache, 145 (5,1 Prozent) in französischer, 76 (2,7 Prozent) in lateinischer, 68 (2,4 Prozent) in englischer und 52 Bde (1,8 Prozent) liegen in weiteren Sprachen vor. Systematische Übersicht

2.3 Im Sachgebiet Sprache und Literatur, das 802 Bde zählt (28,1 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 5, 18. Jh 73, 19. Jh 718), fallen zunächst Werkausgaben des 19. Jhs auf, u. a. von Lessing, Goethe, Schiller, Jean Paul, Chamisso, Heine, Fritz Reuter, Storm und Fontane. Aus der Schüler-Lesebibliothek stammen Robinson's Gefahren am Nordpol von T. Bade (Berlin 1859), Robinson der Jüngere, ein Lesebuch für Kinder von Joachim Heinrich Campe (98. rechtmäßige Aufl. Braunschweig 1879) und Heidepeter's Gabriel von Peter Rosegger ( Wien, Pest und Leipzig 1897). Unter zahlreichen Anthologien sind eine Auswahl deutscher Gedichte für höhere Schulen von Karl Eduard Philipp Wackernagel (Berlin 1838), die Auswahl deutscher Gedichte für gelehrte Schulen von Theodor Echtermeyer (Halle 1849) und der Poetische Hausschatz des deutschen Volkes von dem Jenaer Literatur-Professor Oskar Ludwig Bernhard Wolff (Leipzig 1850). Das Lehrbuch der deutschen Literatur für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen des pädagogischen Schriftstellers und Breslauer Gymnasiallehrers Friedrich August Nösselt ist ebenfalls vorhanden (Breslau 1841). Der Erlernung des Lateinischen diente Christian Beckmanns Manuductio ad Latinam linguam (Hanau 1619), die Französischen und deutschen Gespräche (Straßburg und Paris 1811) waren eine praktische Anweisung für Anfänger im Französischen. Von deutschen Autoren sind u. a. Wielands Geschichte der Abderiten (Karlsruhe 1783), die Kant gewidmeten Rhapsodieen [sic] von Ludwig Theobul Kosegarten (Leipzig 1790), Schillers Musenalmanach für das Jahr 1800 (Tübingen 1799), die Geschichte eines Lebendigen von Georg Herwegh (Zürich und Winterthur 1843-1844) und Friedrich Rückerts Liebesfrühling in einer Prachtausgabe (Frankfurt a. M. o. J.) hervorzuheben.

2.4 Das religiöse und theologische Schrifttum umfaßt 493 Bde (17,3 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 53, 19. Jh 436). Darunter finden sich die Annales circuli Westphalici ... Das ist: Eigentliche Beschreibung der uhralten Christlichen Catholischen Religion von Hermann Fley (Köln 1640), die Trostreiche Wieder Auffrichtung Eines Sterbenden Oder Heilsamer Trost Einer Gläubigen Seelen von Antonio Auria S.J. (Köln 1700), ein Wörterbuch des Neuen Testaments von Wilhelm Abraham Teller (Berlin 1780), Georg Joachim Zollikofers Predigten (Leipzig 1789), die Biblische Geschichte für Kinder zum ... Unterricht in ... Schulen Baierns (München 1818) und Kleine biblische Erzählungen für Kleinkinderbewahr-Anstalten und Elementar-Schüler ( Wien und Leipzig 1843).

2.5 In der Sachgruppe Geschichte mit 353 Bdn (12,4 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 2, 18. Jh 90, 19. Jh 260) finden sich zahlreiche Darstellungen, die sich an Kinder oder jugendliche Leser wenden, so August Ludwig von Schlözers Vorbereitung zur WeltGeschichte für Kinder (Göttingen 1806), die weithin bekannte Weltgeschichte für Kinder und Kinderlehrer, begonnen von Karl Friedrich Becker (Berlin 1806-1809), und die illustrierte Weltgeschichte für Kinder von Georg Ludwig Jerrer (Nürnberg 1828). Das Handbuch der Geschichte von Altgriechenland, bearb. von dem Nordhäuser Rektor Friedrich Carl Kraft (Leipzig 1821), die Geschichte Thüringens in der karolingischen und sächsischen Zeit von Theodor Knochenhauer (Gotha 1863) und die Geschichte des Thüringischen Volkes, für das Volk und die Jugend von dem Keilhauer Lehrer Karl Herzog (Hamburg 1827) dienten mehr allgemeinbildenden Zwecken. " Aus den Originalen" übersetzte Heinrich Doering die Denkwürdigkeiten der geheimen Gesellschaften in Unter-Italien, insbesondere der Carbonari (Weimar 1822).

2.6 306 Bde (10,7 Prozent; 18. Jh einer, 19. Jh 305) sind der Gruppe Pädagogik, Schulbücher und Schulprogramme zuzuordnen. Der badische Kirchenrat Friedrich Heinrich Christian Schwarz war mit seiner Erziehungslehre, deren erster Band Die Bestimmung des Menschen, in Briefen an erziehende Frauen enthält (Leipzig 1802), und mit dem Grundriß der Lehre von dem Schulwesen (Heidelberg 1807) Vorbild für Fröbel. Unter den Fibeln sind zu nennen: Die kolorierte Bilderbibel zur Beförderung der LautMethode von Johann Ferdinand Schlez (Gießen und Darmstadt 1810), Deutsches Lesebüchlein ... für die Schulen in den Herzogl. Sachsen-Coburg-Meiningischen Landen (Meiningen 1817), das Moralische Elementarbuch von Christian Gotthilf Salzmann (Leipzig 1828), ein Erstes Schul- und Bildungsbuch, bearb. von Ernst Brünnert (Rudolstadt 1851) und die Neue amerikanische Schreibmethode mit deutschen und lateinischen Vorschriften von C. Wagenführ (Arnstadt 1842). Pestalozzis Sämmtliche Schriften sind in der fünfzehnbändigen Ausgabe (Stuttgart und Tübingen 1819-1826) vorhanden. Der Jenaer Pädagoge Karl Volkmar Stoy schenkte Barop seine Pädagogischen Anlagen in Jena (Jena 1851). Aus dem Besitz von Caroline von Schiller stammt Rousseaus Emile, ou de l'éducation (Zweibrücken 1829).

2.7 Die Naturkunde ist mit 294 Bdn reich besetzt (10,3 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 292). Zu nennen sind Lorenz Okens Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände (Stuttgart 1833-1841), die Naturgeschichte für das Volk von Johannes Baumann (Luzern 1837) und das Lehrbuch der Naturlehre für Anfänger des Gothaer Gymnasialprofessors Friedrich Kries (Gotha 1836); das Lehrbuch einer populären Himmelskunde von August Heinrich Gelpke (Leipzig 1815), W. F. Winsdorfs Praktisches Rechenbuch für den Schulunterricht und zur Selbstbelehrung (Rudolstadt 1823), Die Wasserwelt von Theodor Friedrich Maximilian Richter (Bd 1, Das Meer; Dresden und Leipzig 1834), die Natürliche Eintheilung der Säugetiere von Ferdinand August Ritgen (Gießen 1824), das Deutsche Botanische Taschenbuch (Zeitz 1812-1818), das Lehrbuch der chemischen Technologie von Friedrich Ludwig Knapp (Braunschweig 1847), das Lehrbuch der Mineralogie, ausgearbeitet vom Bürger Haüy ( i. e. René-Just Hauy, Paris und Leipzig 1804-1810) und die Populäre Experimental-Physik von Theodor Friedleben (Frankfurt a. M. 1849).

2.8 Unter den 161 Bdn zu Politik, Staat, Recht, Verwaltung und Wirtschaft (5,6 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh einer, 18. Jh 2, 19. Jh 157) finden sich Schlözers Allgemeines StatsRecht und StatsVerfassungsLere (Göttingen 1793), Patriotische Betrachtungen über das große Burschenfest auf der Wartburg am 18/19ten des Siegesmonds 1817 (Hamburg 1818) und Deutschland's Wiedergeburt. Was thut uns Noth, damit wir Ein Volk werden? von Franz Adolf Marbach (Leipzig 1848).

2.9 Geographie und Landeskunde weisen 107 Bde auf (3,7 Prozent; 18. Jh 41, 19. Jh 66). Neben Büschings Magazin für die neue Historie und Geographie (Hamburg, später Halle 1769-1793) und dem Handbuch der Geographie und Statistik von Christian Gottfried Daniel Stein (Leipzig 1819) sind drei Lehrbücher zu erwähnen: Weltkunde, ein Mittel höherer Geistesbildung für die spätere weibliche Jugend von Ludwig August Kähler (Leipzig 1818-1819), Vaterlandskunde für Bürgerschulen des Königreichs Sachsen von Karl August Engelhardt (Dresden 1825) und das Handbuch der Geographie für Töchterschulen und die Gebildeten des weiblichen Geschlechts von Friedrich Nösselt (Königsberg 1834).

2.10 Zur Musik gehören 101 Bde (3,5 Prozent; 19. Jh), die für den Keilhauer Unterricht Verwendung fanden, u. a. der Versuch einer geordneten Theorie der Tonsetzkunst zum Selbstunterricht von Gottfried Weber (Mainz 1824), das von August Gathy redigierte Musikalische Conversations-Lexicon (Leipzig, Hamburg und Itzehoe 1835), der Polyphonomos oder Die Kunst, ... sich eine vollständige Kenntniß der musikalischen Harmonie zu erwerben von Gustav Schilling (Stuttgart 1839) und die beiden Liederbücher Sang und Klang des deutschen Volkes (Eisleben 1851) und Allgemeines deutsches Commersbuch (Lahr und Leipzig 1858).

2.11 Unter der philosophischen Literatur (78 Bde, 2,7 Prozent; 16. Jh einer, 18. Jh 14, 19. Jh 63) herrscht mehr das populäre Schrifttum vor: Einige Betrachtungen über das Übel in der Welt, hrsg. von Johann Jakob Engel (Karlsruhe 1783), Über den Umgang mit Menschen von Adolph von Knigge (Hannover 1804) und Muttersorgen und Mutterfreuden, von einer Mutter, eingeleitet von Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg (Hamburg 1849). Doch sind auch Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (Riga und Leipzig 1785-1789) und dessen Kalligone (Leipzig 1800) vorhanden.

2.12 Die biographische Abteilung mit ihren 58 Bdn (2 Prozent; 19. Jh) zeigt, daß dieser Literaturgattung ein besonderer erzieherischer Wert beigemessen wurde. Es finden sich so unterschiedliche Werke wie Dr. Martin Luthers Leben und Wirken, hrsg. von Christian Friedrich Steffani (Gotha 1826), Schillers Leben von Karl Hoffmeister (Stuttgart 1838-1839), Leben und Briefwechsel Georg Washingtons, nach dem Englischen von Jared Sparks, hrsg. von Friedrich von Raumer (Leipzig 1839), und Das Leben des fünfzigjährigen Hauslehrers Felix Kaskorbi (Breslau 1817). Außerdem sind zahlreiche Sammelbiographien vorhanden, so die Weltgeschichte der Biographien (Annaberg, später Hildburghausen 1858-1869).

2.13 Aus der Gruppe Medizin und Sport (20 Bde, 0,7 Prozent) sind das Werk De medicina von Aurelius Cornelius Celsus (Amsterdam 1687), Christoph Wilhelm Hufelands Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern (Jena 1798) und die Beschreibung des am 1. Weinmonat zu Burgdorf gefeierten Turnfestes (Bern 1836) zu erwähnen.

2.14 Zu Fröbel und Keilhau finden sich 53 Bde im Bestand (1,8 Prozent; 18. Jh 3, 19. Jh 48), darunter A short sketch of the life of Friedrich Fröbel von Emily Shirreff (London 1887), Erinnerungen an Friedrich Fröbel von Bertha von Mahrenholtz-Bülow (Kassel 1876), Gedichte für das erste Kindesalter von Ida Seele, einer Schülerin Fröbels (Berlin 1864), und Der Kindergarten von August Köhler, Direktor des Gothaischen Lehrerinnen-Seminars (Weimar 1874).

2.15 In allen Gruppen stehen pädagogische und schulpraktische Werke im Vordergrund, insbesondere zur Reformpädagogik. Die Sachgebiete spiegeln in etwa die Fächer wider, die an der Schule unterrichtet wurden: Religion, Deutsch, Lateinisch, Französisch, Englisch, Geschichte, Geographie, Naturkunde, Mathematik und Rechnen, Zeichnen und Schönschrift, Turnen, Spielen und Schwimmen sowie Handfertigkeitsunterricht. Eine außerdem vorhandene Sammlung von etwa 1200 Noten unterstreicht die Bedeutung des Gesang- und Instrumentalunterrichts. Unter ihnen befinden sich auch Unikate von Wilhelm Carl (1804?-1830), Musiklehrer in Keilhau von 1825 bis 1830.

2.16 Ein Teil der mit Fröbel in Zusammenhang stehenden Archivmaterialien ist über das Schulmuseum zugänglich. Ausgestellt ist sein 1826 im Verlag der Erziehungsanstalt erschienenes Hauptwerk Die Menschenerziehung, die Erziehungs-, Unterrichts- und Lehrkunst, angestrebt in der allgemeinen deutschen Erziehungsanstalt zu Keilhau (Leipzig, in Commission bey A. Wienbrack). Im Archiv befinden sich u. a. Vorlesungsmitschriften, Lehrplanentwürfe und Korrespondenzen der Gründergeneration. Eine Besonderheit des Keilhauer Schulalltags sind die sogenannten Buden(tage)bücher (16 Stück), die in den Waldhütten seit 1878 geführt wurden.

2.17 Den Ausgangspunkt der Büchersammlung bildeten Schriften aus Fröbelschem Familienbesitz. Im Februar 1808 übernahm F. W. A. Fröbel " aus des Vaters Verlaßenschaft" Luthers Deutsche Schrifften (Altenburg 1561). Auf den Oberweißbacher Pfarrer Johann Jakob Fröbel (1730-1802) geht auch das vollständige Exemplar (62 Bde) der von Siegmund Jacob Baumgarten und anderen besorgten Uebersetzung der Allgemeinen Welthistorie, die in Engeland durch eine Geselschaft von Gelehrten ausgefertiget worden zurück (Halle 1744-1795).

2.18 Aus Fröbels eigenem Besitz sind mehrere Bände überliefert, darunter Gellerts Fabeln und Erzählungen (Leipzig 1763), Herodots Geschichte von Johann Friedrich Degen (Frankfurt a. M. 1783), die Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände (Leipzig 1820) und das Volksschullesebuch Der Denkfreund von Johann Ferdinand Schlez (Gießen 1820). Zwischen 1822 und 1825 wurden diese Schriften in die Keilhauer Schulbibliothek übernommen.

2.19 Einige der älteren Werke stammen aus dem Besitz von Fröbels Halbbruder, dem Rudolstädter Gymnasialprofessor, Hofbuchdruckereibesitzer und Schriftsteller Carl Popo Fröbel (1786-1824). Darunter findet sich auch der Sammelband mit dem ältesten Druck der Bibliothek (Auli Gellii noctium Atticarum commentarii liber primus, Venedig: Johannes de Tridino 1509). Zu nennen sind weiterhin Jacob Böhmes Quaestiones theosophicae oder Betrachtung göttlicher Offenbarung ( o. O. 1730) und Alexander Pope's Essay on Man (Kopenhagen 1789).

2.20 Middendorff steuerte 1845 Ciceros De Philosophia (Lyon 1548) bei; von ihm stammen neben zahlreichen anderen Werken auch die Vorlesungen über die Dogmatik (Sulzbach 1812) von Franz Volkmar Reinhard.

2.21 Auf Langethal gehen das Christliche Concordienbuch (Jena 1750) von Johann Georg Walch, Der heilige Psalter Davids von Luther (Erfurt 1795) und das Novum Testamentum Graece (Leipzig 1840) zurück.

2.22 Mit der Provenienz Johannes Barop sind u. a. die Rerum Germanicarum tomi III, hrsg. von Heinrich Meibom (Helmstedt 1688), und Karl von Rottecks Allgemeine Weltgeschichte für alle Stände (Stuttgart 1846) versehen. Die von Johann Hugo Wyttenbach und Johann Andreas Nevrohr zusammengestellten Aussprüche des reinen Herzens (Leipzig 1801-1821) erhielt Barop Weihnachten 1823 von Fröbel zum Geschenk.

2.23 Bei einigen Ausgaben könnte es sich um Stiftungen ehemaliger Schüler handeln, so z. B. bei Guillaume-Thomas-François Raynals Philosophische(r) und politische(r) Geschichte der Besitzungen und Handlung der Europäer in beyden Indien (Kempten 1784-1788, Bd 2-10) und Rousseaus Oeuvres complètes (Basel 1793-1795). Es ist nicht bekannt, wer den kleinen Sonderbestand mit der Einbandprägung " Für d. Bibliothek d. Erz. Anst. Keilhau" (alle Schriften sind in Weimar bei Hoffmann erschienen) der Bibliothek geschenkt hat. Wie aus dem einzigen erhaltenen Bibliothekskatalog hervorgeht, war der in Eisenberg geborene Philosoph und Freimaurer Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832), der 1804 für kurze Zeit in Rudolstadt lebte, mit seinen Schriften fast vollständig vertreten.

2.24 Die Schulbibliothek Keilhau begleitete über ein Jahrhundert lang den Schulalltag eines pädagogischen Modellversuches. In ihrem Bibliotheksbestand überliefert sie die konzeptionellen Wandlungen einer auf Fröbel zurückgehenden Lehrplan- und Unterrichtsgestaltung. In diesem Zusammenhang ist ein Teil der Schriften in dem neuen Schulmuseum ausgestellt. Die am Ort gewachsene Büchersammlung stellt ein einzigartiges kultur- und bildungsgeschichtliches Denkmal dar.

3. KATALOGE

Bücherverzeichniß der Bibliothek der Erziehungsanstalt zu Keilhau [ca. 1857]. Enthält außerdem: Bücherverzeichnis der Schülerbibliothek

[ca. 1870; Bandkatalog]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; in Anlehnung an RAK; im Aufbau]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bathke, Anita; Hübener, Alexander: Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852): Bibliographie. In: Festschrift zum 175. Jubiläum der Gründung der Allgemeinen Deutschen Erziehungsanstalt durch Friedrich Fröbel. Keilhau 1992, S. 66-67 [betr. Keilhauer Bestände]

Bathke, Anita: Die historische Schulbibliothek. In: Neue Keilhauer Blätter 1 (1994) Heft 1, S. 32

Marwinski, Felicitas: Die historische Schulbibliothek in Keilhau. In: Mitteilungen. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena 4 (1994) Heft 1, S. 10-15

Stand: April 1994

Anita Bathke

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.