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Bibliotheken im Historischen Archiv

Adresse. Verein zur Rettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee/Thür. e. V., Runneburg 1, 99631 Weißensee
Telefon. (036374) 2 07 85
Telefax. (036374) 2 07 48

Unterhaltsträger. Verein zur Rettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee/Thür. e. V.
Funktion. . Archiv- und Vereinsbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Stadt Weißensee und der Runneburg, Burgenkunde.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung im Rahmen der Öffnungszeiten des Archivs: Dienstag 9.30-12 Uhr und 13-18 Uhr, Donnerstag 9.30-12 Uhr und 13-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Zug- und Busverbindung von Erfurt über Sömmerda. A 4 (E 40), Ausfahrt Weimar, B 85 über Sömmerda; Ausfahrt Erfurt, B 4 über Sondershausen; Ausfahrt Eisenach, B 84 nach Langensalza, B 176 nach Weißensee. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der " Landgrafenstadt Weißensee" reicht bis ins Mittelalter zurück. Im 12. und 13. Jh war die Runneburg (Burg Weißensee) eine Residenz der Thüringer Landgrafen. Später gehörte die Stadt zum Kurfürstentum Sachsen, seit 1815 zum Königreich Preußen. Bis 1950 war der Ort, dessen mittelalterlicher Kern innerhalb der Stadtmauer erhalten ist, Kreisstadt. Der 1990 gegründete Runneburgverein mit Sitz auf der Runneburg hat sich die bauliche Sanierung und Restaurierung der Burganlage zur Aufgabe gemacht, er verwaltet eine umfangreiche burgenkundliche Bibliothek und das Historische Archiv Weißensee.

1.2 Das am 11. März 1995 begründete Historische Archiv Weißensee wurde aus den Beständen des ehemaligen Stadtarchivs Weißensee, einem aus dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt zurückgeführten Depositum und dem historischen Karten-, Bild- und Dokumentationsmaterial des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee e. V. gebildet. Im Vertrag vom 1. Juli 1994 wurde die Ordnung, Registratur, Betreuung und wissenschaftliche Bearbeitung und Auswertung des Archivgutes diesem Verein übertragen.

1.3 Aus der Gründungszeit der Stadt, die 1265 das Stadtrecht erhielt, sind keine Dokumente mehr vorhanden, weil beim Stadtbrand von 1331 alle Urkunden und Briefe vernichtet wurden. Das danach anfallende Schriftgut wurde im Gewölbe der Münze (Kassenarchiv) des neuerbauten Rathauses aufbewahrt. Ein Inventarverzeichnis ist erst aus dem Jahre 1842 überliefert. Da sich die Bedingungen für die Aufbewahrung des Archivs laufend verschlechterten, wurden die wichtigsten Akten und Urkunden 1909 als Depositum dem Landeshauptarchiv der preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg übergeben (dort als " Repertorium E Weißensee" geführt, seit 1967 in der Außenstelle Wernigerode). Der in Weißensee verbliebene Teil wurde zwischen 1926 und 1929 geordnet und registriert, nach dem Zweiten Weltkrieg erwies sich eine erneute Bearbeitung als notwendig. Aus der ehemaligen Ratsbibliothek haben sich nur wenige Bände erhalten, ihr ursprünglicher Umfang ist nicht bekannt.

1.4 Im März 1994 wurde das Stadtarchiv aus dem Rathaus auf die Runneburg, die sich seit April 1994 im Besitz der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten befindet, verlagert. Der Depositalvertrag mit dem Landesarchiv Magdeburg wurde aufgekündigt und das Archivgut am 9. Juni 1994 nach Weißensee zurückgeführt. Am 11. März 1995 konnte das Historische Archiv Weißensee, eines der bedeutendsten kleinstädtischen Archive in Thüringen, eröffnet werden. Es umfaßt einschließlich der Zeitungssammlung 184 lfd. Meter Akten, 2500 Photographien und 2000 Dias. Die Archivbibliothek und die Bibliothek des Vereins werden laufend ergänzt, Publikationen verwandter Vereine werden auf der Grundlage des Schriftentausches erworben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Archiv- und Vereinsbibliothek umfassen annähernd 3000 Bde, davon zählen 574 Bde (18 Prozent) zum historischen Bestand (16. Jh 5; 17. Jh 46, 8 Prozent; 18. Jh 68, 11,8 Prozent; 19. Jh 455, 79,3 Prozent). Bis auf 4 Bde (17. Jh einer, 18. Jh 4) in Latein ist der gesamte Bestand deutschsprachig.

2.2 Die Gruppe " Staat, Recht, Verwaltung" umfaßt 131 Bde (22,8 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 44, 18. Jh 64, 19. Jh 18), darunter als ältester Druck ein Dresdener Mandat von 1541 zur Bekämpfung von " Mortbrennen, Dieberey, Rauberey und Morderey". Die landesherrlichen Verordnungen wurden auf dem Rathaus " publicirt und der Bürgerschaft vorgelesen". 1667 wurde z. B. bestimmt, daß Kranke, Arme und Notleidende notdürftig zu versorgen seien, aber Bettler, Exulanten, Studenten oder " Handwercks-Pürschgen und ander Herreloß Gesinde nicht geduldet und beherbergt werden dürften. Überliefert sind weiterhin eine General-Consumtions-Accis-Ordnung (Leipzig 1707), ein Mandat, Wieder die Selbst-Rache, Injurien, Friedens-Störungen Und Duelle (Weißenfels 1712) und eine Neu-erläuterte und verbeßerte Gesinde-Ordnung (Dresden 1769). Der Catalogus über die Constitutiones, Mandate, Patente, Edicte, Generalia, Missiven, Ausschreiben und Verordnungen wurde 1743 in Dresden gedruckt.

2.3 Aus der Ratsbibliothek stammen ferner Der bürgerliche Baumeister oder Versuch eines Unterrichts für Baulustige (Bd 2, Gotha 1797) von Friedrich Christian Schmidt, Volckmannus emendatus (Leipzig 1744), ein Handbuch für Advokaten, Notare, Amts- und Gerichtsschreiber von Adam Volckmann, und einige Bände des Codex Augusteus oder neu-vermehrter Corpus Juris Saxonici (Bd 2, Leipzig 1739; mehrere Fortsetzungen bis 1806).

2.4 Zur Geschichte Weißensees sind hervorzuheben die Historisch-statistisch-topographische Beschreibung des Weissensee'r Kreises (Weißensee 1863) und Urkundliche Nachrichten über die Städte, Dörfer und Güter des Kreises Weißensee (Weißensee 1867) von Friedrich Bernhard von Hagke († 1874), der auch den Personal-Codex des Weißensee'r Kreises von der ältesten bis zur neuesten Zeit (Weißensee 1868) herausgab. Zur thüringischen Geschichte liegen u. a. vor De nummis antiquis Isenacensibus, Mulhusinis, Northusinis et Weissenseensibus (Jena 1702) des Numismatikers Christian Schlegel, der Gründliche Bericht Von Land-Grav Heinrichs in Thüringen, Pfaltz-Graven zu Sachsen, Römischen-Königs-Wahl (Jena 1692) von Caspar Sagittarius und das Sammelwerk thüringischer Historien und Chroniken Rerum Thuringicarum Syntagma (Frankfurt und Leipzig 1704-1707) von Johann Christoph Olearius.

2.5 Unter den Zeitschriften und Zeitungen (427 Bde, 19. Jh) findet sich das Weißenseer Kreisblatt (Jg. 1-41, 1824-1864; letzter Jg. nur bis Nr. 26), das anfangs als unterhaltende und gemeinnützige Wochenschrift für alle Stände von Friedrich Häßler herausgegeben und verlegt wurde. Seine Fortsetzung erschien als Weißensee'r Zeitung (Jg. 41, 1864, Nr. 27 ff.). Vorhanden sind weiterhin die Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten (1810-1941), das Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Erfurt (Bd 1-128, 1816-1944), das Ministerial-Blatt für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten (Jg. 1-104, 1840-1943), das Bundes-Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes (1867-1870) und das Reichs-Gesetzblatt (1871-1943) sowie Mittheilungen zur Beförderung der Sicherheitspflege (Jg. 17-22, 1835-1840).

3. KATALOGE

Elektronisches Bestandsverzeichnis [in Arbeit]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Boblenz, Frank: Archivalien des Stadtarchivs Weissensee wieder in Thüringen. In: Archive in Thüringen 7 (1994) S. 34-36

Die Runneburg. Hrsg.: Runneburgverein. Erfurt [1996]

Stand: April 1997

Michael Kirchschlager

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.