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Internationales Zeitungsmuseum der Stadt Aachen

Adresse. Pontstraße 13, 5100 Aachen [Karte]
Telefon. (0241) 432-4508

Unterhaltsträger. Stadt Aachen
Funktion. Dokumentation der Geschichte des Zeitungswesens von seinen Anfängen bis zur Gegenwart.
Sammelgebiete. Deutsche und internationale Presse.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 9.30-13 Uhr, Mittwoch und Freitag 14.30-17 Uhr. Öffnungszeiten der ständigen Ausstellung: Dienstag bis Samstag 9.30-13 Uhr, Dienstag bis Freitag 14.30-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Herstellung von Kleinbildaufnahmen durch die Fotostelle der Stadtverwaltung möglich.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 1, 11, 21, 47, 56) bis Haltestelle Elisenbrunnen. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). Parkhäuser Mostardstraße, Jesuitenstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen ist erwachsen aus der Privatsammlung des zunächst als Amtmann in Rheine/Westfalen tätigen, seit 1861 in Wassenberg bei Heinsberg lebenden Rentiers Oscar von Forckenbeck (1822-1898). Seine seit 1854 aufgebaute Zeitungssammlung verstand er als Zeitungsmuseum zur Dokumentation des kulturpolitischen Phänomens Zeitung.

1.2 Mit der Eröffnung einer Zeitungsausstellung am 28. Februar 1886 im Suermondt-Museum der Stadt Aachen trat Forckenbeck mit einer Auswahl der Bestände seiner Sammlung an die Öffentlichkeit. Das Echo der Presse war positiv. Es war gelungen, " das Interesse aller Gebildeten" für die wechselhafte Geschichte des Zeitungswesens wachzurufen. Das gedruckte Verzeichnis ist erhalten: Abteilung I umfaßte " Aeltere Zeitungen bis zum Jahre 1799", Abteilung II vereinigte in Aachen gedruckte deutsch- und fremdsprachige Zeitungen, Abteilung III bestand aus Zeitungs-Sondernummern, die anläßlich der Goldenen Hochzeit des Kaiserpaares am 11. Juni 1879 erschienen waren, Abteilung IV brachte " durch besondere Ereignisse veranlaßte Zeitungsnummern", darunter Sonderausgaben zu Zeitungsjubiläen.

1.3 Zum 1. April 1889 trat die von Forckenbeck herausgegebene und von Max Schlesinger redigierte Zeitschrift Das Zeitungs-Museum ins Leben, das erste Periodikum in Europa, das sich als Zeitschrift für Zeitungswesen verstand. Von 1892 bis zum Ende ihres Erscheinens (1900) zeichnete Schlesinger als alleiniger Herausgeber.

1.4 Am 2. Mai 1890 wurde auf Veranlassung Forckenbecks im Aachener Stadttheater der Lesesaal des Zeitungsmuseums eröffnet. Die Zahl der dort ausliegenden Zeitungen und Zeitschriften aus Europa, Amerika, Australien, Asien und Afrika betrug 260. Wurde der Lesesaal im Laufe der folgenden Jahrzehnte auch häufig verlegt, so blieb er nicht zuletzt im Interesse der Aachener Badegäste 1916/17 zählte man 108.099 Besucher des Lesesaales bis 1923 bestehen.

1.5 Im Jahre 1899 ging die Sammlung Forckenbeck etwa 80.000 Zeitungsexemplare in das Eigentum der Stadt Aachen über. Die Witwe des Begründers hatte sie unter der Bedingung übereignet, " daß diese Sammlung erhalten bleibe und in einem würdigen Lokal untergebracht werde". Städtische Verwaltung und Stadtverordnetenversammlung sahen sich, wie die weitere Entwicklung zeigen sollte, außerstande, das Zeitungsmuseum angemessen unterzubringen und seine Bestände fachmännisch erschlossen zugänglich zu machen. Die Sammlung wurde verpackt und in der Stadtbibliothek magaziniert. Erst 1926 erinnerte man sich wieder daran. Die Initiative zur dann unter Leitung des Archivdirektors Prof. Dr. Albert Huyskens durch den jungen Ägyptologen Dr. Wilhelm Bayer erfolgenden Katalogisierung ging nicht von Aachen aus. Der damalige Oberbürgermeister von Köln, Konrad Adenauer, forderte im Rahmen der Vorbereitung der internationalen Presse-Ausstellung der Stadt Köln, der " Pressa", seinen Kollegen Wilhelm Farwick auf, sich an der " Pressa" zu beteiligen. Ende Dezember 1928 lag das von Dr. Bayer bearbeitete Inventar der Sammlung Forckenbeck in fünf Großquartbänden vor.

1.6 Am 15. Mai 1931 wurde das Museum mit einem Festakt im Krönungssaal des Aachener Rathauses eröffnet. Seine Heimat fand es im Großen Haus von Aachen, Pontstraße 13. Eine Ausstellung " Deutsche Front- und Feldzeitungen des Weltkrieges" behandelte ein zeitungsgeschichtlich beachtenswertes Thema und legte zugleich Zeugnis von der noch von Huyskens aktivierten Erwerbungspolitik des Museums ab.

1.7 Von 1931 bis 1945 stand das Museum unter der Leitung des Publizistikwissenschaftlers an der Technischen Hochschule Aachen, Dr. Will Hermanns. Die unter ihm durchgeführte neue Lagerung und Katalogisierung der Bestände nach Datum, Titel und Erscheinungsort entsprach zwar den praktischen Notwendigkeiten, sie zerstörte freilich das von Forckenbeck angelegte und von Bayer beachtete Provenienzprinzip.

1.8 Nach Auslagerung und Verlust von etwa 20.000 Exemplaren im Zweiten Weltkrieg wurde das Museum am 19. Oktober 1962 im Hause Pontstraße 13 wieder eröffnet. Zum Ende des Jahres 1964 lag der neu bearbeitete Katalog in 494 Kapseln vor. Mit Organisationsverfügung vom 15. August 1952 war das Museum dem Stadtarchiv angegliedert worden. Der seit dem 1. Oktober 1948 amtierende Direktor des Stadtarchivs, Dr. Bernhard Poll, hatte zusätzlich die Leitung des Zeitungsmuseums und damit der Katalogisierungsarbeiten zu übernehmen. Er blieb dem Museum auch nach seiner Pensionierung als Archivdirektor bis 1974 verbunden. Seitdem fungiert der jeweilige Archivdirektor zugleich als Direktor des Zeitungsmuseums.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Das Zeitungsmuseum umfaßt z. Z. etwa 145.000 Zeitungsexemplare (ca. 70.500 Titel). Forckenbecks Sammlungsprinzip, vornehmlich Probe-, Erst-, Schluß- und Jubiläumsexemplare zu erfassen, ist auch heute noch die verbindliche Norm. Schwerpunkt der Sammlung ist die Presse des 19. Jhs. Der Gesamtumfang der vor 1900 erschienenen Zeitungen beträgt 33.071 Exemplare, darunter 1247 Exemplare aus dem 17., 18. und frühen 19. Jh (bis 1830). Die Zeitungen sind in 54 Sprachen gedruckt. Außerdem existiert ein Sonderbestand von 123 geschlossenen Jahrgängen deutsch- und fremdsprachiger Zeitungen vor 1900. Hierzu gehören u. a. 27 Bde Zeitungen aus Köln, 20 Bde Zeitungen aus Düren, 49 Bde Leipziger Illustrirte Zeitung und 16 Bde Über Land und Meer. Sondersammlungen

2.2 Die Sammlung der deutschen Zeitungen von 1848 bis 1850 umfaßt 2910 Exemplare. Eine weitere Sammlung deutschsprachiger Zeitungen aus Amerika vor 1900 (USA, Kanada, südamerikanische Staaten) liegt mit 2657 Exemplaren vor. Es existieren 2647 Zeitungen aus dem Kriegsjahr 1870/71. Die Sammlung der Jüdischen Presse bis 1900 beinhaltet 166 Exemplare, davon 74 aus Deutschland, 61 aus Europa, aus USA und Kanada 25 und 6 Exemplare aus Asien.

3. KATALOGE

Katalog des Zeitungsmuseums

[Kapselkatalog; erschließt die Sammlung nach dem Titel, dem Erscheinungsort und nach dem Erscheinungsdatum der einzelnen Zeitung, und zwar untergliedert in Deutschland, Europa, Mittel- und Südamerika, USA/Kanada, Australien/Neuseeland, Asien und Afrika]

Katalog der Jubiläumsausgaben

[in Zettelform; erschließt nach Titel, Erscheinungsort und Erscheinungsdatum]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Zeitungsbestände sind nur mit einem Titel bei Hagelweide verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Aachen:

Oberbürgermeister-Registratur (OBR): Aktenregistratur

Caps. 31, Nr. 18 a, Bd 1-3

Registratur des Stadtarchivs:

Nr. 450-96: Zeitungsmuseum 1926-1928;

Nr. 450-97: Zeitungsmuseum 1928-1929

Internationales Zeitungsmuseum:

Nachlaß Oscar von Forckenbecks;

Inventar der Sammlungen I-V, VI

4.2 Darstellungen

Hermanns, Will: Zeitungsverlag Schützengraben. In: Zeitungswissenschaft 10 (1935) S. 174-177

Hermanns, Will (Hrsg.): Oscar von Forckenbeck und sein Werk. Das Aachener Zeitungsmuseum. Eine Festgabe zur 50-Jahrfeier des Museums Aachen. Aachen 1936

Jakelowitz, J.: Oscar von Forckenbeck. Erinnerungen. In: Die Heimat. Beilage der Heinsberger Volkszeitung 9 (1929) S. 81-96

Jeschkej, H.: Das " Standesamt der Presse". In: ZV-ZV. Organ für Presse + Werbung Nr. 51/52, 20. Dezember 1969, S. 2554-2557

Lepper, Herbert: Das Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. In: Die französische Presse im Internationalen Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. Ausstellung vom 26. September bis 26. Oktober 1977. Aachen 1977, S. 7-11

ders.: Internationales Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. In: Aachen. Bilder und Berichte 52 (1979) S. 26-27

ders.: Das Internationale Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. Geschichte Sammlungen. 1. Aufl., Aachen 1986; 2. Aufl., Aachen 1989

ders.: Das Stadtarchiv Aachen und seine Archivare 1821-1945. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 84/85 (1977/78) S. 579-699

ders.: 100 Jahre Internationales Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. In: Der Archivar. Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen 39 (1986) Sp. 354-355

Poll, Bernhard (Hrsg.): Internationales Zeitungsmuseum der Stadt Aachen. Festgabe zur Eröffnung von Ausstellungsräumen im Internationalen Zeitungsmuseum der Stadt Aachen am 19. Oktober 1962. Aachen 1962

Poll, Bernhard: Das Internationale Zeitungsmuseum in Aachen. In: Der Archivar. Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen 16 (1963) Sp. 81-84

Poll, Bernhard: Zur Geschichte des Zeitungsmuseums und seiner Sammlungen. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 79 (1968) S. 163-204

Schiffers-Davringhausen, Heinrich B.: Oscar von Forckenbeck und das Problem der Zeitungsausstellungen. In: Die deutsche Zeitung. Ihr Werden, Wesen und Wirken. Köln 1928, S. 216-220

Schiffers-Davringhausen, Heinrich B.: Die Zeitung als Dokument. Oscar von Forckenbecks Werk: Das Aachener Zeitungsmuseum. Aachen 1929

Schmeeds, B.: 50 Jahre Aachener Zeitungsmuseum. In: Zeitungswissenschaft 11 (1936) S. 415-416

Stand: Mai 1991

Herbert Lepper


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.