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Bibliothek des Johann Joseph Fux-Konservatoriums des Landes Steiermark

Adresse. Nikolaigasse 2, 8027 Graz [Karte]
Telefon. (0316) 911 250 und 911 482
Telefax. (0316) 911 250-26

Unterhaltsträger. Land Steiermark
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Literatur zu Musik und Musikwissenschaft, Notendrucke. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Musikalien von steirischen Komponisten und Literatur über sie.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 10-12 Uhr, Mittwoch 14-15 Uhr; Montag, Dienstag und Donnerstag 14.30-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Anmeldung empfehlenswert. - Straßenbahnlinien 3, 6 und 7 ab Hauptbahnhof bis Station Südtirolerplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Konservatorium des Landes Steiermark in Graz und seine Bibliothek gingen aus dem 1815 gegründeten Steiermärkischen Musikverein hervor. Aus dem Archiv entwickelte sich 1861 die Vereinsbibliothek. Die hauptsächlich Notenmaterial umfassende Sammlung erlitt 1823 schwere Verluste durch den Brand des Schauspielhauses, in welchem sie untergebracht war. Auch der Bestand an Musikinstrumenten wurde dezimiert. Der Grazer Musikverein wandte sich mit Spendenaufrufen in Flugblättern an die Öffentlichkeit, nicht verwendete Instrumente der Institution zur Verfügung zu stellen. Musikverlage aus Wien, Mainz und Leipzig stifteten Musikalien in Prachtausgaben. Eine Ballveranstaltung brachte 560 Gulden für die Neuausstattung des Archivs.

1.2 Von Kaiser Franz Josef I. erhielt der Musikverein die private Musiksammlung Franz' I. als Geschenk. Bevor die 36 Kisten umfassende Lieferung nach Graz ging, durfte der Archivar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien einiges für sein Archiv auswählen. Die kaiserliche Musiksammlung bestand aus ca. 10.000 Bdn - Drucken und Hss. des 18. und beginnenden 19. Jhs -, darunter eine große Zahl prunkvoll ausgestatteter Widmungsstücke an Mitglieder der kaiserlichen Familie. Prof. Ernst Fritz Schmidt entdeckte diese Bibliothek wieder und bearbeitete sie im Rahmen seines Seminars mit Studenten. Aus wirtschaftlichen Gründen sah sich der Grazer Musikverein genötigt, diesen Teil des Bestandes 1935 an die Österreichische Nationalbibliothek zu verkaufen.

1.3 1920 erfolgte die Erhebung der Musikschule des Musikvereins zum Konservatorium, dem auch die Bibliothek angeschlossen wurde. Diese war bereits seit 1889 zusammen mit der Schule im Gebäude Nikolaigasse 2 untergebracht. Die endgültige rechtliche Trennung von Konservatorium und Musikverein fand 1939 durch die Übernahme des Schulbetriebs durch das Land Steiermark (bzw. das Deutsche Reich) statt. Gleichzeitig wurde eine Landes (Volks)musikschule gegründet. Die Bibliothek übersiedelte in die Reichsmusik-Hochschule für Musikerziehung in Graz-Eggenberg. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dessen Verlauf ein Teil des Bestandes durch Brand vernichtet wurde, kehrte die Bibliothek in das neu entstandene Landeskonservatorium mit integrierter Landesmusikschule zurück. 1963 wurde diese Institution zur Akademie für Musik und darstellende Kunst, womit der Sammlung ein Hochschulbudget zur Verfügung stand. Die Bibliotheken der Hochschule und des Konservatoriums wurden gemeinsam verwaltet, die Bestände aber nicht zusammengelegt. Ein Teil (ca. 22.000 Inventarnummern) übersiedelte in die Musikhochschule Graz (Brandhofgasse), das Konservatorium und seine Bibliothek verblieben in der Nikolaigasse. Johann Joseph Fux-Konservatorium

1.4 Die Bibliothek diente zunächst als Notenarchiv des Musikvereins; mit dem Lehrbetrieb kamen auch Unterrichtsmaterialien dazu. Der Bestand, auch der historische, wurde und wird laufend vermehrt. Dabei spielt besonders die Erwerbung von Nachlässen eine große Rolle. Das Konservatorium erhält auf diesem Weg hauptsächlich Notenmaterial. Der bedeutendste Musikalien-Nachlaß (1838 Inventarnummern) stammt von Heinrich Eduard Josef Freiherr von Lannoy (1787-1853), der als Komponist und Leiter des Wiener Konservatoriums wirkte. Er enthält Autographe, Werkausgaben (einschließlich 4 Textbüchern) und handschriftliche sowie gedruckte Werke seiner Zeitgenossen.

1.5 Im Laufe des 20. Jhs wurden der Bibliothek folgende Hinterlassenschaften inkorporiert: Musikalien von Hans Neuner (1867-1931; 170 Signaturen) und Leopold Reiter (1871-1946; 171 Signaturen); 1801 Bücher und 150 Notendrucke von Hans Wamlek (1892-1959), der u. a. als Lehrer am Konservatorium wirkte; Musikalien und maschinschriftliche Textbücher (ca. 300 Signaturen) von Prof. Arthur Michl (1897-1965); Notendrucke und mehrere hundert Programme von Konzertveranstaltungen aus den Jahren 1953 bis 1970, insgesamt 311 Signaturen, von Prof. Erich Marckhl (1902-1980); der 5400 Signaturen umfassende Gesamtnachlaß von Roderich von Mojsisovics-Mojsvàr (1877-1953), der sich aus Notendrucken, musikwissenschaftlichen Aufsätzen, Textbüchern, Bühnenentwürfen, Zeitschriftenartikeln, Biographien, Rezensionen, Vorlesungsmanuskripten, Briefen und Programmzetteln zusammensetzte; Musikalien aus dem Besitz von Helene von Mojsisovics-Mojsvàr, geb. Milde (1905); Musikalien (117 Signaturen) von Margarete Kastner de Heusch (1961); Musikalien (508 Signaturen) aus dem Besitz von Josef Kolleritsch (1897-1966) und 313 gedruckte und handschriftliche Ausgaben seiner eigenen Werke; der Teilnachlaß (Musikalien, 93 Signaturen) des ehemaligen Lehrers am Konservatorium Waldemar Bloch (1906-1984); der gesamte Nachlaß - Kompositionen (375 Signaturen) - von Max Haager (1905-1984), ebenfalls ehemaliger Lehrer am Konservatorium. Durch diese Zuwächse und Ankäufe twickelte sich die Büchersammlung zu einer wissenschaftlichen Bibliothek, die heute zu den bedeutendsten und größten Musikinformationszentren Österreichs zählt.

2.1 Der Gesamtbestand an Druckschriften beläuft sich auf rund 20.000 Bde. Davon zählen 1095 Titel zum historischen Buchgut: 8 aus dem 18. Jh, 76 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, 817 aus der Zeit von 1851 bis 1900 und 194 o. J. Die Werke sind fast ausschließlich deutschsprachig, nur einige sind in Italienisch, Französisch und Englisch verfaßt. Der Bestand an Noten umfaßt ca. 300.000 Drucke und Hss.; rund 60.000 Signaturen sind Mehrfachexemplare. Ein großer Teil der gedruckten Musikalien stammt aus dem 19. Jh, viele sind undatiert (s. u. 2.5). Die Zahlenangaben basieren auf der Auswertung der Kataloge.

2.2 Vorbild für die Sachgruppen-Unterteilung des Systematischen Kataloges - er stellt die Grundlage der folgenden Beschreibung dar - war der 1957 gedruckte Katalog der Universitätsbibliothek München. Die größte Bestandsgruppe bilden Monographien zu Musik, Musiktheorie, Musikgeschichte und Biographien. Es handelt sich um 782 Titel (6 aus dem 18. Jh, 690 aus dem 19. Jh, davon 34 aus der ersten Jahrhunderthälfte, 86 o. J.), darunter die Erstausgabe von Georg Nikolaus von Nissens Biographie W. A. Mozart's (Leipzig 1828), Daniel Gottlob Tuerks Anweisung zum Generalbaßspielen (Halle, Leipzig 1800) und Johann Ph. Kirnbergers Gedanken über die verschiedenen Lehrarten in der Komposition (Berlin 1782).

2.3 87 Titel (2 aus dem 18. Jh, 44 aus dem 19. Jh, 41 o. J.) sind dem Bereich Literatur zugeordnet. Es sind dies hauptsächlich Operntexte (z. B. Wielands Oberon, Karlsruhe 1782). Weiters besitzt das Konservatorium 63 Lexika, Wörterbücher und Nachschlagewerke, von denen 41 aus der ersten und 13 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs stammen; 9 Bücher weisen kein Druckjahr auf. Zu finden sind u. a. Heinrich Christoph Kochs Kurzgefaßtes Handwörterbuch der Musik für praktische Tonkünstler und Dilettanten (Leipzig 1807) und die Encyclopädie der gesamten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicon der Tonkunst (Stuttgart 1835).

2.4 Von 61 Liederbüchern (einschließlich Volksliedsammlungen) sind 19 im 19. Jh erschienen, 42 ohne Angabe des Druckjahres. 43 Titel (38 aus dem 19. Jh, 5 o. J.) betreffen Geschichte und Politik, 30 (28 aus dem 19. Jh, 2 o. J.) sind Varia, darunter Festschriften und Mitgliederverzeichnisse von Vereinen, aber auch Plutarchs moralische Abhandlungen (Frankfurt a. Main 1783). Der Bestand an Zeitschriften und sonstigen Periodika umfaßt 31 Titel des 19. Jhs (22 aus der ersten Jahrhunderthälfte), z. B. die Neue Zeitschrift für Musik (Leipzig 1838-1845).

Sondersammlung

2.5 Musikalien. Unter den rund 300.000 Notendrucken und -handschriften befinden sich 1823 Erstausgaben: 71 aus dem 18. Jh, 624 aus dem 19. Jh, 1128 o. J. 969 Musikalien-Erstausgaben stammen aus der Lannoy-Sammlung. Es dominiert der Bestand an Vokalmusik (568), gefolgt von Orchesterwerken, Opern, Oratorien und Messen (506), Klavierwerken (456) und Werken der Kammermusik (293). In alphabetischer Ordnung gesondert aufgestellt ist eine Sammlung von Klavierauszügen. Davon zählen 326 Titel (19. Jh, einige aus dem 18. Jh) zum historischen Bestand.

3. KATALOGE

Autorenkatalog und Systematischer Katalog zu Monographien, Periodika und Noten

[beide in Zettelform; nach PI]

Musikdrucke:

Alphabetischer und Systematischer Katalog

Katalog zu Erstausgaben

Katalog zu Musikhandschriften

[alle in Zettelform]

Katalog der Sammlung Lannoy

[hschr. Bandkatalog; 1878 angelegt von Ferdinand Bischoff]

Katalog der Musikdrucke der Lannoy-Sammlung

[in Zettelform, geordnet nach Editionsarten]

Alphabetischer und Systematischer Tonträger-Katalog [in Zettelform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bischoff, Ferdinand: Chronik des Steiermärkischen Musikvereins. Graz 1890

Bogner, Harald: Österreichische Musikhochschul- und Konservatoriumsbibliotheken. In: Fontes Artis Musicae. Sonderdruck 3 (1975) S. 132-133

Schmidt, Ernst Fritz: Die Privatmusikaliensammlung des Kaisers Franz II. In: Österreichische Musikzeitschrift 23 (1970) Heft 10, S. 596

Stand: Mai 1995

Andrea Pregernig


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.