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Bibliothek des Józef-Ignacy-Kraszewski-Museums

Adresse. Nordstraße 28, 01099 Dresden [Karte]
Telefon. (0351) 5 44 50

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Dresden
Funktion. Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Dauerleihgabe, keine selbständige Erwerbung.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10-18 Uhr nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Gedruckte Informationen. Kraszewski-Haus Dresden. 1960; J.-I.-Kraszewski-Gedenkstätte. 1990; Das Kraszewski-Museum ein Angebot für Schüler. 1992.
Hinweise für anreisende Benutzer. S- und Fernbahnhof Dresden-Neustadt. Straßenbahnverbindung ab Bahnhof Neustadt (Linie 11) bis Haltestelle Nordstraße. Stadtverkehr (Linie 13) bis Haltestelle Alaunplatz. Parkmöglichkeit am Museum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der polnische Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887) lebte und arbeitete als Emigrant von 1863 bis 1884 in Dresden. In den zwischen 1873 und 1879 von ihm bewohnten Räumen seiner Dresdner Villa, Nordstraße 28, wurde 1960 eine Gedenkstätte eingerichtet. Als Leihgabe des Warschauer Literaturmuseums Adam Mickiewicz bietet die zweisprachige Exposition neben Gemälden, Grafiken und Medaillen eine Bibliothek von ca. 500 Bdn mit Werkausgaben Kraszewskis sowie Schriften polnischer Emigranten des 19. Jhs. Für die in Dresden ansässigen polnischen Bürger wurde ein Bestand originalsprachiger polnischer Literatur des 20. Jhs angegliedert (ca. 300 Bde). Darunter befinden sich auch die erst nach 1900 erschienenen Ausgaben der Schriften von Adam Mickiewicz, Fryderyk Chopin, Juliusz Slowacki, Cyprian Norwid, Boleslaw Prus und Henryk Sienkiewicz. Seit 1978 ist der Buchbestand nicht mehr erweitert worden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 120 im 19. Jh gedruckte Titel; davon erschienen 20 in der ersten Hälfte des 19. Jhs und ca. 100 nach 1850, die mit einer Ausnahme in polnischer Sprache vorliegen.

2.2 Als Wegbereiter des kritischen Realismus in Polen ist Kraszewski mit ca. 170 während seiner Lebenszeit erschienenen Werken vertreten, meist Erstausgaben. Aus der Schaffenszeit in Polen (bis zur Ausweisung des Schriftstellers 1863) finden sich in gebundener Form vorwiegend literaturwissenschaftliche, kunsthistorische, ästhetische und geschichtswissenschaftliche Abhandlungen. Unter dem Pseudonym Kleofas Fakuno Pasternak enthält der Bestand das Erstlingswerk Pan Walery (Herr Walery, 1831). Veröffentlichungen von Poeta i Swiat (Der Dichter und die Welt, 1835), Latarnia czarodziejska (Zauberlaterne, 1843/44), Ostap Bondarczuk (1847) und Zygmuntowskie czasy (Die Zeit Siegmunds, 1850) liegen aus den siebziger Jahren des 19. Jhs vor.

2.3 Nach dem Januaraufstand von 1863 publizierte Kraszewski von Dresden aus unter dem Pseudonym B. Boléslawit. Er schrieb für polnische und ausländische Zeitschriften, gab das in mehreren Jahrgängen vorhandene Journal Rachunki (Rechnungen) und andere Periodika heraus und besorgte die Edition älterer polnischer Autoren, u. a. Kazimierz Brodzinskis (1791-1835) und Jan Sniadeckis (1755-1830). Kraszewski verfaßte während seines Aufenthalts in Dresden 94 politische Tendenzromane, historische Romane und Sittenromane, die in der Gedenkstätte in zahlreichen Ausgaben vorhanden sind. Zwischen 1873 und 1875 entstand im heutigen Gebäude des Museums die in Deutschland bekannte Romantrilogie Hrabina Cosel (Gräfin Cosel, 1873), Bruehl (1874) und Z siedmioletniej wojny (Aus dem Siebenjährigen Krieg, 1875), zu der Kopien des Manuskripts gezeigt werden. Die Sammlung verfügt über den Zyklus zur Geschichte Polens, die Kraszewski in 29 Romanen mit insgesamt 78 Bdn von der legendären Vorgeschichte (Stara basn, Alte Mär, 1876) bis zum Ende der Sachsenzeit (Saskie ostatki, Ende der Sachsenzeit, 1890) schilderte.

2.4 Karol Estreichers 1879 in Krakau erschienene Jubiläumsschrift sowie gleichartige Publikationen aus Tarnow, Posen und Warschau dokumentieren die öffentliche Würdigung von Kraszewskis fünfzigjähriger literarischer Tätigkeit sowohl in Dresden wie in seinem Heimatland.

2.5 Aus dem großen Kreis der nach den polnischen Aufständen von 1794, 1830 und 1863 in Dresden lebenden Emigranten sind in die Museumssammlung 12 weitere, für Kraszewski z. T. noch zeitgenössische Autoren mit 18 Schriften aufgenommen worden. Die Drucklegung solcher Werke, z. B. von Stefan Garczynski, Antoni Górecki, Karol Hoffmann, Roman Zmorski, aber auch des Pan Tadeusz von Adam Mickiewcz (1834), konnte zunächst nur im Ausland (Paris, Leipzig) erfolgen. Das vorliegende Verzeichnis einer von Kraszewski zwischen 1868 und 1871 mit hohen finanziellen Verlusten betriebenen Druckerei ( s. u. 5) weist 68 Drucke seiner eigenen wie auch der Schriften weiterer Emigranten auf, z. B. von Wincenty Pol (1807-1872). Davon sind noch 3 Dresdner Editionen und ca. 10 bei Kraszewski gedruckte, jedoch in Lemberg oder Posen erschienene Werke vorhanden.

3. KATALOGE

Zu dem Leihbestand wurden keine Kataloge zur Verfügung gestellt. Eine handschriftliche Standortliste ist zu den Werken vor 1900 angefertigt worden.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Thümmler, Gerhard: Das Kraszewski-Haus in Dresden. In: Sächsische Heimatblätter 7 (1961) Heft 2, S. 121-124

Danek, W.: J. I. Kraszewski. Berlin 1962 Ringel, Martin: Der polnische Schriftsteller J. I. Kraszewski im Dresdner Exil. In: Sächsische Heimatblätter 12 (1966) Heft 5, S. 434-458 Wolska-Grodecka, Zofia: Muzeum J. I. Kraszewskiego w Dreznie. Warschau [um 1980]

Ringel, Martin: Über 20 Jahre als Emigrant in Dresden: Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887), ein großer polnischer Patriot. In: Jahrbuch zur Geschichte Dresdens 23 (1987) S. 54-60

Sommerschuh, Jens-Uwe: Kein Literat und auch kein Künstler: Kraszewski-Gedenkstätte zeugt von 21 Jahren Dresden-Aufenthalt des in Polen meistgelesenen Polen. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Leipzig 155 (1988) Heft 9, S. 175-177

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kraszewski, Józef Ignacy: Pamiatka drukarni J. I. Kraszewskiego w Dreznie 1868-1871 [Verzeichnis der Druckerei J. I. Kraszewski zu Dresden 1868-1871]. Dresden 1871 [auch als Reprint]

Stand: September 1992

Brigitte Eckart


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.