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Fachbibliothek des Juristischen Seminars der Universität

Adresse. Olshausenstraße 40, 24118 Kiel [Karte]
Telefon. (0431) 880-3504 (Bibliotheksleitung), 880-3508 (Bücherausgabe)
Bibliothekssigel. <Ki 7>

Unterhaltsträger. Land Schleswig-Holstein
Funktion. . Größte Fachbibliothek der Universität Kiel; älteste und größte Bibliothek innerhalb der Juristischen Fakultät.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Gebiete der Rechtswissenschaft, allerdings in unterschiedlicher Intensität, da innerhalb der Juristischen Fakultät noch mehrere Institutsbibliotheken mit speziellen Sammelgebieten bestehen. 2. Besondere Sammelgebiete: Slesvico-Holsatica, Recht der skandinavischen Staaten.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Der überwiegende Teil der historischen Bestände vor 1900 ist magaziniert (Magazinbedienung stündlich). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-23 Uhr, Samstag 8-19 Uhr. In der zweiten Märzhälfte in der Regel wegen Revision geschlossen. Leihverkehr: nicht angeschlossen. Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 12 oder 22) Richtung Universität bis Haltestelle Schwimmhalle oder Leibnizstr. Parkplätze vorhanden, während der Vorlesungszeit oft überfüllt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1889 wurde, etwas später als an den meisten anderen preußischen Universitäten, in Kiel ein Juristisches Seminar gegründet. Den Grundstock der Bibliothek bildeten die Büchersammlungen der Rechtsprofessoren Georg Beseler (1809-1888) und Karl Wieding (1825-1887), die vom preußischen Staat aus deren Nachlaß erworben worden waren. Nach diesem bescheidenen Anfang (die Bibliothek Beseler zählte 350 Bde, über den Umfang der Bibliothek Wieding ist nichts bekannt) wuchsen die Bestände in den ersten Jahren nur langsam. 1904 war eine Zahl von ca. 2800 Bdn erreicht, und 1914 wurden ca. 5000 Bde gezählt.

1.2 Im Jahre 1919 ergab sich ein Zuwachs um 3000 Bde aus dem Nachlaß des Kieler Staatsrechtlers Albert Hänel (1833-1918), der sein Haus und seine Büchersammlung testamentarisch dem Juristischen Seminar vermacht hatte. Einen weiteren Aufschwung erlebte die Bibliothek in den zwanziger Jahren unter Walter Jellinek (1885-1955, Seminardirektor 1919-1930), der die Bestände durch gezielte Käufe sowohl aktueller als auch antiquarischer Literatur sowie durch das Einwerben von Spenden von 8000 Bdn im Jahre 1919 auf etwa 50.000 Bde im Jahre 1930 brachte. Der Aufwärtstrend hielt auch in den dreißiger Jahren noch an mit zahlreichen Einzelkäufen und dem Erwerb der Bibliothek des Kieler Germanisten Max Pappenheim (1860-1934) zur skandinavischen Rechtsgeschichte. Außerdem kamen mehrere hundert Bände aus der Hoeschen Bibliothek in Schleswig hinzu (s. Eintrag dort, 1.8).

1.3 Zum Zeitpunkt der Zerstörung des Seminargebäudes im Jahre 1944 hatte der Bestand ca. 80.000 Bde erreicht, von denen etwa 75.000 durch rechtzeitige Auslagerung gerettet werden konnten. Vernichtet wurde vor allem die damals aktuelle, für den Studienbetrieb benötigte Literatur, während die Altbestände nahezu vollständig erhalten blieben. Die Lücken wurden nach dem Kriege bald wieder gefüllt, so daß man 1950 wiederum ca. 80.000 Bde zählen konnte.

1.4 1965 betrug der Bestand etwa 100.000 Bde; er ist mittlerweile auf ungefähr 180.000 Bde angewachsen. Die Bibliothek zählt damit nach wie vor zu den größten rechtswissenschaftlichen Fachbibliotheken in Deutschland. Die historischen Bestände konnten allerdings nach dem Kriege nicht mehr so großzügig vermehrt werden wie vorher. Nennenswerte Zuwächse ergaben sich durch Geschenke, die überwiegend von schleswig-holsteinischen Gerichts- und Behördenbibliotheken stammen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestände sind systematisch nach 41 jeweils mit mnemotechnischen Abkürzungen versehenen Sachgruppen aufgestellt, wobei der überwiegende Teil der historischen Werke im Magazin steht. Die Bestände vor 1900 wurden an den Regalen ausgezählt, die in Magazin und Freihandbereich ermittelten Zahlen zusammengezogen. Die Beschreibung der Sachgruppen erfolgt nach zahlenmäßiger Größe des historischen Bestandes. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von etwa 180.000 Bdn besitzt die Bibliothek ca. 10.600 Drucke aus der Zeit vor 1900, von denen etwa 8900 aus dem 19. Jh, ca. 1250 aus dem 18. Jh, 335 aus dem 17. Jh und 101 aus dem 16. Jh stammen. Die weitaus meisten Schriften, gut 9000, sind in deutscher Sprache verfaßt (darunter auch in Niederdeutsch), knapp 1100 in Latein und ca. 170 in Französisch. Der Rest verteilt sich auf skandinavische Sprachen (zusammen ca. 180 Titel), Englisch, Italienisch und Niederländisch. Systematische Übersicht

2.3 Den größten Umfang nimmt die Literatur zur Deutschen Rechtsgeschichte und zum Römischen Recht ein. Letztere (1160 Titel) umfaßt die entsprechenden Standardwerke von der Zeit der Glossatoren und Postglossatoren bis zur Pandektistik sowie die Editionen der klassischen Texte und die Forschungsliteratur aus dem 19. Jh. Die 55 Titel aus dem 16. und die 74 Titel aus dem 17. Jh sind fast ausschließlich in Latein abgefaßt, die 131 Werke aus dem 18. Jh zu drei Vierteln, die gut 900 Titel aus dem 19. Jh nur zu etwa 15 Prozent. Die fast 1400 Schriften der Sachgruppe Deutsche Rechtsgeschichte reichen von Stadt- und Landrechten des 16. Jhs ( u. a. mehrere Sachsenspiegeldrucke) bis hin zu Quelleneditionen des 19. Jhs. Sie betreffen darüber hinaus Schriften deutscher Juristen zu den unterschiedlichsten Materien des deutschen Rechts vom 16. bis zum 19. Jh. Besonders erwähnenswert ist außerdem der Bestand zur ausländischen Rechtsgeschichte vor allem Skandinaviens (insgesamt knapp 200 Titel), aber auch anderer europäischer Länder.

2.4 Unter den gut 800 Schriften der Gruppe " Miscellanea" sind neben Festschriften und biographischem Schrifttum (überwiegend aus dem 19. Jh) vor allem fast 300, in mehreren Sammelbänden zusammengefaßte juristische Dissertationen aus dem 17. und 18. Jh zu nennen. Als Präses taucht überwiegend der Hallenser Naturrechtler Christian Thomasius auf. Einen Schwerpunkt bilden mit fast 1000 Titeln die " Slesvico-Holsatica", darunter mehrere hundert Kleinschriften zu den verschiedenen Aspekten der schleswig-holsteinischen Geschichte ( u. a. Schleswig-Holstein-Frage).

2.5 Umfangreich sind auch die Sachgruppen Zivilprozeßrecht (500 Titel) und Strafrecht (ca. 700 Titel), wobei letztere wichtige gemeinrechtliche Literatur (Carolina-Kommentare, Lehrbücher, Monographien) enthält. Ca. 400 Titel liegen zum Bürgerlichen Recht vor, fast ausschließlich aus dem späten 19. Jh. Das Kirchenrecht umfaßt 432 Titel, zu einem Fünftel aus der Zeit vor 1800, das Partikularrecht ca. 450 Titel. Zum Recht der deutschen Territorien liegen Gesetzestexte, Kommentare und Monographien in reicher Auswahl vor (zu 15 Prozent aus der Zeit vor 1800).

2.6 Jeweils ca. 300 Titel umfassen die Sachgruppen Strafprozeßrecht (überwiegend 19. Jh) und Partikulares Verfassungsrecht, das aus Quellen und Darstellungen zum Staatsrecht der verschiedenen deutschen und europäischen Territorien besteht (ca. 10 Prozent aus dem 18. Jh). Bedeutende staatstheoretische Schriften aus dem 16. Jh (z. B. Jean Bodin), dem 17. Jh (z. B. Hobbes) und 18. Jh (z. B. Johann Jacob Moser) enthält die Gruppe Staatslehre (ca. 370 Titel, davon 85 Prozent aus dem 19. Jh).

2.7 Bei der Rechtsphilosophie entstammt mit etwa 30 Prozent der insgesamt ca. 250 Werke ein relativ hoher Anteil dem 18. Jh (ca. 70 Titel) und dem 17. Jh (5 Titel). Fast genauso hoch ist auch der Anteil der in lateinischer oder französischer Sprache vorliegenden Werke. Auch bei der Sachgruppe Verfassungsrecht liegt ungefähr ein Viertel der ca. 280 Titel aus dem 18. Jh (ca. 50 Titel) bzw. dem 17. Jh vor (8 Titel). Es handelt sich dabei vor allem um Schriften zum Reichsstaatsrecht (Johann Stephan Pütter, Johann Jacob Moser, Johann Jacob Scuss etc.).

2.8 Die ca. 240 Gesetzessammlungen betreffen fast ausschließlich Deutschland und liegen in großer Vollständigkeit vor. Es sind fast alle deutschen Territorien bis hin zu den verschiedenen thüringischen Kleinstaaten oder Waldeck und Schaumburg-Lippe vertreten. Ca. 240 Werke umfaßt die Gruppe Deutsches Privatrecht (30 Prozent auf Latein), davon aus dem 17. Jh knapp 40 Titel, u. a. von Benedikt Carpzov, aus dem 18. Jh 65 Titel und aus dem 19. Jh ca. 140 Titel, u. a. von Georg Beseler und Carl Joseph A. von Mittermaier.

2.9 In der Abteilung Historisch-politische Wissenschaften finden sich 180 fast ausschließlich aus dem 19. Jh stammende Werke, überwiegend zur deutschen, aber auch zur Geschichte anderer Staaten, vor allem Frankreichs, Englands und Skandinaviens. Ausländische Literatur spielt auch beim Handelsrecht mit etwa 30 von insgesamt knapp 200 Titeln eine gewisse Rolle. Die ältere arbeits- und verwaltungsrechtliche Literatur umfaßt 150 Titel, vorwiegend aus dem späten 19. Jh. Eine Ausnahme bilden etwa ein Dutzend polizeiwissenschaftliche Standardwerke des 18. Jhs ( u. a. von Johann Heinrich G. von Justi und Joseph von Sonnenfels).

2.10 Die knapp 120 Titel umfassende Sachgruppe Entscheidungssammlungen enthält neben einigen beachtenswerten Konsiliensammlungen des 17. und 18. Jhs ( u. a. von Johann Brunnemann, David Mevius, Johann Heinrich Harpprecht und Justus Henning Böhmer) 100 Sammlungen aus dem 19. Jh, überwiegend von deutschen Gerichten. Ausschließlich dem 19. Jh gehören die gut 70 Titel der Gruppe " Besondere Teile des Privatrechts" an. Von den 100 völkerrechtlichen Schriften ist ein Viertel vor 1800 erschienen und etwa ein Drittel in lateinischer oder französischer Sprache gedruckt. Bemerkenswert ist die beträchtliche Anzahl zeitgenössischer Ausgaben des Grotiusschen Standardwerkes De iure belli ac pacis libri tres.

2.11 Von den jeweils etwa 50 Titeln des Konkursrechts und des Seerechts stammen 4 bzw. 9 Drucke aus dem 18. Jh und beim Seerecht darüber hinaus 5 Drucke aus dem 17. Jh. Ähnliches gilt auch für die 94 Titel des Wechselrechts, von denen 11 aus dem 18. Jh stammen. In den übrigen 13 Sachgruppen finden sich keine oder kaum nennenswerte Bestände aus der Zeit vor 1900.

2.12 Bemerkenswert ist der 279 Titel umfassende ältere Zeitschriftenbestand. Er enthält 80 deutschsprachige Rechtszeitschriften vor 1850, darunter fast alle deutschen juristischen Zeitschriften vor 1800. Neben so bekannten Periodika wie dem Archiv des Criminalrechts (1799 ff.) und den Annalen der Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit in den Preussischen Staaten (1788 ff.) sind auch unbekanntere Titel wie z. B. Juristisches Wochenblatt (1772-1775) und Juristisches Magazin (1782-1783) erwähnenswert.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

" Alter" Alphabetischer Katalog

[nach PI; verzeichnet die Bestände bis zum Erscheinungsjahr 1939, bei Zeitschriften und Entscheidungssammlungen bis 1955 (maßgeblich ist hier das Jahr des Erscheinungsbeginns)]

" Neuer" Alphabetischer Katalog

[nach PI; enthält die Bestände ab Erscheinungsjahr 1940 bzw. 1956; soweit ältere Literatur erst in neuerer Zeit erworben wurde, ist sie außer im " alten" auch in diesem Katalog verzeichnet]

Schlagwortkatalog

[nach Hausregeln; erschließt die älteren Bestände nur sehr unvollkommen]

Systematischer Katalog

[zugleich Standortkatalog; findet in der Regel nur dienstinterne Verwendung, kann bei Bedarf aber auch von Benutzern eingesehen werden]

[alle Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Zeitschriften sind im Kieler Zeitschriftenverzeichnis (KiZV) verzeichnet.

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Bibliothek Beseler

[hschr. Zettelkatalog; nach Hausregeln]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Diverse Schriftwechsel und Materialien betreffend das Juristische Seminar, überwiegend aus dem Zeitraum von 1919 bis 1944 Rechnungen für Bücherkäufe 1933-1944 Zugangsbücher 1937 ff. [Die Dekanatsakten der Juristischen Fakultät, die wahrscheinlich weitere Auskunft über die Geschichte des Juristischen Seminars gegeben haben, sind 1944 verbrannt.]

4.2 Darstellungen

Döhring, Erich: Geschichte der juristischen Fakultät 1665-1965. Neumünster 1965 [zum Juristischen Seminar S. 177-178, 224]

Krause, Thomas: Das Juristische Seminar. In: Klaus H. Ibs (Hrsg.): Die Juristenausbildung in Schleswig-Holstein. Kieler Studienführer Jura. 2. Aufl. Kiel 1991, S. 50-54

Wiegand, Otto F.: Bibliographie zur Geschichte der Christian-Albrechts-Universität. 2 Bde. Kiel 1964, 1981 [zum Juristischen Seminar Bd 1, S. 212-213, Bd 2, S. 170]

Wohlhaupter, Eugen: Geschichte der juristischen Fakultät. In: Paul Ritterbusch u. a. (Hrsg.): Festschrift zum zweihundertfünfundsiebzigjährigen Bestehen der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Leipzig 1940, S. 48-108 [zum Juristischen Seminar besonders S. 107-108]

Stand: Januar 1991

Thomas Krause


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.