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Kapitelsbibliothek

Adresse. Münsterpfarramt Heiligkreuz, Rathausgasse 8, 78628 Rottweil [Karte]
Telefon. (0741) 4 50 66

Unterhaltsträger. Diözese Rottenburg-Stuttgart
Funktion. Dekanatsbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und angrenzende Gebiete.

Benutzungsmöglichkeiten. Für wissenschaftliche Zwecke und nach vorheriger Anmeldung beim Pfarramt. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr über Diözesanbibliothek Rottenburg.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten) oder Busverbindung (Linie 1 oder 2) bis Haltestelle Friedrichsplatz. - A 81, Ausfahrt Rottweil; B 27. Parkhaus " Kriegsdamm".

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Heiligkreuz in Rottweil war jahrhundertelang der Mittelpunkt des Archidiakonats " Vor dem Wald" im Bistum Konstanz und zugleich die wichtigste Pfarrei im Dekanat Rottweil, das sich von der Hochalb bis zum Kamm des mittleren Schwarzwaldes erstreckte. Es war Hauptpfarrei der Reichsstadt Rottweil, einem beachtlichen städtischen Zentrum mit einem 1266 vom Orden anerkannten Dominikanerkonvent, mit einer für 1275 anzunehmenden Lateinschule, mit dem 1299 erwähnten Kaiserlichen Hofgericht und einer 1603 eingerichteten Stadtdruckerei. Das Landkapitel Rottweil profitierte von diesem städtischen Umfeld. Seine Bibliothek ist eine der größten und wertvollsten der 27 Kapitelsbibliotheken der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

1.2 Die Wurzeln der Bibliothek liegen im Spätmittelalter. Neben einigen Kettenbüchern verdeutlicht dies ein vor 1450 unter Dekan Nikolaus Bung angelegtes Buch mit den Statuten des Landkapitels, die der Konstanzer Bischof Heinich IV. von Hewen 1441 bestätigte. Ob damals die Kapitelsbücherei identisch war mit der " liberi" in " Rotwil zue der Pfarrkilchen" oder der Büchersammlung der Präsenz, der Gemeinschaft der Kapläne von Heiligkreuz, muß offen bleiben. Allerdings deuten Besitzvermerke in den frühen Beständen der Kapitelsbibliothek darauf hin, daß die fraglichen Bücher als Einzelexemplare, als Geschenk oder aus dem Nachlaß von Klerikern in die genannten Büchereien gelangten.

1.3 " Gen Rotwil zue der Pfarrkilchen in di liberi gegeben" hat 1468 der Konstanzer Offizial und Rottweiler Pfarrer von Heiligkreuz Mag. und Decretalium Dr. Johannes Zeller, ein wichtiger Vertreter des Frühhumanismus, ein Kettenbuch mit dem Motto " Lugeo si peccator sine confessione et contritione decederit ..."(XXI, 46). Der betreffende Stiftervermerk stellt nicht nur einen frühen Beleg für eine Bücherei bei Heiligkreuz dar, sondern beweist auch, daß sich aus ihr die Kapitelsbibliothek entwickelt hat.

1.4 Wesentliche Impulse erhielt die Rottweiler Kapitelsbibliothek im Zeichen der kirchlichen Erneuerung nach dem Konzil von Trient unter Dekan und Stadtpfarrer Magister Johann Uhl († 1606). Der gebürtige Rottweiler wirkte 46 Jahre an Heiligkreuz, davon 20 als Dekan des Landkapitels. Er war zugleich Bücherliebhaber und Autor einer Anzahl theologischer Werke.

1.5 Auch unter Uhls Nachfolgern gab es promovierte Theologen und Kirchenrechtler, die gleichfalls über Jahre als Dekane an der Spitze des Landkapitels standen. Zumindest Aufgeschlossenheit für eine entsprechende Bücherei ist bei ihnen vorauszusetzen. Als Heiligkreuz 1768 Propstei und seine Kapläne Chorherren wurden, ließ das Interesse an einer entsprechenden Bibliothek sicher nicht nach. Vorteilhaft mag sich auch die 1776 erfolgte Auflösung der Rottweiler Jesuitenniederlassung und der Übergang ihrer Patres zum Weltklerus ausgewirkt haben. Dagegen scheint mit der Säkularisation der Rottweiler Klöster von Dominikanern, Dominikanerinnen und Kapuzinern 1802 bzw. 1805 kaum Zuwachs in die Rottweiler Kapitelsbibliothek gelangt zu sein. Eine größere Zahl von Büchern kam aus Klöstern wie Wiblingen, Zwiefalten und Kirchberg, den Dominikanerkonventen Mergentheim und Pforzheim sowie dem Jesuitenkolleg und dem Dominikanerkonvent in Rottweil in die Kapitelsbibliothek manches davon wohl erst nach der Säkularisation, einiges sicher auch schon früher im Tausch. Das alte Landkapitel wurde übrigens 1805 aufgelöst und danach in verkleinerter Form wiedererrichtet. Eine Vermehrung der Altbestände seiner Bücherei im späteren 19. Jh unterblieb weitgehend.

1.6 Nach Rottweils Übergang an Württemberg und der Neuorganisation des Rottweiler Dekanats kümmerte sich nachweislich seit 1808 der württembergische Königlich Katholische Kirchenrat um die sinnvolle Nutzung der Landkapitels-Bibliothek und regelte sie in verschiedenen Zirkular-Erlassen. Die Geistlichkeit des Dekanats wurde als " Landkapitels-Lesegesellschaft" organisiert. Seit 1818 war der Dekan oder Dekanatsverweser " ohne weitere Belohnung" zuständig für die Bücherauswahl und Katalogisierung. Für die anfallenden Ausgaben und Einnahmen war der jeweilige Camerer des Landkapitels zuständig, der darüber Rechnung zu führen hatte. Im Zirkularerlaß vom 9. Oktober 1821 wurden die Erwerbungsrichtlinien festgelegt: " Die Lesegesellschaften sollten eine gründliche und fortschreitende Kenntnis derjenigen Wissenschaften, welche mit der Bestimmung der Geistlichen zunächst in Verbindung stehen, befördern und unterhalten. Es soll daher vorzüglich Bedacht darauf genommen werden, nach und nach die wichtigsten Werke, aus der theologischen Literatur und deren Hilfswissenschaften, vorzüglich diejenigen, welche ihres hohen Preises wegen von Einzelnen nicht leicht angekauft werden, anzuschaffen."

1.7 Neue Geistliche im Landkapitel hatten ein " Ingressgeld" zu leisten und zahlten dann gemeinsam mit ihren Amtsbrüdern eine jährliche Umlage, mit der vor allem theologische Fachzeitschriften bezogen wurden. Ein " Verzeichnis der angekommenen und abgegangenen Lesegesellschaftsschriften" wurde seit 1845 mit den Rubriken " Ankunft" und " Abgang" bis 1927 und ab 1861 jahrgangsweise geführt. Es verzeichnet Zeitschriften wie die Herder-Korrespondenz, Stimmen der Zeit oder die Theologische Quartalsschrift.

1.8 Nicht näher zu bestimmende Einbußen erlitt die Rottweiler Landkapitelsbibliothek 1844 nach der Konstituierung des Dekanats Schömberg, das " seinen Antheil an den Capitelsbibliotheken Spaichingen und Rottweil" erhielt (vgl. Vorwort zum Catalog der Land-Capitels-Bibliothek Schömberg, s. u. 4). Auf dem Vorblatt des gedruckten Katalogs der Rottweiler Landkapitelsbibliothek von 1864 ( s. u. 3) sind " Entnahmen" und ein " Ausschuß von Büchern" aus mehreren Abteilungen als Folge eines Beschlusses der Herbstkonferenz des Landkapitels von 1880 festgestellt. Die betreffenden Bücher wurden im Katalog gestrichen. Vereinzelt gingen bis in die letzten Jahre Bücher aus dem Nachlaß von Geistlichen in die Bibliothek des Rottweiler Landkapitels ein.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt bei einem Gesamtbestand von ca. 3500 Bdn ca. 1400 Titel in über 3000 Bdn mit einem Erscheinungsjahr vor 1900, wie sich aus dem fortgeschriebenen, aber nicht vollständigen Katalog von 1864 ergibt. Neben einem Bestand von 7 Handschriftennummern in 38 Bdn, darunter Kettenbücher, einigen Inkunabeln und ca. 300 Drucken aus dem 16. und 17. Jh liegt der zahlenmäßige Schwerpunkt auf dem 18. und 19. Jh. Etwa ein Fünftel des Bestandes ist in Latein, nur wenige Werke sind hebräisch-, griechisch-, französisch- oder italienischsprachig.

Systematische Übersicht

2.2 Der Kernbestand der Hss. aus dem 16. Jh läßt sich auf den Rottweiler Stadtpfarrer und langjährigen Dekan Johann Uhl zurückführen. Von ihm liegen 30, in Wachstuch gebundene Jahresbände mit Predigten für die Zeit vom 1. Adventssonntag 1567 bis zum Ende des Kirchenjahres 1603 vor. Ebenfalls von Uhl stammen Novellae exhortationes iuxta ceremonias ac ritus circa orationes in ecclesia catholica institutas (1602) sowie ein weiterer Lederband Liber primus exhortationum ad varia tempora (o. J.). Aus der Zeit Uhls stammen weitere Hss., darunter Erläuterungen des Römerbriefs (1570/71), der Psalmen Davids von J. Fernandez, des Hebräerbriefs und der aristotelischen Meteorologica (1569), offenbar durchweg Nachschriften von Vorlesungen in einem Jesuitenkolleg.

2.3 Der Bestand an Inkunabeln umfaßt einen lateinischen Bibeldruck von 1486, Konstanzer Breviere und mindestens 3 Missalien. Die Reihe beginnt mit dem von Peter Kolliker in Basel gedruckten und laut eigenhändiger Signatur von Werner Hirtzel illuminierten Missale von 1484/85 und schließt mit dem Konstanzer Missale E. Ratdolts von 1504/05.

2.4 Die meisten frühen Drucke der 20 Abteilungen wurden nach deren Katalogisierung (1864) ebenfalls der Abteilung XXI (Hss., Inkunabeln) zugeordnet. Sie enthält jetzt 139 Nummern und etwa 200 Bde, die fast durchweg in geprägtem Pergament sorgfältig gebunden sind. Besondere Erwähnung verdienen des Franziskaners Nicolaus Denyse Summa, quae gemma praedicantium dicitur, ein Brixener Druck von 1585 mit kostbarem, auf 1586 datiertem, goldgeprägtem Einband und dem Wappen " Uhl" auf dem Goldschnitt, ferner Reuchlins De rudimentis hebraicis von 1506.

2.5 Aus dem Besitz von Johann Uhl stammen nach den Besitzvermerken einige Bände Predigt-Literatur, so die Homilien des Johannes Eck (Köln 1555), die Predigten des Jakob Schaepper (1556), der 4. Band der Werke des Johannes Gerson, den Jakob Wimpfeling 1501 in Straßburg herausgab, oder das Promptuarium morale super Evangelia Dominicalia ad instructionem Concionatorum (Lyon 1593) von Thomas Stapleton. Mit dem Exlibris von Uhl gelangten ebenso 5 Bde der zu Basel in der Frobenschen Offizin gedruckten Augustinus-Ausgabe in die Bibliothek sowie die Summa totius theologiae des Thomas von Aquin (Antwerpen 1575), ferner Werkausgaben des Cyprian von Karthago (Köln 1544), Ephraim des Syrers (Köln 1603) und des Johannes von Damaskus (Basel 1575).

2.6 Aus dem Bestand des Rottweiler Dominikanerklosters erhielt die Kapitelsbibliothek einen Teil der Kölner Erstausgabe der Werke des Kartäusers Dionysius von Rijkel, des " letzten Scholastikers". Die Kirchengeschichte des Nikephoros Kallistes in 18 Büchern (Basel 1551) wurde 1633 vom Dominikanerkloster Rottweil erworben. Noch 1655 befanden sich die Opusculorum theologicorum ... theologici tomi tres (Mainz 1611) des lothringischen Exegeten und Historikers Nikolaus Serarius SJ (1555-1609) in der Bibliothek der damaligen Jesuitenresidenz Rottweil. Von dort dürften auch die Disputationes de controversiis Christianae fidei des Robert Bellarmin (Ingolstadt 1586 ff.) stammen. Aus dem Pforzheimer Predigerkloster kommt die 1544 in Köln gedruckte Erläuterung der Psalmen Davids vom Kapuziner und Scholastiker Franciscus Titelman (1502-1537).

2.7 Vielleicht als erstes " Autorenexemplar" gelangte der 1558 in Basel gedruckte Band Religionis christianae methodus des in Schlettstadt wirkenden Rottweilers Reinhard Lutz in die Kapitelsbibliothek, die auch seine 1561 bei Heinrich Petri in Basel gedruckte, Domdekan und Domkapitel von Straßburg gewidmete Harmonia ... omnium quae verissima de Christo Jesu Nazareno besitzt. " Seinem Freund" Johann Uhl widmete der Freiburger Universitätslehrer und spätere Kartäuser Jodocus Lorichius († 1612) seine Catenula praecipuorum articulorum fidei Christianae (Köln 1576) und gab damit einen wertvollen Hinweis zur sachgerechten Beurteilung des Theologen Johannes Uhl und seiner Bücherei.

2.8 Der Katalog der Rottweiler Landkapitels-Bibliothek führt in der Abteilung Bibeln und Exegese (58 Titel in 117 Bdn) 6 Titel aus dem 16. Jh und setzt ein mit den aus Kloster Kirchberg stammenden, bei Johann Knobloch in Straßburg gedruckten Gregoriana super Novum Testamentum von 1516. Die Reihe der Bibelausgaben eröffnet die des Hebraisten Elias Hutter von 1587. Zu erwähnen sind der Dictionnaire critique und die Kommentare zum Alten und Neuen Testament des französischen Benediktiners Augustin Calmet (1672-1757). Vorhanden sind ferner die Übersetzungen des Neuen und Alten Testaments des Aufklärungstheologen Dominikus von Brentano (1740-1797). Der Rottweiler Johann Georg Herbst (1787-1836), ab 1817 Alttestamentler in Tübingen, ist mit seiner Einleitung ins Alte Testament in der Ausgabe von 1840 vertreten. Bei den Nachträgen fällt der Tübinger Neutestamentler Paul von Schanz mit seinen seit 1879 veröffentlichten Evangelien-Kommentaren auf.

2.9 Die Abteilung Dogmatik (105 Titel in 190 Bdn) führt als frühesten Titel den Kommentar De angelis des Utrechter Professors Jakob Ode von 1755. Es folgen 1774 die Theologia universalis des Thomas Charmes und 1778 die Summa Conciliorum des Bartholomé Carranza in der Ausgabe von Schram. Aus dem 19. Jh liegen von dem Benediktiner Marian Dobmayer (1753-1805) die Systematik der katholischen Theologie (1807) und das Institutum theologicum (1833) vor. Aus der gleichen Zeit finden sich Werke Johann Michael Sailers und von Vertretern der Tübinger Schule wie Johann Adam Möhler, Johann B. von Hirscher oder dem von ihr geprägten Franz Anton Staudenmaier, aber auch von David Friedrich Strauß. Der Bestand dieser Abteilung wurde nach 1864 mit neueren Titeln auf fast das Doppelte erweitert.

2.10 Die Abteilung Kirchenrecht (83 Titel in 123 Bdn) setzt ein mit dem aus Zwiefalten übernommenen De officio et potestate parochi (Venedig 1656) des portugiesischen Kanonisten Agostinho Barbosa (1590-1649) und den aus Kloster Kirchberg stammenden, 1569 bei Sebastian Mayer in Dillingen gedruckten Constitutiones et decreta synodalia ... diocesis Constantiensis (1567). An die Decretales Bonifacii, die Dekretalen Gregors IX. und das Decretum Gratiani (vermutlich 1584) schließt sich das von Pierre Pithou herausgegebene Corpus iuris canonici (1705) an. Fürstabt Martin Gerbert folgt mit dem 1761 in seiner Abtei St. Blasien gedruckten De legitima ecclesiastica potestate. Überdies liegen die Bibliotheca canonica iuridica (1762 ff.) des Franziskaners Lucio Ferraris (1576-1669) und auch Moy de Sons' Archiv für katholisches Kirchenrecht (1857 ff., 67 Bde) vor.

2.11 Eine beachtliche Zuwachsrate weist die Abteilung Kirchengeschichte (163 Nummern in 586 Bdn) für die Mitte des 19. Jhs und näherhin für die Amtszeit von Dekan Georg Martin von Dursch (1851-1881) aus. Es handelt sich um historische Werke des 18. Jhs, etwa der St. Blasianer Schule mit Martin Gerberts Historia nigrae silvae (1783) und Neugarts Codex Alemannicus (1791) oder der Kirchengeschichte von Fleury (1758 ff.). Aus dem 19. Jh ist als Autor zuerst der Rottenburger Bischof Karl Joseph von Hefele (1809-1893) mit seiner Geschichte der Einführung des Christentums (1837) zu nennen, seiner Konziliengeschichte (1855) und seinen Beiträgen zur Kirchengeschichte (1864). Ignaz von Döllinger ist mit seinen Schriften Die Reformation (1846-1848) und Kirche und Kirchen. Papsttum und Kirchenstaat (1861) vertreten. Von den Biographien von Persönlichkeiten der katholischen Kirche ist Lacordaires Leben des hl. Dominikus (1841) herauszuheben.

2.12 Die Abteilung Homiletik umfaßt 99 Titel in 289 Bdn. Das umfangreiche Corpus der handschriftlich erhaltenen Predigten von Johann Uhl vom Ende des 16. Jhs ( s. o. 2.2) ist darin nicht enthalten. Die frühesten gedruckten Predigten stammen aus der Mitte des 18. Jhs. Vertreten sind mit zahlreichen Schriften Johann M. Sailer sowie der Benediktiner Johann Nepomuk Lingl mit Fastenpredigten, Festtagspredigten und Sonntagspredigten aus dem 18. Jh. Zur Abteilung Moral zählen 39 Titel (98 Bde), darunter u. a. J. Valentin Eybels Supplementum theologiae moralis (1763) und die Ethica christiana des italienischen Dominikaners Giovanni Vincenzo Patuzzi, ferner Schriften von Alfons Maria di Liguori, Johann M. Sailer, Johann B. Hirscher und des Rottweilers und späteren Bischofs von Rottenburg Franz X. Linsenmann.

2.13 Einen geringeren Umfang weisen die Abteilungen Katechetik mit 49 Titeln (96 Bdn), Pastoral mit 70 (94 Bdn) und Patristik mit 31 Titeln (91 Bdn) auf. In der letztgenannten Abteilung sind indes frühe Ausgaben der Kirchenväter vorhanden, u. a. herausgegeben von Franz Oberthür (1780 ff.) und von C. F. Rößler (1776 ff.).

2.14 Unter den 88 historischen Titeln der Abteilung Philosophie sind 8 Werke Kants, z. T. in Erstausgaben. Die Abteilung Profangeschichte umfaßt 92 Titel (338 Bde), darunter einige ältere Titel aus dem 16. Jh. Aus dem 18. Jh sind 22 Bde der Geschichte der Deutschen (1778 ff.) von Michael Ignaz Schmidt, außerdem die Europäischen Annalen (1795 ff., 107 Bde) von E. L. Posselt vorhanden. Zur Landesgeschichte erwähnenswert ist u. a. Stählins Württembergische Geschichte, die Geschichte des Kantons St. Gallen von J. von Arx und L. Schmids Urkundenbuch zur Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg. Vorhanden sind ferner die Zimmersche Chronik (1869 ff.) und Mones Quellensammlung zur badischen Landesgeschichte (1848 ff.).

2.15 In der Abteilung Pädagogik und Didaktik (77 Titel in 103 Bdn) liegt der zeitliche Schwerpunkt auf dem Anfang des 19. Jhs (Schriften u. a. von Pestalozzi, Salzmann, GutsMuths, Struve, J. Gottlieb Schmidlin, dem Freiburger Erzbischof Ignaz Anton Demeter sowie dem Rottweiler Dekan und Kirchenrat Dr. Georg Martin von Dursch). Die Abteilung Belletristik (99 Titel in 339 Bdn) enthält die deutschen Klassiker; Claudius, Winckelmann, Klopstock, Lessing, Gellert, Wieland, Herder, Schiller, Goethe, Jean Paul sind mit frühen (Werk-)Ausgaben vertreten. Ferner stehen in dieser Abteilung kunstgeschichtliche Werke und Reisebeschreibungen, vorwiegend des 19. Jhs.

2.16 Geringere Bestände finden sich in den Abteilungen Erbauungsschriften (29 Titel in 71 Bdn), Naturgeschichte (28 Titel in 74 Bdn), Philologie und Geographie (35 Titel in 58 Bdn). Erwähnenswert sind hier die fast komplett vorhandene Topographia (Bde 2, 3 fehlen) von Merian und die Reihe der Württembergischen Oberamtsbeschreibungen (19 Bde). Schließlich sind 18 lexikalische Werke (in 123 Bdn, darunter die Deutsche Encyklopädie von 1778), 20 Broschüren- und 24 Zeitschriftentitel (125 Bde) vorhanden.

3. KATALOGE

Systematischer Katalog

[hschr., erstellt 1863, gliedert den Bestand in 20 Abteilungen]

Katalog der Kapitels-Bibliothek Rottweil. Rottweil: M. Rothschild 1864

[gedruckter Bandkatalog nach dem hschr. Katalog von 1863; das in der Bibliothek vorliegende Exemplar enthält hschr. Nachträge der Neuzugänge]

Kath[olisches] Dekanat Rottweil. Verzeichnis der Kapitels-Bibliothek. Rottweil 1948

[Ms., 4 Exemplare]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Catalog der Land-Capitels-Bibliothek Schömberg. 1856 [Ms.; zur Abgabe von Rottweiler Beständen nach Schömberg s. das Vorwort]

Glatz, Karl Jordan: Beiträge zur Geschichte des Landcapitels Rottweil a. N. In: Freiburger Diöcesan-Archiv 12 (1878) S. 1-38

Stand: August 1990

Winfried Hecht


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.