FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Kapuzinerklosters

Adresse. Kapuzinergasse 2, 85072 Eichstätt [Karte]
Telefon. (08421) 4462

Unterhaltsträger. Kapuzinerkonvent Eichstätt
Funktion. . Konventsbibliothek und speziell kapuzinische Studienbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, franziskanisch-monastische und Missions-Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Anmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Ab Bahnhof Eichstätt Busverbindung nach Eichstätt-Stadtbahnhof. Von dort Fußwegnähe (ca. 15 Minuten). A 9, von München kommend, Ausfahrt Ingolstadt-Nord; von Nürnberg Ausfahrt Altmühltal; B 13.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Auf Wunsch Fürstbischofs Johann Christoph von Westerstetten († 1637, Bischof 1612-1636) wurde 1623 auf dem Gelände des 1483 aufgehobenen Eichstätter Schottenklosters ein Kapuzinerkloster gegründet. Kirche und Konventsgebäude wurden neu errichtet, nur die aus dem 12. Jh stammende Nachbildung des Hl. Grabes blieb in einer eigens angebauten Seitenkapelle erhalten. Der Konvent umfaßte 30 Brüder und diente als Noviziat und Studienkloster. Ob Bischof Westerstetten den Kapuzinern ebenfalls wie den wenige Jahre zuvor von ihm berufenen Jesuiten einen größeren Betrag zum Aufbau einer Bibliothek zukommen ließ, ist nicht überliefert. Der älteste nachweislich vermachte Buchnachlaß, der des Spalter Kanonikers Andreas Krafft (1584-1628), ist 1628 an den Konvent gelangt. 1802/03 wurde bei der vorläufigen Besitznahme des Hochstifts Eichstätt durch Bayern die Klosterbibliothek versiegelt. Nach dem endgültigen Übergang an Bayern 1806 wurde das Kloster verstaatlicht, blieb aber als zentrales Aussterbekloster bestehen. 1826 lebten dort noch vier Patres und drei Brüder. Zwar sicherte König Ludwig I. den Fortbestand des Klosters zu. Die definitive Wiederbelebung zog sich aber noch Jahre hin. Ab 1837 diente die Eichstätter Niederlassung wieder als Provinzial-Studienkloster. Daher mußte das Konventsgebäude seit 1887 mehrfach erweitert werden.

1.2 1905 wurde der Chor der Klosterkirche um ein Fensterjoch verlängert und die Bibliothek in das so vergrößerte Geschoß über dem Chor verlegt (wie kurz zuvor z. B. in Dillingen und Aschaffenburg), um weiteren Platz für den Konvent zu gewinnen. Um 1930 wurde die Bibliothek zweigeteilt. Eine sogenannte Studienbibliothek wurde ausgegliedert; sie umfaßt die Kapuziner-Autoren, allgemeine Nachschlagewerke, Zeitschriften und Kunstbände. Seit 1988 werden auch alle Neuerwerbungen dort aufgestellt. In den Jahren 1985 und 1988 wurde das gesamte Konventsgebäude abgerissen und neu gebaut. Die Studienbibliothek befindet sich heute im Neubau, während der Altbestand in der Bibliothek über dem Chor aufgestellt ist. Zeitweilig war auch eine eigene Dublettensammelstelle (" Dublettenbibliothek") der Provinz im Eichstätter Konvent eingerichtet. Vermutlich ist manches von da in den regulären Eichstätter Bibliotheksbestand gelangt.

1.3 Noch 1896 bestimmten die " Constitutiones OFMCap", daß in Konventsbibliotheken nur die " Scriptura Sacra, devoti et Sancti Doctores, caeterique necessarii libri ad hodiernum scientiarum statum" aufzubewahren seien ( z. B. Constitutiones von 1896, Nr. 31). Erst ab 1909 wurde die Einschränkung auf den je zeitgenössischen Wissenschaftsstand aufgehoben (Constitutiones von 1909, Nr. 189). Seit einem Dekret Papst Innozenz' X. von 1648 galt, daß Dubletten und sonstige weniger benötigte Werke anderen Konventen, denen diese Werke abgehen, überlassen werden sollen ( z. B. Constitutiones von 1925, Nr. 213).

1.4 Dies schlägt sich deutlich in der Bestandsgeschichte nieder. Der Katalog von 1790 verzeichnet ca. 70 Inkunabeln, die auch 1849 noch dagewesen zu sein scheinen. 1970 war davon noch etwa die Hälfte vorhanden. 20 weitere Inkunabelbände stammen heute aus dem Konvent in Wemding. Sie müssen im dritten Viertel des 19. Jhs nach Eichstätt gekommen sein, zu einer Zeit, als Eichstätt wieder zum vorrangigen Studienkloster der Provinz ausgebaut wurde. Diese Bände haben noch die für Wemding typischen mit verschiedenen Marmorpapieren oder anderen Papieren überklebten Buchrücken, die in Wemding selbst im Lauf der achtziger Jahre des 19. Jhs entfernt wurden. Ein Großteil dieser Wemdinger Inkunabeln stammte aber bereits aus Eichstätt; sie müssen Ende des 17. Jhs, vermutlich bald nach Vollendung der Klosterbauten 1671, nach Wemding abgegeben worden sein. Wohl zur gleichen Zeit sind auch dem Konvent in Neumarkt (Oberpfalz), der 1677, 50 Jahre nach seiner Gründung, ein eigenes Kloster bezogen hatte, mehrere Inkunabeln aus Eichstätt zugegangen. Unter den heute in der Universitätsbibliothek Eichstätt (s. Eintrag dort) aufbewahrten Relikten der ehemaligen Neumarkter Konventsbibliothek finden sich noch sieben aus Eichstätt stammende Inkunabeln.

1.5 Im Bereich der Medizin z. B. verzeichnet der Katalog von 1790 28 Bde, von denen 1849 noch 20 vorhanden waren. Der Katalog von 1968/1971 umfaßt insgesamt 65 Bde, von denen zwar 13 vor 1849 erschienen, aber nur zwei mit Exemplaren von 1790 und 1849 identisch sind. Die chronologische Übersicht ( s. u. 2.1) sagt nichts über die Kontinuität des Bestandes aus. Diese ist erheblich geringer, als die quantitativen Angaben vermuten lassen.

1.6 1790 standen gut 1400 Bde in der durch Guardian P. Agapit Heuberger neuerbauten und von Custos P. Novatus Haasmann geordneten bibliotheca inferior. Daneben gab es einen Raum auf dem Dachboden, in dem neben einer Kiste mit libri prohibiti Bücher aufbewahrt wurden, die aus der unteren Bibliothek ausgemustert worden waren. 1849 umfaßte die Bibliothek 5340 Bde, 1868 waren es 5200, Ende 1889, nach einer Notiz im Kloster-Archiv, 7660 Bde, 1898 schon 11.000. 1971 waren es, nach der Aussonderung von 6200 Dubletten (wohl die genannte Dublettenbibliothek), 30.350 Bde und zu Beginn des Umbaus 1986/88 rund 32.000. Auch nach der Abfassung des um 1970 angelegten und bis 1985 fortgeführten Katalogs sind noch wiederholt Bücher insbesondere nach Altötting abgegeben worden, zuletzt 1985 die alte Studienbibliothek, mit einer Auswahl von Kapuziner-Autoren. Weggegebene Bände sind jedoch nicht im Katalog gestrichen worden; lediglich der Katalog von 1849 enthält eine Liste mit über 153 Bdn, die zwischen 1878 und 1880 " nach Amerika abgegeben" wurden. Daher können Bestandsangaben, die auf Auszählung des Katalogs von 1968/1985 beruhen ( s. u. 3.2), nur als Annäherungswerte betrachtet werden.

1.7 Aufgrund der Bestandsgeschichte sind nur wenige umfangreichere Buchnachlässe auszumachen. Mehrere Bände stammen aus dem Vorbesitz des Eichstätter Weihbischofs Ludwig Wilhelm Benz (1611-1683), Weihbischof seit 1656. Der Katalog von 1790 nennt fünf " Nomina Benefactorum" des 18. Jhs, in zeitlicher Folge sind dies Ignatius Ernst (1671-1734), Pfarrer in Kirchanhausen, Johann Adam Heinrich Jacob (nach 1690-1742), Chorvikar am Eichstätter Dom, Anton Destalles (um 1690-1744), Kanoniker und Stadtpfarrer an der Eichstätter Liebfrauenkirche, Andreas Brentano-Moreto (1666-1744), Pfarrer in Unterstall, und Johann Joseph Strasser (um 1715-1769), Pfarrer in Töging. Laut einer Notiz vom Ende des 19. Jhs hat Prinz Philipp von Arenberg (1848-1906), päpstlicher Kammerherr und Domkapitular in Eichstätt, 25 Bde des Migne geschenkt. Sie sind inzwischen nicht mehr vorhanden, der Konvent besitzt aber eine Gesamtausgabe beider Reihen.

1.8 Auf unterschiedlichen Wegen sind Bände säkularisierter kirchlicher Bibliotheken in die Bibliothek gelangt, so vom Eichstätter Domkapitel (säkularisiert 1806) und von der Kongregation Notre Dame (säkularisiert 1809). Im Rahmen des Bücheraustausches zwischen den Konventen sind umfangreichere Bestände u. a. aus Altötting und Immenstadt nach Eichstätt gelangt. Auch durch die Konventsauflösungen der vergangenen Jahre, zuletzt Dillingen und Laufen/Salzach, ist der Eichstätter Bestand deutlich vergrößert worden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 35.000 Bdn umfaßt der historische Bestand der Chor- und Studienbibliothek 9200 Bde, darunter eine Anzahl von Sammelbänden. Die Bibliothek besitzt 68 Inkunabeln, überwiegend theologische und homiletische Literatur. Das 16. Jh ist mit knapp 100 Bdn mit Schwerpunkten bei der Historie und bei der klassischen lateinischen Literatur vertreten. Von den 285 Bdn des 17. Jhs sind knapp 100 monastischen, über 70 historischen und 50 homiletischen Inhalts. Das 18. Jh weist ca. 760 Bde auf, wobei die Verteilung in etwa der des 17. Jhs, jedoch mit stärkerer Betonung der Kirchen- und Profangeschichte, entspricht. Dies gilt auch für das 19. Jh mit knapp 8000 Bdn.

2.2 Im 15. und 16. Jh überwiegt bei weitem Latein. Im 17. Jh zieht Deutsch nahezu gleich, im 18. Jh überwiegt es mit 47 Prozent gegenüber 41 Prozent lateinischen Werken, gefolgt von Werken in italienischer und französischer Sprache mit jeweils ca. 4 Prozent, deren Anteil im 17. Jh etwas höher lag. Im 19. Jh nimmt Deutsch 75 Prozent ein, Latein 18 Prozent. Insgesamt verteilt sich der Anteil der einzelnen Sprachen bis 1900 so: Deutsch etwa 72 Prozent, Latein fast 22 Prozent, Französisch gut 2 Prozent, Griechisch 1,75 Prozent, Italienisch 1,7 Prozent, Spanisch und Englisch knapp 0,4 Prozent, dazu einzelne hebräische und polnische Titel.

Systematische Übersicht

2.3 Die fachlichen Schwerpunkte liegen durch die Jahrhunderte hindurch bei monastischer, historischer und homiletischer Literatur. Am umfangreichsten ist wie schon 1790 der monastisch-aszetische Bestand mit 18,5 Prozent (ca. 1700 Bde), gefolgt von homiletischer Literatur mit 14 Prozent (ca. 1300 Bde) und kirchen- und profangeschichtlicher mit jeweils fast 13 Prozent (ca. 1200 Bde). Spekulative Theologie macht nahezu 6,5 Prozent aus, katechetische knapp 6 Prozent. Die Dogmatik folgt mit knapp 5 Prozent, Bibel und Exegese mit 4,3 Prozent, Liturgie und Kirchenrecht mit jeweils gut 3 Prozent.

2.4 Der Anteil der allgemeinwissenschaftlichen Literatur, der Altphilologie und der Philosophie liegt bei jeweils knapp 2 Prozent, der der Rechts- und Staatswissenschaften bei 1,5 Prozent, der der deutschen Literatur ein wenig über und der der Kunst knapp unter 1,3 Prozent. Die pädagogische Literatur macht fast 1,2 Prozent, die sprachwissenschaftliche gut ein Prozent aus. Alle übrigen Fächer bleiben jeweils unter einem Prozent.

2.5 Die 68 Inkunabeln enthalten überwiegend theologische (Alexander von Hales, Augustinus, Bonaventura, Gerson, Petrus Lombardus, Thomas u. a.) und homiletische Literatur (Predigtsammlungen z. B. von Biel, Jacobus de Voragine, Meffret, Niger). Dazu kommen einige im Rahmen des Hausstudiums und der Predigttätigkeit relevante Disziplinen wie Philosophie ( z. B. Boethius, Diogenes Laertius, Aristoteles-Interpretationen), weltliches und kirchliches Recht ( z. B. Gratian, Martinus Polonus), Profan- und Kirchengeschichte (Sallust, Caesar, Livius, Plutarch, Flavius Josephus, Eusebius, Appian u. a.) und anderes mehr wie beispielsweise die lateinische Übersetzung von Strabo, Geographia, hrsg. von Antonius Mancinellus (Venedig: Johannes Rubeus, 1494), Isidor von Sevilla, Etymologiae (Basel: Michael Furter?, 1489), Laurentius Valla, Elegantiae Linguae latinae: de pronomine sui (Venedig: Christophorus de Pensis, 1496), oder Boccaccio, Genealogia deorum (Venedig: Manfredo Bonelli, 1497) sowie einige Liturgica.

2.6 Der Sammelschwerpunkt der Bestände des 16. bis 19. Jhs liegt mit rund 40 Prozent bei monastischer Literatur im weiteren Sinne mit ihren verschiedenen Randgebieten, inbesondere franziskanischer Literatur, auch zum sogenannten Zweiten und Dritten Orden. Grundlegend sind z. B. das im Verlauf des 18. Jhs erschienene mehrbändige Bullarium Ordinis F.F. Minorum S.P. Francisci Capucinorum seu collectio bullarum, brevium, decretorum, rescriptorum und Zacharias Bover, Annales Minorum Capucinorum ( Lyon 1632-1639) sowie Atlanten der Kapuzinerprovinzen: Chorographica descripta provinciarum et conventuum Fratrum Minorum S. Francisci Capucinorum (Turin 1649) und eine spätere Ausgabe (Mailand 1712). Unter den kapuzinischen Predigern und Schriftstellern ist Martin von Cochem (1634-1712) mit 30 Titeln, die sich ziemlich gleichmäßig über das 17. bis 19. Jh verteilen, am häufigsten vertreten.

2.7 In der Hagiographie steht Franz von Assissi im Mittelpunkt. Aber auch andere Heiligenviten wurden gesammelt, so ein reizvolles Oktavbändchen mit 17 von Klauber in Augsburg gestochenen Tafeln: Vita S. Antonii Paduani, Ordinis Minorum S.P. Francisci Orbis totius Thaumaturgi ( o. O. o. J.). Es ist ebenso der reichhaltigen Andachtsliteratur und -graphik zuzurechnen wie einige Heiligen-Kalendarien des 17. Jhs im üblichen Andachtsbildformat (Duodez). Ein anderer Aspekt monastisch-mystischer Gebrauchsliteratur liegt vor in Sammlungen geistlicher Gesänge wie Gaudes pastorum, Schäffer Frewd oder Triumpf der Geistlichen Schäfferey (München 1655), mit einem Anhang " Thon und Melodeyen aller Gesänglein in disem Büchlein" oder Chorus Marianus oder Marianischer Reyen: Das ist Allerhand newe Frewd Lob und Liebs-Gesänglein einer Gott-liebenden Seele ... [mit] Melodien und Ritornellen à 2 V V geziehret (Überlingen 1694). Zahlreich sind die Anweisungen zur monastischen Aszese, beispielsweise Sigismund Neudecker, Schola religiosa, seu tractatus asceticus universalis (München 1738), oder, in homiletischer Form, P. Procopius, Praedestinationale. Das ist Dreyssig gelehrte Geistreiche doch mit grosser Klarheit wohl außgeführte ... nutzliche Discursen oder Predigen Von der Göttlichen Gnaden-wahl (Salzburg 1663).

2.8 Beispiele für die durch die Aufgaben des Ordens bedingte umfangreiche homiletische Sammlung sind u. a. vom Anfang des 19. Jhs die Sammlung des Kapuzinerpaters Jakob Gepp, Die uralten Parabeln Jesu Christi wider die ehemaligen Juden, immer neue Sittengeißeln wider die heutigen Christen. Vorgetragen in sonntäglichen Predigten (Augsburg 1804), sowie Johann Michael Sailer, Blicke des Heiligen Paulus in die Tiefen der Weisheit. Ein Versuch, den Sinn und Geist des Apostels in christlichen Reden zu enthüllen (München 1813). Reichhaltiges Material für Predigten bot der große Bestand an historischer Literatur, beispielsweise Johann Ludwig Gottfriedt, Historische Chronica, oder Beschreibung der führnembsten Geschichten so sich von Anfang der Welt biß auff unsere zeitten zugetragen (Frankfurt a. M.: Matthäus Merian 1636, mit zahlreichen Kupferstichen), auch Valentin Leucht, Speculum Hist. Miracul. praeliorum et victoriarum. Das ist Historischer Spiegel von den denckwirdigen Miraculn der fürnemsten Schlachten und ... Victorien (Mainz 1598), oder die Sammlung von Simon Gouhart, Thresor d'Histoires admirables et memorables de nostre temps (1610). Auch das Beichte-Hören gehörte zur volksmissionarischen Tätigkeit der Kapuziner. So finden sich neben mehreren Ablaßsammlungen des 17. und 18. Jhs Anleitungen sowohl für den Beichtvater, z. B. Franz Seraph Häglsperger, Über die geistliche Seelenführung im Beichtstuhle (Sulzbach 1839), als auch für den Beichtenden selbst, sogenannte Beichtspiegel, z. B. eine Praktische Anleitung zur Generalbeichte (Augsburg 1802).

2.9 Neben der Volksmission hatte der Orden schon früh Aufgaben in der Heidenmission übernommen, dokumentiert z. B. bei Matthias Ferrer, Rationarium Chronographicum Missionis Evangelicae ab Apostolicis Operariis, praesertim Capuccinis pro Ecclesiastico Catholico Regno propagando in quatuor Mundi partibus (Turin 1659). Auch der in mehrere Sprachen übersetzte Bericht des Kapuziners Dionysius Carli über seine Missionstätigkeiten am Kongo, in Brasilien, Kleinasien, Persien und Georgien fehlt nicht: Der nach Venedig überbrachte Mohr. Oder Curiose und warhaffte Erzehlung und Beschreibung aller Curiositäten und Denckwürdigkeiten, Welche dem Wohl-Ehrwürdigen P. Dionysio Carli von Placenz, ... In seiner etlich-jährigen Mission In allen Vier Welt-Theilen ... aufgestossen (Augsburg 1693). Die bayerische Ordensprovinz betreut seit dem 19. Jh große Gebiete Chiles, insbesondere die Araukaner-Mission. Daraus sind u. a. eine araukanische Grammatik (1903) und ein zweibändiges araukanisches Wörterbuch (1917) des bayerischen Kapuziners Jose Felix hervorgegangen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach RAK; im Aufbau seit 1988; Aufstellung des Bestandes nach der Regensburger Systematik]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; nach RSWK; im Aufbau seit 1988]

Die Monastica, speziell franziskanische Literatur, sind nach dem System der Studienbibliothek ( s. u. 3.2) katalogisiert.

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Bandkatalog des Eichstätter Konvents, 1790

[erstellt von Fr. Johann Nepomuk, d. i. Georg Anton Segoff; erfaßt die Bestände der " bibliotheca inferior" nach 20 Sachgruppen; Ordnung der Verfasser nach Vornamen; vorgebunden ist ein Blatt mit 14 hschr. " Vorschriften unsere Kloster-Bibliothek betreffend" vom 15. Januar 1859]

Bandkatalog von 1849

[fortgeführt bis Erscheinungsjahr 1867, nur geringfügige Änderungen gegenüber der Systematik von 1790, mit Nachtrag der Gruppe Belletristik; Ansetzung der Autoren unter ihrem Familiennamen; Angabe von Titel, Erscheinungsort und -jahr, Format und Signatur; enthält außerdem Ausleihjournal der in die Zellen entliehenen Bände]

Katalog der Studienbibliothek. 3 Bde

[offenbar vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen; fortgeführt bis 1980; folgt neuer Gruppensystematik, kombiniert aus einer dreistelligen Nummer und einem Großbuchstaben]

Systematischer Bandkatalog über den Gesamtbestand

[1968 bis 1971 von P. Christoph Mayer nach dem Dezimalsystem angelegt; Beibehaltung des Systems des Kataloges der Studienbibliothek für die monastischen Disziplinen; fortgeführt bis 1985]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach Hausregeln, geführt von P. Christoph Mayer]

Aufsatzdokumentation

[in Zettelform, Schlagwörter folgen offenbar dem Thesaurus, auf dem der Katalog von 1968-1971 beruht]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur Geschichte der Eichstätter Kapuziner und ihrer Bibliothek sind äußerst spärlich. Das Konventsarchiv in Eichstätt enthält ein paar Notizen des 19. und 20. Jhs. Anderes, vor allem aus früherer Zeit, findet sich in St. Konrad in Altötting und wurde bereits von Eberl für seine Provinzialgeschichte ausgewertet ( s. u. 4.2). Auch das Eichstätter Diözesanarchiv verwahrt ein paar Archivalien, darunter einige Personalstandslisten des 18. Jhs und der Säkularisationszeit (insbesondere DAEI, p 14). Die Säkularisationsjahre 1802/03 sind durch einige Quellen im Staatsarchiv Nürnberg dokumentiert (StAN Eichstätter Archivalien Nr. 1713). Dagegen ist weder im Provinzialarchiv St. Joseph in München noch im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München etwas nachzuweisen.

4.2 Darstellungen

Eberl, Angelikus: Geschichte des Kapuziner-Klosters in Wemding. München 1892

Eberl, Angelikus: Geschichte der Bayerischen Kapuziner-Ordensprovinz (1593-1902). Freiburg i. Br. 1902

Schulte, Chrysostomus (Hrsg.): Aus dem Leben und Wirken des Kapuziner-Ordens. Mit besonderer Berücksichtigung der deutschsprachigen Provinzen. Festschrift zum 400jährigen Jubiläum des Ordens. Münster 1928

Lexicon Capuccinorum. Promptuarium historico-bibliographicum Ordinis Fratrum Minorum Capuccinorum (1525-1950). Rom 1951 Hubay, Ilona: Incunabula Eichstätter Bibliotheken. Wiesbaden 1968

Mayer, Christoph: Eichstätt Bibliothek in neuer Ordnung. In: Provinzbote der bayerischen Kapuziner 46 (1972) S. 90-91

Constitutiones Ordinis Fratrum Minorum Capuccinorum saeculorum decursu promulgatae. 2 Bde. Rom 1980-1986

Kapuzinerkloster Eichstätt 1623-1988. Hrsg. vom Provinzialat der Bayerischen Kapuziner. Altötting 1988

Littger, Klaus Walter: Die Kapitelsbibliothek Neumarkt i. d. Opf. Unter Mitarbeit von Monika Baumeister u. a. Wiesbaden 1995 (Kataloge der Universitätsbibliothek Eichstätt 5: Nachlaßbibliotheken Bd 3)

Stand: Januar 1994

Klaus Walter Littger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.