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Bibliothek des Kapuzinerklosters

Adresse. Bahnhofstr. 4, 6800 Feldkirch [Karte]
Telefon. (05522) 722 46

Unterhaltsträger. Nordtiroler Kapuzinerprovinz
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiet. Theologische Literatur.
Benutzungsmöglichkeiten. Nach Voranmeldung über die Stadtbibliothek Feldkirch (Schlossergasse 8, 6800 Feldkirch, Tel. (05522) 304-160). - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiermöglichkeit in der Stadtbibliothek.
Hinweise für anreisende Benützer. Bahnverbindungen aus Richtung Innsbruck (Westbahn), Lindau/D und Buchs/CH bis Station Feldkirch. - A 14 (Rheintal-Autobahn) bis Ausfahrt Feldkirch. Parkmöglichkeit vor dem Gebäude der Wirtschaftskammer.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1602 wurde der Gründung eines Kapuzinerklosters in Feldkirch zugestimmt, am 30. November 1605 fand die Weihe der Klosterkirche statt. Während die Geschichte des Klosters durch Urkunden, Akten und die Klosterchronik detailliert dokumentiert ist, geben diese Quellen nur in geringem Maße Auskunft über die Geschichte der Klosterbibliothek. Laut Aussage von Bibliothekar P. Johannes Vogt findet sich in der Hauschronik erst im 19. Jh ein Hinweis auf die Bibliothek.

1.2 Die Sammlung wurde durch Geschenke, Legate und sicher auch durch gezielten Bucherwerb aufgebaut. Werke zur Homiletik und Exegese wurden für den täglichen Gebrauch der Patres sofort erworben. Der Großteil des historischen Bestandes wurde jedoch willkürlich zusammengetragen. Die Bestandszunahme hing ab von der bibliophilen Einstellung des jeweiligen Guardians, von Schenkungen anderer, oft aufgelöster oder in Not geratener Kapuzinerklöster oder Legaten von Priestern und Gönnern des Klosters.

1.3 Die ersten Bücher kamen aus dem Kloster Mehrerau. Grund war die Freundschaft zwischen dem Guardian Fidelis von Sigmaringen (1622 in Seewis ermordet und später heiliggesprochen) und dem Mehrerauer Abt Plazidus Vigel. Der hl. Fidelis erwirkte bei der Feldkircher Stadtverwaltung ein Dekret, welches bei Androhung schwerer Strafe allen Buchhändlern untersagte, ketzerische oder unsittliche Bücher zum Verkauf anzubieten. Verbotene Bücher mußten abgegeben werden. Dadurch kamen verschiedene Lutherbibeln (z. B. aus der Offizin Feyerabend, 1570) in den Besitz der Bibliothek.

1.4 Als Büchersammler betätigte sich auch Guardian Gregor Marenth (um 1630-1710), der sich Lucianus Montifontanus nannte und als Prediger und Schriftsteller überregional bekannt war. P. Bernardin Alois Mantinger aus Villnöß, der von 1807 bis 1830 dem Kloster vorstand, war ebenfalls ein eifriger Büchersammler. Zahlreiche Werke machte das Kapuzinerkloster Falkenburg bei Irdning (Steiermark) dem Feldkircher Kloster zum Geschenk, darunter das vierbändige Predigtwerk von Lucianus Montifontanus. Legate übernahm das Kloster u. a. von dem Juristen Gregorius Jonas und von Erasmus von Furtenbach (†1678), einem Sproß der bedeutenden Feldkircher Patrizierfamilie, sowie von den Domherren Ferdinand Walser und Johann Tschitscher. Weitere Legate stammen vom Rankweiler Pfarrer Dr. Andreas Fußangel (1853-1931), der der Bibliothek mehr als 1000 Bde zukommen ließ (u. a. Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst, Dresden 1929), und von Pfarrer Philipp Anton Hubert aus Ruggel.

1.5 1889 wurde der heutige Bibliotheksraum errichtet. Der zweigeschossige Anbau an der Südseite des Klosters (Länge 14,5 Meter; Breite 4,5 Meter) hat im Obergeschoß, wo die historischen Bestände untergebracht sind, eine Raumhöhe von 3 Metern. 1914 ordnete P. Isidor Flür die Bücher nach Sachgebieten und begann mit der Erstellung der Kataloge und Inventarlisten. Kapuzinerkloster

1.6 Während der NS-Zeit war das Kloster de facto aufgehoben, und in die Klosterzellen zogen das Reichsstraßenbauamt Feldkirch und das Reichshochbauamt ein. Der Bibliotheksraum wurde nicht umfunktioniert. Erst ab 1949 stand das Kloster wieder ausschließlich den Patres zur Verfügung. Zahlreiche Umbauarbeiten begannen, die 1980/81 mit der Sanierung des Bibliotheksraumes, der Schaffung zweier weiterer Räume - für Periodika, für die in den letzten Jahren angelegte Neue Bibliothek (ca. 3500 Bde) und für den bibliographischen Apparat - und mit der Einrichtung einer Archivkammer ihren Abschluß fanden. Im Zuge der Reorganisation der Bibliothek wurden die Bücher gereinigt und von Schädlingen befreit, schadhafte Werke restauriert. Der neu adaptierte Bibliotheksraum erfüllt weitgehend die klimatischen Voraussetzungen für die Unterbringung einer historischen Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 16.000 Bdn zählen 6523 Bde und 7 Zeitschriftentitel (161 Bde) zum historischen Buchgut. Neben 22 Inkunabeln (s. u. 2.7) finden sich 323 Bde aus dem 16. Jh, 856 (13 Prozent) aus dem 17. Jh und 1072 (ca. 16 Prozent) aus dem 18. Jh. Mit 4250 Bdn stammen rund 65 Prozent des historischen Bestandes aus dem 19. Jh. Die Angaben basieren auf einer Direkterhebung an den Regalen.

2.2 Bis in die Mitte des 18. Jhs überwiegt die lateinische Sprache (2023 Bde oder 31 Prozent). Aus diesem Zeitraum besitzt die Bibliothek auch 40 altgriechische Bücher und 3 hebräische Bibeln. Aus dem 19. Jh liegen 98 italienische und 31 französische Werke vor. Weiters sind Bibeln und einige Wörterbücher in den Sprachen jener Länder vorhanden, in denen der Kapuzinerorden missionierte oder noch missioniert (Chinesisch, Ungarisch, Spanisch, Französisch usw.). Mit 4304 Bdn sind zwei Drittel des Bestandes deutschsprachig.

Systematische Übersicht

2.3 Der historische Bestand wurde 1914 nach einer ordensintern für alle Kapuzinerbibliotheken vorgeschriebenen Systematik aufgestellt. Die Inkunabeln sind in einem Depot außerhalb des Klosters aufbewahrt, die Hss. (u. a. das Prozessionale aus dem 16. Jh mit dem lateinisch-deutschen Osterspiel aus Augsburg) im Klosterarchiv.

2.4 5163 Bde (ca. 80 Prozent) umfaßt der in 26 Gruppen unterteilte Bestand zur Theologie. Am stärksten vertreten sind Predigten, gegliedert in die Bereiche Prediger (958 Bde), Fastenpredigten (141) und Gelegenheitspredigten (232). Ordenspredigten und apologetische Predigten sind der Gruppe Apologie (s. u. 2.5) zugeordnet. Die Predigten stellen zusammen ca. 35 Prozent aller theologischen Werke.

2.5 Weitere Abteilungen bilden Exegese (189 Bde), Heilige Schrift (197), Dogmatik (127), Apologie (349), Moral (247), Liturgik (267), Katechese (370), Askese (571), Betrachtung (169), Hagiologie (156), Kirchenrecht (92), Heilige Väter (173), biblische Hilfswissenschaften (65), Konkordanz (23), Pastoral (102), Ordensgeschichte (164), Mystik (48), Exercitien (94), Repertorien (118), Schematismen (98), Ordensrecht (61) und Mariale (152).

2.6 Von den verbleibenden 1360 Bdn entfallen 508 (36 Prozent) auf Geschichte, insbesondere auf Lokalgeschichte, Kriegsgeschichte, aber auch Kirchengeschichte. Zur Philologie liegen 236 Bde vor, darunter ca. 50 Werke der griechischen und römischen Klassik (u. a. Tacitus, Cicero), meist in Drucken aus dem 16. Jh und der ersten Hälfte des 17. Jhs. Die Abteilungen Philosophie und Biographie sind mit 107 bzw. 99 Bdn vertreten. 71 Bde sind zur Geographie vorhanden, 24 zum Recht, 35 zur Kunst. Pädagogik, Medizin und Mathematik werden nur durch einzelne Werke repräsentiert.

Sondersammlung

2.7 Die 22 Inkunabeln (18 Bde) sind - mit Ausnahme dreier Werke - theologischen Inhalts und in lateinischer Sprache verfaßt. Häufigste Herkunftsorte sind Straßburg (7), Venedig (6), Basel (4) und Nürnberg (3).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; begonnen nach der Restaurierung der Bibliothek 1914 und bis 1967 weitergeführt; verzeichnet Autor, Titel, Verlag, Verlagsort und Jahr, Seitenanzahl, Größe, Signatur und Inventarnummer der Werke]

Systematischer Katalog (Standortkatalog)

[in Zettelform; geführt von 1914 bis 1967]

Inventarlisten

[1914 begonnen, enden im Februar 1968 mit der Nummer 6893]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Chronik des Kapuzinerklosters Feldkirch [Klosterarchiv Feldkirch]

4.2 Darstellungen

Geiger, Adilbert: 370 Jahre Kapuzinerkloster zu Feldkirch (1605-1975). In: Vorarlberger Volkskalender 1978, S. 40-49

Geiger, Edilbert: Das Kapuzinerkonvent St. Fidelis in Feldkirch nach 1938. In: Vorarlberger Oberland 6 (1984) Heft 1, S. 21-23

Helbok, Claudia: Lucius Marenth aus Schruns um 1630-1710. In: Dornbirner Studiohefte 2 (1967) S. 15-16

Hohenegger, Agapit; Zierler, Peter B.: Geschichte der Tirolischen Kapuziner-Ordensprovinz (1593-1893). 2 Bde. Innsbruck 1913-1915 [zur Kapuzinerbibliothek Feldkirch Bd 2, S. 621]

Rapp, Ludwig: Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg. Bd 1: Dekanat Feldkirch. Brixen 1894 [zum Kapuzinerkloster Feldkirch S. 178-188]

Vogt, Johannes: Die Bibliothek der Kapuziner in Feldkirch. In: Bote der Tiroler Kapuziner 77 (1994) Heft 4, S. 166-171

Stand: Juli 1995

Karlheinz Albrecht


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.