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Bibliothek des Kapuzinerklosters

Adresse. Kapuzinerkloster, 8230 Hartberg
Telefon. (03332) 62 642

Unterhaltsträger. Wiener Kapuzinerprovinz
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, vor allem Predigtliteratur, Aszetik, pastoraltheologische Werke, außerdem Naturwissenschaften, Geschichte und Schöne Literatur.
Benutzungsmöglichkeit. Nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benützer. Bahnverbindung Wien/Südbahnhof bis Hartberg. Fußwegnähe (10 Minuten) vom Bahnhof. - A 2, Abfahrt Hartberg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Da die Kapuzinerklöster in der Steiermark keine Chroniken führten, sind zur Geschichte ihrer Bibliotheken und zu deren Beständen kaum nähere Angaben möglich. Dies gilt auch für die Bibliothek der Kapuziner in Hartberg. Das Kapuzinerkloster wurde 1654 gegründet. Matthias Singer, der Propst des Stiftes Vorau, legte dazu den Grundstein. Die Fertigstellung des Klostergebäudes und die Weihe der Kirche erfolgten am 4. Juli 1658 durch den Fürstbischof von Seckau, Johann Markus Graf von Altringen. Das Kloster entging in josephinischer Zeit der Aufhebung. Während der Kriegszeit (1940) mußten die Kapuziner Hartberg verlassen; das Klostergebäude wurde zu einem Altersheim umfunktioniert, die Kirche als Militärdepot verwendet. Nach Kriegsende kehrten die Kapuziner wieder zurück. Ein Teil des Hauses diente bis 1955 als Bezirksaltersheim. Kapuzinerkloster

1.2 Die vorwiegend aus Buch-Ankäufen und Nachlässen verstorbener Patres bestehende Ordensbibliothek erfuhr 1958 und 1969 durch die Übernahme der Bibliotheken der aufgehobenen Kapuzinerklöster zu Murau und Schwanberg eine beträchtliche Erweiterung. Diese Bücher wurden in den Hartberger Gesamtbestand integriert, der großteils noch nach dem traditionellen Materienschema der Kapuzinerbibliothek geordnet ist.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Büchersammlung besteht aus der sogenannten Altbibliothek und einer Handbibliothek. Darüber hinaus sind eine dokumentarische Sammlung, eine Kleinschriften-Sammlung, eine Zeitschriften-Sammlung und eine Alt-Beilagen-Sammlung vorhanden, die im folgenden nicht weiter berücksichtigt wurden. Die Zahlenangaben basieren auf Auszählung des systematischen Bandkatalogs zur Altbibliothek. Vom Gesamtbestand, ca. 3000 Titeln, sind 2747 vor 1900 erschienen. Davon sind 8 Inkunabeln, 162 Titel entfallen auf das 16. Jh, 887 auf das 17. Jh, 885 auf das 18. Jh und 576 auf das 19. Jh. Die Anzahl der Titel ohne Jahresangabe beläuft sich auf 229.

2.2 Die deutschsprachigen (1232) und die lateinischen Titel (1414) halten einander annähernd die Waage. 15 Bücher sind französisch, 68 italienisch, 9 spanisch, jeweils eines ist portugiesisch und englisch, 3 sind griechisch, 4 in slawischen Sprachen verfaßt.

Systematische Übersicht

2.3 Umfangreiche Gruppen der nach Sachgebieten geordneten Altbibliothek sind in sich alphabetisch nach Autoren gereiht. Abweichungen davon geschahen aus ästhetischen und buchschonenden Gründen. Die größte Sachgruppe stellen die Predigten mit 457 Titeln dar, 240 in deutscher, 123 in lateinischer und 7 in italienischer Sprache. Aus dem 16. Jh stammen ein Homiliarium von Haimo von Halberstadt (1534), die Homiliae in Evangelia (1561) von Johann von Hoffmeister und Sermones von Petrus de Palude (1589). 77 Jesuitenpredigten sind in eigenen Fächern aufgestellt. Davon sind 43 Titel deutsch, 33 lateinisch (z.B. Conciones von Johann Osorius, Venedig 1595) und einer italienisch. Amandus von Grätz ist mit Sonn- und Feiertagspredigten vertreten, darunter Seelen-Wayde der christlichen Schäfflein (1708). 2 Prozent der Predigten stammen aus dem 16. Jh, 41 Prozent aus dem 17. Jh, 41 Prozent aus dem 18. Jh und 14 Prozent aus dem 19. Jh.

2.4 Die biblischen Schriften umfassen 196 Titel (54 deutsche, 138 lateinische, 3 griechische und einen italienischen). Ca. 50 Titel sind Bibelausgaben, darunter 8 Allioli-Ausgaben aus dem 19. Jh und eine mit Holzschnitten illustrierte Biblia sacra von 1592. Unter den ca. 90 exegetischen Werken (deutsch und lateinisch) findet sich u. a. eine Postill von Nikolaus de Lyra (um 1500). Von 40 weiteren Postillen sei die Haus- und Kinder Postill (1705) des Franziskaners Johannes Craedonch erwähnt. Aus dem 16. Jh ist ein Psalmenkommentar (1531) von Haimo von Halberstadt erhalten.

2.5 Mit 278 Titeln bilden die alphabetisch nach Autoren geordneten aszetischen Werke eine weitere Großgruppe. Breiten Raum nehmen die Werke zu Mystik und Meditation ein (192 Titel), davon sind 84 deutsch, 101 lateinisch, 6 italienisch, eines ist französisch. 2 Prozent der Werke stammen aus dem 16. Jh, 34 Prozent aus dem 17. Jh, 51 Prozent aus dem 18. Jh, 10 Prozent aus dem 19. Jh, bei den übrigen fehlt die Jahresangabe. Es finden sich zahlreiche Ausgaben von Thomas von Kempens Nachfolge Christi (erste Hälfte des 17. Jhs bis ins 18. Jh). 16 Titel stammen von Jeremias Drexel. Von den 27 Gebetbüchern (18 deutsch, 8 lateinisch, eines französisch) stammt die Hälfte aus dem 19. Jh, 8 erschienen im 18. Jh, 4 im 17. Jh, und ein Christliches Betbüchlein wurde 1545 gedruckt. 41 Werke gibt es zur Mariologie.

2.6 138 Titel behandeln die Klassische Philologie. Weitere 25 sind Dictionarien, darunter Schreyvelius' lateinisch-griechisches Lexicon manuale (1752), die Enzyklopädie der theologischen Wissenschaft als System (1840) und ein fünfsprachiges Dictionarium poeticum (o.J.). Die Briefliteratur ist mit 9 Titeln vertreten, darunter Le Lettere di M. Bernardo Tasso (Venedig 1585). Von humanistischen Autoren sind 47 Titel vorhanden (9 aus dem 16. Jh, 21 aus dem 17. Jh, 9 aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh). Zu den ältesten Titeln zählt eine Werkausgabe Curtius Rufus' (Venedig 1520). Die restlichen Werke verteilen sich auf Grammatiken, Lernhilfen, Anleitungen zur lateinischen Verskunst, Kommentare zu lateinischen Autoren und Übersetzungen. Beyerlincks Magnum Theatrum Mundi gibt es in 2 Ausgaben (eine vollständige von 1656, eine unvollständige von 1660).

2.7 Eine eigene Abteilung bilden Hss., Inkunabeln, Frühdrucke, Curiosa, Exotica, etc. Unter den 69 Werken finden sich 5 lateinische Inkunabeln, darunter eine Biblia Latina (1479) mit figural und ornamental geprägtem Ledereinband. 18 Titel sind aus dem 16. Jh, 3 in deutscher Sprache (Homilien und heilige volkstümliche Conciones von 1515), 15 lateinisch. Drei Titel sind aus dem 17. Jh. Die Sammlung an Curiosa und Exotica umfaßt 42 Titel (29 deutsch, 13 lateinisch), darunter Abraham a Sancta Claras Etwas für Alle. Beschreibung allerley Stands-, Amts- und Gewerbspersonen (1711) und Loncin von Gonims Narrenwelt 3. Theil (1708). Zwei Titel stammen aus dem 16. Jh, 15 aus dem 17. Jh, je 11 aus dem 18. und 19. Jh. 2.2

2.8 Die Werke zu Moral, Scholastik, Dogmatik, Apologetik und zum Tridentinum sind in einer Abteilung zusammengefaßt (198 Titel). 68 Titel sind der Moraltheologie zuzuordnen (7 deutsch, 60 lateinisch, einer italienisch), darunter Bartholomäus Fumos Summa aurea (Venedig 1582). 79 Werke tfallen auf Dogmatik und Scholastik (70 lateinisch, 9 deutsch). Sie verteilen sich auf eine Inkunabel, 3 Titel aus dem 16. Jh, 26 aus dem 17. Jh, 34 aus dem 18. Jh (3 Ausgaben der Sermones pro Dominicis/pro festis von 1743) und 14 aus dem 19. Jh. Zur Apologetik und Fundamentaltheologie gibt es 22 Titel, 3 aus dem 17. Jh, 5 aus dem 18. Jh und 14 aus dem 19. Jh (73 Prozent deutsch, 27 Prozent lateinisch). Von 14 chronologisch angeordneten Textausgaben des Tridentinums stammt die älteste aus dem Jahre 1600. Hinzu kommen weitere 15 Titel (16. bis 18. Jh) zum Tridentinum, darunter Laurentius Hermanutius' Glaubens Schiltel wieder die schwebende Irrthumben (repr. Prag 1703).

2.9 44 Titel entfallen auf Kirchengeschichte (Ordensgeschichte), davon 16 in deutscher und 28 in lateinischer Sprache. 73 Prozent datieren aus dem 16. bis 18. Jh, 27 Prozent aus dem 19 Jh. Sechs Titel beschäftigen sich mit Regeln und Satzungen verschiedener Orden.

2.10 Gut vertreten sind mit 78 Titeln die Werke der Kapuzinerautoren (Quellenwerke, Annalen des Kapuzinerordens; 35 deutsch, 37 lateinisch, 6 italienisch). 94 Prozent sind aus dem 16. bis 18. Jh, lediglich 6 Prozent aus dem 19. Jh. Hervorgehoben seien Amandus von Grätz' Außlegung über die Regel deß Seraph. Hl. v. Franci vom Römer Kapuziner P. Sancti Thesauro (1698, in 4 Exemplaren vorhanden) und Geistlicher Glücks Haffen Für alle und Jede oder Kurzweiliges und geistliches Glücks-Büchlein (Laibach 1745), verfaßt von den Kapuzinern der steirischen Provinz. Unter den 32 Chroniken, Quellenwerken, Ritual- und Zeremonialanweisungen und Regelverzeichnissen der Minderen Brüder findet sich die Chronick(a) der Orden S. Francisci (1620). Acht Titel liegen in deutscher, 24 in lateinischer Sprache vor. Die Mehrzahl der Werke (87,5 Prozent) stammt aus dem 17. und 18. Jh. Die scholastische Schule mit Bonaventura und Thomas von Aquin ist mit 50 Titeln vertreten (48 lateinisch, 2 deutsch).

2.11 Weiters liegen 91 Kirchenväter-Ausgaben vor (7 lateinisch, 14 deutsch und eine italienisch). 75 Werke gibt es zur Pastoraltheologie (53 lateinisch, 20 deutsch und 2 italienisch, darunter ein Tractatus de admiratione Sacramenti Eucharistiae, 1559). 53 Titel sind zur Liturgie vorhanden. Davon sind 46 lateinisch, 5 deutsch, jeweils einer italienisch und tschechisch (Tomás Becaks Katolicky Kancional, Olmütz 1867). Die Katechismussammlung beläuft sich auf 44 Titel (32 deutsch, 12 lateinisch, 43 Prozent stammen aus dem 16. bis 18. Jh, 55 Prozent aus dem 19. Jh).

2.12 145 Titel sind Rechts- und Gesetzestexte (14 deutsch, 131 lateinisch). Davon entfallen 86 Prozent auf das 16. bis 18. Jh, 11 Prozent auf das 19. Jh. 99 Titel widmen sich dem Jus canonicum, 46 dem Jus civile. Es finden sich u. a. Tholosanus Gregorius' Jus canonici seu Pontifici Partitiones (1595) mit Goldrücken, Anaklet Reiffenstuels Jus canonicum universum (1702, mit geprägtem Ledereinband). Die Gruppe der Kontrovers- und Polemikliteratur weist 62 Titel auf (31 lateinisch, 29 deutsch und einer italienisch). 86 Prozent sind aus dem 16. bis 18. Jh, 8 Prozent aus dem 19. Jh, 7 Prozent ohne Jahresangabe. Erwähnenswert sind Tobias Lohners Instructio practica (1669-1688) und Jacob Feichtius' Fünf kurze Predigten von zweyntzig vermeynten Ursachen warumb etliche Leut dieserzeit nit wöllen katholisch oder (wie sie sprechen) päpstlich sein (1594).

2.13 136 Titel der Gruppe Schöne ältere Literatur verteilen sich auf Heimatromane, historische Romane (mit dem Schwerpunkt österreichische Geschichte) und Werke katholischer Schriftsteller. Die Gruppe Moderne Sprachen (82 Titel) umfaßt vorwiegend Lexika, Grammatiken und Wörterbücher (27 deutsch, 2 lateinisch, 6 französisch, 35 italienisch, 9 spanisch, ein Titel portugiesisch und 2 slawisch). Mehr als die Hälfte der Drucke (57 Prozent) stammt aus dem 16. bis 18. Jh, 39 Prozent aus dem 19. Jh (4 Prozent ohne Jahresangabe).

2.14 131 Titel behandeln die Geschichte (48 deutsch, 73 lateinisch, 4 französisch und 5 italienisch). 91 Prozent davon sind aus dem 16. bis 18. Jh, 9 Prozent aus dem 19. Jh. Hervorgehoben sei Hlawaczowaeus Lupacius M. Prokopius' Rerum Boemicarum (1584). Zahlreiche Titel beziehen sich auf das Römisch-Deutsche Reich, auf die deutsche Geschichte (u. a. Jacobus Schopperus' Newe Chorographia und Histori Teutscher Nation, 1582). Weiters sind 61 Austriaca, 61 Styriaca und 7 Carinthiaca vorhanden.

2.15 Eine Sammlung alter Schulbücher umfaßt 16 Titel. 39 Titel gehören zur Philosophie (21 deutsch, 18 lateinisch) und 13 deutschsprachige zu Kunst und Pädagogik. Die 35 Biographien (vornehmlich Lebensbeschreibungen Heiliger) thalten u. a. Geschichts-Beschreibungen von dem Heil. Johannis Nepomuk. Der Haupt-Kirchen zu Prag Dohm-Herrns (1730). Auf Medizin und Pharmazie entfallen 48 Titel (29 deutsch, 19 lateinisch). Der Rest verteilt sich auf Geographie, Biologie, Land-und Hauswirtschaft, Physik, Technik, Musik und Mathematik (45 Titel, 33 deutsch, 11 lateinisch und einer französisch). Unter den 13 Periodika-Titeln des 19. Jhs befinden sich Historisch politische Blätter für das katholische Deutschland (1838-1853) und die Acta Sanctorum (1643 ff.).

3.KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Systematischer Katalog

[2 Bde, 1975 nach hauseigenen Regeln von . Heinrich Zlabinger erstellt; enthält auch Schwanberger und Murauer Bestände]

3.2 Historische Kataloge

Kataloge für die Murauer und Schwanberger Bestände

[hschr. Bandkataloge, erstellt 1972 bis 1975]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

850 Jahre Hartberg. Festschrift. Ein Führer durch die Stadt Hartberg. Hartberg 1987

Wiener Kapuzinerprovinz. o. O. 1987 [zur Geschichte des Klosters S. 14-15]

Stand: April 1992

Gertrud Oswald


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.