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Bibliothek des Kapuzinerklosters

Adresse. Alois-Huth-Straße 19, 9400 Wolfsberg [Karte]
Telefon. (04352) 2445

Unterhaltsträger. Wiener Kapuzinerprovinz
Funktion. Ordensbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, vor allem Predigtliteratur und Aszetik.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Voranmeldung im Kapuzinerkoster Wolfsberg und Rücksprache mit dem Provinzialat in Wien. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Südbahn bis Zeltweg, weiter mit Regionalbahn bis Wolfsberg, Fußwegnähe (10 bis 15 Minuten) vom Bahnhof. - A 2, Abfahrt Wolfsberg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 19. März 1634 genehmigte der bambergische Vizedom Rudolf von Stadion im Namen des Bischofs von Bamberg den Bau von Kirche und Kloster der Kapuziner in Wolfsberg. Wie die Habsburger waren auch die Bischöfe von Bamberg bestrebt, durch die Ansiedlung von Kapuzinern reformatorischem Gedankengut entgegenzuwirken.

1.2 Wolfsberg wurde im Laufe seiner Geschichte mehrmals von verheerenden Bränden heimgesucht. Zuletzt vernichtete im Jahre 1777 ein Großbrand zahlreiche Häuser, darunter auch das Kapuzinerkloster. Brandspuren in manchen Büchern geben heute noch Zeugnis davon. Über die Bibliothek sind keine Aufzeichnungen vorhanden. Der Bestand ist ähnlich strukturiert wie in allen übrigen Bibliotheken des Kapuzinerordens, der Schwerpunkt liegt auf der Predigtliteratur.

1.3 Um die Jahrhundertwende wurde im Kloster eine Hauslehranstalt betrieben, die man aber bald nach Leibnitz (Steiermark) verlegte. Während des Zweiten Weltkriegs waren die Räumlichkeiten zwar beschlagnahmt, das Kloster entging jedoch der Aufhebung. Seit einiger Zeit wird es von Patres aus der Kapuzinerprovinz Brixen betreut. Die Bibliothek befindet sich z. Z. noch in ungeordnetem Zustand und ist nur sehr erschwert benützbar. Zudem sind keine Kataloge auffindbar.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 2200 Titeln sind rund 1475 Titel in 2750 Bdn bis 1900 erschienen. Ca. 40 Titel stammen aus dem 16. Jh, 425 aus dem 17. Jh, 560 aus dem 18. Jh und 450 aus dem 19. Jh (135 aus der ersten Hälfte). Die Werke sind vorwiegend in Deutsch (ca. 830 Titel) und Latein (ca. 620 Titel) verfaßt, der Rest entfällt auf Französisch, Italienisch, Griechisch und Englisch. Die Angaben beruhen auf einer Zählung des Bestandes am Regal.

2.2 Die Büchersammlung zeigt heute nur mehr Ansätze einer ehemals gegebenen Anordnung nach Sachgebieten. Im historischen Bestand dominieren die Predigten und Predigtsammlungen (595 Titel), wovon rund ein Viertel auf Sonn- und Festtagspredigten entfällt. Es findet sich die in Kapuzinerbibliotheken übliche Zusammensetzung (u. a. Vinzenz Houdrys Bibliotheca Concionatoria, 1750, und Werke von Abraham a Sancta Clara, z. B. die Grammatica Religiosa, 1699). Aszetische Literatur, Exerzitien für Ordensleute, marianische Schriften, Heiligenlegenden, Kranken- und Sterbebücher sowie Gebetbücher ergeben insgesamt 355 Titel.

2.3 Der Bereich Bibel weist ca. 50 Titel auf, die sich auf Bibelausgaben (15) sowie auf bibelwissenschaftliche Werke, Konkordanzen und Kommentare verteilen. Rund 60 Titel betreffen die Moraltheologie, darunter die Institutiones Morales des Johannes Azorius (1613). Weniger umfangreich sind die Bestände zur Patristik, Dogmatik und Liturgie. Kapuzinerkloster

2.4 Rund 100 Titel gibt es zu Apologetik, Polemik und Kontroverstheologie, ca. 55 zu Katechetik und Pastoraltheologie. Ca. 65 Titel behandeln das Kirchenrecht, darunter Tommaso Tamburinis Expedita iuris divini naturalis et ecclesiastici explicatio (1665). Die Kirchengeschichte einschließlich der Konzilsgeschichte ist mit rund 30 Titeln vertreten. Von den wenigen Protestantica ist eine Ausgabe von lutherischen Schriften (Jena: Christian Rödinger 1555) zu erwähnen.

2.5 In geringer Zahl ist auch nicht-theologische Literatur vorhanden, z. B. Wörterbücher, wie Ambrosius Calepinus' Dictionarium (Venedig 1549), sowie Grammatiken und Lexika (insgesamt ca. 20 Titel). Unter 10 Werken aus dem 16. und 17. Jh zum Bereich Recht ist Johann Olden Dorpiums Variarum lectio num libri ad iuris civilis interpretationem (Köln 1540) zu nennen. Hinzu kommen jeweils einige Titel zur Deutschen Literatur, Altklassischen Literatur (u. a. Cicero-Ausgaben aus dem 16. und 17. Jh), Philosophie, Rhetorik, Botanik, Geographie, Geschichte, Physik, Astronomie und Medizin.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Cassian von Oberleutasch: Die Kapuziner in Österreich. Zum 350jährigen Bestand der Wiener Kapuzinerprovinz. Rom 1950, S. 121 (Sonderabdruck aus: Collectanea Franciscana XX, 1950, Heft 3-4)

Stand: Dezember 1991

Wilma Buchinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.