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Bibliothek des Karl-Sudhoff-Instituts für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften

Adresse. Augustusplatz 10-11, 04109 Leipzig [Karte]
Telefon. (0341) 9725-607
Telefax. (0341) 9612-458 (Institut)
Bibliothekssigel. <L 5>

Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen. Universität Leipzig
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften und deren Grenzgebiete.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (Leseraum mit 10 Plätzen). Öffnungszeiten: Montag 14-20 Uhr, Dienstag und Donnerstag 8-12.30, 13.30-15.30 Uhr, Mittwoch und Freitag 8.30-12.30 Uhr. Leihverkehr: über die Universitätsbibliothek.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Ab Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (Linien 10, 11, 28) nach Süden bis Haltestelle Augustusplatz oder 15 Minuten Fußweg. Begrenzte Parkmöglichkeiten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde zusammen mit dem Institut für Geschichte der Medizin im April 1906 gegründet. Nachdem eine von der Witwe des Medizinhistorikers Theodor Puscnn († 1939) bestimmte Stiftung der Leipziger Universität zugefallen war, plante die Medizinische Fakultät zunächst die Errichtung einer außerordentlichen Professur für Medizingeschichte. Dafür sollte Karl Sudhoff (1853-1938) berufen werden. Sudhoff bestand aber auf einem Ordinariat und der Einrichtung des ersten Instituts dieses Fachgebietes und setzte sich mit seinen Plänen durch. Sudhoff hatte bis 1927 den Lehrstuhl inne und legte den Grundstock der nunmehr 67.000 Bde umfassenden Sammlung. Hervorzuheben sind umfangreiche Erwerbungen zu seinen bevorzugten Forschungsgebieten, so zu Paracelsus, der Geschichte der Anatomie und der Geschichte der Syphilis.

1.2 Prägenden Einfluß auf den Bestand hatte auch Sudhoffs Nachfolger, der Schweizer Medizinhistoriker Henry E. Sigerist (1891-1957). Die kontinuierliche Sammlung medizinhistorischer Quellen und der Aufbau eines umfassenden Bestandes an Sekundärliteratur bestimmen den Charakter der Bibliothek. Wie Sudhoff sah Sigerist die Medizingeschichte nicht als solitäres Fach, sondern als Teil der Kulturgeschichte. Sigerist legte zudem Wert auf den sozialhistorischen Aspekt. Neben medizinhistorischer Literatur wurden Publikationen zu Natur- und Geisteswissenschaften erworben sowie Belletristik und Literatur zur bildenden Kunst.

1.3 Der dritte Direktor des Instituts war von 1934 bis 1950 Walter von Brunn (1876-1952). Er sah die Funktion des Instituts hauptsächlich in der Auskunftstätigkeit und richtete seine ganze Kraft auf den Ausbau der Bibliothek, insbesondere des Handapparates und der Kataloge.

1.4 Seit 1938 führt das Institut den Namen Karl-Sudhoff-Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften. Der zunächst nur programmatische Zusatz erhielt 1950 mit der Schaffung einer selbständigen Abteilung für die Geschichte der Naturwissenschaften und einem zusätzlichen Lehrstuhl entsprechendes Gewicht. Der naturwissenschaftliche Bestand wurde neu geordnet und stetig vermehrt. Nach dem Tode von Sudhoff wurde 1938 dessen Handbibliothek erworben. Außerdem kamen 1942 die Ärztebibliotheken der aufgelösten psychiatrischen Landesanstalten Hubertusburg und Sonnenstein an das Institut. Geschenke und Teile aus Nachlässen von Ärzten und Gelehrten vermehrten den Bestand.

1.5 Den Krieg überstand die auf 30.000 Bde angewachsene Bibliothek zunächst unbeschadet. Allerdings wurden ausgelagerte, besonders wertvolle Bestände 1946 in die Sowjetunion abtransportiert und gelten bis zu einer Bestätigung des Rückführungsanspruches als verschollen. Neben unersetzlichem Archivmaterial und ärztlichen Nachlässen betrifft das etwa 350 Inkunabeln und Monographien des 16. und 17. Jhs. Der in den Kriegsjahren eingeschränkte Zuwachs stabilisierte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten am Ende der fünfziger Jahre relativ rasch und bewegte sich dann um etwa 750 Bde im Jahr, davon ein Drittel antiquarische Erwerbungen.

1.6 Aus der 1950 aufgelösten Fürstenschule Grimma übernahm die Bibliothek 31 z. T. wertvolle Bücher, und 1955 wurden vom Heimatmuseum Herzberg 139 medizinische Dissertationen aus dem 18. Jh erworben. In den letzten Jahren kamen ähnliche Bestände wie aus Hubertusburg und Sonnenstein aus den psychiatrischen Einrichtungen in Waldheim und Colditz an das Institut. Diese vor allem in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jhs erschienenen Bücher sind bisher nur z. T. erfaßt. Mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wellcome Trust wurde nach 1990 vor allem versucht, die aus eingeschränkten Erwerbungsmöglichkeiten resultierenden Lücken in der modernen Literatur zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften zu schließen.

1.7 Im Laufe der Zeit hat sich das Institut einigemale räumlich verändert. Zuletzt ist es aus dem sogenannten Medizinischen Viertel in Leipzig in Räume des Universitätshauptgebäudes umgezogen. Hier konnte nur ein kleiner Teil der Bibliotheksbestände aufgestellt werden; der überwiegende Teil ist institutsfern magaziniert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Aufstellung des Bestandes erfolgte bis 1991 nach einem 1937 eingerichteten kombinierten Sach- und Standortkatalog. Abgesehen von den naturwissenschaftlichen Fächern, die erst in den fünfziger Jahren eine differenzierte Bearbeitung erfuhren, stellt die Systematik eine chronologische Ordnung (Vorgeschichte, Frühe Kulturen, Antike, Mittelalter, Renaissance, usw.) neben eine disziplinäre Einteilung der Medizin (Anatomie, Physiologie, Infektionskrankheiten, Hygiene). Verläßliche Rückschlüsse aus den für den Zeitraum 1701 bis 1900 nach Zugangsbüchern und dem Katalog hochgerechneten Zahlen sind daher nur bedingt zu ziehen. Monographien und Sammelbände, die vor 1700 erschienen sind, sind separat aufgestellt; dieser Teil des Bestandes wurde ausgezählt. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 67.000 Bdn beläuft sich der historische Bestand auf etwa 16.000 Bde; eine genaue chronologische Einteilung der von 1700 bis 1900 erschienenen Bücher ist nicht möglich. Es wurden 7 Inkunabeln ermittelt, 242 Monographien für das 16. Jh und 618 für das 17. Jh. Neben der deutschen Sprache dominiert vor allem bei älteren Monographien die lateinische. Einige antike griechische Autoren sind in originalsprachigen Textausgaben vorhanden; Veröffentlichungen in den modernen europäischen Sprachen sind in geringem Umfang vorhanden. Systematische Übersicht

2.3 Die Bestandsgruppe Allgemeine Medizingeschichte (16. Jh 2 Titel, 17. Jh 4, 18. und 19. Jh 200) beinhaltet eine relativ vollständige Sammlung von wichtigen Gesamt- und Übersichtsdarstellungen zur Entwicklung der Medizin. Nach einer amorphen Sachgruppe " Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, Medizinische Philosophie und Methodologie, Reine Philosophie" (17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 320) folgen Biographien, Briefe und Gedächtnisreden (16. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 420). Die Chronologie der Systematik beginnt mit der Volks- und Urmedizin (17. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 320), die u. a. unterteilt ist in Ost-Asien (18. und 19. Jh 25 Titel), Indien und Tibet (18. und 19. Jh 70 Titel), Ägypten (17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 60), Vorderasien, Assyrien, Babylonien (18. und 19. Jh 40 Titel) und Hebräer (17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 60). Die Griechische Antike (16. Jh 65 Titel, 17. Jh 34, 18. und 19. Jh 600) beinhaltet Gruppen wie Gesundheitspflege und griechische Medizin (17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 123), Philosophie (17. Jh 13 Titel, 18. und 19. Jh 12), Wissenschaft (18. und 19. Jh 40 Titel), Dichtung und Geschichte (18. und 19. Jh 35 Titel), Religion und Aberglaube (18. und 19. Jh 52 Titel). Zahlreiche Gesamtausgaben und einzelne Werke griechischer und lateinischer Autoren wurden systematisch, offenbar nach L. Choulants Handbuch der Bücherkunde für die ältere Medicin (Leipzig 1841) erworben.

2.4 Umfangreiche Bestandsgruppen sind zu den beiden einflußreichsten Ärzten der Antike vorhanden: Hippokrates (16. Jh 23 Titel, 17. Jh 6, 18. und 19. Jh 100) und Galen (16. Jh 6 Titel, 18. und 19. Jh 60). Auch Aristoteles (16. Jh 7 Titel, 17. Jh 4, 18. und 19. Jh 20), Nicander (16. Jh 3 Titel, 18. und 19. Jh 10), Dioskurides (16. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 10), Soranus (18. und 19. Jh 14) und weitere griechische Autoren (16. Jh 19 Titel, 17. Jh 4, 18. und 19. Jh 241) sind vertreten. Von den Byzantinischen Schriftstellern (eine Inkunabel, 16. Jh 7 Titel, 18. und 19. Jh 49) sind hervorzuheben Oribasius (16. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 6) und Paulus Aegina (16. Jh 3 Titel, 18. und 19. Jh 3). Medizin in Beziehung zum Christentum ist unter " Christliches" (16. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 40) versammelt. Die folgende Gruppe " Römisches" (16. Jh 6 Titel, 17. Jh 23, 18. und 19. Jh 300) umfaßt Literatur zur Kulturgeschichte (17. Jh 4 Titel, 18. und 19. Jh 50), zur Dichtung und zur Geschichtsschreibung (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 9, 18. und 19. Jh 60). Zu dieser Gruppe zählen auch Medizinisches (16. Jh 3 Titel, 17. Jh einer, 18. und 19. Jh 40) und Medizinische Autoren (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 10, 18. und 19. Jh 40), darunter Cornelius Celsus (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 2, 18. und 19. Jh 35).

2.5 Das Mittelalter (16. Jh 17 Titel, 17. Jh 9, 18. und 19. Jh 1000) beginnt mit den Sachgruppen Mönchsmedizin (16. Jh 11 Titel, 18. und 19. Jh 55) und Salerno (16. Jh 4 Titel, 17. Jh 5, 18. und 19. Jh 50). Zur letzteren gehören auch Ausgaben des Regimen sanitatis Salernitanum (16. Jh 4 Titel, 17. Jh 5, 18. und 19. Jh 17). Arabische Ärzte (16. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 140), wie ibn-Sina (Avicenna) oder al-Razi (Rhazes) bestimmten im frühen Mittelalter die medizinische Wissenschaft. Weitere Bestandsgruppen beschäftigen sich mit der Medizin im deutschen, englischen, romanischen und nordischen Mittelalter (16. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 290). Eine allgemeine Gruppe zur Medizin im Mittelalter (eine Inkunabel, 16. Jh 3 Titel, 18. und 19. Jh 240) enthält u. a. Werke von Arnoldus Villanova, Hieronymus Brunschwig und das Feldbuch der wundartzney (Straßburg 1517) von Hans von Gersdorff. Ausgaben von Albertus Magnus und Roger Bacon sind einer Abteilung " Nichtmedizinisches" (eine Inkunabel, 17. Jh 5 Titel, 18. und 19. Jh 70) zugeordnet worden. Darauf folgt in geograpischer Ordnung ohne zeitliche Eingrenzung die Gruppe Universitäten und Unterricht (18. und 19. Jh 100 Titel).

2.6 Im 16. Jh (16. Jh 65 Titel, 17. Jh 40, 18. und 19. Jh 330) erfuhr die medizinische Wissenschaft entscheidende Veränderungen. Neben Vesal, vor allem für die Anatomie, ist Paracelsus (16. Jh 11 Titel, 17. Jh 3, 18. und 19. Jh 40) die herausragende Persönlichkeit dieser Epoche. Von den zahlreichen Ausgaben seiner Werke sind die noch zu seinen Lebzeiten erschienene Grosse wundartzney (Augsburg 1536) und das Buch Von der Bergsucht (Dillingen 1567) hervorzuheben.

2.7 Der Bestand für das 17. Jh (17. Jh 170 Titel, 18. und 19. Jh 190) ist schwer zu differenzieren. Neben philosophisch-naturwissenschaftlichen Werken von Francis Bacon und Descartes spiegelt eine Vielzahl medizinischer Bücher die Entwicklung dieser Epoche wider. Es handelt sich z. B. um Ausgaben von William Harvey, Marcello Malpighi, Johannes Sculterus, Thomas Sydenham oder Johann Baptist Helmont. Eine ebenso umfangreiche Quellensammlung ist für das 18. Jh (400 Titel) vorhanden; Hermann Boerhaave und dessen einflußreiche Zeitgenossen Friedrich Hoffmann und Georg Ernst Stahl sind mit wichtigen Ausgaben präsent. Albrecht Haller, u. a. ein Bearbeiter der medizinischen Bibliographie, ist mit den " Bibliotheken" im Handbestand vertreten. Für das 17. und 18. Jh lassen sich außerdem etwa 200 medizinische Dissertationen verschiedener Universitäten nachweisen.

2.8 Die die Medizin des 19. Jhs (100 Titel) betreffenden Bücher sind für Frankreich (20 Titel), England (10) und Deutschland (50) gesondert aufgeführt. Die letzte Gruppe teilt sich zudem in Untergruppen mit den Werken von Christoph Wilhelm Hufeland, Johann Lukas Schönlein, Rudolf Virchow oder Carl Gustav Carus. Etwa 70 Zeitschriften und Referateblätter sind aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und dem 19. Jh vorhanden, häufig allerdings lückenhaft. Die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft in dieser Zeit ist nachvollziehbar an Periodika wie die Commentarii de rebus in scientia et medicina gestis (Bde 1-32, 1752-1790; Suppl. 1-3) oder Hufelands Bibliothek der praktischen Heilkunde (Bde 1-58, 1799-1827). Ein Wochenblatt wie Der Arzt (Bde 1-12, 1759-1764) hatte eher unterhaltenden Charakter. Von den Referateblättern ist die aus dem französischen Journal de médicine übersetzte Neue Sammlung auserlesener Wahrnehmungen aus allen Theilen der Arzneywissenschaft (Bde 1-10, 1766-1775) anzuführen. Frühe Versuche, der Medizingeschichte eigene Publikationsorgane zu schaffen, waren Kurt Sprengels Beiträge zur Geschichte der Medizin (Bde 1-3, 1794-1796) und Ludwig Choulants Historisch-literarisches Jahrbuch für die deutsche Medizin (Bde 1-3, 1838-1840). Von längerer Erscheinungsdauer waren der in Breslau und Gotha begonnene Janus (Bde 1-3, 1846-1848); N. F. (Bde 1-2, 1851-1853), später mit dem Untertitel Archives internationales pour l'histoire de la médicine (ab 1896/97), sowie das Deutsche Archiv für Geschichte der Medizin und medizinischen Geographie (Bde 1-8, 1878-1885).

2.9 Nach der chronologisch geordneten Sammlung beginnt mit der Homöopathie und Biochemie (18. und 19. Jh 90 Titel) der disziplinäre Teil des Bestandes. Im Zusammenhang mit dem 16. Jh wurde Vesal (16. Jh 4 Titel, 18. und 19. Jh 12) genannt; neben den Anatomischen Atlanten (16. Jh 4 Titel, 17. Jh 5, 18. und 19. Jh 30) macht er eine der Hauptgruppen der Anatomie aus (16. Jh 7 Titel, 17. Jh 49, 18. und 19. Jh 350). Das wichtigste Werk von Vesal, De humani corporis fabrica libri septem (Basel 1555) ist auch in deutscher Übersetzung vorhanden (Anatomia deudsch, Nürnberg 1551). Ähnlich umfangreich ist der Bestand der Abteilungen Physiologie (16. Jh 2 Titel, 17. Jh 7, 18. und 19. Jh 220); Pathologie, Therapie und Diagnostik (16. Jh 6 Titel, 17. Jh 10, 18. und 19. Jh 250) mit der Untergruppe Fieberlehre (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 5, 18. und 19. Jh 30); Klinische Diagnostik und Therapie (16. Jh 6 Titel, 17. Jh 9, 18. und 19. Jh 350) und Bäderwesen (17. Jh 11 Titel, 18. und 19. Jh 270). Infektionskrankheiten und Epidemien (16. Jh 13 Titel, 17. Jh 54, 18. und 19. Jh 890) sind unterschieden in die Gruppen Pest (eine Inkunabel, 16. Jh 7 Titel, 17. Jh 10, 18. und 19. Jh 130, darunter auch einige Pestordnungen); Syphilis (16. Jh 4 Titel, 17. Jh 2, 18. und 19. Jh 100); Hundswut (17. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 90); Cholera (18. und 19. Jh 70 Titel); Fleckenfieber und Englischer Schweiß (16. Jh ein Titel, 17. Jh 8) und andere.

2.10 Die Bestandsgruppe Hygiene (16. Jh 5 Titel, 17. Jh 12, 18. und 19. Jh 380) setzt sich zusammen aus Unterordnungen wie Nahrung (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 4, 18. und 19. Jh 70), Berufskrankheiten (18. und 19. Jh 60 Titel), Leibesübungen (18. und 19. Jh 60 Titel) und Leichen- und Bestattungswesen (17. Jh 3 Titel, 18. und 19. Jh 20). Im Bestand der Pharmakologie und Pharmazie (16. Jh 28 Titel, 17. Jh 47, 18. und 19. Jh 500) finden sich zahlreiche die Botanik betreffende Bücher. Das betrifft insbesondere die Untergruppen Kräuterbücher, Arzneibücher, Rezepte (16. Jh 15 Titel, 17. Jh 27, 18. und 19. Jh 160). Einzelne Pflanzen, Gifte und Rauscttel (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 10, 18. und 19. Jh 40) und Volksarzneimittel, Volksbotanik und Pflanzentherapie (16. Jh 3 Titel, 18. und 19. Jh 40). Weitere Untergruppen sind das Apothekenwesen (17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 40) und Chemische und alchemistische Arzneibücher (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 20, 18. und 19. Jh 20).

2.11 Es folgen die Gynäkologie (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 17, 18. und 19. Jh 300) und die Chirurgie (16. Jh 10 Titel, 17. Jh 29, 18. und 19. Jh 380). Innerhalb der Gynäkologie nimmt die Geburtshilfe mit dem Hebammenwesen (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 13, 18. und 19. Jh 140) einen hervorragenden Platz ein. Ausgegliedert wurde die Kinderheilkunde (17. Jh 3 Titel, 18. und 19. Jh 60). Zur Chirurgie zählen u. a. Bücher zur Kriegschirurgie (16. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 20), zum Aderlaß (16. Jh 2 Titel, 17. Jh 2, 18. und 19. Jh 12) und zu Amputation und Gliederersatz (16. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 40). Verhältnismäßig stark vertreten sind die Augenheilkunde (17. Jh 2 Titel, 18. und 19. Jh 120), die Zahn- und Kieferheilkunde (18. und 19. Jh 140), die Tiermedizin (16. Jh ein Titel, 17. Jh 3, 18. und 19. Jh 70) sowie Publikationen und Quellen zur Geschichte des Ärztlichen Standes (18. und 19. Jh 200 Titel) und zur geographisch gegliederten Örtlichen Medizingeschichte (16. Jh ein Titel, 17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 200). Zum Bestand für Seelenleben und Nervenlehre (18. und 19. Jh 200 Titel) sind etwa 500 Titel vor allem aus dem 19. Jh aus den kürzlich an das Institut gekommenen Bibliotheken hinzuzufügen.

2.12 Zu der Vielzahl von kleineren, oftmals erst im Nachhinein eingerichteten Bestandsgruppen zu anderen Fächern der Medizin gehört die Sexualwissenschaft (18. und 19. Jh 20 Titel). Weitere Gruppen wie Okkultes, Mystisches, Aberglaube, Kurpfuscher (17. Jh 7 Titel, 18. und 19. Jh 130) vereinen wie die Gruppe Kultur- und Wissenschaftsgeschichte ( s. o. 2.3) einen relativ amorphen Bestand. Auch die Sammlung medizinischer Lehrbücher (18. und 19. Jh 100 Titel) gehört hierher. Der Handapparat besteht aus Nachschlagewerken und Handbüchern, Wörterbüchern, Bibliographien, Lexika und Enzyklopädien (16. Jh ein Titel, 17. Jh 7, 18. und 19. Jh 200).

2.13 Der naturwissenschaftliche Bestand umfaßt etwa ein Fünftel des Gesamtbestandes. Er enthält zunächst die Abteilungen Allgemeine Naturwissenschaften (16. Jh ein Titel, 17. Jh 7, 18. und 19. Jh 100) und Mathematik (16. Jh 7 Titel, 17. Jh 20, 18. und 19. Jh 345). Letztere enthält mehrere Ausgaben des Euclid, Descartes und das Rechenbuch (Frankfurt 1581) des Adam Ries. In der Physik (17. Jh 9 Titel, 18. und 19. Jh 212) sind Otto von Guerickes Experimenta nova (Amsterdam 1672) zu finden. Es folgen die Chemie (17. Jh 7 Titel, 18. und 19. Jh 194) und die kleine Gruppe Alchemie (17. Jh 3 Titel, 18. und 19. Jh 21) vor der Geologie (17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 83), der Mineralogie (18. und 19. Jh 26 Titel) und der Gruppe Geophysik und Meteorologie (17. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 25). In der Geographie (16. Jh ein Titel, 17. Jh 2, 18. und 19. Jh 30) findet sich die Cosmographey (Basel 1598) des Sebastian Münster; in der Biologie (17. Jh 4 Titel, 18. und 19. Jh 166) das Fischbuch (Zürich 1575) des auch mit anderen Werken vertretenen Conrad Gesner. Zoologie (16. Jh 2 Titel, 17. Jh 5, 18. und 19. Jh 40), Botanik, Land- und Forstwissenschaft (16. Jh 3 Titel, 17. Jh 4, 18. und 19. Jh 120) beschließen den naturwissenschaftlichen Teil. Die Bestandsgruppe Technik (17. Jh 4 Titel, 18. und 19. Jh 62) schließt sich an. Außerhalb der Systematik steht durch einen in den achtziger Jahren versuchten Neubeginn der Sacherschließung die Astronomie (16. Jh ein Titel, 18. und 19. Jh 200).

3. KATALOGE

Alphabetischer Zettelkatalog bis 1974 [nach PI]

Alphabetischer Zettelkatalog ab 1975 [nach RAK]

Systematischer und Standortkatalog bis 1990

OPAC [ u. a. Schlagwortindex; ab 1990]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur Entstehung und Geschichte des Instituts und der Bibliothek befinden sich im Universitätsarchiv Leipzig und im Institut. Einige wenige Dokumente befinden sich auch in der Bibliothek (Zugangsbücher, Listen der ausgelagerten Bestände, Briefwechsel).

4.2 Darstellungen

Sudhoff, Karl: Das Institut für Geschichte der Medizin. In: Festschrift zur Feier des 500jährigen Bestehens der Universität Leipzig. Leipzig 1909. Bd 3, S. 121-127

Sudhoff, Karl: Das neue Institut für Medizingeschichte an der Universität Leipzig. In: Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften 16 (1917) S. 1-7

Sigerist, Henry E.: Bericht über die Tätigkeit des Instituts im Jahre ... (1927/28-1931/32). In: Kyklos 1 (1928) bis 4 (1932) Brunn, Walter von: [mehrere hektographierte Berichte zur Situation der Bibliothek in der Zeit von 1934 bis 1950, u. a. zur Auslagerung der wertvollen Bestände]. Leipzig 1936-50

Katner, W.: Die Puscnnstiftung. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität. Mathem.-naturwiss. Reihe 5 (1955/56) Nr. 1/2, S. 9-15 Sigerist, Henry E.: Erinnerungen an meine Leipziger Tätigkeit. In: ebda, S. 17-25

Gilardon, Klaus: Zur Entwicklung der medizinhistorischen Sammlung und Bibliothek des Karl-Sudhoff-Instituts. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 29 (1980) S. 575-582

Die Systematik des Sachkataloges der Bibliothek des Karl-Sudhoff-Institutes aus dem Jahre 1937 [mit einer Annotation zur Entwicklung der Bibliothek von Jens Lazarus]. Leipzig 1990

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Enfield, Carmen: Probleme bei der Bestandsvermittlung in der Bibliothek des Karl-Sudhoff-Instituts unter Berücksichtigung der Sonderbestände. Leipzig 1984

Mosebach, Anita: Die Arbeit mit den Beständen des kulturellen Erbes in der Bibliothek des Karl-Sudhoff-Instituts. Leipzig 1982 [enthält eine Bibliographie für den mathematischen Bestand des 16. und 17. Jhs]

Rabenau, Konrad von: Abreibungen und Beschreibung von Schmuckeinbänden des Karl-Sudhoff-Instituts zu Leipzig. Leipzig 1991 Wiegendrucke aus dem Bestand der Bibliothek des Karl-Sudhoff-Instituts [zusammengestellt von Thomas Nickol]. Leipzig 1988

Stand: April 1994

Jens Lazarus


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.