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Karmelitenbibliothek

Adresse. Karmelitenplatz 1, 96049 Bamberg [Karte]
Telefon. (0951) 9529-0
Bibliothekssigel. <Bb 3; AkthB 98>

Unterhaltsträger. Oberdeutsche Provinz der Karmeliten und Karmelitenkonvent Bamberg
Funktion. Klosterbibliothek (für Patres, Brüder und Theologiestudenten); auch für auswärtige Benutzer zugänglich.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie; Nachschlagewerke für andere Disziplinen. 2. Besonderes Sammelgebiet: Carmelitana.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). 2 Lesesäle mit 8 Arbeitsplätzen und 1800 Bdn. Benutzung nach Vereinbarung. - Leihverkehr: DLV, kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Busverbindung (Linien 8, 12, 18) bis Haltestelle Schulplatz. - Aus Richtung Würzburg A 3, Ausfahrt Bamberg, B 505; aus Richtung München A 3, ab Autobahnkreuz Fürth/Erlangen A 73 bis Ausfahrt Bamberg-Süd; aus Richtung Berlin A 9, ab Autobahndreieck Bayreuth-Kulmbach A 70. Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens war die Bibliothek mehr wegen ihrer Bibliotheksräume als wegen der Bestände bekannt. Nach der Übersiedlung der Karmeliten vom Kloster in der Au zum Kloster auf dem Kaulberg 1589 wurde von 1593 bis 1604 ein neuer Bibliothekstrakt gebaut, der um 1675 erneuert wurde. Im 18. Jh errichtete man andere Klosterflügel, und ein neuer Bibliothekssaal entstand im Südtrakt über dem Refektorium. Dieser Barocksaal wurde zuletzt 1973 restauriert und beherbergt die Altbestände. Über die Unterbringung und über Raritäten der " alten Bibliothek" liegt ein anerkennendes Urteil des Bollandisten Johannes Gamans vor. Schon im 18. Jh muß auch der Bestand bedeutend gewesen sein. Nach Murr (s. u. 4) besaßen die Karmeliten 10.000 Bücher, 124 Manuskriptbände und 469 Inkunabeln. Unter allen Bibliotheken der Bettelorden in Bamberg war die der Karmeliten die wertvollste.

1.2 Im Jahre 1803 wurde infolge der Säkularisation die Überführung der ansehnlichen Konventbibliothek, einschließlich der Schränke, in die Staatsbibliothek Bamberg angeordnet. Für ihren Wert sprach, daß nur eine Fuhre Makulatur unter den Büchern war. Als man 100 Jahre nach der Säkularisation das Kloster wieder erwarb, wurde mit 500 bis 900 Dubletten aus den Karmelitenklöstern Straubing und Mainburg der Grundstock zu einer neuen Bibliothek gelegt. Weiteres Wachstum erfolgte durch Schenkungen und Nachlässe. In der kurzen Zeit von 1903 bis 1909 verzeichnete man den Eingang von neun Nachlässen mit insgesamt 7966 Bdn. Mit Ausnahme von Joseph Leix, einem Telegraphenbeamten, waren alle Spender Theologen. An erster Stelle verdient Erwähnung der Bamberger Erzbischof Dr. Joseph von Schork (1829-1905), der ein Drittel seiner reichhaltigen Bibliothek (1500 Bde) schenkte. Die übrigen Stifter waren Pfarrer Ludwig Kellermayer (1859-1933), Pfarrer Georg Haas (1834-1919), Prof. Max Heimbucher (1859-1946), Pfarrer Johann Hau (1849-1903), Pfarrer Dr. Johann Körber (1829-1905), Pfarrer Johann Pflaum (1827-1906) und Pfarrer Georg Franz Brückner (1825-1909). Von den sieben nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute erhaltenen Nachlässen stammen sechs von geistlichen Herren. Leider wurde bei keinem Nachlaß die Zahl der Bände vermerkt. Es dürften aber jeweils mehrere hundert gewesen sein. Die Spender sind (in zeitlicher Reihenfolge): Prof. Ludwig Faulhaber (1893-1963), Pfarrer Dr. Franz Xaver Kattum (1884-1966), Pfarrer Johannes Heß (1892-1968), Pfarrer Johannes Freitag (1901-1978), Prälat Georg Wertnn (1898-1980), Prof. Johannes Betz (1914-1984) und Erika Leuthäuser († 1987).

1.3 Im Jahre 1941 wurden die Bibliotheksräume beschlagnahmt. Nach 1945 erwies sich eine Restaurierung der Räume und der zurückgegebenen barocken Bücherschränke als notwendig. Neue Zettelkataloge mußten ebenfalls angelegt werden. 1973 wurde das Büchermagazin vom Obergeschoß ins Erdgeschoß verlegt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 40.000 Titeln beläuft sich der historische Bestand auf 4729 Titel, davon 38 Titel aus dem 16. Jh, 143 aus dem 17. Jh, 653 aus dem 18. Jh und 3895 aus dem 19. Jh. Dabei fällt die Theologie mit 2959 Titeln stark ins Gewicht, während die " profanen" Fächer insgesamt nur 1770 Titel aufweisen. Letztere gliedern sich in 13 Titel aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 107 aus dem 18. Jh und 1640 aus dem 19. Jh.

2.2 Von den 2959 theologischen Titeln sind 2165 in deutscher Sprache, 703 in lateinischer, 44 in französischer und 6 in englischer Sprache. Von den 41 Titeln in sonstigen Sprachen entfallen 18 auf Italienisch sowie einige auf Griechisch und Hebräisch. Bei den 1770 Titeln der " profanen" Fächer ist die Verteilung prozentual gesehen etwa gleich. 1436 Titel sind in deutscher, 166 in lateinischer, 58 in französischer und 7 Titel in englischer Sprache. Von den 103 Titeln in sonstigen Sprachen entfallen 49 auf Griechisch, 33 auf Hebräisch, 10 auf Italienisch. Die übrigen Sprachen sind mit 11 Titeln vertreten.

Systematische Übersicht

2.3 Die heutige Aufstellung besteht seit dem Wiedererwerb des Klosters. Sie gliedert sich in 20 klassische Gruppen bei der Theologie sowie 23 Gruppen in den übrigen Disziplinen, jeweils mit weiterer Unterteilung in den größeren Fächern.

2.4 Bei der Praktischen Theologie sind 1002 Titel in deutscher Sprache, 345 in lateinischer, 17 in französischer, 3 in englischer und 5 in sonstigen Sprachen vorhanden. Die stärkste Untergruppe ist hier die Homiletik mit 402 Titeln. Umfangreich ist ebenso die Aszetik mit 378 Titeln; darunter finden sich allein 33 Ausgaben der Imitatio Christi des Thomas a Kempis in vier Sprachen und in polyglotten Ausgaben. Es folgen Liturgik mit 186 Titeln, davon 84 in Latein, Moraltheologie mit 90 Titeln, davon 50 in Latein, und Kirchenrecht mit 103 Titeln, davon 51 in Latein. Pastoraltheologie umfaßt 131 Titel, Katechetik 82 Titel.

2.5 Die Exegetische Theologie umfaßt 145 Titel in deutscher Sprache, 71 in lateinischer, 2 in französischer und 11 Titel in sonstigen Sprachen. Hier halten sich Bibelausgaben (62 Titel, davon 29 lateinische sowie 9 griechische und hebräische) und Biblische Hilfswissenschaften (64 Titel, davon 47 deutsche) die Waage. Bei der Biblischen Theologie, hauptsächlich Kommentare und Synopsen, sind 103 Titel vorhanden, davon 71 deutsche.

2.6 Bei der Historischen Theologie sind 414 Titel in deutscher Sprache, 97 in lateinischer, 7 in französischer und 4 in sonstigen Sprachen vorhanden. Hier nimmt die Kirchengeschichte mit 161 Titeln die erste Stelle ein, es folgen Hagiographie mit 149, Orden mit 109 und Patrologie mit 103 Titeln. Von den 70 Titeln Kirchenväter-Ausgaben sind 41 in lateinischer Sprache.

2.7 Die Systematische Theologie umfaßt 515 deutsche Titel, 89 lateinische, 4 französische, 3 englische und 3 in sonstigen Sprachen. Mit 255 Titeln ist die Apologetik stark besetzt. Bei Dogmatik im engeren Sinne stehen 141 Titel, davon 37 in Latein. Es folgen 75 Titel zur Mariologie, 53 Titel zur Christologie, 41 ausschließlich deutsche Protestantica, 38 Titel Allgemeine Theologie (15 deutsche und 22 lateinische) sowie 11 Enzykliken.

2.8 Die Literatur aus den Schenkungen und Nachlässen ist in den allgemeinen Bestand integriert. Leider ist über deren Inhalt nicht viel notiert worden. Am ehesten kann man Rückschlüsse aus dem Fachgebiet der Hochschulprofessoren ziehen. Max Heimbucher als Professor für Apologetik und Dogmatik verfaßte viele kleinere Schriften über Sekten. Bekannt wurde er als Verfasser des Handbuchs Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche (Paderborn 1907-1908). Ludwig Faulhaber war Professor für Religionsphilosophie. Bei den Pfarrern Johannes Heß und Johannes Freitag fanden sich zahlreiche Franconica und Bambergensia. Prof. Johannes Betz stattete die Bibliothek mit dogmatischen Werken aus. Von der Katechetin Erika Leuthäuser gelangten neben katechetischen Werken auch Kunstführer und -bildbände in den Bestand.

2.9 Bei den " profanen" Wissenschaften sind die geographischen Fächer stärker besetzt: Bambergensia 96 Titel, Franconica 125 Titel, Allgemeine Geographie 55 Titel, Deutsche Geographie 31 Titel. Allgemeine Geschichte umfaßt 116, Deutsche Geschichte 102 Titel, Politik nur 7. Die deutschsprachige Literatur ist mit 290, die fremdsprachige insgesamt mit 164 und die Literaturwissenschaft mit 48 Titeln vertreten. Bei Sprachwissenschaften stehen 130 Titel Grammatiken und Wörterbücher, zumeist in den biblischen Sprachen Hebräisch und Griechisch, aber auch in Latein, Französisch und Englisch.

2.10 Die naturwissenschaftlichen Fächer umfassen 148 Titel. Im einzelnen entfallen auf die Naturwissenschaft im engeren Sinn 82 Titel, auf Medizin 31, auf Mathematik 19 und auf Landwirtschaft 16 Titel. Die sozialen Disziplinen sind vertreten durch Pädagogik mit 55 Titeln, Soziologie mit 22, Psychologie mit 10 und Wirtschaft mit 6 Titeln. In den Geisteswissenschaften sind vorhanden bei Philosophie 117 Titel, bei Kunstwissenschaft 100 Titel, zum Allgemeinen Recht liegen 60 Titel vor. Nennenswert ist der Biographien-Bestand mit 88 Titeln; die Biographien von Ordensleuten sind im Fach " Orden" enthalten.

Sondersammlung

2.11 Die Carmelitana wurden von jeher besonders gepflegt und als Sondersammlung aufgestellt. Von den 222 Titeln ist im 16. Jh ein Titel erschienen, im 17. Jh sind es 53, im 18. Jh 86 und im 19. Jh 82. Es handelt sich um 87 deutsche Titel, 106 lateinische, 13 französische und 16 Titel in sonstigen Sprachen, hauptsächlich in italienischer. Inhaltlich umfaßt das Fach die Geschichte des gesamten Ordens und der Klöster in Deutschland sowie die Literatur von und über die Heiligen und Seligen des Ordens. So sind z. B. von Johannes vom Kreuz die gesammelten Werke in 5 deutschen Ausgaben sowie in je einer lateinischen und italienischen Ausgabe vorhanden. Teresa von Avila ist mit 8 deutschen Gesamtausgaben und 8 Titeln Sekundärliteratur vertreten. Johannes von Jesus Maria O.C.D. (1564-1615) ist mit 6 Titeln vertreten. Außerdem findet sich hier Literatur zu biblischen Personen, die für die Spiritualität der Karmeliten eine große Rolle spielen: der Prophet Elia und Maria. Zu den Werken über marianische Spiritualität zählen auch die über die Skapulier-Bruderschaften, die Ende des 16. Jhs entstanden. Zur Carmelitana-Sammlung wurden auch Bücher gestellt, die zwar von Karmeliten verfaßt wurden, aber nicht-karmelitanische Themen beinhalten.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in internationalem Format, nach PI]

Schlagwort-Katalog

Standort-Katalog

Systematischer Katalog für das Sondersammelgebiet Psychologie [1953 abgeschlossen; enthält fast ausschließlich Literatur des 20. Jhs] [alle Kataloge in Zettelform] Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Katalog der seltenen Hss. und Katalog der seltenen Drucke [1780 erstellt von P. Bonifatius a S. Elisaeo Seuffert]

Catalogus universalis singularum classium materias continens [Schlagwortkatalog, 1795 erstellt von P. Hilarion a S. Philippo Hetz. Bamberg: Histor. Verein, Nr. 295]

Catalogus signans locum repositionis sub litteris A ... R [Systematischer Katalog; 2 Bde; ermöglicht Rekonstruktion der Bibliotheksaufstellung. Staatsbibliothek Bamberg: Msc. misc. 184 I/II]

Inkunabelkatalog

[angelegt von P. Anselmus a S. Sebastiano Erlacher. Staatsbibliothek Bamberg: Msc. misc. 185]

Zettelkatalog

[1906; hschr.; weist große Lücken auf]

Autorenkatalog [Bandkatalog, Anfang 20. Jh]

Standortkatalog [Bandkatalog, Anfang 20. Jh]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Murr, Christian Gottlieb von: Merkwürdigkeiten der Fürstbischöflichen Residenzstadt Bamberg. Nürnberg 1799, S. 158-170

Deckert, Adalbert: Das ehemalige Karmelitenkloster zu Bamberg in der Au. Bamberg 1952, S. 173-190 (Jahrbuch des Historischen Vereins Bamberg für 1951)

Meyer, Otto: P. Johannes Gamans S.J. und die Bibliothek der Karmeliten in Bamberg. In: Adalbert Deckert: ibid., S. 343-350

Rüfner, Vinzenz: Die Bamberger Karmelitenbibliothek, neue Wege im Wiederaufbau des Bibliothekswesens. In: Karmel-Stimmen 19 (1952) S. 270-272

Köhler, Suitbert: Unsere Bibliothek. In: Karmel-Stimmen 20 (1953) S. 230-232

Kempter, Karl: Die Karmelitenbibliothek Bamberg. In: Bibliotheksforum Bayern 18 (1990) S. 141-148 Kempter, Karl: Karmelitenbibliothek Bamberg. In: Bamberg heute 14 (1990) S. 17-18

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Deckert, Adalbert: 700 Jahre Karmeliten in Bamberg. Zeugnisse aus der Geschichte des Klosters und seiner Bibliothek. Bamberg 1972 (Ausstellungskatalog)

Stand: September 1990

Karl Kempter OCarm


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.