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Bibliothek der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz

Adresse. Bethlehemstr. 20, 4020 Linz [Karte]
Telefon. (0732) 78 42 93
Telefax. (0732) 78 42 93-55

Unterhaltsträger. Finanzkammer der Diözese Linz
Funktionen. Hochschulbibliothek; Diözesanbibliothek für die Diözese Linz.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Philosophie, Geschichte, Pädagogik, Psychologie, Kunst, Sprach- und Literaturwissenschaft, Gesellschaftslehre. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Obderennsia.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Entlehnung von vor 1800 erschienenen Werken nur in Ausnahmefällen. - Öffnungszeiten: Während der Vorlesungszeit: Montag bis Donnerstag 8-19 Uhr, Freitag 8-17 Uhr. In der vorlesungsfreien Zeit: Montag bis Freitag 8-17 Uhr; von Mitte Juli bis Mitte September eingeschränkte Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät, Reader-Printer, Mikrofilm-Lesegerät, PC, OPAC.
Hinweise für anreisende Benützer. Für Benützung der Zimelien Anmeldung erbeten. - Straßenbahnlinie 3 ab Bahnhof bis Station Taubenmarkt. - Parkhaus Bethlehemstraße (50 Meter von der Bibliothek entfernt).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als Vorgängerinstitution der Bibliothek der Katholisch-Theologischen Hochschule ist die Bibliothek des Linzer Priesterseminars anzusehen. Diese bestand seit 1789, als auf Erlaß Kaiser Josephs II. die Linzer öffentliche Bibliothek (heute Bundesstaatliche Studienbibliothek) Dubletten von theologischen Büchern aus aufgehobenen Klöstern an das Priesterhaus abgeben mußte. Auf diese Weise kamen Buchbestände der Stifte Baumgartenberg, Garsten, Gleink und Suben sowie verschiedener Jesuitenniederlassungen und der Bibliotheken der Kapuzinerklöster in Braunau, Freistadt und Wels an das Linzer Priesterseminar.

1.2 Zur Bestandserweiterung trugen in der Folge zahlreiche Stiftungen des Diözesanklerus bei, sodaß die Bibliothek 1824 bereits mehr als 6000 Bde umfaßte. Auch in den nachfolgenden Jahren waren Legate die Hauptquelle der Bestandsvermehrung, da für Neuankäufe nur spärliche Geldmittel zur Verfügung standen. Erwähnenswert ist die Übernahme der Pfarrbibliothek von St. Wolfgang im Jahr 1901. St. Wolfgang war eine inkorporierte Pfarre des Stiftes Mondsee und als gut besuchter Wallfahrtsort sehr reich. Die Pfarrhofsbibliothek barg wertvolle alte Drucke, die z. T. aus dem ehemaligen Kloster Mondsee stammten. Katholisch-Theologische Hochschule

1.3 Zwischen 1901 und 1905 erfolgten eine Neuaufstellung und Neukatalogisierung des Bibliotheksbestandes (24.000 Bde). 1905 konnte der Bibliothekar Josef Danzer einen Katalog der Inkunabeln und der bis zum Jahr 1520 erschienenen Frühdrucke abschließen, der 196 Werke auflistet (s. u. 3.4).

1.4 Einen gravierenden Einschnitt in die Geschichte der Bibliothek brachte das Jahr 1939, als das Priesterhaus geräumt werden mußte. Die Bibliothek wurde beschlagnahmt und der Linzer Studienbibliothek übergeben. Erst gegen Ende des Jahres 1949 kamen die Bücher an das Seminar zurück. Die Bibliothek hatte allerdings schwere Verluste erlitten, da ein Teil der Bücher bereits in den Bestand der Studienbibliothek eingegliedert worden war bzw. nicht mehr wiedergefunden wurde.

1.5 Durch Schenkungen erfuhr die Bibliothek in den folgenden Jahren wieder erheblichen Zuwachs. Bemerkenswert ist vor allem die Übernahme von ca. 3000 Bdn - großteils aus der Barockzeit - der Pfarrhofsbibliothek von St. Martin im Innkreis. Ferner wurden dem Seminar die Bibliothek des ehemaligen Collegium Laureacense in Enns und die Pfarrbibliothek von Bad Ischl übergeben.

1.6 Die bedeutendste Bestandserweiterung brachte die Überstellung der Bibliothek des Bischöflichen Ordinariates an das Priesterhaus in den Jahren 1964 und 1968/1969. Die bischöfliche Bibliothek wurde seit der Gründung der Diözese Linz (1785) kontinuierlich ausgebaut; sie enthält auch die Büchernachlässe der Linzer Bischöfe und Kanoniker. Darüber hinaus fanden bedeutende Restbestände aus den Bibliotheken der aufgehobenen Stifte Garsten und Gleink, deren Güter 1791 dem Bischof von Linz als Bistumsdotation übergeben wurden, Eingang in die Bibliothek. So kamen ca. 30.000 Bde in die Harrachstraße, dem Standort der Bibliothek bis 1988. Der größte Teil dieser Werke stammt aus der Zeit vor 1800, darunter rund 50 Inkunabeln und zahlreiche bibliophile Kostbarkeiten.

1.7 1969 war die Bibliothek auf ca. 85.000 Bde angewachsen. Die Bemühungen (1971 bis 1978) um den Erhalt des Ranges einer theologischen Fakultät in Linz waren der Anstoß für die Übernahme der Verwaltung der Bibliothek des Priesterseminars durch die Hochschule (Status seit 1978), die sich seither Bibliothek der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz nennt. Einerseits wurde nun durch zahlreiche Neuankäufe die Grundlage für ein zeitgemäßes wissenschaftliches Studium geschaffen, andererseits begann man 1974 mit der Neuerschließung des historischen Buchbestandes. Einen beachtlichen Zuwachs an alten Drucken brachte 1983 die Übernahme der Bibliotheca Arresiana (s. u. 2.8), der Büchersammlung des Gmundner Stadtpfarrers Franz M. Arres (1754). Durch zahlreiche Schenkungen wird der Bestand an Drucken - vor allem des 19. Jhs - laufend erweitert.

1.8 1988 übersiedelte die Bibliothek in ein eigenes Gebäude, wo der Altbuchbestand in einem Tiefspeicher untergebracht ist. Nun ist es erstmals möglich, Bestände geschlossen aufzustellen und den Erhaltungszustand zu sichten.

Jakob Daichendt

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die folgende Übersicht wurde jener große Teil des Altbestandes ausgewertet, welcher mit eigenen Signaturen versehen ist. Für die im Bestand der modernen Literatur integrierten alten Drucke waren hingegen nur Schätzungen möglich. Weitere ca. 15.000 Bde sind nur teilweise in alten Katalogen nachgewiesen und blieben daher unberücksichtigt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf rund 155.000 Bde. Davon befinden sich ca. 45.000 in Freihandaufstellung. Aus der Zeit bis 1900 liegen ca. 25.000 Bde vor: 121 Inkunabeln (s. u. 2.9), 700 Bde aus dem 16. Jh, 1600 aus dem 17. Jh, 4500 aus dem 18. Jh und 18.000 aus dem 19. Jh. Die Zahlenangaben beruhen auf einer Hochrechnung aus Teilzählungen.

2.3 Die Inkunabeln sind - mit Ausnahme eines deutschsprachigen Druckes - lateinisch. In den folgenden Jahrhunderten überwiegt ebenfalls die lateinische Sprache, auch wenn der Anteil der deutschsprachigen Literatur kontinuierlich steigt: 16. Jh 80 Bde, 17. Jh 150 Bde, 18. Jh 1600 Bde. In Französisch sind 30 Bde des 17. Jhs und ca. 300 des 18. Jhs verfaßt. Rund 50 Bde des 16. bis 18. Jhs sind griechisch. Die Werke des 19. Jhs sind zu mehr als zwei Dritteln deutschsprachig, nur ca. 2000 Titel sind lateinisch, je 200 französisch und italienisch. Der Rest entfällt auf sonstige Sprachen, wobei die griechische am häufigsten vertreten ist.

Systematische Übersicht

2.4 1974 wurde mit der Neuordnung der Bestände des 16. bis 18. Jhs nach Formatgruppen begonnen. Die Aufnahme der großformatigen Werke ist weitgehend abgeschlossen. Bei der Signierung wurde eine Numerus- currens-Folge ab 1000 verwendet, wobei die Größen durch vorangestellte römische Ziffern unterschieden werden. Die inhaltliche Erschließung wurde nicht lückenlos durchgeführt. Es gibt noch keine Auswertung der alten Kataloge hinsichtlich der Besonderheiten der Bücher, zudem sind die Werke nur z. T. beschlagwortet.

2.5 Die Konzentration auf theologische Werke ist schon bei den ältesten Büchern ersichtlich. Von den rund 7000 bis 1800 erschienenen Bänden sind ca. 4400 der Theologie zuzuordnen, davon widmet sich etwa ein Viertel der Bibelwissenschaft. Je 800 Bde entfallen auf Philosophie und Geschichte, rund 300 auf Literatur. Der Rest verteilt sich auf Kunst- und Naturwissenschaft sowie auf allgemeine Wissenschaftskunde.

2.6 Von den Werken des 19. Jhs betreffen etwas mehr als 50 Prozent die Theologie. Davon ist wiederum mehr als die Hälfte der Praktischen Theologie (Homiletik, Katechetik) zuzuzählen. Rund 2000 Bde beschäftigen sich mit Systematischer Theologie, 1500 mit der Bibelwissenschaft.

2.7 Rund 25 Prozent der Werke aus dem 19. Jh entfallen auf Geschichte, wobei ca. die Hälfte der Kirchengeschichte zuzuordnen ist. Jeweils etwas mehr als 1000 Bde befassen sich mit Philosophie und allgemeiner Wissenschaftslehre. Annähernd gleich groß ist der Bestand an Literatur, während die Bereiche Naturkunde und Kunstwissenschaft weniger gut vertreten sind (400 bzw. 500 Bde).

Sondersammlungen

2.8 Bibliotheca Arresiana. Franz Matthäus Arres stiftete seine private Bibliothek 1754 der Pfarre Gschwandt, wo sie bis 1959 aufgestellt war. Die Sammlung enthält zahlreiche barocke Pergamentkodizes, neben lateinischen auch zahlreiche deutsche Titel. Die 236 Bde des 17. und 18. Jh betreffen hauptsächlich die Theologie, aber auch die Medizin. Typische Titelbeispiele für die Bibliotheca Arresiana sind Wolfgang Rauschers Trauben-Preß ...Das ist: Bitteres Leyden und Sterben deß Sohns Gottes in 8 Passions-Predigen (Augsburg, Dillingen 1695), Archipelagus turbatus oder Deß Schönen Griechen-Lands, verwüstete und Erödete Wasser-Felder ...in vilen schönen warhafften Mappen und Kupffer-Figuren nach jetziger Zeit Beschaffenheit vorgestellt (Augsburg 1686) und Adam Lonicers Vollständiges Kräuter-Buch (Ulm 1713).

2.9 Inkunabeln. Bei den 121 Inkunabeln sind fast alle theologischen Disziplinen vertreten: Bibelausgaben, Schriften der Kirchenväter, Werke der Scholastik, Aszetik, Moral, Liturgie, Predigtliteratur sowie Abhandlungen zum Kirchenrecht und zur Kirchengeschichte. Daneben finden sich Drucke zur Philosophie, Geschichte, Rechts- und Naturwissenschaft sowie Werke antiker Autoren. Häufig genannte Druckorte (alphabetische Reihenfolge) sind Augsburg, Basel, Esslingen, Köln, Nürnberg, Paris, Straßburg und Venedig. Erwähnung verdienen eine zweibändige Biblia germanica (Augsburg: Anton Sorg 1477), eine 1476 in Basel bei Bernhard Richel erschienene Biblia latina, eine Biblia latina aus der Nürnberger Offizin Anton Kobergers (1478), ferner zwei Schriften des Aurelius Augustinus (Liber qui vocatur quinquaginta, Augsburg: Anton Sorg 1475; Meditationes XL et alia opuscula, Venedig: A. de Bonetis de Papia 1484), das Speculum beatae Mariae Virginis des Bonaventura (Augsburg: Anton Sorg 1477), die Summa Theologiae, partes III des Thomas von Aquin (Nürnberg: Anton Koberger 1496) und das Breviarium secundum ordinum ecclesiae Salisburgensis (Nürnberg: Georg Stuchs von Sultzbach 1497).

Johannes Lackinger

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog [in Zettelform, nach PI]

Alphabetischer Online-Katalog [nach RAK-WB]

Schlagwortkatalog

[bis 1990 geführter Zettelkatalog; Anlage in Anlehnung an das Erlanger Regelwerk]

Schlagwortkatalog

[ab 1990 geführter EDV-Katalog, Anlage nach RSWK]

Standortkatalog [in Zettelform]

Historische Bestände sind im Zentralkatalog der wissenschaftlichen Bibliotheken Oberösterreichs nachgewiesen.

3.2 Moderner Sonderkatalog

Alphabetischer Katalog der Bibliotheca Arresiana

[in Zettelform; mschr.]

3.3 Historische allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog [in Zettelform, hschr.]

Lokalkatalog der Bibliothek des bischöflichen Priesterseminars Linz [4 Bde, hschr.]

Realkatalog der Bibliothek des bischöflichen Priesterseminars Linz [10 Bde, hschr.]

3.4 Historische Sonderkataloge

Danzer, Josef: Die Inkunabeln und Frühdrucke bis zum Jahr 1520 der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars in Linz. Linz 1905 [hschr.]

Reininger, Franz: Wiegendrucke aus Linzer Bibliotheken. 1.: Die Drucke in der Bibliothek des Priesterhauses. 2.: Die Drucke im Diözesanarchiv. In: Mitteilungen des Österreichischen Vereins für Bibliothekswesen 12 (1908) S. 1-14

Schiffmann, Konrad: Tabulae omnium codicum manu scriptorum et annis 1470-1500 impressorum, quos asservat bibliotheca Seminarii cleric. Linc. Linz 1895 [hschr.]

Schiffmann, Konrad: Verzeichnis der Drucke aus den Jahren 1501-1520, die sich in der Linzer Alumnats-Bibliothek befinden. Linz, Innsbruck 1896 [hschr.]

Jakob Daichendt

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hollweger, Hans: Die Bibliothek. In: Rudolf Zinnhobler (Hrsg.): Theologie in Linz. Linz 1979, S. 70 (Linzer Philosophisch-theologische Reihe, 12)

Hollweger, Hans: Die Bibliothek der Kath.-Theol. Hochschule Linz. In: Biblos 37 (1988) S. 173-177

Lackinger, Johannes: Neusystematisierung und Klassifikation an der Bibliothek der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz (Bibliothekswissenschaftliche Hausarbeit, Wien 1987, mschr.)

Lackinger, Johannes: Die Bibliothek. In: Katholisch-Theologische Hochschule Linz. Festschrift anläßlich der Eröffnung des Neubaues der Hochschule. Linz 1988, S. 61-65 und 72

Schiffmann, Konrad: Die Bibliothek des Priesterseminars in Linz. In: Linzer Volksblatt, 16. Januar 1894, S. 1-2

Schiffmann, Konrad: Die bischöfliche Alumnatsbibliothek in Linz. In: Centralblatt für Bibliothekswesen 12 (1895) S. 337

Stand: Juni 1995

Jakob Daichendt

Johannes Lackinger

Josef Kastenhofer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.