FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Thueringen A - L > Herbsleben
     Thueringen M - Z

Kirchenbibliothek

Adresse. Evangelisch-Lutherisches Pfarramt, Hauptstraße 17, 99955 Herbsleben [Karte]
Telefon. (036041) 5 63 40
Telefax. (036041) 5 63 40

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Herbsleben
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Theologie (19. Jh).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Bahnverbindung von Erfurt Richtung Bad Langensalza über Döllstädt; von Döllstädt Busverbindung nach Herbsleben. A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-West, B 4 bis Andislebener Kreuz, Richtung Bad Langensalza bis Döllstädt, Richtung Bad Tennstedt nach Herbsleben. Parkplatz am Markt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Nach der Überlieferung soll Herbsleben, das um 780 erstmals urkundlich erwähnt wird, einst ein thüringischer Königssitz gewesen sein. Nach mehrfachem Besitzwechsel gelangte Herbsleben durch den Naumburger Vertrag von 1554 an die ernestinische Linie und gehörte später zum Herzogtum Gotha. Die Pfarrkirche St. Trinitatis, eine der größten Dorfkirchen in Thüringen, geht in ihren Ursprüngen möglicherweise bis in die Zeit des Wigbertus, eines Mitstreiters von Bonifatius (um 731/36) zurück. Über die Anfänge der Kirchenbibliothek finden sich keine hinreichenden Quellen. Eine Einbandprägung in dem Geistreichen kurtz-gefaßten Gebethbuch (Gotha 1750) läßt allerdings vermuten, daß spätestens ab dem 18. Jh eine Büchersammlung an der Kirche bestand, die möglicherweise bei einem Dorfbrand am 23. März 1818, der neben 208 Häusern auch die Kirche einschließlich der Nebengebäude zerstörte, vernichtet wurde.

1.2 Pfarrer Johann Friedrich Zeyß (1783-1838, im Amt ab 1815), der bei dem Brand alle persönlichen Bücher verlor, bemühte sich nicht nur um den Wiederaufbau der Kirche, die 1820 wieder benutzbar war. Zeyß legte auch die jetzige Kirchenbibliothek an, für die zahlreiche Geschenke eingingen. Im Laufe der Jahre wuchs die Bibliothek beständig an. Pfarrer Georg Wilhelm Gottlieb Junker (1785-1867, im Amt von 1839 bis 1861) führte sie in seiner Amtszeit fort. Auch unter Pfarrer Johannes Heinrich Wilhelm Zeyß (1817-1890, im Amt ab 1862), einem Sohn von Johann Friedrich Zeyß, hatte die Bibliothek regelmäßige Zugänge zu verzeichnen. Bereits als Kandidat hatte dieser 1844 die Einrichtung einer Volksbibliothek ins Leben gerufen, zu deren Unterhaltung die Gemeinde 5 Taler bestimmte. Ab 1851 erhielt sie 15 Taler jährlich aus der Staatskasse zugewiesen. Sowohl von Zeyß senior als auch von Zeyß junior sind Bücher im Bibliotheksbestand enthalten. Restbestände von Notenmaterialien des Kirchenchores (1850-1964; 1995 wiederbegründet) finden sich im Pfarrarchiv.

1.3 Im 20. Jh wurde die Kirchenbibliothek als Pfarrbibliothek fortgeführt. Sie wird bis in die Gegenwart ergänzt. Der Altbestand ist im Pfarrarchiv aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält ca. 1750 Bde. Davon gehören 839 Bde (48 Prozent) zum historischen Bestand: 17. Jh einer, 18. Jh 46 (5,5 Prozent) und 19. Jh 792 (94,4 Prozent). In deutscher Sprache liegen 801 Bde vor (95,5 Prozent), in Latein 28 (3,3 Prozent), in Französisch 3, in anderen Sprachen 7.

Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppe Bibeln, Bibelkommentare, Gesang- und Gebetbücher enthält 101 Bde (12 Prozent; 18. Jh 9, 19. Jh 92), darunter eine Pfaff-Bibel (Tübingen 1729-1730), die der Kirche nach dem großen Brand im November 1818 geschenkt wurde, und eine Blindenschrift-Bibel (18 Bde, o. O. 1858-1861). Unter den Bibelkommentaren findet sich Johann August Ernestis Institutio interpretis Novi Testamenti (Leipzig 1775). Erwähnung unter dem sonstigen Schrifttum zur Bibel verdient Friedrich Düsterdiecks Sociales aus dem alten Testamente (Hannover 1893). Als frühestes Gesangbuch ist das Neu-vermehrte Gothaische Gesang-Buch (Gotha 1711) anzuführen.

2.3 Die Gruppe Kirchengeschichte, Kulturgeschichte, Orts- und Personengeschichte umfaßt 183 Bde (21,8 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 6, 19. Jh 176). Vorhanden sind u. a. Johann Lorenz von Mosheims Institutiones historiae christianae (Helmstedt 1737-1741), Christoph Philipp Gratianus' Geschichte von Pflanzung des Christenthums in den aus den Trümmern des römischen Kaiserthums entstandenen Staaten (Stuttgart 1778-1779) oder Johann Heinrich Gelbkes Kirchen- und Schulverfassung des Herzogthums Gotha (Gotha 1790-1799; Provenienz Johann Friedrich Zeyß). Gottlieb Jakob Plancks Geschichte des Christenthums ... (Göttingen 1818) ist im Bestand, ferner Ernst Friedrich Karl Rosenmüllers Handbuch der biblischen Alterthumskunde (Leipzig 1823-1831), August Neanders Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche (Hamburg 1826-1845), Richard Adelbert Lipsius' Die Pilatus-Acten kritisch untersucht (Kiel 1871) und dessen Apokryphe Apostelgeschichten und Apostellegenden (Braunschweig 1883-1884). Von Franz Mehring liegt vor Zur Geschichte der deutschen Socialdemokratie (Magdeburg 1877).

2.4 Die biographischen Schriften befassen sich in der Mehrzahl mit Luther und den Reformatoren, so Johann Adolph Jacobi, Eichenlaub, auf Luthers Grab gestreut (Erfurt und Gotha 1818) und Christian Franz Gottlieb Stang, Martin Luther, sein Leben und Wirken (Stuttgart 1839). Zur Leben-Jesu-Forschung sind u. a. im Bestand Ernest Renans Vie de Jésus (Berlin 1863) und Carl Theodor Keims Geschichte Jesu von Nazara ... (Zürich 1867-1872).

2.5 Die Gruppe Theologie zählt einschließlich philosophischer Schriften 114 Bde (13,6 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 112). Erwähnung verdienen neben Alois Emanuel Biedermann und Wilhelm Martin Leberecht de Wette vor allem Gottlieb Jacob Planck, Einleitung in die Theologischen Wissenschaften (Leipzig 1794-1795), Karl Gottlieb Bretschneider, Handbuch der Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche (Leipzig 1838), Friedrich Schleiermacher, Der christliche Glaube (Berlin 1884) sowie Friedrich von Raumers Vortrag Schwarz, Strauß, Renan (Leipzig 1864).

2.6 Im Bereich Philosophie liegen u. a. vor Heinrich Matthias August Cramers Unterhaltungen zur Beförderung der Häuslichen Glückseligkeit (Berlin 1781), Rudolph Zacharias Beckers Vorlesungen über die Pflichten und Rechte des Menschen (Gotha 1791-1792), Christian Friedrich Sintenis' Der Mensch im Umkreise seiner Pflichten (Leipzig 1804-1807) und seine anonym erschienenen Schriften Elpizon, oder über meine Fortdauer im Tode (Leipzig 1810-1815) und Pistevon, oder über das Dasein Gottes (Leipzig 1809-1810), Rulemann Friedrich Eylerts Die weise Benutzung des Unglücks (Berlin 1810) und Johann Ludwig Ewalds Beyspiele des Guten (Stuttgart 1817).

2.7 Die Gruppe Predigten, Erbauung, Mission enthält 153 Bde (18,2 Prozent; 18. Jh 20, 19. Jh 133). Mit jeweils mehreren Werken im Bestand vertreten sind Emil Frommel, Karl Gerok, Josias Friedrich Christian Löffler und Jacob Saurin (Fortgesetzte Predigten, Leipzig 1744-1748 und Predigten über die Leidensgeschichte Jesu, Leipzig 1764). Vorhanden sind auch Friedrich Wilhelm Wolfrath, Aussichten in die unsichtbare Welt (Hamburg und Kiel 1790), Kleine auserlesene liturgische Bibliothek für Prediger (Gotha 1797-1806), Musterpredigten (Hannover 1810-1819), hrsg. von Johann Karl Joseph Gipser, Mildheimisches Predigtbuch (Bd 1, Leipzig 1817), Bibliothek deutscher Canzelberedsamkeit (Gotha und New York 1827-1828), Carl Gottfried Schatter, Predigten für den christlichen Landmann (Neustadt/Orla 1846) und Gustav Frenssen, Dorfpredigten (Göttingen 1900-1903). Aus dem Missionsschrifttum sind zu nennen Theodor Schäfers Leitfaden der inneren Mission (Hamburg 1893) und die Statistik der Inneren Mission der deutschen evangelischen Kirche (Berlin 1899).

2.8 Die Gruppe Recht und Liturgie besteht aus 24 Bdn (3,5 Prozent; 18. Jh 5, 19. Jh 19), darunter Johann Casimirs Ordnung (Coburg 1713) und Ernst Salomon Cyprians Kurtzer Bericht von Kirchen-Ordnungen (Coburg 1713) sowie die von Gabriel Christoph Benjamin Busch herausgegebene Agende für evangelische Kirchen (Sondershausen und Nordhausen 1821).

2.9 Die Gruppe Literatur und Musik (5,9 Prozent; 49 Bde, 19. Jh) enthält u. a. Christian Gotthilf Salzmanns Ameisenbüchlein (Schnepfenthal 1806) und Friedrich August Feddersens Erzählungen eines Dorfpredigers (Hanau 1900). Unter dem Musikschrifttum finden sich Karl Gottlieb Umbreits Allgemeines Choralbuch für die protestantische Kirche (Gotha 1821), Wilhelm Wedemanns Practisches Orgelmagazin (Weimar 1842) und das Choralbuch zum Gesangbuch für die Herzogtümer Sachsen-Coburg und Gotha (Gotha 1897).

2.10 In der Gruppe Allgemeines, Nachschlagewerke, Sonstiges sind 36 Bde verzeichnet (4,3 Prozent; 18. Jh 3, 19. Jh 33), darunter Albrecht von Hallers Bibliotheca Botanica (Zürich 1771-1772) und Kurt Sprengels Geschichte der Botanik (Altenburg und Leipzig 1817-1818).

2.11 Zeitschriften und Zeitungen zählen 179 Bde (21,3 Prozent; 18. Jh einer, 19. Jh 178). Anzuführen sind neben dem Bericht über die ... Hauptversammlung des Gothaischen Landesvereins der Gustav-Adolf-Stiftung (1845-1869), die Allgemeine kirchliche Chronik (1854-1880; unvollständig), die Gothaische Zeitung (1854-1881; unvollständig), die von Zeyß jun. gesammelten, in Gotha gedruckten Officielle(n) Kriegs-Nachrichten aus dem Deutsch-Französischen Kriege 1870-1871 (1870-1871) und die Jahrbücher für protestantische Theologie (1875-1882). Den Bestand ergänzen einschlägige Amts-, Gesetzes- und Verordnungsblätter.

3. KATALOGE

Inventarverzeichnis (Berichtszeit ab 1977)

[in Bandform; 31 Sachgruppen; Gesamtbestand]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Pfarrarchiv Herbsleben: Loc. IX,8 (Inventarium für die Kirche und geistliche wie auch Schulgebäude zu Herbsleben. 17. September 1863). Nr. 142a (Inventarverzeichnis, 1951-1976), Nr. 142b (Inventarverzeichnis, 1977 ff.)

4.2 Darstellungen

Zeyß, Heinrich: Geschichte des Markfleckens Herbsleben. Gotha 1873

Stand: Oktober 1998

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.