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Kirchenbibliothek

Adresse. Marktstr. 166, 17121 Loitz (Peene) [Karte]
Telefon. (039998) 3 03 10

Unterhaltsträger. Evangelische Kirchengemeinde Loitz
Funktion. Ruhende Traditionsbibliothek. Sammelgebiet. Theologie. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Busverbindung ab Demmin oder Greifswald. A 19 (E 55), Ausfahrt Güstrow, B 104 bis Stavenhagen, B 194 bis Loitz. Parkplätze gegenüber dem Pfarrhaus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kirchenbibliothek wurde Neujahr 1611 von der verwitweten Herzogin von Pommern Sophie Hedwig, einer geborenen Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg, gestiftet, die Loitz als Leibgedinge besaß und Patronin der Kirche war. Initiator war ihr Hofprediger Mag. Julius Colerus (1579-1642). Die Fürstin schenkte zur Begründung der Bibliothek eine Jenaer Ausgabe der deutschen Schriften Luthers, eingebunden von dem Braunschweiger Hofbuchbinder Lukas Weischner, vermutlich das Geschenk ihres Vaters zu ihrer Hochzeit. In einem Gedicht von Colerus ist dies festgehalten und auch die Absicht, die Bibel zum inhaltlichen Zentrum der Bibliothek zu machen. Zur Ausstattung der Bibliothek gehörte auch ein Kapitalvermögen, aus dem Anschaffungen getätigt werden konnten.

1.2 Die Eintragungen in den Büchern belegen, daß bis 1628 die Vermehrung der Bibliothek regelmäßig vorangegangen ist, danach jedoch durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges ins Stocken kam. Von etwa 1670 an gab es einen neuen Aufschwung und eine kontinuierliche Vermehrung bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs hinein. In der Anfangszeit wurde auch Wert darauf gelegt, Literatur des 16. Jhs aus älteren Privatsammlungen zu erwerben. 15 Bde stammen aus dem Besitz von Hermann und Moise Holtacker. Letzterer war Pfarrer in Groß Bisdorf bei Greifswald. Im 18. Jh wurden mehrere Bücher des Greifswalder und Stralsunder Pfarrers Mag. Michael Lobes (1661-1723) übernommen. Abgesehen von einem größeren Anteil an Predigtliteratur konzentrierte sich die Sammlung auf gewichtigere exegetische und systematische Schriften.

1.3 Am Ende des 18. Jhs erlahmte die Bemühung um eine planmäßige Vermehrung. Aus dem 19. Jh ist nur ein geringer Bestand zu verzeichnen, der überwiegend der Religionsgeschichte und dem Kirchenrecht gewidmet ist.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält 634 Titel, die zum größten Teil in einem Verzeichnis nachgewiesen werden, das 603 Bde zählt. Die genauere Festlegung erfolgte durch eine Kontrolle vor Ort. Werke aus dem 15. Jh sind nicht vorhanden, dagegen 137 Titel aus dem 16. Jh, 205 aus dem 17. Jh, 248 aus dem 18. Jh und 44 aus dem 19. Jh.

2.2 In diesem Bestand sind 318 Titel in deutscher Sprache (39 aus dem 16. Jh, 66 aus dem 17. Jh, 170 aus dem 18. Jh, 43 aus dem 19. Jh) und 303 in lateinischer (92 aus dem 16. Jh, 134 aus dem 17. Jh, 77 aus dem 18. Jh). Nur 3 Werke sind in niederdeutscher Sprache (2 aus dem 16. Jh und eines aus dem 18. Jh). Werke in hebräischer Sprache (eines aus dem 16. Jh), in griechischer Sprache (eines aus dem 19. Jh), griechisch-lateinische (2 Titel; einer aus dem 16. Jh und einer aus dem 17. Jh) und 5 lateinische Wörterbücher und Grammatiken für das Hebräische, Griechische, Syrische und Lateinische sowie eine Polyglotte aus dem 17. Jh beziehen sich durchgehend auf Bibeltexte und philologische Werke, die sie erschließen.

Systematische Übersicht

2.3 Da die Anordnung nach Signaturen und dem dazugehörenden Verzeichnis zwar eine gewisse Sachorientierung verrät, die aber nicht konsequent durchgeführt worden ist, erfolgt die Beschreibung unabhängig davon.

2.4 Bei den insgesamt 19 Bibelausgaben ist sichtlich Wert auf die Ursprachen (4 Titel) und das Lateinische (5 Titel) gelegt worden. Neben 8 hochdeutschen Übersetzungen sind ein Exemplar der Magdeburger Bibel von 1578 und 2 Exemplare der Barther Bibel von 1588 in niederdeutscher Sprache erhalten. Großes Gewicht ist mit 153 Titeln, davon 112 in lateinischer Sprache, auf Bibelkommentare und andere exegetische Literatur gelegt worden. Diesem Zweck dienen auch 8 Lexika und Grammatiken, unter denen die Grammatica Syrica von David Graffunder (Wittenberg 1665) auffällt.

2.5 Auch die Systematische Theologie ist mit einer größeren Zahl von Werken vertreten. 110 Titel sind der Dogmatik, 18 der Ethik und 69 der Polemik oder Apologetik zuzurechnen. Hervorzuheben sind 4 Sammelbände aus der Anfangszeit der Bibliothek, die der lutherisch-reformierten Kontroverse gewidmet sind. Dem schließen sich 12 Titel aus der Philosophie an. Erwähnenswert ist die Anschaffung der deutschen Ausgabe von Bayles Historischem und kritischem Wörterbuch (Leipzig 1741-1744). Das gleiche enzyklopädische Interesse bezeugt ein Sammelband, in dem die wichtigsten Gebiete der Philosophie, Geschichte, Medizin und Theologie aus der Zeit zwischen 1660 und 1690 in Tabellenform geboten werden.

2.6 Zur Kirchengeschichte sind 26 Titel zu rechnen, die Überblicke und Monographien bieten. Dazu gehören 8 Bde von Johann Georg Walch, Historische und theologische Einleitung in die Religionsstreitigkeiten (Jena 1734-1739), und 17 Bde der Acta historico-ecclesiastica (Weimar 1736-1754). Während nur ein patristisches Werk in griechischer Sprache, nur eine Ausgabe der reformierten Bekenntnisschriften als Ausgangspunkt entsprechender polemischer Literatur und nur eine historische Flugschrift aus dem 17. Jh vorliegen, sind die Werke der Reformatoren mit 5 Editionen, davon 3 aus dem 16. Jh und 2 aus dem 18. Jh, besser repräsentiert. Dazu gehört das Gründungsgeschenk der Herzogin Sophie Hedwig, die Jenenser Luther-Ausgabe. Ein gewisses Interesse bestand auch an allgemeiner Geschichte (22 Titel).

2.7 Allgemeine Fragen der Praktischen Theologie sind nur mit einem Titel vertreten, Agenden mit 6 Titeln aus dem 19. Jh, Gesangbücher nur mit je einer hochdeutschen und einer niederdeutschen Ausgabe des 18. Jhs. Dagegen ist besonders Predigtliteratur (91 Titel) und Prinzipielles zur Predigt (3 Titel) gesammelt worden. Einzelausgaben von Leichenpredigten gibt es so gut wie nicht (ein Titel des 18. Jhs). Die Erbauungsschriften (22 Titel) stammen mit einer Ausnahme aus dem 18. Jh. Auch Katechismen (einer des 16. Jhs) und Katechetik (4 Titel) sind nur kärglich vertreten. Das Kirchenrecht zählt 19, das Allgemeine Recht 2 Titel. Hervorzuheben ist eine Sammlung von Regierungspatenten in 8 Sammelbänden aus der Zeit von 1776 bis 1815.

2.8 Einzelne Dissertations- und Disputationsdrucke sind in 2 Sammelbänden mit insgesamt 22 Titeln enthalten, die von den Greifswalder Professoren Petrus Ahlwardt, Bernhard Friedrich Quistorp und Johann Ernst Schubert stammen. Zwei theologische Zeitschriften sind in der ersten Hälfte des 18. Jhs gehalten worden: Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen (1701-1756) und Theologische Annalen (1715-1750). Im 19. Jh ist Die evangelische Mission (1895-1896) hinzugekommen.

2.9 Nachbargebiete der Theologie spielen in der Bibliothek nur eine geringe Rolle: Antike Literatur zählt 5 Titel, Neulateinische Dichtung 6, Deutsche Literatur einen, Naturwissenschaft einen und Medizin 2.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[nach PI; in Vorbereitung]

Standortkatalog

[in einem Verzeichnis von etwa 1960]

Systematischer Katalog

[nach PI; in Vorbereitung]

Der Bestand ist nicht im Kirchlichen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Ein handschriftliches Inhaltsverzeichnis aus dem Gründungsjahr 1611 und weitere Unterlagen befinden sich im Archiv der Gemeinde.

4.2 Darstellungen

[anon.:]

Die älteste Bibliothek in Loitz. In: Grimmer Kreis-Zeitung (1931) Nr. 228 vom 30. September, 1. Beilage

Heyden, Hellmuth: Verzeichnis von Büchern und Aufsätzen zur Kirchengeschichte Pommerns. Blomberg 1952, S. 3

Heyden, Hellmuth: Kirchengeschichte Pommerns. Bd 2. 2. Aufl. Köln 1957, S. 226

Stand: Mai 1995

Konrad von Rabenau


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.