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Domstiftsarchiv - Kirchenbibliothek St. Katharinen

Adresse. S. Brandenburg, [Bibliothek des Domstiftsarchivs]
Bibliothekssigel. Kirchlicher Zentralkatalog Berlin <Bp 4>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg. Eigentümer: Evangelische Kirchengemeinde St. Katharinen.
Funktion. Depositum im Domstiftsarchiv. Abgeschlossener historischer Bestand.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als jüngste der drei großen Kirchenbibliotheken der Stadt Brandenburg wurde die Katharinenbibliothek 1634 dadurch begründet, daß der Magistrat die Privatbibliothek von Joachim Garcäus ankaufte. Diese reiche Sammlung ist nach Ausweis der Auszählung später nur noch unbedeutend vermehrt worden. Der aus Brandenburg gebürtige Joachim Garcäus (1567-1633) wirkte 1591 als Professor der griechischen Sprache in Frankfurt/Oder und wurde 1593 zum Dr. theol. promoviert. Seit 1597 war er Superintendent in Sorau, ab 1618 in derselben Funktion an der Katharinenkirche in der Neustadt Brandenburg.

1.2 Durch seine Büchersammlung gelangten auch weitere ererbte Privatbibliotheken an die Kirche. Das gilt in erster Linie für die Bücher seines Vaters Johannes Garcäus d. J. (1530-1574). Dieser, ein Schüler Melanchthons und Caspar Peucers, wurde 1556 Professor in Greifswald, 1561 Superintendent der Neustadt Brandenburg; 1570 wurde er in Wittenberg zum Dr. theol. promoviert. Er hat zahlreiche Schriften veröffentlicht, von denen namentlich die astronomischen Berühmtheit erlangt haben.

1.3 Durch diese Familientradition gelangten auch auf nicht näher bekannte Weise Bücher aus dem Besitz des Theologen Alexius Bresnicer (ca. 1504-1581) in die Bibliothek. Dieser stammte aus Cottbus und wirkte vor allem als Superintendent in Altenburg. Joachim Garcäus konnte überdies bedeutende Teile des handschriftlichen Nachlasses seines Schwiegervaters Andreas Musculus (1514-1581) übernehmen, der als Professor an der Universität Frankfurt/Oder gelehrt hatte und Generalsuperintendent der Kurmark war.

1.4 Mit Ausnahme der Musikalien wurde die Bibliothek 1951 im Domstiftsarchiv deponiert und neu katalogisiert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt in rund 1550 Bdn insgesamt 3598 Werke. Davon sind 74 Inkunabeln (2 Prozent). 2707 stammen aus dem 16. Jh (75,2 Prozent), 449 aus dem 17. Jh (12,5 Prozent), 96 aus dem 18. Jh (2,7 Prozent), 219 aus dem 19. Jh (6,1 Prozent) und 53 aus dem 20. Jh (1,5 Prozent).

2.2 2133 Titel sind in lateinischer Sprache (59,3 Prozent), 1461 in deutscher (40,6 Prozent), drei in griechischer und einer in hebräischer.

2.3 Die Bibliothek dokumentiert in erster Linie die Entwicklung der evangelischen Theologie durch das gesamte 16. Jh hindurch. Die einzige, aber sehr wertvolle mittelalterliche Hs. besteht aus Makulaturfragmenten eines gegen Ende des 14. Jhs entstandenen niederdeutschen Osterspiels, die 1986 mustergültig ediert wurden.

2.4 Unter den auf 38 Bde verteilten neuzeitlichen Hss. sind die Aufzeichnungen von Andreas Musculus sowie Vater und Sohn Garcäus für die theologische Diskussion in der zweiten Hälfte des 16. Jhs von Bedeutung. Von kulturgeschichtlichem Interesse sind chronikalische Notizen des Joachim Garcäus in zwölf Schreibkalendern, die bereits 1894 von Otto Tschirch herausgegeben worden sind.

2.5 Längst in ihrer Bedeutung erkannt und schon 1857 in einem gedruckten Katalog erfaßt ist die Musikaliensammlung der Kirche. Sie enthält 51 Werke und 18 Fragmente an Notendrucken des 16. und 17. Jhs. Diese gehörten ursprünglich nicht zur Kirchenbibliothek und werden auch heute noch von der Gemeinde verwaltet.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Standortkatalog 1990

[Photokopie der Karteikarten; Domstiftsarchiv: BDS 1518/852 bis 1520/854]

Die Bestände sind im Katalog des Domstiftsarchivs und im Kirchlichen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalog der Bibliothek zu St. Catharinen, 17. und 18. Jh

[Domstiftsarchiv: BKa 25/188. Teil 1: Inventar der von Joachim Garcäus hinterlassenen Bücher; Teil 2: Standortkatalog]

Standortkatalog für Nr. 1-992

[begonnen 1891 von Oberpfarrer Richard Timann und von anderer Hand fortgesetzt; ebda: BKa 26/180 bis 33/187]

Verzeichnis der Leichenpredigten der Dom- und der Katharinenbibliothek

[angefertigt von Richard Behre, um 1954; ebda: BDS 1517/541; hschr., alphabetische Ordnung nach Namen; mschr. Fassung in der Zentralstelle für Genealogie Leipzig]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akte Bibliothek [Domstiftsarchiv Brandenburg: BKa 34/189; betrifft Katalogisierung, Benutzung, Anfragen. 1780, 1840-1917]

4.2 Darstellungen

Holtz, Kurt: Die alte Bücherei in der Katharinenkirche. In: Blätter für Heimatpflege 3 (1926) S. 39-41

Die übrigen, ebenfalls wenig ergiebigen Erwähnungen in der Literatur sind verzeichnet bei Eckhard Plümacher: Bibliographie zum kirchlichen Bibliothekswesen in der Mark Brandenburg. In: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte 48 (1973) S. 118-119

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Müller, Nikolaus: Melanchthoniana aus Brandenburg a. H. und Venedig. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 14 (1894) S. 133-142

Täglichsbeck, J[ohann]

Fr[iedrich]: Die musikalischen Schätze der St. Katharinenkirche zu Brandenburg a. H. : Ein Beitrag zur musikalischen Literatur des 16. und 17. Jhs. Eine kunstgeschichtliche Abhandlung. Brandenburg 1857, S. 1-50 (Jahresbericht über das vereinigte alt- und neustädtische Gymnasium zu Brandenburg 1856/57)

Tschirch, Otto: Tägliche Aufzeichnungen des Pfarrherrn Joachim Garcaeus in Sorau und Brandenburg aus den Jahren 1617-1632. In: Historischer Verein zu Brandenburg a. d. H. Jahresbericht 21/25 (1894) S. 15-91

Stand: Februar 1994

Uwe Czubatynski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.