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Kirchenbibliotheken Gierstädt, Groß- und Kleinfahner

Adresse. Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Bienstädt, Kirchplatz 71, 99100 Bienstädt [Karte] (Gierstädt und Kleinfahner); Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Döllstädt, Kirchstr. 6, 99100 Döllstädt (Großfahner) [Karte]


Telefon. (036208) 7 19 11 (Gierstädt und Kleinfahner); (036206) 2 31 58 (Großfahner)
Telefax. (036208) 7 19 11

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinden Gierstädt und Kleinfahner bzw. Großfahner
Funktion. Spezialbibliotheken. Sammelgebiet. Theologie des 19. Jhs.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliotheken. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Eisenbahnstrecke Erfurt-Bad Langensalza, Bahnstation Döllstädt, 2 km nach Großfahner, 5 km nach Gierstädt, 7 km nach Kleinfahner. Busverbindung von Gotha und Erfurt aus. A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha, Richtung Gotha-Ost, Döllstädt. Parkmöglichkeiten im Ort.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Gierstädt gehörte ehemals zusammen mit den Dörfern Großfahner und Kleinfahner zum Seebachschen Familienbesitz. Die nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegenden Orte wurden gemeinsam verwaltet, deshalb weist die Geschichte der drei Ortskirchen auch viele Gemeinsamkeiten auf, z. B. in den Stifterpersönlichkeiten und kulturellen Traditionen. An jedem dieser Orte befindet sich heute eine mit dem jeweiligen Archiv verbundene Kirchenbibliothek von ca. 1100 Bdn. Die Bibliotheken werden gemeinsam beschrieben. Gierstädt

1.2 In Gierstädt (16 km von Gotha entfernt) ist der erste evangelische Pfarrer 1545 bezeugt. Die Bibliothek in der St. Bonifatius-Kirche entstand wahrscheinlich erst unter dem Pfarrer Georg Friedrich Schmidt (1691-1742), von 1726 bis 1736 in Gierstädt, und unter seinem Nachfolger Jacob Wilhelm Reynitsch (1699-1775). Die früheste Einbandprägung " Der Kirche zv Girstedt" stammt aus dem Jahr 1736, sie befindet sich auf der Biblia (Nürnberg 1736).

1.3 Unter Johann Heinrich Wilhelm Werner (1713-1784), seit 1742 Pfarrer in Gierstädt, wurde 1753 die Kirchenbibliothek durch die vom Gothaer Konsistorium verordneten Ankäufe mehrerer Bände aus der Bibliothek Ernst Salomon Cyprians (1673-1745) vermehrt. 1757 enthielt die Bibliothek 7 " geschriebene Kirchbücher" und " 12 Folianten, 50 Quartanten und 22 Octav- und Duodez-Bände". Werners Schwiegersohn, Sebastian Heinrich Möller (1752-1827), seit 1780 Substitut, übernahm das Amt 1785. Seine Vorstellungen haben die Bibliothek wesentlich geprägt. Im Bestand befinden sich von ihm Manuskriptbände, " Nutz-Anwendungen über die biblischen Bücher" (5 Bde, 1786), " Übersetzung des neuen Testament's" (ein Bd, 1790) und " Erklärung schwerer Stellen des Neuen Testaments" (5 Bde, um 1800), die die Grundlage für seine Veröffentlichungen bildeten ( s. u. 2.3). Zu den Hilfsmitteln, die ihm in seiner isolierten Lage zur Verfügung standen, zählte er in erster Linie die Kirchenbibliothek. Sein Nachfolger von 1828 bis 1872 war Heinrich Wilhelm Stoll (1797-1872). Von ihm sind Mitschriften von Vorlesungen vorhanden, die z. B. Heinrich Luden (1780-1847) von 1819 bis 1822 in Jena gehalten hatte.

1.4 Als 1844/46 die Ortskirche neu erbaut wurde, fand die Kirchenbibliothek in einem besonderen Raum Aufstellung. Von Gierstädt aus wurden seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs bis in die achtziger Jahre theologische Bücher-Lesezirkel organisiert, die die Orte Aschara, Ballstädt, Bienstädt, Burgtonna, Dachwig, Döllstädt, Eckardtsleben, Eschenbergen, Gräfentonna, Großfahner, Herbsleben, Illeben, Kleinfahner, Töttelstädt, Werningshausen, Wiegleben und Zimmern erreichten. Ein Teil der Gierstädter Bücher wurde nach dem Umlauf in braunes Leder gebunden und mit roten und blauen Rückenschildchen mit Goldaufdruck versehen, auch fand ein einfaches Exlibris " Gierstädter Kirchenbibliothek" Verwendung.

1.5 Als letzter Ortspfarrer wirkte bis 1907 Ernst Hugo Stoll (*1838). Auch von ihm sind mehrere Bände Mitschriften aus seiner Jenaer Studienzeit von 1859 bis 1862 erhalten, u. a. bei den Professoren Leopold Immanuel Rückert (1797-1871) und Johann Gustav Stickel (1805-1896). Noch in der Zeit der Vakanz (1908 bis 1914) wurden für die Bibliothek Bücher erworben. Seit 1914 war Gierstädt kein eigenes Pfarramt mehr, sondern mit Kleinfahner verbunden. Großfahner

1.6 Von den drei genannten Orten war Großfahner am frühesten der Sitz eines Pfarrers (1525). Die Bibliothek in der St. Petri- und Pauli-Kirche nahm unter Jacobus Röder (1631-1692), Pfarrer von 1658 bis 1692, ihren Anfang. In der Amtszeit des literarisch interessierten Johann Georg Starckloff (1682-1756), der in Jena studiert hatte und von 1712 bis 1756 Pfarrer in Großfahner war, erhielt sie wesentliche Zugänge, ebenso unter seinem Nachfolger Johann Daniel Mittelha(e)user (1723-1786), seit 1755 Substitut.

1.7 Einige Sammelbände und Einzelwerke wurden aus dem Nachlaß von Ernst Salomon Cyprian ( s. o. 1.3) erworben. 1757 war die Pfarrbibliothek in dem geräumigen " Beichtstübgen" der Kirche untergebracht. Sie bestand " aus 21 Folianten, 58 Quartanten und 20 Octavanten" nebst den Kirchenrechnungen. Die Bibliothek hatte bis in die dreißiger Jahre des 20. Jhs Zugänge zu verzeichnen. Kleinfahner

1.8 Für die St. Veits-Kirche Kleinfahner wird 1545 zum ersten Mal ein Pfarrer erwähnt. Von 1651 bis 1670 führte Sebastian Helmbold (1623-1693) das Amt. Unter ihm nahm die Kirchenbibliothek ihren Anfang, wie die Einbände von Erasmus Grubers Lutherus redivivus (Frankfurt a. M. 1665) mit dem Aufdruck " Kleinfahrer 1666" belegen. Ihm folgte Melchior König (1638-1727), der in Schulpforta Organist gewesen war. Während seiner Amtszeit (1670 bis 1725) wurde die Confessio Catholica (Frankfurt und Leipzig 1679) von Johann Gerhard erworben (Einbandprägung: 1680). Er fand einen Nachfolger in Hieronymus Reibstein (1688-1771), der, seit 1718 mit Unterbrechung Substitut, von 1727 bis 1771 Pfarrer in Kleinfahner war. Reibstein benutzte die Kirchenbibliothek nach eigenem Zeugnis zur Vorbereitung seiner Predigten. 1757 wurden " die Tomi Lutheri in 4to in 24 Theilen und 3 Tomi von der grossen Freyberger Bibel" aus dem Bibliotheksbestand erwähnt ( s. u. 4.2). Von 1771 bis 1820 hatte der als Pomologe bekannt gewordene Johann Volkmar Sickler (1742-1820) das Amt inne. Die 45 Bde der " Schröck'schen Kirchengeschichte" wurden durch Georg Andreas Dressel (1795-1856) angeschafft. Unter Sicklers Enkel, Carl Edmund Göring (1808-1887), der von 1856 bis 1887 Pfarrer in Kleinfahner war, wurden zahlreiche Schriften erworben. Der Bestand wurde etwa bis zum Ersten Weltkrieg ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die drei Bibliotheken umfassen zusammen etwa 3400 Bde. Vom Umfang her sind sie annähernd gleich, inhaltlich jedoch trotz einheitlichen Grundbestandes verschieden. 2520 Bde (74 Prozent) zählen zum historischen Buchbestand, davon stammen aus dem 16. Jh 84 (3,3 Prozent), aus dem 17. Jh 409 (16,2 Prozent), aus dem 18. Jh 450 (17,9 Prozent) und aus dem 19. Jh 1577 (62,6 Prozent). Zu den " Pflichterwerbungen" der im Gothaischen gelegenen Kirchenbibliotheken gehörten im 17. Jh z. B. die Apologia (Arnstadt 1675) und Johann Schaubs Biblischer Wegweiser (Gotha 1670-1674), und im 18. Jh die Miscellan-Predigten (Leipzig und Gotha 1726) des Gothaer Oberhofpredigers Johann Heinrich Feustking, die von Johann Georg Walch herausgegebene 24bändige Lutherausgabe (Halle 1739-1750) und ein Erbaulicher Bibel-Brauch (Gotha 1755). Gierstädt

2.2 Die Bibliothek zählt einschließlich der 14 Manuskriptbände etwa 1150 Bde, davon gehören 1103 Bde (95 Prozent) zum historischen Bestand (17. Jh 194, 17,6 Prozent; 18. Jh 189, 17,1 Prozent; 19. Jh 720, 65,3 Prozent). 758 Bde (68,7 Prozent) sind in deutscher Sprache (17. Jh 40, 18. Jh 102, 19. Jh 616), 340 Bde (30,8 Prozent) in Latein (17. Jh 154, 18. Jh 87, 19. Jh 99), 3 Bde in Griechisch und 2 Bde in Hebräisch.

2.3 Die Gruppe " Bibeln und exegetische Schriften" umfaßt 155 Bde (14,1 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 25, 19. Jh 128), darunter eine von dem Gothaer Generalsuperintendenten Georg Nitsch herausgebene Bibel von 1717, die Biblia Altes und Neues Testaments (Nürnberg 1736), die Biblia parallelo-harmonico-exegetica (Freiberg 1739-1749), hrsg. von Christian Friedrich Wilisch, und eine Bibel (Halberstadt 1801). Vorhanden sind weiterhin Das Neue Testament (Stuttgart 1753) von Johann Albrecht Bengel, die Deutsche Übersetzung des Alten Testaments (Göttingen und Gotha 1773-1782) von Johann David Michaelis sowie eine Bibel aus dem 19. Jh (Neustadt/Orla). Bibelkommentare sind u. a. von Johann Peter Lange, Wilhelm Martin Leberecht de Wette, Adolf Hilgenfeld, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus und Christian Carl Josias Bunsen vorhanden. Sebastian Heinrich Möller stiftete der Bibliothek seine Kritik des Kommentar's [von Paulus] über das neue Testament (Jena 1804) und Neue Ansichten schwieriger Stellen aus den vier Evangelisten (Gotha 1819).

2.4 Die Gruppe " Predigten und Erbauungsschriften, Gesang- und Gebetbücher" enthält 113 Bde (10,3 Prozent; 17. Jh 6, 18. Jh 32, 19. Jh 75). Vorhanden sind die Predigtsammlungen des Gothaer Superintendenten Johann Adam Löw und des Gothaer Oberhofpredigers Wilhelm Friedrich Stölzel. Aus dem 17. Jh stammen Enchiridion S. Scripturae practicum (Gotha 1651) von Salomon Glass, das Suscitabulum (Gotha 1659), Christliche Vorstellung der hohen geistlichen Anfechtungen (Gotha 1663) von dem Gothaer Hofprediger Christoph Brunchorst, Lutherus redivivus (Frankfurt 1665) von Erasmus Gruber, Ein Gülden Kleinod (Ulm 1669) von Elias Veiel, Hodogeta biblicus (Gotha 1669) von Johann Schaub und Festa christianorum (Leipzig 1676) von Andreas Wilcke.

2.5 Aus dem 18. Jh liegen u. a. vor Gründliche Abbildung der Predigten im Ersten Christenthum (Frankfurt a. M. 1725; Provenienz Cyprian) von Michael Gottlieb Hansch, Die Hauskirche (Gotha 1739), Andachten Von dem Ewigen Seligen Freuden-Leben (Gotha 1674) von Philipp Nicolai und Kurze Betrachtungen über die Evangelien eines ganzen Jahres (Jena und Leipzig 1802). Unter den Titeln des 19. Jhs finden sich u. a. Claus Harms' Sommerpostille (Kiel und Leipzig 1815) und Winterpostille (Kiel 1812) sowie die Postille zum Vorlesen in Landkirchen (Hannover 1821) von Friedrich Ludwig von Kalm. Unter den Gesang- und Gebetbüchern sind ein Geistreiches kurzgefaßtes Gebethbuch (Gotha 1767) und die Seelige Sterb-Kunst (Gotha 1703) von Georg Albrecht.

2.6 Die Gruppe " Allgemeine Geschichte, Kirchengeschichte, Biographien" enthält 216 Bde (19,5 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 13, 19. Jh 202), u. a. die Concordia in zwei Ausgaben (Leipzig 1703; Leipzig und Jena 1705), Stärcke und Schwäche derer Feinde der göttlichen Offenbarung (Gotha 1753) von Friedrich Christian Koch, Opera omnia (Leipzig 1782-1785) des Flavius Josephus, hrsg. von Franz Oberthür, und die Allgemeine Weltgeschichte für Kinder (Leipzig 1784) von Johann Matthias Schröckh. Hinzu kommen Werke zur biblischen Archäologie, zur allgemeinen Kirchengeschichte sowie Standardwerke zur allgemeinen und zur deutschen Geschichte aus dem 19. Jh. Vorhanden ist auch die Kirchen- und Schulen-Verfassung des Herzogthums Gotha (Gotha 1796-1799) von Johann Heinrich Gelbke und Heinrich Stiehlers Darstellung Kloster und Ort Georgenthal (Gotha 1891-1893). Von dem Sammelwerk Corpus Reformatorum sind 74 Bde (Halle 1834-1891) vorhanden. Unter den Biographien befinden sich Die deutschen Kanzelredner des 18. und 19. Jhs (Neustadt/Orla 1830) von Heinrich Doering und Ernst der Fromme (Weimar 1865) von August Beck.

2.7 Die Gruppe " Theologie und Philosophie" ist mit 349 Bdn (31,6 Prozent; 17. Jh 185, 18. Jh 89, 19. Jh 75) die umfangreichste. Aus der aufgelösten Cyprianschen Bibliothek enthält sie 7 Sammelbände mit Disputationen (17. und 18. Jh) sowie die Schriften Calvinismus (Gießen 1620) von Johann Gisenius und Die Evangelische Lehre Von der Allgemeinen Gnade (Halle 1732) von Joachim Lange. Vorhanden sind das System der christlichen Moral (Wittenberg 1810-1817) von Franz Volkmar Reinhard, Unterredungen über die zwei ersten Hauptstücke des lutherischen Katechismus (Neustadt/Orla und Ziegenrück 1820-1827) von Gustav Friedrich Dinter sowie dessen Unterredungen über die vier letzten Hauptstücke (Neustadt/Orla und Ziegenrück 1818-1824) und das Handbuch der Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche (Leipzig 1822) von Karl Gottlieb Bretschneider. Hinzu kommen Werke zur christlichen Ethik und Glaubenslehre aus dem 19. Jh. Zur Leben-Jesu-Forschung liegen u. a. vor Das Leben Jesu (Tübingen 1837) von David Friedrich Strauss und Der historische Christus und die Philosophie (Leipzig 1838) von Julius Schaller. In der Gruppe " Recht und Kirchenrecht, einschließlich Liturgik" sind 39 Bde (3,5 Prozent; 18. Jh 5, 19. Jh 34) vorhanden, darunter das Kirchen- und Schulwesen betreffende Verordnungen von 1720.

2.8 Die Gruppe " Schulwesen, Pädagogik, Katechetik" enthält 29 Bde (2,6 Prozent; 18. Jh 6, 19. Jh 23), darunter Zergliederter Gothaischer Catechismus (Gotha 1734) des Großfahner Pfarrers Johann Georg Starckloff, Christlicher Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit (Frankfurt und Leipzig 1791) von Johann Christoph Döderlein, Commentarius in libros Novi Testamenti historicos (Leipzig 1807-1818) von Christian Theophil Kvinoel, Psychologie (Leipzig 1823) von Friedrich August Carus und Versuch einer Psychographie Jesu (Leipzig 1826) von Ernst Gottlob Winkler sowie eine Fibel für die Schulen im Herzogthum Gotha (Gotha 1855), 1856 zusammen mit dem Lesebuch und Katechismus auf Kosten der Kirche gekauft. Die Gruppe " Sprache und Literatur, Nachschlagewerke" zählt 34 Bde (3,1 Prozent; 18. Jh 5, 19. Jh 29), darunter Das Noth- und Hülfs-Büchlein (Gotha 1814-1815) von Rudolf Zacharias Becker, ein Lexicon manuale graeco-latinum in libros Novi Testamenti (Leipzig 1829) von Carl Gottlieb Bretschneider und die Allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für die gebildeten Stände (Leipzig 1824; N. F. 1822-1826). Naturwissenschaftliche Werke sind nicht im Bestand.

2.9 Unter den Zeitschriften (154 Bde, 14 Prozent; 18. Jh 6, 19. Jh 148) befinden sich die Winterthurer Beyträge zur Beförderung des vernünftigen Denkens in der Religion (Heft 1-16, 1780-1792), die Zeitung für Landprediger und Schullehrer (Jg. 1-3, 1793-1795), die als Zeitung für Prediger, Schullehrer und Erzieher (Jg. 4-5, 1796-1797) fortgesetzt wurde. Die Gothaische Zeitung (Jg. 177-190, 1868-1881), die Gesetzsammlung für das Herzogtum Gotha (1830 ff.), die Allgemeine Kirchenzeitung (1829 ff.) sowie Protestantische Monatsblätter (1867 ff.). Monatsblätter für innere Zeitgeschichte (Bd 1-36, 1852-1870) sind mit Lücken vorhanden. Großfahner

2.10 Die Bibliothek enthält etwa 1100 Bde, von denen 526 (47,7 Prozent) zum historischen Bestand zählen (16. Jh 4; 17. Jh 33, 6,3 Prozent; 18. Jh 126, 24 Prozent; 19. Jh 363, 69 Prozent). 471 Bde (89,5 Prozent) sind deutschsprachig, 47 (8,9 Prozent) in Latein, 5 in Französisch, 2 in Hebräisch und einer in Griechisch.

2.11 Die Gruppe " Bibeln und exegetische Schriften" enthält 39 Bde (7,4 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 3, 18. Jh 14, 19. Jh 19), darunter Lucas Osianders Biblia sacra (Jena 1599) sowie das Enchiridion S. Scripturae practicum Biblisches Hand-Büchlein (Gotha 1651) von Salomon Glass und die von Johann Heinrich Majus herausgegebene Biblia hebraica (Frankfurt 1716) sowie die Erfurter Bibel von 1735 und die Paraphrasische Erklärung der sämmtlichen Schriften Neues Testaments (Magdeburg und Leipzig 1750-1758) von Philipp Doddridge.

2.12 Die Gruppe " Predigten, Erbauungsschriften, Gesang- und Gebetbücher" umfaßt 124 Bde (23,6 Prozent; 17. Jh 3. 18. Jh 30, 19. Jh 91). Johann Arndt, Philipp Jakob Spener und August Hermann Francke sind mehrfach vertreten. Zu nennen sind die Predigtsammlung Syrach Mathesij (Leipzig 1605) von Johannes Mathesius, Schola pietatis (Nürnberg 1663) von Johann Gerhard, Der Reuter auf dem Fahlen Pferde oder Die Macht und Gewalt des Koniges des Schreckens (Frankfurt 1693), aus dem Englischen übertragen von Johann Lange, Die Evangelische[n] Lebens-Pflichten (Frankfurt a. M. 1707), Nothwendigkeit und Möglichkeit des thätigen Christenthums (Frankfurt a. M. 1721) und Der Evangelische Glaubens-Trost (Berlin 1727) von Philipp Jacob Spener.

2.13 In der Gruppe " Allgemeine Geschichte, Kirchengeschichte, Biographien" sind 92 Bde (17,5 Prozent; 17. Jh 7, 18. Jh 15, 19. Jh 70) vorhanden, darunter Tabulae chronologicae (Zittau 1691) von Christian Weise, Antiquitates apostolicae (Leipzig 1696) von William Cave, Hilaria evangelica (Gotha 1719) und Historia der Augspurgischen Confession (Gotha 1730) von Ernst Salomon Cyprian, Universal-Historie (Leipzig 1732-1744) von Gottfried Ludwig (Ludovici), Allgemeine Geschichte (Leipzig 1831) von Theodor Tetzner, Die biblischen Frauen (Leipzig 1814-1815) von Johann Christoph Greiling, Geschichte der Jesuiten (Hamburg 1822), hrsg. von Johannes Gottfried Gurlitt, und Leben der Berühmtesten Kirchen-Lehrer und Scribenten des XVI. und XVII. Jahr-Hunderts (Leipzig 1710) von Erdmann Uhse.

2.14 Die Gruppe " Theologie und Philosophie" ist mit 99 Bdn (18,8 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 10, 18. Jh 54, 19. Jh 34) durch Autoren wie Thascius Caecilius Cyprianus, Luther, Melanchthon, Johann Ebart, Johann Ludwig Hartmann, Johann Benedikt Carpzov und Erasmus Schmid vertreten. Zu erwähnen sind Essais de morale (Paris 1676-1678) von Pierre Nicole und das System der christlichen Moral (Wittenberg 1802-1815) von Franz Volkmar Reinhard. Die Gruppe " Recht, Kirchenrecht, einschließlich Liturgik" enthält 27 Bde (5,1 Prozent; 18. Jh 3, 19. Jh 24). Zu nennen sind ein Gothaisches vollständiges Kirchen-Buch (Gotha 1689) und Gothaisches Kirchen- und Pastoralrecht (Gotha 1883).

2.15 In der Gruppe " Schulwesen, Pädagogik, Katechetik" sind 34 Bde vorhanden (6,5 Prozent; 19. Jh), darunter die Christliche Catechismusübung (Gotha 1670; 1671 für die Kirche gekauft), Starckloffs Zergliederter Gothaischer Catechismus (Gotha 1734), das Ameisenbüchlein (Schnepfenthal 1806) von Christian Gotthilf Salzmann und Die christliche Volksbildung nach ihren Hauptgesichtspunkten (Leipzig 1831) von Friedrich August Koethe.

2.16 Die Gruppe " Sprache und Literatur, Nachschlagewerke" umfaßt 59 Bde (11,2 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 8, 19. Jh 49). Überliefert sind Theobalds Morgengabe für seine Enkeltochter Pauline (Leipzig 1798) von Johann Gottfried Daniel Scedtgen, Gotthold, der wackere Seelsorger auf dem Lande (Aarau 1820) von Johann Georg Tobler als ein Seitenstück zu Zschokkes Goldmacherdorf und Woldemar's Vermächtnis an seinen Sohn (Stuttgart und Tübingen 1823) von Jakob Glatz. Unter den Nachschlagewerken ist das Lexicon hebraicum et chaldaicum complectus (Basel 1621) von Johannes Buxtorf.

2.17 In der Gruppe " Geographie, Naturwissenschaften, Medizin" werden 40 Bde (7,6 Prozent; 17. Jh 8, 18. Jh 2, 19. Jh 30) zusammengefaßt, darunter Pestilentz Regiment (Altenburg 1626), Quadripartitum botanicum (Straßburg 1667) von Simon Paulli, Heinrich Büntings Itinerarium Sacrae Scripturae, oder Reise-Buch ... (Erfurt 1754), das Starckloff für die Pfarrbibliothek beschaffte, und Das Leben des Erdballs und aller Welten (Berlin 1828) von Samuel Christoph Wagener. Zeitschriften zählen 12 Bde (2,3 Prozent; 19. Jh). Vom Magazin für Prediger sind die ersten 7 Bde (1803-1813) vorhanden. Kleinfahner

2.18 Die Bibliothek enthält etwa 1150 Bde, davon gehören 891 (77,5 Prozent) zum historischen Buchbestand: 16. Jh 80 (9 Prozent), 17. Jh 182 (20,4 Prozent), 18. Jh 135 (15,2 Prozent), 19. Jh 494 (55,4 Prozent). 653 Bde (73,3 Prozent) sind deutschsprachig, 238 (26,7 Prozent) in Latein.

2.19 Die Gruppe " Bibeln und exegetische Schriften" enthält 37 Bde (4,2 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 7, 19. Jh 28), darunter eine Nürnberger Herzog-Ernst-Bibel von 1686 und die Biblia parallelo-harmonico-exegetica (Freiberg, später Leipzig 1739-1764) von Christian Friedrich Wilisch. Predigten, Erbauungsschriften, Gesang- und Gebetbücher sind mit 118 Bdn (13,2 Prozent; 17. Jh 9, 18. Jh 37, 19. Jh 72) im Bestand, darunter Sammlungen von Johann Adam Löw, Wilhelm Friedrich Stölzel und Franz Volkmar Reinhard. Vorhanden sind Luthers Hauß-Postill (Lüneburg 1638), Ein Gülden Kleinod (Ulm 1669) von Elias Veiel, Andachten von dem Ewigen Seligen Freuden-Leben (Gotha 1674) von Philipp Nicolai und Hortulus biblicus (Jena 1679) von Wolfgang Seber.

2.20 Die Gruppe " Allgemeine Geschichte, Kirchengeschichte, Biographien" zählt 143 Bde (16 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 7, 18. Jh 16, 19. Jh 115). Zu nennen sind die Historie von der Evangelischen Ständte Protestation und Appellation Wieder und von dem Reichs-Abschied zu Speyer 1529 (Jena 1705) von Johann Joachim Müller, das Concordien-Büchlein (Gotha 1714) von [Johannes Kromayer], die Historia der Augspurgischen Confession (Gotha 1730), beschrieben von Ernst Salomon Cyprian sowie Eusebii Pamphilii ecclesiasticae historiae Libri decem (Frankfurt a. M. 1822). Das von Carl Gottlieb Bretschneider herausgegebene Sammelwerk Corpus Reformatorum wurde ab Bd 1 (1834) erworben.

2.21 Die Gruppe " Theologie und Philosophie" umfaßt 351 Bde (39,4 Prozent; 16. Jh 75, 17. Jh 160, 18. Jh 59, 19. Jh 57). Aus dem 16. Jh ist die Epistola de libro cui titulus Tractatus de administrationes sacramentorum ... (Dillingen [Tübingen] 1559) des Athanasius (Pietro Paolo Vergerio) an Petrus Antonius Nassalle zu nennen. Robert Bellarmins Orthodoxia testis (Jena 1633), ediert durch Johann Gerhard, erwarb Cyprian 1697 in Jena. Aus seinem Nachlaß stammen auch mehrere Sammelbände mit theologischen Disputationen und Abhandlungen (17. und 18. Jh) sowie die Oeconomia temporum Veteris Testamenti (Frankfurt a. M. 1706) von Johann Heinrich Majus und ein Tractatus philologico-theologicus de Sacerdote Christi (Leiden 1720; " donum autoris") von Franciscus Fabricius.

2.22 In der Gruppe " Schulwesen, Pädagogik, Katechetik" (13 Bde, 19. Jh) sind außer Druckschriften auch Probeschriften (Schreibübungen) von Kleinfahner Schulkindern enthalten, die die Schullehrer bei den Frühlings-Visitationen von 1820 bis 1843 als Leistungsnachweis vorlegten, ebenso 4 Bde Schulaufsätze aus den Jahren von 1866/67 bis 1877/79. Zu den bevorzugten Autoren in der Gruppe " Sprache und Literatur, Nachschlagewerke" (53 Bde, 6 Prozent; 18. Jh einer, 19. Jh 52) zählte der Prediger und Volksschriftsteller Emil Frommel (1828-1896).

2.23 Unter den Veröffentlichungen zu Recht und Kirchenrecht, einschließlich Liturgik (28 Bde, 3,1 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 3, 19. Jh 21) befinden sich die Fürstliche Sächsische Landes-Ordnung (Gotha 1695), Fürstl. Sächsische Ernestinische Verordnungen, Das Kirchen- und Schul-Wesen Wie auch Christliche Disciplin betreffende (Gotha 1720) und ein Gothaisches Kirchen-Buch (Gotha 1724).

2.24 Zeitschriften sind mit 147 Bdn (16,5 Prozent; 18. Jh 11, 19. Jh 136) im Bestand, darunter Neu-eröffnetes Welt- und Staats-Theatrum (1732-1733), Verbesserter Gothaischer Historien-Kalender (1787-1895; mit Lücken), Gothaer Gesetzessammlung (1848-1912; mit Lücken), Regierungs- und Intelligenzblatt des Herzogthums Gotha (1831-1853; mit Lücken) und Gothaische Zeitung (1854-1880; mit Lücken).

3. KATALOGE

Gierstädt:

[Verzeichnis der] Kirchenbibliothek. 1906

[in Listenform; nach Formaten getrennt; 534 Nummern]

[Verzeichnis der] Kirchenbibliothek. Neuaufstellung vom 1. Juni 1949

[in Listenform; nach Formaten getrennt; 491 Nummern mit Ergänzungen]

Großfahner:

Bücherverzeichnis der Kirchbibliothek Großfahner. Abschrift 1924

[in Listenform; Zugangsverzeichnis; 212 Nummern, unvollständig]

Kleinfahner:

Katalog der Kirch-Bibliothek zu Klein-Fahner. Neu angefertigt im Jahr 1890 von dem Pfarrer Hans Theodor Stosch

[in Bandform; nach Sachgruppen; 546 Nummern]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Pfarrarchiv Gierstädt: A V 1. Inventar. Verzeichnis für die Kirche zu Gierstädt zum Zweck der Versicherung. Januar 1906

Landeskirchenarchiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen zu Eisenach: Landeskirchenarchivwart AB 3, Bl. 166-170 (Großfahner)

4.2 Darstellungen

Brückner, Johann Georg: Sammlung verschiedener Nachrichten zu einer Beschreibung des Kirchen- und Schulenstaats im Hertzogthum Gotha. Stück 10. Gotha 1757

Stand: Februar 1998

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.