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Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte

Adresse. Faberstr. 7, 15230 Frankfurt/Oder [Karte]
Telefon. nd Telefax. (0335) 53 11 55
Bibliothekssigel. <Fr 5>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Frankfurt/Oder
Funktion. Forschungsstelle für Heinrich von Kleist und seine Zeit.
Sammelgebiete. Heinrich von Kleist, Franz und Ewald von Kleist sowie Literaten, die in Frankfurt/Oder geboren sind oder zeitweise dort lebten.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Ausleihe außer Haus erfolgt in besonderen Fällen nur nach gesonderter Vereinbarung. Benutzerraum. Öffnungszeiten: Museum: Dienstag 10-18 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10-17 Uhr; Bibliothek einschließlich der Sammlungen: Dienstag bis Donnerstag 8-16 Uhr, Freitag 8-12 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr (über die Stadtbibliothek).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Museumskurzführer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof Richtung Große Oderstraße (2 Stationen) oder (Linien 1, 3, 4, 6) Richtung Lebuser Vorstadt oder Stadion (eine Station). - A 12 (E 30), Ausfahrt Frankfurt/Oder. Parkplätze für das Museum nicht vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte ist ein literarisch-biographisches Spezialmuseum. Ihre Aufgabe besteht in der Pflege des literarischen Vermächtnisses Heinrich von Kleists. Neben der Verwaltung und Mehrung der Sammlung obliegt ihr die Erforschung von Kleists Leben, Werk und Wirkung sowie die Verbreitung von Kenntnissen über den Dichter und seine Zeit.

1.2 Der Grundstock der Kleist-Bibliothek wurde im Jahre 1880 gelegt. Am Friedrichsgymnasium Frankfurt/Oder wirkte der Gymnasiallehrer Prof. Ottomar Bachmann (1862-1918), der Kleist-Literatur sammelte, darunter zahlreiche Erstausgaben, Theaterzettel, Zeitungsausschnitte u. a. Bei seinem Tode im Dezember 1918 hinterließ Bachmann eine wertvolle Spezialbibliothek. Es gelang der 1907 gegründeten Literarischen Gesellschaft, der ältesten und bis in die dreißiger Jahre fortbestehenden Kulturorganisation Frankfurts, die Stadt Frankfurt für den Ankauf der Bibliothek zu gewinnen. Die Bachmannsche Kleist-Bibliothek und Frankfurt sollten Mittelpunkt der künftigen Kleistforschung werden. Bachmanns Witwe überließ die Bibliothek der Stadt. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligte Geld für den Ausbau der Bibliothek und übernahm die Betreuung mit dem Ziel, sie der allgemeinen Benutzung zugänglich zu machen.

1.3 Im Jahre 1920 kam es zur Gründung einer wissenschaftlichen Kleistgesellschaft mit Sitz in Frankfurt/Oder, die bis 1945 bestand. Zu ihren Gründungsmitgliedern gehörten Gerhart Hauptmann, Ricarda Huch, Max Liebermann und Walther Rathenau. Die Literarische Gesellschaft schloß sich eng an die Kleistgesellschaft an. Regelmäßig erschien ein Jahrbuch, und die Sammlung wurde ausgebaut. Schon der erste Jahresbericht (1922) verzeichnete einen Zuwachs des Bibliotheksbestandes. Außerdem begann man mit der Katalogisierung. 1923 wurde im Geburtshaus des Dichters eine Bibliothek, bestehend aus zwei Zimmern, eingerichtet. Wertvolle Ankäufe, darunter auch Kleist-Briefe, bereicherten den Bestand. Die Vermehrung der Sammlungen erfolgte zum Großteil durch Geschenke von Verlagen und Autoren.

1.4 Im Jahre 1944 wurde die Bibliothek im Kellermagazin der Stadtbibliothek untergebracht und entging zum Großteil der Vernichtung. Allerdings stellten sich bei einer Revision im Jahre 1945 Verluste heraus. Einige Originale tauchten 1978 z. T. in Buchhandlungen wieder auf. 1953 erfolgte die Eröffnung der Kleist-Gedenkstätte, an deren Aufbau das Stadtarchiv Frankfurt/Oder führend beteiligt war. Sie blieb bis 1963 unter dessen Leitung. Im Jahre 1969 erfolgten eine Funktionserweiterung und die Umbenennung in Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte. Die Bibliothek bezog das generalüberholte spätbarocke Gebäude der ehemaligen Garnisonschule, das vom Frankfurter Architekten Martin Friedrich von Knoblauch 1776/77 erbaut worden war.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 6500 Bdn (ohne Zeitungen und Zeitschriften) beträgt der historische Bestand je ca. 100 deutschsprachige Titel aus dem 18. und 19. Jh. Diese Titel sind als " Rara" gesondert aufgestellt.

2.2 Die Bibliothek, nach dem Numerus currens geordnet, beinhaltet Primär- und Sekundärliteratur zu Heinrich, Ewald und Franz von Kleist. An frühen Originalausgaben sind vorhanden Kleists Erstling Die Familie Schroffenstein (1803), Der Zerbrochene Krug (1811), die Berliner Abendblätter (1810-1811) und die von Ludwig Tieck herausgegebenen Gesammelten Schriften (1826). Von Interesse sind auch die Bücher, die Heinrich von Kleist selbst als Lektüre benutzte und auswertete. Dazu gehören Friedrich Schillers Don Carlos, Das Preußische Landrecht und Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft.

2.3 Unter den verschiedenen Sammlungen steht an erster Stelle die Zeitungs- und Zeitschriftenaufsatz-Sammlung in 104 Bdn mit insgesamt ca. 7500 Artikeln. Sie geht bis zum Jahre 1830 zurück. Diese Sammlung umfaßt Artikel und Aufsätze zu Leben, Werk und Wirkung Heinrich von Kleists.

2.4 Die Bibliothek verwaltet den Nachlaß des Kleistforschers Paul Hoffmann (1866-1945), der mehrere Jahre in Frankfurt als Lehrer und später in Berlin als Literaturhistoriker tätig war. Der Nachlaß umfaßt auf Kleist bezogene Titel (ca. 30). Besonders wertvoll sind die in den Büchern eingefügten oder eingetragenen handschriftlichen Aufzeichnungen von Paul Hoffmann, die für die Forschung von Bedeutung sind. Außerdem verfügt sie über ein Archiv mit ca. 1000 Einheiten zur Wirkungsgeschichte Heinrich von Kleists (ab 1944) sowie über Theatralia mit Schwerpunkt auf ausgewählten Inszenierungen in der ehemaligen DDR seit 1955 zu den Stücken Heinrich von Kleists und zur Bearbeitung seiner Werke für die Bühne wie z. B. Michael Kohlhaas. Dazu gehören Modelle, Strichfassungen, Plakate, Photos und Programmhefte. Für die Zeit vor 1950 sind einzelne Theaterzettel und Szenenphotos vorhanden.

2.5 Eine Graphik-Sammlung mit ca. 2500 Blatt historischer und kulturhistorischer Motive sowie Blättern zur Kleist-Rezeption ergänzt den Bestand. Die Photosammlung beinhaltet ca. 4000 Photos zu Leben, Werk und Wirkung Heinrich von Kleists.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog für Buch-, Zeitungs- und Zeitschriftenausschnittsammlung

[1923 erstellt, unter Anleitung von Prof. Minde-Pouet]

Systematischer Katalog [im Aufbau]

Bestandsverzeichnis [ab 1993]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schirrmacher, Elfriede: Heinrich v. Kleist und die Stadt Frankfurt an der Oder. In: Märkische Heimat 5 (1961) Heft 6, S. 368-382

Loch, Rudolf: Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte Frankfurt/Oder. Frankfurt/Oder 1980

Barthel, Wolfgang: Heinrich von Kleist. Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte. In: Literarische Museen und Gedenkstätten in der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1981, S. 90-92

Mühlen, Bernt T. von zur: Literaturmuseen in den neuen Bundesländern: Das Kleist-Museum in Frankfurt/Oder. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 69 (1991) S. A 301-303

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Ausstellungskatalog [in Vorbereitung]

Barthel, Wolfgang (Hrsg.): Frankfurter Buntbücher. Frankfurt/Oder 1991, Hefte 1-4 [Themenkreis: Literaten aus der Region Brandenburg, literarische Orte in Vergangenheit und Gegenwart, von der Mitte des 18. Jhs bis zur Mitte des 20. Jhs]

Zur Kleistforschung in Frankfurt/Oder: Barthel, Wolfgang; Loch, Rudolf (Hrsg.): Beiträge zur Kleistforschung. Frankfurt/Oder 1978 ff. Barthel, Wolfgang: Heinrich v. Kleist. Leben, Werk, Wirkungsaspekte Eine Hinführung. Frankfurt 1977

Loch, Rudolf: Abriss der Kleist-Rezeption in Frankfurt/Oder. In: Frankfurter Beiträge zur Geschichte (1977) Heft 4, S. 36-46

Stand: Januar 1993

Ingelore Rudolph


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.