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Bibliothek des Kollegium Borromäum

Adresse. Gaisbergstr. 7, 5020 Salzburg [Karte]
Telefon. (0662) 64 19 66-104
Telefax. (0662) 64 19 66-133

Unterhaltsträger. Kollegium Borromäum
Funktion. Historische Professorenbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Geschichte, Geographie, Deutsche Literatur. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.
Benutzungsmöglichkeiten. Nach Kontaktaufnahme mit der Hausverwaltung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät im Haus.
Hinweise für anreisende Benützer. Ab Bahnhof Buslinie 6 bis Station Weichselbaumsiedlung.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Knabenseminar Collegium Borromaeum und seine Bibliothek wurden 1836 von Friedrich Fürst zu Schwarzenberg (1809-1885, ab 1836 Fürsterzbischof von Salzburg) gegründet. Der Fürsterzbischof, der die Unterhaltskosten für das Seminar selbst bestritt, mietete 1840 den Berchtesgadnerhof für seine Zöglinge, deren Zahl bereits auf 29 angewachsen war. Die staatliche Bewilligung des Instituts erfolgte am 23. September 1843.

1.2 1847 übersiedelte das Institut in den Lodron-Laterno-Primogenitur-Palast in der Dreifaltigkeitsgasse. Im selben Jahr begann man mit dem Bau der Institutskirche, die dem Heiligen Karl Borromaeus (1538-1584) geweiht wurde. Seitdem führt das im Jahre 1848 fertiggestellte Institut den Namen seines Schutzpatrons. 1850 beauftragte man Maximilian Joseph von Tarnoczy mit der Führung des Knabenseminars. Er errichtete den botanischen Garten, das naturhistorische Kabinett wie auch die Institutsbibliothek. Ein Jahr später kam das physikalische Kabinett dazu. Nach 1880 wurden im Schulhaus die Bibliotheksräume eingerichtet und die Bücher nach Fächern geordnet und katalogisiert.

1.3 Die Bibliothek zählte laut Jahresbericht von 1875 12.000 Bde in 9 Abteilungen, die von den Professoren betreut wurden. Vertreten waren die Disziplinen Geographie, Geschichte, Deutsche Literatur, Latein, Griechisch, Mathematik, Naturwissenschaften, Belletristik, Philosophie, Kunst und Theologie. 1877 erfuhr die Sammlung einen Zuwachs durch das Vermächtnis des Theologieprofessors Josef Neumayr (1234 Bde) und eine Schenkung des Pfarrers Alois Wessiken (32 Bde, vorwiegend deutsche Literatur). Der Nachlaß von Neumayr enthielt Werke zu Theologie (540 Bde), Aszetik (50 Bde), Geschichte und Geographie (119 Bde), Fremdsprachen (103 Bde), Mathematik und Naturwissenschaften (81 Bde), Philosophie und Kunst (46 Bde), ferner Belletristik (50 Bde) und Varia (277 Bde). 1878 verfügte die Institutsbibliothek über 13.000 Bde - in bereits 11 Abteilungen -, die dezentral in den Professorenzimmern untergebracht waren. Im selben Jahr kamen 97 Werke aus dem Nachlaß von Dr. Johann Danner hinzu. 1879 brachte die Inkorporierung von Büchern aus dem Besitz der Theologen Dr. Georg Mösinger (199 Bde) und Johann Nussbaumer (150 Bde) einen weiteren Bestandszuwachs, sodaß die Bibliothek 1880 bereits 14.245 Bde in 12 Abteilungen umfaßte. Pfarrer Rosstauscher aus Oberndorf hinterließ ihr 484 Bde, darunter Werke medizinischen Inhalts und Jugendschriften. Als Bibliothekar fungierte damals der Domkapitular und Regens Johann Baptist Zimmermann. 1910 wurde der Grundstein für das Neue Borromäum in der Gaisbergstraße gelegt, 1911 fand die Übersiedlung statt.

1.4 Nach der Beschlagnahme des Hauses durch die Nationalsozialisten im September 1938 war das Seminar samt Bibliothek nach St. Rupert/Bischofshofen verlegt worden, zwei Monate später wurde es aufgehoben. Im November 1945 konnte das Gymnasium in St. Rupert neu errichtet werden. Seit Oktober 1946 befindet es sich wieder in der Gaisbergstraße 7 in Salzburg. Der Tradition entsprechend wurden weiterhin nur Knaben zum Unterricht zugelassen. Die Bibliothek erlitt in den Kriegsjahren große Verluste. Vom ursprünglichen Bestand sind schätzungsweise nur 10 Prozent erhalten geblieben. Zur Erweiterung der Bibliothek trug der Büchernachlaß von Carl Hofinger (1863-1945) - er wirkte 30 Jahre als Professor am Borromäum - bei. Die Bibliothek ist heute in drei Räumen im zweiten Stock des Borromäums untergebracht. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen ein Katalog und Inventarlisten erstellt werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Professorenbibliothek enthält 4088 vor 1900 erschienene Titel. Hinzu kommen einige wenige Werke aus dem (frühen) 20. Jh. Viele Werke sind mehrbändig, die Reihen sind aber nicht immer vollständig. 18 Drucke stammen aus dem 16. Jh, 85 aus dem 17. Jh, 339 aus dem 18. Jh und 3491 aus dem 19. Jh; 155 liegen ohne Jahresangabe vor. 3361 Titel sind deutschsprachig, 524 lateinisch, 59 französisch, 33 italienisch, 32 englisch, 8 spanisch, 61 griechisch. Der Rest entfällt auf sonstige Sprachen (u. a. Hebräisch, Ungarisch und Holländisch). Die Zahlenangaben basieren auf einer Direkterhebung an den Regalen. 1.2 Systematische Übersicht

2.2 Von 102 Lexika sind 21 im 18. Jh erschienen, 69 im 19. Jh, 12 thalten keine Jahresangabe. Erwähnenswert sind ein Neu vermehrtes Historisch und Geographisches Allgemeines Lexicon (Basel 1742) und Johann Hübners Natur-Kunst-Berg-Gewerk-und-Handlungs-Lexicon (Leipzig 1792).

2.3 Die Philosophie ist mit 172 Titeln vertreten. 5 stammen aus dem 17. Jh, 11 aus dem 18. Jh und 155 aus dem 19. Jh; ein Buch weist kein Erscheinungsjahr auf. Zu den ältesten Werken zählen P. F. Procopius Capuccinis Lignum vitae (München 1666), R. P. Placido Rentz' Philosophia (Wien 1697) und P. Josef Mangolds Philosophia Rationalis et Experimentalis (Ingolstadt, München 1756).

2.4 Zur Allgemeinen Geschichte gehören 490 Werke (ein spanisches aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh - z. B. Josef Metzgers Historia Salisburgensis, Salzburg 1692 -, 19 aus dem 18. Jh, 461 aus dem 19. Jh und eines ohne Jahresangabe). Der Kirchengeschichte sind 130 Schriften zuzuzählen: eine aus dem 16. Jh (Caspar Hedios' Chronica der alten christlichen Kirchen, Münster 1545), 11 aus dem 18. Jh und 118 aus dem 19. Jh. Das Leben von Heiligen beschreiben 147 Titel: ein lateinischer stammt aus dem 17. Jh, 4 liegen aus dem 18. Jh vor und 142 aus dem 19. Jh. Die Kunstgeschichte betreffen 90 Werke (davon 2 o. J.). Ein lateinischer Titel stammt aus dem 17. Jh, 4 erschienen im 18. Jh und 83 im 19. Jh, z. B. die Geschichte der deutschen Baukunst (Berlin 1887).

2.5 Die umfangreichste Bestandsgruppe stellen mit 1052 Titeln (102 ohne Jahresangabe) die Klassiker-Editionen dar. Dazu kommen ca. 290 Reclam-Ausgaben, die in einem eigenen Regal geschlossen aufgestellt sind. 6 Titel stammen aus dem 17. Jh (ein griechischer, 3 lateinische, 2 französische), 58 (ein französischer, 12 lateinische, 3 italienische) aus dem 18. Jh und 886 (18 englische, 36 französische, 10 italienische, 6 spanische, 114 lateinische, 33 griechische, 2 nordische) aus dem 19. Jh. Gesamtausgaben der klassischen Literatur sind meist unvollständig vorhanden. Die lateinischen Texte sind größtenteils Editionen für den Schulunterricht. Zu den ältesten zählen Plutarchae Ronensis (Frankfurt 1620) und Plutarchi Cheaeronensis (Frankfurt 1620).

2.6 Bei den Titeln zur Sprachwissenschaft dominieren die Wörterbücher. Von insgesamt 383 Werken erschienen 4 im 16. Jh, 2 im 17. Jh und 23 im 18. Jh, darunter Septem Linguarum (1746) und ein Deutsch-Griechisches Handwörterbuch von M. Johann Christoph Vollbeding (Leipzig 1790). 352 Drucke stammen aus dem 19. Jh, 11 tragen kein Erscheinungsjahr.

2.7 Zu den Naturwissenschaften einschließlich Mathematik zählen 218 Werke, darunter auch Lehrbücher. 30 Titel weisen kein Erscheinungsjahr auf, 2 lateinische stammen aus dem 17. Jh, 3 aus dem 18. Jh und 210 aus dem 19. Jh. Den Großteil der Werke zur Geographie verdankt das Borromäum dem Nachlaß Carl Hofingers. Zu finden sind u. a. Bernhard Varenius' Geographia Generalis (Amsterdam 1664), Athanasius Kirchers Chinae illustratae (Amsterdam 1667) und Marco Vicenzo Coronellis Speccio del mare del Mediterrano (Venedig 1698). Benedetto Bordones Isolario und Urbis Romae Topographia (beide Basel 1550) liegen als Frühdrucke vor. Auch Claudius Ptolemaeus' Geographia ( o. O. 1552), Sebastian Münsters Cosmographey (Basel 1598) und Hendrik Hondius' Atlas novus (Amsterdam 1638) fehlen nicht. 7 Titel datieren aus dem 18. Jh, 169 aus dem 19. Jh.

2.8 Der Theologie sind 788 Werke gewidmet. Sie verteilen sich auf 10 lateinische aus dem 16. Jh (u. a. Hieronymus Stridonensis' Epistolae, Dillingen 1559), 52 (45 lateinische) aus dem 17. Jh, z. B. Scholia in quatuor Evangelia (Lyon 1610), Jeremias Drexels Gymnasium patientiae (Köln 1634) und Paulus Metzgers Theologia Thomistico-Scholastico (Augsburg, Dillingen 1695). 137 Titel (93 lateinische) stammen aus dem 18. Jh, 583 aus dem 19. Jh. Unter den 143 Publikationen zum Kirchenrecht finden sich 2 lateinische aus dem 16. Jh und 8 lateinische aus dem 17. Jh, z. B. Luis de Molinas De Justitia et Jure Tractatus (Venedig 1611). 38 Werke erschienen im 18. Jh und 95 im 19. Jh.

2.9 Zum Bestand zählen ferner 56 Zeitschriften (4 polnische, 2 englische, eine französische) aus dem 19. Jh; die ältesten sind die Neue theologisch-praktische Monatsschrift zunächst für Seelsorger (1808 ff.) und die Historisch-politischen Blätter, die von 1838 bis 1923 komplett vorliegen. 126 Titel (9 o. J.) wurden zur Gruppe Varia zusammengefaßt, darunter zahlreiche Kalender. 2 lateinische Werke stammen aus dem 17. Jh, 3 Titel aus dem 18. Jh und 112 aus dem 19. Jh. Den größten Schatz des Borromäums stellen die beiden Inkunabeln dar, Werner Rolewincks Fasciculus temporum omnes antiquorum cronicas complectus (Venedig: Erhard Ratdolt 1485) und Quadragesimale Beati Bernardini de christiana religione (Basel: Johannes Amerbach 1492). Sie sind zusammen mit zwei Blättern aus Inkunabeln, deren Provenienz bis dato nicht geklärt werden konnte, in einer Vitrine im Keller ausgestellt.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Ausweis des fürsterzbischöflichen Collegium Borromaeum zu Salzburg am Schlusse des Schuljahres (Programm). Salzburg 1873-1919 [gibt u. a. Auskunft über die Zuwächse der Bibliothek durch Ankäufe, Schenkungen und Verlassenschaften]

Rinnerthaler, Alfred: Die Entkonfessionalisierung des Bildungswesens im Reichsgau Salzburg (Habilitationsschrift, Salzburg 1990, mschr.) [zur Bibliothek S. 48-61 und 86-91]

Stand: Dezember 1994

Diana-Grazia Lauenberg

Andrea Pregernig


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.