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Kuno-Walther-Bibliothek

Adresse. Kirchplatz 4, 07570 Weida [Karte]
Telefon. (036603) 6 25 93
Telefax. (036603) 4 12 75

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Weida in Verbindung mit der Superintendentur Weida
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie des 16. bis 19. Jhs, Geschichte der Vögte von Weida und des thüringischen Vogtlandes.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Zugverbindung ab Gera, vom Bahnhof Weida Fußwegnähe (ca. 25 Minuten) Richtung Zentrum zur " Kirche ohne Turm". A 4 (E 40), Ausfahrt Gera, B 92 nach Greiz; A 9 (E 51), Ausfahrt Triptis, B 281 Richtung Gera, B 2 nach Großebersdorf, B 175 Richtung Weida; A 72 (E 441), Ausfahrt Plauen-Süd, B 92 über Greiz nach Weida. Parkmöglichkeit in der Nähe des Gebäudes.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 An der Stelle einer schon 1267 erwähnten Marienkapelle der Franziskaner wurde um 1350 mit dem Bau der Weidaer Klosterkirche begonnen, der erste Bauabschnitt war 1378 abgeschlossen. 1480 besaß die Klosterbibliothek insgesamt 17 Bde, 1525 war sie auf 84 Werke (106 Bde) angewachsen ( s. u. 4.2). Aus diesem Urbestand stammen die beiden Inkunabeln, die in der heutigen Kirchenbibliothek überliefert sind ( s. u. 2.3). Sie belegen die bis zur mittelalterlichen Klosterbibliothek zurückführende Tradition der Sammlung.

1.2 Nach der 1524 erfolgten Einführung der Reformation durch Johannes Gülden, der 1535 auf der Leuchtenburg bei Kahla enthauptet wurde, wurde bei der Visitation von 1527 verfügt, daß die ehemalige Franziskaner-Klosterkirche als einzige Predigtkirche weitergeführt werden sollte. Sie wurde daraufhin durch den Anbau des Südschiffes erweitert. Bei der Visitation von 1531 wurden in beiden Pfarrkirchen " alte Bücher" vorgefunden, in der St. Peterskirche der Neustadt " in die XXX [30]", die schon bald verloren gingen, und in der Marienkirche der Altstadt " eine Kiste voll" (Francke 1913, S. 3; s. u. 4.2). An anderer Stelle wird erwähnt, daß die " liberey mit viel schenen buchern" noch bestand und daß der Prediger zu Cronschwitz 13 Bde von den Mönchen ausgeliehen hatte, die dem Kloster unbedingt erhalten bleiben sollten.

1.3 Der Übergang von der Kloster- zur Pfarreibibliothek geschah ohne merkliche Unterbrechung, denn als Entstehungsjahr der Pfarreibibliothek wird bei Schwencke (Adreßbuch 1893, S. 358) das Jahr 1531 angegeben. Im einzelnen sind die Vorgänge heute nicht mehr nachvollziehbar, weil das Kirchenarchiv im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, " nicht ein Bogen Akten" blieb übrig (Francke 1913, S. 4; s. u. 4.2).

1.4 Der Neubeginn erfolgte unter Johannes Francke (1604-1684), seit 1632 Rektor der Lateinschule. 1633 plünderte das Adelshofische Reiterregiment die Stadt und setzte sie in Brand. Dabei wurde auch die Marienkirche mitsamt der Bibliothek zerstört. Francke selbst verlor seinen ganzen Hausrat und konnte nur " wenige Bücher" aus seiner Privatbibliothek retten. Außer 4 Luther-Bibeln und Predigttexten enthielt sie polemische und exegetische Literatur. Francke wurde 1636 Diakon, 1643 Archidiakon und 1647 Superintendent. Er setzte seine ganze Kraft für den Wiederaufbau der Kirche ein, der 1644 abgeschlossen werden konnte. Die Ausstattung des Kircheninneren wurde bis 1648 vollendet. Eine lateinische Inschrift an der Ostfläche des Triumphbogens nennt das Jahr 1655 als Abschluß der Kirchenrestauration (Francke, 1914, S. 7; s. u. 4.2). Ermöglicht wurde sie durch Spenden des Kurfürsten von Sachsen, des schwedischen Königs, insbesondere seines Oberfeldherrn Lennart Torstenson (1603-1651), und der Stadt Weida.

1.5 Mit der von Francke 1654 gestifteten Biblia ( s. u. 2.7) begann der Wiederaufbau der Kirchenbibliothek. Die Bibel ist das erste im Katalog eingetragene Werk. Francke erwarb sich große Verdienste um die Bibliothek, die er in " Ermangelung ordentlicher Fonds" z. T. aus eigenen Mitteln vermehrte. 1661 wurde die Kirche bei einem Hochwasser überflutet, die Sakristeibibel kam dabei zu Schaden.

1.6 Mitte des 18. Jhs enthielt die Sammlung " an die 100 Bände meist feiner brauchbarer Werke", die im Superintendentur-Archiv aufbewahrt wurden. Sie war vor allem durch Buchgeschenke vermehrt worden (Dietmann, S. 1246 f.; s. u. 4.2). Zwischen 1683 und 1711 schenkte der Verleger Friedrich Knoche aus Frankfurt a. M. († 1721), ein gebürtiger Weidaer, der Kirchenbibliothek etwa 30, größtenteils aus seiner Verlagsproduktion stammende theologische Werke. Für die Bibliothek bedeutete diese großzügige Geste eine wesentliche Bereicherung. Die von Justus Söffing betreute, 1681 in Rudolstadt gedruckte Bibel schenkte der Weidaer Hufsced Daniel Horn in die Sakristei, er hatte sie selbst mit Messing beschlagen. Daniel Francke trug die Stiftung am 26. Februar 1682 im Band ein.

1.7 Von 1680 bis 1684 (dem Todesjahr Johannes Franckes) war sein Sohn Daniel Francke (1642-1729) ihm als Substitut in Weida beigeordnet. Auch er nahm sich der Kirchenbibliothek an, wie die zahlreichen Stiftungseinträge von seiner Hand belegen. Später wurde er Pfarrer in Teichwitz und Hofbibliothekar des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz(-Weida).

1.8 Nachfolger Johannes Franckes im Amt des Superintendenten war von 1684 bis 1688 der bekannte Astronom Georg Samuel Dörffel (1643-1688). Seine Werke sind in der Bibliothek nicht überliefert, doch wird ein Sammelband mit Kometen-Schriften aus Niederpöllnitz ( s. u. 2.27) mit seiner Person in Zusammenhang gebracht.

1.9 Ende des 18. Jhs stiftete der aus Teichwitz gebürtige Heinrich Gottlieb Francke (1705-1781), ein Sohn Daniel Franckes, zahlreiche juristische Werke und ein Legat für die Kirchenbibliothek, aus dem bis zum Beginn des 19. Jhs regelmäßig Bücher angeschafft wurden. Heinrich Gottlieb Francke war Advokat und Professor in Leipzig, zunächst für Staatsrecht, ab 1762 für Moral und Politik, und Autor zahlreicher juristischer Schriften. Goethe machte 1765 bei ihm einen Antrittsbesuch, der spätere König Friedrich August III. von Sachsen zählte zu seinen Hörern.

1.10 Wahrscheinlich übernahm die Kirchenbibliothek auch Bücher aus der alten Schulbibliothek, was allerdings nicht durch Einträge in den Bänden belegt ist. Das Gebäude der Lindenschule, der Nachfolgerin der bereits 1348 erwähnten Lateinschule, schloß unmittelbar an die Stadtkirche an. Der Kirche und Schule zu Weida schenkte Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach 1817 Rudolph Zacharias Beckers repräsentativen Band Bildnisse der Urheber und Beförderer ... der Religions- und Kirchenverbesserung im 16. Jahrhundert (Gotha 1817).

1.11 Im Jahre 1893 zählte die Bibliothek 321 Bde, darunter 2 Inkunabeln. Sie stand unter der Verwaltung von Kuno Walther (1825-1917), der 1881 als Superintendent und Oberpfarrer nach Weida kam. Die Stadt hat ihm eine Reihe von sozialen Wohlfahrtseinrichtungen, z. B. eine Kinderbewahranstalt, zu verdanken. Walther war auch schriftstellerisch tätig ( s. u. 2.30). Er verfaßte drei Melodramen (Luther, Erstaufführung 1883; Jakob, Erstaufführung 1885, und das Weihnachtsspiel Ruth, die Königsmutter von Bethlehem, 1900). Sein historischer Abriß Das alte Weida mit seinen Kirchen und Klöstern (Weida 1889), eine Grundlage zur Erforschung der Stadtgeschichte, ging aus einem Vortrag im Vogtländischen Altertumsforschenden Verein zu Hohenleuben hervor. Am 30. September 1895 stiftete Walther ein Exemplar des Werkes der Kirchenbibliothek, die nach seinem Tod im Oktober 1917 auch einen großen Teil seiner Privatbibliothek durch seine Witwe zugewiesen bekam. Die Bücher wurden in den Bestand eingearbeitet.

1.12 Am 14. September 1924 wurde das neuerbaute Gemeindehaus an der Stadtkirche St. Marien eingeweiht und die Bibliothek auf dem Dachboden über dem Luthersaal untergebracht.

1.13 Von 1994 bis 1995 erfolgte mit Unterstützung der Ingvar-Kamprad-Elmtaryd-Agunnaryd-Stiftung (IKEA-Stiftung), die damit an die Tradition der " schwedischen Bauhilfe" von 1645/50 anknüpfte ( s. o. 1.4), der Ausbau des Bodens zu einem Lese- und Benutzerraum. Am 15. September 1995 fand die feierliche Eröffnung der Kuno-Walther-Bibliothek statt. Einschließlich der Ephoralbibliothek sind nun sämtliche Bibliotheksbestände an einer Stelle vereinigt. Die Büchersammlung wird laufend ergänzt.

1.14 Die als Depositum in der Kirchenbibliothek aufbewahrte Pfarrbibliothek Forstwolfersdorf kann auf eine über 400jährige Geschichte zurückblicken. Dies belegt ein Eintrag von 1570 im Corpus doctrinae Christianae (Jena 1570) mit dem Wortlaut " in die Kirch und Pfarr Forstwolffersdorff zu einem Inventario erkaufft". Sie enthält außer einigen Schriften von Luther, Johann Arnd(t) und Johann Olearius die Concordia (Dresden 1580) und die Apologia (Dresden 1584), eine Lüneburger Stern-Bibel von 1650 und die Singularia Lutheri (Naumburg und Jena 1664) von Philipp Salzmann. Außerdem werden 22 Bde (Erscheinungsjahre 1661-1674) aus der Pfarrbibliothek Döhlen und ein Sammelband aus Niederpöllnitz (s. u. 2.27) aufbewahrt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Von insgesamt ca. 5000 Bdn gehören 2312 Bde (46 Prozent) zum historischen Bestand (16. Jh 19; 17. Jh 147, 6,4 Prozent; 18. Jh 396, 17,1 Prozent; 19. Jh 1750, 75,7 Prozent). Die Zahlen wurden anhand des Katalogs ermittelt.

2.2 Der Bestand ist zu 92,1 Prozent deutschsprachig (2129 Bde), 145 Bde sind in Latein (6,3 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 44, 18. Jh 22, 19. Jh 70), 13 in Französisch (18. Jh 3, 19. Jh 10), einer in Englisch (19. Jh) und 24 (ein Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 5, 19. Jh 18) in weiteren Sprachen.

2.3 Hinzu kommen zwei Inkunabeln: Johannes Herolts Sermones discipuli de tempore et de sanctis cum promptuario exemplorum (Speyer: Peter Drach 1483; HC 8488) und Sermones Meffreth. alias Ortulus regine de tempore. Pars hyemalis (Basel: Ruppel, um 1490; H 11000).

Systematische Übersicht

2.4 Die standortgebundene Systematik umfaßt 25 Sachgruppen, die für die Beschreibung zu größeren Einheiten zusammengefaßt wurden. Bibeln, Agenden, Gesang- und Gebetbücher (A I) zählen 127 Bde (5,5 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 19, 18. Jh 30, 19. Jh 77). Anhand der Bibelausgaben läßt sich die Entstehungsgeschichte der Bibliothek verfolgen. Sie belegt, wie eng der Bestand mit der Ortsgeschichte Weidas und seinen Bürgern verbunden ist.

2.5 Die Biblia. Das ist: Die gantze heilige Schrifft: Deudsch (Wittenberg: Hans Lufft 1564) wurde 1792 durch M. Benjamin Geithner (1749-1829, von 1788 bis 1829 Superintendent) der Kirchenbibliothek übereignet. Die 1599 bei Tobias Steinmann in Jena gedruckte und in Leipzig durch Henning Grosse verlegte Biblia sacra gehörte, bevor sie in die Kirchenbibliothek gelangte, Christoph Hartmann aus Neustadt/Orla, der sie 1638 erwarb. Die von Andreas Osiander besorgte Bibelausgabe (Frankfurt a. M. 1611) kaufte Johann Henrich Brömel am 30. Oktober 1711.

2.6 Von besonderer lokalgeschichtlicher Bedeutung ist die sogenannte " Flutbibel". Es handelt sich um ein Exemplar der Biblia (Lüneburg 1634/35), mit übersichtlichem Druck und kleinformatigen Holzschnitt-Illustrationen, vor allem bei der Offenbarung des Johannes (23 Bilder). Im vorderen Innendeckel befindet sich ein ausführlicher Eintrag mit einem Chronogramm von Johannes Francke " Weyda, den 25. Septembris, im Jahr: Gott zog MICh aVs Der großen fLVth" [1661]. Durch ein Unwetter am 6. August 1661 hatte die Weida das Kircheninnere überschwemmt und die Bibel mit fortgerissen. Später fand man sie " ganz verderbet" am Wehr des Klosters Mildenfurth, so daß sie neu gebunden werden mußte.

2.7 Vorhanden ist außerdem eine Stern-Bibel von 1641. Die 1650 in Lüneburg erschienene Biblia mit " gründlicher rechtmessiger Erklärung, deutlichen und versta[e]ndlichen Lehrpuncten, Trost und Warnungen" von Lucas Osiander wurde, wie auf dem Einband eingeprägt, durch " Iohannes Francus 1654 in die Superintendentur Weida" gegeben. Besonders wertvoll machen sie der schöne ornamental verzierte Goldschnitt und das gut geformte Beschlagwerk.

2.8 Das von Benedict Arius herausgegebene Novum Testamentum Graecum (Leipzig 1657) wurde von Carl Theophil Schicht 1829 erworben und danach der Kirchenbibliothek übereignet. Die von Abraham Calov kommentierte Biblia Testam. Veteris Illustrata (Frankfurt a. M.: Wust 1672) und die Biblia Novi Testamenti Illustrata (Frankfurt a. M. 1676) wurden der Kirche 1686 gestiftet. Eine Wust-Bibel von 1643 stammt aus der reformierten Kirche zu Neustadt-Eberswalde, die sie 1698 binden ließ.

2.9 Erwähnt seien weiterhin die Biblia sacra quadrilinguia Veteris Testamenti graeci (Leipzig 1747-1751) von Christian Reineccius, die Biblia hebraica (Halle 1720) von Johann Heinrich Michaelis, Die heilige Schrift des alten Testaments (Erlangen 1781) von Georg Friedrich Seiler, die 1783 in die Bibliothek gelangte, und Die Bibel in Bildern von Julius Schnorr von Carolsfeld (Leipzig, um 1860).

2.10 Ein Vollständiges Waydaisches Gesang-Buch (Greiz [1743]) gab der Pastor primarius und Superintendent Johann Christian Mehlhorn (1698-1760, im Amt 1743-1751) heraus, das Dresdnische Gesangbuch, das in Weida in Gebrauch war, ist in Ausgaben von 1774, 1799, 1822 und 1853 im Bestand. Ein anonym erschienenes Geistlich Rauch-Faß (Frankfurt a. M. 1697) und Wochentliche Buß-, Bet- Und Erquick-Stunden (Frankfurt a. M. 1690) von Johann Daniel Wilhelm, Pfarrer zu Kayna im Stift Zeitz, gehören zu den von Friedrich Knoche gestifteten Bänden.

2.11 An exegetischer Literatur (A II) sind 259 Bde vorhanden (11,3 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 27, 18. Jh 42, 19. Jh 188), darunter die Horae hebraicae et talmudicae (Leipzig 1684) von John Lightfoot, hrsg. von Benedict Carpzov, die Außbündige Zerglieder-, Außbreit- und Erklärung Des Send-Briefs deß Apostels Paulus An die Colosser (Frankfurt a. M. 1696) von Johann d'Outrein und Das Schmertzliche Leiden Jesu (Frankfurt a. M. 1707) von Thomas Crenius aus der Knocheschen Schenkung. Dieselbe Provenienz haben das Compendium historiae Judaicae (Frankfurt a. M. 1700) von Johann Jacob Schmidt und ein Sammelband mit theologischen Disputationen von Hilmar Deicnn.

2.12 Die Biblische Erklärung (Leipzig 1678-1681) von Johann Olearius wurde nach einem Vermerk von Daniel Francke 1683 gemeinsam von Johannes Francke, Esaia Hickmann und dem Senat der Stadt Weida erworben. Auf Heinrich Gottlieb Francke gehen die Synopsis Bibliothecae Exegeticae in Vetus Testamentum (Berlin und Halle 1741-1747) und die zweite Ausgabe für das Neue Testament (Leipzig 1735-1740) zurück. Johann Christian Mehlhorns Gründliche Erklärung Der Heil. Schrifft (Leipzig 1738-1742) war ein Geschenk des Autors.

2.13 Die deutschen und lateinischen Schriften von Hieronymus Weller (Leipzig 1702) schenkte 1704 Regina Maria Caroli, geb. Dörffel, zur Erinnerung an ihren Ehemann, Superintendent seit 1690 und Nachfolger von Gottfried Caroli Dörffel (1635-1703). Aus dem Franckeschen Legat finanziert wurden 1785 Johann Gottfried Herders Vom Geist der Ebräischen Poesie (Dessau 1782-1783) und Johann David Michaelis' Einleitung in die göttlichen Schriften des Neuen Bundes (Göttingen 1777), 1787 folgte dessen Mosaisches Recht (Reutlingen 1785). Zu erwähnen sind zudem Johann Friedrich Kleukers Johannes, Petrus und Paulus als Christologen betrachtet (Riga 1785) und Karl Geroks Von Jerusalem nach Rom (Gütersloh 1882), eine Apostelgeschichte in Bibelstunden.

2.14 Die Gruppe Kirchengeschichte (A III) umfaßt 153 Bde (6,6 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 2, 18. Jh 9, 19. Jh 133). Vorhanden sind die Magdeburger Centurien (Ecclesiastica historica, Basel 1564-1569), von Christoph Hartknoch die Preussische Kirchen-Historia (Frankfurt und Leipzig 1686), von Gottfried Arnold Die Erste Liebe (Altona 1722; Provenienz Kuno Walther) und die Bände 3 und 4 seiner Unpartheyischen Kirchen- und Ketzerhistorie (Frankfurt a. M. 1729), von Ludwig Thimotheus Spittler der Grundriß der Geschichte der christlichen Kirche (Göttingen 1782) und von Gottlieb Jakob Planck die Neueste Religionsgeschichte (Lemgo 1787-1793). Unter den Ausgaben des 19. Jhs finden sich Werke von Johann Ernst Christian Schmidt, Johann Georg Veit Engelhardt, August Friedrich Gförer, Johann Karl Ludwig Gieseler, Karl Rudolf Hagenbach, Leopold von Ranke und Richard Rothe.

2.15 Zu den Lutherana (A IV) zählen 59 Bde (2,6 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 19, 18. Jh 16, 19. Jh 22), darunter die bei Zedler in Leipzig erschienenen Schrifften und Wercke (Leipzig 1729-1734, Anhang und Register 1740).

2.16 Dogmatik (A V) und Ethik (A VI) umfassen 150 Bde (6,5 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 22, 18. Jh 13, 19. Jh 113). Die Stattliche Außführung der Ursachen ( o. O. 1564) bezog sich auf das Konzil von Trient, angebunden wurde Des Papsts und seiner Geistlichen Jarmarckt ( o. O. 1558) von Sebastian Mayer. Aus Walthers Besitz stammt Augustinus' De Civitate Dei (Frankfurt a. M. und Hamburg 1661). Johann Binchs Schatz über alle Schätze (Frankfurt 1658), Der wahre Inwendige und Außwendige Christ (Hamm? 1679 und Frankfurt a. M. 1682) von Wilhelm Dieterici, die Theologia positivo-polemica (Frankfurt 1683) von Hieronymus Kromayer und ein Entdeckter und sehr gefährlicher Stein des Anstosses (Frankfurt a. M. 1696) von Jeremia Dyk sind Teil der Knocheschen Schenkung. Aus dem Franckeschen Legat angeschafft wurden in den Jahren 1784 und 1785 die Briefe, das Studium der Theologie betreffend (Teil 1-3, Weimar 1780-1781), Über die Vorsehung (Leipzig 1780-1781) von Heinrich Sander, Christlicher Religionsunterricht (Nürnberg und Altdorf 1785-1791) von Johann Christoph Döderlein und Die Weihnachtsfeier, ein Gespräch (Berlin 1837) von Friedrich Schleiermacher.

2.17 Zur Ethik liegt als ältestes Werk Enchiridion militis Christiani (Leipzig 1522) des Erasmus vor. Von dem Superintendenten Christian Feustel (1656-1729, im Amt 1704-1720) ist die Schrift Mosis und Aarons Gott-gefällige Wechsel-Liebe (Grimma und Leipzig 1724) vorhanden. Für das 19. Jh sind u. a. Schriften von Ernst Sartorius, Richard Rothe, Heinrich Ritter und Alexander von Oettingen zu nennen.

2.18 Zur Homiletik (A VII) und Katechetik (A VIII) sind 300 Bde vorhanden (12,9 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 22, 18. Jh 14, 19. Jh 263). Drey Leichpredigten (Dresden 1586) auf den Tod Herzog Augusts von Sachsen verfaßte der aus Weida stammende Dresdener Hofprediger Martin Mirus, das Geistliche Hand-Buch Der Kinder Gottes (Halle 1668) von Johann Olearius wurde 1669 für die Superintendentur Weida gebunden. 1683 wurde das Gymnasium patientiae = Christliche Geduld-Schule (Halle 1668) von Olearius gekauft. Martin Geiers Zeit und Ewigkeit (Leipzig 1680) stiftete 1685 Hans Georg von Karlwitz, Obrist-Leutnant zu Fuß. Gottfried Caroli gab 1687 den Seelen-Schatz (Leipzig 1687) von Christian Scriver in die Bibliothek, die Predigten (Frankfurt a. M. 1720) von Johannes Tauler gehen auf Kuno Walther zurück. Von Christian Franz Paullini sind die Zeit-kürtzende Erbauliche Lust (Frankfurt a. M. 1695-1697) und ein Philosophischer Feyerabend (Frankfurt a. M. 1700) vorhanden. Die Sammlung einiger Predigten besonders in Rücksicht auf Leidende (Leipzig 1786) von Johann Samuel Fest schenkte die Weimarer Großherzogin Maria Pawlowna dem Hospital in Weida. Zur Katechetik sind anzuführen Zweymal zwey und funfzig Auserlesene Biblische Historien (Leipzig 1767) von Johann Hübner und das Andachtsbuch für Kinder (Eisenberg und Leipzig 1790) von dem Eisenberger Lehrer Johann Friedrich Gotthard Krause.

2.19 Unter den 34 Bdn zur Liturgik und Kirchenmusik (A IX; 1,5 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 32) finden sich das Rituale ecclesiasticum (Jena 1705) von Caspar Calvör, die Sammlung christlicher Lieder Psalter und Harfe (Leipzig 1847-1849) von Carl Johann Philipp Spitta und die Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs (Stuttgart 1866-1876) von Eduard Emil Koch.

2.20 Zur Kirchen- und Konfessionskunde (A X) und zur Inneren Mission (A XI) sind 58 Bde (2,5 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh einer, 18. Jh einer, 19. Jh 55) im Bestand, darunter Das Wesen des Jesuiten-Ordens (Leipzig [1850]) von Heinrich von Orelli.

2.21 Die Gruppe " Psychologie, Philosophie" (A XII) enthält 62 Bde (2,7 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 3, 19. Jh 55). Johann Gottfried Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (1784-1787) wurden 1787 aus dem Franckeschen Legat angeschafft, vorhanden ist auch das Lehrbuch der Geschichte der Philosophie (Jena 1836) von Ernst Reinhold.

2.22 Die Fächer " Kirchenrecht, Praktische Theologie" (A XIII) sind mit 48 Bdn (2,1 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 7, 19. Jh 39) vertreten, darunter das Museum ministri ecclesiae (Leipzig 1690) von Johann Friedrich Mayer, die ersten beiden Stücke der Zeitschrift Theologia pastoralis practica (Magdeburg und Leipzig 1737) und das Ius ecclesiasticum protestantium (5 Bde und Suppl., verschiedene Auflagen, Halle 1747-1763) von Justus Henning Böhmer, 1819 aus dem Franckeschen Legat erworben.

2.23 An Nachschlagewerken (A XIV) stehen 61 Bde (2,6 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 4, 19. Jh 55) zur Verfügung. 1683 stiftete Friedrich Knoche die Biblia numerata (Frankfurt a. M. 1674) von Johann Georg Dorsch. Das Novi Testamenti Jesu Christi graeci, hoc est, originalis linguae Tameion von Erasmus Schmid (Wittenberg 1638) übergab Daniel Francke 1694 der Bibliothek. Vorhanden sind daneben die Lehrreiche Oratorische Schatz-Kammer (Frankfurt und Leipzig 1701) von Christian Weidling, die Vollständige Anweisung zur Deutschen Orthographie ( Wien 1803) von Johann Christoph Adelung und die Real-Encyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (21 Bde, Hamburg 1854-1868).

2.24 Zur Profangeschichte (B I) einschließlich der Kulturgeschichte und verwandter Gebiete (B II) sind 144 Bde (6 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 4, 19. Jh 136) vorhanden, darunter die Continuirte Einleitung zu der Historie der vornehmsten Reiche und Staaten von Europa (Frankfurt a. M. 1686-1710; Provenienz Knoche), Die Deutsche Geschichte für Gymnasien und Schulen (Erlangen 1831) von Carl Wilhelm Böttiger und die Geschichte des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach für Schule und Haus (Weimar 1852) von Karl Helmrich, Rektor der Bürgerschule zu Allstedt, sowie die Biographien Francesco Petrarca (Altenburg und Leipzig 1818; Provenienz O. L. K. Wolff) von Carl Ludwig Fernow, hrsg. von Ludwig Hain, und Karl von Raumer's Leben, von ihm selbst erzählt (Stuttgart 1866). Von dem bei Perthes in Hamburg erschienenen Vaterländischen Museum ist Band 1 (1810) vorhanden.

2.25 Die Gruppen Deutsche Literatur (B III) und Fremdsprachliche Literatur (B IV) umfassen 276 Bde (11,9 Prozent; 18. Jh 142, 19. Jh 134). Die von Friedrich Nicolai herausgegebene Allgemeine deutsche Bibliothek ist mit 138 Bdn (Bd 1, 1765-118, 1796 mit Anhängen) im Bestand. Sie wurde durch Benjamin Geithner " aus der Gellertschen Bücherauction zu Leipzig im Mon. Jul. 1770 gekauft". Mit Werkausgaben sind u. a. Lessing, Gottlieb Conrad Pfeffel, Goethe, Schiller und Adelbert von Chamisso vertreten. Ossian's Gedichte. Nach Macpherson ( Wien 1808), übersetzt von Ludwig Schubart, stammen aus dem Besitz eines seiner Schüler, der sie von " seinem väterlichen Freund" geschenkt bekam. Werke von Caesar, Cicero, Horaz, Tacitus, Homer und Sophokles sind in Schulausgaben vorhanden, die aus der Bibliothek von Kuno Walther stammen.

2.26 Naturkunde (B V) und Geographie (B VI) betreffen 58 Bde (2,5 Prozent; 17. Jh 22, 18. Jh 8, 19. Jh 28), darunter Natur, Menschenleben und Vorsehung für allerley Leser (Bd 1, 3-6, Leipzig 1796) von Johann August Ephraim Goeze aus der Provenienz des " Frauenvereins zu Weida" (1851) und Helvetiens Flora (Zürich 1822) von Johann Rudolf Suter. Erwähnenswert sind die mit zahlreichen Karten illustrierten Reisen um die Welt (Frankfurt a. M. 1786) von Pierre-Marie-François de Page und die Reise nach Syrien und Aegypten in den Jahren 1783, 1784, 1785 (Jena 1788) von Constantin-François Volney.

2.27 Besondere Aufmerksamkeit verdient ein Sammelband aus Niederpöllnitz mit astronomischen Drucken, z. B. aus Breslau, Hamburg, Leipzig und Königsberg, die zwischen 1662 und 1672 erschienen sind, darunter Him[m]lischer Contemplation Spiegel (Lübeck und Ratzeburg 1665) von Vitus Brehmer, ein Einfältiges Bedencken über den Neuen und erschrecklichen Comet-Stern (Frankfurt/Oder 1664), Cometologia oder Anmerckung und Natürliche Mutssung von den Cometen (Hamburg 1665) von Gebhard Himsel und ein Warhafftiger Bericht Von dem Cometen, Welcher im Mertzen dieses 1672. Jahrs erschienen von M[agister] G[eorg] S[amuel] D[örffel] (1672).

2.28 Unter den 71 Bdn zur Rechtswissenschaft (B VII; 3,1 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 16, 19. Jh 54) findet sich Samuel Pufendorfs De jure naturae et gentium libri octo (Frankfurt a. M. 1684). Der Codex Augusteus, Oder Neuvermehrtes Corpus Juris Saxonici (Leipzig 1724) von Johann Christian Lünig wurde durch Heinrich Gottlieb Francke, einen Enkel des Bibliotheksgründers, gestiftet. Die erste (Leipzig 1772) und zweite (Leipzig 1805-1806) Fortsetzung dieses Standardwerkes sind ebenfalls vorhanden.

Im Bestand sind auch die Weimarer Landtagsverhandlungen (1823-1865) und das Staatshandbuch für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach (1827-1913; mit Lücken).

2.29 Zeitschriften, Kalender (C I) umfassen 407 Bde (17,6 Prozent; 18. Jh 84, 19. Jh 323), darunter Schlözer's Sta[a]t-Anzeigen (Bd 1-12, 1782-1788), die Jenaer Allgemeine Literatur-Zeitung (1785-1798), ein in Halle erscheinendes Neues Journal für Prediger (Bd 1-3, 1789-1790) und das Weimarische officielle Wochenblatt (1816-1832) mit der Fortsetzung Weimarische Zeitung (1832-1879). Der canonische Wächter (Jg. 1-2, 1830-1831) wurde von Alexander Müller herausgegeben. Die Jenaer Beiträge zu den theologischen Wissenschaften (Bd 1-6, 1851-1855), die Allgemeine kirchliche Chronik (Jg. 1-15, 1854-1868) und das Kirchen- und Schulblatt in Verbindung (Jg. 1-68, 1851-1919; Jg. 1920: Kirchenblatt für Sachsen-Weimar-Eisenach) kursierten vermutlich in Lesezirkeln.

2.30 Die Gruppe Heimatgeschichte (C II; 21 Bde; 18. Jh einer, 19. Jh 20) wird laufend ergänzt. Vorhanden sind das Sagenbuch des Voigtlandes (Gera 1871) von Robert Eisel und Schriften von Kuno Walther, darunter zum Lutherjubiläum 1883 eine vierseitige Beilage zur Weidaer Zeitung, eine 1888 ebenfalls in der Weidaer Zeitung erschienene Lebensbeschreibung des Superintendenten und Astronomen Georg Samuel Dörffel sowie eine Studie über den zweimaligen Konfessionswechsel des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz(-Weida).

2.31 Unter Verschiedenes (C III) sind 29 Bde (1,3 Prozent; 19. Jh) zusammengefaßt. Zu erwähnen sind ein Schlesisches Kochbuch für junge Hausmütter (Breslau 1819) und die von " einem praktischen Gebirgslandwirthe" verfaßte Schrift Über Verbesserung der Bauer[n]wirthschaften im sächsischen Erzgebirge (Dresden und Leipzig 1840; Provenienz " Local-Frauen-Verein zu Weida, 1851"). Die Handbücherei enthält Bibeln, Gesangbücher, Handreichungen, Agenden und Amtsblätter des 20. Jhs für den Dienstgebrauch.

3. KATALOGE

Katalog der Kuno-Walther-Bibliothek Weida

[mschr., 79 Bl.; in Listenform, 25 Sachgruppen, um 1960 entstanden]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv der Superintendentur Weida: Akten, die Bibliothek betr. [enthält u. a.: Zur Einweihung der Historischen Schul- und Kirchenbibliothek und Bücherarchiv " Kuno Walther" (am 15. September 1995) von Kurt Häßner, mschr.]

4.2 Darstellungen

Dietmann, Karl Gottlob: Die gesamte der ungeänderten Augsp. Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen und denen einverleibten Landen. Teil 1, Bd 3. Dresden und Leipzig [1754] [betrifft Weida S. 1225-1303]

Francke, Heinrich Gottlieb: Schicksale und Beschreibung des Franziskanerklosters in Weida und seines Gotteshauses, der heutigen Stadtkirche. Hohenleuben 1913

Francke, Heinrich Gottlieb: Kurzer illustrirter Bericht über die Stadtkirche, die eingegangenen Gotteshäuser und Pflegstätten der Stadt Weida. Weida 1914 Schmidt, Joseph: Die Bibliothek des Franziskanerklosters Weida. In: Franziskanische Studien 17 (1930) S. 90-96

Niese, Paul: Superintendent Johannes Francke (1604-1684). Weida 1936 Niese, Paul: Superintendent Dr. Friedrich Ludwig, Kirchenrat Kuno Walther, Superintendent Alfred Leberl. Weida 1938 (Die evangelischen Geistlichen Weidas seit der Reformation 2)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Niese, Paul: Einige Ergänzungen zur Daßlerschen Chronik. In: Weidaer Geschichtsblätter 2 (1921) S. 27-41 [S. 28-29 über die " Flutbibel"]

Stand: September 1996

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.