FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Kurfürst-Maximilian-Gymnasiums

Adresse. Kanzelmüllerstr. 90 1/2, 84489 Burghausen [Karte]
Telefon. (08677) 2092
Telefon. (08677) 2093

Unterhaltsträger. Stadt Burghausen, Landkreis Altötting
Funktion. . Gymnasialbibliothek. Teilbibliothek der Stadtbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf räsenzbestand). Benutzung nach Vereinbarung. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof. A 92 (München-Deggendorf), Ausfahrt Landau, B 20 oder B 12 ab München. Beschränkte Parkmöglichkeit.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Kern des Buchbestandes des heutigen Kurfürst-Maximilian-Gymnasiums in Burghausen geht auf die Bibliothek des 1629 gegründeten Jesuitencollegiums zurück. Bereits vor Gründung der Schule waren Jesuiten schulisch in Burghausen tätig. An das Gymnasium wurde 1726 ein Lyceum mit zweijährigem Philosophiekurs angeschlossen, in dem auch Naturwissenschaften gelehrt wurden. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 konnte das Lyceum zunächst erhalten werden. Der Unterricht wurde in der Folgezeit im wesentlichen von den Klöstern Raitenhaslach, Aldersbach und Fürstenzell getragen. Nach der Aufhebung des Gymnasiums im Jahre 1799 wurde 1831 endgültig wieder eine Lateinschule in Burghausen eingerichtet, die 1872 zum heutigen Gymnasium erhoben wurde.

1.2 Die Bibliotheksgeschichte ist mit der Geschichte der Schule eng verknüpft. Der heutige Buchbestand stellt nur noch einen Bruchteil dessen dar, was im ehemaligen Jesuitengymnasium nachweislich vorhanden war. Die ersten Bücher wurden bereits von den vor der Gründung der Schule in Burghausen tätigen Jesuiten mitgebracht. Viele Bücher wurden wie die datierten Besitzvermerke des Burghauser Collegiums zeigen in den Jahren unmittelbar nach der Gründung angeschafft. Etliche Bände stammen ursprünglich aus Privatbesitz. Bis zum Jahre 1815 war der Bestand auf etwa 8000 bis 9000 Bde angewachsen ( s. u. 4.2, Ruf, S. 145).

1.3 Die Bibliothek blieb auch nach 1773 an ihrem Ort, wechselte aber mehrfach den Besitzer. Nach der Säkularisation erhielt die Schulbibliothek in Burghausen Bücher und andere Lehrmittel aus dem Zisterzienserkloster Raitenhaslach ( s. u. 4.1, Archivalien im Hauptstaatsarchiv München). Im Jahr 1824 wurde vom Kreisrat Markus Joseph von Göhl ein Katalog der Bibliothek angefertigt.

1.4 In der Folgezeit wurden die Bestände stark dezimiert. Nachdem die Staatsbibliothek 1835 Interesse bekundet, aber keine Bücher entnommen hatte, wurden 1835 und 1839 die Benediktiner in Scheyern und von St. Stephan in Augsburg zur Übernahme geeigneter Bestände aufgefordert. Auch die Studienanstalten in Passau und Landshut erhielten Bücher aus Burghausen. Es handelte sich allerdings nur um relativ geringe Mengen. In Scheyern sind heute noch ca. 240 Bde in der dortigen Klosterbibliothek vorhanden.

1.5 Im Jahre 1860 baten die Kapuziner in Burghausen um die Überlassung der ehemaligen Jesuitenbibliothek. Daraufhin begutachtete der Direktor der Hof- und Staatsbibliothek München die Bestände und forderte 1861 einen Teil für die Staatsbibliothek an; 117 Druckwerke in 133 Bdn und 61 Hss. wurden nach München geschickt. Die übrigen Bücher wurden den Burghauser Kapuzinern zur Benutzung überlassen, unter Vorbehalt des Staatseigentums und mit der Auflage der Konservierung und Katalogisierung. Das Duplikat des Katalogs wurde 1863 der Hof- und Staatsbibliothek übergeben (Cbm C 313). Er verzeichnet 2338 Werke in 2978 Bdn, darunter 54 Inkunabeln. Der Verbleib der übrigen 4000 bis 5000 Bde, die gegenüber der Schätzung von 1815 fehlen, bleibt ungeklärt. Die Kapuziner gaben die Bücher des ehemaligen Jesuitencollegiums 1953 an die Oberdeutsche Provinz der Jesuiten zurück. Sie wurden in der Folgezeit an verschiedene Niederlassungen verteilt. Der größte Teil befindet sich (mit dem Original des Katalogs von 1863) im Archiv der Oberdeutschen Provinz in München (s. Eintrag dort).

1.6 Etwa ab 1872 wurde die Bibliothek systematisch als Lehrer- und Schülerbibliothek ausgebaut. Die Bestände des 19. Jhs sind größtenteils nach der Duisburger Systematik in Sachgruppen geordnet, während die wenigen noch vorhandenen älteren Bücher ungeordnet und unkatalogisiert aufgestellt sind.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Aus dem Zeitraum vor 1900 sind 2134 Titel vorhanden. Der Bestand vor 1800 umfaßt 3 Inkunabeln und 109 weitere Werke (321 Bde); davon entfallen 24 (23 Bde) auf das 16. Jh, 34 (65) auf das 17. Jh und 51 (233) auf das 18. Jh. Relativ wenige Titel (ca. 60) stammen aus der Frühzeit des 19. Jhs, wohl wegen der diskontinuierlichen Geschichte der Schule in dieser Zeit. Insgesamt sind aus dem 19. Jh 2022 Titel vorhanden.

2.2 Für die Zeit vor 1800 überwiegt das Lateinische mit ca. 66 Prozent, gefolgt vom Deutschen mit ca. 33 Prozent. Weitere Sprachen sind in diesem Zeitraum nicht vertreten. Im 19. Jh überwiegt das Deutsche; nur etwa 10 Prozent der Titel sind in lateinischer, je etwa 5 Prozent in griechischer und französischer Sprache; Englisch und Italienisch sind kaum vertreten.

Systematische Übersicht

2.3 Bei den Inkunabeln handelt es sich um Cicero, De oratore (Venedig 1485, GW 6750); Petrus Berchorius, Repertorium morale (Nürnberg 1499, GW 3867); Valerius Maximus, Dicta et facta (Venedig o. J., Hain 15785). Zwei Jesuitendramen, die in Burghausen aufgeführt wurden, haben sich in der Schulbibliothek erhalten: Ambitio per Estherem in Amano triumphata (1666) und Triumphatus per crucem a Theodosio Eugenius Tyrannus (1724).

2.4 Die Bestände betreffen im wesentlichen unterrichtsrelevante Gebiete. Entsprechend ist die theologische Literatur kaum vertreten. Auch jesuitische Literatur ist nur spärlich vorhanden, so Joseph Stöcklein, Der neue Welt-Bott (Augsburg und Grätz 1726 ff.), Continuatio des neuen Welt-Botts (Augsburg und Grätz 1727); Philippus Brietius, Annales mundi sive chronicon universale ( Wien 1727); Jean Crasset, Ausführliche Geschicht der in dem äussersten Welt-Theil gelegenen Japonesischen Kirch (Augsburg 1727); Erasmus Franciscus, Ost- und West-Indischer wie auch Sinesischer Lust- und Staats-Garten (Nürnberg 1668). Zum Recht und Kirchenrecht sind 8 Titel vorhanden. Die Jesuitica stammen weitgehend aus Raitenhaslach, sind also nicht originaler Besitz.

2.5 Relativ umfangreich sind die Bestände in den historischen Disziplinen. Aus der Zeit vor 1800 stammen ca. 45 Titel. Besonderes Gewicht liegt auf der bayerisch-österreichischen Geschichte; neben Werken Johann Adlzreiters und Carl Meichelbecks finden sich die Annales Boicae und die Monumenta Boica. Weitere Schwerpunkte bilden Werke zur Kirchengeschichte ( u. a. Claude Fleurys Historia ecclesiastica) und zur Genealogie. Hervorzuheben sind das Theatrum Europaeum (1618-1718) und Werke Samuel Pufendorffs. Aus dem 19. Jh sind knapp 400 Titel zu historischen Themen vorhanden, dazu 65 Titel heimatkundlichen Inhalts.

2.6 Bei den Philologien konzentrieren sich die Bestände vor 1800 auf die lateinischen Autoren (15 Texte und Übersetzungen); dazu kommen Lexika, philologische Schriften und Kommentare (5 Titel) sowie rhetorische Texte (3 Titel). 3 Titel betreffen die deutsche Philologie und Sprache. Mit Athanasius Kirchers Oedipus Aegyptiacus (1653) und Bartholomaeus Ziegenbalgs Grammatica damulica (1716) sind auch andere Philologien vertreten. Die Bestände des 19. Jhs sind auf verschiedene Sachgruppen verteilt. Unter der Rubrik " Sprache" finden sich 219 Titel, im wesentlichen zur Klassischen Philologie. Dazu kommen 164 Titel zur Literaturwissenschaft, 113 Titel aus der deutschen Literatur und jeweils ca. 100 Ausgaben der griechischen und römischen Schriftsteller aus allen Gebieten, vornehmlich Schulausgaben.

2.7 Die pädagogische Literatur beginnt mit Texten der Aufklärung (Gedike, Knigge, 3 Titel vor 1800). Aus dem 19. Jh finden sich 370 Titel, darunter auch etliche Fachzeitschriften. Zu erwähnen sind " Unterrichtswerke" mit ausgefalleneren Themen wie Leonhart Fronsperger, Kriegsbuch (Fankfurt a. M. 1596) und Wolf von Hohberg, Georgica curiosa (Nürnberg 1682, unvollständig). An philosophischen Texten aus der Zeit vor 1800 finden sich 3 Titel der Aufklärungsphilosophie (Johann Jakob Engel, Gottsched, Herder), eine Montaigne-Ausgabe sowie Werke Ciceros in verschiedenen Ausgaben. Aus dem 19. Jh liegen 70 Titel vor, darunter die Werke der antiken Philosophen in Schulausgaben.

2.8 Die Naturwissenschaften sowie ihre Nachbardisziplinen sind mit 14 Titeln vor dem 19. Jh schwach vertreten. Darunter sind Claude François Milliet de Chales, Cursus seu mundus mathematicus (Leyden 1690) und Athanasius Kircher, Ars magna lucis et umbrae (Amsterdam 1671), Ars magna sciendi (Amsterdam 1669), Mundus subterraneus (Amsterdam 1678) sowie 5 medizinische Titel des 16. Jhs von Hippokrates und Galen sowie Conrad Gesners Historia animalium (Frankfurt 1617). Aus dem 19. Jh stammen ca. 80 Titel zur Mathematik und Naturwissenschaft; dazu kommen 42 geographische Werke.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Kataloge in Burghausen:

Systematischer Bandkatalog

[2 Bde, 7 Supplementbände, hschr.; nach Sachgruppen geordnet, begonnen mit der Neugründung des Gymnasiums um 1872, fortgeführt bis zur Erstellung des Zettelkatalogs]

Bandkatalog der Neuzugänge 1888-1922

[3 Bde; hschr.]

Systematischer Katalog

[begonnen 1984, in Zettelform, nach der Duisburger Systematik; erfaßt den größten Teil der Bestände des 19. Jhs]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetische Kataloge

[drittes Viertel des 18. Jh erstellt; verzeichnen Verfasser und Anonyma; BSB München, Cbm C 302 und C 303]

Katalog des ehemaligen Jesuitencollegiums

[erstellt anläßlich der Übergabe an die Burghauser Kapuziner 1861; Katalog im Archiv der Oberdeutschen Provinz München, Kopie in BSB München, Cbm C 313]

Katalog der an das Kloster Scheyern übergebenen Bände [im Klosterarchiv; Nachweis im dortigen Provenienzverzeichnis, s. u. 4.1]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Staatsbibliothek München: A.-Reg. B I. Burghausen. Unterlagen über das Gesuch der Kapuziner von 1860, die Bestandsuntersuchung 1860, die Entnahme von Büchern durch die Hof- und Staatsbibliothek 1861 und die Übergabe an die Kapuziner 1861

Hauptstaatsarchiv München: KL Fasz 611/10: " Verzeichniß derjenigen Stüke und Bücher, welche zur Feyertags-Schule nach Burghausen bestimmt worden." Hauptstaatsarchiv München: MK 20351: Aktenstücke aus der Zeit von 1835 bis 1839 zur Bücherlieferung an St. Stephan in Augsburg und Scheyern

Klosterarchiv Scheyern: Ek 30,1 und Ek 30,2: Schenkungsurkunde und Katalog der Schenkung

4.2 Darstellungen

Buchleitner, Alois: Kurfürst-Maximilian-Gymnasium Burghausen. München, Zürich 1981 (Schnell, Kunstführer Nr. 1288) Buchleitner, Alois: Schule mit Tradition im Wandel der Zeiten. 360 Jahre Kurfürst-Maximilian-Gymnasium Burghausen. Burghausen 1989

Cammerer, Clemens: Kurzer Rückblick auf die Geschichte des Kgl. humanistischen Gymnasiums Burghausen während der ersten 25 Jahre seines Bestehens (1872-1897). Burghausen 1897

Ruf, Paul: Säkularisation und Bayerische Staatsbibliothek. Band I. Die Bibliotheken der Mendikanten und Theatiner (1799-1802). Wiesbaden 1962, S. 139-146

Behringer, Norbert: Ein Streifzug durch die alten Bestände der Bibliothek des Kurfürst-Maximilian-Gymnasiums Burghausen bis zum Jahr 1799. In: Festschrift 350 Jahre Kurfürst-Maximilian-Gymnasium Burghausen. Burghausen 1979, S. 86-92 (Burghauser Geschichtsblätter 35)

Stand: Juli 1993

Barbara Ziche

Paul Ziche


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.