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Landesbibliothek

Adresse. Schloß Ehrenburg, 96450 Coburg [Karte]
Telefon. (09561) 7 67 57
Telefax. (09561) 9 96 22
Bibliothekssigel. <70>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Wissenschaftliche Regionalbibliothek (die Region reicht weit nach Thüringen hinein).
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Wissensgebiete. 2. Besondere Sammelgebiete: Thuringica, Schrifttum über die ehemals ernestinisch-thüringischen Gebiete aus allen Epochen.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Ausleihe, Katalogsaal: Montag bis Donnerstag 10-17 Uhr, Freitag und Samstag 10-13 Uhr; Lesesaal: Montag bis Donnerstag 10-13 Uhr und 14.30-17 Uhr, Freitag und Samstag 10-13 Uhr; im August Montag bis Freitag 10-13 Uhr; in der Regel Sofortbedienung. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. PC-Terminals für Katalog, Kopiergeräte (nur für neuere Forschungsliteratur), Mikroform-Lesegeräte, Reader-Printer, Fotowerkstatt für Mikrofiches, Mikrofilme etc.
Gedruckte Informationen. Informationsblätter.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert. Unterkunftsmöglichkeit im Schloß Ehrenburg vorhanden. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten) oder Busverbindung (Linien 1, 4, 5, 6, 7) bis Haltestelle Markt. A 7, Ausfahrt Schweinfurt-Niederwerrn, B 303; A 73 bis Bamberg, B 4; A 9, Ausfahrt Münchberg-Nord, B 289; B 4 Erfurt-Bamberg. Parkmöglichkeit auf dem Großparkplatz Anger oder im Parkhaus Mauer.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Landesbibliothek Coburg geht auf eine Gründung Johann Ernsts von Sachsen-Coburg im Jahre 1547 zurück. Es handelte sich um eine völlige Neugründung, da die in Coburg und Umgebung belegbaren Büchersammlungen aus früherer Zeit in den Wirren der Reformationszeit untergegangen waren. Die heute in der Landesbibliothek vorhandenen Hss. und Inkunabeln sind spätere Erwerbungen. 1590 gelangte die Bibliothek Johann Friedrichs des Mittleren (1529-1595) nach Coburg. Nach dem erhaltenen Katalog von 1590 umfaßte die Theologie 52 Prozent des Bestandes, die Geschichte 23, Kunst und Philologie 17, die Medizin 4,6 und die Jurisprudenz 3,4 Prozent. 1632 wurden die Bücher ein Raub der Wallensteinschen Truppen, bis auf 21 Drucke und Hss., die in der Bibliothek des Gymnasiums Casimirianum ( s. u. 1.11) und in anderen Sammlungen nachzuweisen sind.

1.2 Während des gesamten 17. Jhs stand die Erwerbungspolitik im Zeichen der Pläne zur Gründung einer Universität in Coburg, deren Keimzellen das unter Herzog Johann Casimir (1564-1633) 1607 gegründete Gymnasium Casimirianum und dessen Bibliothek sein sollten. Nach dem Tode des kinderlosen Herzogs Albrecht von Sachsen-Coburg († 1699) entbrannte unter seinen Brüdern ein Erbfolgestreit, der bis 1735 andauerte. Ungeachtet dieser Streitigkeiten wurde ein großer Teil der stark erweiterten Hofbibliothek, die Albrecht testamentarisch dem Casimirianum vermacht hatte, 1701 mit der dort befindlichen Bibliotheca vetus räumlich vereinigt.

1.3 Im 18. und beginnenden 19. Jh entfaltete sich unter den Herzögen Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld (reg. 1764-1799) und vor allem dessen Sohn Franz Friedrich Anton (1750-1806, reg. 1799-1806) eine rege Sammlertätigkeit. Mit Unterstützung des Bibliothekars Johann Gottlob Aulig (1728-1807), seines Nachfolgers Friedrich Karl Forberg (1770-1848) und in literarischen und künstlerischen Angelegenheiten auch durch den Schriftsteller und Staatsmann Moritz August von Thümmel (1738-1817) erwarb man gleichermaßen Bücher, Gemälde, Graphik, Münzen, geologische und archäologische Bodenfunde, für Sammelzwecke präparierte Pflanzen und Tiere (Schmetterlinge). Die beiden Herzöge waren stark von der Aufklärung beeinflußt. So schrieb Ernst Friedrich schon 1750 seinen Namen in Erstausgaben der Werke Voltaires. Zusammen mit Aulig (tätig bis ca. 1800) und dem Fichte-Anhänger und Atheismusstreiter Forberg (tätig in Coburg 1801-1826) versuchte vornehmlich der Erbprinz und Herzog Franz Friedrich Anton, die dann sogenannte Hof- und Staatsbibliothek im enzyklopädistischen Stil auszubauen. Dieser umfassende Sammlungsstil wurde nie vor- und nachher in Coburg erreicht. Der Bestand fand eine Entsprechung in den zeitgenössischen Sammlungen des Casimirianums. Hiermit wurden die Grundlagen für die heutigen Coburger Sammlungen gelegt, die sich auf die Landesbibliothek, die Kunstsammlungen der Veste und das Naturmuseum verteilen.

1.4 Die Bemühungen Franz Friedrich Antons um Reformierung der Staatsfinanzen und Modernisierung der Verwaltung fanden ihren Niederschlag auch im Regulativ für die am Anfang des 19. Jhs sich neben der Hofbibliothek herausbildende sogenannte Geschäftsbibliothek. Das Regulativ legte die Schwerpunkte der Erwerbungspolitik und die Verteilung der Mittel auf die einzelnen Fächer fest. Die damit verbundene großzügige Förderung fand im 19. Jh keine Fortsetzung, da die Herzogliche Privatbibliothek institutionalisiert und vom Haus Coburg die Gothaer Bibliothek bevorzugt wurde. Ein weiterer Grund war das wenig ausgeprägte wissenschaftliche Leben in Coburg.

1.5 Grundlage für die Buchankäufe der Hofbibliothek waren die Leipziger Meßkataloge sowie Auktionskataloge, aus denen vor allem ältere Werke erworben wurden. Exlibris und andere Provenienzvermerke lassen darauf schließen, daß hauptsächlich Bestände aus Nürnberger und Altdorfer Gelehrtenbibliotheken gekauft wurden. Mindestens drei Titel stammen aus dem Vorbesitz Schillers. Die hohe Verschuldung des Herzogtums am Ende des 18. Jhs scheint keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Erwerbungspolitik gehabt zu haben. Die erworbenen Bestände bildeten den Grundstock der Herzoglichen Hof- und Staatsbibliothek, die seit den dreißiger Jahren des 19. Jhs als öffentliche Bibliothek betrachtet und von den Geldbewilligungen der Landstände abhängig wurde. Die Geschäftsbibliothek ging im weiteren Verlauf des 19. Jhs in der Hof- und Staatsbibliothek auf. Demgegenüber begannen seit den zwanziger Jahren Büchersammlungen der Mitglieder des Herzogshauses anzuwachsen, aus denen sich später die Herzogliche Privatbibliothek entwickelte. Damit brach eine kontinuierliche und universal orientierte Erwerbungspolitik ab.

1.6 Im Jahre 1811 wurde die Bibliothek des Schlosses Brunshausen, zugehörig zum Kloster Gandersheim, inkorporiert, die 1721 von der Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie neu gegründet worden war. Elisabeth Ernestine Antonie wollte das Benediktinerinnenkloster damit zu einem geistigen Zentrum machen, dem auch der Bau des Schlosses Brunshausen mit Bibliothek und Kunstsammlung dienen sollte. Bücher wurden nicht nur gekauft, sondern auch von Verwandten, Freunden und Gelehrten als Geschenke erbeten. Nach dem Tode der Äbtissin kamen die Brunshausener Bestände nach Gandersheim, von wo sie die letzte Dechantin, Prinzessin Karoline Ulrike Amalie von Sachsen-Coburg-Saalfeld, zum großen Teil 1811 nach Coburg mitnahm, nachdem das Stift unter König Jérôme von Westfalen aufgehoben worden war. In Gandersheim verblieben die Bestände der Abtei-Bibliothek, außerdem die Abteilungen der Brunshäuser Sammlung (Erbauungs- und Predigtbücher), die man in Coburg, bedingt durch die hiesige aufklärerische Haltung des Hofes, nicht vereinnahmen wollte.

1.7 Zwischen 1811 und 1857 sind Pflichtablieferungen der Jenaer Drucker nachweisbar, während Ablieferungen durch die Drucker und Verleger des Coburger Landes nur sporadisch erfolgten. Seit 1894 ist der ehemaligen Hof- und Staatsbibliothek die Bibliothek des Coburger Kanzlers Johann Conrad von Scheres gen. Zieritz (1641-1704) angeschlossen, die dieser 1690 dem Land Sachsen-Coburg testamentarisch vermachte. Aufgrund ihres Stiftungscharakters wurde die Sammlung, wenn auch in vermindertem Umfang, bis ins 19. Jh fortgeführt. Die Stagnation der Bibliothek setzte sich auch fort, nachdem sie 1919 der Coburger Landesstiftung zur Verwaltung erst als Landesbücherei, dann als Landesbibliothek übergeben worden war. Zwischen 1922 und 1945 wurden ganze 2511 Bde erworben. Als Schenkung kam 1936 die Privatbibliothek des ehemaligen Intendanten Paul von Ebart (1855-1936) an die Landesbibliothek.

1.8 Ab 1949 setzte die Reorganisation der gesamten Bibliothek ein. Bis 1972 blieb sie in der Verwaltung der Coburger Landesstiftung und diente nach den schweren Kriegsverlusten zahlreicher Bibliotheken im staatlichen Auftrag als Sammelstelle für die historischen Buchbestände des Coburger Landes. Zwischen 1950 und 1995 erhöhte sich der Umfang der Sammlung durch die Übernahme verschiedener Bibliotheken und eine intensive Bestandsvermehrung von 130.000 auf 364.000 Bde.

1.9 Im Jahre 1950 wurde die Bibliothek des Zaren Ferdinand von Bulgarien (1861-1948) angekauft, der aus dem Hause Coburg stammte und 1918 zugunsten seines Sohnes abgedankt hatte. Er hatte sich in seiner Regierungszeit um die technische Entwicklung Bulgariens bemüht und galt aufgrund seiner zahlreichen Forschungsreisen nach Übersee als einer der besten Kenner exotischer Kleinvögel. So nehmen geographische und zoologische Werke einschließlich Zeitschriften und Sonderdrucken in allen wichtigen europäischen Sprachen einen erheblichen Raum ein, ebenso Darstellungen über den Donauraum im weitesten Sinne sowie über die mit dem Hause Coburg verwandten Dynastien. Die Bibliothek umfaßt durchweg Werke aus der Lebenszeit des Besitzers, rund 4700 Bde, davon nur 2 Prozent aus dem 19. Jh. Sie wurde in den fünfziger Jahren in den Numerus-currens-Bestand integriert.

1.10 Ebenfalls 1950 wurde die ca. 850 Bde umfassende Luther-Bibliothek der Landesbibliothek angegliedert und z. T. ergänzt. Sie war 1860 durch den Prinzgemahl der englischen Königin Victoria, Albert von England (1819-1861), gegründet worden, um dem halbjährigen Aufenthalt Luthers auf der Veste Coburg 1530 ein Denkmal zu setzen. Ziel dieser Sammlung war es, sämtliche Werke Luthers in Erstausgaben zusammenzutragen. Der Coburger Diakon Karl Rose wurde mit dem Aufbau der Luther-Sammlung beauftragt. Innerhalb eines knappen Jahres konnte Rose bis Ende 1861 281 Ausgaben vereinigen. Doch der großzügig angelegte Plan des Aufbaues einer bedeutenden Luther-Bibliothek geriet unversehens ins Stocken, da Prinzgemahl Albert im Dezember 1861 verstarb. Erst Prinz Alfred, ein Sohn Alberts und der spätere Coburg-Gothaer Herzog, sorgte bis zum Jahre 1881 dafür, daß die Sammlung um weitere 126 Stücke wuchs. Der Katalog von Kaltwasser ( s. u. 3.2) umfaßt alle zeitgenössischen Luther-Schriften aus allen Coburger Einzelbibliotheken innerhalb der Landesbibliothek.

1.11 Die Bibliotheca Casimiriana wurde 1953 übernommen. Die Bestände dieser im 17. Jh gegründeten Gymnasialbibliothek hatten sich durch die fast vollständige Übernahme der Schloßbibliothek 1701 ( s. o. 1.2) mehr als verdoppelt. 1806 wurden beide Sammlungen zusammengefaßt und einheitlich geordnet aufgestellt. Danach setzte eine weitgehende Stagnation in der Bestandsnutzung und Entwicklung ein. Kriegsschäden am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden nach 1953 weitgehend beseitigt. 1953 erfolgte die Übernahme durch die Landesbibliothek und bei gesonderter Aufstellung eine ordnungsgemäße Katalogisierung. Bis 1972 wurde der Bestand von 8000 auf 10.000 Bde vermehrt.

1.12 Die Herzogliche Privatbibliothek ist seit den zwanziger Jahren des 19. Jhs aus dem persönlichen Buchbesitz der Mitglieder der herzoglichen Familie entstanden. Sie wurde 1954 durch die Landesbibliothek angekauft und besteht heute aus rund 17.000 Bdn. Nach dem Tode Ernsts I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld (reg. 1806-1844) und seiner Gemahlin Luise umfaßte die Herzogliche Privatbibliothek 1176 Titel an Büchern und 121 Einheiten an Landkarten vor allem des Coburger Landes, Sachsens, Thüringens und zeitgenössischer Kriegsschauplätze. Dazu kam die sogenannte Toilettenbibliothek im Ankleidezimmer der Herzogin mit etwa 400 Titeln. Nach 1846 wurde auch die Bibliothek aus Schloß Rosenau bei Coburg übernommen, die in den Jahren nach 1817 vom Herzog und seiner Gemahlin eingerichtet worden war.

1.13 Auf diesen drei Bibliotheken fußte eine Sammlung, die zunächst vor allem deutsche, englische und französische Belletristik und Trivialliteratur aufnahm. Ihre eigentliche Prägung erfuhr jedoch die herzogliche Privatbibliothek durch Ernst II. (*1818, reg. 1844-1893) und seine Gemahlin Alexandrine (1820-1904). In steigendem Maße wurden jetzt historische und politische, genealogisch-heraldische, staats-, forst- und militärwissenschaftliche Werke aufgenommen. Ebenso sind bedeutende wissenschaftliche Werke z. B. aus den Bereichen Geographie, Kunst, Medizin u. a. zu finden; zahlreich ist auch die Jagdliteratur vertreten. Dank seiner vielfältigen Beziehungen zu Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Musik, Theater und Literatur der Zeit, vor allem aber auch seiner Verwandtschaft an zahlreichen Höfen Europas erlangte Herzog Ernst II. eine Stellung, die weit über die Bedeutung des Fürstentums Sachsen-Coburg und Gotha hinausging.

1.14 Ein Resultat dieser Beziehungen war die große Zahl von Geschenkbänden, die in die Herzogliche Privatbibliothek nach Coburg gelangten. Offensichtlich hatte Ernst II. einen Sinn für das künstlerisch schön gebundene Buch, andererseits erhofften sich vor allem Theaterleute und Komponisten Förderung und Fürsprache durch den Herzog, der auch selbst komponierte. So finden sich außergewöhnlich viele kostbare Einbände. Die Interessengebiete der Herzogin Alexandrine waren vor allem Musik, Kunst, Geographie, Soziales und Literatur, wobei die Herzogin offensichtlich mit Bedacht die Ausgaben zeitgenössischer Schriftstellerinnen sammelte. Unter Herzog Alfred (reg. 1893-1900) wurde die Herzogliche Privatbibliothek weiter ausgebaut, wobei sich dessen englische Herkunft die Eltern waren Königin Victoria und Albert von Sachsen-Coburg und Gotha - z. B. in den Bereichen Literatur und Musik manifestierte.

1.15 Als ein Teil der Herzoglichen Privatbibliothek muß die Tauchnitz-Sammlung ( s. u. 2.58) betrachtet werden; aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte ist auch die Bibliothek des Herzogs Carl Eduard, des letzten Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha, als Fortsetzung der Herzoglichen Privatbibliothek zu bezeichnen. Bei der Neukatalogisierung wurde der Bestand ohne Beachtung historischer Zusammenhänge nach Numerus currens verzeichnet und in die übrigen Erwerbungen integriert. 1985/86 erfolgten Herauslösung und wieder gesonderte Aufstellung der Herzoglichen Privatbibliothek (Kennzeichnung HP in den Katalogen).

1.16 Die Bibliothek des Gartenbau-Vereins Coburg mit rund 1500 Bdn wertvoller obst- und gartenbaukundlicher Monographien und Zeitschriften des 19. Jhs wurde 1954 übernommen. 1958 folgte die Bibliothek des Stenographen-Vereins Coburg. Die rund 400 Bde des 1859 gegründeten Vereins gehören etwa zur Hälfte dem 19. Jh an. Der Bestand enthält auch einschlägige Zeitschriftenliteratur. Rund 3100 Bde machen den Bestand der Bibliothek des Ernst-Albert-Seminars der Coburger Lehrerbildungsanstalt aus, die von 1806 bis 1958 bestand. Darunter findet sich auch ein Teil der älteren Buchbestände des Gymnasiums Ernestinum in Coburg (gegr. 1848). 155 Titel (etwa 5 Prozent) zählen zum 18. Jh, 1550 Titel (ca. 50 Prozent) zum 19. Jh. Der Gesamtbestand wurde in den sechziger Jahren geschlossen an die Landesbibliothek abgegeben.

1.17 Die Niederfüllbacher Schloßbibliothek wurde von Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1790-1865), dem späteren ersten König der Belgier, nach 1820 angelegt. Sie kam 1965 an die Landesbibliothek und wurde gesondert aufgestellt. Die rund 4000 Bde umfassende Bibliothek des letzten Coburger Herzogs Carl Eduard (1884-1954) wurde 1971 angekauft und gesondert aufgestellt.

1.18 Ebenfalls 1971 wurde die rund 1600 Bde umfassende Bibliotheca Mauritiana übernommen. Die Kirchenbibliothek von St. Moriz in Coburg wurde durch den Superintendenten Johann Dinckel 1588 angelegt, nachdem schon in vorreformatorischer Zeit hier eine Bibliothek bestanden hatte, die jedoch nicht erhalten geblieben ist. Belege für die Neugründung sind seit 1559 nachweisbar. Durch systematische Erwerbungen erlangte die Bibliothek im 17. Jh den Rang einer wissenschaftlichen theologischen Büchersammlung. Die Vermehrung erfolgte durch Geldzuwendungen aus dem herzoglichen Haus und von Coburger Bürgern sowie durch Geschenke oft wertvoller und heute seltener Werke. Seit dem 18. Jh gingen die Erwerbungen zurück. Die Gründe lagen u. a. darin, daß die Coburger Herzöge und damit auch die Coburger Geistlichkeit schon vor der Mitte des 18. Jhs sich immer stärker dem Rationalismus und der Aufklärung zuwandten. So ließ z. B. Herzog Ernst Friedrich 1774 ein " Aufklärungs"-Gesangbuch zunächst nur für die Coburger Hofgemeinde erscheinen, das dann in seiner zweiten Auflage 1783 für das ganze Herzogtum galt und bis 1896 Gültigkeit behielt. Im 19. und 20. Jh dienten die bescheidenen Erwerbungen vor allem pastoral-berufsbezogenen Zwecken. Während des 16. und 17. Jhs erfolgte eine enge Abstimmung mit den Erwerbungen des Casimirianums. Allerdings sind seit dem späten 17. Jh auch Verluste in der Bibliotheca Mauritiana zu vermelden. 1687 stahl der Coburger Kantor Johann Michael Bodinus 42 Bde aus dieser Bibliothek und verkaufte sie in Coburg. Wie der Kirchner Johann Nikolaus Grimm 1698 in dem von Dinckel angelegten Katalog berichtet, konnten nur 15 der 42 gestohlenen Bände wieder beigebracht werden. Von diesen gingen bis 1971 mehr als die Hälfte endgültig verloren, darunter 2 Werke des Coburger Rektors Johann Matthaeus Meyfart, einem der ersten Gegner der Hexenprozesse im 17. Jh, und Petrarcas Trostspiel in Glück und Unglück.

1.19 Die Bestände der Theaterbibliothek, der Bibliothek des ehemaligen Sachsen-Coburg-Gotha- ischen Hoftheaters, zwischen 1971 und 1974 als staatliches Eigentum von der Landesbibliothek übernommen, gehen vor allem auf die Aufführungspraxis der früheren Hofbühne als Musik- und Sprechtheater zurück. Ein Jahr nach der Entstehung des Staates Sachsen-Coburg und Gotha (1826) war das Theater gegründet worden, das beide Residenzstädte im halbjährlichen Wechsel zu bespielen hatte. Die Bestände der Theaterbibliothek wurden von Beginn an in Coburg gesammelt.

1.20 Das ehemalige Coburg-Gothaer Hoftheater nahm aufgrund seiner stetigen herzoglichen Förderung und wegen der Stellung der Coburg-Gothaer Herzöge einen wichtigen Rang im Kreise der deutschen Theater ein. Unter Herzog Ernst I. gegründet, nahm die Einrichtung vor allem unter seinem Sohn, Herzog Ernst II. (reg. 1844-1893), einen großen Aufschwung. Ernst II., politisch bekannt geworden durch seine Förderung der deutschen Einheitsbestrebungen, nahm als Chef des Hauses Coburg in der Öffentlichkeit trotz der Kleinheit des Herzogtums eine bedeutende Rolle ein. Neben den vielfältigen innerdeutschen verwandtschaftlichen Beziehungen, so u. a. mit Dresden, Berlin und Wien, reichten seine Beziehungen auch an die Höfe von Windsor, Brüssel, Lissabon, Versailles oder St. Petersburg.

1.21 Ernst II. war in seiner Begeisterung für das Theater als " Theaterherzog" zu bezeichnen, wenn er auch auf diesem Gebiet nicht eine solch langwirkende Bedeutung erringen konnte wie Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, mit dem er sich indessen in einer Art Theaterkonkurrenzkampf befand. Zudem hatte es sich für die Hoftheater in Coburg und Gotha sowie Meiningen als qualitätssteigernd erwiesen, daß sich mit den Firmen Max Brückner (ab 1870) und Fritz Lütkemeyer (ab 1864) in Coburg zwei Einrichtungen auftaten, die als Theaterausstatter über Jahrzehnte internationale Bedeutung erlangten. Die Verknüpfungen des Coburg-Gothaer Herzogs zur Welt der Komponisten, Poeten, Künstler und Theaterfachleute waren breit gefächert. Ernst II., der auch selbst komponierte, zog ständig berühmte Gäste aus Oper oder Schauspiel an den Hof nach Coburg oder Gotha. Das Theater spielte auch eine zentrale Rolle bei Staatsbesuchen, so, als 1845 Königin Victoria und Prinzgemahl Albert, der Bruder Ernsts, Coburg besuchten. Glanzvolle Theateraufführungen waren auch in der Folge, so unter Herzog Alfred (reg. 1893-1900) oder unter Herzog Carl Eduard (reg. 1905-1918), immer wieder an der Tagesordnung. So fand 1894 ein Familientreffen anläßlich der Hochzeit einer Tochter Herzog Alfreds statt, an dem u. a. Königin Victoria von Großbritannien, der deutsche Kaiser, der britische Thronfolger und der letzte Zar Nicolaus von Rußland teilnahmen.

1.22 Die Bestände der Coburger Theaterbibliothek spiegeln in lebendiger Weise die Entwicklung der Doppelbühne von 1827 bis 1918, in der Zeit danach für das Landestheater Coburg wider. Der gesamte Sonderbestand wurde mit Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft katalogisiert. Der zweibändige Katalog der Coburger Theatermusikalien von Potyra ist 1995 erschienen, der Katalog der Sprechtheatersammlung von Schertling wird ca. 1998 erscheinen ( s. u. 3.2).

1.23 Eine weitere Ergänzung bildete die Ratsschulbibliothek Coburg. Die lateinische Ratsschule bestand von ca. 1526 bis 1848. Vorläufer aus dem 14. Jh sind feststellbar, vorreformatorische Buchbestände jedoch nicht erhalten. Seit der Zeit des Gymnasiums Casimirianum (gegr. 1605) war sie eine Art Vorschule. Der Kernbestand der Ratsschulbibliothek hatte laut eines Kataloges von ca. 1837 (mit Ergänzungen bis 1846) 407 Titel umfaßt. Mitte des 19. Jhs war sie zur Sammlung der Bürgerknabenschule erweitert und später allgemein zur Bücherei der städtischen Schulen in Coburg erklärt worden. Ein bis 1961 geführter Standortkatalog weist 2883 Titel nach, die allerdings nur noch z. T. vorhanden sind. Nachdem die ältesten Bestände aus dem 16. bis 18. Jh (114 Bde) bereits Anfang der siebziger Jahre übernommen und eingearbeitet wurden, kam der größere Teil mit ca. 2000 Bdn 1985 in die Landesbibliothek.

1.24 Die Lehrerbibliothek Neustadt bei Coburg wurde 1974 angekauft. Sie umfaßt rund 1700 Bde ältere pädagogische und psychologische Literatur, die etwa zur Hälfte aus dem 19. Jh stammen, mit einem wichtigen Anteil aus dem ersten Drittel des 19. Jhs.

1.25 Im Jahre 1985 wurde die Landesschulbibliothek übernommen. Sie enthält heute rund 3250 Bde Literatur zum Volksschulwesen im 19. und 20. Jh. Schriften des 18. Jhs sind nur vereinzelt darunter. Kern der Sammlung waren die Bücher der staatlichen Herzoglich Sächsischen Schulinspection Coburg (bis 1920). Als in Bayern staatlich geförderte und beaufsichtigte Landesschulbibliothek wurde sie bis 1952 weitergeführt, danach unter der Bezeichnung Kreislehrerbücherei. Drei Standortkataloge belegen eine Nummernfolge von 1 bis 6027 (1967).

1.26 Im Jahre 1986 gelangten die Bestände der Stadtbücherei Seßlach bei Coburg in die Landesbibliothek. Es handelt sich um ca. 1250 Bde einer heute nicht mehr bestehenden Gemeindebibliothek, die auf das Vermächtnis des aus Seßlach stammenden geistlichen Rats, Pagenhofmeisters und königlichen Hofkaplans Prof. Dr. Johann Georg (von) Müller (1792-1857) zurückgeht. Wie aus dem 1883 angelegten, grob systematischen Verzeichnis in Bandform hervorgeht, wurde die Sammlung bis etwa 1930 fortgesetzt.

1.27 Die genannten Übernahmen führten zur Herausbildung bestimmter zeitlicher und sachlicher Schwerpunkte, wobei sich durch die z. T. bis ins 20. Jh fortgeführte Vermehrung der Casimiriana, der Moriz-Bibliothek, der Scheres- sowie der Hof- und Staatsbibliothek einige zeitliche Überschneidungen ergeben. Allerdings sind durch die Zusammenführung bedingte Dubletten bei der älteren Literatur selten.

1.28 Für das 17. und 18. Jh ergibt sich ein relativ universaler Bestand, dessen Zusammensetzung in den Grundzügen mit ähnlich entstandenen Bibliotheken vergleichbar ist. Aufgrund der politischen und konfessionellen Geschichte des Herrscherhauses und des Coburger Landes unterscheidet sich der Bestand jedoch auch von dem anderer staatlicher Bibliotheken Bayerns in ähnlicher Größenordnung stark. Die Erwerbungspolitik erfolgt heute unter den Gesichtspunkten der Literaturversorgung der Region in Abstimmung mit anderen Bibliotheken am Ort sowie der formalen und inhaltlichen Bestandsergänzung unter besonderer Berücksichtigung alter und neuer Coburgica und Thuringica. Dazu gehört auch die Bemühung um den Ersatz von über 330 kostbaren Werken des 16. bis 19. Jhs, darunter zahlreiche Atlanten, Städtebücher, sonstige Holzschnitt- und Kupferwerke, Prachtwerke aus Botanik, Zoologie u. a., die zwischen 1963 und 1968 gestohlen wurden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Zusammenführung verschiedener Bibliotheken, deren Erfassung in einem gesamten, nach 1949 begonnenen Alphabetischen Katalog noch nicht abgeschlossen ist, während ein Systematischer Katalog in den siebziger Jahren abgebrochen wurde, macht Berechnungen und allgemeine Aussagen schwierig. Hinzu kommt, daß der Alphabetische Katalog 1982 in der Zettelform abgebrochen und ab 1983 mit Hilfe der EDV zunächst als Mikrofiche-Katalog, ab 1995 als Online-Katalog weitergeführt wird. Für die Feststellung der zeitlichen und sprachlichen Zusammensetzung wurden die neu angelegten Standortkataloge und der systematische Bandkatalog der Hof- und Staatsbibliothek herangezogen. Dabei wurden aus allen Katalogteilen Gruppen ausgezählt, um eine möglichst breite Basis für die Berechnung zu erhalten. Da die Standortkataloge erst später angelegt wurden und daher z. T. unvollständig sind, waren Gegenproben erforderlich. Rein chronologische Aufstellungen sind nicht feststellbar, entsprechende Abgrenzungen ergeben sich aus der Bestandsgeschichte der einzelnen Bibliotheksteile.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 364.000 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 120.000 Titel. Davon sind 149 Titel Inkunabeln, rund 8600 entfallen auf das 16. Jh, 21.200 auf das 17. Jh, 31.000 auf das 18. Jh und rund 58.700 auf das 19. Jh. Die Bandzahl liegt für alle Jahrhunderte, jedoch besonders für das 18. und 19. Jh erheblich über der Titelzahl. Darüber hinaus handelt es sich um einen Bestand, der zu einem hohen Prozentsatz singulärer Besitz ist. So ergab ein Testlauf des Projektes VD 17 der Deutschen Forschungsgemeinschaft, daß von einer ausgewählten Titelmenge 75 Prozent weder in der Bayerischen Staatsbibliothek noch in der Universitätsbibliothek München vorhanden waren.

2.3 Die sprachliche Zusammensetzung der Bestände variiert stark und spiegelt die Interessen der früheren Unterhaltsträger wider. Dominierend sind in allen Gruppen Deutsch und Latein. Der relativ hohe Anteil des Lateinischen noch im 18. Jh dürfte u. a. durch die Schulprogramme des Casimirianums bedingt sein. Daneben ist Latein vor allem durch die zahlreichen Ausgaben antiker Autoren bis ins 19. Jh hinein repräsentiert. Englisch beginnt erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs eine größere Rolle zu spielen und ist vor allem für das 19. Jh in der Herzoglichen Privatbibliothek stark vertreten. Gleiches gilt für das Französische. Die übrigen europäischen Sprachen haben nur geringen Anteil, auch wenn sich unter diesen Texten eine Reihe wertvoller und seltener Ausgaben finden.

2.4 Größere Anteile entfallen auf Altgriechisch und Hebräisch-Chaldäisch, z. T. in polyglotten Ausgaben. Die übrigen außereuropäischen Sprachen sind meist durch Grammatiken, Sprachlehrbücher und Wörterbücher des 16. bis 19. Jhs vertreten. Ein Bestand an orientalistischer Literatur scheint in Zusammenhang mit der Übersiedlung Friedrich Rückerts 1820 nach Coburg zu stehen. Besonderheiten der Sprachverteilung zeigen sich bei den einzelnen Teilen der Bibliothek.

Systematische Übersicht

2.5 Aufgrund der unterschiedlichen Provenienzen gibt es keine einheitliche Systematik. Vorhandene systematische Aufstellungen sind durch die Interessen der Besitzer, der Bibliothekare und durch die vorgefundenen Bestände bestimmt. Reflektieren die Bibliotheksbestände bis zum Beginn des 19. Jhs in allen Disziplinen die mit der Gründung des Casimirianums und der Aufklärung verbundenen wissenschaftlichen Zielsetzungen, so zeigen die Bestände des 19. Jhs in der Herzoglichen Privatbibliothek und den anderen Bibliotheken aus dieser Zeit die persönlichen Interessen der Besitzer.

2.6 Die Anforderungen im Leihverkehr zeigen, daß die Bibliothek nicht nur für seltene Drucke des 17. Jhs vor allem aus der Bibliothek des Casimirianums, sondern auch für zahlreiche populärwissenschaftliche oder trivial-unterhaltende Titel des 19. und 20. Jhs der einzige Standort in Bayern und oft auch in anderen Zentralkatalogregionen ist. Gleiches gilt für alle Disziplinen der Hof- und Staatsbibliothek bei Titeln des späten 18. und des frühen 19. Jhs. Im folgenden werden die Bestände der Vorläuferbibliotheken und inkorporierten Bibliotheken beschrieben, daran schließt sich eine Darstellung übergreifender Schwerpunkte an.

Herzogliche Hof- und Staatsbibliothek

2.7 Die Bibliothek stellt den Kernbestand der Landesbibliothek dar. Bei einem Gesamtumfang von 59.940 Titeln stammen 4800 aus dem 16. Jh, 12.480 aus dem 17. Jh, 28.440 aus dem 18. Jh und 14.520 aus dem 19. Jh. Mit Ausnahme des 17. Jhs sind deutschsprachige Titel vorherrschend. Ihr Anteil beläuft sich auf 43,3 Prozent im 16. Jh, 18,6 im 17. Jh, 53,7 im 18. Jh und 75 Prozent im 19. Jh. Lateinische Titel sind im 16. Jh mit 27,7 Prozent vertreten, im 17. Jh mit 34,9 und im 18. und 19. Jh mit jeweils ca. 14 Prozent. Französische Titel sind in nennenswertem Umfang aus dem 17. Jh (19,4 Prozent) und 18. Jh (23,8 Prozent) vorhanden. Ein größerer Anteil spanischer Titel findet sich im 17. Jh (13,9 Prozent). Mehrsprachige Werke machen im 16. Jh 11,1 Prozent aus, im 17. Jh 6,2, im 18. Jh 3,7 und im 19. Jh 2,3 Prozent. Griechische Titel sind nur im 16. Jh mit 5,5 Prozent vertreten.

2.8 Gemäß dem Sachkatalog, der sich am Bestand orientiert, gliedert sich die Bibliothek in folgende Sachgruppen: Bibliographie, Buchkunde; Altertumswissenschaft; Linguistik, Sprachwissenschaft; Theologie; Rechts- und Staatswissenschaft; Nationalökonomie; Kriegswissenschaft; Medizin, Pharmazie; Philosophie; Ästhetik (mit Gymnastik und Fechtkunst); Bildende Künste; Pädagogik; Naturwissenschaften; Landwirtschaft; Forst- und Jagdwirtschaft; Technologie; Architektur; Historische Wissenschaften; Länder- und Völkerkunde; Geographie, Reisebeschreibungen; Landkarten; Politische Geschichte; Kriegsgeschichte; Biographien mit Ausschluß der Gelehrten; Memoiren; Literatur; Literaturgeschichte; Biographisch-historische Lexika der Gelehrten und Kulturgeschichte.

Scheres-Bibliothek

2.9 Die Bibliothek besteht aus rund 4200 Bdn mit ca. 5500 Titeln. 880 Titel stammen aus dem 16. Jh, 4204 aus dem 17. Jh, 380 aus dem 18. Jh und 40 aus dem 19. Jh. Deutsch und Latein sind die vorherrschenden Sprachen, lediglich im 17. Jh sind auch italienische Titel vorhanden (0,8 Prozent). Im 16. und 18. Jh beträgt das Verhältnis Deutsch zu Latein 2 zu 1; je zur Hälfte sind beide Sprachen im 17. Jh vertreten; das 19. Jh weist nur deutschsprachige Titel auf. Inhaltliche Schwerpunkte sind Rechts- und Staatswissenschaften, Ökonomie und Politik, Geschichte vor allem des 17. Jhs. In umfangreichen Sammelbänden finden sich politisch-historische Flugschriften und Dissertationen. Weitere Bestandsgruppen bilden Theologie, Numismatik und " Antiquitäten". Zur Erschließung für den größten Teil dieser Bibliothek dient bis heute ein handschriftlicher Bandkatalog von 1763. Eine eingehendere Beschreibung ist derzeit nicht möglich.

Luther-Bibliothek

2.10 Der Umfang der Bibliothek beträgt rund 850 Bde, vor allem zeitgenössische Lutherdrucke und ältere Sekundärliteratur. Der historische Bestand umfaßt 1138 Titel, 700 zeitgenössische, 65 aus dem 17. Jh, 84 aus dem 18. Jh und 289 aus dem 19. Jh. Der Anteil deutschsprachiger Titel liegt bei 91,3 Prozent im 16. Jh, 66,7 Prozent im 17. Jh, 100 Prozent im 18. Jh und 81,8 Prozent im 19. Jh. Die restlichen Titel entfallen auf Latein und im 19. Jh auch auf Englisch (4,5 Prozent). Von den zeitgenössischen Lutherdrucken sind u. a. die erste deutsche Vollbibel Luthers aus dem Jahr 1534 (3 Bde), das sogenannte September-Testament von 1522 (Neues Testament), der zweite Teil des Alten Testamentes von 1524 sowie eine Vielzahl seiner Flug- und Kampfschriften zu erwähnen. Da von Coburg aus die Luther-Bestände nicht gemeldet wurden, fand sich keiner der Coburger Lutherdrucke in der seit 1883 erscheinenden monumentalen Weimarer Ausgabe der Werke Luthers. Darunter sind Ausgaben, die der Weimarer Ausgabe unbekannt blieben, aber auch viele weitere wichtige Lutherdrucke. Während seines Aufenthaltes in Coburg 1530 verfaßte Luther eine Reihe von z. T. berühmt gewordenen Flugschriften, wie seinen Sendbrief vom Dolmetschen oder seine Predigt, daß man Kinder zur Schulen halten solle, die sich ebenfalls im Bestand finden.

Bibliotheca Casimiriana

2.11 Bei einem Bestand von ca. 10.000 Bdn stammen 1421 Titel (20,3 Prozent) aus dem 16. Jh (davon deutsch 33,9 Prozent, lateinisch 60, französisch 2,7, italienisch 5,4), 3204 Titel (45,8 Prozent) aus dem 17. Jh (davon deutsch 42,7 Prozent, lateinisch 36, französisch 6,3, sonstige Sprachen 11,4). Aus dem 18. Jh sind 1393 Titel (19,9 Prozent, davon deutsch 25,4 Prozent, lateinisch 61,6, französisch 4,3, sonstige Sprachen 7,7). Das 19. Jh weist 679 Titel auf, von denen 63,4 Prozent in Deutsch, 21,5 Prozent in Latein und je 7,5 Prozent in Französisch und sonstigen Sprachen vorliegen. Die Bibliothek enthält heute u. a. die ca. 20 Hss. und Drucke der herzoglichen Bibliothek, die von der Plünderung durch Wallenstein 1632 verschont blieben, außerdem zahlreiche seltene Ausgaben zur deutschen Literatur des 17. Jhs ( s. u. 2.28). Hervorhebung verdienen auch eine Anzahl bedeutender Einbandstücke, unter ihnen ein Jacob-Krause-Einband und Lackmalerei-Einbände des 16. Jhs. Herzogliche Privatbibliothek

2.12 An historischem Bestand enthält die Bibliothek ca. 14.500 Titel aus dem 19. Jh, die sich gemäß dem Systematischen Katalog ( s. u. 3.3) in folgende Gruppen gliedern: Nachschlagewerke; Schöne Literatur; Literaturgeschichte, Abhandlungen; Schöne Künste und Kunsthandwerk mit Ausnahme von Prachtwerken; Philosophie; Pädagogik; Theologie; Philologie; Rechts- und Staatswissenschaft; Historische Wissenschaften; Geographie; Naturwissenschaft und Medizin; Militaria; Sport; Zeitschriften; Prachtwerke; Wörterbücher. Gesondert aufgestellt im Palais Edinburg war ein Bestand heute nicht mehr vorhandener russischer Bücher mit Gliederung in Literatur, Geschichte, Vermischtes sowie Religion und Theologie. Vorbesitzerin war die Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha (1853-1920), Tochter des Zaren Alexander II. von Rußland, Gemahlin Herzog Alfreds. Diese slavische Bibliothek umfaßte über 3000 Bde. Sie wurde 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht deportiert und später wohl an die Erben ausgehändigt.

2.13 Die Herzogliche Privatbibliothek umfaßt in großer Fülle Belletristik einschließlich der Trivialliteratur des 19. Jhs, historische Werke, Biographien von Persönlichkeiten der deutschen und europäischen Fürstenhäuser sowie der Zeitgeschichte. Bemerkenswert sind die zahlreichen Widmungsexemplare, die durch meist prachtvolle Einbände im Stil der Zeit auffallen. Diese Einbände, vor allem aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, zeigen die engen Verbindungen des Hauses Coburg sowohl mit den europäischen Fürstenhöfen insbesondere England und Belgien - als auch mit der Welt der Musik, der Wissenschaft und der Politik. Sie stellen einen bedeutenden Fundus für die Erforschung der Einbandkunst des 19. Jhs in Europa dar. Die Einbandstücke der Herzoglichen Privatbibliothek scheinen eine der sehr seltenen historistisch geprägten Sammlungen in Deutschland zu repräsentieren. Weiterhin finden sich großformatige Tafelwerke zur Geographie und Kunst. Niederfüllbacher Schloßbibliothek

2.14 Die Bibliothek umfaßt 419 Titel (39 aus dem 17. Jh, 204 aus dem 18. Jh und 176 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs). Es handelt sich vor allem um land- und forstwissenschaftliches Schrifttum sowie botanische und zoologische Tafelwerke, u. a. von Redouté, Trew, M. S. Merian und Linné. Die Sammlung ist einheitlich in hellbraune Halblederbände eingebunden. Auf einem Rückenschild ist in Gold das Monogramm des Prinzen Leopold (PL) geprägt. Die Bibliothek wurde 1965 angekauft und gesondert aufgestellt. Bibliothek des Herzogs Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha

2.15 Von den rund 4000 Bdn gehören 480 Titel (14,5 Prozent) des 19. Jhs zum historischen Bestand. Die Sammlung enthält deutsche, englische und französische Belletristik im Original und als Übersetzung, kunstgeschichtliche Literatur, Blumenbücher, Memoiren und Literatur zur zeitgenössischen Politik, Reiseführer, Coburgensien, bibliophile Drucke und Faksimileausgaben von Hss. Viele Exemplare enthalten Widmungen. Bibliotheca Mauritiana

2.16 Der Umfang der Bibliothek beträgt rund 1600 Bde mit ca. 2100 Titeln, die gesondert nach einem im 19. Jh für die Sammlung entwickelten Schema aufgestellt sind. Die Drucke entstammen zu gut einem Drittel (35 Prozent) dem 16. Jh und zu 53 Prozent dem 17. Jh, während auf das 18. Jh 3,6 Prozent und auf das 19. Jh 8 Prozent entfallen. Das Lateinische macht im 16. und 17. Jh knapp die Hälfte des Bestandes aus, im 18. Jh 86 Prozent und im 19. Jh 16 Prozent. Der übrige Anteil entfällt größtenteils auf das Deutsche. Unter den Beständen sind zu erwähnen Werkausgaben Luthers sowie reiches Schrifttum der lutherischen Orthodoxie. Aber auch Schriften Calvins, des Pietismus und der Gegenreformation sind vertreten. Ansonsten sind hervorzuheben die Plantinsche Polyglottenbibel (1569-1573), das einzige erhaltene Coburger Kettenbuch, eine Reihe unikaler barocker Musikdrucke sowie Kirchenmusik des 18. Jhs. Theaterbibliothek

2.17 Die seit 1827 in Coburg einsetzende systematische Sammlung der Aufführungsmaterialien des Musik- und Sprechtheaters nahm auch die älteren, hier schon vorhandenen Unterlagen auf. Die ältere Coburger Theatertradition ist jedoch nur fragmentarisch überliefert. So sind z. B. fast keine Unterlagen eines Ende des 17. Jhs im Coburger Zeughaus existierenden barocken Hoftheaters erhalten. Die vor der Gründung des stehenden Coburg-Gothaer Hoftheaters (1827) angesammelten Titel wurden in die Sammlung mit aufgenommen. Nach 1918 wurden die Unterlagen des jetzigen Landestheaters Coburg der Sammlung angefügt. Die Theatermusikalien ( s. u. 2.50) des früheren Hoftheaters umfassen rund 73.000 Einheiten an Partituren, Klavierauszügen, Stimmenmaterial u. a. Der Sprechtheaterbestand umfaßt 3389 Materialnummern mit 27.638 bibliographischen Einheiten aus dem späten 18. Jh bis 1975. Vielfach handelt es sich um kopistenhandschriftliches Material.

2.18 Da aus der Theaterpraxis erwachsen, umfaßt der Coburger Sprechtheaterbestand fast nur deutschsprachige Texte, auch wenn es sich um ausländische Autoren handelt. Die Übersetzungen liegen aus den wichtigsten europäischen Kultursprachen vor. Von besonderem Interesse für die Aufführungs- und Theatergeschichte sind Unterlagen wie Regie-, Inspizienten- und Soufflierbücher. Nachdem der Sonderbestand in den elektronisch geführten Verbundkatalog Bayern aufgenommen wurde, zeigte sich anhand der per Fernleihe angeforderten Titel die Seltenheit des Bestandes. Zwar sind vergleichbare Theaterbestände in der Bundesrepublik insgesamt nur noch vereinzelt nachzuweisen, doch ergaben Stichproben, daß der Coburger Bestand selbst gegenüber der Kölner Sammlung (Katalog des Theatermuseums 1990), die sehr viel umfangreicher ist, einen bedeutenden Anteil nichtidentischer Titel enthält. Ein weiterer Grund für die Seltenheit ist, daß Dramen und Schauspiele vielfach nur in Bühnenverlagen als sogenannte Manuskriptdrucke veröffentlicht wurden oder z. T. nur als Kopistenhandschrift überliefert sind.

2.19 Da sich im 19. Jh ein immer größer werdender Bedarf an Unterhaltung herausbildete, stiegen neben den Klassikern und Autoren höheren Anspruchs eine große Anzahl von " Bestseller-Autoren" auf. Im Coburger Bestand sind zu nennen Eduard von Bauerfeld, Salomon von Mosenthal, August von Kotzebue, Ernst Raupach, Eugène Scribe und Charlotte Birch-Pfeiffer. Als weitere Stückeschreiber des Gesellschaftsdramas und des Unterhaltungsgenres seien erwähnt Louis Angely, Roderich Benedix, Carl Caro, Friedrich Halm, Franz von Holbein, August von Steigentesch, Carl Töpfer, Carl A. West, Friedrich W. Ziegler oder die Herzogin Amalie von Sachsen, eine Schwester König Johanns (Pseudonym Amalie Heiter). Des weiteren finden sich zahlreiche Dramen des " Hof- und Theaterdichters" Johann Heinrich Millenet (Pseudonym M. Tenelli), der von 1840 bis 1849 an der Coburg-Gothaer Hofbühne wirkte. Auch später spiegelt der Sonderbestand die dramengeschichtlichen, aber auch die politischen Epochen bis in die Gegenwart, darunter auch mit heute selten zu findenden NS-Schauspieltexten von Autoren wie Georg Basmer, Sigmund Graff, Hanns Johst, Heinz Steguweit oder Heinrich Zerkaulen.

2.20 Zu den Theatermaterialien zählt auch eine Gruppe " Wissenschaftliche Werke", die allerdings heute nur noch etwas über 600 Bde umfaßt. Zumeist handelt es sich um theater- und literaturwissenschaftliche Werke des 19. und 20. Jhs. Wichtig für die Aufführungsgeschichte sind schließlich die mehr als 200 Theaterzettel- und Programmbücher, die 1785 einsetzen, aber erst seit der Theatergründung 1827 lückenlos bis heute vorliegen. In der älteren Zeit handelt es sich um Klebebände, in denen Anzeigen und Programmzettel chronologisch zusammengefaßt sind. Ratsschulbibliothek

2.21 Bei einem Gesamtbestand von ca. 2115 Bdn entfallen 1342 Titel auf den historischen Bestand. 57 Titel stammen aus dem 16. Jh, 42 aus dem 17. Jh, 114 aus dem 18. Jh und 1129 aus dem 19. Jh. Zur sprachlichen Gliederung lassen sich keine Angaben machen, weil nur ein kleiner Teil der Bibliothek (114 Bde) bisher katalogisiert ist. Sie enthält Literatur für den gehobenen und höheren Lehrbetrieb. Neben den üblichen Fächern des 16. bis 19. Jhs tritt bei den Sprachen das Französische hinzu, außerdem sind moderne naturwissenschaftliche Fächer wie Chemie, Botanik u. a. vertreten. Mit der Landesschulbibliothek und der Bibliotheca Casimiriana gibt es nur geringe Überschneidungen. Die Sammlung enthält auch Coburger und Thüringer Drucke. Gandersheimer Büchersammlung

2.22 An Belletristik umfaßt die Bibliothek vor allem französische, italienische und spanische Literatur; hinzu kommen gängige genealogische, historische und juristische Werke sowie Reiseliteratur. In der Landesbibliothek sind mit Sicherheit noch 760 Drucke und 4 Hss. nachzuweisen, die jedoch im Gesamtbestand der Hof- und Staatsbibliothek aufgegangen sind. Großformatige Tafelwerke und Klebebände mit Kupferstichen befinden sich heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg. Ebart-Bibliothek

2.23 Die ca. 1700 Bde umfassende Bibliothek enthält Ausgaben der deutschen klassischen Literatur, dazu die entsprechende Sekundärliteratur sowie in- und ausländische Belletristik des 19. und 20. Jhs, insbesondere Dramenliteratur. Weiterhin finden sich historische Werke und Darstellungen zur Coburger Landeskunde. Die Bibliothek ist gesondert aufgestellt. Aus dem 18. Jh stammen 119 Titel (7,7 Prozent), aus dem 19. Jh 953 Titel (56,1 Prozent). Stadtbücherei Seßlach

2.24 Schwerpunkt der ca. 1250 Bde sind sogenannte lehrreiche Jugendschriften, daneben Klassikerausgaben und zeitgenössische Trivialliteratur, außerdem einige Musikalien und eine Reihe von Zeitschriftenbänden. Die auf geistige und sittliche Erbauung ausgerichtete Sammlung ist nicht zuletzt unter lesersoziologischen Gesichtspunkten von Interesse. Die Titel stammen überwiegend aus dem 19. Jh und vom Anfang des 20. Jhs. Gesamtbestand

2.25 Die Klassische Altertumswissenschaft ist in allen Bibliotheksteilen vertreten. Erhebliche Bestände des 17. bis 19. Jhs finden sich noch in der Hof- und Staatsbibliothek, dagegen nimmt dieses Gebiet in der Herzoglichen Privatbibliothek nur einen unbedeutenden Raum ein. Unter den griechischen Autoren besonders stark vertreten sind Aristoteles, Euripides, Homer, Plato, Plutarch und Sophokles. Es finden sich Ausgaben in Griechisch, Griechisch-Lateinisch sowie in deutschen und französischen Übersetzungen.

2.26 Bei den lateinischen Autoren stehen Cicero, Horaz, Flavius Josephus und Ovid an vorderer Stelle. Neben den lateinischen Ausgaben finden sich Übersetzungen ins Deutsche, Niederländische und Französische. Aus dem 18. Jh liegen zahlreiche Zweibrücker Ausgaben (" Bipontinen") vor. Unter den mittel- und neulateinischen Autoren sind Erasmus und Melanchthon stark vertreten. Grammatiken und Sprachlehrbücher, historische Werke und Beschreibungen antiker Kunstwerke ergänzen den Bestand zur Altertumswissenschaft. Seit dem Ausgang des 18. Jhs finden sich auch zahlreiche Ausgaben für den Schulgebrauch.

2.27 Zur Gruppe Sprach- und Literaturwissenschaft und Schöne Literatur finden sich in allen Bibliotheksteilen reiche Bestände, wobei sprachpraktische Werke und Wörterbücher oft gesondert nachgewiesen werden. Es liegen Grammatiken und Wörterbücher für nahezu alle Sprachen vor; den größten Raum nehmen allerdings unter den neueren Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch ein. Eine Übersicht über alle zur Zeit der Anlage des Kataloges vorhandenen Grammatiken findet sich unter diesem Stichwort im Alphabetischen Katalog der Hof- und Staatsbibliothek.

2.28 In der Schönen Literatur sind Autoren des 16. bis 19. Jhs in Originalausgaben, Nachdrucken und Übersetzungen vertreten, wobei vor allem in den Katalogen der Hof- und Staatsbibliothek und der Herzoglichen Privatbibliothek hierfür eigene Systemstellen angelegt sind. Deutsche Literatur des 17. Jhs findet sich in z. T. seltenen Erstausgaben in der Casimiriana und der Moriz-Bibliothek ( u. a. Grimmelshausen, Beer, Moscherosch, Beckh, Bohse, Riemer, Umkreis der Sprachgesellschaften). Das 18. Jh ist vor allem mit den Autoren der klassischen Periode, aber auch mit vielen unbekannten Autoren der Zeit vertreten. Einen hohen Anteil an Trivialliteratur des 19. Jhs besitzt die Herzogliche Privatbibliothek.

2.29 Im Bereich Anglistik und Amerikanistik findet sich zumeist englische Literatur des 18. und 19. Jhs in frühen Originalausgaben, in besonderem Maße auch in kontinentalen Nachdrucken, deutschen und französischen Übersetzungen vor allem im Bestand der Herzoglichen Privatbibliothek. Daneben wird die englische und amerikanische Literatur durch die umfangreiche Tauchnitz-Sammlung ( s. u. 2.58) sowie die Widmungs- und Geschenkexemplare repräsentiert, die aus der Verbindung zum englischen Hofe stammen. Ab 1816 war Prinz Leopold von Sachsen-Coburg mit der britischen Thronfolgerin Charlotte verheiratet. Leopold, ab 1831 in Brüssel, blieb bis an sein Lebensende mit seinem Coburger Neffen u. a. durch Buchgeschenke verbunden. Englische Literatur nahm ihren Weg nach Coburg auch durch Victoire, eine geborene Coburger Prinzessin, die spätere Herzogin von Kent (ab 1819 in London), und ihre Tochter Victoria, ab 1837 Königin von Großbritannien, sowie durch ihren Gemahl Prinz Albert. Ähnliches gilt für die Bibliothek des Herzogs Carl Eduard, der von Geburt aus Engländer war. Da die englische Literatur nicht nur aus dem von Ahrens angelegten Standortkatalog zu ermitteln ist ( s. u. 3.3), ist eine systematische Beschreibung derzeit nicht möglich. Nach vorsichtigen Schätzungen dürfte der Bestand über 3000 Titel betragen. Während die Hof- und Staatsbibliothek vorwiegend englische Literatur aus dem 18. und frühen 19. Jh enthält ( z. B. Shakespeare in der Johnson-Steevens-Ausgabe, 1782-1788, Milton, Pope, Goldsmith, Young, Scott), zeichnet sich die Herzogliche Privatbibliothek durch Ausgaben oder Autoren des späteren 19. Jhs aus, wobei es sich, bedingt durch das Zustandekommen der Sammlung, um Belletristik im weitesten Sinne handelt.

2.30 Literatur im Bereich Romanistik im Original und in Übersetzungen findet sich seit dem 16. Jh, wobei niederländische Ausgaben spanischer Autoren in der Originalsprache besonders zu erwähnen sind. Französische Literatur des 17. und verstärkt des 18. Jhs ist in Originalausgaben, Nachdrucken und Übersetzungen vorhanden. Für das 19. Jh sind u. a. die zahlreichen Trivialautoren zu nennen. Der Bestand dürfte, nach vorsichtigen Schätzungen, über 4000 Titel betragen. Die übrigen romanischen Literaturen sind, wie die nordischen, niederländischen, slawischen, finno-ugrischen und außereuropäischen Literaturen, nur in geringem Maße vertreten. Durch Übernahme der Bibliothek des Landestheaters (ehemaliges Hoftheater) ist der Bestand an dramatischer Literatur, vor allem aus dem deutschen Sprachgebiet, erheblich angestiegen.

2.31 Werke zur Geschichte finden sich in nahezu allen Provenienzgruppen. Häufig sind sie dabei auch anderen Gebieten zugeordnet, wie der Rechtswissenschaft, den Länder- und Reisebeschreibungen. Die für die historische Forschung wichtigen Flugschriften ( s. u. 2.61) finden sich oft mit summarischen Einträgen bei den Miszellaneen u. a. Die Bestände an historischer Literatur sind durch die persönlichen Interessen der Vorbesitzer geprägt, wobei das Interesse an der deutschen Geschichte überwiegt. Erst im 19. Jh kommen in stärkerem Maße Werke zur englischen Geschichte hinzu, u. a. Humes History of England (London 1810).

2.32 Bei den Historischen Hilfswissenschaften liegen neben den Werken zur Heraldik und Genealogie in fast allen Provenienzgruppen Werke zur Münzkunde vor. Zur Regionalgeschichte und Historischen Landeskunde gibt es bereits in den älteren Katalogteilen Ansätze zur gesonderten Verzeichnung. Nach 1950 ist der Bereich Literatur über das Coburger Land durch die Schaffung des Coburgica-Kataloges weiterentwickelt worden. Hier dürfte der Bestand umfassend und inhaltlich lückenlos erschlossen sein. Im Bereich Philosophie sind die Werke zur deutschen und französischen Aufklärung Zeugnis systematischer Erwerbungspolitik.

2.33 Theologie und Religionswissenschaft haben einen erheblichen Anteil am Bestand. Besonders stark vertreten sind die Hauptwerke der Reformationszeit in zeitgenössischen Ausgaben. Aus dem 17. Jh gibt es in deutschen, niederländischen und französischen Ausgaben englische Erbauungsschriften u. a. von Richard Baxter, Lewis Bayly, Daniel Dyke, Joseph Hall und Emanuel Sonthomb (Pseudonym für Emanuel Thompson?). Diese spiritualistische Richtung findet ihre Fortsetzung in Schriften der Rosenkreuzer, Freimaurer und Illuminaten vor allem aus dem 18. Jh, im 19. und 20. Jh in einer Sammlung theosophischer und anthroposophischer Schriften. Einen umfangreichen Bestand stellen die z. T. wertvollen Bibelausgaben, Gesangbücher und Gebetbücher dar, die meist dem persönlichen Gebrauch ihrer früheren Besitzer dienten und bis ins 19. Jh reichen. Neben Bibelausgaben des 16. und 17. Jhs stehen auch eine Reihe von Bilderbibeln. Es sind ca. 450 Vollbibeln und etwa 350 Teilbibeln nachzuweisen. An englischen Bibeln sind zu erwähnen eine von Brian Walton herausgegebene Polyglotte (London 1657) und eine Baskerville-Bibel (Birmingham 1769). Koran und Talmud liegen in Ausgaben des 17. bis 19. Jhs vor.

2.34 Zur Bildung und Erziehung sowie zur Geschichte der Wissenschaften ist ein beachtlicher Bestand vorhanden. So besitzt die Bibliothek eine geschlossene Sammlung der Schulprogramme und andere Schriften des Gymnasiums Casimirianum, darüber hinaus in Sammelbänden ältere Dissertationen und Disputationen vor allem der Universitäten Jena, Wittenberg, Halle und Leipzig. Durch die Übernahme von Beständen aus Schulbibliotheken erhöhte sich der Anteil pädagogischer und didaktischer Literatur aus dem 18. bis 20. Jh. In Verbindung mit der ausgedehnten Erwerbungstätigkeit des 18. und 19. Jhs wurden zahlreiche Literärgeschichten, räsonnierende Bibliographien, wissenschaftsgeschichtliche Darstellungen und Kataloge von Gelehrtenbibliotheken ( z. B. Thomasius, Solger, Uffenbach) angeschafft.

2.35 Der umfangreichste Bestand zur Rechts- und Staatswissenschaft findet sich innerhalb der Scheres-Bibliothek, bedingt u. a. durch eine große Anzahl von Sammelbänden juristischer Dissertationen. Zum Bestand der Hof- und Staatsbibliothek gehören zahlreiche Deduktionen, die sich auf Erb- und Territorialstreitigkeiten des Coburger Hofes im 17. und 18. Jh beziehen.

2.36 Zu den Wirtschaftswissenschaften findet sich in der Scheres-Bibliothek Literatur des 17. Jhs, die mit Bereichen wie Politik, Polizei und Nationalökonomie in Verbindung steht. Werke zur Nationalökonomie, zu den Kameralwissenschaften, zu Zoll- und Steuerfragen aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und dem beginnenden 19. Jh gehen in dieser Bibliothek auf die besonders unter dem Minister Theodor Konrad von Kretscnn vorangetriebenen Bemühungen zur Sanierung der Coburger Finanzverhältnisse zurück. Eine entsprechende Gruppe fehlt in der Herzoglichen Privatbibliothek.

2.37 Naturwissenschaftliche Literatur findet sich in allen Bestandsgruppen. Unter den illustrierten Werken zur Botanik und Zoologie fallen die Kräuterbücher des 15. und 16. Jhs auf. Aus dem 18. Jh sind neben großformatigen Prachtwerken eine Reihe von Bänden mit kolorierten Pflanzenillustrationen zu erwähnen, die im sogenannten Selbstdruckverfahren hergestellt wurden (Naturselbstdrucke). Insgesamt dürften bis ins 19. Jh die meist illustrierten botanischen Werke überwiegen, während der höhere Anteil zoologischer, insbesondere entomologischer Literatur im 19. und 20. Jh vor allem auf die Erwerbung der Bibliothek Zar Ferdinands von Bulgarien ( s. o. 1.9) zurückgeht. Zu den Besonderheiten gehört ein aus dem Casimirianum stammendes Herbarium aus dem Jahre 1667, angelegt von Johann Christian Frommann (1623-1695).

2.38 Zur Geographie finden sich neben den geo- graphisch-historischen Beschreibungen aus dem Verlagshaus Elzevier (" Republiken") in allen Bestandsgruppen Reisebeschreibungen des 16. bis 19. Jhs. Aus den Beständen der Herzoglichen Privatbibliothek stammen die zahlreichen großformatigen Tafelbände zu Reisewerken des 19. Jhs. Englischsprachige Werke liegen in beachtlicher Anzahl vor, sowohl Großbritannien betreffend (mehrere Werke über Windsor und Schottland), als auch das übrige Europa ( z. B. Sir William Hamilton, Campi Phlegraei. Observations on the Volcanos of the Two Sicilies, Neapel 1776-1779, mit handkolorierten Tafeln) und überseeische Gebiete. Hier sind James Cooks Voyage to the Pacific Ocean ... 1776-80 (London 1784) zu nennen, aber auch afrikakundliche Werke wie George Thomas Lloyd, Thirty-three Years in Tasmania and Victoria (London 1862, mit einer auf Seidenmoiré gedruckten Widmung an Prince Alfred). Hierhin gehören auch die gesondert aufgestellten und erschlossenen Karten ( s. u. 2.57).

2.39 Die Astronomie wurde schon am Gymnasium Casimirianum beachtet, weswegen sich in dessen Bibliothek vor allem Titel des 16. bis 18. Jhs, auch von Coburger Autoren, finden, so von Johann Christoph Kohlhans, Michael Schoen u. a. Kometenliteratur des 17. Jhs ist zahlreich vertreten, auch in der Hof- und Staatsbibliothek. In dieser sind ansonsten deutsche und französische, aber auch englische, italienische und arabische Autoren namentlich in Ausgaben des 18. Jhs vertreten. Astronomische Tafelbücher, Kalender, Atlanten (Bayer 1603, Doppelmayer 1742, Kiepert 1873 usw.) sind ebenso nachgewiesen wie Literatur über astronomische Instrumente oder astronomische Zeitschriften ( z. B. Astronomisches Jahrbuch, 1799-1882). Es sind ca. 400 Titel vorhanden. Neben den Werken zur Chemie findet sich ein hoher Anteil alchemistischer Werke des 16. bis 18. Jhs.

2.40 Literatur zu Technik, Land- und Forstwirtschaft findet sich in den älteren Beständen (Scheres, Casimiriana) in den ökonomischen Sachgruppen, zur Technik der Architektur und des Bauwesens bei der Kunst. Die Zusammensetzung dieser Gruppe ist von dem Ziel einer allgemeinen Hebung des wirtschaftlichen und technischen Niveaus des Coburger Landes bestimmt. Das zeigt sich deutlich in den Zeitschriften und Monographien des 18. und 19. Jhs der Hof- und Staatsbibliothek. Gleiches gilt für Werke der Land- und Forstwirtschaft sowie des Gartenbaus, die sich außer in der Hof- und Staatsbibliothek in der Schloßbibliothek Niederfüllbach, der Bibliothek des Vereins für Gartenbau Coburg und in der Herzoglichen Privatbibliothek sowohl als reine Textausgaben für den praktischen Gebrauch wie auch als Tafelwerke des 17. bis 19. Jhs finden.

2.41 Zahlreiche Schriften zur Medizin und Pharmazie des 16. und 17. Jhs sind in der Bibliothek des Casimirianums vorhanden. Spätere Erwerbungen in den anderen Bibliotheksteilen scheinen sich vor allem nach den praktischen Bedürfnissen der Besitzer gerichtet zu haben.

2.42 Werke zur Kunstgeschichte verteilen sich auf die Altertumswissenschaften, die großformatigen Prachtausgaben und die Reproduktionsgraphik des 19. Jhs (Galeriewerke). Als Beispiel aus dem englischsprachigen Bestand sei ein dem Herzog von Wellington gewidmetes prächtiges Tafelwerk genannt: Lewis's Sketches and Drawings of the Alhambra made ... in the years 1833-34 (London 1840?). Werke zur Baukunst und Architektur dienten vor allem den Interessen des Hofes.

2.43 Im Bereich Militärwesen sind die zahlreichen, meist praktisch orientierten und vielfach illustrierten Werke zur Befestigungskunst zu erwähnen, dazu als Grenzgebiet Schlachtenbeschreibungen.

2.44 Zur Kulturgeschichte gehören die zahlreichen, über die Bestände verstreuten Prognostika und Horoskope, desgleichen Fürsten- und Sittenspiegel. In Sammelbänden theologischen und historischen Inhalts, aber auch als Einzelschriften finden sich zahlreiche Schriften zum Auftauchen von Kometen. Periodika

2.45 Almanache. Unter den Herzögen Ernst Friedrich und Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1764-1800) entstand eine Sammlung von Almanachen, Taschenbüchern und Kalendern, die im 19. Jh fortgeführt und durch andere Sammlungen, z. B. die Herzogliche Privatbibliothek und die darin enthaltene Bibliothek von Schloß Rosenau, ergänzt wurde. Die Sammlung in dem nahe bei Coburg gelegenen Landschloß Rosenau hatten Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld und seine Gemahlin Luise, die Eltern des Prinzgemahls Albert, in den Jahren nach 1817 eingerichtet. Nach einem Bandkatalog von 1846 enthielt die Bibliothek neben einer Abteilung englischer Literatur eine Sammlung deutscher, französischer und englischer Almanache. Almanache dürfte auch eine kleine Bibliothek enthalten haben, die sich die Herzogin Luise in einer sogenannten Dichternische in ihren Gemächern im Coburger Residenzschloß Ehrenburg zusammenstellte (1820/21). Die Sammlung wird ständig ergänzt. Unter den Almanachen gibt es eine ganze Anzahl als Kleinste Bücher anzusehende Exemplare. Die Sammlung umfaßt auch ausländische Titel und ist gesondert aufgestellt. Die Erfassung der weiteren im Bestand verstreuten Titel, z. B. der Sprechtheatersammlung, ist abgeschlossen. Der derzeit erfaßte Bestand beläuft sich auf 750 Titel (rund 2600 Bde), davon 201 (26,8 Prozent) aus dem 18. Jh und 549 (73,1 Prozent) aus dem 19. Jh.

2.46 Zeitschriften. Die Bibliothek verfügt in allen Bestandsgruppen über Zeitschriftenreihen, die allerdings aufgrund der verschiedenen Provenienzen nicht immer vollständig sind. Gemessen an den Ein- und Nachträgen in der Zeitschriftenbibliographie von Kirchner (1969) ist der Besitz bei Zeitschriftentiteln bis 1830 der bei weitem wichtigste Zeitabschnitt. Leider sind die Coburger Zeitschriften aufgrund des damaligen schlechten Erfassungsstandes dort nur mangelhaft nachgewiesen. Die Sachgebiete haben ihre Stärke bei den geisteswissenschaftlichen Fächern (im Bereich Philosophie z. B. 16 Titel vor 1830), die Gebiete Wirtschaft und Naturwissenschaft, Technik und Medizin sind ebenso besetzt. Im Zeitraum bis 1900 sind ca. 1500 Titel nachgewiesen. An philosophischen Zeitschriften seien genannt die Göttingische Philosophische Bibliothek (1749-1755) oder das Magazin für die Philosophie (1778-1786), an historischen Titeln, als Beispiel für die zahlreichen regionalgeschichtlichen Reihen, die Sammlung vermischter Nachrichten zur Sächsischen Geschichte (1767-1777) oder das Allgemeine historische Magazin (1767-1770). Bei der Neukatalogisierung der Bibliothek wurde ein Teil der Zeitschriften aus dem bisherigen Bestand herausgelöst und mit einer eigenen Zeitschriftensignatur versehen. Von den hier zusammengefaßten rund 4200 Titeln gehören 1470 (ca. 35 Prozent) dem 19. Jh an.

2.47 Zeitungen. Das Gros der Bestände umfaßt Zeitungen, die seit dem Beginn des 19. Jhs mit Vorläufern seit 1715 im Coburger Land und den angrenzenden thüringischen Gebieten erschienen. Die Titel wurden für den Gesamtkatalog der deutschen Presse erfaßt und gemeldet. Der größte Teil ist verfilmt.

Sondersammlungen und Sonderbestände

Inkunabeln

2.48 In der Bibliothek sind 149 Inkunabeln einschließlich Fragmenten und Einblattdrucken nachgewiesen, die auf Erwerbungen seit dem Ausgang des 16. Jhs zurückgehen und sich auf nahezu alle Provenienzgruppen und Wissensgebiete verteilen. Hervorzuheben ist ein Fragment der Gutenberg-Bibel. Die häufigsten Druckorte sind Venedig (23), Straßburg (23), Nürnberg (24), Basel (19) und Leipzig (18). Als Erscheinungsorte deutschsprachiger Drucke stehen Augsburg (8), Nürnberg (6) und Straßburg (3) an der Spitze.

Musikalien

2.49 Der Gesamtbestand an historischen Musikalien beträgt rund 87.000 Einheiten auf 364 Regalmetern; er ist damit der zweitgrößte in Bayern. Schwerpunkt ist die Sammlung des früheren Sachsen-Coburg und Gothaischen Hoftheaters mit rund 73.000 Einheiten (3648 Materialnummern) aus dem späten 18. Jh bis 1918. Das Material ist inzwischen vollständig katalogisiert. Eine Veröffentlichung in der Reihe Kataloge Bayerischer Musiksammlungen liegt seit 1995 vor (s. u. 3.2). Unter den Theatermusikalien befindet sich u. a. das komplette Aufführungsmaterial für 567 Opern aus der Zeit bis 1918.

2.50 Da Herzog Ernst II. selbst komponierte, wurde während seiner langen Regierungszeit (1844-1893) das Musiktheater besonders gepflegt. Die Nachfolger bis 1918 wußten dieses Erbe sachgerecht zu mehren, so daß die Coburg-Gothaer Oper seit der Gründung des Theaters stets aktuell war. Besonders geschätzt nach Klassik und Romantik wurden Meyerbeer, Halevy, Mendelssohn-Bartholdy oder Daniel François Esprit Auber, von dem allein 18 Opernmaterialien in der Sammlung komplett vorliegen. Zu Wagner nahm Ernst II. zunehmend ein distanziertes Verhältnis ein, nachdem dieser es abgelehnt hatte, für den Herzog eine von dessen Opern zu instrumentieren. Nach Ernst II. setzte eine wahre Wagner-Euphorie ein, der " Ring" wurde in Coburg erst 1964 das letzte Mal gegeben. Liszt brachte zwei Opern des Herzogs zur Uraufführung. Außerdem sind unikale Notenausgaben von Johann Strauss und der Strauss-Familie in der Landesbibliothek vorhanden aufgrund der Einbürgerung des Walzerkönigs. Der letzte Coburger Herzog, Carl Eduard, unterhielt ein besonders gutes Verhältnis zu Richard Strauss, dessen Opern z. T. schon wenige Wochen nach der Uraufführung so Ariadne auf Naxos 1912 in Coburg gegeben wurden.

2.51 Die Aufgabenvielfalt der früheren Hoftheaterkapelle erklärt das Vorhandensein weiterer bedeutsamer Notengruppen für Symphonien, Kammermusik, Lieder, Walzer, Ballett, Einlagen (Bühnenmusiken u. a.). Handschriftliches Kopistenmaterial hat in allen Einzelgruppen erheblichen Anteil.

2.52 Den zweitgrößten Musikalienkomplex nach den Theatermusikalien stellen die Schloßmusikalien mit ca. 3000 Einheiten Notendrucke, darunter viele Sammelbände, und ca. 1000 Einheiten Hss., vor allem des 19. Jhs (Klavierauszüge, Kammermusik, Lieder, Hymnen u. a.), die häufig, meist mit prächtigen Einbänden versehen, als Widmungsstücke für den musikbegeisterten Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha vorliegen. Die Drucke sind z. T. erfaßt, die Hss. (meist heute unbekanntere Komponisten) sind noch nicht katalogisiert.

2.53 Einen ebenfalls geschlossen aufgestellten Bestand stellen die Musikalien des Sängerkranzes Coburg dar. Überwiegend handelt es sich um Aufführungsmaterial für Männerchöre, aber auch gemischten Chor, vor allem des 19. und 20. Jhs. Besonders vertreten sind Coburger Komponisten sowie die fränkisch-thüringische Sängerliteratur. Im Bestand befinden sich auch Erstausgaben z. B. von Schubert und Schumann. Der 1980 angekaufte Bestand umfaßt rund 3100 Einheiten Drucke und Autographen.

2.54 Weitere kleinere Musikalienkomplexe sind in den Beständen der Bibliothek von St. Moriz (17. bis 19. Jh, meist geistliche Musik), der Bibliothek des Casimirianums und der Hof- und Staatsbibliothek nachgewiesen. In einem Komponistenkatalog werden auch unselbständig veröffentlichte Musikalien, z. B. aus Almanachen oder anderen Drucken, verzeichnet ( s. u. 3.2). An Nachlässen sind vorhanden Max Hellmuth (1904-1945, erschlossen und eingereiht), Bruno Kerber (1904-1943, noch unkatalogisiert), Franz Peters-Marquardt (1888-1965, erschlossen, Depot), Karl Belouschek (1901-1988, erschlossen, Einzelsignaturen), Heinrich Vielhaber (1903-1995, erschlossen). Außerdem verwahrt die Bibliothek als Depositum das Archiv der Internationalen Draeseke-Gesellschaft und das Archiv der Deutschen Johann-Strauss-Gesellschaft.

Schauspiele

2.55 Mit der Theaterbibliothek wurde eine voll- ständige Sammlung von Schauspieltexten des 18. bis einschließlich 20. Jhs übernommen, die die Grundlage für die Aufführungen am Coburg-Gothaer Hoftheater bildeten. Es handelt sich um ca. 165 Regalmeter mit ca. 12.000 Bdn an Rollenheften, Regie- und Soufflierbüchern, die auf der Grundlage der u. a. bei Reclam sowie bei zeitgenössischen Bühnenverlagen gedruckten Texte erarbeitet und mit Anmerkungen versehen wurden ( s. o. 2.17-2.20 Theaterbibliothek).

Theaterzettel

2.56 Neben dem in der Herzoglichen Privatbibliothek befindlichen kleineren Bestand an Theaterzetteln sind die mit der Theaterbibliothek übernommenen 170 Bde Theaterzettel für die Zeit von 1775 bis 1941 zu nennen. Es handelt sich bei den älteren um Klebebände, in denen Anzeigen und Programmzettel in chronologischer Folge zusammengefaßt sind. Der Zettel- bzw. Programmbestand reicht heute bis in die Gegenwart.

Kartensammlung

2.57 In der aus Beständen der Hof- und Staatsbibliothek und der Bibliotheca Casimiriana zusammengeführten Kartensammlung sind Darstellungen aller Teile der Erde und des Himmels vertreten, doch liegt der Schwerpunkt bei den Karten deutscher und angrenzender Gebiete. Besonders reich ist der Bestand an Karten des ausgehenden 17. bis beginnenden 19. Jhs aus Nürnberger, Augsburger, Weimarer, Gothaer und niederländischen Verlagen. Es finden sich auch gezeichnete (17. und 18. Jh) sowie auf Stoff (Seide) gedruckte Karten, außerdem einige wenige Einblattdrucke. Als Unikate sind die Karte des Hegaus und des Schwarzwaldes von Sebastian Münster (1537) und eine Palästinakarte von Mark Jordens (um 1546) zu erwähnen. Selten sind auch vier niederländische Wandkarten von Nicolaus Visscher (17. Jh) sowie die Weltkarte von Johannes Stabius und Albrecht Dürer in einem 1781 angefertigten Neudruck von den Originalholzstöcken des Jahres 1515. Der Bestand umfaßt 2728 Einheiten mit ca. 4000 Einzelblättern; ausgenommen von der Zählung sind die zu Sammelatlanten zusammengebundenen Karten.

Tauchnitz- und Reclam-Ausgaben

2.58 Aus der Herzoglichen Privatbibliothek stammt eine komplette Sammlung der Tauchnitz-Edition, die einheitlich gebunden und in einem dafür gefertigten Schrank gesondert aufgestellt wurde. Sie kam ca. 1897 als Geschenk durch Christian von Tauchnitz zum Dank für die 1860 erfolgte Baronisierung von Bernhard Tauchnitz durch Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha in die Herzogliche Privatbibliothek. Die Sammlung wurde bis zu ihrem Erlöschen nach dem Zweiten Weltkrieg fortgeführt und enthält auch die in der Albatross Library erschienenen Bände sowie die Übersetzung deutscher Schriftsteller ins Englische innerhalb der Tauchnitz-Edition. Der Gesamtbestand beträgt 4825 Bde. Die Coburger Sammlung stellt in der Bundesrepublik die viertgrößte nach der Staatsbibliothek Berlin, der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt dar. Im weltweiten Vergleich nimmt sie den fünften Rang ein. Nach den Feststellungen William Todds enthält die Sammlung eine Reihe unikaler Exemplare. Durch die Bibliotheken der Coburger Herzöge sowie die Theaterbibliothek kamen umfangreiche Bestände an Reclam-Ausgaben, vor allem an Ausgaben des 19. Jhs, in die Bibliothek. Im Zettelkatalog sind ca. 800 Titel nachgewiesen. Die Titel- und Exemplarzahl im Sprechtheaterbestand kann nicht festgestellt werden, da im EDV-Katalog ein Nachweis unter dem Serientitel " Universalbibliothek Reclam" nicht erfolgte. Die Gesamtzahl aller Exemplare in der Landesbibliothek dürfte aber in die Tausende gehen.

Ephemera

2.59 Vorhanden ist Kleinschrifttum mit meist regionalem Bezug, das aus der Tätigkeit des Hofes und der im Coburger Land ansässigen Behörden, Schulen, Betriebe, Religionsgemeinschaften, Vereine und Verbände entstand und meist in Sammelbänden zusammengefaßt ist. Hierhin gehören Theaterzettel, Schulordnungen, Proklamationen des Hofes und anderer Behörden, Prospekte, Werbematerial und Fahrpläne. Das Material reicht vom 17. bis ins 20. Jh und ist vor allem durch den Coburgica-Katalog erschlossen. Von überregionaler Bedeutung sind die Auktionskataloge vor allem des 18. Jhs mit z. T. handschriftlichen Eintragungen und Auktionsergebnissen sowie die Meßkataloge mit Anstreichungen des Erbprinzen und späteren Herzogs Franz Friedrich Anton. Dissertationen, Universitäts- und Schulschriften

2.60 In Sammelbänden zusammengefaßt finden sich Dissertationen, Universitäts- und Schulschriften des 16. bis 19. Jhs, vor allem in den Beständen der Casimiriana und der Scheres-Bibliothek (geschätzt ca. 3000 Titel). Vollständig vorhanden sind die vom Casimirianum herausgegebenen Programme, Reden und anderen Schriften (ca. 850 Titel). Unter den Universitäten sind für das 16. bis 19. Jh besonders die von Helmstedt, Gießen, Jena, Wittenberg, Marburg, Halle und Leipzig mit Dissertationen, aber auch mit Schriften zu anderen Anlässen vertreten. Flugschriften, Flugblätter, Einblattdrucke

2.61 Die Bibliothek besitzt in nahezu allen Teilbereichen Flugschriften, Flugblätter und auch Einblattdrucke des 16. bis 19. Jhs. Schwerpunkte sind die Reformation, der Dreißigjährige Krieg und sein Umfeld, die Türkenkriege und die Französische Revolution. Ereignisse des Auslandes werden nur zu einem geringen Teil abgedeckt. Der Katalogteil Flugschriften im abgebrochenen Systematischen Katalog verzeichnet ca. 1500 Titel, doch dürfte die Zahl der in Sammelbänden und als Einzelstücke vorhandenen Titel wesentlich höher liegen. Darunter befindet sich auch ein nicht näher bestimmbarer Anteil von Einblattdrucken, vor allem des 17. Jhs. Die vorkommenden Sprachen sind Deutsch und Latein, für das 17. Jh und die Zeit nach 1789 findet sich auch eine größere Zahl französischer Flugschriften. In den alten systematischen und Standortkatalogen sind diese Bestände z. T. als Sammeleinträge wie Miszellen nachgewiesen, wobei die sachliche Zuordnung variiert. Über den Alphabetischen Katalog ergibt sich z. T. ein Zugang über die für Sammelbände gebildeten fingierten Titel bzw. Begriffe ( s. u. 3.1). Personalschriften, Leichenpredigten

2.62 Die Bibliothek besitzt Personalschriften und Leichenpredigten des 16. bis 18. Jhs, die überwiegend mit dem Herrscherhaus, mit Franken und Thüringen in Beziehung stehen. Sie finden sich vor allem in der Bibliotheca Casimiriana und der Scheres-Bibliothek; erfaßt sind sie unter Leichenpredigten und Personalschriften im Alphabetischen Katalog sowie im Personenteil des Schlagwortkataloges und des Coburgica-Kataloges. Aufgrund der vorliegenden Teilkatalogisierung ist mit etwa 3000 Titeln zu rechnen. Über die Arbeitskarteien der früheren Bearbeiter Curt Höfner, August Beck und Gerhard Händel, die jedoch nicht abgeschlossen sind, lassen sich auch Prediger, Gedichtautoren usw. feststellen.

Buchgeschichtliche Sammlungen

2.63 Exlibris-Sammlung. Die seit 1973 angelegte Sammlung von Gebrauchs- und Luxus-Exlibris besteht aus zwei Teilen: (1) Photokopien der Exlibris, die in allen Teilen des Bestandes gefunden werden. Dazu gehören Exlibris und Eigentumsstempel der herzoglichen Familie, von weiteren wettinischen Fürsten sowie von Besitzern aus dem Coburger Land. Überregionale Provenienzen stellen z. B. Exlibris von Hirsching, Joecher, Wagenseil, Andreas Georg Witt, Johann Sigismund Panzer, Zacharias Conrad Uffenbach und Sebastian Schedel (1603) dar. Sie dokumentieren die ausgedehnte Erwerbungspolitik am Ende des 18. Jhs. Diese Sammlung umfaßt ca. 250 Exlibris. Das älteste ist ein handgemaltes Wappenexlibris von ca. 1535 für Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen (1503-1554). Besonders reich vertreten sind Exlibris des Historismus und Jugendstils. Die Sammlung befindet sich im weiteren Ausbau. (2) Als Blattsammlung verfügt die Landesbibliothek über weitere ca. 3350 Exlibris, die vom 16. Jh bis in die Gegenwart reichen. Gut repräsentiert ist dabei die Glanzzeit zwischen 1895 und 1925.

2.64 Einbandsammlung. Besonders wertvolle Ein- bände aus den Beständen der Hof- und Staatsbibliothek, der Casimiriana, der Herzoglichen Privatbibliothek, der Almanache und Musikalien wurden gesondert in der Einbandsammlung zusammengefaßt (ca. 750 Bde). Von einem kleinen Teil dieser Exemplare und anderen, nicht separierten Einbänden, besonders aus der Herzoglichen Privatbibliothek, wurden Photokopien hergestellt (ca. 500 Kopien). Durch die Bestände der Herzoglichen Privatbibliothek ist englische, französische und belgische Einbandkunst des 19. Jhs stark vertreten. An Beispielen englischer Einbandkunst seien erwähnt ein Einband von Francis Westley (1837), ein Ledereinband des Buchbinders White (London, nach 1843), ein englischer Wappeneinband von 1841 und ein englischer Jugendstileinband von 1905 ( s. u. 5, Erdmann, Meistereinbände). Bei den Schloßmusikalien ist u. a. die Wiener Einbandkunst des 19. Jhs repräsentiert. Auch diese Sammlung befindet sich im weiteren Aufbau.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; von 1949 bis zum Erscheinungsjahr 1982 nach PI geführt. Von den Altbeständen sind z. B. die Hof- und Staatsbibliothek bisher zu 5 Prozent, die Scheres-Bibliothek zu 25 Prozent neu katalogisiert, die Casimiriana, die Bibliothek von St. Moriz, die Niederfüllbacher Schloßbibliothek und die Herzogliche Privatbibliothek sind vollständig aufgenommen. Zusätzlich wurden eine Reihe von fingierten Titeln, vor allem für Sammelbände mit Kleinschrifttum gebildet: Apotheken- und Medizinalordnungen, Casimiriana, Flugschriften, Flugschriften der Reformationszeit, Gesetze und Verordnungen, Operntexte, Personalschriften, Programme des Gymnasiums Casimirianum, Deutsche Theater, Theaterstücke, Theaterzettel, Universitäts- und Schulschriften, Vermischte Schriften zu den Grumbachschen Händeln und zu den hessischen Erbstreitigkeiten]

Alphabetischer Mikrofiche-Katalog

[Neukatalogisierung ab 1983 im Rahmen des Bayerischen Verbundkatalogsystems (BVB-KAT); Neuerwerbungen ab 1850 werden ebenfalls katalogisiert]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; seit etwa 1955 geführt; verzeichnet auch die neukatalogisierte ältere Literatur; abgebrochen 1972; ungeordnetes Zettelmaterial für die 1973 bis 1980 katalogisierten Titel]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform; ab 1950 geführt; verzeichnet Literatur vom Erscheinungsjahr 1945 an. Gesonderte Teile sind der Orts- und der Personenteil; in diesem auch ältere Literatur, allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Fortsetzung ab Erscheinungsjahr 1983 als Mikrofiche-Katalog]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind teilweise im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen ( d. h. Titel aus dem 1949 angelegten Zettelkatalog, die Bibliotheca Casimiriana, die Herzogliche Privatbibliothek, außerdem die Hof- und Staatsbibliothek nach dem Katalog von 1823). Titel ab 1983 und teilweise frühere ab 1850 sind im Bayerischen Verbundkatalog (BVB-KAT, ab 1993 online) nachgewiesen. Zeitschriften aus der Hof- und Staatsbibliothek sind im Bayerischen Zeitschriftenverzeichnis, aber nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) verzeichnet. Zeitungen sind bei Hagelweide nachgewiesen (das Exemplar der Landesbibliothek enthält zahlreiche Ergänzungen). Die erfaßten Musikalien sind im Répertoire international des sources musicales (RISM) verzeichnet.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Chronologischer Katalog

[für die Jahre 1501-1850 geführt, 1972 begonnen, 1995 abgeschlossen]

Druckerkatalog

[für die Jahre 1501-1850 geführt; Ordnung nach Druckern oder Verlegern; 1975 begonnen, 1995 abgeschlossen]

Standortkataloge

[im Zuge der Neukatalogisierung der älteren und der übernommenen Bestände angelegt für Hof- und Staatsbibliothek, Casimiriana, Scheres-Bibliothek, Moriz-Bibliothek, Schloßbibliothek Niederfüllbach, Bibliothek Ebart, Carl-Eduard-Bibliothek. Katalogisate folgen den alten, übernommenen Signaturen oder den aus Gründen der Übersichtlichkeit vergebenen neuen]

Coburgica-Katalog

[verzeichnet selbständige und unselbständige Ver- öffentlichungen über das Coburger Land nach Schlagworten, unterteilt in einen Personen-, Orts- und Sachteil; Katalogschränke mit 42 Schüben]

Kataloge Coburgischer Provenienzen

[für Widmungsexemplare, Rara, buchkünstlerisch herausragende Titel wie bibliophile Drucke und Pressendrucke, für die Lesevermerke aus der Herzoglichen Privatbibliothek von der Hand der Herzogin Alexandrine und des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha; im Aufbau]

[alle Kataloge in Zettelform]

Inkunabeln:

Schilling, Friedrich: Die Wiegendrucke in Coburg. Mit einem Nachtrag. Coburg 1954-59 [Bestandskatalog]

Kartensammlung:

Katalog der Kartensammlung

[hschr.; in Zettelform; umfaßt einen nach Orts- und Ländernamen alphabetisch geordneten Schlagwortteil und einen Standortkatalog mit Gruppen wie Landkarten, Ansichten (auch Grundrisse), Militärische Karten, Historische Karten, Astronomische Karten, auf Stoff gedruckte Karten, Handgezeichnete Karten; Aufnahmen beruhen auf Autopsie, ohne weitergehende bibliographische Ermittlungen]

Leichenpredigten:

Händel, Gerhard: Die Leichenpredigten der Landesbibliothek Coburg. Typoskript. 2 Bde. Coburg 1955-56 [LB Coburg, Ms. 279]

Lutherdrucke:

Kaltwasser, Franz Georg: Die zeitgenössischen Lutherdrucke der Landesbibliothek Coburg. Coburg 1961 [Bestandskatalog]

Musikalien:

Musik-Katalog

[in Zettelform; seit 1978 geführt; enthält etwa 40 Prozent der gedruckten Schloßmusikalien, außerdem sämtliche Titel der vollständig erfaßten historischen Theatermusikalien. Als Ergänzung der alphabetischen Abfolge nach Komponisten werden wie beim Alphabetischen Katalog fingierte Titel wie Coburgensia, Lieder usw. gebildet]

Potyra, Rudolf: Die Theatermusikalien der Landesbibliothek Coburg. Katalog. 2 Bde. München 1995

Sprechtheatersammlung:

Katalog der Coburger Sprechtheatersammlung. Bearb.: Ronald Schertling

[in Vorbereitung; erscheint ca. 1998]

Weitere Sonderkataloge s. u. 5, Ausstellungskataloge

3.3 Historische Kataloge

Hof- und Staatsbibliothek:

Alphabetischer Katalog

[in Bandform; von Friedrich Carl Forberg 1823 angelegt und bis 1949 geführt; enthält zusätzliche sachliche Ordnungsworte und Schlagworte wie Böhmen, Briefe, Deduktionen, Freimaurer, Grammatiken, Illuminaten, Lettre(s), Münzsammlungen, Rosenkreuzer, Staatsschriften]

Standortkatalog

[in Bandform; angelegt 1877 von Ernst Anton Ahrens, diente der Signaturenvergabe (Lokalsignaturen). Einzelne Gruppen tragen identische Bezeichnungen zu denen des Sachkataloges]

Sachkatalog

[in Bandform; angelegt 1881 von Ahrens in Bandform, bis 1933 weitergeführt, ohne erkennbare Hierarchiebildung; Gruppen orientieren sich am vorhandenen Bestand; kein Register; zur Gliederung s. o. 2.8]

Forberg, Karl Friedrich: Catalog der herzoglichen Geschäftsbibliothek in Coburg. Errichtet im Jahr 1801 [alphabetisch; LB Coburg, Ms. 219]

ders.: Catalogus bibliothecae Ducis Saxo-Cobur- gensis. 9 Bde

[1810-1823, verschiedene Bandgruppen für Alphabet und Ordnung nach Klassen; z. T. fortgesetzt bis 1921; LB Coburg, Ms. 220]

ders.: Repertorium bibliothecae Serenissimi Ducis Saxo-Coburgensis. 3 Bde. 1823 [LB Coburg, Ms. 221]

ders.: Alphabetischer Katalog: Buchstabe " A", einschließlich der Bücher der ehemaligen Geschäftsbibliothek. " Coburg, 24 februar 1827" [LB Coburg, Ms. 223]

ders.: Systematisches Verzeichniß der Herzoglichen Geschäftsbibliothek. " Hildburghausen den 8 Junius 1827" [LB Coburg, Ms. 224]

Scheres-Bibliothek:

Bandkatalog

[hschr.; 1763 von Johann Christoph Gotter angelegt und mit Nachträgen bis ins 20. Jh geführt. Die Bestände gliedern sich in Theologie, Recht, Geschichte, Ökonomie und Politik, Numismatik und Antiquitäten, Libri miscellani. Erschließung durch Register der Autoren und Schlagworte]

Bibliothek von St. Moriz:

Alphabetischer Katalog

[hschr.; in Bandform; bis 1940 geführt; ungenau bei der Aufführung von Sammelbänden]

Herzogliche Privatbibliothek:

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; eigenes Format; LB Coburg, Ms. 230/4]

Systematischer Katalog

[in Bandform; etwa um die Jahrhundertwende angelegt, ohne Angabe von Erscheinungsort und -jahr; zur Gliederung s. o. 2.12; LB Coburg, Ms. 230/3]

Inventarium der Herzoglichen Privat-Bibliothek. 3 Bde. 1870-1871 [LB Coburg, Ms. 230/1]

Weitere Herzogliche Bibliotheken:

Weischner, Lucas: Verzeichnis der Bibliothek Herzog Johann Friedrich des Mittleren. 1590

[Original im Staatsarchiv Coburg, LA E 2405, Kopie in der LB Coburg, 62.166]

Fischer, Johann Albrecht: Verzeichniß über die Bibliothek des Herrn Prinzen Christian Franz [1730-1797] Herzoglichen Durchlaucht. Entworfen im Jahr 1789 [LB Coburg, Ms. 218]

Verzeichnis der in dem Herzoglichen Sommerschloße Rosenau befindlichen Bibliothek [Inventarliste]. 1846

[Original im Staatsarchiv Coburg, LA A 6847; Kopie in der LB Coburg, Cob 7. 19/1]

Verzeichniß der Privat-Bibliothek und Kupferstichsammlung Sr. Herzogl. Durchlaucht des Hoechstseeligen Herrn Herzogs Ernst [I.] von Sachsen-Coburg-Gotha. 2 Bde [LB Coburg, Ms. 229]

Theaterbibliothek:

Manuscriptinventar der Herzoglichen Hoftheaterbibliothek [LB Coburg, Ms. 232]

Verzeichniss sämtlicher, am Herzoglichen Hoftheater aufgeführten I. Opern, Oratorien, Operetten u. Singspiele. II. Schauspiele ... , 1827-1899

[LB Coburg, Ms. 234]

Verzeichniss der in den Jahren 1850, bis Mitte 1870, auf der Herzoglichen Hofbühne zu Coburg und Gotha zum ersten Male aufgeführten Stücke und Opern

[weitergeführt bis 1920; LB Coburg, Ms. 235]

Stadtbücherei Seßlach:

Katalog für die Dr. von Müllersche Bibliothek in Seßlach. Angelegt im Jahre 1883. 2 Bde

[Bände anfänglich gleichen Inhalts, Nachträge nur in einem enthalten; LB Coburg, ohne Sig.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Staatsarchiv Coburg: Akten zu den einzelnen Teilen der heutigen Landesbibliothek befinden sich im Staatsarchiv Coburg. Die Überlieferung ist vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jhs lückenhaft, da eine Reihe von Akten nachweislich eingestampft wurde.

Hofbibliothek LA 6658, 6676, 6680, 8034-36, 11643-11649 für die Jahre 1595-1918

Herzogliche Bibliothek LReg 8703-11 für die Jahre 1802-48; Min E 2445-2462 für die Jahre 1809-1919

LBC Leihjournale, Erwerbungsunterlagen und andere Akten aus dem 19. und 20. Jh Luther-Bibliothek LA 9760 für die Jahre 1862-63 Bibliothek des Casimirianums Cas. 7. 10, Nr. 727-735 für die Jahre 1716-1866

Scheres-Zieritz-Bibliothek LA E 1630 ff., Nr. 1659 für das Jahr 1787

Landesbibliothek Coburg: Forberg, Karl Friedrich: Real-Lexicon der herzoglichen Bibliothek in Coburg. Angefangen im Jahr 1819. Bibliographische Notizen in alphabetischer Anordnung [LB Coburg, Ms. 222]

S. auch oben 3.3, Historische Kataloge Weitere Archivalien im Staatsarchiv Coburg und in der Generaldirektion der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken.

Dazu s. Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 39-40

4.2 Darstellungen

Knorr, Friedrich: Die Geistesgeschichte der Stadt Coburg im Spiegel ihrer Bibliotheken. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1 (1956) S. 113-164

Höfner, Curt: Zur Geschichte der Gandersheimer Büchersammlungen. In: Buch und Welt. Festschrift für Gustav Hofmann zum 65. Geburtstag dargebracht. Wiesbaden 1965, S. 197-210

Beck, Emil: Geschichte und Rechtslage der Coburger Landesstiftung. Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 12 (1967), Ergänzungsband [zur Bibliothek S. 79, 80-86]

Höfner, Curt: Zur Geschichte der herzoglichen Bibliothek in Coburg bis zum Ende des Herzogtums. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 12 (1967) S. 13-32

Erdmann, Jürgen: Die Niederfüllbacher Schloßbibliothek in der Landesbibliothek Coburg. In: Hartmut Ewald (Hrsg.): Niederfüllbach. Ursprung und Wandel. Niederfüllbach 1976, S. 61-67

Erdmann, Jürgen: Die Landesbibliothek Coburg. Geschichte - Aufgaben Bestände. Coburg 1977

Höfner, Curt: Geschichte der Scheres-Zieritz-Stiftung 1704-1979. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 24 (1979) S. 1-66 [zur Bibliothek S. 46-49]

Erdmann, Jürgen: Coburger Büchersammler. In: ders. (Hrsg.): Landesbibliothek Coburg. Coburg 1982, S. 15-38

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

(Auswahl; zusätzliche Informationen vermitteln zahlreiche weitere Ausstellungskataloge der Bibliothek) Baumgärtel, Ehrfried: Almanache, Kalender und Taschenbücher (1750-1860) der Landesbibliothek Coburg. Wiesbaden 1970 [Ausstellungskatalog]

Erdmann, Jürgen: Die Bibliothek zu St. Moriz als Zeugnis Coburger protestantischer Tradition. Coburg 1983 [Ausstellungskatalog]

ders.: Exlibris in der Landesbibliothek Coburg. In: Exlibriskunst und Gebrauchsgraphik (1976) S. 3-10 ders.: Die Landesbibliothek im Coburger Schloß Ehrenburg. In: Bibliotheksforum Bayern 11 (1983) S. 158-169

ders.: Luther in einer Bibliothek. Luther im Spiegel der Coburger Büchersammlungen. In: Herbert G. Göpfert (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Buchwesens im konfessionellen Zeitalter. Wiesbaden 1985, S. 37-55

ders.: Meistereinbände des Historismus. Die Prunk- und Widmungseinbände aus der Herzoglichen Privatbibliothek in der Landesbibliothek Coburg. In: Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha 1818-1893 und seine Zeit. Jubiläumsschrift im Auftrag der Städte Coburg und Gotha. Augsburg 1993, S. 285-401

ders.: Ein Stück deutscher Theaterhistorie. Zur Geschichte des ehemaligen Herzoglichen Sächsischen Hoftheaters Coburg-Gotha und seiner Notensammlung. In: Rudolf Potyra: Die Theatermusikalien der Landesbibliothek Coburg. Katalog. 2 Bde. München 1995

ders.: Die Wirkungsgeschichte Grabbes, Büchners, Hauptmanns und Wedekinds auf der Coburger Bühne. In: Harald Bachmann und Jürgen Erdmann (Hrsg.): 150 Jahre Coburger Landestheater. Festschrift. Coburg 1977, S. 199-228

Erdmann, Jürgen; Potyra, Rudolf: Aus der Notensammlung eines alten Hoftheaters. Coburger historische Musikalien. Ausstellung 17. Juni 30. September 1986. Coburg 1986 [Ausstellungskatalog]

Erdmann, Jürgen; Potyra, Rudolf: Lied und Chor in Geschichte und Gegenwart. Notenbücher von der Zeit Luthers bis zur Gegenwart. Ausstellung 8. Mai 30. September 1987. Coburg 1987 [Ausstellungskatalog]

Erdmann, Jürgen; Potyra, Rudolf: Die Musiksammlung der Landesbibliothek Coburg. In: Bibliotheksforum Bayern 20 (1992) S. 210-220

Fischer, Barbara: Musik um Johann Strauss. Ausstellung Juni bis September 1992. Konzept der Ausstellung: Rudolf Potyra. Coburg 1992 [Ausstellungskatalog]

Kaltwasser, Franz Georg: Lutherdrucke in Coburg. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1960, S. 13-42

Kaltwasser, Franz Georg: Die Schloßbibliothek des Herzogs Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564-1633). Die Auffindung ihrer der Plünderung entgangenen Reste. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1961, S. 13-26

Knorr, Friedrich: Die geistesgeschichtliche Bedeutung der Bibliotheca Casimiriana. In: Festschrift zum 350jährigen Bestehen des Gymnasium Casimirianum Coburg. Coburg 1955, S. 62-93

Müller, Wolfgang: Ein Weg zu einem VD 17. Untersuchungen über ein Verzeichnis der deutschen Drucke des 17. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 37 (1990) S. 201-221

Todd, William B.; Bouden, Ann: Tauchnitz: international editions in English 1841-1955. A bibliographical history. New York 1988

Stand: Februar 1995

Karl Klaus Walther

Jürgen Erdmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.