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Landesgeschichtliche Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Tiergartenstr. 41, 4190 Kleve [Karte]
Telefon. (02821) 8 43 40

Unterhaltsträger. Stadt Kleve
Funktion. Landesgeschichtliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Der historische Bestand wird generell nicht vermehrt außer Quellenpublikationen zum Rheinland (alte Rheinprovinz) und den östlichen Niederlanden.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-17 Uhr; Freitag 8-13.30 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Für die Benutzung des historischen Bestandes wird um telefonische oder schriftliche Voranmeldung gebeten. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten). Busverbindung ab Bahnhof (Linie 58) bis Haltestelle Forstgarten. A 3, Ausfahrt Emmerich/Kleve; A 57, Ausfahrt Goch/Kleve. Parkplätze in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek, deren Gründung nicht genau datierbar ist, ist aus Resten der alten Ratsbibliothek erwachsen, die ihrerseits aus Erwerbungen des Magistrats für das Schöffenamt und Schenkungen (vornehmlich juristischer Werke) ehemaliger Schöffen entstanden ist. Der Beginn dieser Büchersammlung muß aber vor dem ersten überlieferten Besitzvermerk aus dem Jahre 1604 liegen. Ende des 17. Jhs erging durch den Bürgermeister Dr. Johann Dietrich Schmitz (Bürgermeister 1683-1703) die Aufforderung an die Klever Bürger zu Bücherspenden, der zahlreich Folge geleistet wurde.

1.2 Wesentlichen Zuwachs erfuhr die Bibliothek erst im 19. Jh. Der Katalog der Ratsbibliothek von 1834 zählte 271 Titel, 1878 waren es bereits 700 Titel. Aus dem Erbe des in Kleve geborenen und in Berlin wirkenden Präsidenten Christoph Wilhelm Heinrich Sethe (1767-1855) kamen im Jahre 1857 Teile seiner einschlägigen Sammlungen in den Besitz der Stadt. Im Jahre 1874 folgte die Erbschaft der Büchersammlung des Klever Historikers Gustav von Velsen (1806-1873), die heute noch separat aufgestellt ist. 1909 gelangte die Bibliothek des zu Netterden bei Emmerich verstorbenen Sammlers Silvester Festen (die sogenannte Netterdensche Bibliothek) an die Stadt. 1910 folgten der Nachlaß des Klever Geschichtsforschers Dr. Robert Scholten (1831-1910) sowie die Bücherei des klevischen Geschichts- und Altertumsvereins. Die letzte Schenkung war mit der Forderung verbunden, die Ratsbibliothek als Stadtbücherei der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, dies geschah am 15. August 1911.

1.3 In der Folgezeit wurde hauptsächlich der Teil der Bibliothek ausgebaut, der einem Volksbüchereibestand entsprach. Die Verluste während des Zweiten Weltkriegs waren gering, da die Bestände im November und Dezember 1944 aus der zerstörten Stadt in das Salzbergwerk Grasleben bei Helmstedt ausgelagert werden konnten. Unersetzbare Lücken, insbesondere bei mehrbändigen Werken, entstanden erst nach der Rückführung durch unsachgemäße Lagerung und Diebstähle aus dem Aufbewahrungsraum. Erst 1954/55 begann der Neuaufbau von Stadtbibliothek und Archiv. Dabei wurden die Volksbüchereibestände vom Archiv und den noch vorhandenen Restbeständen der alten Ratsbibliothek sowie der Schenkungen des 19. Jhs getrennt.

1.4 Ziel des Ausbaus der Archivbibliothek war die Schaffung einer Spezialbibliothek auf der Grundlage der vorhandenen stadt- und landeskundlichen Bestände. So wurde der historische Bestand in den fünfziger Jahren durch Ankauf von (teilweise unsystematisch zusammengesetzten) Konvoluten in den Niederlanden und durch Antiquariatskäufe erweitert. Dadurch gelangten vorwiegend Konversationslexika, historisch-geographische Wörterbücher und Werke zur Geschichte der Niederlande sowie niederländische Drucke des 17. Jhs in die Bibliothek. Diese Bestände stehen separat und sind noch nicht katalogisiert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von z. Z. ca. 25.000 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 2700 Bde. Darunter ist eine Inkunabel; ca. 70 Bde stammen aus dem 16. Jh, ca. 230 aus dem 17. Jh, ca. 400 aus dem 18. Jh und ca. 1900 aus dem 19. Jh. Die Ausgaben des 16. und 17. Jhs sind, ebenso wie einige theologische Werke des 18. Jhs, in lateinischer Sprache, wenige auch in französischer Sprache verfaßt. Darüber hinaus findet sich ein hoher Anteil niederdeutscher und niederländischer Titel besonders bei den Werken zur Geschichte. Der überwiegende Teil des Bestandes ist deutschsprachig. Die Zahlenangaben beruhen auf einer Überschlagsrechnung am Regal. Systematische Übersicht

2.2 Die Theologie umfaßt ca. 500 Bde. Hier findet sich die Inkunabel, eine lateinische Bibel von Anton Koberger (Nürnberg 1478). Es handelt sich um Bibelkommentare, Predigtsammlungen für bestimmte Feiertage, theologische Lehr- und Handbücher und Heiligenviten. Neben einigen lateinischen, niederdeutschen und niederländischen Titeln überwiegt der deutschsprachige Anteil.

2.3 Ebenfalls ca. 500 Bde zählen die Werke zur Rechtswissenschaft. Ca. 90 Bde entfallen auf allgemeine juristische Werke des 16. und 17. Jhs in lateinischer Sprache. Lateinische Werke des 18. und 19. Jhs finden sich bei den Kommentaren zum römischen Recht. Die deutschsprachigen Titel betreffen neben allgemeinen Werken zum deutschen Recht besonders das Preußische Recht mit regionalem Bezug auf den Niederrhein, das Herzogtum Kleve und die Grafschaft Mark. Weiterhin finden sich Gesetzessammlungen und Verordnungen für die Rheinprovinz, französische Präfekturblätter und preußische Gesetze, Erlasse und Kommentare unter den ca. 450 Bdn Zeitschriften, die separat aufgestellt sind.

2.4 Die größte Gruppe bilden die Werke zur Geschichte (ca. 600 Bde), die ihren Schwerpunkt bei der landeshistorischen Literatur haben. Neben Titeln zur Weltgeschichte sind besonders Werke zur Geschichte der Rheinlande und der Rheinprovinz, vor allem zum Gebiet des Niederrheins, und der Geschichte der Niederlande hervorzuheben. Ein Großteil ist in niederdeutscher oder niederländischer Sprache. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Stadtgeschichte Kleves. Hervorzuheben sind ca. 170 Bde Quellenpublikationen der Landesgeschichtlichen Spezialbibliothek, die die Regionen Jülich-Berg, das Herzogtum Kleve und die Grafschaft Mark, die Rheinprovinz sowie die Niederlande betreffen. Bei den Zeitschriften sind neben den juristischen auch regionalgeschichtlich bedeutsame zu nennen, wie z. B. das Clevische Wochenblatt (1825-1837) oder das Wochen-Blatt für die Stadt und Kreis Cleve (1838-1883).

2.5 Ca. 150 Bde zählen die (Konversations)-Lexika und die historisch-geographischen Wörterbücher, die überwiegend aus dem 19. Jh stammen. Nennenswert sind weiterhin die geographischen Werke sowie Kosmographien und Reisebeschreibungen, die z. T. regionalen Bezug zum Rheinland und zum Raum Kleve haben, z. T. ohne deutlichen Schwerpunkt andere Länder und Kontinente (Afrika, Asien) betreffen.

2.6 Sammlung Velsen. Die ca. 100 Bde des 18. und frühen 19. Jhs umfassende Bibliothek des Gelehrten Gustav von Velsen ist ungeordnet, aber separat aufgestellt. Es handelt sich hauptsächlich um Werke zur Weltgeschichte, zur Geschichte einzelner Länder und um regionalgeschichtliche Werke mit Bezug zu Kleve und den Niederlanden sowie um vereinzelte philosophische Werke. Darunter sind ca. 30 Titel Reisebeschreibungen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[nach PI; enthält nicht den beschriebenen historischen Buchbestand]

Standortkatalog

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetisches Verzeichnis der Bücher der älteren Stadtbücherei vor 1834

[hschr., Stadtarchiv Kleve CI/2/1]

Katalog der Stadtbibliothek Cleve. Bearb. von Fritz Adrian. Kleve 1911

[Bestand vom 1. Januar 1911; Systematischer Katalog mit Sach- und Titelregister]

Bücherverzeichnis der Stadtbücherei zu Cleve. Cleve 1927 [Systematischer Kurztitelkatalog]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Klevische Städteprivilegien (1241-1609). Bearb. und hrsg. von Klaus Flink unter Mitwirkung von Bert Thissen und mit einem Beitrag von Wolf-Rüdiger Schleidgen. Kleve 1989, S. 93 f. (Klever Archiv. Schriftenreihe des Stadtarchivs Kleve 8) [Erwähnung der " alten Stadtbibliothek"]

4.2 Darstellungen

Gorissen, Friedrich: Traditionspflege in der kleinen Stadt erläutert am Beispiel der Stadt Kleve (Archiv Museum - Heimatverein). In: Die kleine Stadt. Gestaltung der rheinischen Klein- und Mittelstädte. Hrsg. vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. Jg. 1959, S. 183-187

Oppenhoff, Josef: Die Stadtbibliothek in Cleve. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Kleve. Cleve 1991, Heft 1, S. 44-46

Pick, Heinrich: Entwicklung und Eigenart der Clever Stadtbücherei. In: Bücherverzeichnis der Stadtbücherei zu Cleve. Cleve 1927, S. I-IV

Stand: Januar 1991

Ute Zöllner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.