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Bibliothek des Landeshauptarchivs

Adresse. Karmeliterstraße 1-3, 5400 Koblenz [Karte]
Telefon. (0261) 3 30 68
Bibliothekssigel. <Kob 1>

Unterhaltsträger. Land Rheinland-Pfalz
Funktion. Dienstbibliothek, zugänglich auch für Benutzer des Landeshauptarchivs.
Sammelgebiete. Allgemeine Geschichte, Historische Hilfswissenschaften, Rheinisch-pfälzische Landesgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag-Mittwoch 8-17.45 Uhr, Donnerstag 8-19.45 Uhr, Freitag 8-15.45 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 1) hält vor dem Haus. Tiefgarage in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des heutigen Landeshauptarchivs Koblenz ist aus der Handbücherei des 1832 eingerichteten Provinzialarchivs Koblenz entstanden, dessen Zuständigkeitsbereich sich damals auf die beiden preußischen Regierungsbezirke Koblenz und Trier erstreckte. Erstmals im Jahre 1839 wird von der Existenz einer Bücherei des Provinzialarchivs Koblenz berichtet und 1847 ist von einer seit sechs Jahren bestehenden kleinen Bibliothek die Rede. Der Bestand beschränkte sich außer auf den " diplomatischen Apparat auf die Geschichte des nächsten Kreises", und er verdankte seine Hauptwerke teils dem Erlös aus verkaufter Makulatur, teils Zuwendungen. In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens hatte das Archiv so gut wie keine wissenschaftlichen Benutzer, und die Tätigkeit des Personals konzentrierte sich auf die Sicherung und Ordnung der ehemaligen Territorialarchive und die Herausgabe des mittelrheinischen Urkundenbuches. Daher waren die Literatur zum Staatsrecht des Heiligen Römischen Reiches, zu den Historischen Hilfswissenschaften sowie zur Statistik und Topographie besonders wichtig.

1.2 Der Ausbau der preußischen Provinzialarchive unter der Direktion des Geheimen Oberarchivrats Karl Wilhelm von Lancizolle (1852-1867) zeigte auch in Koblenz seine Wirkung. Nachdem im Zuge der Förderungsmaßnahmen für die Provinzialgeschichtsforschung die Anschaffungsmittel der Bibliothek durch laufende Zuschüsse der Provinzialstände aufgestockt worden waren, wurde 1860 nach Visitation des Koblenzer Staatsarchivs im November 1860 unter Mitwirkung von Lancizolle eine detaillierte Verwaltungsanweisung erlassen, die bis in die fünfziger Jahre dieses Jhs die Grundlage für die Organisation der Bibliothek abgab: Sie ist Dienstbibliothek, die erst in zweiter Linie für Archivbenutzer da ist. Diese Zweckbestimmung beeinflußte die Schwerpunktsetzung beim Bestandsaufbau. Die Bibliothek dient auch heute vornehmlich der quellenkritischen und inhaltlichen Auswertung der Archivbestände.

1.3 Im Jahr 1867 wurde das Provinzialarchiv in Staatsarchiv Koblenz umbenannt, ohne daß damit organisatorische Veränderungen verbunden gewesen wären. Im Zuge der staatlichen Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg und der Verwaltungsreform wurde der Zuständigkeitsbereich den veränderten Verwaltungsgrenzen angepaßt. Heute ist das seit 1975 so bezeichnete Landeshauptarchiv Koblenz zuständig für alle Oberbehörden des Landes Rheinland-Pfalz und alle Mittel- und Unterbehörden in den Regierungsbezirken Koblenz und Trier. Dieser Ausweitung des Zuständigkeitsbereiches wird bei den Neuerwerbungen nach Möglichkeit Rechnung getragen, doch lassen sich die Lücken bei der älteren Literatur, was den Südteil des Landes betrifft, nur schwer schließen; hier ist man weiterhin auf die Bibliothek des Landesarchivs Speyer angewiesen.

Georg Friedrich Böhn

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Berücksichtigt ist hier nur der Bibliotheksbestand, soweit er in den Katalogen nachgewiesen ist. Unberücksichtigt bleiben alle den archivalischen Beständen zugeordneten Gruppen wie die mittelalterlichen Hss., Plakate, Anschläge und die Zeitungen. Unberücksichtigt ist auch der noch nicht bearbeitete Buchnachlaß des Hunsrücker Heimatdichters Jakob Kneip (1881-1958), bei dem der Anteil an älterer Literatur jedoch nur gering sein dürfte. Die Auswertung erfolgte anhand der Kataloge mit Überprüfung am Regal in Einzelfällen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek umfaßt ca. 44.500 Titel, davon 9847 vor 1900; von den Zeitschriften und Periodica sind 147 Titel, von den Verwaltungsdruckschriften sind 651 vor 1900 erschienen. Die Bibliothek besitzt 4 Inkunabeln (s. u. 2.10); aus dem 16. Jh sind 74 meist lateinische Titel vorhanden, aus dem 17. Jh 254, aus dem 18. Jh 1624 und aus dem 19. Jh 7542 (76,6 Prozent des Altbestandes), davon 2629 aus der ersten Hälfte und 4913 aus der zweiten Hälfte. Hinzuzurechnen sind 146 Zeitschriften und sonstige Periodica des 19. Jhs. 201 Titel sind ohne Erscheinungsjahr.

2.3 Der Hauptteil des Bestandes ist deutschsprachig (8038 Titel oder 81,6 Prozent, einschließlich der Verwaltungsdruckschriften). Bei den Fremdsprachen überwiegen die lateinischen Werke, vorwiegend aus dem 18. Jh (845 Titel oder 8,6 Prozent), gefolgt von den französischen, meist aus dem 19. Jh infolge der französischen Verwaltung des Rheinlandes (642 oder 6,5 Prozent). Die 87 englischen Titel gehören bis auf einen zum Bestand des Familienarchivs von Barton gen. von Stedman, ebenso 57 der 67 niederländischen Titel. In italienischer Sprache sind 10, in griechischer und dänischer je 3, in russischer 2 und in schwedischer und tschechischer Sprache je ein Titel. 4 Zeitschriften sind französisch.

Systematische Übersicht

2.4 Die Bibliothek des Landeshauptarchivs ist Magazinbibliothek, ausgenommen der Bestand des Benutzersaals. Bei dieser frei zugänglichen Handbücherei (760 Titel, davon 164 vor 1900) handelt es sich um Nachschlagewerke, häufig benutzte Handbücher, Standardwerke u. ä. Die Beschreibung des magazinierten Bestandes orientiert sich an der vorhandenen Systematik. Dabei wird lediglich auf die gut ausgebauten Bestandsgruppen eingegangen.

2.5 Die historischen Hilfswissenschaften einschließlich Archivkunde sind mit ca. 1180 Titeln vertreten. Der Anteil der genealogischen und biographischen Werke überwiegt mit ca. 450 Titeln, meist aus dem 19. Jh. Zur Sprachkunde liegen 143 Titel vor, zur Paläographie, Urkundenlehre, Siegelkunde, Wappenkunde, Chronologie und Münzkunde 290. Zur Geographie und Statistik der Rheinlande einschließlich historischer Geographie sind 170 Titel vorhanden und zur Archivkunde 85.

2.6 Zur allgemeinen deutschen (außerrheinischen) Geschichte besitzt die Bibliothek ca. 520 Titel historischen Bestandes, meist deutschsprachig und zwischen 1850 und 1900 erschienen. Zahlreich vertreten ist die Literatur zur Geschichte Preußens und seiner Provinzen (ca. 620 Titel). Der Gesamtstaat wird in ca. 125 Titeln behandelt, doch liegen auch umfassende Darstellungen zu den Provinzen Ost- und Westpreußen, Schlesien, Pommern, Sachsen, Schleswig-Holstein, Westfalen u. a. vor. Die Provinz Hessen-Nassau (einschließlich der vorpreußischen Zeit) betreffen 240 Titel. Etwa 440 Titel haben die Geschichte der deutschen Territorien zum Inhalt, davon beziehen sich ca. 165 auf Bayern und die Pfalz sowie 110 auf Hessen-Darmstadt.

2.7 Die rheinische Geschichte mit ihren Sachthemen, Personen und Institutionen bildet einen Sammelschwerpunkt. Aus dem insgesamt gut bestückten Bereich sind hervorzuheben ca. 250 Titel vorwiegend des 18. und 19. Jhs zur Territorialgeschichte von Kurtrier, Kurköln und Kurpfalz, ca. 230 Titel (davon 44 in französischer Sprache) zur französischen und zur Übergangszeit sowie zum Rheinland unter preußischer Verwaltung. Ca. 1140 Darstellungen über einzelne rheinische Landschaften und Orte schließen sich an. Erst in neuerer Zeit werden auch die literarischen Werke rheinischer Schriftsteller berücksichtigt. Die seit ca. 10 Jahren gesammelte Abteilung " Prosa, Poesie heimischer Schriftsteller" umfaßt derzeit 163 Titel.

2.8 Die Sachgruppe Kirchengeschichte und Kirchenrecht einschließlich kirchlichem Leben (Ordensgemeinschaften, Brauchtum, Heiligenverehrung u. a.) ist mit fast 880 Titeln stark vertreten; ca. 725 davon sind aus dem 19. Jh, 160 beziehen sich auf die Kirchengeschichte und Verfassung des Erzbistums Köln, 105 auf das Bistum Trier. Die Wallfahrten zum hl. Rock nach Trier werden in über 100 Darstellungen behandelt.

2.9 Zu den Bereichen Rechts- und Staatswissenschaft und zu den einzelnen Rechtsgebieten liegen ca. 710 Titel vor, darunter etwa 60 juristische Dissertationen in lateinischer Sprache aus dem 18. Jh. Vorwiegend aus dem 18. Jh stammen 340 Deduktionen. Zum Bereich Wirtschaft (einschließlich Landwirtschaft, Handel und Gewerbe und Verkehr) sind fast 400 Titel nachgewiesen, darunter über 60 Dissertationen aus dem 18. Jh in lateinischer Sprache.

2.10 Rara innerhalb des historischen Bestandes sind die älteste Inkunabel, die Statuta provincialia concilii Treverensis (Köln: Nic. Goetz, ca. 1475), und die zweite deutsche Ausgabe von Schedels Weltchronik (Augsburg: H. Schönsperger, 1494). Außerdem finden sich eine Land- und Gerichtsordnung des Landgrafen Wilhelm zu Hessen (Mainz: P. Schöffer, 1497) und ein Manifest des Erzbischofs Johann von Trier Der von Boppard widerwärtig ungehorsame Händel (Koblenz 1497).

2.11 Der Bestand Zeitschriften und andere zeitschriftenähnliche Periodica enthält 147 Titel vor 1900. Bis auf einen das Rothe Blatt von Joseph Görres (1798) sind alle aus dem 19. Jh, 53 aus der ersten und 93 aus der zweiten Hälfte; 4 Titel sind französischsprachig. Die historischen Zeitschriften einschließlich Hilfswissenschaften und geschichtlicher Landeskunde überwiegen (ca. 80 Titel); 12 Titel sind dem Bereich Jura und Verwaltung zuzuordnen, 11 Titel betreffen Wirtschaft und einzelne Wirtschaftszweige, je 10 Theologie und Kirchengeschichte bzw. Kunst, Literatur und Museumswesen. Zum Archivwesen sind 7 Zeitschriften vorhanden. Die restlichen Titel verteilen sich auf Pädagogik, Philologie (5), Medizin und Gesundheitswesen (4), Politik (3), bzw. sind nicht eindeutig zuzuordnen.

Sondersammlungen

2.12 Die Verwaltungsdruckschriften (ca. 650 Titel vor 1900) beinhalten Schriften, die von staatlichen Stellen, von kommunalen Behörden, Dienststellen und Verbänden oder von sonstigen Körperschaften, Gesellschaften, Vereinen u. a. herausgegeben oder veranlaßt sind. In diesem Bestand sind Hof- und Staatskalender, Gesetzes- und Entscheidungssammlungen, statistische Jahrbücher, Adreßbücher und Ortsverzeichnisse, Dienstanweisungen und Verwaltungsverordnungen, Amts- und Ministerialblätter sowie Verhandlungsprotokolle, Ordenslisten, Versicherungsordnungen usw. (z. B. eine Bettelordnung für Koblenz von 1776) zu finden. Die Zeitspanne reicht von Veröffentlichungen aus der Zeit des Alten Reichs (der Erzstifte und Kurfürstentümer Trier, Köln und Mainz sowie des Kurfürstentums Pfalz) über die Zeit der französischen Herrschaft bis zur preußischen Verwaltung und in die Gegenwart. 33 Veröffentlichungen stammen aus dem 18. Jh, davon sind 10 französisch und 2 lateinisch. Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs liegen über 200 deutsche Titel (aus Preußen, den preußischen Provinzen, den Regierungsbezirken, den Kreisen und von den Standesherren) vor und 26 französische. Zwischen 1851 und 1900 erschienen 385 deutschsprachige Veröffentlichungen vorwiegend des preußischen Staates und nachgeordneter staatlicher Institutionen.

2.13 Die Bibliothek der Familienstiftung von Barton gen. von Stedman wurde 1984 vom Landeshauptarchiv als Depositum übernommen und befindet sich in der Außenstelle Rommersdorf des Landeshauptarchivs. Die rund 1750 Titel, davon ca. 1160 vor 1900, wurden größtenteils im 19. Jh durch Carl von Stedman zusammengetragen und später von seinen Nachfahren ergänzt. Der Bestand spiegelt Lebenslauf und private Interessengebiete einzelner Familienmitglieder wider. Neben Veröffentlichungen von Namensträgern und genealogischen Schriften (75 Titel vor 1900) enthält er literarische Schriften, Lexika, Wörterbücher und sprachkundliche Werke (über 390 Titel in deutscher, lateinischer, französischer, englischer, niederländischer, italienischer, griechischer und russischer Sprache). Werke über Erziehung und Bildung, philosophische und religiöse Schriften und naturwissenschaftliche Abhandlungen sind ebenso zu finden wie Kunst-, Musik- und Reiseliteratur. Verhältnismäßig zahlreich ist die politische und historische Literatur: Die politische Bewegung von 1848/49 ist mit 32 Titeln vertreten, der deutsch- dänische Krieg von 1848-1850 und die schleswig-holsteinische Frage mit über 50 (aufgrund der politischen Tätigkeit Carl von Stedmans in dieser Zeit). Aus dem 19. Jh sind über 40 Titel Militärgeschichte und Kriegsliteratur vorhanden. Erwähnenswert ist der Bestand an landwirtschaftlicher Literatur (ca. 120 Titel) mit Werken über Gartenbau, Weinbau, Forst und Jagd sowie Viehzucht. Außerdem liegen über 50 juristische Werke vor.

2.14 Etwa 60 Prozent dieses Bestandes ist in deutscher Sprache verfaßt und stammt überwiegend aus dem 19. Jh. Die lateinischen Werke (92 Titel) datieren meist aus dem 17., 18. und der ersten Hälfte des 19. Jhs. In französischer Sprache sind fast 200 Titel, davon 2 aus dem 16. Jh, der überwiegende Teil aus dem 19. Jh. Die englischsprachige Literatur umfaßt 86 Titel (18. und 19. Jh). Ferner sind 57 niederländische (16. bis 19. Jh), 8 italienische, 3 griechische, 2 russische und ein dänischer Titel vorhanden.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog, in Anlehnung an PI, für den Gesamtbestand, ohne die Nachlaßbibliothek von Stedman]

Systematische Kataloge:

Bandkatalog in 6 Bdn

[für die bis 1953 erworbenen Bücher; hschr., mit systematischer Bestandsübersicht]

Zettelkatalog

[für die nach 1953 erworbenen Bücher und Zeitschriften, ohne die Verwaltungsdruckschriften]

3.2 Sonderkataloge

Alphabetischer und Systematischer Katalog für den Lesesaal-Bestand

Systematischer Katalog für die Verwaltungsdruckschriften

Numerische Standortkataloge für die nach 1953 erworbenen Bücher, für die Verwaltungsdruckschriften und für die Zeitschriften [Arbeitskataloge]

Sachkatalog der Nachlaßbibliothek von Stedman

Alle Kataloge sind in Zettelform.

Verzeichnis der Zeitschriften des Landeshauptarchivs Koblenz. Bearb. von Käte Volkers. Koblenz 1975 (Veröffentlichungen aus rheinland-pfälzischen und saarländischen Archiven. Kleine Reihe, Heft 7)

Volkers, Käte: Bibliothek der Familienstiftung von Barton gen. von Stedman. In: Verzeichnis des Archivs und der Sammlungen der Familienstiftung von Barton gen. von Stedman. Bearb. von Joachim Dollwet. Koblenz 1986, Teil 2 (Anhang), S. 545-586 (Veröffentlichungen aus rheinland-pfälzischen und saarländischen Archiven. Kleine Reihe, Heft 43)

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog bzw. im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriften-Datenbank (ZDB) nachgewiesen.

Stand: Oktober 1991

Edith Haiduk-Brommer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.