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Landeskundliche Bibliothek für Spessart und Untermain des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg

Adresse. Wermbachstr. 15 (Schönborner Hof), 63739 Aschaffenburg [1]
Telefon. (06021) 330-2427 Homepage https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/
Bibliothekssigel. <477>

Unterhaltsträger. Stadt Aschaffenburg
Funktion. Spezialbibliothek, öffentlich zugänglich.
Sammelgebiete. Landeskundliche Literatur über das Untermaingebiet, Aschaffenburg, Spessart, Odenwald, Franken, Bayern, Hessen, Kurmainz. Allgemeine Literatur zur Geschichte, Volkskunde, Kulturgeschichte und Kunst.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10-12 Uhr, Montag bis Mittwoch 14-16 Uhr, Donnerstag 14-18 Uhr. - Leihverkehr: DLV (über Hofbibliothek Aschaffenburg).
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät, Reader-Printer, Scantent.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15-20 Minuten). Busverbindung ab Bahnhof (Linien 1, 4, 10) bis Haltestelle Freihofplatz. A 3, Ausfahrt Aschaffenburg-West und -Ost. Parkhaus in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Amtsbibliothek des Stadt- und Stiftsarchivs erhielt den größten Teil ihres Bestandes aus Schenkungen und Nachlässen. So erwarb der Aschaffenburger Geschichtsverein 1907 die Bibliothek des Aschaffenburger Verlegers Theodor Pergay (1801-1835). 1933 kaufte die Stadt die Sammlung des Buchhändlers Otto Wolf (1882-1951), hauptsächlich Literatur über Aschaffenburg und seine Umgebung. Eine Landeskundliche Bibliothek entstand allerdings erst 1939, als die Büchersammlung des Aschaffenburger Geschichtsvereins, zusammen mit Stichen, Karten, Plänen und Photographien, dem Stadtarchiv übergeben wurde.

1.2 Im gleichen Jahr kam der ca. 300 Sammelbände umfassende Nachlaß des Aschaffenburger Sanitätsrates Dr. Aloys Lorenz (1872-1939) hinzu, der im Laufe seines Lebens fast lückenlos alles wichtige Schrifttum über Aschaffenburg und seine Umgebung zusammengetragen hatte. 1953 erwarb der Geschichts- und Kunstverein die umfangreiche Spessartsammlung des Lohrer Arztes Sanitätsrat Dr. Hans Hönlein (1875-1952). Die Bibliothek erhielt 4000 wertvolle Bände Heimatliteratur; die Karten- und Plansammlung wurde dem Archivgut zugeordnet. Erworben wurden auch die Nachlässe des Lohrer Arztes und Naturforschers Dr. Hans Stadler (1875-1962) und des Miltenberger Redakteurs Rudolf Vierengel (1904-1978).

1.3 Die bedeutendste Schenkung kam 1981 vom Aschaffenburger Chemiker Gustav Stadelmann (1896-1991), der seit seiner Jugend seltene heimatkundliche Bücher und Graphiken gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet hatte. Er überließ Teile seiner Bibliothek ca. 4000 Bde - und einen Großteil seiner graphischen Sammlung. Öffentlich zugänglich wurde die Bibliothek 1962 mit dem Umzug in die ehemalige Maria-Ward-Schule, wo die Bücher in Magazinen aufgestellt und durch Kataloge erschlossen wurden. Rasch anwachsende Bestände von Archiv und Bibliothek machten 1981/82 einen erneuten Umzug in den Schönborner Hof notwendig.

1.4 Zwischen 1981 und 1986 wuchs der Bestand von 45.000 Bdn auf 47.000 Bde, jährlich kommen über 1000 Bücher und Kleinschriften dazu. Neben dem Kauf bei teuren Werken erfolgt Absprache mit der Hofbibliothek spielt der Schriftentausch mit 121 überwiegend deutschen Bibliotheken und Institutionen, aber auch einigen Einrichtungen in Österreich, der Schweiz, Italien und Schweden eine wichtige Rolle. Tauschgabe sind die Publikationen des Geschichts- und Kunstvereins. Daneben erhält die Bibliothek Belegexemplare von Arbeiten, die aufgrund der Archivbestände erstellt wurden. Sie bittet ferner Vereine, Kirchengemeinden und ähnliche Institutionen um kostenlose Überlassung der von ihnen herausgegebenen, nicht im Buchhandel erhältlichen Kleinschriften.

Ursula Hartleitner

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek besitzt einen historischen Bestand von 3232 Titeln. Davon entfallen 2752 auf das 19. Jh, 402 auf das 18. Jh, 66 auf das 17. Jh und 12 auf das 16. Jh. Der Anteil fremdsprachiger Literatur beträgt mit 190 Titeln 6 Prozent, und zwar hauptsächlich lateinische Werke (163), wenige französische (22) und englische (5).

Systematische Übersicht

2.2 Die landes- und regionalgeschichtliche Literatur stellt mit 1310 Titeln den größten Anteil: Aus dem 16. Jh stammen das Thurnierbuch von Georg Rüxner (Frankfurt 1566) und Herzog Johann Friedrichs II. von Sachsen Copey der Antwort ... auf ... Werbung Wilhelmen von Grumbach ... ( o. O. 1566). Ansonsten verteilt sich der Bestand auf 21 Titel aus dem 17. Jh, 134 aus dem 18. Jh und 1153 aus dem 19. Jh. Die Geschichte des ehemaligen Kurfürstentums Mainz mit Aschaffenburg, der Landgrafschaften Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel sowie einiger benachbarter Grafschaften (Hanau-Münzenberg, Nassau, Ober-Isenburg, Erbach, Solms) bilden dabei die geographischen Schwerpunkte. An stadtgeschichtlichen Darstellungen mit Topographien, Reiseführern, Adreßbüchern sowie Ortslexika und Statistiken steht naturgemäß Aschaffenburg an erster Stelle; es folgen Mainz, Frankfurt, Hanau und Seligenstadt. Auffällig zahlreich sind Darstellungen zu den Napoleonischen Kriegen im Rhein-Main-Gebiet, darunter zur Schlacht bei Hanau 1813. Jeweils mehrere Titel zu einzelnen lokalhistorischen Ereignissen liegen außerdem zur hessischen Erbrechtsfrage von 1736 und zu den Kaiserwahlen in Frankfurt von 1742 und 1791 vor. Die regionale Presse ist mit mehreren Titeln vertreten, darunter dem Fränkischen Volksblatt, und, für das lokale Tagesgeschehen, mit der nahezu vollständig erhaltenen Aschaffenburger Zeitung (ab 1770, mit wechselnden Titeln) und dem ihr angeschlossenen Aschaffenburger Intelligenzblatt (mit wechselnden Titeln).

2.3 Die zweitgrößte Gruppe des Bestandes betrifft mit 550 Titeln die Theologie und Kirchengeschichte (16. Jh 7 Titel, 17. Jh 27, 18. Jh 117, 19. Jh 399). Die Titel des 16. Jhs umfassen Johann Karlstadts Sendbrieff an die Miltenberger (Augsburg 1524), die Konstitutionen der Mainzer Provinzialsynode (1549), Caspar Bruschs Chronick oder kurtz Geschichtbuch aller Ertzbischoven zu Mayntz (Frankfurt 1551), Conrad Lycosthenes' Erkanntnuß der Wunderwerk Gottes in der Verdeutschung Johann Herolds (Basel 1557) und das Rituale der Diözese Mainz (1596). Das 17. und 18. Jh sind vor allem mit kirchenrechtlichen Abhandlungen, kurmainzischen Kirchenordnungen sowie Wallfahrts-, Gebet- und Andachtsbüchern vertreten. Im 18. und 19. Jh kommen in größerem Umfang Abhandlungen und Verwaltungsordnungen über einzelne Kirchen, Klöster, Stifte und Pfarreien vor, besonders in Mainz, Aschaffenburg und Amorbach, aber auch in Würzburg und Fulda. Außerdem findet sich eine größere Zahl liturgischer Bücher.

2.4 Innerhalb der Kultur- und Bildungsgeschichte, mit 334 Titeln die nächstgrößere Gruppe (16. Jh ein Titel, 17. Jh 8, 18. Jh 28, 19. Jh 296), setzt der Bestand ein mit Johann Huttichius' Mainzer Altertumskunde, den Collectanea Antiquitatum (Mainz 1525). Das umfangreiche Schrifttum des 19. Jhs umfaßt neben Schulbüchern und -jahresberichten oder Reisebeschreibungen vor allem kulturgeschichtliche Zeugnisse der lokalen Vereine wie etwa Vereinsliederbücher. Städtische Einrichtungen und Vereinswesen (insgesamt 237 Titel; 18. Jh 7, 19. Jh 230) betrifft Literatur fast ausschließlich des 19. Jhs. Im sozialen Bereich fallen darunter Statuten für Armenstiftungen, Arbeiterwohlfahrt und -altersversorgung sowie für Krankenanstalten (49 Titel). Besonders wertvoll für die lokale Sozial- und Alltagsgeschichte ist der umfangreiche Bestand (94 Titel) an Kleinschriften (Statuten, Festschriften usw.) zu dem bunten Spektrum an Gesellschaften, Vereinen und Clubs von der Casino-Gesellschaft (1829) bis hin zum Velociped-Club (1895). Schriften des 19. Jhs zu Handel, Industrie und Verkehr (94 Titel) haben Schwerpunkte in der Mainschiffahrt, im Brauwesen, im frühen Eisenbahnbau und in der für Aschaffenburg wichtigen Papierindustrie.

2.5 Literatur und Sprachwissenschaften (insgesamt 205 Titel) stammen so gut wie völlig aus dem 19. Jh (202). Hervorzuheben sind Sagenbücher zu Main und Spessart, Odenwald und Neckartal (30 Titel) sowie die mainfränkische Mundartliteratur. Das 18. Jh (3 Titel) ist mit der Zeitschrift Der deutsche Zuschauer (Zürich 1785-1788) und F. J. von Heldenbergs Erbauungsbuch Das emsig gesuchte ...

Vergnügen (Aschaffenburg 1752) vertreten.

2.6 Zur Gruppe Recht und Verwaltung (insgesamt 213 Titel; 16. Jh 2, 17. Jh 2, 18. Jh 53, 19. Jh 156) gehören im 16. Jh zwei Ausgaben der Mainzer Untergerichtsordnung (1534, 1582), im 17. Jh in einem Aschaffenburger Druck das Zivilrecht des Wolfgang Sigismund von Vorburg, Aphorismi Althusiani (Aschaffenburg 1630). Das umfangreichere Verwaltungsschrifttum des 19. Jhs spiegelt zum einen in diversen Landesverordnungen die Eingliederung Aschaffenburgs in das Königreich Bayern (1814), zum anderen den Ausbau der innerstädtischen Verwaltung.

2.7 Die Personalschriften (insgesamt 160 Titel; 17. Jh 6, 18. Jh 16, 19. Jh 137) setzen sich zusammen aus Beschreibungen festlicher Einzüge, Hochzeitsgedichten, Neujahrswünschen, Gratulationen, Leichenreden usw. für Persönlichkeiten hauptsächlich des mainfränkisch-hessischen Raums. Das 17. Jh ist mit 6 Leichenreden vertreten, das 18. Jh ebenfalls mit Leichenpredigten, u. a. für mehrere Grafen von Hanau. Im Bereich Landwirtschaft, Botanik, Jagd- und Forstwesen (insgesamt 79 Titel; 18. Jh 2, 19. Jh 77) sind vor allem viele den Spessart und seine Bewirtschaftung betreffende Titel interessant.

2.8 Am Beginn der Gruppe Genealogie, Heraldik, Numismatik und Chronologie (insgesamt 83 Titel; 17. Jh einer, 18. Jh 39, 19. Jh 43) steht Caspar Bussingius' Einleitung zu der Heroldekunst (Hamburg 1694). Im 18. Jh dominieren naturgemäß genealogische Handbücher, u. a. von Johann Christoph Gatterer, Gottlieb Friedrich Krebel und H. D. von Hallstein, sowie Wappenbücher. An die Stelle dieser praxisbezogenen Literaturformen treten im 19. Jh historische Nachschlagewerke und Darstellungen. Ein kleinerer Bestand an kartographischer, geographischer, geologischer und meteorologischer Literatur (insgesamt 61 Titel; 18. Jh 3, 19. Jh 58) gilt weitgehend dem mainfränkisch-hessischen Raum.

Irmhild Schäfer

3. KATALOGE

1. Online-Katalog (Altbestand wird sukzessive eingearbeitet): https://www.archiv-aschaffenburg.de/webopac/index.asp?DB=web_biblio

    [enthält auch Zeitschriftenaufsätze und unselbständige Literatur]

2. "Leimeister-Kartei" [Spessart-Bibliographie in Katalogform; erstellt von Dr. Hans Leimeister (1875-1946); verzeichnet auf etwa 120.000 Karteizetteln fast vollständig das Schrifttum über das Untermaingebiet bis etwa 1940; enthält auch Zeitschriftenaufsätze und Zeitungsartikel; umfaßt alphabetischen Sachkatalog und ein Verfasseralphabet]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hartleitner, Ursula: Die Landeskundliche Bibliothek für Spessart und Untermain des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg. In: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 1 (1983-1986) S. 15-21

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Martin, Roger: Tageszeitungen als historische Quelle. Kurze Darstellung und Erläuterung anhand der Aschaffenburger Presse im 19. Jahrhundert. In: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 1 (1983-1986) S. 60-64

Stand: März 1995

Irmhild Schäfer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.