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Bibliothek des Landesmuseums für Technik und Arbeit

Adresse. Museumsstr. 1, 68165 Mannheim [Karte]
Telefon. (0621) 292-4760
Telefax. (0621) 292-4754 (ÖA)
Bibliothekssigel. <Mh 34>

Unterhaltsträger. Stiftung Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim
Funktion. Spezialbibliothek zur Technik- und Sozialgeschichte des südwestdeutschen Raumes.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sozial-, Wirtschafts- und Landesgeschichte des südwestdeutschen Raumes. - 2. Besondere Sammelgebiete: Sammlung libri rari: Literatur zu den o. g. Gebieten aus dem 18. und 19. Jh.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 10-16.30 Uhr. Leihverkehr: DLV und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Lesegeräte für Mikroformen, Mediothek mit Video-Beständen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung (Linie 47) ab Hauptbahnhof bis Haltestelle Landesmuseum. - Parkmöglichkeiten auf dem Museumsgelände.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde als Teil des 1990 eröffneten Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim konzipiert, in dem die Entwicklung der Technik und ihr Einfluß auf die Wirtschafts- und Sozialgeschichte möglichst anschaulich und praxisnah dargeboten werden soll. Dargestellt wird die Entwicklung der letzten 200 Jahre im südwestdeutschen Raum anhand von 16 ausgewählten Themen (Ausstellungseinheiten), die in drei Epochen gegliedert sind: (1) Frühindustrialisierung und ihre Vorbereitungsphase; (2) Gründerzeit und Hochindustrialisierung und (3) vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Der Besucher wird auf seinem Gang durch die Geschichte von 1750 bis zur Gegenwart auf einer Raum-Zeit-Spirale geführt. Ein Teil des Ausstellungsgutes wird in Funktion gezeigt (arbeitendes Museum).

1.2 Die Bibliothek wird einen Gesamtbestand von etwa 100.000 Bdn erreichen, wovon bereits 65.000 Bde vorhanden sind. Sie orientieren sich größtenteils an den Sammlungsschwerpunkten des Museums. Ergänzt wird dieser Bestand durch das Museumsarchiv (u. a. Graphik- und Plakatsammlungen, Firmenarchive) sowie durch Mediothek, Bildarchiv und weitere audiovisuelle Medien zur Darstellung der Technik- und Sozialgeschichte.

1.3 In der Sondersammlung " libri rari" werden historische Veröffentlichungen (Bücher und Zeitschriften) ab 1750 für Forschungs- und Ausstellungszwecke erworben. Themenbereiche sind vor allem die Geschichte der Technik, Naturwissenschaften sowie soziale Fragen. Gesammelt wird dabei über den Rahmen der sonstigen Ausstellungskonzeption hinaus. Als Geschenk zur Eröffnung des Museums ging die Bibliothek des Vereins zur Darstellung der deutschen Sozialgeschichte, der 1966 in Mannheim gegründet wurde und einer der Mitinitiatoren der Museumsidee war, in den Museumsbestand über. Die sozialgeschichtlich interessante historische Sammlung wurde antiquarisch erworben.

Wolf-Diether Burak

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 65.000 Bdn beträgt der historische Bestand 988 Titel, der sich aus den " libri rari" und der Sondersammlung zur Sozialgeschichte zusammensetzt. Die Auszählung der Sammlung " libri rari" ergab 508 Titel, die sich mit 6, 104 und 398 Titeln auf das 17. bis 19. Jh verteilen. Größere Zahlen werden ab der zweiten Hälfte des 18. Jhs und besonders in der ersten Hälfte des 19. Jhs erreicht. Der Bestand ist fast ausschließlich deutschsprachig. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Naturwissenschaft (136 Titel), Technik und Ingenieurwesen (124 Titel), Landwirtschaft (58 Titel) und Literatur (43 Titel).

Sammlung " libri rari"

2.2 Bei den Naturwissenschaften ist über die gut repräsentierten Fächer Physik und Chemie hinaus eine breite Streuung in andere naturwissenschaftliche Disziplinen zu beobachten. Zur theoretischen Physik (ca. 30 Titel) enthält die Sammlung Ausgaben von André Marie Ampère, Jacques Babinet und Karl Röntgen sowie aus dem 20. Jh Schriften von Max Planck (4) und die Veröffentlichungen über die Uranspaltung von Otto Hahn, Fritz Strassmann und Hans Götte (Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften 1939, 1942, 1944). Bei den allgemeinen Titeln zu Naturwissenschaft und Technik ist Diderots und d'Alemberts Encyclopédie (1758-1771) hervorzuheben.

2.3 Im Fach Chemie (ca. 30 Titel) sind aus dem 18. Jh Schriften von Johann Chr. P. Erxleben, Johann Friedrich Gmelin, Johann A. Göttling und Johann Adam Weber (Salpeter) vorhanden; aus dem 19. Jh Jean B. Dumas' Handbuch der angewandten Chemie (1830-1859), Johann Joseph von Prechtls Grundlehren der Chemie in technischer Beziehung (1813-1815) sowie weitere Titel zur Technischen Chemie und zur Farbenchemie von Ernst L. Schubarth und besonders von Ferdinand F. Runge. Die wichtige Rolle der Textilindustrie im südwestdeutschen Raum bestimmt hier, besonders auch im Hinblick auf die Herstellung und Einfärbung von Stoffen, den Bestandsaufbau. Die übrigen naturwissenschaftlichen Schriften verteilen sich auf die Bereiche Hydrologie, Mathematik, Mineralogie, Meteorologie, Astronomie, Metallurgie und Hüttenwesen sowie Botanik, Geologie und Biologie.

2.4 Dem Bereich Technik und Ingenieurwesen sind 126 historische Titel zuzuordnen, davon 4 aus dem 17., 21 aus dem 18. und 101 aus dem 19. Jh. Aus der Barockzeit stammen das Theatrum machinarum novum von Georg Andreas Böckler (Nürnberg 1673) und 3 Titel von Joseph Furttenbach d. Ä. Das 18. Jh vertreten die französischen Techniker Bernard Forest de Bélidor (u. a. Architecture hydraulique, deutsch, Augsburg 1740 1771), Henri Louis Duhamel du Monceau und Charles Plumier wie auch die Nachschlagewerke von Krünitz (1773-1830, nicht vollständig) und von Jakobsson (1781-1795). Weiterhin sind aus dem 18. Jh einige in den Bereich der Hydraulik fallende Werke angeschafft worden.

2.5 Auf die Zeit der Industrialisierung entfallen die meisten Titel. Vorhanden sind u. a. Schriften von Christoph Bernoulli, Carl Friedrich Gauß und Wilhelm E. Weber, Franz J. von Gerstner, Sigmund F. Hermbstädt, Johann H. M. von Poppe (8 Titel), Johann Joseph von Prechtl und Ferdinand Redtenbacher (8 Titel), der Professor am Karlsruher Polytechnikum war. Ferner liegen Titel zur Technik der Textilproduktion vor, insbesondere zum Spinnen, Weben, Färben oder Drucken, ebenso zur Telegraphie, zum Bauen mit Eisenträgern, zur Architektur von Rheinbrücken und zur Feldmeßkunst. Die Wehrtechnik ist durch Vaubans Abhandlung von der Verteidigung der Festungen (1770) vertreten; die Landwirtschaft durch 58 Titel (5 aus dem 18. Jh), darunter das Museum rusticum et commerciale (Leipzig 1764-1769) und Beschreibungen von Geräten der Land- und Forstwirtschaft.

2.6 Zahlenmäßig gering sind noch die Bestände zu den Sachgebieten Handel und Gewerbe, Verkehr (vor allem Eisenbahn), Forstwirtschaft, Gesundheitswesen, Geographie, Verwaltungswesen, Kunst und Kunsthandwerk, Geschichte (insbesondere Sozial-, Siedlungs-, Bevölkerungs- und Verwaltungsgeschichte), Recht und Unterrichtswesen (Badens und Württembergs). Gesammelt werden auch Publikationen wissenschaftlicher Gesellschaften, Festschriften, so von Industrieunternehmen, Ausstellungskataloge und Beschreibungen der großen Industriemessen sowie naturwissenschaftliche und technische Zeitschriften. Literarische Texte (43 Titel) dokumentieren die Produktion des Verlags Cotta, vereinzelt auch anderer Stuttgarter Verlage.

Sondersammlung

2.7 Die Bibliothek des Vereins zur Darstellung der deutschen Sozialgeschichte ergänzt den " libri rari"-Bestand, da ihr Schwerpunkt bei den durch die Industrialisierung aufgeworfenen sozialen Fragen liegt. Sie wurde gesondert nach ihrer ursprünglichen Systematik aufgestellt und umfaßt 480 historische Titel (9 aus dem 18. Jh, 128 aus der ersten und 353 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs). Der überwiegend deutschsprachige Bestand beinhaltet 10 französische und 8 englische Titel.

2.8 Die Ausrichtung der Sammlung auf den südwestdeutschen Raum mit ausgeprägter agrarischer Produktion zeigt sich in der relativ großen Anzahl landwirtschaftlicher Titel (77). Die Chemie des Ackerbaus ist durch Schriften von Justus von Liebig, Hermann von Liebig, L. von Babo und Paul Wagner repräsentiert. Bei den übrigen naturwissenschaftlichen und technischen Schriften (9 bzw. 10) steht die Chemie im Vordergrund. Größeres Interesse galt auch den Eisenbahnen (18 Titel).

2.9 Die Abteilung Sozialpolitik (51 Titel) umfaßt Literatur zum Themenkreis Arbeiterfrage und Christentum (darunter die Programmschrift des Mainzer Bischofs Ketteler und mehrere Darstellungen von evangelischer Seite); zur Frauenfrage im Hinblick auf Bildung und Arbeitswelt (dazu Schriften von August Bebel, John Stuart Mill, Lorenz von Stein und E. Dühring); zur sozialen Lage der Arbeiterklasse und zu entsprechenden sozialen Einrichtungen, u. a. auch von großen Unternehmen; sowie zur Auswanderung, vor allem nach Nord- und Südamerika (6 Titel). Von Arbeitervereinen herausgegebene Zeitschriften sind in einzelnen Nummern vorhanden.

2.10 Sozialistisches Schrifttum liegt vor von August Bebel (3 Titel), Wilhelm Liebknecht (2), Friedrich Engels (Anti-Dühring), Karl Kautsky (2), Karl Marx (3), Eleonore Marx-Aveling (1) und Ferdinand Lassalle (9). Hinzu kommen Biographien und Briefwechsel aus dieser Zeit und Polemiken gegen den Sozialismus (7 Titel).

2.11 Der Bestand zur Geschichte konzentriert sich fast ausschließlich auf die deutsche Revolution von 1848/49 mit Einzeldarstellungen der Aufstände in Baden, der Pfalz, Dresden (Mai-Aufstand) und Wien. Die Geschäftsordnungen für den Reichstag des Deutschen Reiches und des Norddeutschen Bundes sind vorhanden sowie Reden einzelner Parlamentarier, dazu einige Amts- oder Regierungsblätter deutscher Monarchien der ersten Hälfte des 19. Jhs. Die Militaria schließen Titel über die Gründung der deutschen Kriegsmarine, über die Judenfrage, bzw. den Antisemitismus, Burschenschaften und Freicorps ein.

2.12 Zur Gesetzgebung (36 Titel) liegen zeitgenössische Gesetzesentwürfe und Erlasse vor: vom Code Napoléon über den Rastatter Reichs-Deputations-Receß bis zur Gesetzgebung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Bundes inklusive Gewerbeordnungen, Berggesetze, Rentengesetze; weitere 12 Titel zur Verfassung Bayerns und Württembergs, des Deutschen Bundes und der Vereinigten Staaten von Amerika. 27 Titel zum Finanzwesen betreffen Sparkassen, Volksbanken und besonders bäuerliche Darlehenskassen. Einige wenige Titel entfallen auf Handel (vor allem Schutzzölle), Handwerk, Volkswirtschaft und Gesundheitswesen.

2.13 Die Sammlung literarischer Texte (28 Titel) besteht im wesentlichen aus sozialkritischen Romanen und Dramen sowie aus politischer Dichtung von Theodor Körner und Ferdinand Freiligrath. Die Sammlung satirischer Zeitschriften, u. a. die Fliegenden Blätter (Bde 1 und 4-9), der Kladderadatsch (1848 und 1869) und der Münchner Punsch (1848, Nr. 12-49) wird durch eine Graphik-Sammlung ergänzt mit Karikaturen aus der Zeit der Revolution von 1848, Porträts von Politikern und Königen sowie Fabrikansichten.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[nach RAK-WB, über den Gesamtbestand einschließlich der historischen Sonderbestände, im Aufbau]

Systematischer Katalog

[nach eigener Bibliothekssystematik, im Aufbau]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Baden-Württemberg noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Strobel, Albrecht: Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. In: Die Wirtschaft 9 (1989) S. 644-648

Strobel, Albrecht: Architektur und Museum. In: Badische Heimat 3 (1991) S. 413-427

Stand: April 1992

Isolde Tröndle-Weintritt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.