FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bücherei des Landesoberbergamtes Nordrhein-Westfalen

Adresse. Goebenstraße 25, 4600 Dortmund [Karte]
Telefon. (0231) 5410-138 Telex. 822550 lobad
Bibliothekssigel. <Dm 9>

Unterhaltsträger. Land Nordrhein-Westfalen
Funktion. Fachbibliothek für das Landesoberbergamt Nordrhein-Westfalen und die nachgeordneten Bergämter.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Bergbau (Technik, Wirtschaft, Recht mit Schwerpunkt Bergrecht, Soziales). 2. Besondere Sammelgebiete: Fachliteratur bis zum Erscheinungsjahr 1949; Geologische Karten von Deutschland. Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30-16 Uhr, für behördenfremde Benutzer Montag bis Freitag 8-12 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Gedruckte Informationen. Zugangsverzeichnis der Bücherei (quartalsweise); Verzeichnis der laufend gehaltenen Zeitschriften (jährlich). Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erwünscht. S-Bahnverbindung ab Kampstraße (Linie 403) bis Haltestelle Lippestraße. Parkmöglichkeiten begrenzt vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Über die Entstehung der Bibliothek liegen keine Unterlagen vor, zumal im Zweiten Weltkrieg alle Akten und sonstigen Registraturunterlagen vernichtet wurden. Die Gründung der Bibliothek dürfte verbunden sein mit der Errichtung des Oberbergamtes, das im Jahre 1792 mit der Bezeichnung Westfälisches Oberbergamt mit Sitz in Wetter durch " Constitutions-Urkunde" vom 26. Juli 1792 auf " Ordre" seiner königlichen Majestät Friedrich-Wilhelm II. von Preußen durch Freiherr von Heinitz ins Leben gerufen wurde.

1.2 Im Jahre 1805 wurde das Oberbergamt nach Essen verlegt und schließlich am 1. Januar 1816 durch Erlaß der preußischen Regierung eine bis dahin bestehende Oberbergamtskommission in das Westphälische Ober-Berg-Amt mit Sitz in Dortmund umgewandelt. Das erste schriftliche Zeugnis für die Bibliothek besteht in dem gedruckten Catalog der Bibliothek des Königlichen Ober-Bergamtes zu Dortmund aus dem Jahre 1870 (s. u. 3). In den Jahren 1896 und 1912 wurde der Katalog jeweils neu gedruckt, wobei mit Erstellung des Kataloges von 1912 die Signaturen gegenüber dem Katalog von 1896 geändert wurden.

1.3 Die Bestände der Bibliothek waren offensichtlich immer ausgerichtet auf die Funktion des Oberbergamtes als Aufsichtsbehörde für die Bergwerke und als Ausbildungsbehörde für die technischen Aufsichtsbeamten und den Verwaltungsdienst. In den " Bestimmungen für die Benutzung der Bibliothek des königlichen Oberbergamtes zu Dortmund" heißt es: " Das Recht, Bücher, Zeitschriften und Journale aus der Bibliothek zu entleihen, steht zu: den Räthen, Assessoren und früheren Mitgliedern des Oberbergamtes, den übrigen Beamten des Oberbergamts, den bei demselben beschäftigten Referendarien und Eleven, den Revierbeamten und den Dirigenten der Staatswerke. Anderen Personen können Bücher nur mit Genegung des Direktors des Oberbergamts geliehen werden." Die Bibliothek hatte also früher mehr den Charakter einer Präsenzbibliothek.

1.4 Das Gesetz über die Kompetenz der Oberbergämter vom 10. Juni 1861 hob die Bergämter auf und übertrug ihre Befugnisse auf die Oberbergämter. Aufgrund dieser Aufhebung ist auch erklärlich, daß aus einem " Bericht über den Stand und die zweckmäßige Erweiterung der von der Westfälischen Berggewerkschafts-Kasse unterhaltenen Anstalten und Sammlungen" aus dem Jahre 1871 hervorgeht, daß der Grundstock der Berggewerkschaftlichen Bücher- und Kartensammlungen aus denjenigen Werken der ehemaligen Bergamtsbibliotheken von Bochum und Essen besteht, welche das Königliche Oberbergamt zu Dortmund der Westfälischen Berggewerkschafts-Kasse überlassen hat.

1.5 Im Zweiten Weltkrieg wurde das Akten- und Registraturmaterial vollständig vernichtet, doch ist der Buchbestand weitgehend unbeschädigt geblieben. Ca. 2000 Bücher wurden vernichtet, überwiegend Literatur nach dem Erscheinungsjahr 1910. Lediglich die Gruppe Atlanten und Karten (ca. 200 Stück) ging verloren.

1.6 Die Gliederung und Katalogisierung des Buchbestandes erfolgte bis 1949 nach Sachgebieten, ab Erwerbungsjahr 1950 nach Größe. Ab 1974 wurde anhand der Dezimalklassifikation eine Einteilung nach Sachgebieten vorgenommen (auch retrospektiv für das seit 1950 erworbene Schrifttum). Durch Zusammenlegung der Oberbergämter Bonn und Dortmund zu einem Landesoberbergamt Nordrhein-Westfalen zum 1. Januar 1970 wurde der Bestand der Bücherei des Oberbergamtes Bonn der Bibliothek des Landesoberbergamtes Nordrhein-Westfalen zugeordnet und ebenfalls, soweit es sich nicht um Dubletten handelt, nach dem Dezimalsystem umkatalogisiert. Es handelt sich dabei aber nicht um historische Buchbestände, da das Oberbergamt Bonn bei einem Luftangriff im Jahre 1944 völlig ausgebrannt ist.

Marlene Uhlenbruch

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Beschreibung erfolgt anhand des gedruckten Kataloges aus dem Jahre 1912 (s. u. 3), der für die Altbestände auch heute noch weitgehend Gültigkeit besitzt. Entsprechend der Funktion der Bibliothek findet sich vor allem zeitgenössische, dem aktuellen Gebrauch dienende Literatur. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt insgesamt etwa 6600 Titel, die vor 1912 erschienen sind bei einem Gesamtbestand von ca. 100.000 Bdn. Nur einige Einzelstücke stammen aus dem 15. bis 17. Jh. Ca. 350 Titel (etwa 5 Prozent des Gesamtbestandes) stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs, weitere 2000 Titel (30 Prozent) aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, ca. 3400 Titel (52 Prozent) aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs und ca. 850 Titel (13 Prozent) aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jhs. Es ist so gut wie ausschließlich das Deutsche vertreten; nur vereinzelte Titel sind in Französisch, Latein und Englisch. Systematische Übersicht

2.3 Die Gruppe Bergbau (ca. 1000 Titel) enthält, neben älteren Standardwerken (z. B. Agricola, De re metallica; Löhneyss, Bericht vom Bergwerk und Bruckmann, Unterirdische Schatzkammer) geschichtliche Werke zum allgemeinen Bergbau und Darstellungen des Berg-, Hütten- und Salinenwesens sowie zu deren Nachbargebieten. Eine Gruppe von Darstellungen einzelner Länder, Landschaften und Orte (auch außerdeutsche) der traditionellen Bergbaugebiete, Lehr- und Handbücher (ca. 50 Titel), spezifisch auf den Bergbau zugeschnittene Wörterbücher und Kalender sowie eine kleinere Anzahl von Zeitschriften, Jahrbüchern und Verwaltungsberichten schließt sich an. Des weiteren finden sich Werke zur Lagerstättenkunde (ca. 80 Titel), Literatur zum Grubenausbau, zu Bohr- und Sprengarbeiten sowie Handbücher zum Unfallwesen (ca. 80 Titel). Es folgt Literatur zu allen Arten der Förderung, vor allem Wetterführung (ca. 140 Titel), zur Aufbereitung und Weiterverarbeitung (ca. 40 Titel) und zur allgemeinen, vor allem wirtschaftlichen Entwicklung des Bergbaus (ca. 50 Titel) sowie verschiedene Festschriften (ca. 40 Titel) und Geschäftsberichte.

2.4 Die Gruppe Hüttenwesen (ca. 230 Titel) enthält neben den geschichtlichen und allgemeinen Darstellungen (ca. 30 Titel) bemerkenswerte Unterabteilungen im Bereich Eisenhüttenwesen (ca. 90 Titel), Metallhüttenwesen und zur Probierkunst (ca. 70 Titel), vor allem aus der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jhs. Eine Gruppe Salinenwesen mit ca. 80 Titeln und Polytechnik sowie chemischer Technologie mit ca. 100 Titeln schließt sich an.

2.5 Bei den reinen Naturwissenschaften (ca. 1400 Titel) ist neben den allgemeinen Darstellungen (ca. 150 Titel) vor allem Literatur der Physik, Meteorologie und Klimatologie (ca. 160 Titel) erwähnenswert. Hier gibt es auch einige ältere Zeitschriften wie Lichtenbergs Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte. Die Chemie (ca. 140 Titel) umfaßt überwiegend allgemeine und Kohlechemie und enthält naturgemäß nur wenig ältere Werke. Die größte Literaturgruppe der reinen Naturwissenschaften (ca. 800 Titel) bilden die Geologie, Paläontologie, Petrographie und Mineralogie. Hier findet sich auch verhältnismäßig reiche historische Literatur und insgesamt ein repräsentativer Querschnitt der bekannten Autoren. Neben den allgemeinen Darstellungen, den Lehr- und Handbüchern (ca. 240 Titel) sind vor allem Arbeiten zur Geologie einzelner Formationen und Mineralien (ca. 200 Titel) sowie zur Geologie einzelner (auch außerdeutscher) Landschaften (ca. 350 Titel) bemerkenswert, während Botanik, Zoologie, Vulkanologie sowie Anthropologie jeweils nur mit wenigen Titeln vertreten sind.

2.6 Die Gruppe Angewandte Natur- und Ingenieurwissenschaften (ca. 600 Titel) repräsentiert auch in ihren Unterabteilungen (Materialienkunde, Feuerungswesen, Maschinenwesen, Dampferzeugung, Bauwesen) gut und umfassend den Wissensstand des 19. Jhs. Bei der Mathematik (ca. 170 Titel) überwiegt die Literatur zu deren praktischer Anwendung (Geometrie, Trigonometrie, Markscheidewesen).

2.7 Die Staats- und Volkswirtschaftslehre (ca. 850 Titel) enthält eine bemerkenswerte Sammlung von Amtsdruckschriften, amtlichen Jahrbüchern und gedruckten Verordnungen sowie Handbücher zur Statistik und Ökonomie. Eine kleine Sammlung allgemeiner sozialwissenschaftlicher Literatur zum Genossenschaftswesen, zu Bildung und Unterricht schließt sich an, des weiteren Literatur über behördeninterne Organisationsformen (vor allem Registratur- und Kassenwesen), zu Handelspolitik, Zoll- und Steuerwesen sowie zu Industrie- und Gewerbepolitik. Erwähnenswert ist ferner noch eine Anzahl von Werken mit Ausstellungsberichten.

2.8 Die nicht sehr umfangreiche Gruppe Verkehrswesen (ca. 400 Titel) enthält vor allem Literatur zum Eisenbahn- und zum Schiffahrtswesen, insbesondere zum Binnenschiffahrtswesen (einschließlich Kanal- und Schleusenbau) sowie Werke zum Tarifsystem der verschiedenen Beförderungsmittel und zur Konkurrenzsituation derselben untereinander.

2.9 Gesetzgebung und Verwaltung bilden mit ca. 1000 Titeln eine der größten Gruppen. Neben Sammelwerken, Kommentaren, Gesetzestexten, Entscheidungssammlungen und Enzyklopädien (ca. 130 Titel) findet sich ein umfangreicher Bestand an Literatur zum Staats-, Verwaltungs- und Beamtenrecht (ca. 270 Titel) und zum Bürgerlichen Recht (ca. 120 Titel, vor allem Zivilprozeßrecht). Arbeitsrecht (ca. 60 Titel), Arbeitersozialfürsorge sowie Kranken-, Unfall-, Invaliditäts- und Altersverischerung der Arbeiter schließen sich an. Hervorhebung verdient eine Sammlung zum Bergrecht Deutschlands (ca. 220 Titel, u. a. 30 Bergordnungen aus dem 16. bis 18. Jh) und der außerdeutschen Staaten (ca. 40 Titel).

2.10 Zur Sozialgeschichte der Bergarbeiter, zu Arbeitsbedingungen, zur Arbeiterbewegung und zur Sozialen Frage bietet die Gruppe " Arbeiterverhältnisse" mit ca. 250 Titeln einschließlich des Arbeiterwohnungs- und Knappschaftswesens zeitgenössisches Material.

2.11 Bei der Geographie überwiegen neben Standardwerken und Topographien die Reisebeschreibungen von außereuropäischen Ländern (vorwiegend unter geographischen und geologischen Gesichtspunkten). Unter den restlichen Gruppen verdienen Hervorhebung nur noch die Werke zur allgemeinen Statistik (ca. 60 Titel), zur Städte- und Landesgeschichte vornehmlich des Rheinlandes und Westfalens (ca. 80 Titel), Gedächtnisschrifttum, Denkreden und Biographien (ca. 70 Titel) sowie eine Sammlung älterer Adreßbücher (ca. 30 Titel) und einzelne Bergarbeiterliederbücher.

Reinhard Feldmann

3. KATALOGE

Catalog der Bibliothek des Königlichen Ober-Bergamts zu Dortmund: Dortmund 1870

[gedruckter Katalog mit systematischem und alphabetischem Teil: 1 Bd mit gedrucktem Nachtrag bis Ende 1874; 1 Bd mit hschr. Ergänzungen bis 1895]

Katalog der Bibliothek des Königlichen Oberbergamtes zu Dortmund. Dortmund 1896

[gedruckter Katalog mit systematischem und alphabetischem Teil]

Bücher-Verzeichnis des Königlichen Oberbergamtes zu Dortmund nach dem Stande vom 1. Juni 1912

Bd 1: Systematischer Katalog mit mschr. Ergänzungen bis Ende 1949

Bd 2: Alphabetischer Katalog mit hschr. Ergänzungen bis Ende 1949

[maßgeblicher Katalog]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Proempeler, Otto (Hrsg.): Das Oberbergamt Dortmund und der Bergbau in seinem Bezirk. Brilon 1958 (Internationale Industrie-Bibliothek Bd 120/125) Berichte und Glückwünsche aus Anlaß des 150-jährigen Bestehens des Oberbergamts in Dortmund. Dortmund 1966 150 Jahre Oberbergamt in Bonn. Bonn 1966

Stand: Oktober 1988

Marlene Uhlenbruch


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.